Ohne Regeln
Weißt du, ich wollte schon immer nur das tun, was mir am meisten Spaß macht. Lieber Regeln berechen als sie einzuhalten, ohne jemanden großen Schaden zuzufügen.
Spaß mit anderen, nicht auf deren Kosten. Aber irgendwie ergab sich nie die Gelegenheit dazu, überall Regeln, die ich nicht einhalten wollte, aber auch nicht brechen konnte.
Dauernd sagte man mir, was zu tun sei, weil es ja so wichtig ist und ich beugte mich dem Willen all jener, die „man“ waren und sind.
Sich zu widersetzen hieß Ärger, Strafe in irgendeiner Form und wer hatte darauf schon Lust?
Ich hatte nie Lust, das zu tun, was man von mir verlangte, nie Lust, mich an Regeln zu halten, aber beides tat ich. Tue es immer noch.
Und immer noch nervt es, ist anstrengend und nicht das, was ich tun will. Aber du weißt ja, ich wehre mich nicht.
Es ist halt so.
Ich könnte es ändern, aber ich will nicht.
Es ist nicht das, was Spaß macht. Sich zu wehren kostet Kraft, ist laut und in Moment nicht angebracht. Also bleibt es.
Du hingegen folgst brav den Regeln, größtenteils deinen eigenen, und das ist dein Leben. Du brichst sie nicht, umgehst sie nicht, hast sie vollkommen akzeptiert. Natürlich.
Warum nicht? Sehr einfach, sehr geschickt. Kaum Widerstand.
Aber das war sicherlich nicht der Gedanke, den du dabei hattest, bei diesem Entschluss.
Wenn „man“ dir etwas sagt, tust du es. Nicht anders als ich.
Doch das macht uns nicht ähnlich. Wir könnten uns noch so lange gegenüber sitzen und anstarren, unsere Gründe blieben dennoch andere.
Also, was machen wir?
Ändern auf keinem Fall. Keine Lust, zu anstrengend, macht keinen Spaß. Das will ich einfach nur.
Und keine Regeln.
Du lebst nach deinen, ich nach keinen.
Siehst du?
Wir sind uns nicht ähnlich.
Und das wollen wir auch nicht.
Oder?
Nein?
Lassen wir das.
Also … was machen wir?
Spaß haben? Das tun, auf was wir Lust haben? Auf einmal? Nur deine und keine Regeln einhalten? So ganz plötzlich?
Was sagst du dazu?
Eine gute Idee, oder nicht? Ohne den Gedanken an andere in einer anderen Welt leben und doch niemanden schaden, einfach nur Spaß haben. Schöne Vorstellung.
Schön und unerreichbar.
Jeder Schritt holt einen wieder zurück, klammert und fesselt einen immer mehr an Regeln, die mich schon immer nur störten. Natürlich regt mich das auf, verdammt, sehr sogar, doch was ändert es?
Nichts?
Nichts.
Alles gleichgültig. Nichts anders. Alles wie immer.
Meine Meinung hat sich nicht geändert, nein. Ich will mich nicht wehren, habe ich noch nie getan.
Nun, stört es dich auch? Das Unerreichbare? Regeln, die nicht die deinen sind? Sicherlich tut es das, aber ich glaube, du wehrst dich dagegen. Nein, ich weiß es.
Du lässt dich nicht davon aufhalten.
Du willst das Unerreichbare erreichen.
„Wenn du dich nicht änderst, wirst du es nie zu etwas bringen. Notfalls werde ich dir dafür sorgen, dass du es tut!“
Keine Ahnung, wie lange es her ist, dass du diese Worte sagtest.
Wochen oder doch schon Monate?
Kümmert mich aber nicht. Ist mir egal. Ihr Klang, ihr Inhalt interessiert mich nicht mehr. Du willst mich ändern, ja?
Dann lass mal sehen!
Steht das auch in deinem netten Regelbuch?
Glaubst du echt, dass du das könntest?
Nun, versuch’s. Ich halte dich nicht auf. Du weißt, ich wehre mich nicht. Das macht keinen Spaß.
Aber dir zuzusehen, das wird Spaß machen, ich muss mich an keine Regeln halten und du befolgst brav die deinen. Klingt doch super, oder? Endlich mal das, was ich tun wollte.
Und wenn du endlich aufgibst, werden wir immer noch am Anfang stehen. Du erschöpft, mit deinen Regeln am Ende und ich dir dankbar für diesen unterhaltsamen Abend.
Diese Treffen sollten wir auf jeden Fall wiederholen.
Stellt dich das zufrieden? Ist es das, was du erreichen wolltest? Mit deinen und ihren ach so wunderbaren Regeln?
Sag’s mir.
Hast du irgendwas erreicht mit ihnen?
Ich sehe immer noch keinen Grund, mich plötzlich an sie zu klammern, wie sie immer noch mich festhalten. Ich breche keine von ihnen, nein, aber einhalten will ich sie trotzdem nicht.
Warum tust du es?
Macht es dir etwa Spaß?
Keine Regeln macht frei – willst du frei sein?
Aber … dann bist die diejenige, die sich ändern muss und ich sehe dir dabei zu.
Wenn du dein Regelbuch um die ihren erleichterst.
Denn deine Regeln sind keine.
Ganz einfach.
Also, was machst du?
Wo liegen deine Interessen? Erschaff dir dein eigenes kleines Schlaraffenland direkt neben meinem und lass uns Spaß haben.
Irgendwann zahlen wir den Preis, aber darum müssen wir uns jetzt keine Gedanken machen.
Irgendwann ist noch lange hin.
Reicht das nicht?
Ändere dich. Schmeiß deine Regeln weg, und komm mit mir.
Wir wehren uns nicht, ändern uns nicht.
Keine Regeln.
Nur Spaß.
Schönes Leben.
Komm mit.