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Inhuman

von

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Der erste Tag

Achtzehn verschiedene Augenpaare starrten mich teils gespannt, teils desinteressiert an. Einige wandten den Blick schnell wieder ab, andere wiederrum konnten ihren neugierigen Blick nicht von mir lassen. Mit fast tauben Ohren versuchte ich, meinen neuen Klassenlehrer zu ignorieren. Seine streng zurück gekämmten Haare, die kantige Form seines Gesichts und seine gehobene besserwisserische Art und Weise, hatten in mir gleich einen Schwall größter Antisympathie aufkommen lassen. Als er meinen Namen nannte, hörte das Rauschen in meinen Ohren für einen kurzen Moment auf.

„…Aurelia Jill Hazel, Nehmt sie bitte -“

„Nur Jill.“, unterbrach das Mädchen, dem der Name gehörte, ihn.

„Wie bitte?“

Der Lehrer schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an und sein Professorenhirn schien wohl zu denken, wie man einen Großmeister wie ihn nur wagen konnte zu unterbrechen. Das war dann wohl Pech für ihn.

„Ich möchte bitte nur Jill genannt werden. Aurelia ist nicht nötig…“, wiederholte ich mich höflich und lächelte Mr. Quint mit einem übertrieben freundlichem, und zugleich falschem Lächeln an. Dass ich für so einen schmierigen Typen kein echtes Lächeln verschwenden würde, machte ich ihm damit deutlich. Er merkte dies schnell und warf eine ebenso falsche Geste der Freundlichkeit zurück.

„Gut, ich wünsche mir, dass ihr Mrs. Hazel gut in eurer Klassengemeinschaft aufnehmt. Mrs. Hazel, setzen Sie sich doch bitte auf den freien Platz neben Mr. Killian. Und der Rest von euch kann jetzt erst mal einen Zettel raus nehmen. Name drauf, Datum, wir schreiben einen kleinen Test zum letzten Stundenthema.“

Ich hatte die Spitzen nicht überhört, die der Lehrer Quint geworfen hatte. Damit hatte er mir den Krieg erklärt. Ich war sehr kleinlich in solchen Dingen und ließ mich nicht schnell unterkriegen.

Stillschweigend ging ich durch das Murren der Klasse zu dem Platz, der mir zugewiesen worden war. Er befand sich in der Fensterreihe an der vorletzten Bank. Dort saß ein Junge welcher anscheinend der von Quint als Mr. Killian bezeichnete Banknachbar von mir war. Der würdigte mich jedoch keinen Blickes während ich meine Sachen abstellte und mich setzte. Er hatte ein markant schmales Gesicht und, soweit ich es erkennen konnte, dunkle Augen mit schmalen Brauen. Sein Mund war zu einem fast ebenso schmalen Strich verzogen während er alles gekonnt ignorierte.

Die Fragen die Mr. Quint an die Tafel schrieb übertrug ich in meinen Block und nahm mir vor, sie später nachzuholen wenn ich meine Koffer im Internatszimmer abgestellt und mich eingelebt hatte. Jedoch musste ich bei einer Frage stutzen und über ihre Ironie kurz lachen.

„Gibt es ein Problem Mrs. Hazel?“, fragte Quint und schaute mich mit einem strengen Blick über den Brillenrand an. Ich seufzte und war mir im Klaren, das ich nun wohl oder übel antworten musste.

„Ich fürchte ja…Aufgabe Drei kann ich leider nicht beantworten, ohne bei der Beantwortung lügen zu müssen. Denn meiner Meinung nach beruht die Aufgabenstellung auf der Herkunft falscher Tatsachen. Mir ist bis jetzt nicht bekannt, dass Vampire, ob nun mehr oder weniger als Gestaltwandler, in der Gesellschaft akzeptiert werden. Ich habe viele Bekannte, die dieser Gattung angehören. Von daher weiß ich persönlich, das sie alles andere als akzeptiert werden und das auch zu spüren bekommen.“

Der Lehrer funkelte mich an. Anscheinend war er es wirklich nicht gewohnt, dass man seinen Unterricht in Frage stellte.

„Mrs Hazel, Sie sollten sich nicht gleich am ersten Tag in diesem Internat zu weit aus dem Fenster lehnen. Vielleicht sind diese Bekannten, mit denen sie verkehren, einfache Kleinverbrecher. Schmarotzer der Gesellschaft, die sich nicht an den Vertrag halten und sich ein paar unverschämte und dreiste Fehler erlauben. Leider kommt es in letzter Zeit viel zu oft vor, dass sich die unterste Schicht unseres Volkes aufbäumt und rebelliert.“, antwortete er aalglatt und es war nicht zu überhören, wie einige in der Klasse die Luft scharf einsogen. Ein tiefes knurrendes Geräusch erklang neben mir, bevor ich etwas erwidern konnte. Ich starrte Killian an.

„Lass es. Setz dich wieder hin.“

Anscheinend war ich so aufgebracht gewesen, das ich gar nicht gemerkt hatte, dass ich aufgestanden war. Meine Fäuste hatten sich zusammen geballt und zitterten leicht vor Rage. Es war in diesem Moment wohl doch klüger, seiner Anweisung zu folgen und klein beizugeben. Jedenfalls für den Anfang.

Auch Mr. Quint beließ es erst mal dabei und widmete sich wieder dem Rest der Klasse in dem er weitere drei Schüler zusätzlich mündlich dran nahm.

Noah Scott, ein Junge mit schwarzen, nach allen Seiten abstehenden Haaren und dunkler Haut, versaute den Test total. Er war mir jedoch trotzdem gleich sympathisch, da er sich mit kessen Antworten und Gegenfragen ein wenig aus der Misere heraus wandte und immer mit einem smarten Grinsen auftrumpfte. Er trug eine dunkle enge Jeans im Used-Look und das Bandshirt einer Gruppe, die mir bis jetzt noch unbekannt war. Außerdem hatte er an der rechten Seite der Unterlippe zwei gepiercte Ringe.

Das nächste Opfer war ein sehr hübsches, blondes Mädchen mit schmalem Gesicht, langen Wimpern und vollen Lippen. Ihre lockigen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Eine weiße Röhre, schwarze Stiefel mit hohem Absatz und ein sonnengelbes, wollenes Longshirt, betonten ihre überdurchschnittlich gute Figur besonders. Stella Grant, so der Name des Mädchens, durchlief den Test relativ gut. Jedoch trotzte ihr Blick vor Arroganz und Abneigung gegen alle, was ihr mir gegenüber einige Minuspunkte einbrachte.

Als letztes wurde mein Banknachbar aufgerufen, von dem ich nun auch den vollen Namen erfuhr:
 

Elias Jack Killian.

Der Name weckte irgendetwas in meinem Gedächtnis. Doch dem schenkte ich keine sonderlich Beachtung da ich viel mehr an der Art der Abfrage interessiert war: Elias und der Lehrer schauten sich nur an und nach wenigen Sekunden ratterte Elias Killian einen Haufen Worte und Sätze herunter, die die Lösung zu den gestellten Fragen bildeten. So ging es ganze zehn Minuten bis Quint die Kontrolle für beendet erklärte. Und somit war ich mir Killian´s Fähigkeit bewusst.

„Nun Killian, du beherrschst deinen Gedankenmesser schon sehr gut…“, murmelte der leicht enttäuschte Quint, hob aber sogleich wieder seine Stimme und sagte in einem selbstverliebten und arrogantem Ton: „Natürlich konntest du nur meine im Gedächtnis liegenden Fragen bezüglich dieses Testes lesen, weil ich für den Rest meines Denkens den Blogger eingesetzt habe“

Mit hochgezogener Augenbraue und unberührtem Gesichtsausdruck, kehrte Elias Killian dem Mentor den Rücken zu und begab sich auf den Weg zu seinem Platz.

Plötzlich zuckten einige der Schüler gleichzeitig zusammen, hielten dann inne und grinsten schließlich. Ich wandte meinen Blick wieder Elias zu der ebenfalls zu grinsen schien und sich wieder neben mich setzte. Sein Grinsen verflog jedoch blitzschnell als er mich ansah.

„Hast du es auch gehört?“, fragte er leise.

Verwirrt schaute ich ihn an und antwortete eher zögernd.

„Kommt ganz drauf an was du meinst…..“

Er schnaubte genervt auf und nahm sich einen Stift aus seinem Etui um damit etwas auf seinen Block zu kritzeln. Während dessen gab Quint die Aufgabe, im Buch einen Text zu lesen und daraus eine Zusammenfassung zum Thema zu schreiben.

„Mr. Killian, gewähren Sie Mrs. Hazel Einsicht in Ihre Unterlagen, sofern sie das Buch noch nicht besitzt.“

Elias nickte zur Antwort und schob mir gleichzeitig seine geschriebene Notiz unter die Nase.

Bereite dich auf morgen vor. Quint hat vor, eine Kontrolle über Ursachen, Auslöser und Wirkung des Krieges im Ersten Zeitalter zu schreiben. Den anderen habe ich es bereits mitgeteilt.

Fragend blickte ich auf den Zettel. Ich nahm mir einen Stift und setzte eine Antwort darunter während ich gleichzeitig versuchte, etwas aus dem Text im Buch aufzunehmen.

Und woher weißt du das?

Er schob mir das Lehrbuch zu, so dass ich es für mich hatte. Anscheinend war er der festen Überzeugung, dass seine Ausarbeitung nicht eingesammelt werden würde.

Gedankenmesser.

Da die Aufgabe sehr leicht war, und Ausarbeitungen zu meinen textlichen Stärken gehörten, war ich schnell mit der Aufgabe fertig und konnte mich auf das “Gespräch“ mit meinem Nachbarn konzentrieren.

Und was ist mit seinem angeblichen Blogger?

Während ich auf seine Antwort wartete blätterte ich antriebslos im Buch, bis ich auf eine interessante Seite stieß. Es ging um die Geschichte der legendenumwobenen Schule, auf die ich seit dem heutigen Tag ging.

Der war mehr als schwach. Du beherrschst die Fähigkeit nicht?

Meine Antwort kritzelte ich schnell hin, da ich am Inhalt des Textes kleben geblieben war.

Nein, nicht das ich wüsste~

Sofort huschten meine Augen wieder zum Buch.
 

„…Jodokes Valerian war es schließlich, der 1776 das Asylum for Inhuman gründete. Seitdem befindet sich dieses in einer alten Kosteranlage des Mittelalters, welche mit Bannen und Flüchen vor der Außenwelt abgeschirmt und geschützt ist. War es nach seiner Gründung noch fast hundertvierundzwanzig Jahre ein Unterschlupf für Unmenschliche aller Arten und Altersklassen, so ist es seit dem 20.Jahrhundert eine Internatsschule für Hexen, Magier, Vampire und Gestaltwandler. Diese werden in normalen bewährten Grundfächern wie Mathematik, Sprachen und Naturwissenschaften, so wie spezifischen Kursen(welche je nach Art des Geschöpfes belegt werden) unterrichtet.

Weiterhin existieren drei weitere Asylen, die auf verschiedenen Kontinenten liegen. Diese sind erst nach einem der blutigsten und grauenvollsten Vorfälle der Geschichte der Inhuman entstanden.

Am 29. Oktober 1801-“
 

Mein Herz raste. An diesem Punkt konnte ich nicht mehr weiter lesen. Der Abschnitt war ab dieser Datierung so sehr zerkratzt und rissig, das nicht ein einziger Buchstabe mehr zu erkennen war.

„Was tust du da?!“

Ich erstarrte und blickte in Elias´ wütendes Gesicht. Er riss das Buch an sich und hielt es so fest, dass seine Knöchel weiß hervor traten.

„Entschuldige! Ich habe es doch nur ein wenig durch geblättert!“, gab ich ungerührt zurück und verzog mein Gesicht zu einer empörten Grimasse.

„Das solltest du aber nicht, schließlich hat es dir absolut niemand erlaubt! Du solltest lediglich den Text lesen der dir vorgelegt wurde, nichts weiter!“, fauchte er.

Ich fragte mich was in ihn gefahren war. Schließlich war es ja kein Schwerverbrechen was ich begangen hatte und niemand war irgendwie zu Schaden gekommen. Ich hatte lediglich einen Abschnitt aus einem Schulbuch gelesen…

„Gibt es ein Problem Killian? Sie fallen heute sehr negativ auf. Passen Sie auf, dass ihre Nachbarin nicht dafür sorgt, dass dies Ihre letzte hervorragende Note angeht was mein Fach betrifft“, unterbrach Quint mit schneidender Stimme unsere Auseinandersetzung.

Scharf zog ich die Luft ein. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Was bildeten sich die hier eigentlich ein??

Elias Killian entschuldigte sich für die Störung und auch ich bat gezwungenerweise um Verzeihung.

Der Rest des Unterrichts verlief an sich ruhig und ereignislos. Vor dem Fenster lockte das herrliche Sommerwetter und ich freute mich auf den Unterrichtsschluss. Dann würde ich mir mein Zimmer geben lassen, meine Sachen ausräumen und schließlich würde ich mir die Zeit nehmen um das riesige Schulgelände in Ruhe anzusehen.

Als es endlich zur Pause klingelte tat ich es den Anderen gleich und räumte meine Sachen ein. Killian war schnell verschwunden so dass ich ihn nicht nochmal mit der Sache konfrontieren konnte. Jedoch fiel der Zettel, den wir zum Schreiben genutzt hatten, aus meinem Block als ich diesen einpacken wollte.

Elias hatte noch etwas geschrieben.

Sei um 16:00 am alten Nonnenhaus. Ich erwarte dich dort.

So viel zum ruhigen Nachmittag.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  trash-troll
2010-10-15T20:00:17+00:00 15.10.2010 22:00
Muhahahaha, ich steh voll auf deine Fiction *____*

Zuerst dachte ich ja "oh nein, vampire D:" weil vampir-Geschichten und sowas ja total mainstream und überbewertet sind (vor allem da S. Meyer das Genre versaut hat >_> no offense), aber deine story haut echt rein. Spannung vom Anfang bis Anfang - zum Ende(?)whatever, I guess <3
Ich mag deinen writing-style, der is so detailliert und ästhetisch, hr ♥
My fics feel like shit next to deine <3 Ich bin ja eh nich so produktiv.. *hust* xD Nee, aber ich find Darian am tollsten; du weißt ja, ich mag die villains xD *überlegt sich schwarze contactis zu kaufen wenn se wieder flüssich is*
Ich bin ejdenfalls auf den weiteren Verlauf gespannt, höhö. *lurkt*
Von:  Hansiolo
2010-10-05T15:24:52+00:00 05.10.2010 17:24
booooooooooaaaaaah XDD
ich finds cool XDDD
ich mag den lehrer nich >_<
aber ich mag alle lehrer nich höhö XDDD
will auch gedanken lesen können XDDD

Von:  Bonestream
2010-10-05T13:48:53+00:00 05.10.2010 15:48
Ich finds toll geschrieben, bin mir allerdings nicht ganz sicher welcher Rasse ich wen zuordnen soll. Meine eigene Meinung ist die, dass ich mich eher für Werwölfe also Gestaltwandler einsetze, ab und an auch für Vampire, aber eher selten. Wen ich am besten finde weiß ich nicht (noch).
Die eine Person im letzten Kapitel hat mich an wen erinnert. Blonde Locken, fröhliche Stimme. Du weißt schon wen ich meine.
Also bisher Top.
Von:  Kaguhana
2010-08-19T23:12:29+00:00 20.08.2010 01:12
Soo, das Remake meines alten Kommentar's XD

Erstmal, dein Schreibstil ist schön blumig etc. gut zu lesen.
Und jetzt komme ich zu meinen Gedanken.
irgendwie glaub ich, dass Killian (ich find den toll *3*) ein Vampir ist o_o
so wie er "wütend" war, als der Lehrer über Vampire geredet hat.
und ich mag seine Fähigkeit, hätte ich auch gern in der Schule x3
aber das stimmt wirklich, Vampire werden ausgegrenzt. x__x
mein armer Zero wird niergedwo akzepiert, ich muss ihn dann immer "trösten" XDDD ♥
was kleines noch: das "<3" auf der 1. Seite würde ich wegmachen, ist zwar ganz gut und passend, kommt aber komisch rüber und stört deinen sonst so tollen text!!

*herzchen dalässt* <3
deine Momo !!


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