Ein schrecklicher Fund
August. Es waren Sommerferien. Die Sonne schien und kein Wölkchen war am Himmel zu sehen.
Manao beschloss seinen Kumpel Tetsu zu besuchen. Nachdem er Tetsu bekommen hatte, überlegte er krampfhaft, wo er ihn unterbringen konnte. Zuhause? Nein, Tetsu ist kein Haustier. Im Tierheim? Niemals! Da hatte er die Idee: im Stadtpark!
Schließlich hat es ihm der Bürgermeister erlaubt und Tetsu durfte dort leben.
Manao ging aus dem Haus und spazierte Richtung Stadtpark.
"Endlich seh ich Tetsu mal wieder", dachte er. "Wie es ihm wohl so geht?"
Nach ein paar Minuten erreicht er den Park. Kaum war er eingetreten, da läuft ihm auch schon Tetsu laut jaulend entgegen.
"Hallo, Tetsu, schön dich zu sehen! Hast du etwa auf mich gewartet?"
Tetsu jaulte weiter. Etwas stimmte hier nicht. Was war nur mit ihm los?
Er jaulte so laut, dass die Leute, die vorbeigingen, zu ihm rüberschauten. Er schien verzweifelt zu sein.
"Hast du was?", fragte Manao besorgt.
"He!" Tetsu begann plötzlich ihn am Ärmel zu zerren.
"Willst du etwa, dass ich dir folge?"
Tetsu nickte heftig und rannte los. Manao hinterher.
"Was ist passiert, dass er so aus dem Häuschen ist?", fragte sich Manao.
Tetsu führte ihn zu einem ablegegenen Teil des Parks, an dem sich viele Bäume befanden. Moment, da an einen Baum gelehnt, da war doch etwas!
"Oh, Gott...", flüsterte Manao mit ernstem Blick. "Ein toter Mann"
Der Mann hatte, obwohl es August war, einen langen braunen Mantel an. Er war so um die 30. Manao sah ihn sich an. Er sah keine Verletzungen, nein, unter dem Mantel waren welche. Jemand hatte ihm offenbar mit einem scharfen Gegenstand auf die Brust eingestochen. Manao zählte 10 Stiche. Einer traf ins Herz.
Da entdeckte er noch was:"Hey, wieso sind seine Taschen so voll?"
Er kramte dort rum. Die Entdeckung ließ ihn nach Luft schnappen.
"Mist, das ist Kokain! Packungen von Kokain! Ein Drogendealer!"
Dann fand er seinen Führerschein.
"Mal sehen, Kenji Okawa, 29 Jahre alt, oh, ein Japaner so wie ich!"
Manao, der sich vor der Leiche gekniet hatte, stand auf.
"Komm, Tetsu, wir befragen ein paar Leute, ob sie jemand Verdächtiges gesehen haben. Für mich sieht es ganz nach einem Mord aus, aber ich bin mir nicht sicher. Es könnte auch Selbstmord sein."
Tetsu nickte.
3 Verdächtige - 0 Beweise
Es gab durchaus ein paar Leute, die ihm helfen konnten.
Schließlich hatte er drei Verdächtige: zwei Männer, Martin Altmann und Leo Schneider und eine Frau, Nicole Zeger.
Sie hatten sich erstmal geweigert mitzukommen, aber beim Anblick von Tetsu entschieden sie sich doch anders.
"Was fällt dir ein, uns einfach als Verdächtige hinzuknallen, du Zwerg?!", rief Herr Schneider.
"ICH BIN KEIN ZWERG!!! Die Leute haben mir erzählt, ihr drei hättet euch irgendwie sonderbar verhalten. Und Übrigens: Wer von euch mir etwas antun will, der kann das gleich vergessen. Mein Freund hier..." Er deutete auf Tetsu. "...passt auf."
"Also, ich und mein Freund haben eine hier eine Leiche gefunden. Er weist Verletzungen auf, die von einem scharfen Gegenstand stammen, einem Messer, zum Beispiel. Das Opfer war Drogendealer. Ich bitte Sie, mir eine Frage zu beantworten: Nimmt jemand von euch Kokain?"
Alle verneinten. Manao nickte, er hatte nichts anderes erwartet. Wer würde das schon zugeben?
Kokainabhängige nehmen die Droge durch Rauchen oder spritzen es sich in die Vene, was weitaus häufiger ist. Er brauchte nur nach Einstichstellen zu suchen. Zum Glück war es Sommer. Alle Verdächtigen trugen T-Shirts. Er findet bei Frau Zeger und Herrn Schneider Einstichstellen an den Armen.
Die Suche nach der Lösung
Manao nickte wieder und gab Tetsu zu verstehen, dass er die Verdächtigen durchschnüffeln muss. Er fand nichts.
Manao dachte kurz nach.
"Leeren Sie Ihre Taschen aus, bitte."
Die Leute taten, was er verlangte. Es fand sich nichts Schlimmes: Zettel, ein Lippenstift, ein paar Bonbons...
"Dürfen wir jetzt gehen?", wollte Herr Altmann mit ungeduldiger Stimme wissen.
"Ja, meine Freundin wartet zu Hause!", rief Herr Schneider. "Ich hab den verdammten Kerl nicht ermordet!"
Manao versuchte sie zu beruhigen. "Moment noch, bitte."
"Mist, ich muss mich beeilen!", dachte er.
Er beobachtete die Verdächtigen noch eine Weile. An Herr Schneider fiel ihm was auf: er läuft ungeduldig hin und her und dabei rutschen ihm die Schuhe von den Füßen. Aber wieso sollte er zu große Schuhe tragen? Versteckt er was?
"Hast du die Tatwaffe schon gefunden?", fragte Frau Zeger.
"Nein, noch nicht."
"Na, das kann ja lange dauern!", sagte Herr Altmann und seufzte.
"Du Möchtegerndetektiv!", schrie Herr Schneider. "Jetzt lass uns endlich gehen!"
Als Tetsu ihn drohend anknurrte, verstummte er jedoch.
Manao dachte: "Wie isn der drauf? Er ist ziemlich nervös und blickt sich ständig über die Schulter, als ob ihn jemand verfolgen würde. Das ist nicht normal!
Tetsu schnüffelte in der Gegend rum. Auf einmal fing er wieder an zu jaulen und Manao verstand, dass er ihm wieder folgen sollte. Er und die Verdächtigen liefen dem Wolf hinterher. Tetsu rannte zum Klohaus, das im Park stand und kratzte an einer der Türen. Er heulte weiter.
"Was ist, muss er aufs Klo?", fragte Herr Altmann.
"Ganz sicher nicht", sagte Manao ernst. "Tetsu, pass auf die Verdächtigen auf. Ich geh da rein und schau nach, was dich so beunruhigt hat."
Der entscheidende Beweis
Manao ging mit vorsichtigen Schritten rein und schaute sich um. Die Kabinen waren leer. Er sah nichts Schlimmes. Tetsu hatte rumgeschnüffelt, bevor er sie hierher geführt hat, also hat er was gerochen. Aber was?
Plötzlich packte ihn eine leise Vorahnung. Er sah sich nochmal genau um. Da entdeckte er etwas hinter dem Waschbecken eingeklemmt.
Eine Packung Kokain. Na also!
Er blieb noch einen Moment stehen und dachte nach.
"Ja, jtzt weiß ich, warum Herr Schneider zu große Schuhe anhat! Ha, damit steht fest, dass er der Täter ist!"
Er ging raus und nahm die Packung mit.
"Na, hast du was gefunden?", wollte Frau Zeger wissen.
Manao grinste und hielt die Packung hoch.
Alle außer Herr Altmann waren bestürzt.
"Was ist das?", fragte er.
"Kokain."
"Was?! Meine Fresse!"
Manao lächelte. Dieser Mann guckte wohl nicht so gern Krimis, wenn er nicht wusste wie Kokain aussah.
"Dieses Päckchen ist das Beweisstück", sagte Manao, der immer noch die Packung hochhielt. "Ich weiß jetzt, wer der Täter ist. Herr Schneider, damit sind Sie des Mordes überführt!"
Manao überführt den Täter
Herr Schneider schrie wütend. "Ich? Wieso ausgerechnet ich?"
"Weil ich Sie in diesem Klo aufgelesen hab, als ich Verdächtige gesucht hab. Die Leute haben mir erzählt, niemand außer Ihnen wäre in der letzten Dreiviertelstunde da reingegangen. Außerdem könnte Frau Zeger da nie unauffällig reingehen. Das ist ein Männerklo. Und Herr Altmann hat keine Einstichstellen an den Armen. Wieso sollte er Kokain verstecken, wenn er offenbar nicht mal weiß, wie es aussieht."
"Aber es könnte doch jemand das Päckchen heute morgen oder gestern hier versteckt haben."
"Als ich heute in den Park gekommen bin, ging gerade die Putzfrau hier rein, um die Klos zu putzen. Sie hätte das Päckchen bemerkt.", erklärte Manao.
Herr Schneider lachte spöttisch. "Und jetzt sag mir bitte schön, wo ich die Tatwaffe versteckt haben soll!"
Manao grinste. "Aber gern doch! Mir ist vorhin aufgefallen, dass Sie zu große Schuhe tragen, Herr Schneider. Wieso?"
Herr Schneider schwieg.
"Das kann ich Ihnen sagen: Sie haben die Tatwaffe in einem Ihrer Schuhe versteckt, nicht wahr? Und noch was: woher wussten Sie, dass das Opfer ein Mann ist? Ich kann mich nicht erinnern, es gesagt zu haben."
Der Täter knirschte mit den Zähnen. "Verdammter Mist!"
Plötzlich drehte er sich blitzschnell um und versuchte zu flüchten.
Tetsu reagierte sofort. Er lief ihm nach, holte ihn ein und biss ihn ins Bein. Beide fielen zu Boden. Dabei verlor Herr Schneider seine Schuhe. Aus einem kullerte ein kleines zusammengeklapptes Messer heraus.
"Hab ich's doch gewusst", sagte Manao leise.
Er hob das Messer auf und klappte es auseinander. Auf der Waffe waren getrocknete Blutspuren.
Tetsu ließ das Bein des Täters los und rappelte sich auf. Der Täter lag wimmernd am Boden und hielt sich das verletzte Bein. Blut tropfte Tetsu aus dem Maul.
Manao sah ihn voller Respekt an.
"Vielen Dank, Kumpel", sagte er.
Tetsu grinste ihn an.
Als der Täter verhaftet wurde, beschlossen Manao und Tetsu ein bisschen im Park zu spazieren.
Manao hatte gute Laune.
"Tetsu, du solltest als Drogenhund arbeiten!", sagte er lachend.
Tetsu knurrte.
"Oh, sorry, du bist ja ein Wolf! Auch wenn deine Züge ein bisschen hundeähnlich sind."
Tetsu hielt inne. Manao wusste ja nicht, wie Recht er damit hatte. Er würde ihm gerne was über sich erzählen, aber er konnte ja nicht sprechen.
"Übrigens, Frau Zeger hat mir erzählt, ihre Einstichstellen kommen von einem Medikament, das sie sich einer Krankheit wegen in die Vene spritzen lässt.
Und der Täter erklärte sein Motiv: gestern Abend war er bei diesem Drogendealer, um Kokain zu kaufen, aber der Dealer weigerte sich, seinen Geldschein zu nehmen, weil er zerrissen und verdreckt war. Anderes Geld hatte er aber nicht und er brauchte das Kokain, weil er süchtig ist. Heute hat er beschlossen sich zu rächen und brachte den Dealer um. Er klaute ihm eine Packung Kokain und versteckte es im Klo, um es später abzuholen."
Er grinste.
"Eins steht fest: ich werd garantiert niemals Drogen nehmen! Mit denen hat man nichts als Probleme! Meine einzige Droge ist und bleibt das Detektivsein!"
Tetsu lächelte zufrieden.