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I will bite you like a brother

Warum gerade du?
von

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Ich bin nicht dein kleines Weibchen!

Danke an meine fleißigen Kommischreiber! Hab mich sehr über eure Rückmeldung gefreut ^.^ Nur weiter so! XD

Hoffentlich gefällt euch dieses Kapitel auch so gut. :)

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Nun, da hatte ich wohl eine Verabredung am Montagabend. So schnell kam man dann zu einem Date…

Oh nein, Moment! Als Date wollte ich das nicht bezeichnen. Das wäre ja völlig abwegig, wobei mir Isa´s Verhalten doch ein wenig seltsam vorkam. Sie benahm sich sonst nie so…wie sollte ich es nennen…verklemmt in meiner Nähe?!

Vielleicht war es mir aber auch noch nie so richtig aufgefallen. Schüchtern war sie ja irgendwie schon immer gewesen.

Obwohl…eigentlich war sie meist nur so in meiner Nähe. Bei Dante und David war sie immer locker und offen.

Hm… sehr seltsam das Ganze.

Ich kaute angestrengt auf meinem Bleistift, der schon deutliche Zahnspuren aufwies und aussah, als hätte ihn ein Kleinkind als Beißring missbraucht. Ich hasste diese dumme Angewohnheit, meinen Stift anzusabbern, doch ich konnte nicht anders, wenn meine Gedanken wie aufgeschreckte Vögel in meinem Kopf zu kreisen begannen.

Eigentlich blöd, dass sie es gerade jetzt taten, da ich in einer Vorlesung saß und vielleicht besser daran getan hätte, dem Stoff zu folgen. Leider gehörte Nachdenken zu meinen unverzichtbaren Hobbys, gleich hinter dem Sehnen nach meinem Bruder.

Ich sollte mir ehrlich ganz schnell andere Hobbys zulegen…

Seufzend schielte ich auf meine Uhr, nur um festzustellen, dass seit dem letzten Blick darauf kaum 5 Minuten vergangen waren. Wow, eine gefühlte Ewigkeit.

Ich angelte meinen Rucksack unter dem Tisch hervor und fischte in den unendlichen Tiefen der ganzen Taschen eine Tafel Schokolade hervor.

Der Vorteil an einem schmalen Körperbau war der, dass man essen konnte, was man wollte. Man wurde einfach nicht breiter. Das fand ich überaus dienlich.

Während ich meine tägliche Dosis Zuckerschock zufrieden kaute, gelang es mir sogar, ein paar Notizen auf meinem Block zu verewigen. Ab und an hatte ich doch noch helle Momente.

Natürlich schob sich ganz verstohlen in genau diesem klaren Moment die kleine, schwarze Eintrittskarte für die Ausstellung fies aus meiner Jeanstasche und segelte auf den Fußboden davon.

Ein leises Räuspern und eine schlanke Frauenhand brachten den Ausreißer wieder auf meinen Tisch zurück. »Ist dir runtergefallen.« wisperte die Dunkelhaarige einen Platz neben mir, die ich schon oft in den Vorlesungen gesehen, jedoch noch nie so wirklich wahrgenommen hatte.

Ich nickte ihr knapp zu. »Danke, hab ich gar nicht gemerkt.«

»Kein Problem. Dafür bin ich ja da.« Sie zwinkerte mir kurz zu, was schon wieder die Vögel in meinem Kopf flattern ließ, die doch bis eben noch brav auf meinen Gehirnwindungen gesessen hatten.

Man hätte die imaginären Fragezeichen über meinem Kopf schon fast aufleuchten sehen können, wenn man ein wenig Fantasie gehabt hätte.

Kam mir das nur so vor oder waren die Frauen mir gegenüber heute etwas seltsam?

Da mich die Dunkelhaarige noch immer mit diesem seltsamen Lächeln ansah, als wäre ich der Schlüssel zu ihren verborgensten Wünschen, wand ich mich doch lieber mal ganz beschäftigt meinen Aufzeichnungen zu.

Ich konnte wirklich nicht verstehen, was Dante immer daran fand, so angesehen zu werden, als wäre man das leckerste Stück Fleisch in der ganzen Stadt. Ich fand es eher beängstigend als anregend.

Da ich verbissen auf meinen Block starrte und meinen zerkauten Bleistift noch gut sichtbar in meinen Fingern hin und her schwang, verlor wohl auch die Frau neben mir irgendwann die Lust an ihren Flirtversuchen.

Ich musste zugeben, dass ich wirklich ein Händchen dafür hatte, Frauen zu verscheuchen. Warum gelang mir das eigentlich nie mit den Gedanken an meinen Bruder?

Irgendwann am Nachmittag, unzählige Schokostückchen und geopferte Bleistifte später, klärte mich eine kurze SMS darüber auf, dass Dante schon ohne mich nachhause gegangen war.

Eigentlich sollte er zumindest den Anstand besitzen, auf mich zu warten, wenn er sich schon in meinem Hirn eingemietet hatte….

Dem Fass den Boden schlug jedoch der Hinweis aus, dass ich gleich noch Essen mitbringen könnte.

War das zu fassen?! Was dachte sich dieser Kerl eigentlich?! Das ich eines seiner braven Weibchen war?

Arschloch! Pascha! Macho! Sklaventreiber!

Mir fielen einige passende Begriffe ein, die ich fleißig in mein Handy tippte, die Nachricht dann jedoch eh nie losschicken würde. Das war das Problem an der ganzen Sache… ich mochte Dante selbst für seine unverschämt dreiste Art manchmal. Ich wusste ja, dass er ganz anders sein konnte.

Oh man, ich war so was von am Arsch. Ich hatte heute Abend die Verabredung mit Isa und das einzige, woran ich denken konnte, war etwas zu essen zu finden.

Suchend, plan- und ziellos streifte ich durch die Straßen, vorbei an diversen Imbissbuden, wobei mir die Worte von David wieder in den Sinn kamen. Du solltest mal wieder ordentlich vögeln. Das macht den Kopf frei.

Vielleicht hatte er damit ja gar nicht so unrecht. Wie lang hatte ich immerhin nun schon keinen Sex gehabt, wenn man von den nächtlichen Attacken meiner eigenen Hand und Dantes Traumgestalt absah?

Es konnte fast 2 Jahre her sein. Ich war nun einmal nicht der Aufreißertyp, der jeden Abend das Bett mit einer anderen Frau teilen konnte. Gefühle gehörten für mich einfach anstandshalber dazu.

Wahrscheinlich sollte ich meine Moralvorstellungen doch noch mal überdenken, da der Wunsch, mit seinem eigenen Bruder zu vögeln wohl auch nicht gerade ethisch korrekt war.

Die Gute-Laune-Bögen, die die Schokolade in meinen Biorhythmus geschlagen hatte, sackten wieder mal rapide ab, als ich so gedankenverloren durch die Straßen schlenderte. Schlussendlich entschied ich mich für etwas vom Chinesen, was ich mit nachhause schleppte.

Vollbepackt schloss ich die Wohnungstür auf, um von lauten Bässen und der rauchigen Stimme eines Mannes begrüßt zu werden, dessen Gesang sinnlich und verführerisch aus der Wohnung schallte.

Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und tapste ins Wohnzimmer, das der Ursprung der Musik zu sein schien. Dante saß mit dem Rücken zu mir auf dem Sofa, die Beine locker und typisch breit von sich gestreckt, während er telefonierte. Der Fernseher zeigte eine mir bekannte Szene aus Königin der Verdammten, in der Lestat leicht bekleidet durchs Bild wandelte.

Ja, Vampire standen unheimlich auf Vampirfilme, da man unsere ganze Art dort so herrlich romantisch und düster darstellte. Und so völlig abseits der Realität.

Ich mochte den Film wahrscheinlich nur wegen dem unheimlich gutaussehenden Lestat, der mich seltsamerweise irgendwie an Dante erinnerte, sodass ich natürlich bei dessen Anblick sofort wieder prickelnde Bilder vor Augen hatte.

Mein Bruder indessen hatte mich gar nicht bemerkt; er säuselte noch immer irgendwelchen Schwachsinn in sein Handy; wahrscheinlich telefonierte er mit einer seiner neuen Flammen.

Ich schlich mich leise an, wobei das eigentlich unnötig war. Bei dem Lautstärkepegel des Filmes und dessen Musik wurden meine Schritte gut übertönt.

Unvermittelt ließ ich den Beutel mit dem Essen von oben herab auf Dantes Schoß fallen; dessen erschrockenes Auffahren war eine wohlige Genugtuung. Dante zischte kurz in meine Richtung und formte mit den Lippen einen stummen Fluch, was mir ein müdes Grinsen entlockte. Diesen kleinen Schock hatte er mehr als verdient.

Ich schlenderte zur Küche hinüber; mein Blick hing noch am Fernseher, in dem der Vampir gerade das Blut seiner Königin trank. Ob es unnormal war, dass ich davon schon wieder geil wurde?

Fest entschlossen, mich heute einmal zusammenzureißen, zog ich eine Schublade scheppernd auf und angelte zwei Gabeln hervor, mit denen ich mich dann neben Dante auf die Couch fallen ließ.

Der beendete sein Telefongespräch gerade, während ich nach der Fernbedienung griff und den Ton endlich leiser stellte, bevor die Nachbarn noch auf die Idee kommen könnten, bei uns zu klingeln.

»Hey, ich steh auf die Songs!«

Ich stieß die Luft mit einem Schnauben aus. »Und ich steh auf mein Gehör.« Ohne Dante anzusehen, hielt ich ihm die Gabel hin. »Guten Appetit.«

»Du bist ja noch immer so schlecht gelaunt, Brüderchen.«

Mein Bruder rüttelte nun sehr heftig am Ohrfeigenbaum, der nah dran war, ein paar Früchte abzuwerfen. »Ach, das ist noch gar nichts. Du hättest mich mal erleben sollen, als ich deine SMS bekommen hab. DA war ich schlecht gelaunt.« stieß ich trocken aus, riss Dante die Plastikverpackung mit meinem Essen aus den Händen und machte mich schweigend darüber her. Gereizt trieb ich meine Gabel in die gebratenen Nudeln und malträtierte sie wie arme Opferlämmer.

Mein Bruder begann ganz gelassen zu essen, die Beine noch immer auf dem Tisch, ein amüsiertes Grinsen im Gesicht. »Du hast das doch ganz toll mit dem Essen gemacht, mein Schatz.« kicherte er belustigt.

Eine Armee von kleinen fiesen Nadelstichen wanderte mein Rückgrat herab und ballte sich tief in meinem Magen, sodass ich einen Moment unfähig war, weiter zu essen. Wie sehr diese scherzhaft gemeinten Worte doch schmerzten…

Ob mein Bruder ahnte, was er mir damit immer wieder antat?

»Lass den Scheiß. Ich bin nicht eine deiner Eroberungen, klar?!« wisperte ich mit Blick auf mein Essen, die Stimme rau von dem unterdrückten Zittern darin. Ich hätte wahrscheinlich mit einer blöden Bemerkung kontern sollen, doch diese Worte hatten zu sehr an diesen verborgenen Wünschen in mir gekratzt, die ich unter dem Teppich meines Denkens gekehrt hatte.

Das Grinsen war wie weggewischt von Dantes Lippen, stattdessen starrte er mich eine Weile fast verblüfft an, als hätte ich ihm eben die Offenbarung des Tages unterbreitet. In der nächsten Sekunde kniff er die Augen zusammen, musterte mich von der Seite, bevor ein gehauchtes Seufzen seine Lippen verließ, was fast wie ein »Leider« hätte klingen können. Doch das gaukelten mir meine Ohren nur vor.

»Sorry, Reita. Ich wollte dir echt keine Umstände machen. Ich dachte, es würde dich nicht stören, wenn du-«

Ich hob eine Hand in seine Richtung ohne ihn anzusehen. »Schon gut. Ist okay. Es hat mich auch nicht gestört. Vergiss es einfach. Ich bin wohl echt langsam neben der Spur vom Lernen.« spielte ich die ganze Situation halbherzig herunter und stopfte mir eine extra große Ladung Nudeln in den Mund, um meine Zunge im Zaum zu halten und Dante zu zeigen, dass das Thema erledigt war. Er schien den Wink auch zu begreifen und begann nun selbst schweigend zu essen. Eine Weile saßen wir so da, der Fernseher die einzige Unterhaltung.

Ich wickelte eine Nudel gedankenverloren um meine Gabel und hing meinen Gedanken nach, bevor ich das Wort einfach wieder ergreifen musste. »Ich geh heute Abend mit Isa auf eine Ausstellung.«

Dante hatte sein Hühnchen in Rekordzeit verputzt und steckte sich eben eine Zigarette zwischen die Lippen. »Ich weiß.« nuschelte er, ohne mich anzusehen, bevor er das Feuerzeug hob und die kleine Flamme sein Gesicht kurz mit orangen Schein beleuchtete.

Eine schlichte Antwort. Was hatte ich eigentlich erwartet? Natürlich wusste er, dass ich dorthin ging, immerhin hatte er Isa die Karten gegeben.

Doch mir war den ganzen Tag die Tatsache nicht aus dem Kopf gegangen, dass Dante die Karten besorgt hatte. Vielleicht hatte er ursprünglich vorgehabt mit mir dahin zu gehen?

Wahrscheinlich sah ich wieder einmal viel zu viel in dieser bestimmt nur rein brüderlichen Geste.

Ich stocherte wieder lustlos in meinem Essen. »Du hast die Karten doch gekauft. Warum gehst du eigentlich nicht mit mir dahin?«

Man, was sollte das denn werden?! Diese Worte waren schneller aus meinem Mund gepurzelt, als das ich sie noch einmal hätte überdenken können. Und sie klangen auch noch verdammt enttäuscht. »Ich hätte mich gefreut, mal wieder etwas mit dir allein zu unternehmen. Kommt ja immer seltener vor.« fügte ich fast schon übereilt an, um meine vorangegangenen Worte nicht so klingen zu lassen, wie sie gemeint waren. Nämlich das ich am liebsten heute Abend Dante dabeigehabt hätte.

In letzter Zeit war es wirklich schwierig, Dante einmal ohne sein Gefolge an willigen Weibchen zu erwischen. Die Zeiten, in denen nur wir zwei allein durch die Clubs gestreift sind, waren längst vorbei. Seitdem wir zuhause ausgezogen waren, hatte es keine so ausgelassene Zweisamkeit mehr zwischen uns geben.

Klar, wir sprachen normal miteinander und teilten uns abends den Fernseher oder den Tisch zum Essen, doch so wirklich zusammen und allein etwas unternehmen war schon lang kein wirkliches Thema mehr. Meist hingen Isa oder David an unseren Fersen oder eben an jedem von Dantes Armen eine Frau.

Dante zog tief an seiner Zigarette, während er weiterhin wie gebannt auf den Fernseher starrte. Kleine Rauchwolken kräuselten sich um seine Nase, nachdem sie seinen halb geöffneten Lippen entwichen waren. Ich ertappte mich dabei, dass ich diese kleinen Wölkchen beneidete, wobei ich mich eigentlich darüber ärgern sollte, dass er schon wieder in der Wohnung rauchte.

Mein Bruder schien selbst zu bemerken, dass er mir ziemlich lang eine Antwort schuldig blieb und räusperte sich leicht. »Ich hab heute Abend noch etwas anderes vor.« meinte er nur knapp und beugte sich vor, um seine Asche in den Aschenbecher auf dem Wohnzimmertisch zu schnipsen.

»Etwas anderes heißt dann eine Frau.« vermutete ich trocken. Ich stellte den Rest meines Essens auf dem Tisch ab; der Hunger war mir irgendwie vergangen.

Verdammt, ich war schon wieder eifersüchtig, dabei wollte ich das doch lassen.

Dante warf einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu mir, für einen Moment schien sogar ein Schmunzeln um seine Mundwinkel zu spielen, doch vielleicht täuschte ich mich auch. Er lehnte sich gewohnt gelassen wieder zurück. »Isa wird eine viel bessere Begleitung für dich sein als ich. Außerdem mag sie dich sehr.« Auf meine Worte ging er gar nicht ein.

»Ach, woher weißt du das denn so genau?« Ich setzte mich aufrecht hin, als wäre mir eine plötzliche Eingebung zu teil geworden und meinte dann gespielt erleuchtet: »Ah, ich vergaß, du bist ja der Experte in Sachen Frauen, nicht wahr?«

Nun wand sich mein Bruder doch zu mir um und stieß seinen Zeigefinger kurz auf meine Brust. »Du sagst es! Und du solltest meinem Urteil vertrauen.« Er grinste mich feist an, bevor er sich die Zigarette wieder zwischen die Lippen steckte. Irgendwie war er mir durch sein Wendemanöver auf dem kleinen Sofa sehr nah gekommen.

Ich senkte den Blick, da ich Dantes leuchtend blauen Augen eh nie lange standhielt. »Nun, ich denke, diesmal irrst du dich. Ich glaube nicht, dass Isa mehr in mir sieht als einen Freund. Schließlich hätte ich das doch bemerken müssen in den letzten Monaten.«

»Man, Brüderchen, die Kleine steht voll auf dich. Das sieht doch ein Blinder. Du solltest deine Augen mal richtig aufmachen.« Er kniff ein Auge zusammen, fuhr fast fragend fort. »Irgendwie scheinst du Frauen gern zu übersehen…« raunte er mit lauerndem Unterton. Er stützte einen Arm auf die Sofalehne und musterte mich gründlich, als würde er eine Antwort auf meinen Klamotten für diese unausgesprochene Frage suchen.

Ich hatte inzwischen wieder aufgesehen und kämpfte arg damit, nicht rot zu werden oder mich durch sonstige seltsame Regungen zu verraten.

Hatte mein Bruder etwa gemerkt, dass ich….?

Oh verdammt, sicher hatte er wahrgenommen, dass ich ihn immer anstarrte. Oder eben mit Frauen nicht so viel anfangen konnte. Immerhin waren wir Brüder und wohnten zusammen. Hatte ich mir wirklich einreden wollen, dass er es nicht merken würde?

Nun konnte ich nur noch nach vorn. Unsichere Worte hätten mich jetzt zu hundert Prozent verraten. Meine Hand zuckte ohne mein wirkliches Zutun nach vorn und packte Dantes Handgelenk, um die Finger aufzuhalten, die die Kippe gerade wieder zu seinen Lippen führen wollten. Auf halbem Weg hielt ich ihn auf und begegnete seinem Blick fest und intensiv. »Was willst du damit andeuten?« knurrte ich mit einer Spur Drohung.

Leider war ich durch meine Aktion wieder ein Stück näher zu ihm gerutscht, sodass unsere Gesichter nicht mehr wirklich weit voneinander entfernt waren. Nicht, dass es mich gestört hätte, doch in diesem Moment, in dem ich klar und sicher von diesem Verdacht seinerseits ablenken musste, war es wenig förderlich.

Dante hätte mir sein Handgelenk mit hoher Wahrscheinlichkeit ohne große Mühe entreißen können, doch er tat es nicht. Stattdessen senkten sich seine Lider um nur ein paar Nuancen in die Tiefe und seine Nasenflügel blähten sich unmerklich, als hätte er eine besonders verführerische Duftnote entdeckt, die er nun in allen Spektren auskosten wollte.

Er genießt meinen Geruch! schoss es mir durch den Kopf, doch diesen Gedanken verwarf ich rasch in den altbekannten Mülleimer. Das war ja nun wirklich total bescheuert so etwas auch nur zu denken.

»Ich weiß nicht… was meinst du denn, was ich andeuten will?« Dante sah mich noch immer unentwegt an, während die Zigarette in seinen Fingern munter und unbenutzt vor sich hin qualmte. Seine Haut war so warm und weich unter meinen Fingern, dass ich nah dran war, meine Fingerspitzen nur ein klein wenig über dieses Stück Haut gleiten zu lassen…

»Dinge, die nicht gut für dich wären…« Ich bleckte die Zähne; das sachte Ziehen im Kiefer hatte mir verdeutlicht, dass sich meine Fangzähne verlängert hatten. Das passierte nur bei körperlicher oder geistiger Erregung und Durst. Ich nutze dies nun als eindeutig drohende Geste.

Ich hätte wissen müssen, dass sich Dante kaum von so etwas einschüchtern lassen würde. Ohne mit der Wimper zu zucken zog er seine Hand nun doch zu sich heran und führte die Zigarette zu seinem Mund. Da ich sein Handgelenk noch immer festhielt, kippte ich nach vorn und überbrückte den letzten Rest Luft zwischen uns. Ich fiel ziemlich unbedrohlich gegen ihn, während mein Herz seine Arbeit in Sekundenschnelle beschleunigte und eine Spur aus plötzlicher Hitze kribbelnd in meine Glieder fuhr.

Zu nah…ich war Dante viel zu nah…

Ich drückte mich mit einer Hand auf seiner festen Brust wieder von ihm weg; brachte wieder Abstand zwischen uns, den ich so dringend zum Atmen benötigte.

Mein Bruder sah fast unbeteiligt auf mich herab, rauchte in stoischer Ruhe einfach weiter, bevor er den Kopf leicht schräg legte. »Warum sollte es nicht gut für mich sein, wenn ich sagen würde, dass du vielleicht auf Männer stehst?« Ein seltsames Glitzern leuchtete kurz in den Eisaugen meines Bruders, während er seinen von Zigarettenrauch geschwängerten Atem direkt in mein Gesicht blies, was seinem noch immer so nah war.

Dieser Moment war so seltsam, so…verkehrt und doch auf so subtile Art und Weise erotisch, dass ich mein Herz schon in der Kehle spüren konnte.

Dantes Atem strich über meine Wangen, rauchig und warm, als wäre es eine verbotene Berührung seinerseits.

Ich ahnte, dass ich mich in den nächsten Sekunden selbst verraten würde, indem ich die Begierde in meinem Blick einfach nicht mehr zurückhalten konnte. Rau fauchte ich Dante an und stieß mich fast panisch von ihm. »Schwachsinn! Du redest vollkommene Scheiße! Ich bin doch nicht schwul.« spie ich ihm die Worte entgegen, sprang übereilt vom Sofa.

Ich mutete sicher wie ein in die Ecke gedrängtes Tier an, doch soweit dachte ich in dem Moment gar nicht. Dante lachte fast zufrieden und… irgendwie erleichtert. »Na dann viel Spaß heute mit Isa, Brüderchen. Und vergiss nicht von ihr zu trinken, während du sie vögelst.«

Ich verzog angewidert das Gesicht. »Arschloch.« Dann drehte ich mich fluchtartig um und verschwand in meinem Zimmer. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass er genau diese Reaktion von mir bezweckt hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  fragile
2011-02-19T23:01:36+00:00 20.02.2011 00:01
sehr angenehmer und schöner schreibstil <3 ich mag deine charakter. vor allem dante =D diese ... überaus coole und gelassene art, iwie undurchschaubar. zucker. <3 aber auch reita ist cool. mir gefällt es, in der ich-perspektive zu lesen. das zeigt so viel emotionen <3
ich hoffe, du schreibst schnell weiter und bist mir aufgrund des mini-kommis nich böse, nur ist es wirklich sehr spät =D
ein lob auch an die rechtschreibung und die grammtik. ich habe nichts zu bemängeln <3

Von:  Dayce
2011-02-18T17:39:24+00:00 18.02.2011 18:39
Was für ein geiles Kapitel. Ich steh total auf Dante der ist irgendwie voll süß und er hat so ne tolle Art an sich. Kann das nur schwer beschreiben. Ich denke mir schon die ganze Zeit, was ich im letzten Kommi erwähnt habe, das Dante vielleicht etwas mehr weiß als er zugeben will. Tolle Szene, nur was wäre gewessen wenn sich Reita hätte hinreissen lassen und Dante geküßt. Das wäre interesant geworden. Ich freu mich natürlich schon auf das nächste. Mir gefallen auch jedes Mal deine Kapitel Titel. Die passen so schön!
Bis zum nächsten.
Tschaui Dayce
Von: abgemeldet
2011-02-17T23:46:32+00:00 18.02.2011 00:46
wahhhh weiter O,.O
diese spannung zwischen den beiden ist ja fast nicht auszuhalten >___<
ah wie süüüüß!!!!
ich warte sehnlichst aufs nächste kapi *~*


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