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BlueberryCastle

Weil ihr anders seit
von

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Kapitel 7

Das Zimmer sah immernoch so aus wie vor wenigen Tagen als Alice darin erwacht war. Es lagen lediglich ein paar mehr Manga herum. „Red Fog, wie ich zu dir fand“, las Alice einen der Titel laut vor und schmunzelte. Es machte Victor nur noch sympathischer, dass er nun rot wurde. Er säuberte gerade ihre Wunden am Hals, die fast aufgehört hatten zu bluten, drückte anschließend mit einem sterilen Tuch darauf und klebte ein Pflaster drüber.

„Du liest sowas also wirklich gern, oder? Aber das sind doch alles Liebesgeschichten mit klischeehaften Vampiren. Und furchtbar schnulzig sind die auch.“ Sie hatte, als sie noch im Heim eingesperrt gewesen war, mal so ein Büchlein gelesen, das ihre Mitbewohnerin hatte liegen lassen. Und sie hatte es einfach schrecklich gefunden. Für Romantik hatte Alice nicht viel übrig, da sie nicht an die wahre Liebe und schon gar nicht an die Ewige glaubte.

Victor räusperte sich. Er sah so aus als wäre ihm dieses Thema furchtbar peinlich und als würde er sich dafür verfluchen die Manga hier offen liegen gelassen zu haben.

„Nun ja... Du magst so etwas vielleicht nicht, aber mir gefallen diese Geschichten sehr gut. Und das Vampire darin oft falsch dargestellt sind... nun die realen Vampire sind eigentlich weniger spannend, finde ich. Ich lese lieber über Fiktive.“

„Bis vor ein paar Tagen dachte ich du wärst ebenfalls Fiktion. Aber jetzt hab ich dich leibhaftig vor mir und du klebst mir sogar ein Pflaster auf den Hals. Ich finde das schon ganz schön spannend. Aber dieses ganze Geflirte hier... Ich weiß nicht.“ Sie blätterte in einem Manga herum und verzog das Gesicht.

„Kann es sein, dass du noch nicht verliebt warst?“, wollte Victor mit einem merkwürdig neugierigen Ausdruck im Gesicht wissen.

„Ach, du meinst in die saufenden und grölenden Dorfjungs, deren einziges Thema ist, dass ihnen mein Ausschnitt zu klein ist? Oder in die 'unglaublich gebildeten' Studenten von der Jungenhochschule mit ihren hübschen Mathebüchern unterm Arm, die versuchen mich zu ihren elend langweiligen Treffen mitzuschleppen damit sie damit angeben können, dass sie eine heiße Freundin haben? Oder meinst du doch eher in den jungen Hausmeister meines Heims, der letzten Monat versucht hat ganzen fünfzehn Mädchen an die Wäsche zu gehen?“

„Okay, ich hab verstanden.“ Victor wirkte amüsiert. „Nicht sehr viel Potenzial zum verlieben. Ich sollte dich mal mit in die Stadt nehmen damit du das männliche Geschlecht nicht so völlig verurteilst.“ Nun horchte das Mädchen auf.

„In die Stadt mitnehmen? Ich kann also doch mal raus?“

„Sicher. Wenn du begleitet wirst. Und damit meine ich nicht Toulouse oder die Zwillinge sondern mich, Killian oder Vincent.“

Die Vorstellung mit den beiden Letzteren allein in die Stadt zu müssen, behagte Alice nicht gerade, was man ihr wohl auch ansah, denn der Vampir lächelte nun etwas entschuldigend. „Sie waren nicht gerade Gentlemen dir gegenüber.“ Auf Alice Kopfschütteln hin sprach er weiter. „Gib ihnen etwas Zeit sich daran zu gewöhnen, dass ein Mensch hier wohnt.“

„Toulouse hat mir ein bisschen was über Geschichte erzählt. Ich kann die beiden nun besser verstehen, eine Entschuldigung ist das aber trotzdem nicht!“ Sie schnaubte.

„Ich sollte dir erzählen warum ich wieder in so einem Zustand nach Hause gekommen bin.“

Das hatte Alice schon wieder beinah vergessen. Sie schalt sich dafür.

„Ich möchte aber erst duschen. Nur so viel: Du kennst bereits Sophia und Will, aber wir haben noch mehr Feinde. Leider muss ich mich ab und an mit denen anlegen. Sie sind auch der Grund, warum du nicht mal ein Fenster öffnen darfst. Es ist eine längere Geschichte, die etwas Zeit in Anspruch nehmen wird.“

„Ist okay, geh erst duschen.“ Sie winkte ihn raus, was er mit einem Lächeln quittierte und in Richtung Bad verschwand.
 

Leider kam alles ganz anders. Victor duschte gerade mal zwei Minuten und Alice hatte sich schon gefragt ob er es wohl merken würde, wenn sie spickte, als es in der Halle erneuten Aufruhr gab. Sofort begann Alice's Herzschlag sich zu beschleunigen. Waren die Vampire zurück?

„Komm raus, Mensch!“, tönte Sophias liebliches Stimmchen mit einem Unterton zu ihr hoch, dass die darin mitschwingende Mordlust nicht zu überhören war. Alice versuchte sich zu beruhigen. Diesmal war Victor da, diesmal musste sie nicht allein nach unten, auch wenn er angeschlagen und wahrscheinlich auch sehr müde war, immerhin konnte er ihr zur Seite stehen. Und er war auch der einzige, bei dem sie sich sicher war, dass er genau das tun würde: Dafür sorgen, dass ihr nichts passierte. Sollte sie hier sitzen und auf ihn warten? Hatte er Sophia gehört und eilte schon aus der Dusche? Aber das Wasser lief weiter, es war nicht zu überhören.

Die Vorstellung, die beiden Eindringlinge würde nach oben kommen um sie zu holen, ließ Alice sofort aufstehen und einen Satz zur Tür machen. Hier oben in diesem kleinen Zimmer war sie gefangen. Sie hatte keine Chance zu entkommen außer sie stürzte sich aus dem Fenster. Da Vampire wesentlich schneller waren als Menschen, wären sie bei ihr bevor sie sich hätte aufrappeln können. Damals beim Heim hatte es vielleicht geklappt, aber hier sicher nicht. Und was sollte sie dann tun? Erneut in den Wald flüchten? Dieses Mal hätte sie auf keinen Falle erneut soviel Glück. Nein, sie würde jetzt in die Halle gehen, in der Gewissheit, dass Victor hinter ihr war.

Jetzt erinnerte sie sich auch an Toulouse, der ihr versichert hatte auf sie Acht gegeben zu haben als die Vampire das letzte Mal ungefragt das Haus betreten hatten. Apropos... Wie waren sie denn an den Bannzetteln vorbeigekommen? Wirkten diese nicht auf sie?
 

Mit etwas wackligen Beinen trat Alice nun an das Geländer im Flur und spähte nach unten. Das tat sie ziemlich oft seit sie hier war...

Sofort hatten Sophia und William ihre Bewegung wahrgenommen und sahen in ihre Richtung. „Komm runter. Und bring Victor mit!“

„Der ist beschäftigt.“ Jetzt wo sie ihn mitbringen sollte, bekam Alice plötzlich ein schlechtes Gewissen, welches die Angst ein Stück zur Seite drängte. Wenn sie Victor holte, lieferte sie ihn dann nicht an ihren unfreiwilligen Besuch aus? Sie stieß ihn quasi ins Rampenlicht damit er die Situation rettete und vielleicht erneut schlimm zugerichtet wurde. Und sie saß daneben und aß Popcorn?! Kam nicht in Frage! Mit entschlossener Miene machte sie sich auf den Weg nach unten.

„Hol ihn trotzdem! Wir haben ihm etwas zu sagen. Außerdem schadet es nicht, wenn er mitansieht was wir mit seinem Schützling anstellen.“

„Als ob ihr hier etwas mit mir anstellen würdet!“ Alice blieb unten an der Treppe stehen, den Blick starr auf die beiden Vampire gerichtet. Sie machte sich, obwohl ihre Stimme fest und entschlossen klang, fasst ins Hemd.

Wieder hatte sie das Bild vor Augen wie MaryAnn an einen Baum genagelt hing, wieder sah sie das Blut, die schreckgeweiteten Augen...
 

Da bemerkte sie etwas merkwürdiges in ihrem Schatten, der direkt vor ihr einen kleinen dunklen Fleck bildete. Er schien sich zu bewegen, zwei Katzenaugen blitzen auf, waren aber sofort wieder verschwunden. Ein wenig Erleichterung durchströmte sie. Toulouse war wiedermal ganz in ihrer Nähe.

Schattenkater hatte er sich genannt und nun konnte Alice sich mehr unter diesem Begriff vorstellen. Sie fasste neuen Mut. „Haut ab, ihr habt hier nichts verloren!“ Wenn das keine Ansage war!

Es verging nicht mal eine Sekunde.

Plötzlich war Sophia dicht vor ihr und verpasste ihr eine so heftige Ohrfeige, dass der Schlag im ganzen Haus widerhallte. Ein brennender Schmerz durchzuckte Alice Wange als sie zurück taumelte, über die unterste Treppenstufe stolperte und zum Glück geistesgegenwärtig genug war sich mit den Händen abzufangen. Wahrscheinlich hätte sie sich sonst das Genick gebrochen. Dieser Schlag war um einiges Stärker gewesen als die Ohrfeigen, die sie im Laufe ihres missgebildeten Lebens von ihren Mitschülerinnen, Mitbewohnerinnen und Lehrern und von der Hausdame bekommen hatte. Sogar stärker als die der Männer. Wütend funkelte Alice zu der Vampirin hoch während sie spürte, dass die Wange bereits anschwoll, außerdem schmeckte sie Blut. Wenigstens hatte sie sich nicht auf die Zunge gebissen, was wohl an der jahrelangen Übung lag, wie sie zerknirscht feststellte.

Sie erwartete nun sich das übliche Geschrei und Getobe anhören und schleunigst abhauen zu müssen. Jedoch erblickte sie nur ein überraschtes Gesicht. Sophia sah perplex aus, was sich nun wohl in Alice Mimik widerspiegeln musste.

Im Hintergrund brach es nun los.

Die Schatten an den Wänden verwandelten sich in katzenförmige Gestalten, deren Augen zu glühen und deren weit aufgerissene Münder zu schreien schienen. Die Atmosphäre wandelte sich von bedrohlich zu lebensgefährlich und ließ das Gefühl von Angst und Hysterie quasi greifbar werden. Eine Tür öffnete sich und die Zwillinge betraten den Raum. Sie erweckten den Eindruck als hätten sie heute nicht genügend Insekten die Beinchen ausgerissen, ihre Augen funkelten vor Mordlust.

Während sie all das aufnahm, wichen die Vampire ein Stück zurück. Jedoch nur soweit, dass sie sich gut verteidigen konnten. Sie standen Rücken an Rücken und bleckten die Zähne. Ein tiefes Knurren entkam ihren Kehlen. Hatten sie jetzt Angst? Waren sie plötzlich unterlegen? War Mouse zurück? Oder was geschah hier?

Irgendjemand stellte Alice auf die Füße, was sie erst verzögert mitbekam.

„Was wollt ihr? Ihr wisst, dass es euch nicht gestattet ist dieses Haus zu betreten“, grollte Victor neben dem Mädchen, einen Arm um ihre Taille gelegt um sie zu stützten.

„Dich zur Rede stellen, was denn sonst!“, knurrte Sophia. „Wir wussten ja schon, dass du eines Vampirs nicht würdig bist, weil du in ihrem Krankenhaus dafür sorgst, dass sie leben“, jedes Wort spuckte sie aus wie ein Stück Schlamm, „aber dass du nun einen von ihnen hier aufnimmst, der eigentlich uns zusteht und dass du diesem Mensch auch noch das Blut nimmst, welches uns gehört und welches wir benötigen, geht zu weit! Wir sind hier um sie mitzunehmen. Es wird Konsequenzen haben, wenn du sie uns nicht aushändigst!!“

„Hysterische Kuh“, kommentierte Alice. Sie blickte ein wenig ängstlich zu Victor. Sie wollte hier bleiben, aber ihre Erfahrung hatte sie gelehrt nicht darauf zu hoffen. Hintergangen wurde sie mehr als einmal im Leben, wieso also nicht auch jetzt?

„Ihr bekommt sie aber nicht. Es waren schon oft Clowns hier, die Anspruch auf meine Mitbewohner erhoben haben. Aber sie sind alle noch hier und werden es auch bleiben.“ Das er sie Clowns genannt hatte, fand Alice irgendwie süß.

„Gib Sie uns!“, schrie Sophia nun los. Sie machte Anstalten ihre Formation zu verlassen und sich wütend auf Alice zu stürzten, hielt aber inne, wenn auch rasend vor Wut, als die Schatten sich nun enger um sie schlagen, die Atmosphäre noch erdrückender wurde und die Zwillinge näher traten. Das alles wirkte bizarr und unheimlich auf Alice. Sie wusste, dass sie selbst auf der bizarren und unheimlichen Seite stand, aber gleichzeitig hatte sie Angst davor, dass sich das Blatt ganz schnell wenden konnte. Hatten die Menschen, die den Wald vor ihr betreten hatten, sich diesen Mächten ausgeliefert gesehen? Sie bekam Kopfschmerzen und hatte das Gefühl hintenüber zu kippen, wenn die Luft hier noch bedrückender wurde. War es für die Vampire genauso schlimm, weil sie keine Menschen waren, sich aber alles gegen sie richtete? Oder war es für sie sogar noch schlimmer?

Gab es noch mächtigere Wesen da draußen im Wald?

Die Eingangstür schob sich einen Spalt auf und Mouse huschte herein. Fast zeitgleich öffnete sich eine weitere Tür im Obergeschoss, durch die nun Killian trat und sich oben am Geländer aufbaute.

Die Spannung war fast greifbar, was der kalte Luftzug, der nun von draußen herein wehte, nur noch verstärkte.

„Ich bleibe hier. Haut ab, ihr nervt!“, löste sich Alice' großes Mundwerk und brachte damit die ganze Szene wieder in Bewegung. Grollend sprangen die Vampire zum kaputten Fenster hinauf. Sophia schnaubte beleidigt und verschwand in die Nacht, William aber sagte den ersten Satz, den er an diesem Abend gesprochen hatte. „Wir kriegen sie Victor. Wir kriegen sie, dich, all deine Missgeburten und deine geliebte Stadt.“ Dann war auch er fort, mit der Dunkelheit der Nacht verschmolzen.

„Arschloch“, kommentierte Alice die gemeine Drohung des Vampirs.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SayuriShirayuki
2012-01-16T20:56:00+00:00 16.01.2012 21:56
WTC noch kein Kommi Ö.ö?
Dabei ist die Geschichte so toll >w<
Besonders die Idee mit den Schnulzenmangas fand ich genial xD
Entschuldige das kurze Kommie,aber ich weiß nicht was ich sonst noch schreiben soll ^^'
*favo*


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