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Ausgerechnet Er...

von

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Blei und Blut

„Seid ihr jetzt in seiner Nähe?“
 

„Ja, der Heli hat uns zu ihm geführt. Uragiri ist bei ihm. Sie befinden sich in so 'nem Gebäude. Da drin...“ - der schwarzgekleidete Mann schluckte - „...Da drin scheint irgendwas Seltsames abzugehen. Na ja, is' auch egal. Wir werden gleich mit dem Zugriff beginnen.“
 

Gin lachte kurz auf: „Ach übrigens, es gibt noch eine kleine Modifikation für euren Arbeitsauftrag.“
 

„Welche?“
 

„Sind bei euch irgendwelche Polizisten in der Nähe?“
 

„Ne, und ich bezweifle irgendwie auch, dass die sich oft hierher verirren.“
 

„Gut, dann wird das schon mal kein Problem sein.“
 

„Wär's doch sowieso nich' geworden. Wir sollten Uragiri doch bloß einsacken und dann irgendwo heimlich erledigen...“
 

„Es hat sich was geändert: Kogoro Mori. Sorgt dafür, dass er den Schauplatz nicht lebend verlässt. Macht ihn und Uragiri am besten auf der Stelle kalt!“
 

„Also können wir uns die Heimlichtuerei sparen?“
 

„Ja... Ich habe sogar noch ein paar Männer Verstärkung geschickt. SPIRIT 1 wird sie zu euch führen.“
 

„Verstanden!“, rief der kleine Mann in Schwarz, auch wenn sich ihm der Sinn einer Verstärkung gegen zwei vermutlich unbewaffnete und definitiv überraschte Männer nicht ganz erschloss. Er wartete, bis Gin aufgelegt hatte, um das Funktelefon schließlich wegzustecken. Dass Gin sie wegen eines Auftrags anrief, war bisher noch nie vorgekommen, normalerweise kommunizierten sie über solche Dinge bloß mit ihr.
 

Der Privatdetektiv konnte das schreckliche Spektakel immer noch nicht fassen, dass ihm in diesem Moment dargeboten wurde. Sein Freund aus Studienzeiten hatte soeben seine Hand verloren und füllte den Raum nun mit markerschütternden Schreien, während er, offenbar ahnungslos was er tun sollte, ziellos durch den Raum rannte und dabei eine rote Spur hinter sich her zog.

Der erste vernünftige Gedanke, der Mori in den Kopf schoss, betraf die Fesseln: Ich muss sie loswerden.

Das Klebeband, dass sich sowohl an seinen beiden Armen, als auch seinen beiden Beinen befand, musste weg. Er wälzte sich ein wenig auf dem Boden herum, bis er schließlich etwas entdeckte, dass ihm weiterhelfen konnte. Aus einem Grund, den er sich nicht näher erklären konnte, ragte ein rostiger alter Nagel aus der Wand. Es gelang ihm, sich in eine Sitzposition zu bringen, aus der er sich mit dem Rücken zum Nagel hin bewegte. Zu Moris Glück handelte es sich um Klebeband minderer Qualität, sodass es, nachdem er es mithilfe des Nagels strapaziert hatte, riss. Erleichtert begann er, seine Fußfesseln unter Zuhilfenahme seiner Hände zu lösen, als er die Stimmen außerhalb des Gebäudes wahrnahm.
 

„Hey, wir sind die Verstärkung.“, meinte eine Frauenstimme.

Eine Männerstimme antwortete: „Das wurde aber auch langsam mal Zeit.“

Sie ignorierte den Affront: „Ist er da drin?!“

„Ja.“, grunzte der Mann.

„Dann kann's ja losgehen.“

Sie lächelte: „Drei – Zwei – Eins – Zugriff!“
 

Die erste Kugel der schallgedämpften Pistole durchschlug das vernagelte Fenster. Die Zweite, die kurze Zeit später folgte, durchschlug das normale, noch mit Glas versehene Fenster, welches Mori bisher noch nicht aufgefallen war, weil es kaum Licht durchgelassen hatte.

Ein weiteres Detail des Raumes, das dem Detektiven bisher noch nicht aufgefallen war, war die verschlossene Tür, gegen die jetzt Männerstiefel traten.

Uragiri, der immer noch zu keinem klaren Gedanken fähig war, zuckte zusammen, als die Tür aus ihren Angeln brach.

Mori schaltete etwas schneller.

Als die beiden mit Automatikwaffen ausgerüsteten Gestalten den Raum betraten, warf er sich gegen die Linke. Es gelang ihm, den vollkommen überraschten Mann mit einem Judogriff zu überwältigen und auf seinen Begleiter zu werfen. Die Waffen segelten in entgegengesetzten Richtungen über den Boden. Uragiri, der sich inzwischen etwas gefasst hatte, stoppte eine der beiden mit seinem Fuß und hob sie mit der ihm verbleibenden Hand auf.
 

Als erneut einige Kugeln durch die Fenster flogen, hechtete Mori geduckt los und rannte auf die zweite Pistole zu, die aus dem Gebäude herausgerutscht war. Gerade, als er sie aufheben wollte, sah er Bluttropfen rechts neben seinem Kopf aufsteigen. Wenige Momente später stellte sich der Schmerz ein und ihm wurde bewusst, dass ihn eine der Kugeln in die Schulter getroffen haben musste. Er jaulte auf, fiel hin und rollte einige Meter seitlich von der Pistole weg. Die Frau, der Mori den Schultertreffer wohl zu verdanken hatte, drehte sich in seine Richtung und legte an, doch Uragiri drückte zuerst ab.
 

Das Hemd des weiblichen Organisationsmitglieds platzte. Es gab noch ein seltsames Krächzen zu hören, dann fiel die Frau nach hinten und starb. Uragiri, der aufgrund des Rückstoßes kurzzeitig mit der Balance zu kämpfen gehabt hatte, lief nun mit schmerzverzerrtem Gesicht auf Mori zu. Sein Gang war allerdings durch die fehlende Hand beeinträchtigt, sodass sich Mori an ein Humpeln erinnert fühlte.
 

„Mori, ich scheine mich in dir getäuscht zu haben, die Kerle wollen dir genauso sehr ans Leder wie mir.“ Der Detektiv stöhnte.

„Du... Du hast... sie getötet.“, stammelte er.

Uragiri seufzte, auch wenn es eher wie ein Stöhnen klang: „Besser sie als wir, oder?! Ich frag' mich sowieso, wie die uns gefunden haben...“

Mori runzelte die Stirn: „Das Handy... Ha-Hast du das zerstört?!“

Uragiri lächelte müde: „Ach so. D-das war's also...“ Er riss einige Fetzen seines T-Shirts ab und verband sich damit notdürftig die traurigen Reste seines rechten Arms.

„Mori, ich muss“ - er keuchte - „dringend ins Krankenhaus. Nimm diesen Schlüssel. Er ist f-für e-ein Schl...“ - er unterdrückte einen Schmerzensschrei - „f-f-für ein Schließfach. Du fin-findest selbst raus, w-was es damit auf s-sich h-hat...“

Kogoro betrachtete den kleinen dunkelblauen Schlüssel in seiner Hand, als Uragiri wieder zu sprechen begann: „I-ich gehe jetzt. M-mach dir übrigens keine S-Sorgen we-wegen deiner Schulter. Sieht mir nach 'nem St-Streifschuss aus“ Der Privatdetektiv wusste nicht, worüber er schockierter sein sollte. Über die Tatsache, dass Uragiri seine Hand verloren hatte, darüber, dass er ohne mit der Wimper zu zucken einen Menschen getötet hatte, oder darüber, dass er mit dieser Verletzung alleine davonmarschieren wollte.

„Ich komme mit! Bei dem Blutverlust könntest du ohne Probleme zusammenbrechen.“

Uragiri lachte, es hätte aber auch ein Gurgeln sein können: „V-Von mir aus...“
 

Kaum hatte Uragiri den Satz beendet, schlug die Kugel neben Kogoro Moris Fuß ein. Der Detektiv, der mittlerweile aufgestanden war, verlor vor Schreck beinahe das Gleichgewicht, konnte sich aber im letzten Moment halten.

„Da sind ja noch mehr!“

Zwei bewaffnete Männer rannten in ihre Richtung. Uragiri fing an zu rennen, doch die Erschöpfung reduzierte seine Geschwindigkeit auf ein Minimum. Nichts hinderte den schwarzgekleideten Mann daran, einen souveränen Kopfschuss zu setzen.

„YOSUTERU!“, brüllte Kogoro, war aber vernünftig genug, nicht zu seinem Studienfreund zu rennen, der zu Boden ging.

Stattdessen hechtete er zu dem Gebäude, in dem Uragiri ihn gefangen gehalten hatte. Als er über die eingetretene Tür und die dort liegenden Männer sprang, bemerkte er die kleinen Blutrinnsale, die über ihre Stirnen ronnen. Uragiri hatte also nicht nur einmal getötet. Doch darüber konnte er jetzt nicht nachdenken. Er warf sich an die Wand rechts neben dem Türrahmen und schielte in Richtung Fenster. Recht schnell erkannte er, dass sie als Fluchtweg aufgrund ihrer geringen Größe nicht in Frage kamen. Ihm blieb nur eine Chance – er musste seine Verfolger beim Betreten des Gebäudes überwältigen...



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