Zum Inhalt der Seite

Naruto Kurzgeschichten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mendacis

Sie haben es geschafft. Sie haben es wirklich geschafft. Überall in Konoha gab es nur dieses eine Gesprächsthema: Itachi Uchihas Festnahme. Es war eigentlich nichts Genaues über den Ablauf bekannt, doch die wildesten Gerüchte machten die Runde. Nur einem schien es egal zu sein, wie es den Anbu gelungen war, Itachi festzunehmen, es war ihm egal, ob dabei Ninja gestorben waren und es war ihm ebenso egal, dass er nun keine Chance mehr auf seine Rache hatte.

Sasuke Uchiha wusste in dem Moment, als Kakashi es ihm erzählte, nicht, was er davon halten sollte. Blindlinks war er zu den Gefängnissen gestürzt, hatte sich an den Wachen vorbei gezwängt und war nun wenige Schritte von der Zelle seines Bruders entfernt.

Die letzten Meter schlich er fast und doch verursachte er genug Geräusche, dass Itachi ihn hören konnte.

Er trug eine Augenbinde aus dunklem Stoff und bis auf eine kleine Wunde seitlich am Hals schien er keine sichtbaren Verletzungen davongetragen zu haben. Das enttäuschte Sasuke, zumindest, bis er begriff, was die Augenbinde bedeutete.

Sie hatten ihn geblendet.

„Freust du dich, mich so zu sehen?“, erkundigte sich Itachi und wandte den Kopf in Sasukes Richtung.

Er schwieg.

„Oder bist du traurig, weil du nicht dabei warst?“

Er schwieg weiter. Was hätte er auch sagen sollen?

„Ich hoffe für dich, dass du bei meinem Prozess nicht so schweigsam bist, Sasuke.“

Natürlich wusste Itachi, dass er es war. Aber wie? Sasuke konnte sich keinen Reim darauf machen. Hier in den Kerkern konnte man Chakren nicht voneinander unterscheiden. Außerdem konnte Itachi seines nicht benutzen, dafür hatten die Medic-Nin gesorgt.

„Woher weißt du, dass ich es bin?“, fragte Sasuke schließlich.

„Ich weiß immer genau, wo du bist.“

Diese Arroganz, die Itachis Tonfall bestimmte, Sasuke hasste sie. Denn er verband diese Worte mit einer Erinnerung an die Zeit, als er noch einen Bruder gehabt hatte.
 

*~*
 

Es war Nacht und der Regen fiel unaufhörlich. Er trommelte gegen Fenster und Dächer, durchnässte alle, die sich draußen herumtrieben, bis auf die Haut und sorgte für rabenschwarze Finsternis.

Itachi traf niemanden an, als er in den Wald rannte; Sharingan aktiviert, um überhaupt etwas zu sehen. Dennoch wich er nicht schnell genug aus. Diesmal nicht. Äste schlugen ihm Wunden ins Gesicht, Zweige und Dornen zerschnitten seine Arme. Aber die Sorge ließ ihn keinen Schmerz spüren.

Fast hatte er den kleinen See erreicht.

Als er das Wimmern hörte, gesellte sich Hass zu seiner Sorge und ließ ihn noch einmal beschleunigen, schneller, immer schneller rennen, bis er endlich bei ihm war.

Rasch legte er den warmen Mantel um seinen Bruder, zog ihn in seine Arme, strich ihm die klatschnassen Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Was hast du dir nur dabei gedacht, einfach durch den Regen zu laufen?“, fragte er leise. Sasuke schniefte.

„Ich – ich wollte nicht, aber…“ Er brach ab, vergrub das Gesicht in Itachis nasser Jacke und kuschelte sich an ihn. Er musste gar nicht weiter sprechen, Itachi wusste, warum der Kleine weggelaufen war. Sasuke wünschte sich so verzweifelt, von ihrem Vater angesehen, von ihm respektiert und gelobt zu werden. In diesem Augenblick dachte Itachi daran, dass Sasuke und er nicht unterschiedlicher hätten sein können. Ihm wäre es ganz Recht, von Fugaku mal ignoriert zu werden.

„Sch-sch“, machte er und hob seinen Bruder vorsichtig hoch, „Beeilen wir uns, dass wir nach Hause kommen. Sonst sind wir morgen beide krank. Okay?“

Sasuke nickte und legte seine Arme um Itachi.

„Nii-san?“, fragte er nach einer Weile, „Wie hast du mich eigentlich so schnell gefunden?“

Itachi lachte leise.

„Ich weiß immer genau, wo du bist.“

Sasuke lächelte.
 

*~*
 

„Ich kann es nicht abwarten, dass sie dich umbringen“, zischte Sasuke abfällig.

Itachi zog eine Augenbraue hoch.

„So? Und warum tötest du mich dann nicht einfach hier und jetzt? Ich werde mich wohl kaum wehren.“

„Wahrscheinlich, weil du so jämmerlich wirkst. Und ich nicht gegen jemanden so Schwaches kämpfe. Das wäre ja geradezu langweilig.“

„Du bist ein schlechter Lügner“, sagte Itachi geringschätzig.

Sasuke biss sich kurz auf die Lippe.

„Ich stehe morgen in der ersten Reihe“, fauchte er, dann lief er von dannen.
 

Ganz Konoha schien anwesend zu sein, obwohl wahrscheinlich Sasuke der Hauptgrund dafür war. Schließlich war er bald der einzige noch Lebende des Uchiha-Clans und von der Finsternis in seinem Herzen befreit. So machten sich mehrere Mädchen Hoffnungen, ihm bei seinem neuen Ziel – den Clan wieder aufzubauen – behilflich sein zu können.

Itachi sollte eine möglichst demütigende Hinrichtung haben, deshalb entschloss sich der Rat der Ältesten für die alte und in Konoha selten angewandte Methode der Enthauptung.

Itachi trug Handschellen und zwei Anbu begleiteten ihn zur Holzbank. Heute trug er keine Augenbinde und seine milchig weißen Augen schienen die Schaulustigen fast schon amüsiert zu mustern. Er stand aufrecht und erweckte keinen Anschein, dass er in Kürze tot sein würde.

Tsunade trat vor.

„Du weißt, weshalb du angeklagt bist und der Tod die einzige Strafe für dich ist, die in Frage kommt. Die einzelnen Anklagepunkte sind allen bekannt, deshalb werden sie jetzt nicht verlesen. Wir sind der Meinung, dass du es nicht verdient hast, aber da es in Konoha Tradition ist, frage ich dich: Hast du etwas zu deiner Verteidigung zu sagen, oder eine andere als die bekannte Version, wie es zu diesem tragischen Massaker gekommen ist?“

„Nein“, sagte Itachi fest, „Es ist genauso geschehen, wie es in der Anklage steht.“

Tsunade seufzte und nickte.

„Hast du sonst noch etwas zu sagen?“

Innerlich spannte Sasuke sich an. Er hatte sich so oft ausgemalt, was Itachis letzte Worte sein könnten. Er beobachtete ihn genau.

„Nein.“

Im selben Moment, als Itachi verneinte, wandte er plötzlich den Kopf nach rechts und starrte Sasuke an. Es war gruselig, von diesen toten, schleierhaften Augen so eindringlich angeschaut zu werden, doch Sasuke konnte den Blick nicht abwenden.

Ich weiß immer genau, wo du bist.

„Bist du dir sicher? Keine letzten Worte?“

„Ich habe nichts mehr zu sagen.“

Der Henker bückte sich und hob seine messerähnliche Waffe auf.

Sasuke merkte nicht, dass er die Luft angehalten hatte, bis er plötzlich keinen Ton rausbrachte.

Als er wieder eingeatmet hatte, rief er: „Ich will ihn noch etwas fragen.“

Eine Sekunde später wunderte er sich über sich selbst. Er wollte Itachi nichts fragen. Er hatte alle Antworten, die er brauchte.

Tsunade fixierte ihn nicht minder verwundert.

„Na gut. Was willst du ihn fragen?“

Fieberhaft dachte Sasuke nach und erst, als er Itachi wieder ansah, wusste er, auf welche Frage Itachi gelogen hatte.

„Warum lebe ich noch?“, fragte er leise, aber auf dem Platz war es still genug, dass Itachi seine Worte hörte. Wieder schaute er seinem Bruder in die Augen, und für den kurzen Moment eines Wimpernschlages, meinte Sasuke, einen Hauch von Verletzlichkeit in den weißen Augen seines Bruders zu sehen.

Itachi wandte sich wieder nach vorn.

„Ich habe nichts mehr zu sagen“, wiederholte er.
 

*~*
 

„Nii-san, kann ich bei dir schlafen?“

Wie um die Angst in der Stimme des Kindes zu unterstützen, schlug der Donner ein und Sasuke zuckte zusammen.

Itachi schlug die Decke zurück und Sasuke kuschelte sich an seinen Bruder, die vertraute Wärme und Geborgenheit.

„Warum gewittert es in letzter Zeit so oft?“, fragte er wimmernd.

Itachi legte den Arm um ihn.

„Ich weiß es nicht“, antwortete er leise.

„In Filmen passiert immer bald etwas Schlimmes, wenn es solche Unwetter gibt.“

Itachi schmunzelte.

„Wir sind aber nicht in Filmen, sondern in der Realität. Und ich verspreche dir, dass ich dafür sorge, dass dir nichts Schlimmes passiert.“

Sasuke kicherte.

„Ich hab dich lieb.“

Er schloss die Augen und sah den nächsten Blitz nicht mehr. Und als es wieder donnerte, war er längst eingeschlafen.
 

*~*
 

Stirnrunzelnd sah Tsunade ihn an.

„Ich würde dir gern befehlen, die Frage zu beantworten.“

Itachi starrte einen Punkt ein paar Meter links von ihr an.

„Aber ich kann nur deinen Tod befehlen.“

Sie nickte dem Henker zu und als er seine Waffe hob, schaute Itachi Sasuke zum dritten Mal in die Augen.

Plötzlich wurde ihm kalt und eine Gänsehaut überzog seine Arme. Er fröstelte, als er Itachis Blick erwiderte.

Mir ist kalt, Nii-san.

Itachi senkte den Blick und die Waffe sauste hinab.
 

Sasuke bemerkte überrascht, wie ihm Tränen über die Wangen liefen.

„Sasuke?“, fragte Kakashi leise.

„Mir geht es gut. Ich bin nur… froh, dass es endlich vorbei ist.“

Du kannst dich ja nicht einmal selbst belügen. Du bist wirklich ein verdammt schlechter Lügner, Sasuke.
 

xXx
 

Wer den Bezug zum Titel nicht versteht: Mendacis heißt Lügner auf Lateinisch (:
 

-Danke fürs Lesen



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  leeying
2012-05-25T22:18:36+00:00 26.05.2012 00:18
Hallo erstmal :D
Und mega Story :)

Ich fand es unglaublich gut. Ich meine mir wären fast die Tränen gekommen
wie bei Sasuke. Irgendwie bedauere ich es wirklich sehr, dass Itachi so gestorben ist.
Ich meine, im Manga und Anime ja eigentlich anders.

Ich hab so geheult, bei Itachis Tod. Deine Geschichte ist genauso
rührend. Wieso konnte Itachi einfach nicht irgendetwas sagen.
Nur etwas für Sasuke zur Erinnerung xD

Schreib noch mehr solche Stories, ich find sie toll :)
Ein dickes Lob und weiter so!

Grüße
Miyu :)


Zurück