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Chess

Das Leben ist wie ein Schachspiel...
von

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White King, White Bishop - Black King, Black Knight: Sixth Sickness

Noch immer etwas neben der Spur stand Osa in ihrer Wohnung, starrte auf die Tür, die Asako gerade hinter sich gelassen hatte. War das gerade tatsächlich passiert? Sie hatte gewusst, dass der Tag irgendwann kommen würde an dem sie ihre beste Freundin zurückweisen musste, aber sie hatte nicht geglaubt, dass er schon so bald da war. Die Ältere war sich der ganz offensichtlichen Gefühle der Jüngeren durchaus bewusst, doch dass ihre weiße Königin tatsächlich den Mut aufgebracht hatte diese auch preis zu geben hatte sie dann doch sehr aus der Bahn geworfen. Schon ein paar Mal hatte sie sich etwas zurechtgelegt, was sie in dieser Situation sagen würde, Asako's derart ausladende Reaktion hatte sie aber nicht mit einberechnet. Der weiße König setzte sich auf die Couch, lies das Gespräch nochmals Revue passieren. War sie zu hart gewesen? Dann jedoch war Osa immer für ihre sehr direkte und ehrliche Art bekannt gewesen. Sie wollte keine Beziehung zu Asako, nicht die Art die sich die Jüngere wohl wünschte doch verlieren oder gar verletzen wollte sie die andere dann auch wieder nicht. Die junge Frau musste wie eine Blume gepflegt und gehütet werden, sonst würde sie daran zugrunde gehen. Schon an dem Tag, an dem sie ihre Freundin zusammengesunken, weinend und schluchzend unter diesem Baum vorgefunden hatte, stand ihr Beschluss sich ihrer an zu nehmen bis sie auf eigenen Füßen stehen konnte. Nicht karrieretechnisch, denn Asako konnte sich durchaus gegen Konkurenz zur Wehr setzen, eher emotional. Trotz der Versetzung nach Tsukigumi war die Jüngere immer noch von ihr abhängig, ob sie sich dessen bewusst war oder nicht. Das wollte Osa jedoch nicht, doch sehr gefördert hatte der Hanagumi-Star die Unabhängigkeit ihres ehemaligen Vice nicht. Sie hatte die andere eher noch mehr von sich abhängig gemacht mit dem, was vor Monaten, wenn nicht Jahren nach einer Premiere im alkoholisiertem Zustand geschehen war. Damals waren Osa und Asako, schon ziemlich betrunken, früher von der After-Show-Party abgehauen, hatten sich in Osa's damals noch kleinere Wohnung in der Nähe von Asako's nieder gelassen und dort ein wenig für sich weiter gefeiert. Irgendwann im Verlauf des Abends saßen die zwei Hanagumidarstellerinnen nebeneinander hinter der Couch auf dem Boden, Asako mit einem halb geleertem Cocktail in der Hand und Osa's wirre Gedanken hatten sich gefragt ob sie nicht doch etwas für ihre beste Freundin empfand. Für sie hatte es nur eine Möglichkeit gegeben das heraus zu finden. Asako selbst hatte diese Geste, diese Neugier, die zu dem Kuss geführt hatte doch etwas falsch aufgefasst.

Osa seufzte. An der ganzen Situation war sie allein Schuld. Aus Scherz flirtete sie oft mit ihrer Freundin, war strunzehrlich wenn ihr ein Outfit der Jüngeren gefiel oder wenn sie stolz auf sie war. Damit hatte sie in Asako wohl falsche Hoffnungen geweckt. Kurzerhand griff der Hanagumi-Star nach dem Telefon. Wie viel Zeit vergangen war seit die Jüngere aus der Wohnung gestürmt war wusste sie nicht, doch inzwischen war es stockduster. Es konnten genausogut Stunden als auch nur wenige Minuten sein. Sie wählte eine nur allzu bekannte Nummer.

„Komu?“, fragte sie als ihr ein sehr müdes Stöhnen aus dem Hörer entgegenschlug.

„Warum weckst du mich bitte um die Uhrzeit, Osa?“

„Ich hab dich geweckt? Ist Asako nicht bei dir?“

„Nein was soll sie auch hier? Ich dachte sie ist bei dir.“ Osa schwieg und Komu schnaubte etwas genervt. „Was ist passiert?“

„Kann ich dir das ein andermal erklären? Wenn sie bei dir auftaucht, bitte ruf mich an.“

„...Na gut. Aber spätestens morgen verlange ich eine Erklärung.“

Ohne weitere Worte legte Komu einfach auf und Osa erhob sich von ihrem Platz. Die Nervosität stieg in ihr hoch, denn normalerweise war Komu Asako's allererste Anlaufstelle wenn es ihr schlecht ging und Osa aus dem Weg ging. Hastig tiegerte der Hanagumi-Star durch ihre Wohnung während sie die zweite Nummer tippte, die ihr in den Sinn kam. Wenn Asa dort nicht war, dann wusste sie auch nicht weiter. Sie musste zwei Mal anklingeln ehe Mizu endlich den Hörer abnahm.

„Du gönnst einem aber auch keinen Schlaf, oder?“, kam es mehr als genervt vom anderen Ende. Die Soragumi-Darstellerin wurde immer so grantig wenn man sie weckte.

„Tut mir auch wirklich leid. Aber wenn ich dich geweckt habe gehe ich nicht davon aus, dass Asako bei dir ist, oder?“

„Nein. Ich dachte sie wäre bei dir.“

„Falls sie bei dir aufkreuzen sollte sag mir bitte Bescheid.“

„Wieso? Osa was ist passiert?“

„Chika ein andermal...“

„Wag es nicht jetzt einfach auf zu legen und sag mir was passiert ist. Ich dachte ihr wolltet einen DVD Abend machen.“

Osa seufzte schwer. So gern sie Mizu auch hatte, die andere war manchmal ziemlich aufdringlich. Wenn sie nicht sagte, dann würde ihre Freundin in spätestens fünf Minuten vor ihrer Tür stehen, egal wie müde sie war.

„Wir haben uns gestritten. Sie ist aus der Wohnung abgehauen.“

„Und bei Komu ist sie nicht?“

„Da hab ich doch zuerst angerufen.“

„Dann hat sie sich bestimmt in ihrem Zimmer eingesperrt. Das hat sie das letzte Mal auch gemacht.“

Ein wenig schnaubte der Hanagumi-Star in den Hörer. Streit konnte ihre Freundin eigentlich ganz gut ab, es sei denn Osa stutzte sie zurecht.

„Ja schon...“

„Jetzt hör mal“, unterbrach sie ihre Freundin. „Ihr geht’s bestimmt gut. Lass sie erst mal in Ruhe und lass sie sich ein wenig ausheulen. Morgen schneist du nochmal bei ihr vorbei und dann könnt ihr in Ruhe reden.“

Osa fuhr sich durch die Haare. Vielleicht hatte die andere Recht.

„Wahrscheinlich. Halt trotzdem mal Augen und Ohren offen. Ich will nicht, dass ihr was passiert.“

„Wollen wir doch alle nicht. Wenn du Komu wirklich schon angerufen hast wird sie sowieso die ganze Nacht kein Auge zu bekommen. Hast du mal bei Kashi nachgefragt?“

„Nein. Ich hab ihre Nummer nicht.“

„Dann mach ich das mal. Vielleicht ist Asa bei ihr. Da oder bei ihrer neuen Freundin. Wie hieß sie noch? Kiriya?“

„Die kenne ich genauso wenig wie Kashi. Du weist, dass ich nicht wirklich Kontakte zu Tsukigumi habe.“

„Ich dachte du und Ayaki seid ganz gute Bekannte?“

„Saeko hatte doch heute das Photoshooting. Desshalb war Asako doch bei mir. Ich bezweifle, dass sie schon zuhause ist und wenn, dann wird sie wohl im Bett liegen.“

„Dann ruf sie halt morgen an. Asa wird wohl spätestens beim Training wieder auftauchen.“

„Das hoffe ich.“

Das hoffte sie sogar sehr.
 

Mit der Nase im Script hockte die Tsukigumi-Darstellerin an der Heizung, lehnte sich mit dem Rücken daran und genoss etwas die Wärme. Irgendwie war es heute noch kälter als sonst und Kiriyan fror sich nach allen Regeln der Kunst den Hintern ab. Dabei hatte sie sich schon auf ihre Jacke gesetzt, doch der kalte Boden tat seinen Teil. Eigentlich wollten sie sich alle aufwärmen, doch ihr Top Star, warum auch immer, war noch immer nicht da. Saeko war normalerweise eine der ersten, die den Raum betraten, machte sich mit den Schauspielerinnen meist schonmal warm, auch wenn die Direktoren noch nicht da waren oder noch mit ihren eigenen Unterlagen beschäftigt waren.

„Ich wette trotzdem sie hat verschlafen“, sagte sie zu Yuuhi, die neben ihr saß und ebenso versuchte die Kälte etwas zu überbrücken. Die schmalen Heizungskörper waren voll besetzt von den Schauspielerinnen und diejenigen, die keinen so begehrten Platz abbekommen hatten hüpften oder liefen durch den Saal. Wer auch immer über Nacht die Heizungen abgestellt hatte war ein absoluter Volltrottel gewesen.

„Sie wird schon ihre Gründe haben. Nach dem Shooting gestern hat sie immerhin auch noch was auf zu holen. Sena ist immerhin auch noch nicht da“, meinte die Otokoyaku neben ihr und Kiriyans Blick wanderte durch den Raum. Sie erkannte Kashi, die noch immer versuchte sich einigermaßen warm zu halten, dick eingepackt in ihre Winterjacke und mit einem flauschig, weißem Schal. Selbst der Abstand zum Boden durch die Absätze verhinderten die kalten Füße aber nicht. Die junge Otokoyaku sah auf als noch jemand den Raum betrat, nicht minder eingepackt. Wenn man vom Teufel sprach. Zwar gab Kiriyan ihren Platz an der Heizung nicht sonderlich gerne auf, aber als sie sah, wie auch Kashi in Asako's Richtung lief erhob sie sich mit knirschenden Knochen, wie war wohl etwas eingefroren, und lief zu der jungen Vice.

„Morgen Asako“, sagte sie fröhlich, erntete aber nur ein leises Brummen von der anderen. Sie war bis zu den Ohren in einen gestreiften Schal gewickelt und wirkte allgemein etwas blass. Obendrein leicht steif in der Art und Weise wie sie sich bewegte. „Ist alles okay bei dir? Wie war der Abend bei Osa?“

Keine Antwort.

„Ich glaube du wirst krank“, ergänzte Kashi nur, doch Asako starrte etwas gedankenverloren auf ihre Tasche. „Hallo? Guten Morgen!“

Der Vice schreckte hoch als Kiriyan sie an der Schulter berührte, doch schüttelte dann leicht den Kopf.

„Mir geht’s gut“, murmelte sie nur leise, doch ihre Stimme kratzte ziemlich. „Ich hab mir nur einen Zug geholt. Das gibt sich wieder.“

„Bist du sicher? Du wirkst ziemlich blass.“ Kiriyan wollte die Stirn ihrer Freundin fühlen, überprüfen, ob sie nicht eventuell Fieber hatte, doch Asako schob ihre Hand beiseite ehe es dazu kam.

„Ich sagte es geht schon.“

Der leicht wütende Tonfall lies die zwei Freunde verstummen und Kiriyan warf einen flüchtigen Blick zu Kashi, die nur kurz mit den Schultern zuckte und Kiriyan seufzte etwas. Zwar kannte sie Asako noch nicht so lange, aber der Vice war manchmal wirklich stur. Der Blick der kleineren Frau fiel auf die Tasche, aus der etwas lilafarbener Stoff herausblitzte.

„Was hast du denn bitte da mitgebracht? Noch mehr Klamotten fürs Training?“

„Nein“, erwiederte die andere etwas schneller kaum, dass Kiriyan den Satz zuende geführt hatte. „Ein Pullover. Falls mir kalt wird. Das Wetter heute ist echt mies.“

„Wem sagst du das?“ Kiriyan warf einen Blick über die Schulter. Ihr Platz an der Heizung war schon wieder besetzt.
 

Kaum dass Kiriyan sich erhoben hatte pflanzte sich Micchan an deren Stelle neben Yuuhi, bibberte leicht vor sich hin und kuschelte sich etwas weiter in den wohl etwas dünn geratenen Mantel. Das Wetter hatte die Shinko eindeutig unterschätzt. Dabei war ihr auf dem Weg zum Probenraum nicht einmal so sonderlich kalt gewesen aber das Nichtstun kühlte sie nur noch weiter aus. So sonderlich wild direkt neben der besten Freundin Saekos zu sitzen war sie nicht, jedoch war die Verlockung sich an der Heizung etwas auf zu wärmen doch verlockender. Sie konnte mit ihrer Vorgesetzten arbeiten, doch sie unterhielten sich nicht sonderlich oft, wesshalb ein 'Guten Morgen' oder jegliche andere Konversation zunächst ausblieb. Das hieß bis die Shinko das Gespräch von Kei, Kiriya und Sena mitbekam. Sie hörte sie nicht, aber so, wie sich die Vice verhielt kränkelte sie wohl etwas rum.

„Saeko reist ihr doch den Kopf ab wenn sie hier krank rumspringt“, meinte Micchan nebensächlich und Yuuhi blickte kurz zu ihr ehe sie von ihrem Script aufsah und dem Blick der Shinko folgte. Diese sah dann doch zu ihrer Vorgesetzten. „Wo bleibt unser Star eigentlich?“

Für ein paar Sekunden schwieg die andere, entschied sich dann doch zu antworten.

„Keine Ahnung. Sie dürfte aber gleich kommen.“ Yuuhi warf einen Blick auf die Uhr. „Wenn sie in fünf Minuten nicht da ist rufe ich mal an.“

Micchan seufzte etwas für sich, sah sich im Raum um. Dass Saeko noch nicht da war schien Yuuhi weniger zu beunruhigen als sie selbst. Saeko kam nie zu spät, wenn es nichts ernstes war. Statt sich weiter darum Gedanken zu machen sah sie zu der kleinen Dreiergruppe. Sena hatte inzwischen ihre Sachen etwas weiter von der Tür weg zwischen die von Kiriya und Kei gestellt, wobei die Vice merklich dem Blick ihrer Freunde auswich. Selbst so dick eingepackt und mit dem gestreift-grüem Schal konnte die Shinko auf die Entfernung sehen, dass es dem Vice nicht gut ging. Bissher hatte sie noch kein wirkliches Wort mit der Frau gewechselt, dennoch hieß das nicht, dass ihr das Verhalten ihrer Vorgesetzten nicht aufgefallen war. Obendrein hätte sie entweder taub oder blind sein müssen um nicht zu sehen, wie sie sich ständig mit Saeko zoffte, dass die Fetzen flogen. Dass Top Star und Vice sich derartig hassten war ihr neu. Normalerweise verstanden sich die Frauen in den Positionen immer ganz gut soweit sie das mitbekommen hatte bei ihrer doch noch recht kurzen Zeit bei Takarazuka, das, oder sie konnten zumindest neutral miteinander arbeiten. Auch wenn sie sich untereinander nicht alle lieben mussten, so mussten sie zumindest so weit miteinander arbeiten können dass eine gute Show dabei rauskam.

Kaum, dass die Shinko den Gedanken zuende geführt hatte kam Saeko durch den Haupteingang direkt nach dem Direktor in den Probenraum gestolpert, sah etwas durch den Wind aus, war nur notdürftig geschminkt und ihre Haare waren ebenso nur flüchtig gemacht. Micchan sah für einen Moment zu Yuuhi, die genauso irritiert schien wie sie selbst und die zwei standen auf und die Shinko folgte ihrer Vorgesetzten auf dem Fuße zu dem Top Star.

„Warum bist du so spät, Saeko?“, fragte Yuuhi und blinzelte verwirrt. „Ist was passiert?“

„Ich... bin aufgehalten worden. Musste telefonieren“, stammelte der Top Star nur, rieb sich die Schläfen und stellte ihre Tasche auf ihrem Platz in der Ecke des Raumes ab, direkt neben dem Klavier. Als sie sich aufrichtete sah sie sich ausgiebig im Raum um.

„Suchst du wen?“ Die Shinko stellte sich zu Saeko, versuchte dem Blick der anderen zu folgen, doch sie kam nicht ganz drauf wen sie wohl suchte. Dazu waren einfach zu viele Menschen im Raum. Erst als Saeko sich an die Stirn fasste, erleichtert seufzte und die Schultern etwas fallen lies sahen ihre beiden Freunde wieder zu ihr. „Jetzt sag schon. Was ist los?“

„Nichts“, kam es nur knapp von dem Top Star. Yuuhi und der Shinko blieb nichts anderes übrig als es so hin zu nehmen. „Na gut. Machen wir uns warm und teilen die Gruppen ein.“

Yuuhi neben ihr hob erstaunt die Augenbraue.

„Einteilen? Neu oder wie? Wir sind doch schon eingeteilt.“

„Wir machen eine Neueinteilung für heute und für den Rest der Woche.“

„Na du bist der Boss.“
 

Kiriyan konnte dem Vice nur stirnrunzelnd dabei zusehen, wie sie sich beim Aufwärmtraining abquälte und die jüngere befürchtete, dass ihre Freundin jeden Augenblick zusammenklappen könnte. Mal ganz davon abgesehen dass die andere kaum aufrecht stehen konnte fing sie immer wieder an in den Schal zu husten, was gerade wegen dieser Geste kaum jemand mitbekam. Der weiße Bischof nahm sich vor diesbezüglich mal zu Saeko zu gehen, die dann doch endlich eingetroffen war, auch, wenn sie etwas durch den Wind wirkte. Vielleicht hatte sie wieder mal Nachts gearbeitet. Dazu tendierte der Tsukigumi-Star in letzter Zeit häufig. Immer wieder versuchte Kiriyan, wobei sich Kashi auch nach sehr kurzer Zeit anschloss, Asako dazu zu bringen sich zumindest eine Weile hin zu setzen wenn sie schon nicht nach Hause gehen wollte.

„Ich werd aus ihr nicht schlau“, sagte das weiße Pferd, als sie und Kiriyan zusammen in eine Gruppe eingeteilt worden waren. Zwar sollte Kiriyan bei den Shinkos aushelfen, aber Saeko hatte ihr aufgetragen ein wenig die Gruppe von Kashi zu überwachen.

„Ich auch nicht. Und mir hällt sie noch einen Vortrag dass ich hier mit einem Schnupfen nichts verloren habe.“

„Es scheint ihr wohl seit gestern Abend nicht gut zu gehen. Mizu hat bei mir angerufen ob sie bei mir eingetrudelt wäre.“

„War sie gestern nicht bei Osa?“

Kashi zuckte nur fragend die Schultern. Abermals fiel Kiriyan auf wie ausgewechselt die Tsukigumi-Vice im Vergleich zum Vortag war, aber sie schob es auf ihre Krankheit. Als Saeko die Gruppen eingeteilt hatte stellte sich der Top Star nach vorne, schickte die einzelnen Gruppen entweder in Parallelräume oder in jeweils eine Ecke des Raumes. Dann erst fiel dem weißen Bischof auf, dass Asako verwirrt in der Gegend herumblickte während sie noch immer uneingeteilt auf der Bank saß. Kurz darauf erhob sich die Tsukigumi-Vice und machte sich auf den Weg zu Saeko.

„Oh weh“, murmelte Yuuhi, die ebenfalls in ihrer Gruppe eingeteilt war, und die Schauspielerinnen im Raum dämpften etwas wieder ihre Stimmen. Schonn wieder drohten die Giganten aufeinander zu krachen.

„Uhm Ayaki? Wieso bin ich nicht eingeteilt?“, fragte Asako. Da die beiden Köpfe der Troupe nicht sonderlich weit von ihnen entfernt standen war es leicht sie zu verstehen.

„Weil du heute hier sowieso nichts verloren hast.“ Saeko klang patziger, als sie es vielleicht gemeint hatte, oder sie hatte wirklich einfach nur etwas gegen Asako. „Geh nach Hause. Ich kann dich so nicht gebrauchen.“

„Ich hab hier genauso Arbeit zu erledigen wie du!“, kam es nur von dem Tsukigumi-Vice, doch ihre Stimme fiel vergleichsweise erbärmlich aus.

„In deinem Zustand? Bring mich nicht zum lachen. Du hällst uns höchstens noch weiter auf als du es sowieso schon getan hast, Prinzessin.“

„Das ist gar nicht...“

Saeko schnitt ihr das Wort ab indem sie ihrem Vice einfach den Rücken zudrehte und ins Script starrte.

„Komm erst wieder wenn du gerade stehen kannst und dich richtig mit mir streiten kannst. So kann ich dich nicht ernstnehmen. Höchstens auslachen.“

Erneut holte Asako Luft um etwas zuerwiedern, wobei der Schal dabei über ihr Kinn rutschte, doch sie ballte dann nur die Hände zu Fäusten und stampfte frustriert auf, zog sich geschlagen zu ihrem Platz zurück. Kiriyan blinzelte. Das war neu. Normalerweise zogen entweder Kashi oder sie Asako von Saeko weg, doch bissher hatte Saeko noch nie so offensichtlich das letzte Wort gehabt. Mal ganz davon abgesehen, dass Asako sich damit das erste mal untergeordnet hatte und das vor allen anderen. Irritiert sah sie dabei zu, wie Saeko, noch immer in ihr Script stehend, zu einer anderen Gruppe ging um mit ihnen zu üben, wie Asako ihre Sachen packte, sonderlich viel ausgezogen hatte sie sich ja nicht, und wahrscheinlich zu sich selbst fluchend aus dem Raum stürmte. Dabei schwankte sie noch immer verächtlich. Kashi neben ihr runzelte leicht die Stirn.

„Hatte sie nicht noch einen Pulli dabei?“
 

„Du warst jetzt schon die ganze Woche nicht hier, Saeko. Ich weis, dass ihr im Stress seid, aber ich will dich auch mal wieder zu Gesicht bekommen. Sogar Yuuhi ist öfter hier als du.“

„Wataru es ist grade wirklich schwierig...“

„Das weis ich doch. Es muss ja nicht lange sein. Ich will nur sehen, dass du noch lebst.“

Schweigen am anderen Ende, gefolgt von einem Seufzen.

„Na gut. Ich komme nach dem Training mit Yuuhi und Micchan vorbei.“

Wataru legte auf, sah noch immer etwas irritiert auf ihr Handy. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass ihre schwarze Königin irgendetwas bedrückte. Das ging schon so, seid ihre Freundin vor etwas über einer Woche das Fotoshooting hatte. Seither bekam sie den Tsukigumi-Star kaum noch zu Gesicht, dabei hasste der Tsukigumi-Star es alleine zu sein. Micchan hatte ihr erzählt, dass Saeko immer noch sehr lange nach dem Training blieb und von Yuuhi wusste sie, dass sie zuerst immer alle anderen wegschickte bevor sie selbst ging. Als Top Star vorbildlich, denn Saeko war gewöhnlicherweise die Erste, die den Probenraum betrat, doch bedenklich, wenn man sie als Mensch sah. Der schwarze König wusste genau, dass ihre Königin nur so viel arbeitete, wenn sie etwas bedrückte. Was, das wollte Saeko ihr nicht sagen. An dem Fotoshooting selbst konnte es nicht gelegen haben, denn Wao und Mari hatten noch in aller ausführlichkeit berichtet wie toll es gewesen war und wie gut sie vorran gekommen waren.

„Und? Was hat sie gesagt?“

Beni, die vor dem Raum, in dem Wataru noch telefoniert hatte, Schmiere gestanden hatte sah auf, als ihr Top Star den Raum verlies und etwas stirnrunzelnd dreinsah.

„Sie kommt vorbei, aber irgendwas stimmt mit ihr nicht.“

Die jüngere Hoshigumi-Darstellerin fuhr sich durch die kurzen Haare, hob eine Augenbraue und streckte sich während sie und Wataru sich auf den Weg zurück in ihren Probenraum machten.

„Dabei sollte es ihr doch eigentlich super gehen.“

Der schwarze König wurde aufmerksam und sah zu ihrem Turm.

„Was? Wieso?“

„Yuuhi hat erzählt, dass Sena sich wohl langsam damit abgefunden hat, dass Saeko den Ton angibt. Die Streitereien haben sich angeblich auf ein Minimum reduziert.“

„Hm...“

Wataru betrat zusammen mit Beni wieder den Probenraum, wo ihre Troupe sich eine wohlverdiente Pause gönnte. Wenigstens sie hatte ihre Troupe im Griff. Ihr Vice machte ihr keinerlei Probleme, im Gegenteil. Sie waren sogar ganz gute Freunde, wenn auch nicht so enge wie Beni, Yuuhi oder Micchan. Von Wao und Mari mal ganz abgesehen. Von den beiden Soragumi-Top Stars hatte sie auch gehört, dass es Ärger bei dem Hanagumi-Königspärchen geben sollte, was vielleicht erklärte, wieso Sena so ruhig war. Sie würde Saeko mal darauf ansprechen müssen.
 

Micchan konnte nur dabei zusehen, wie ihr Top Star leise seufzend das Handy beiseite legte und den Kopf leicht in den Nacken legte. Die ganzen letzten Tage war Saeko irgendwie merkwürdig. Sie schien noch müder als sonst, hatte sich obendrein einen leichten Schnupfen eingefangen. Sie schien glücklicherweise aber nicht ganz so übel gelaunt wie sonst, was wohl mehr oder minder daran lag, dass Sena in der ganzen letzten Woche so gut wie gar keine Probleme gemacht hatte. Wieso die Laune ihrer Freundin dennoch so tief war konnte ihr auch Yuuhi nicht erklären nachdem sich die Shinko mal dazu durchgerungen hatte die andere zu fragen. Sena selbst konnte sie ja schlecht fragen, denn die andere würde wohl kein Wort mit ihr wechseln. In den ersten zwei oder drei Tagen nach Saeko's Fotoshooting hatte der Top Star ihren Vice ständig nach Hause geschickt, aus gutem Grund. Sena war sichtlich krank obwohl sie sich immer zum Training schleppte und versichte, dass es ihr gut ginge, doch sie schwankte oft. Als es Sena wieder gut genug ging, dass sie am Training teilnehmen konnte ohne Gefahr zu laufen jeden Augenblick um zu kippen, schafften die beiden Köpfe von Tsukigumi es sogar sich zu unterhalten ohne sich gleich zu zerfleischen oder so laut zu werden, dass die ganze Halle mithören konnte. Zwar bekam man hier und da noch einige sehr zerknirschte Antworten von beiden Seiten mit, doch wenn sich zwei Leute so offensichtlich verachteten wie Sena und Saeko es taten, dann war das sowieso kein Wunder und durchaus akzeptabel. Der doch recht schlappe Zustand des Tsukigumi-Stars hielt noch den Rest des Tages an ehe sie, Micchan selbst und Yuuhi sich auf den Weg zu Wataru machten um ihr einen kleinen Besuch ab zu statten. Saeko hatte schon angekündigt, dass sie nicht lange bleiben würde.

„Da seid ihr ja endlich“, meinte Wataru als die drei schlussendlich bei ihr eintrudelten, wobei der Tsukigumi-Star selbst das Schlusslicht bildete, und der Hoshigumi-Star ihre Freundin kurz umarmte.

„Es ging nicht schneller“, meinte Saeko, wobei Micchan das nur nebenbei mitbekam. Sie und Yuuhi traten in die Wohnung ein, Yuuhi setzte sich zu Beni an den kleinen Esstisch, Micchan hingegen zu Wao und Mari, die die Shinko freundlich begrüßten. Es war eine ganze Weile her gewesen, dass die kleine Gruppe so zusammensaß, auch, wenn noch immer eine Figur im schwarzem Satz Spielfiguren fehlte. Doch das andere schwarze Pferd, Micchan war noch immer sehr fasziniert, dass man ihr diese Figur aufgedrückt hatte, lag noch immer mit Grippe in ihrem Bett und kurrierte sich aus.
 

Zwar war Wataru froh, dass ihre Freundin mal wieder bei ihr war und dass sie sich mal wieder mit ihren Freunden treffen konnte, doch so ganz glücklich war sie mit der Stiuation trotzdem nicht. Saeko war fast die ganze Zeit abgelenkt, brachte sich nicht wie üblich in die Gespräche der anderen ein und zog es vor über ihrem Tee am Fenster zu sitzen und nach drausen in den Regen zu starren. Wieso sie das tat war dem Hoshigumi-Star ein absolutes Rätsel, denn es gab kaum etwas, was Saeko so sehr hasste wie den Regen, besonders um diese Jahreszeit, wo der Regen kurz davor stand zum Schnee zu werden. Ob sie schlechte Laune hatte weil sie nicht nach drausen konnte, denn ihre Freundin hatte einen Faible dafür sich auf dem Dach den Nachthimmel an zu sehen wenn es bitterkalt war, oder ob sie einfach nur schlecht gelaunt war wusste sie nicht. In den vergangenen Tagen hatte es hier und da Abends sehr heftig geschüttet. Die Hoshigumi-Darstellerin entschied sich dafür der anderen mal ein wenig den Kopf zu waschen, ging desshalb zu ihr und setzte sich ihr gegenüber auf das Fensterbrett.

„Sag schon. Was ist los mit dir? Du bist sonst nicht so.“

„Mir geht es einfach nicht ganz so prickelnd. Vielleicht werde ich krank“, murmelte die kleinere, wandt dabei aber den Blick nicht von der Fensterscheibe ab. Ihre Stimme klang etwas gedrückt von der leichten Erkältung, die sie sich zugezogen hatte. Wataru folgte ihrem Blick flüchtig, sah aber nichts als die tiefe Schwärze der Nacht.

„Das glaube ich dir nicht. Hör mal, wir sind alle mal wieder zusammen und du sitzt hier und bläst Trübsal.“

„Ich blase kein Trübsal. Mir ist nur einfach nicht nach feiern.“

„Selbst dann warst du noch nie so niedergeschlagen.“ Saeko schwieg, starrte in ihre Teetasse und lehnte sich leicht nach hinten. „Macht dir Sena immer noch Ärger?“

„Nein.“

„Dann erzähl mir endlich was los ist wenn du es schon nicht Yuuhi sagst.“

„Wataru lass es. Es ist kompiziert und ich will nicht darüber sprechen.“ Erneut warf die Tsukigumi-Darstellerin einen flüchtigen Blick nach drausen. Anschließend stellte sie die noch immer volle Teetasse beiseite. „Ich sollte gehen. Ich will mal etwas früher ins Bett und mich ausruhen.“

„Bleib wenigstens noch fünf Minuten.“

Ihre Freundin sah auf, schnaubte leise und fuhr sich durch die Haare. Einige Momente schien sie ernsthaft nach zu denken.

„...Na gut. Ach ja. Wenn ich schonmal da bin: hast du meine Jogginghose noch? Die bräuchte ich wieder?“

„Die blaue?“

„Genau die.“

„Ja aber warum? Du hast doch genug von den Dingern und die war schon immer hier.“

„Ich brauch sie einfach. Hast du sie nun da oder nicht?“

Wataru schwieg einen Augenblick auf den mehr oder minder aggressiv klingenden Tonfall ihrer Freundin. Jetzt war sie der Meinung, dass Saeko definitiv an Schlafmangel litt. Das war zumindest die einzige logische Erklärung. Der Hoshigumi-Star stand auf, ging mit der Tsukigumi-Schauspielerin im Schlepptau ins Schlafzimmer und dort an den Schrank, wo sie die dunkelblaue Hose mit den kleinen Monden an der Hüfte herauszog.

„Danke“, sagte Saeko, wollte gerade nach dem Stoff greifen als Wataru diese wegzog und Saeko leise genervt aufstöhnte. „Wataru was soll das?“

„Küss mich.“

Die Tsukigumi-Darstellerin sah auf, seufzte etwas.

„Wataru...“

„Das ist meine Bedingung, meine schwarze Königin. Als dein König habe ich ein Anrecht darauf.“

Für ein paar Sekunden sah Saeko sie stumm an. Da war etwas in ihren Augen, dass sie nicht so ganz deuten konnte, doch schließlich trat die andere doch an sie heran und hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, den Wataru nur zu gern noch verlängert hätte, doch ihre Königin löste sich dafür zu schnell wieder von ihr, hatte ihr dabei die Hose abgeluchst.

„Gute Nacht“, flüsterte die kleinere noch ehe sie Wataru einfach stehen lies und aus dem Schlafzimmer ging. Ohne etwas dagegen tun zu können musste sie dabei zusehen, wie ihre Königin sich von ihr weg bewegte. Ihre Schritte waren nicht groß genug, als dass sie ihr hätte folgen können und aus irgendeinem Grund fühlte sie sich, als ob ihre Königin sich ihr entzog. Irgendetwas hatte sie verändert und Wataru als ihr König hatte fest vor heraus zu finden, ob nicht einer der Bauern die Königin bedrohte.



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