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Der Junge in mir

-Junge sein macht viel mehr Spaß-
von

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Wettlauf

Kapitel 27: Wettlauf
 

Als Frank nach drei Minuten schweigsamer Fahrt endlich den Blinker setzte und wir von der Straße auf einen kleinen Rastplatz fuhren, pochte mein Herz so schnell und hart, dass ich Angst hatte, es würde jede Sekunde, die wir länger in diesem Wagen verbrachten, in tausend Stücke zerspringen. Kaum hielt die Limousine an, schwangen unsere Türen auf und wir flüchteten fast aus dem Auto. Ich mit dem gefrosteten Beutel in der Hand und Marlene mit ihrer Handtasche im Arm. Auch Frank öffnete seine Tür, doch schnell wie ein geölter Blitz stand Marlene neben ihm und gestikulierte wild vor sich her. Frank zuckte die Schultern und stieg aus dem Wagen, zündete sich eine Zigarette an und ging Richtung Tankstelle. Ich sah ihm verwirrt hinterher.

Marlene seufzte kurz und kam dann wieder auf mich zu, nur um mich am Handgelenk zu packen und mit sich zu schleifen. Ich stolperte hinter ihr her und krallte meine Hand in den gefroren Beutel, in dem meine Sachen verstaut waren.

“Samira, du musst mir jetzt gut zuhören!”, meinte Marlene und ich nickte irritiert mit dem Kopf. “Du steigst jetzt in einen gelben Ford Fiesta. Lenny sitzt am Steuer. Er wird dich bis nach Zumpf bringen. Dort wartet bereits Diego auf dich mit einem silbernen Audi A4. Finn fährt dich bis Thalheim, wo dich Robert mit einem grünen VW Golf nach Ulrichsstadt mitnimmt. Von Ulrichsstadt geht’s mit Finn und einem blauen Citroen zu dir. Er wird dich einfach an einer Ampel rauswerfen. Das ist doch okay, oder?” Wir hielten vor der Toilette an und ich blickte das Weißhaarige Mädchen fragend an.

“Bitte?”, fragte ich leicht verwirrt.
 

“Steh auf! Denn der Wind dreht, der Wind dreht jetzt.” Seufzend lehnte ich mich an die kühle Fensterscheibe und blickte auf die schnell vorbeifliegend Landschaft. Marlene hatte sich nur kurz von mir verabschiedet, mit feuchten Augen wohlgemerkt. Ich wollte ihr sagen, dass ich ihr danke, dass sie bei mir was im Brett hat, aber sie hatte abgewinkt und ist einfach gegangen, während Lenny mich in seinen gelben Ford geschoben hatte.

“Wie geht es dir, Sam?”, fragte Robert mich und drehte die Musik ein wenig leiser. Seufzend drehte ich mich vom Fenster weg und sah ihm ins Gesicht, welches er der Straße zugewandt hatte.

“Es könnte besser sein.”, meinte ich und lehnte den Kopf an den Sitz. “Was ist mit dir, Berti?”, fragte ich ihn, was ihn leicht lächeln ließ. Er blickte kurz zu mir und ich sah das freudige Funkeln in seinen grünen Augen.

“Wie lange hat mich keiner mehr so genannt?”, fragte er wohl eher sich selbst als mich. Trotzdem fühlte ich mich gedrungen, ihm zu antworten.

“Seit drei Jahren, würde ich denken.” Er schnaubte und legte mir seine rechte Hand auf das Bein.

“Kleine, du weißt gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe!”, meinte er und seufzte frustriert auf. “Damals hatte dein Lachen die Luft gefüllt, alle fröhlich gemacht!”, meinte Robert und ich musste vorsichtig grinsen. “Jeder, der kam, ging mit einem Grinsen. Nur weil du gelächelt oder einen dummen Witz gerissen hast.” Ich vernahm ein erneutes Seufzen und drehte den Kopf wieder zu ihm. Ein trauriges Lächeln umspielte seine vollen Lippen. “Jeder vermisst dieses Glücksgefühl, diesen Tornado, der alle Gefühle auf den Kopf stellt, das fröhliche, beinahe unschuldige, kindliche Lachen der Mädchen. Alle vermissen sie dich!” Ich musste hart schlucken, als er mich traurig anblickte.

“Robert, ich kann nicht zurück!”, flüsterte ich ihm zu, wissend, dass er mich verstand. Ich nickte.

“Ich weiß! Und bitte tu mir den Gefallen und komm nie wieder!”, sagte er hart und vor lauter Überraschung zog ich die Augenbrauen nach oben. “Egal, wie viele Menschen dich zurückholen wollen. Egal, was sie dir auch versprechen oder aufzwingen. Du musst deinen Weg finden. Er liegt nicht bei Marcus, soviel steht fest. Er liegt in deiner Hand und wartet darauf, erkundet zu werden.” Plötzlich hielt er an und schaltete in den Leerlauf, blickte mich mit seinen tiefgrünen Augen fast schon bettelnd an und zog mich über die Schaltkonsole kurz in seine Arme. “Ich wünsche dir viel Glück auf diesem Weg, viele Freunde, die deine Situation verstehen und eine große Liebe, die dich beschützt.” Er lockerte seinen Griff und zeigte auf das blaue Auto, dass nur fünf Meter von uns entfernt parkte. Da steht Finn. Hau ab und lass es dir gut gehen! Alles Gute.” Ich schaute ihn nur verblüfft an und er strich mir lächelnd mit dem Daumen über die Wange.

“Danke!”, sagte ich, war überrascht, dass meine Stimme nicht zitterte. Sehr erstaunlich.

“Nicht weinen, Sam. So was tun Jungs nicht!” Ich lächelte leicht, fuhr mir fahrig über die Augen und nickte anschließend. Dann öffnete ich die Beifahrertür und stieg aus. Ohne einen weiteren Blick zurück zuwerfen, ging ich auf das blaue Auto Finns zu. Hörte nur noch einen startenden Motor und leiser werdende Fahrgeräusche. Jungs weinen nicht. Nein, sie sind stark. Ich bin schwach. Und ich bin ein Mädchen. Glücklich, traurig und verwirrt zugleich.

Als ich zu Finn ins Auto stieg, waren meine Wangen feucht. Der blonde Junge nickte mir einmal kurz zu, dann startete auch er den Motor und wir verließen den Parkplatz. Eine schweigsame Fahrt folgte und ich fragte mich, was Jo wohl gerade tat, ob er wieder irgendeine blonde Nuss zu sich geholt hatte, um ein wenig Spaß zu haben, oder ob sie alle bei Elias saßen, um sich ausgelassen über die Schule zu unterhalten. Dass Jo irgendwo saß und vor sich herstierte, strich ich gleich wieder. Jo war immer in Bewegung, fand immer eine Beschäftigung. Durch ihn kam ich zum Snowboarden. Ich hoffte nur inständig, dass wir das auch weiterführen könnten. Dabei kam mir öfters der Gedanke, dass ich Jo nicht sagen sollte, welchem Geschlecht ich angehörte Am Ende würde er mich einfach fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel, mich nicht mehr beachten. Und davor hatte ich eine riesengroße Angst.

Erst als Finn mich mit dem Ellenbogen anstupste, konnte ich die Gedanken an Jo kurz verwerfen. Der Blonde lächelte mich freundlich an. “Es ist rot. Steig aus, du wirst schon nach Hause finden.” Ich blickte nach draußen, musste mich kurz orientieren und nickte dann.

“Danke.”, sagte ich, stieg aus und schloss die Tür hinter mir. Keine Minute später schaltete die Ampel auf grün und Finn fuhr weiter. Nur kurz blickte ich dem Auto noch hinterher, bevor ich mich in Bewegung setzte. Ich ging in Richtung des Restaurants, das meinem Vater gehörte. Er würde sicherlich dort sein, mich wütend ansehen, wenn ich das Lokal betrete und mich fragen, warum ich mich nicht bei ihm gemeldet hatte und weshalb ich nicht an mein Telefon ging. Natürlich könnte ich ihm die Wahrheit sagen. Er würde es verstehen, schließlich kannte er Marcus Silverstone. Aber er würde sich auch Sorgen machen. Fast unberechtigte Sorgen. Schließlich war ich kein kleines Mädchen mehr, dass immer von Vati bemuttert werden müsste. Ich war stark geworden. Irgendwie. Durch Marcus. Und mein Vater wusste das auch.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als mich etwas nasses an der Nasenspitze berührte. Kurz strich ich darüber, blickte daraufhin nach oben in den Himmel und musste leicht lächeln. Es schneite. Das erste Mal in diesem Jahr. Das erste Mal im Februar. Weihnachten war nicht weiß gewesen. Silvester auch nicht. Aber vielleicht würde er liegen bleiben. Vielleicht gab es einen weißen Valentinstag. Schon allein bei dem Gedanken an den 14. Februar zog sich mir der Magen zusammen. Ich würde wieder arbeiten. Lauter verliebten Pärchen Sekt und Essen servieren. Immer mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

Seufzend ging ich nach links, blickte auf die dunkle Straße mit den paar Laternen, die den Menschen etwas Licht schenkten, um wenigstens etwas zu sehen. Ich lief weiter, ließ mich von nichts beirren und folgte der Straße, schaltete meine Gedanken so gut es ging aus. Nach wenigen Minuten stand ich vor den schwarzen Fenstern des Malaysia und legte verwirrt den Kopf schief. Wieso war das Restaurant zu? Wo war mein Vater? Ich schüttelte den Kopf, legte beide Hände an das kalte Fenster und spähte hinein. Sehen konnte ich nur einen schwachen Lichtschein aus der Küche. Oder war s schon so spät, dass nur noch die Küche am Aufräumen wa? Nein!

Zaghaft klopfte ich an das Fenster. Nichts geschah. Erneut klopfte ich, diesmal etwas kräftiger. Kurze Zeit später sah ich eine Silhouette an der Küchentür, die auf mich zutrat. Dann wurde die Tür aufgerissen und ich zuckte zurück.

“Verdammt, können Sie nicht lesen? Wir haben geschlossen!”, schrie man mich an und ich trat einen Schritt zurück, sodass ich im Laternenlicht stand. “Sam?”, kam es leise und erschrocken von der dunklen Gestalt. Ich nickte nur. “Verdammt, geht es dir gut?” Die Person trat ebenfalls aus dem Schatten.

Erleichtert sprang ich auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. Mein Vater zog mich näher zu sich ich musste leise lachen. “Dad, ich hab dich vermisst.”, flüsterte ich ihm zu. Er schnaubte.

“Marcus?”, fragte er mich. Ich seufzte leise und drückte mein Gesicht an seine Brust. “Ich versteh nicht, wie man ihn frei herumlaufen lassen kann.”, sagte er, zog sich von mir zurück und schob mich in das Innere des Malaysias. “Wie kann der Kerl so etwas tun und dann noch auf freien Fuß sein?”

“Dad!”, warf ich dazwischen, doch es nützte nichts.

“Kinderschänder werden auch weggesperrt! Wieso er nicht?”

“Dad.”, versuchte ich erneut, ihm zum schweigen zu bringen. Vergeblich.

“Er hat die Todesstrafe verdient!”

“Da-”, meine Stimme versagte, als wir die Küche betraten und ich in wunderschöne rehbraune Augen blickte. Shit, was machte er hier?

“Der elektrische Stuhl wäre vermutlich noch besser!” Ich widersprach ihm nicht, da ich ihn sowieso kaum verstand. Ich sah nur noch den Jungen vor mir, der mich fassungslos anstarrte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  blue_fullmoon
2010-12-29T15:42:26+00:00 29.12.2010 16:42
Geeeeeeeeeeeeenial. Aber wie kannst du nur an so einer Stelle aufhören :'(
Hoffentlich gehts bald weiter^^
Nen guten rutsch noch ;)
Von:  Ushia-sama2011
2010-12-29T12:37:28+00:00 29.12.2010 13:37
entlich geht es weiter

hammer geiles kapitel zum glück hat saM es geschaft und ist weider bei hrem vater.

wwünsche dir ein guten rutsch


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