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Alternative Storyline zu 'Behind the Scenes'
von

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What can be fixed...

So schnell wie es ihr nur irgendwie möglich war, war Gaichi zu der gemeinsamen Wohnung mit Osa gefahren, betete zu allem was heilig war, dass der ehemalige Hanagumi-Star zuhause war. Allerdings erwartete sie nichts anderes, denn das Auto ihrer Freundin stand vor der Tür und das Licht war an. Allerdings nur das Licht im Eingangsbereich. Gaichi wusste genau was das hieß. Immer wenn Osa etwas bedrückte, wenn sie traurig war oder einfach in Gedanken, dann lies sie immer das Licht im Gang an, lies alles stehen und liegen, ignorierte die Lichtschalter im restlichen Haus und zog sich ins Schlafzimmer zurück. Jetzt, wo sie der anderen wieder so nahe war kamen ihr Zweifel ob sie stark genug dafür war. Natürlich verstand sie Osa, nicht zuletzt durch Saeko. Sie würde sich wohl genauso Sorgen um ihre beste Freundin machen wenn diese sich vom Dach eines Hauses gestürzt hätte, dabei fast umgekommen wäre und obendrein an Amnesie litt. Gaichi stieg aus ihrem Wagen aus, sah auf die Eingangstür. Mit schweren Schritten als würden die Pflanzen nach ihr ausschlagen und ihre Füße mit den Wurzeln an den Boden binden trat sie über die Türschwelle, fand wie sie es vermutet hatte den Rest der Wohnung dunkel vor. Osa's Schuhe und ihre Jacke lagen unbeachtet auf den Boden und Gaichi musste ein wenig lächeln. Ein paar Dinge änderten sich nie und ging es nur ums Sachen aufhängen und bügeln. Sie hing die Jacke noch an den Haken, entledigte sich ihrer Schuhe und ging auf Socken durch die vertraute Wohnung, blieb im Türrahmen zum Schlafzimmer stehen. Osa lag auf dem Bett über den Decken, hatte sich halb eingerollt und schien zu schlafen, doch die ehemalige Senka sah genau, dass ihre Freundin geweint hatte. Unter den zerzausten Haaren klebten an ihren leicht geröteten Wangen noch immer ein paar Tränenspuren. Sie trug wieder dieses schöne, silberne Nachthemd, an dessen Saum ein paar Blumenstickereien waren, dass sie mal vor einiger Zeit beim Shoppen entdeckt hatte. Vorsichtig trat die ehemalige Senka ans Bett, lies sich auf dem Rand nieder und strich ihrer Freundin ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Diese zuckte unter ihrer Berührung, schlug leicht die Augen auf und sah zu ihr auf. Ein paar Sekunden sahen sich die zwei Frauen in die Augen ehe die ehemalige Hanagumi registrierte, wer da vor ihr saß und sich aufsetzte. Gaichi brachte nur ein schwaches Lächeln zustande. Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie nicht, was sie sagen sollte, hatte sich nichts zurechtgelegt.

„Es tut mir leid. Ich hätte dir zuhören sollen. Ich hätte...“, flüsterte sie dann schlieslich atemlos und Osa schüttelte etwas den Kopf und brachte sie damit zum Schweigen.

„Lass es uns einfach besser machen.“

„Aber ich hab dir wehgetan.“

„Und ich dir. Aber das gehört dazu, oder?“ Osa lächelte schwächlich, schniefte etwas und strich sich mit dem Handrücken über die Augen. „Dass man streitet und sich wieder verträgt?“

Gaichi lächelte etwas, nahm die Hand ihrer Freundin in ihre und lehnte die Stirn an ihre. Beide Frauen schlossen dabei die Augen und genossen die Ruhe, die sich zwischen ihnen bildete. Nach all dem Streit, den sie in den vergangenen Tagen hatten, war das auch bitter nötig.

„Ich liebe dich“, hauchte die ehemalige Senka gegen die Lippen ihrer Freundin. Osa beugte sich vor, hauchte ihr einen zarten, fast schüchternen Kuss auf.

„Ich liebe dich auch.“

 

Saeko hechtete hinter Wataru her als die beiden Frauen die Treppe runter in das Tsukigumi-Stockwerk liefen, wo sich besagter Probenraum befand. Noch immer fühlte sich die ehemalige Tsukigumi-Schauspielerin blass und schwächlich, doch sie zwang sich dazu aufrecht stehen zu bleiben. Nochmal würde sie Asako nicht verlieren und wenn doch, dann würde sie es ihr gleichtun und in den Wahnsinn verfallen. Die überaus wacklige Psyche ihrer Freundin war ihr bekannt, schon vor dem Unfall, doch seither war sie immer so anders gewesen in ihrer Gegenwart.Die ehemalige Takarazuka-Darstellerin war davon ausgegangen, dass die letzten Jahre einfach aus ihrem Gedächnis gestrichen worden waren, doch dann hatte sie diesen durchaus verstörenden Anruf von Suzumi bekommen. Zuerst hatte sie sich gewundert, dass gerade die Hoshigumi-Darstellerin sich von allen Leuten an sie wendete, doch das, was die Blonde ihr erzählte, hatte Saeko fast aus ihrem Bett gehauen. Der Tod in Asako war nicht weg, er versteckte sich nur. Suzumi hatte ihr mit verstörender Genauigkeit erzählt wie der Tod ihr etwas durchaus ähnliches zugefügt hatte wie Natsuki, von der kleinen Top Star-Party, die die Otokoyaku geschmissen hatte, von Tom, die den Tod in seine Schranken gewiesen hatte. Als Saeko dort aufgetaucht war, war neben Asako nur noch Yuuhi anwesend gewesen und die hatte ihr nicht ein Wort erzählt. Der ehemalige Tsukigumi-Star hatte geschworen keinem etwas davon zu erzählen, was zwischen ihr und Suzumi an Worten gewechselt wurde, doch seither saß ihr die Angst im Nacken, dass der Tod ihre Freundin wieder in den Abgrund treiben würde. Saeko könnte nur zu gut verstehen warum der Spiegel so eine Wirkung auf die sonst so starke Schauspielerin hatte. In den Spiegel zu sehen und in ein Gesicht zu schauen, von dem man nicht glauben will, dass man es selbst ist verkraftete nicht jeder und der Unfall schien diese Abscheu, die Asako in den letzten Jahren gegen sich aufgebaut hatte, nur zu verstärken. Wie sie ihrer Freundin helfen konnte? Keine Ahnung. Sie wusste es nicht.

Die beiden ehemaligen Top Stars fanden sowohl Yuuhi und Natsuki als auch Tom am Eingang des Tsukigumi-Probenraumes vor, die Tür geöffnet, doch keine der drei Frauen schien sich zu trauen ein zu treten. Natsuki war hinter Yuuhi eingekauert, sah aus, als ob sie jeden Moment weglaufen wollte. Von drinnen hörte Saeko schon Asako's Stimme, konnte aber nicht ausmachen was sie sagte. Egal was es war, sie musste zu ihrer Freundin. Ohne auf die anderen drei zu achten wollte sie in den Raum, doch Tom und Yuuhi hatten sie blitzschnell unter den Armen gepackt, zerrten sie zurück, wobei der Hoshigumi-Star die Hand über ihren Mund legte als sie protestieren wollte. Tom legte den Finger an die Lippen und bedeutete ihr ruhig zu sein.

„Überstürz es nicht“, hauchte der Senka-Star und im Augenwinkel sah sie, wie Wataru die paralysierte Natsuki ein wenig wegzog und sie in die Arme schloss. Saeko nickte nur etwas und blieb am Eingang stehen, starrte in den dunklen Probenraum. Inzwischen hatten sich ihre Augen so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie Asako's Gestalt sehen konnte, wie sie torkelnd durch den Raum lief, immer wieder gegen eine unsichtbare Mauer rannte und zurückstolperte. Sie wimmerte leise, sodass es der ehemaligen Tsukigumi-Darstellerin fast das Herz zeriss, doch zuerst konnte sie nicht verstehen, was die andere sagte. Leise trat sie einen halben Schritt in den Raum, hielt sich aber noch immer verdeckt und beobachtete, wie ihre Freundin mit sich selbst sprach.

„Verschwinde endlich aus meinem Leben“, hörte sie die junge Frau, sah, wie sie sich mit zitternden Händen an die Stirn fasste. Ihre Beine wankten und sie sah aus, als ob sie jeden Moment umfallen würde. Mit einem Mal wurde sie lauter. „Das ist nicht wahr! Ich entscheide das immer noch selbst!“ Über ihre eigenen Füße stolpernd schlug sie mit dem Rücken und einem gedämpften Schrei an dem Spiegel auf, rutschte daran hinunter und zog zitternd die Beine ein Stück an den Körper. Mit wem sprach sie da? Schwebenden Schrittes ging sie in den Raum, merkte dabei nur, wie Tom Yuuhi zurückhielt. Sie konnte nur stumm auf ihre Freundin sehen. „Hör auf. Das ist alles nicht passiert.“ Die Stimme ihrer Freundin starb langsam ab, wurde gegen Ende nur noch brüchiger und kippte schlussendlich. „Nein...“ Sekunden später sackten ihre Schultern runter, ihr Kopf kippte vor und sie schloss die Augen. Saeko stand schließlich mitten im Raum, starrte nur auf Asako, die wirkte als hätte sie aufgegeben. Gerade wollte die Ältere zu ihr, wollte ihr sagen, dass sie nicht alleine war, dass sie immer für ihre Freundin da war und sie nie verlassen hatte, da fing die Jüngere an zu singen. Ihre Stimme war tief gedrückt. Der Otokoyaku in ihr.

Weist du noch, wie wir erbebten,

als wir zwei im Tanze schwebten?

Saeko blinzelte. Sprach Asako mit ihr? Oder mit sich selbst?

Du brauchst mich.

Ja du brauchst mich.

Natürlich brauchte Saeko sie. Asako war ihre ganze Welt. Ihr ein und alles. Die Jüngere beugte sich vor, ging auf die Knie und erhob sich schlussendlich ganz. Saeko streckte die Hand nach ihr aus, da drehte sie sich fast in Zeitlupe zum Spiegel, sang weiter diese grauenvolle Melodie.

Gib doch zu, dass du mich mehr liebst,

als die Frau an deiner Seite.

Auch, wenn du ihr scheinbar mehr gibst.

Du ziehst sie in die Nacht.

Der Tod sprach mit Asako. Im Spiegel erkannte sie diesen kalten Blick, das Glitzern, dass sie schon gesehen hatte, als Asako mit den silbernen Locken und dem lilanem Samt auf der Bühne stand.

Yami ga hirogaru.

Die Melodie, von der sie nie wollte, dass sie das Leben ihrer Freundin bestimmte.

Es wird Abend, ehe dein Tag begann.

Yami ga hirogaru.

Mit dir stirbt die Welt...

Sie sah den Ring an der Hand, die der Tod an die Spiegelfläche legte. Alles, was sie in den letzten Jahren getrennt hatte, repräsentiert durch dieses Stück Silber, dass Asako sich angefertigt hatte, ihre eigene Kette und die Gitterstäbe, die sie gefangen hielt, der Strick, den sie sich gedreht und ihr Abgrund, in den sie sich gestürzt hatte. Saeko lief ein Schauer über den Rücken und ihr wurde kalt.

 

...halt dich nicht fest daran.

 

Wieder sah sie es. Sie sah, wie der Schatten, wie Asako, die Frau, die sie liebte, über den Hausrand glitt, fühlte den Schmerz ihre Freundin zu verlieren und ihr Herz dabei erneut ein Stück brechen. Warum verstand sie es einfach nicht? Warum hing sie immer noch am Tod?

„Hör auf!“, rief Saeko mit einmal lauter, als sie es vielleicht gemeint hatte, schrie beinahe. „Was fällt dir ein, wer du eigentlich bist?? Hör auf mit dem Unsinn!“

Die Blicke der beiden Frauen trafen sich im Spiegel und sie sahen sich ein Zeit lang stumm an. Die beringte Hand noch immer am Spiegel presste der Tod etwas flacher an die Fläche, drückte sich etwas nach hinten und legte kurz darauf ein zärtlich-kaltes Lächeln auf, sties sich vom Spiegel ab und trat zwei Schritte rückwärts, wankte, ehe sie sich zu ihr umdrehte. Die Otokoyaku atmete einmal tief durch ehe sie anfing zu sprechen.

„Unsinn?“ Ihre Stimme war noch immer sehr runtergedrückt, doch jedes Wort triefte geradezu. „So würde ich es nicht nennen.“

Diese Bewegungen waren ihr nur allzu vertraut. Sie waren langsam, genüsslich und elegant, so, wie es für den Tod auf der Bühne üblich war. Das, was da vor ihr stand, war der dunkelste Teil von Asako, der sich über die Jahre manifestiert hatte, die Otokoyaku, die sie werden wollte.

„Und wie nennst du es dann? Du kannst doch nicht einfach ablegen, was du bist und jemand anderes...“

Der Tod lachte auf, sodass der Rest ihres Satzes einfach verschluckt wurde. Das Lachen hallte an den Wänden wieder und schmerzte geradezu in ihren Ohren. Dabei warf sie den Kopf in den Nacken. Mit einem Mal stand Saeko in dem Alptraum, der sie so lange gequält hatte. Asako hatte schon abgedrückt.

„Ich nenne es Wahrheit! Ich bin, wozu du mich gemacht hast, mein Liebling.“

Liebling. Das hatte sie schon zu lange und zu oft gehört und mit einem Mal verstand sie, was da wirklich vor ihr stand. Asako hatte den Charakter angenommen, wie sie Natsuki immer gesehen hatte. Besitzergreifend und durch und durch grausam, der Tod, der Asako vor fast drei Jahren das Stück gestohlen hatte und damit sorgte, dass Asako in ihrem eigenen Wahnsinn gefangen gewesen war.

„Verdammt“, fluchte die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin leise und trat einen Schritt auf den Tod zu. „Komm zu dir Asako! Das bist du nicht!“

„Was interessiert es dich? Du weist doch gar nicht wie ich wirklich bin.“

„Das stimmt doch gar nicht!“, rief Yuuhi, die zusammen mit Tom in den Raum getreten war und an ihrer Seite standen. „Wenn dich jemand versteht, dann doch die Frau, die dich liebt und die du liebst.“

„Sei vernünftig!“ Tom war etwas lauter geworden. Sie schien ziemlich aufgebracht zu sein über das, was sich gerade vor ihren Augen abgespielt hatte.

„Vernünftig?“ Asako hob eine der schlanken Augenbrauen und grinste schief. „Bitte. Was willst du schon machen?“ Sie machte eine tiefe Verbeugung und sah dabei provozierend zu den drei Schauspielerinnen. „Ich werde mich zurückhalten, falls es das ist was du willst. Ich werde Takarazuka nicht schänden.“

„Es geht hier nicht mehr um Takarazuka, Sena!“

„Genau! Sena Jun!“, erneut brach der Tod in schallendes Gelächter aus. „Falls es Asako ist, die ihr sucht, die gibt es nicht. Es gibt nur noch Sena Jun! Und ich habe mich selbst dazu entschieden!“ Mit fließender Bewegung strich sich die Otokoyaku eine Haarsträhne zurück. Saeko trat einen Schritt vor.

„Das bist du aber nicht!“

„Natürlich bin ich das! Wein einem anderen nach, Saeko!“

Die Jüngere machte einfach auf der Stelle kehrt, als die ehemalige Tsukigumi-Darstellerin erneut zum sprechen ansetzte und verlies den Raum, lies die drei anderen einfach im Raum Stehen. Saeko nahm kaum wahr, dass Yuuhi sie am Arm rüttelte als ihre Gedanken wie sie es schon einmal erlebt hatte in die Dunkelheit abrutschten.

 

Irgendetwas lag die nächsten paar Tage gehörig in der Luft. Chie konnte nicht genau sagen was es war, doch während des Trainings für das Special verhielten sich die Schauspielerinnen und die Assistenten gleichermaßen merkwürdig. Sena schien bessere Laune zu haben als die letzten paar Wochen, summte leise vor sich hin. Sie schien sich mit den jüngeren Schauspielerinnen wunderbar zu verstehen, flirtete offensichtlich mit diesen. Dagegen schienen Wataru, Ayaki, Oozora und sogar Tom schienen ziemlich bedrückt und verbissen. Natsuki allen vorran war noch ruhiger als sie es sonst in Sena's Nähe war, hatte sichtlich Probleme mit ihr zu proben, doch nachdem sie immer wieder von den Direktoren ermahnt wurde biss sie sich doch irgendwie durch die Tage. Auch Tomu hatte inzwischen gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte zwischen den Top Stars, doch da sie genauso unwissend war wie Chie entschieden sich die beiden Stars auf Abstand zu bleiben und das Geschehen aus der Ferne zu beobachten.

Der Tag kam, an dem die letzten Proben von der Bühne gegangen waren und die Generalprobe vor der Tür stand. Dementsprechend waren alle etwas gehetzt. Die Kostüme waren noch nicht ganz fertig, was den sowieso schon verzögerten Zeitplan noch weiter zurückwarf und die Bühnenrequisiten waren ebenso noch nicht vollständig. Dennoch mussten sie auf die Bühne. Es war noch nicht die abschliesende Generalprobe, doch die Stars mussten sich langsam wieder an die Bühne gewöhnen, die dann doch um einiges größer war als der kleine Probenraum.

„Sind jetzt alle da?“, fragte Ayaki, als sich die Top Stars vor dem Orchestergraben auf dem Steg der Bühne eingefunden hatten. Die meisten der unterstützenden Tänzer waren bei den regulären Troupeproben, sodass nur zwei der Assistenten, Wataru und Ayaki, die Hoshigumi-Schauspielerin Suzumi Shio, der Yukigumi-Vice Kimu, Sena's Vice Kiriya Hiromu und die Top Stars anwesend waren. Aus irgendeinem Grund fühlte sich der Hoshigumi-Top Star fehl am Platze, doch sie spürte die Spannung, die in der Luft lag. Neben ihr stand Sena, die schmunzelnd einen Blick zu Natsuki warf, die auf ihrer anderen Seite stand. Prompt fand sie heraus wieso da diese Spannung zu spüren war.

„Heute läuft es folgendermaßen“, sagte Wataru und löste Ayaki damit ab. „Wir werden das, was wir geprobt haben auf die Bühnenmaße ausweiten. Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Hoshi- und Hanagumi fangen bitte an, danach kommen Yukigumi mit Tsukigumi und Senka bildet mit Soragumi den Schluss. Zieht euch bitte hinter der Bühne um. Ihr habt 15 Minuten Zeit.“

Nicht gerade viel Zeit wenn man einige der Kostüme betrachtete. Bissher hatten sie immer Requisiten gehabt, die dem, was sie schlussendlich anhatten zwar nahe kam, aber die Echten zu tragen war dann doch etwas Anderes. Chie hatte es noch leicht, denn sie hatte einen schwarzen Anzug abbekommen, wie sie ihn regelmäßig trugen. Nur die künstlichen Haarsträhnen, die man ihr in die Haare steckte, waren etwas störend. Wie auch immer. Die Top Stars zogen sich in ihre jeweiligen Umkleideräume zurück um sich um zu ziehen.

 

Wer hatte sie nur in diesen Schlamassel hinein geritten? Chika, inzwischen umgezogen im weißem Kleidchen, stand vor dem Spiegel und steckte sich die letzte Haarklammer in die Frisur. Sie hatte jedes Mal aufs neue Panik mit Sena zu trainieren, besonders, da der Tsukigumi-Star jede Gelegenheit wahrnahm um ihr zu zeigen, dass sie und nicht Chika am längerem Hebel saß. Es war meist subtil, unterschwellig und wurde von den anderen kaum wahrgenommen, doch dafür nur umso schlimmer. Immer wieder striff Sena über ihr Handgelenk, drückte die Nägel bestimmt auf die kleine Narbe, die sich inzwischen durch den Biss in ihre Haut gebildet hatte, und gab ihr diesen Blick, der ihr sagte 'Du bist ein Nichts'. Immer wieder versuchten Tom, Wataru oder Saeko ihr unter die Arme zu greifen, doch an Sena war kein Herankommen. Die Frau war wie ein Aal, der wusste, wie man sich aus dem Griff eines anderen herauswand. Der Gedanke mit dieser Bestie auf der Bühne zu stehen, nichts zu sehen ausser diesem Monster, verschreckte sie nur noch weiter. Alles was sie dort abspielte, wo keine Scheinwerfer hinleuchteten, also das Geschehen vor, neben und hinter der Bühne, war für den der im Rampenlicht stand quasi nicht anwesend und unsichtbar. Abgeschnitten von allem anderen würde es nur sie und den Tod geben. Nicht einmal Hiromi würde sie vor diesem Moment retten können. Chika schluckte, atmete nochmal tief durch und machte auf dem Absatz kehrt, ging aus dem Raum und fühlte dabei, wie sie in ihr Verderben rannte. Sie wollte das nur schnell hinter sich bringen und dann zurück zu Hiromi, die Zuhause auf sie wartete. Sie lies sich dabei mehr Zeit, denn zuerst waren ja Chie und Tomu an der Reihe, die sie schon ihren Song auf der Bühne schmettern hörte. Sena sah sie schon am Bühneneingang stehen, doch statt stehen zu bleiben und sich den Tukigumi-Star genauer an zu sehen ging sie hinter der Bühne entlang. Sie würde von der anderen Seite auf die Bühne treten, die Bestie würde von hinten die Treppe hinuntergeschritten kommen.

 

Kaum dass Sena im Augenwinkel die reizende Gestalt des Yukigumi-Top Stars erblickt hatte legte sich ein schmales Lächeln auf die Lippen der Otokoyaku. Sie würde Chika mit dem, was sie sich ausgedacht hatte, entgültig schachmatt setzen. Sie war die einzige, die es verdient hatte an dem großen Abend auf der Bühne zu stehen und sich umjubeln zu lassen. Dieses unwürdige Etwas, was nichts weiter verdient hatte als Erniedrigung und Pein, hatte dort nichts verloren. Der Top Star lächelte breiter. Eigentlich war es ihr verboten worden, von Tom und Wataru, ihren heißgeliebten Ring zu tragen, ihr ein und alles, doch der ruhte sicher und wohlbehütet in ihrer Jackentasche. Sie warf nochmals einen Blick in den Spiegel, der im Gang hing und in dem sich die Schauspielerinnen noch ein letztes Mal vor ihrem Auftritt zurechtmachten. Sie hatte einen asymetrisch geschnittenen, tiefschwarzen, knielangen Mantel bekommen, dessen Kragen rötlich gefärbt war. Dieser war ebenfalls etwas versteift und aufgestellt, sodass sie tatsächlich wirkte wie ein Vampir, gerade so, wie es das Lied hergab. Eine moderne Version des alten Dracula-Mythos, aber immerhin irgendwie erkennbar. Es passte zu diesem verzückenden, weißem Kleidchen mit den silbernen Pajetten, dass man Chika aufgedrückt hatte. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, was das letzte Mal geschehen war, als man den Yukigumi-Star in ein Kleid gesteckt hatte, jedoch spielte man die ersten Töne ihres Duetts an bevor sie sich weiter in Erinnerungen verlieren konnte. Sie grinste. Dann mal an die Arbeit. Sie würde es genießen Chika auseinander zu nehmen.

Kurzerhand ging sie die kurze Treppe nach oben, stellte sich in die Mitte der großen Treppe auf der Bühne und sah hinunter auf Chika, die schon mittig am Fuße im Rampenlicht saß. Das Kleid fiel in einen perfekten Kreis, gab obendrein einen netten Einblick auf ihren Rücken frei. Gemächlich, fast genüsslich trat der Tsukigumi-Star ein paar Stufen nach unten ehe sie den Kopf etwas anhob und begann zu singen.

Niemals war ich sichrer.

Niemals mehr bereit.

Du allein sollst mein Engel sein.

Heut und in Ewigkeit.

Ihre Stimme war gedrückt, ganz zu ehren der Otokoyaku. Sie sah unentwegt auf die sichtlich zitternde Chika. Während sie sang schritt sie stolz und zufrieden hinunter, denn sie wusste genau, wie sie den Yukigumi-Star brechen konnte.

Du allein bist mein Ende, mein Beginn,

gibst dem Leben neuen Sinn.

Wir sind ein Fleisch und Blut.

Alle Zeit.

Wie wahr das alles doch war. Dieses unwürdige etwas von einem Otokoyaku war der Grund, wieso sie exestierte, wieso sie so war, wie sie es wollte und wieso sie diesen Rachegedanken hegte. Zufrieden sein würde sie wohl nie, dazu war die Schuld, die auf den Schultern dieser Frau lastete, zu groß.

Sena blieb hinter Chika stehen, hob die Arme und warf den Blick in die Dunkelheit, wo sich sonst das Publikum aufhielt. Dabei fühlte sie genau den Blick von Ayaki auf sich.

Ich befahl Armeen,

schlug den Feind im Krieg. Sie senkte den Blick und sah auf die bibbernde Frau im weißen Kleid.

Doch ich seh, wenn ich vor dir steh,

Kriege und Sieg sind wertloses Glück.

Eitles und wertloses Glück.

Nur ihre Rache zählte. Erst dann konnte sie wirkliches Glück finden. Erst, wenn ihre Rache vollendet war konnte sie aufhören.

 

Fast hätte Chika ihren Part vergessen, fühlte die Präsenz des Monsters, des Todes, in ihrem Rücken und merkte, wie sie kleiner wurde. Sie hatte Angst und ihre Ohren wurden langsam taub. Nur mit Mühe konnte sie verhindern ihren Einsatz zu verpassen. Wenn sie das jetzt verhaute, dann würde sie nochmal anfangen müssen, vielleicht sogar noch Extraschichten einlegen müssen. Das war das letzte, was sie wollte. Nur weg von dieser Bestie.

Lass mich dich nicht lieben,

lass mich nicht begehren,

was ich zu begehren schon lange vermag. Erneut bereute sie den Tag, an dem sie angefangen hatte Sena für sich beanspruchen zu wollen. Das bisschen nackte Haut war der ganze Schmerz nicht wert gewesen. Wenn sie könnte, dann würde sie die Zeit zurückdrehen.

Ich laufe durch den Nebel

näher an den Abgrund

bin ich nun verbannt nun von dem hellichtem Tag.

Für einen Augenblick fragte sie sich, wer von ihnen sich tatsächlich in den Abgrund geworfen hatte. Asako, die Frau, die sie so eitel zerstört hatte, oder Chika selbst, die sich mit dem Schatten ihrer ehemaligen Kollegin angelegt hatte.

 

Sena packte die Frau im Kleid am Arm, zog sie auf die Beine und zwang sie dazu, mit bestimmten Schritten die eingeübte Choreo zu tanzen während sie erneut kühl lächelte. Wie sehr sie dieses Opfer doch liebte. Dafür, dass sie dafür verantwortlich war, dass der Tod endlich in ihr war, jede Faser ihres Körpers ausfüllte und ihr Wesen einnahm. Sie würde dieses Gefühl festhalten und wenn sie Natsuki dafür anketten musste.

Mein Stern kennt keinen Untergang.

So können wir dem Tod entfliehn.

Wir leben ohne Zeit in Ewigkeit,

denn meine Liebe heißt Unsterblichkeit.

Nur federleicht fühlte sie die Finger der anderen auf ihrer Schulter, als sie schlussendlich doch in ihren Gesang mit einstimmte.

 

Ich teil mit dir mein Bett.

Ich teil mit dir mein Blut.

Wir wanken nicht im Sturm,

nicht in der Zeiten Flut.

Soll diese Welt vergehn,

die unsre bleibt bestehn.

Der Stern wird niemals sinken.

 

Ob sie doch endlich akzeptieren sollte, dass sich dieses Monster sich wie ein Parasit in ihr Leben gefressen hatte? Jetzt so abgeschnitten von allem anderen, auf der Bühne umringt von Dunkelheit war ihr das mehr bewusst als vorher. Erneut fühlte die Frau wie sie anfing zu zittern, fühlte die Kälte, die von der Frau im Anzug ausging, die sie wie eine Bärenfalle umklammert hielt. Die Töne kamen wie von selbst aus ihrer Kehle.

Im Nebel liegt Geborgenheit.

Er macht mich schwach und willenlos.

 

Sena grinste breiter. Zwar sah Natsuki sie nicht direkt an, doch konnte sie der anderen praktisch in die Seele blicken. Das Schäfchen hatte endlich dem Wolf ergeben.

Ich sehe deine Augen sagen ja.

Sie stellen die verwirrten Worte klar.

Sie sagen was du fühlst und was du fühlen willst.

Zwei Körper zieh'n sich an und ändern ihre Bahn.

Sie sterben und als Stern erstehen sie von neu'm.

Der Stern wird niemals sinken.

Der Stern wird nie vergehn

Während sie ihr Opfer quasi über die Bühne jagte, aus tiefster Seele sang, dabei merkte, wie die andere sich immer mehr ihrem Schicksal ergab  griff sie in ihre Tasche, unbemerkt von den Blicken, die sie noch immer auf sich spürte, und striff den Ring über ihren Finger. Beim letzten Schritt in der Mitte der Bühne fiel Chika vor ihr auf die Knie, Sena packte sie grob am Handgelenk. In diesem Moment konnte sie nicht verhindern, dass wohl auch die Personen vor der Bühne das Silber an den schlanken Fingern sehen konnten, doch das war unwichtig. Die Augen ihres Schäfchens wurden leer als sie genau verstand, was diese Haltung bedeutete. Das Silber lag genau über der Narbe an ihrem Handgelenk. Sie konnte den Puls ihres Opfer spüren, fühlte, wie dieser raste, doch sah ihr dabei unentwegt in die Augen. Ohne sie wirklich auffordern müssen erzwang sie von Natsuki den letzte Part des Duetts, den sie einheitlich, nur begleitet von den sanften Klängen einer Harfe, in der Halle erklingen liesen.

 

Kein Zurück mehr.

Die Brücken brechen ein.

Alles werd ich dafür geben um bei dir zu sein.

Nun steh in meinem Bann und nimm mich an als unbezwingbare Macht.

Mein Wunsch ist erfüllt nun,

der Nebel verhüllt nun,

die ewige Liebe der Nacht.

 

Sena zog Natsuki auf die Beine, drehte sie mit dem Gesicht Richtung Publikum, zur Dunkelheit hin. Sie wusste genau, dass dort Tom und all die anderen saßen, auch wenn sie sie nicht sehen konnte, sie waren da. Sie sollten sehen, wer hier die Fäden in der Hand hielt. Zu gerne hätte sie jetzt noch etwas zu ihnen gesagt, doch schon gegen Ende hatte man ihre Mikrophone abgestellt und sie waren nicht mehr zu hören. Es war egal. Das, was zählte, ist gesagt worden und es war zu offensichtlich wer gewonnen hatte.

„Bist du jetzt zufrieden?“, kam es von der Seite und im Augenwinkel sah die Otokoyaku, wie Ayaki auf die Bühne getreten war, wie sie verbissen ein paar Meter entfernt stand und die Hände geballt hatte. Sena drehte den Kopf etwas, hielt die noch immer zitternde und etwas schlapp wirkende Natsuki mit einem Arm fest. Erst als sie Schritte hinter sich hörte lies sie die Puppe fallen, drehte sich ein Stück weiter zu Ayaki. Kimu und Shio waren auf die Bühne gestürmt, ebenso wie Yuuhi und Kiriya. Kimu zerrte Natsuki von ihr weg, was von ihr gekonnt ignoriert wurde. Sollten sie das Schäfchen mitnehmen, es würde doch wieder zurück kommen.

„Kommt drauf an, was du damit meinst, mein Liebling“, sagte Sena und erneut legte sich ein dünnes Lächeln auf ihre Lippen.

 

Nur mit Mühe schluckte Saeko den Klos im Hals herunter. Ihr Alptraum war also doch wahr geworden, auch, wenn die Rollenverteilung anders war als sie es in ihren Träumen gesehen hatte. Langsam, fast vorsichtig ging sie von ihren Freunden weg, trat auf den Tod zu.

„Bist du stolz auf das, wohin du dich entwickelt hast? Ich bin es nicht“, sagte sie mit zitternder Stimme, blieb auf etwas Abstand stehen. Sie fürchtete sich vor der Frau, die da vor ihr stand. Schon wieder sah sie ihre Freundin erschossen auf der Bühne liegen, sich selbst, wie sie verzweifelt versuchte den Bühnenrand zu erreichen, doch jetzt wo sie es endlich hinauf geschafft hatte würde sie sich nicht wieder verjagen lassen. Dieses Mal würde sie nicht aufwachen. Dieses Mal hatte sie sich entschlossen zu kämpfen. „Ich habe bissher immer hingenommen, was du getan hast. Ich habe dich unterstützt in dem was du tust. Aber das da, das kann ich nicht mehr hinnehmen.“

„Charmant“, sagte Sena nur und verschränkte die Arme, hob eine der schlanken Augenbrauen. „Willst du mir jetzt einen Vortrag halten?“

„Nein. Aber ich habe eine Frage an dich.“

Der Tsukigumi-Star warf einen Blick in die Runde. Saeko war sich durchaus bewusst, dass alle, die ihr jemals etwas bedeutet hatten auf dieser Bühne versammelt waren. Gaichi war obendrein unterwegs um Osa zu holen.

„Dann schieß los.“

 

Es war ihr neu, dass Ayaki derartiges vor allen anderen regelte, doch warum nicht? Es war mal etwas neues. So wurde es wenigstens nicht langweilig. Die Frau ihr gegenüber hob den Arm, zeigte auf den hinteren Teil der Bühne. Was sollte das den jetzt schon wieder? Nur zögerlich drehte die Otokoyaku den Kopf, bemerkte dann erst, dass der hintere Teil mit einer riesigen Spiegelfront ausgekleidet war. Sie kannte diese Spiegel. Im Elisabeth-Stück hatte man diese Spiegel benutzt um den Spiegelsaal dar zu stellen. Sie sah sich selbst darin, mittig, umhüllt von Schwärze. Als hätte es einen Schalter umgelegt schnellte ihr Puls nach oben und sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Sie kannte dieses Gefühl nur zu gut: Panik.

„Was siehst du...“, riss Ayaki's Stimme sie aus den Gedanken. „...wenn du in den Spiegel siehst? Siehst du Asako oder Sena Jun?“

„Was geht dich das an?“, zischte die Otokoyaku, fühlte dabei ihre Stimme etwas sterben. Sie konnte nicht von der Gestalt im Spiegel absehen. Im Spiegel sah sie hinter sich zwei weitere Gestalten auf die Bühne kommen. Haruno und Midori. Kurz darauf sah sie auch, wie Ayaki zu ihr trat, auf etwas Abstand zu ihr stehen blieb und ihr im Spiegel in die Augen sah. Ein wenig rechts von ihr sah sie Natsuki, die in Kimu's Armen lag und den Blick nur scheu gehoben hatte.

„Weil es egal ist.“

Ihr Blick flog zurück zu ihrer ehemaligen Vorgesetzten. Egal?

„Was soll das heißen?“

Ayaki holte Luft als ob sie überlegen musste, was sie als nächstes sagen wollte. Eines hatte es ihr gebracht: sie hatte Sena's ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Ich weis, was du getan hast. Mit Shio, mit Natsuki. Ich weis, was du mit Tom vor hattest. Ich weis von der Party, auf der du dich vor dir selbst gefürchtet hast.“ Ayaki trat näher an sie, zwang Sena weiterhin in den Spiegel zu sehen indem sie den Blick nicht von ihr ablies. Sie spürte den Körper der anderen, wie er sich langsam ihrem Rücken näherte, wie sie zärtlich die Hand über ihre Hüfte gleiten lies. Sena fühlte einen kurzen Schmerz, der sich von ihrer Schläfe aus bis in den Nacken zog und der sie kurz die Augen zusammenkneifen lies. Für einen Bruchteil einer Sekunde glaubte sie warmes Wasser auf der Haut zu spüren, kalte, glatte Fliesen unter den Fingern...

„Und?“, fragte sie dann gereiztert, aber etwas in ihr verhinderte weg zu treten. „Komm endlich auf den Punkt.“

„Sag mir, was du im Spiegel siehst.“

Langsam ging ihr die Fragerei auf die Nerven. Was sollte sie schon sehen ausser sich selbst?

„Mich.“

„Richtige Antwort.“ Sena biss die Zähne aufeinander, zog die Stirn etwas kraus. Gerade wollte sie erneut fragen als Ayaki einfach weiter sprach. „Soll ich dir sagen, warum du dich siehst?“ Ayaki legte die Stirn an ihre Schulter und Sena fühlte den Atem der anderen an ihrem Rücken. „Weil du nicht Sena Jun oder Asako bist. Du bist beides. Das ist beides ein Teil von dir.“

„Mach dich nicht lächerlich“, murmelte die Jüngere, doch sie merkte, wie sie anfing zu zittern. Ihre Worte sollten sie gar nicht so berühren, dennoch lösten sie irgendetwas in ihr aus.

„Es ist wahr.“ Die Ältere hob den Kopf, legte ihn über ihre Schulter und sah sie erneut im Spiegel an. „Sieh dich um. Sieh dir die anderen an.“ Sena sah die anderen Leute auf der Bühne in der Spiegelfläche. „Wir erschaffen uns eine Persönlichkeit wenn wir in Takarazuka eintreten. Wir sind jemand anderes, wenn wir auf der Bühne stehen. Sind wir allein, sind wir wer anderes. Dennoch beeinflussen sich unsere beiden Seiten wie Licht und Schatten. Du bist dagegen auch nicht immun.“

Erneut versuchte der Tsukigumi-Star zu lächeln, doch es erstarb noch während des Versuchs.

„Mach dich nicht lächerlich. Asako gibt es nicht mehr.“

„Oh doch das tut sie. Sie ist da weil du auch Asako bist. Rede von dir ruhig als zwei Personen, es gibt aber nur dich. Dich als Asako und als Sena Jun. Genau so, wie wir alle weder das eine noch das andere sind. Wir spielen alle eine Rolle. Du die der Sena Jun, ich die der Ayaki Nao.“

Sie fühlte, wie ihr die Gesichtszüge entglitten als sie die Erkenntnis traf. Das, was sie sein wollte, war gespielt, nicht echt. War ihr desshalb immer so unwohl, wenn sie in den Spiegel sah?

„Asako“, kam es von etwas weiter hinter ihr. Haruno... Osa... „Wir tragen alle eine Tod-Rolle in uns. Die Kunst ist es sie zurück zu halten. Wir wollen dich wieder bei uns haben. Ich hab es nie gut geheisen, dass du bei Saeko bist, aber ich weis, dass sie dich glücklich macht.“

Sie fühlte, wie die Tränen über ihr Kinn tropften, Saeko sie loslies. Nochmals sah sie sich die Leute im Spiegel an, wandt den Blick dann von der spiegelnden Fläche ab und drehte sich zu den Personen, die mit ihr auf der Bühne standen. Sie blieb an Saeko hängen, sah sie eine Zeit lang stumm an. Sie lächelte flüchtig, strich ihr die Träne von der Wange. Was genau sie kurz darauf sagte wusste sie nicht. Sie torkelte an der Älteren vorbei, runter von der Bühne, raus aus diesem Gebäude, raus in den Regen. Generell war alles so dumpf, so unwirklich wie ein Traum. Ein einziger Alptraum.



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