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Alternative Storyline zu 'Behind the Scenes'
von

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Fallen Angel

„Egal was du mir jetzt gibst, ich werde es wegwerfen.“

Asako zuckte mit der Uhr in der Hand zurück. Egal was? Was sollte das jetzt wieder heißen? Verwirrt blickte die Otokoyaku auf, sah Saeko, inzwischen völlig durchnässt, in die Augen. Ihre Schminke war verlaufen, die Haare klebten an ihrem Gesicht, ebenso wie das nasse Hemd an ihrer Haut. Ihre Augen waren so streng, doch so sanft, so verstehend, dass es Asako beinahe das Herz brach. Das hatte sie doch gewollt oder? Dass Saeko zu ihr zurückkam. Der Blick des Tsukigumi-Stars fiel auf die Uhr, die sie noch immer in der Hand hielt, damit auch auf den Ring an ihrem Finger und sie verstand, worauf diese wundervolle Frau ihr gegenüber hinaus wollte. Der Ring symbolisierte alles, was in den vergangenen Jahren geschehen war, alles seit dieser Nacht, in der sie Elisabeth und den Tod gespielt hatten, alles, seit sie sich Kimu hingegeben hatte und damit alles vernichtet hatte, was Saeko wohl aufgebaut hatte. Saeko war bereit ihr noch eine Chance zu geben wenn Asako bereit war, alles hinter sich zu lassen. Sie könnte den ganzen Schmerz einfach vergessen und nochmal mit ihrem Engel, ihrem Tod, der Frau, der sie ihr Herz geschenkt hatte, ein neues Leben anfangen. Asako fühlte, wie ihr erneut die Tränen hochkamen und der Klos in ihrem Hals zunahm, drehte die Hand mit dem Ring ein wenig und starrte auf den kunstvoll eingearbeiteten, schwarzen Stein in dem weißgoldenem Ring. Sie hatte viele Stunden damit verbracht daran herum zu kritisieren, hatte alles, was während der Auftritte passiert war über Jahre hinweg bis ins kleinste Detail geplant gehabt, nur für Saeko.

„Asako?“, fragte Saeko plötzlich und Asako schreckte etwas auf. Sie hatte gar nicht gemerkt wie das Wasser inzwischen durch ihre Kleidung durchgedrungen war und beinahe stechend kalt ihren Rücken hinablief. Erneut sah sie den völlig durchnässten Engel an, die sie mit inzwischen sehr sorgvollem Blick ansah, die leere Hand noch immer vor ihrer. Die Otokoyaku umklammerte die Uhr in ihrer Hand etwas fester.

„Du... bist nicht glücklich mit dem, was ich getan habe, oder?“, fragte sie mit abknickender Stimme, versuchte dabei den Klos im Hals hinunter zu schlucken.

„Nein. Aber wer wäre das schon?“

„Bist du sauer auf mich?“

Saeko schwieg, sah sie nur stumm an und nahm die Hand etwas zurück.

„Worauf... worauf willst du hinaus?“, fragte Saeko dann leise. Asako lächelte nur etwas, sah erneut auf die Uhr. Sie hatte sie kaputt gemacht und damit alles wofür sie stand. Sie hasste ihr Leben, jeden Aspekt davon. Saeko war ihr Licht, ihre Hoffnung, aber verdient hatte sie das ganze nicht.

„Ich bin zu einem Monster geworden, Saeko“, begann sie dann leise, ihre Stimme zitternd, wie der ganze Rest ihres Körpers. „Ein Dämon. Natsuki...“

„Ich weis, was du mit Chika gemacht hast. Es war nicht richtig, aber das ist nicht der Punkt.“

„Oh doch. Das ist der ganze Punkt. Ich kann nicht mehr zurück, obwohl ich es so gerne will. Was ich gemacht habe ist unverzeihlich.“ Saeko wollte erneut etwas sagen, doch Asako nahm die Hand der Älteren, platzierte die Uhr darin und schloss die schlanken Finger um das Silberschmuckstück, oder zumindest das, was davon übrig geblieben war. „Ich verdiente deine ganze Liebe nicht. Ich verdiene es nicht, dass du mir noch eine Chance gibst. Wer sagt mir, dass ich nicht das Selbe mit dir mache wie mit Natsuki?“

Fassungslos starrte Saeko auf die silberne Uhr und Asako sah das Entsetzen in ihren Augen, sah, wie sich Tränen darin sammelten.

„Du würdest mir nicht wehtun, Asako“, hauchte Saeko leise, wobei ihre Stimme brach. „Denk nochmal darüber nach.“

„Ich tue es doch jetzt oder? So wie die ganzen letzten Jahre. Du bist eine so wundervolle Person, Saeko und du hast etwas besseres verdient als ein Monster wie mich.“

„Du bist kein Monster...“

Nur schwer und mit müden Augen sah Asako erneut auf, schloss sie aber, als sie sah, wie Saeko vor ihr in Tränen ausbrach.

„Sag das Shio. Sag das Kimu, Mattsu, Chigi, Mirio oder Masao. Sag das Gaichi oder Yuuhi. Sag das Kiriyan. Sag das Osa. Sie alle haben mir gesagt, dass ich nicht mehr die bin, die ich mal war. Sie haben Recht. Ich bin nicht die Frau, in die du dich damals verliebt hast. Ich will dir aber als eben jene im Gedächnis bleiben. Ich will nicht, dass du siehst, zu was ich geworden bin.“

Asako beugte sich vor, lehnte die Stirn an die der anderen und legte die Hände an die aufgehitzten Wangen, fühlte die Tränen darüber liefen. Sie wollte die Nähe der anderen nur noch einmal fühlen, wagte es aber nicht, sich einen Kuss von ihrem Engel zu stehlen. Damit würde sie Saeko nur noch mehr verderben als sowieso schon.

„Asako nein...“, hauchte Saeko leise, krallte sich an ihrem Oberteil fest.

„Geh.“
 

Etwas in Saeko zerbrach. Ihre ganze Welt wurde mit einem Mal dunkel. Nur wegen diesem einem Wort. Sie wollte Asako nicht loslassen, wollte nicht sehen, wie sie sich selbst in diesen Abgrund stürzte und in ihrer eigenen Finsternis versank. So hätte das alles nicht laufen dürfen. Saeko hatte sie auffangen wollen, das Monster in ihr einsperren.

„Geh.“

Die Stimme des Tsukigumi-Stars war noch immer dumpf in ihren Ohren, spürte nur, wie die kalten Finger ihre Wangen verliesen und Asako sich von ihr zurückzog, sich erhob und zum Rand des Daches ging. Alles was sie tun konnte war, auf den Rücken der anderen zu starren, zu sehen, wie die nassen Haare an ihrem Nacken klebten. Saeko's Blick wanderten über die Schultern hinunter zu ihrer Hand, an dem sie immer noch den Ring trug.

Asako hatte sich entschieden. Die letzten Jahre hatten sie zerbrochen und jetzt war es zu spät. Ihr Engel war gefallen und es war zu spät um sie vor der Klippe zu schützen, über die sie sich gestürzt hatte. Wie von selbst fiel der Kopf der ehemaligen Otokoyaku hinunter. Alles vor ihren Augen wirkte verschwommen, doch sie sah, wie die Tropfen auf das angelaufene, zerkratzte Silber der Uhr fielen, die zwischen ihren Fingern lag. Tranceartig öffnete sie das Gehäuse der Uhr. Sie stand noch immer auf einer Uhrzeit, wobei der Sekundenzeiger lose im Uhrwerk hing. Das Glas war gesprungen und die Uhr irreperabel zerstört. Nochmals sah Saeko auf, bemerkte, dass Asako sich nicht von der Stelle bewegt hatte. Nur langsam stand sie auf, wollte eigentlich zu ihrer Freundin, zu ihrem Engel hingehen, aber da war diese unsichtbare Mauer, die Asako im Lauf der Jahre um sich gezogen hatte und sie zurückhielt. Sie kam nicht zu ihr durch. Als ob sie gegen jene Mauer gerannt wäre torkelte die Ältere zurück, fühlte, als würde ihr Herz in Stücke gerissen werden als sie das Dach verlies.
 

Noch nie vorher hatte die Stille so in ihren Ohren weh getan wie in diesem Moment. Der Regen war nie so furchtbar kalt gewesen. Das Loch in ihrem Herzen wurde unendlich groß, sodass sie genau merkte, wie es sie verschlang. Es war vorbei. Alles. Nur das Netz ihrer eigenen Dunkelheit war noch präsent und Asako spürte genau, wie es sie erhang. Zeitlupenartig hob die Otokoyaku die Hand, besah den tiefschwarzen Stein an ihrem Finger, der sie immer mehr in seinen Bann zog. Der Stein fiel in das Loch in ihrer Seele und riss es nur noch weiter auf wie ein scharfes Messer in ihrem Fleisch. Sie zog das Weißgold vom Finger, lies ihn neben sich auf den Boden fallen. Sie wollte das alles nicht. Kein Ruhm, kein Geld, keine Macht. Doch das was sie wollte, hatte sie einfach nicht verdient. Nicht nach dem, was sie getan hatte. Sie war sich jeder einzelne ihrer Taten voll bewusst gewesen, hatte es dennoch getan obwohl sie wusste, dass sie Saeko damit wehtun würde. Jetzt war sie weg. Asako schloss die Augen.

Es war vorbei.
 

Saeko konnte nicht sagen, wie lange sie gebraucht hatte um durch das Treppenhaus wieder nach unten zu laufen. Eigentlich hatte man erwarten sollen, dass sich alles in ihr überschlug, doch in ihr herrschte nur diese furchtbare Leere. Sie hatte all ihre Hoffnungen in diesen Abend gesetzt und Asako hatte ihr den Rücken zugedreht. Sie hatte allen den Rücken zugedreht, die ihr hatten helfen wollen. Wieso war ihr schleierhaft.

„Saeko!“, rief Osa, als sie mit Gaichi aus dem Wagen ausstieg. Auch Yuuhi stieg aus dem Auto, Shio, Kimu und Kiriyan kamen aus einem weiteren. „Was ist los? Wo ist Asa?“

Der ehemalige Top Star bekam keinen Ton heraus, lies den Kopf hängen und hob nur die zitternde Hand, in der sie die kaputte Silberuhr hielt. Osa verstummte und sie bemerkte nur, wie sich die anderen ansahen.

„Ich hab versagt“, flüsterte Saeko leise, schluchzte etwas.

„Verdammt dann prügeln wir es ihr halt rein!“, rief Osa, merklich aufgebracht, wobei ihre Stimme mitten im Satz abknickte. „Wir können doch nicht...“

„Osa!“, ermahnte Yuuhi sie und hielt sie an der Hand fest, als Osa in Richtung Haus loslief. „Wenn selbst Saeko es nicht geschafft hat...“

Den Rest der Unterhaltung der Truppe bekam die ehemalige Otokoyaku nicht mit, ging ein paar Schritte auf die Seite. Wenn sie gewusst hätte, dass es so enden würde, dann hätte sie es nie getan. Sie hätte Asako nie angesprochen, hätte ihr nie gestanden, wie sie fühlte. Dann wäre sie sicher mit Osa glücklich geworden. Sie hätte bei Natsuki bleiben sollen. Sie wäre stark genug gewesen, diese Einsamkeit zu ertragen, aus der Asako sie rausgeholt hatte. Die ehemalige Tod-Darstellerin hatte versagt.

Saeko brauchte ein paar Sekunden, um das Schreien hinter ihr zu bemerken, zu bemerken, wie ein paar der Frauen in Richtung des Hauses hechteten. Langsam drehte sie sich um, folgte dann den Blicken der anderen. Der Moment, in dem sie den Schatten über den Rand des Hausdaches gleiten sah, schien ewig an zu dauern.
 

„Asako!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Da-chin96
2012-02-06T14:40:36+00:00 06.02.2012 15:40
Es ist nicht gut das Kapitel zusammen mit Suteki da ne im Hintergrund zu lesen, wenn man sich so sehr reinversetzt in die Situation.
Ich habe mich dabei ertappt zu weinen.
Ehrlich, ich hab Tränen in den Augen, gerade in dem Moment, wo ich das hier schreiben.


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