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A simple Job

von

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Affairs of the lone

Der frische Wind trieb die Wolken gemächlich gen Osten. Wenn Simon zu solch einem Himmel blickte, war er stets von dieser Wanderung beeindruckt. Dieses Phänomen machte ihm bewusst, dass alles durchgehend in Bewegung war. Die Zeit floss. Auf der Welt war nichts beständig.
 

Obwohl die Sonne sich hin und wieder blicken ließ, schien alles in einem grauen Schleier eingehüllt zu sein. Er stand auf dem schotterbedeckten flachen Dach eines Hochhauses und wartete. Ihm ging vieles durch den Kopf und er hatte Probleme die Gedanken und Fragen in Zaum zu halten. Sie füllten seine Brust mit Spannung. Sein Herz pochte schneller als sonst. Er wollte sich bewusst nicht beruhigen, um möglichst natürlich zu bleiben. Es war nicht die Zeit der Verstellung. Das untere Ende seines langen beigefarbenen Trenchcoats flatterte unentschlossen.
 

Er hörte wie sich die Tür hinter ihm quietschend öffnete, schaute aber nicht in die Richtung. Mit bedächtigen Schritten und Händen in den Hosentaschen kam der Assassine in einem schwarzen Anzug. Er trug eine karierte Baskenmütze. Auch sein Seidenschal passte dazu. Ohne zu Grüßen stellte sich der Killer mit etwas Abstand neben Simon. Beide Männer würdigten sich keines Blickes. Sie schwiegen und blickten zum Meer, dass sich vor ihnen erstreckte. Man konnte förmlich das Salz aus der Luft herausschmecken.

Endlich brach Simon das Schweigen: „Du kannst dir denken, dass ich dir etliche Fragen stellen könnte. Ich würde es auch gerne tun, nur kenne ich dich zu gut. Du würdest nicht antworten. Übrigens ist mir deine Absicht klar. Du hast vor mich am Ende dieses Gespräches zu töten. Nicht wahr, Emile?“ Er löste nun seinen Blick vom Himmel und betrachtete seinen alten Kameraden mit geneigtem Kopf und hochgezogenen Augenbrauen. Emile hatte wirklich alles an sich ändern lassen. Sein Profil war nun viel kantiger im Vergleich zu seiner alten Identität. Dieser schwieg einige Augenblicke und betrachtete weiterhin das tosende Meer und ein paar Möwen in der Ferne. Anschließend holte er tief Luft und begann zu sprechen: „Du bist immer noch zu sentimental. Suchst die Gefahr wo du doch so sehr am Leben hängst.“ Nun drehte er sich zu seinem alten Freund und fuhr fort: „Du hast recht. Ich bin hier um dich umzubringen. Normalerweise hätte ich das schon längst getan, aber du hast am Telefon über eine Abmachung gesprochen, die du mit mir vereinbaren willst. Deshalb gewähre ich dir noch ein paar letzte Sätze.“
 

Simon schluckte. Auch wenn er sich Emiles Worte vornherein im Kopf ausgemalt hatte, verletzten sie ihn irgendwo tief im Inneren. Nun wandte er sich zum Assassinen und sie blickten sich ohne zu blinzeln in die Augen. Der ehemalige Adjutant der Fremdenlegion löste nun seine verschränkten Arme und steckte sie in die Seitentaschen seines altmodischen Mantels: „Es ist weniger eine Abmachung als die Bitte eines Todgeweihten. Bei einer Sache muss ich dich, jedoch enttäuschen. Du wirst nicht derjenige sein, der mich tötet.“

Die Mine des Killers verfinsterte sich: „Worauf willst du hinaus?“

Leicht nickend setzte Simon seine Rede fort: „Ich hoffe du hast genug Zeit mitgebracht, denn ich muss etwas ausholen. Nachdem ich die Armee verlassen hatte, begann ich für den französischen Geheimdienst zu arbeiten. Als Entwicklungsingenieur infiltrierte ich unter anderem einen deutschen Waffenproduzenten. Näheres kann ich dir über das Projekt, an dem ich beteiligt war, nicht nennen. Auf jeden Fall wurde diese kurz vor dem Abschluss durch gezielte Sabotage anderer Geheimdienste zum Stillstand gebracht. Die Ergebnisse wurden nicht dokumentiert. Ich hatte aber die wichtigsten Details zu meinem Kontaktmann bereits weitergegeben. Wie du es dir denken kannst, bin ich weiterhin im Gebiet der Spionage tätig. In den letzten Wochen sind auf mysteriöse Weise alle Personen gestorben, die damals an der Infiltration beteiligt waren. Da selbst unsere Organisation nichts dagegen unternimmt, schätze ich, dass da einiges im Hintergrund läuft und ich nun auch im Visier bin. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich demnächst sterben werde. Es macht mir eigentlich nichts aus. Da ist nur …“ Seine verloren blickenden Augen schweiften zum Boden und dann zum Meer hinaus.
 

In ernstem Ton holte ihn der Killer zurück: „Es war ein großer Fehler eine Familie zu gründen. Du weißt doch genau, welchen Konsequenzen du dich damit ausgesetzt hast. Mache dir keine Sorgen, ich würde weder deiner Frau noch deiner Tochter ein Haar krümmen. Denn…“
 

Simon fiel ihm nun ins Wort: „Nein, es geht darum, dass du dich um sie kümmern sollst, wenn mir etwas zustößt.“
 

Emile hatte mit solch einer Bitte definitiv nicht gerechnet. Sie erschien ihm abstrus.

„Mit mir hast du dir den rechtschaffensten Mann auf diesem Planeten ausgesucht!“, er begann zu lachen und schüttelte seinen Kopf. „Mal im Ernst: Soll ich etwa für deine Tochter den Babysitter spielen?!“ Nachdem sein Lachen langsam verklang, richtete er eine Pistole auf die Stirn seines alten Freundes.
 

Mit einem puppenhaften Gesichtsausdruck schlug Simon seinen Trenchcoat auf und zeigte dem Assassinen seine Trumpfkarte: „Meinst du, ich hätte keine Vorbereitungen getroffen. Schieß ruhig. Sobald sich mein Daumen vom Zünder löst, wird man nur noch unsere zerfetzten Körperteile finden. Du kennst die Wirkung von C4 besser als ich.“
 

Der Killer atmete in tiefen Zügen durch die Nase ein und aus. Die Situation gefiel ihm gar nicht. Er hatte keine Gegenwehr von Simon erwartet: „Hör auf zu bluffen!“
 

Simon musste unbedingt versuchen seinen alten Freund zu überzeugen: „Emile, hör mir zu: Mein Leben bedeutet mir nichts! Die Angst, dass meiner Familie etwas zustößt, frisst mich aber innerlich auf. Mir fehlt einfach die Macht Petra und Yvette nach meinem Tod zu beschützen. Ich muss dir nicht erzählen, dass auf lange Sicht beide ins Fadenkreuz geraten werden. Vielleicht habe ich einen Fehler begangen, indem ich mich verliebte und entschloss eine kleine Familie zu gründen. Aber sie sollen nicht für meine Fehler bezahlen. Ich habe versucht diese Tatsache eine lange Zeit zu ignorieren und selbst, wenn ich daran dachte, fiel mir keine Lösung ein. Erst als ich dich wiedererkannte, hatte ich diese Idee. Ich glaube das Schicksal hat uns wieder zusammengeführt. Auch wenn du inzwischen ein eiskalter Todesengel bist: Bitte, hilf mir!“
 

Unbeeindruckt brachte der Assassine seine Gedanken kaltblütig zu Wort: „Was ist aus dir geworden? Ist dieser Jammerlappen wirklich mein einstiger Vorgesetzter? Auch früher hast du dich eher von deinen Gefühlen leiten lassen, aber dass es so weit kommt. Nun bist du in einer Sackgasse gelandet. Meinst du, ich helfe dir, wenn du mir mit dem Tode drohst? Ich bin der Tod selbst und habe die Furcht vor allem längst abgelegt. Den naiven Emile, den du kanntest, habe ich längst umgebracht. Bin wie der Phönix aus seiner Asche geboren worden. Was denkst du wer du bist? Wagst es mir zu drohen!“ Seit langem war er nicht so wütend gewesen. Dass Simon bereit war, sein Leben so einfach herzugeben entfachte seinen Zorn.
 

Der Vater ging Schritt für Schritt auf den Killer zu. Dabei fixierte er seine graublauen Augen an die grüngesprenkelten braunen Augen seines Gegenübers. Emiles Worte hatten eine sonderbare Wirkung gezeigt. Die Verzweiflung wich der Entschlossenheit. Es war nun an der Zeit den jungen Mann in seine Schranken zu weisen. Der Rollentausch konnte beginnen: „Du hast dich zwar äußerlich ändern lassen, aber vor mir spricht immer noch der eingebildete Korporal aus der Vergangenheit. Wer bist du, dass du den Tod überwindest? Ein hedonistischer Künstler, der sich die Einsamkeit als den einfachsten Weg ausgesucht hat. Natürlich ist dir dein Tod egal, wo doch das Leben für dich die größere Herausforderung darstellt. Du hast doch Nana nur bei dir aufgenommen, um dich von deiner Einsamkeit abzulenken. Das Katz-und-Maus-Spiel mit Yvette? Ist es nicht die vergebliche Suche nach Aufmerksamkeit nach all den Jahren? Verstehe doch: Mein Vorschlag ist auch für dich die Rettung aus deiner tristen Welt.“
 

Der Assassine drückte seinen Abzug. Der Nachhall der Patrone klingelte in den Ohren der beiden Männer. Simon stand wenige Meter vor Emile still. Der Wind blies seine vom Schuss getrennten Haare von seiner Schulter aufs Meer hinaus. Er deaktivierte den Zünder und legte seine Hand auf die Schulter seines Freunds. Dieser konnte immer noch nicht begreifen was gerade eben geschehen war. An seiner Mimik und Gestik konnte man genau ablesen wie er innerlich zusammensackte.
 

„Touché mein Adjutant.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es fällt mir wirklich schwer die Geschichte halbwegs logisch zusammenzuhalten und doch gefällt mir dieser Kapitel wirklich sehr. Die Umgebung ist eine Referenz an eine Szene aus dem Hong-Kong-Film "Infernal Affairs". Und im Kapiteltitel ist sie auch enthalten ^^

Im nächsten Kapitel steigen wir in den eigentlichen Hauptteil der Serie ein. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schwabbelpuk
2019-05-05T14:15:29+00:00 05.05.2019 16:15
Ein Kapitel, das wirklich viel Atmosphäre hatte. Muss ehrlich sagen, dass ich mir das Ganze wohl nochmal durchlesen muss, wenn es komplett ist, da ich hier und da mit den Pausen nicht mehr so ganz durchblicke.
Aber trotzdem hat mir das Kapitel gut gefallen! Die Denkweisen der beiden war sehr nachvollziehbar und besonders die letzten Schlusssätze und dieses "Touché mein Adjutant", fand ich sehr stark. Konnte mir das ganze auch wunderbar bildlich vorstellen, wie sie da zusammen auf dem Dach standen. Und den Gedanken, hauptsache seine Familie zu beschützen, wirklich beeindruckend von ihm~
Antwort von:  Desty_Nova
05.05.2019 17:37
Vielen Dank ^_^
Ich versuche die Kapitel relativ unabhängig voneinander zu gestalten und doch bauen sie aufeinander auf. Ja, Simon ist ein sehr starker und entschlossener Charakter. Ursprünglich hatte ich nicht vor ihn in den Vordergrund zu rücken, aber nach all der Zeit des Sinnierens stellte ich fest, dass ich unbedingt noch eine tragende Rolle brauchte.
Es freut mich, dass die Szene bildlich gut vorstellbar ist. Hoffe, dass ich mich noch steigern kann.


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