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Shadowwalkers

Licht und Schatten
von

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Verlassen

In den frühen Morgenstunden schien eine trügerische Ruhe die Geschehnisse der letzten Nacht zu übermanteln. Angesichts des Frühsommers stand die Sonne schon um diese Zeit sehr hoch am Himmel. Doch einige wenige Regenwolken trübten ihren Einfluss bereits und würden ihn spätestens am Mittag wohl gebrochen haben.

Ashley hatte kaum schlafen können. Immer wieder ging ihr die Begegnung zwischen Charon und Lily durch den Kopf und was sie dadurch erfahren hatte. Am liebsten hätte sie Lily einfach zur Rede gestellt, wegen all den Dingen, die sie ihr die ganze Zeit verschwiegen hatte, doch dafür hatte sie schlichtweg keine Kraft mehr.

Sie hatte es satt, ständig von allen Seiten ausgenutzt zu werden und die Wahrheit immer wieder von irgendwelchen anderen Leuten auf diese Art und Weise serviert zu bekommen. Es würde zumindest nicht halb so sehr wehtun.

Und aus eben diesem Grund hatte Ashley nachdem sie vor einer halben Stunde aufgewacht war, eine Entscheidung getroffen. Nachdem sie sich angezogen hatte, war sie so leise wie möglich aus dem Schlafzimmer verschwunden, in welchem sie die letzten Wochen verbracht hatte. Erfreut hatte sie festgestellt, dass Lily offensichtlich niemanden vor der Tür Wache schieben lies.

Allerdings stand sie vor dem Problem, dass sie sich nicht im Haus auskannte und deswegen nicht wusste wo der Ausgang war. Von ihrem Zimmerfenster aus hatte sie gesehen, dass sie sich im zweiten Stock befinden müsste. Allerdings wand sich der Gang lang und fensterlos immer weiter, ohne dass man feststellen konnte, wo das Ende war und der Anfang. Jede Tür schien der vorherigen bis aufs kleinste Detail zu gleichen.

Ashley war schon kurz davor, aufzugeben, als sie endlich an eine große, breite Treppe kam, die hinabführte. Ein Stockwerk tiefer musste sie allerdings feststellen, dass die Treppe hier schon zu Ende war und sie machte sich nun wieder auf die Suche nach einer Treppe, welche sie endlich ganz nach unten führen würde.

Der Gang in diesem Stockwerk war wesentlich dunkler gestaltet als der im zweiten Stock. Hier waren die Wände nicht pfirsichfarbig gestrichen, sondern eher gräulich und die Beleuchtung war auch sehr spärlich. Lediglich etwa alle fünf Meter hing ein Kerzenhalter an der Wand und eine bereits ziemlich herunter gebrannte Kerze spendete kaum mehr genügend Licht.

Auffällig war auch, dass es deutlich weniger Türen gab und die Türen von einem dunklen Braun waren. Alles in allem beschlich Ashley mit jedem weiteren Schritt das Gefühl, in einer Gruft umher zu schleichen und sie wurde nur noch darin bestärkt, hier so schnell wie irgendwie möglich zu verschwinden.

Aufgrund des spärlichen Lichts hatte Ashley auch nicht bemerkt, dass in einem der Türrahmen jemand stand und sie beobachtete. Als sie an der Gestalt vorbeihuschte, wartete diese einige Sekunden, ehe sie aus dem Dunkel hervortrat und Ashley von hinten packte.

Noch bevor Ashley überhaupt reagieren konnte oder einen Hilfeschrei loswerden konnte, legte sich eine eiskalte Hand über ihren Mund. Eine heisere Flüsterstimme sprach zu ihr: „Nana, wer wird denn hier das ganze Haus aufwecken, zu dieser unchristlichen Zeit.“ Ashley wusste sofort, wer er war. Doch innerhalb von dem Bruchteil einer Sekunde ließ er sie los und stieß sie mit dem Rücken unsanft gegen die Wand.

Sie keuchte laut, sagte aber ansonsten nichts. Ihre Augen fixierten Charon, der mit einem diabolischen Grinsen einen halben Meter von ihr weg stand. Sie rechnete damit, dass er jeden Moment angreifen würde, doch er stand einfach nur da und grinste sie an.

Als Ashley schließlich Anstalten machte, einfach weiter zu gehen, schnellten seine Arme blitzschnell hervor und drückten ihre Schultern fest gegen die Wand. Sie wusste genau, dass sie nicht die geringste Chance gegen ihn hatte, vor allem nicht, da sie nicht hundertprozentig fit war. Und er wusste das erst recht.

„Wo willst du denn so früh schon hin, mein Zuckerpüppchen? Solltest du nicht in deinem kleinen Zimmerchen bleiben, wie man es dir aufgetragen hat?“ Mit einer Hand versuchte er, Ashley über die Wange zu strechen. Als sie ihn wegstieß, packte er sie am Hals. Zwar drückte er nicht zu, aber sobald er sich doch dazu entschließen sollte, würden Ashley ziemlich schnell alle Lichter ausgehen.

Er schien es zu genießen, dass ihr sehr genau bewusst war, dass sie ihm nicht viel entgegen zu setzten hatte. Sein Grinsen war verflogen und seine Augen funkelten. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet, wo willst du hin?“ Ashley schnappte kurz nach Luft, als er für einen Moment den Griff um ihren Hals verstärkt hatte. Dann röchelte sie „Nach Hause.“

Charon unterdrückte ein Lachen. Er war zweifelsohne darum bemüht, so leise wie möglich zu sein, was Ashley auf eine Idee brachte. Mit allem, was ihre Stimme im Moment hergab, fauchte sie: „Wenn du mir etwas antust, wird sie ziemlich sauer werden.“ Einen Augenblick lang schien Charon tatsächlich geschockt über diese Aussage, Ashley hatte ihn erwischt.

Er konterte „Denkst du sie ist glücklich, wenn sie erfährt, dass du sie verlassen willst?“ Doch Ashleys Reaktion war eine andere als Charon sie erhofft hatte: „Ich denke, dass du etwas mehr zu befürchten hast, als ich.“ Sein Gesichtsausdruck zeigte ihr deutlich, dass sie damit goldrichtig lag.

Und deswegen änderte Charon auch seine Strategie. Er lockerte den Griff um ihren Hals und fing stattdessen an, mit seinen Fingern langsam den Hals hinab zu streichen und hielt schließlich an ihrem Schlüsselbein inne. Seine Augen verfolgten jede Bewegung seiner Finger. Also sah er sie auch nicht an, als er leise flüsterte: „Verrat mir, was bitte du an ihr findest?“

Ashley kochte innerlich und sie musste sich sehr zusammenreißen, um nicht auf ihn los zu gehen. „Ich glaube ja nicht, dass dich das was angeht, du Widerling.“ Fauchte sie zurück. Jetzt sah er sie an. Seine Augen funkelten und seine Hand ruhte auf ihrem Brustbein. Er grinste verwegen. „Ich meine doch nur, mit mir hättest du unendlich viel mehr Spass als mit ihr. Sie kann dir nie und nimmer geben, was ich dir geben kann.“

Ashley zog die Augenbrauchen hoch. „Ich denke, dass ich verzichte.“ Er starrte sie durchdringend an „Wenn du dich schon zu einem Betthäschen degradieren lässt, dann doch wenigstens von jemandem, der es zu einem Erlebnis macht, dass du nie mehr vergisst.“ Ashley wollte ihm so sehr eine Reinhauen. Sie konnte es nicht fassen, dass sie von ihm auf diese Art und Weise angegraben wurde.

Aber sie entschied sich für einen anderen Weg und antwortete kühl: „Vielleicht, aber ich sehe hier keinen, der das zustande bringen könnte.“ Ein paar Augenblicke schien es so, als hätte Charon nicht ganz verstanden, was sie damit sagen wollte. Ashley nutzte dies und entwand sich seinem Griff. Doch weit kam sie nicht. Bereits nach ein paar Schritten packte er sie wieder von hinten.

„Du solltest dich ein kleines bisschen zusammenreißen, meine Liebe!“ Während die linke Hand von hinten um ihren Hals geschlungen war, wanderte die rechte Hand über ihr T-Shirt zu der Stelle, an welcher Ashley verletzt worden war und welche nun dicke Narben zierten. Im nächsten Moment blieb Ashley die Luft weg. Doch das hatte nichts mit dem Würgegriff zu tun, in den Charon sie gezwungen hatte.

Es fühlte sich an, als würde er mit seiner rechten Hand aus ihrer Verletzung das Leben aus ihr heraussaugen. Mit allerletzter Kraft versuchte sie sich von ihm zu lösen, doch je mehr sie nach Luft schnappte, desto schwächer wurde sie. Vor ihren Augen wurde es schwarz und sie war kurz davor das Bewusstsein ganz zu verlieren, als er plötzlich aufhörte. Sie konnte wieder ganz normal atmen.

Einige Augenblicke später hörte sie seine Stimme ganz nah an ihrem linken Ohr: „Merk dir eines, Schattengängerin. Was ich dir gegeben habe, kann ich dir auch ohne weiteres wieder nehmen. Also sei ein bisschen respektvoller!“ Dann ließ er sie plötzlich los und machte nicht die geringsten Anstalten, sie weiter fest zu halten.

„Sieh zu, dass du verschwindest!“ fauchte er ihr nach. Sie drehte sich um und starrte ihn ungläubig an. Mit heiserer Stimme presste sie hervor: „Wieso lässt du mich jetzt gehen?“

Er lachte ein leises, hämisches Lachen und meinte dann: „Weil ich zu gerne sehen will, wie sie reagiert, wenn sie erfährt, dass du abgehauen bist.“ Dann drehte er sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort in einem der Zimmer auf dem Stockwerk. Einige Minuten lang stand Ashley dort, ohne sich zu bewegen. Seine Aussage hatte Zweifel in ihr gesät und sie war versucht, wieder zurück in ihr Zimmer zu gehen.

Doch dann siegte ihre Wut über Lilys Verhalten und sie folgte dem Flur in die andere Richtung bis sich schließlich die Treppe erreichte, die in die Eingangshalle führte. Und nur wenige Augenblicke verschwand Ashley unbehelligt durch die Eingangstür nach draußen und verlies das Grundstück der eindrucksvollen Villa.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Angel-of-the-Night
2010-04-06T11:27:32+00:00 06.04.2010 13:27
NNEEEEEEEIIIIIIIIIIIINNNNNNNN!!!!!!!!!!!
<arg> du bist gemein
<schnaub>
die beieden werden wohl nie zu einander finden oder?
<grummel>


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