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Alternative Storyline zu 'Behind the Scenes'
von

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...may get fixed in the End

Dieser Schritt war so verdammt gewagt gewesen. So oft hatten die anderen auf sie eingeredet, dass es nicht funktionieren würde, doch dieses Mal hatte sie sich durchgesetzt. Die Spiegel, das Lied und das, was die anderen zu tun hatten während sie mit Sena sprach, das alles hatte sie fein säuberlich zurechtgelegt und durchgeplant. Eigentlich hatte sie nicht gewollt, dass Chika ihre Psyche derart einbüsen musste, doch dieses Opfer war sie dieses eine Mal gewillt zu bringen. Vielleicht schwang auch ein bisschen persönliche Rache mit, den immerhin hatte der Yukigumi-Top Star mehr als ein Mal ihr Leben zunichte gemacht.

Saeko hatte viel Zeit gehabt um darüber nach zu denken, was Asako jetzt eigentlich war, was Sena jetzt war. Zuerst war sie felsenfest der Meinung gewesen, dass es der Tod als Rolle war, die sich in ihrer Freundin manifestiert hatte, doch je mehr sie darüber grübelte, umso hirnrissiger kam ihr es vor. Sie hatte es im Gespür, dass da keine zweite Person in ihrer Elisabeth war. Tom, Yuuhi und so viele andere hatten versucht ihr anderes weis zu machen, aber es kam ihr von Anfang an falsch vor. Dann hatte sie geglaubt, dass Asako das war, was sie in Natsuki gesehen hatte, in diesem Monster einer Frau und in ihrem Feind. Suzumi hatte ihr erzählt, dass der Tsukigumi-Star nach dem strebte was Natsuki hatte. Macht, Einfluss, Ruhm, das alles war nur einer kleiner Teil von ihr gewesen. Vor wenigen Tagen war ihr dann der Geistesblitz gekommen als sie ihre Freundin beobachtete. Da war sie wieder gewesen, gedankenverloren am Fenster, das Script in ihrem Schoß und sie sah mit diesem leicht abwesendem Blick nach drausen. Sie hatte sich nicht verändert, sie schauspielerte nur. Sie schauspielerte ohne es zu merken. Sie alle schauspielerten nur, nahmen die Persönlichkeit ihrer Künstlernamen an und wurden jemand anderes. Asako hatte schlichtweg die Fähigkeit eingebüst das unterscheiden zu können. Wie sie so blind hatte sein können war ihr dabei noch immer schleierhaft. Diese plötzlichen Umschwünge die sie gehabt hatte, die Lieder, die sie immerzu sang wenn sie zu Sena Jun wurde, das ganze Wesen, dass sie eingenommen hatte war nichts weiter als ein stummer Hilferuf gewesen. Sie musste ihr nur zeigen, dass es nicht nur Schwarz oder Weiß gab. Sie alle waren etwas zwischendrin. Nicht nur Asako wurde jemand anderes, sobald sie auf der Bühne stand. Der Spiegel hatte immerzu die Wahrheit gezeigt. Sie waren berühmt, begehrt und doch waren sie nicht so, wie man sie immer sah. Saeko wusste genau, wie wichtig es Asako geworden war wie andere sie sahen und das war ihr schlussendlich zum Verhängnis geworden.

Als ihre Freundin torkelnd, noch immer weinend und mit fast verstörtem Blick an ihr vorbei lief blieb Saeko auf der Stelle. Sie jetzt zu drängen wäre fatal, doch das wusste nur sie. Sie hörte, wie der Tsukigumi-Star von der Bühne und aus dem Saal heraus floh. Erst als Osa mit einem Mal neben ihr stand, ihr die Hand auf die Schulter legte riss das den ehemaligen Top Star aus der Trance.

„Wollen wir nicht hinterher?“, fragte Kiriyan, die schon auf dem Sprung war um Asako nach zu hechten.

„Nein“, antwortete die Ältere laut und Kiriyan und Kimu, die schon fast an der Treppe waren, stoppten im Schritt. „Ich gehe alleine.

„Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?“ Tom trat an sie heran und verschränkte die Arme. „Ich war schon gegen diesen dummen Einfall von dir. Wir wissen doch nicht mal wo sie hin will.“

Saeko schwieg. Sie wusste genau, welches Ziel der Tsukigumi-Star hatte, aber das musste sie den anderen nicht sagen. Gaichi schien zu bemerken, was sie vor hatte, packte sie an den Armen und drehte sie zu sich.

„Ich kenne diesen Blick von dir...“, begann sie, sah etwas zerknirscht drein. „...und du gehst nicht alleine! Was ist wenn... wenn du es wieder nicht schaffst?“

Die Frage hatte sich Saeko schon so oft gestellt und keine Antwort darauf gefunden. Sie hätte am liebsten gesagt, dass es dieses Mal nicht passieren würde, doch das wäre eine Lüge. Stattdessen nahm sie vorsichtig die Hände ihrer besten Freundin, hielt diese einen Augenblick fest und lächelte.

„Ich muss es alleine machen. Ich werde Asako nicht nochmal loslassen“, sagte sie schlicht und löste die Hände von der anderen. „Und wenn sie sich entscheidet nochmal auf zu geben...“

Sie warf einen Blick in die Runde, vollendete den Satz aber nicht. Sie sah den Umstehenden an, dass es offensichtlich war wovon sie redete. Wenn sich Asako nochmals in den Abgrund stürzte, dann würde sie sie festhalten. Ob sie es schaffte die andere auf der Kante zu halten oder ob die junge Frau sie mit in die Tiefe zerrte war ihr in diesem Moment gleich.
 

Gaichi schluckte, sah ihrer Freundin nur nach als sie Asako folgte und in der Dunkelheit des Saals verschwand. Keiner hätte sie aufhalten können, also gab sie den Versuch schnell wieder auf. Sie hatte Saeko noch nie so entschlossen gesehen, doch dieses Glänzen in ihren Augen machte ihr Angst. Wataru kam zu ihr, krallte sich an ihren Oberarm. Mit einem Mal wirkte die ehemalige Hoshigumi sehr aufgebracht.

„Wir können die beiden doch nicht einfach gehen lassen!“

„Wenn wir ihnen folgen machen wir es nur schlimmer“, sagte die ehemalige Senka und starrte weiterhin in die Dunkelheit. Nur langsam drehte sie sich um, starrte in den Spiegel, der sie alle zeigte. Wie etwas so simples ein solches Chaos heraufbeschwören konnte... Es war wie der Schmetterling, der einen Orkan mit einem Flügelschlag entfachte. Sie war sich bewusst, dass sie Asako und Saeko vielleicht wie wieder sahen, dennoch war es falsch ihnen nach zu laufen.

„Gaichi...“, flüsterte es neben ihr. Osa war zu ihr gekommen, war sichtlich den Tränen nahe. Dass beide Frauen Angst um ihre besten Freunde hatten war offensichtlich. Behutsam nahm die ehemalige Senka ihre Freundin in die Arme, drückte sie an sich und fühlte ihre Tränen über die Wange laufen. Im Augenwinkel sah sie nur Tom, die an die bebende Wataru herantrat und sie mit sich mitzog, den anderen von der Bühne folgte. Auch Gaichi folgte ihnen mit Osa im Arm. Auf dieser Bühne hatten sie schon so oft in und solcher Ausführlichkeit Dramen gespielt, doch es war nicht der Ort um sie selbst zu sein.
 

Als Saeko schlieslich den Ort erreichte, den sie die letzten Wochen mit solch Bravour gemieden hatte, war es schon stockdunkel. Normalerweise wäre sie diesen Weg nie zu Fuß gegangen, war sogar noch einen großen Umweg gelaufen, doch sie wusste genau, dass Asako diese Zeit gebraucht hatte. Zeit, um sich bewusst zu werden, was die letzten Wochen geschehen war und wer sie war, obwohl ihr das keiner beantworten konnte, nicht einmal sie selbst. Inzwischen war die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin tropfnass, jedoch würde sich das auch nicht so schnell ändern. Nasse Kleidung war das letzte, worum sie sich kümmern musste. Ihre Gedanken hingen nur an ihrer Freundin. Als sie den Punkt erreicht hatte, an dem sie sich nicht mehr darum kümmern musste Asako zu retten war ihr eine Last von den Schultern gefallen. Sie wollte nur, dass die andere sie an ihrer Seite akzeptierte. Saeko würde ihr folgen, auch in den Abgrund. Sie hob den Blick, sah in den dunklen Nachthimmel und an den Dachrand, sah dort schon einen vertrauten Schatten. Sie würde nicht zusehen, wie er über den Hausrand glitt und im freien Fall auf die Erde zuraste. Doch nur langsam setzten sich ihre Beine wieder in Bewegung und sie schritt erneut die Treppen nach oben, vorbei an der noch immer fest verschlossenen Wohnungstür des Tsukigumi-Stars. Ein letztes Mal, egal, wie es ausgehen würde.
 

Als ihr Bewusstsein wieder mehr oder minder einsetzte fand sich die junge Frau auf dem Dach wieder. Sie kannte es. Sie hatte es im Traum gesehen, so viele Male. Und doch war sie sich bewusst, dass es dieses Mal kein Traum war. Es war nie ein Traum gewesen, sondern Realität. Sie erinnerte sich an den ganzen Schmerz, der sie die letzten Jahre heimgesucht hatte, doch gerade als sie auf dem leicht erhöhtem Stein ganz am Rand gestanden hatte hinderte sie eine Blockade daran einfach einen Schritt in die Dunkelheit zu wagen. Sie erinnerte sich an das, was vor wenigen Wochen passiert war als sie schon einmal hier gestanden hatte. Das letzte Mal alleine. Sie hatte Saeko weg geschickt, sie hatte in ihrem Schmerz allein sein wollen, doch im freiem Fall war ihr bewusst geworden, dass sie das ganze eigentlich nicht wollte. Sie wollte nicht alleine sein und Osa hatte ihr eines klar gemacht: Sie war nicht allein, egal wie sehr sie versuchte sich von den anderen ab zu schotten. Gerade Saeko hatte sie nie allein gelassen, sei es sie als Asako, oder sie als Sena Jun. Diese Frau hatte sie in der Seele berührt und auch wenn sie körperlich nicht anwesend war, war sie dennoch da. Die junge Frau setzte sich, lies die Beine über den Rand baumeln und zog den Ring vom Finger, genau wie die dünne Silberkette von ihrem Hals. Die Kette lies sie durch den Ring gleiten, hielt die geschlossene Kette mit dem geliebtem Schmuckstück an zwei Fingern fest und lies sie daran hinunterhängen. Dieser Moment, an dem sie schon wieder auf der Stelle trat und nicht wusste, was sie tun sollte war schon wieder da. Er verschlang sie erneut.

Ein Rascheln neben ihr lies sie den Kopf etwas heben und sie sah zu ihrer Linken. Ihr Engel hatte sich auf wenige Zentimeter Abstand neben sie gesetzt, hob die Füße über den Rand in die Tiefe. Stumm starrten die beiden Frauen in die Dunkelheit der Nacht, das kalte Wasser tropfte von ihren Haaren und den Nasenspitzen. Vielleicht konnten sie ewig so sitzen bleiben, doch Asako war sich bewusst, dass die Sonne irgendwann aufgehen würde. Die Zeit lies sich nicht einfrieren.

„Und?“, kam es dann von Saeko, gedämpft, aber sie sprach. „Was machen wir jetzt?“

Asako schwieg einige Sekunden, schloss die Augen.

„Ich weis es nicht.“ Sie schluckte, lies den Kopf nach vorne fallen. „Ich will zurück. Ich will dich wieder als Top Star und an meiner Seite.“
 

Saeko lächelte etwas. Asako schien sich dann doch zu erinnern. Vorsichtig hob sie die Hand, strich ihrer Freundin ein paar Haarsträhnen zurück. Sie war noch immer so wunderschön, und gerade in diesen Momenten zeigte sich, wer sie wirklich war.

„Du musst nicht in der Zeit zurück um mich bei dir zu haben. Ich war nie weg.“

Asako hob den Blick etwas und die Ältere sah genau, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen trotz des Regens.

„Natsuki hat dich mir weg genommen. Und dann bin ich durchgedreht. Natürlich warst du weg.“

Die Stimme der Jüngeren wurde aufgebracht und sie sah schon wieder diesen Ausdruck, den sie hatte, wenn sie sich verloren fühlte. Mit leisem Schluchzen krallte sich ihre Freundin in den kalten Stein und in die Kette, die sie zwischen den Fingern hielt.

„Asako“, sagte die Ältere ruhig, strich ihr erneut über die Haare und rutschte etwas näher. „Asako sieh mich an.“ Nur langsam drehte sich der Kopf der anderen zu ihr und sie sah ihr in die Augen. „Ich bin hier, oder? Ich werde nie weg sein. Ich war es nie.“

Die Jüngere schluckte sichtbar und sie legte die Stirn an die von Asako, woraufhin die beiden Frauen einen Augeblick die Augen schlossen.

„Aber wie machen wir jetzt weiter? Ich habe so viel kaputt gemacht. Mein Leben liegt in Scherben und ich habe das so vieler anderer zerstört...“, begann ihre Freundin, jedoch brachte Saeko sie mit einem leichtem Kuss auf den Lippen zum Schweigen. Sie brauchte etwas um über die richtigen Worte nach zu denken. Sie wusste, was sie sagen wollte, doch die richtigen Worte zu finden war dann doch nicht ganz so leicht.

„Egal wie viele Scherben du verursacht hast...“, flüsterte die Ältere ihrer Freundin entgegen, hob den Blick dabei und sah sie erneut an, lächelte sachte. „...ich werde dich darüber tragen. Halt dich einfach an mir fest.“
 

Schon wieder überrannt von Tränen lauschte sie den Worten ihres Engels, krallte sich dabei mit einer Hand in ihren Oberarm. Sie wusste, wenn sie springen würde, dann würde Saeko vor ihr da sein. Und wenn sie einfach nochmal anfingen? Nicht sie als Sena Jun, Asako, Saeko oder Ayaki Nao, sondern sie als das, was sie waren? Der Abgrund rief, der Wahnsinn war für sie, die sie auf der Kante standen, einfach zum greifen nahe, doch auch das Leben brauchte sie. Die Kette glitt über ihre Fingerspitzen und der silberne Ring verschwand in der Dunkelheit der Nacht als sich die junge Frau auf den Schoß ihrer Freundin schob, ihr einen zarten Kuss auf die Lippen hauchte. Diese erwiederte ihn innig und die zwei Geliebten hielten sich einfach fest. Egal in welche Richtung sie die Kante fallen lies, sie hatten sich. Sie hatten sich in der Seele berührt und trotz des Lebens, dass sie zusammengeführt und wieder getrennt hatte wieder zusammengefunden.
 

Sie würden sich immer haben.
 



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