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Shadowwalkers

Licht und Schatten
von

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Eine Frage des Vertrauens

Gerade als die Dämmerung über das Kloster hereinbrach, durchquerte Emma stapfend das Portal. Die Kapuze ihrer Jacke hatte sie tief ins Gesicht gezogen. Es schneite zwar nicht mehr, dafür fegte ein eisiger, schneidender Wind über das Gelände.

Als sie die Eingangshalle durch eine kleine Holztüre betrat schlug ihr behagliche Wärme entgegen. Ihre von der Kälte geröteten Wangen legten noch einiges an Farbe zu. Emma entledigte sich ihrer Kapuze und öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke.

Sie bog nach rechts in einen schmalen Gang ab, der zu einer Treppe führte. Sie folgte dieser bis in den dritten Stock, wo ihr Zimmer untergebracht war. Sie stieß die Tür kurz auf und warf ihre Jacke in die Ecke. Der Raum war gerade mal 12 Quadratmeter groß und beherbergte neben dem Bett einen Schreibtisch mit einem Fernseher und einen massigen Schrank.

An der Wand hingen nur ein paar wenige Fotos, die größtenteils mit Tesa befestigt waren. Die Fotos zeigte Emma und ein paar ihrer Kollegen, darunter auch Ashley bei einer kleinen Feier anlässlich von Emmas Geburtstag vor ein paar Jahren. Lediglich eines, welches schon ziemlich ramponiert aussah zeigte Emma als kleines Kind zusammen mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester.

Ein paar Augenblicke blieb ihr Blick an diesem Bild hängen. Emma hatte seit ihrem siebten Lebensjahr keinen Kontakt mehr mit ihrer Familie gehabt. Und an manchen Tagen war es nicht leicht, zu akzeptieren, dass ein Shadowwalker außer seinen Kameraden keine andere Familie haben durfte.

Als sich ihr Blick von dem Bild gelöst hatte fiel ihr auf, dass auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett ein Zettel lag. Emma griff danach und erkannte Duncans Handschrift darauf.

„Ich warte in meinem Büro auf dich.“ Stand in großen Lettern darauf geschrieben. Sie zog die Stirn kraus und fragte sich, was um alles in der Welt sie nun schon wieder angestellt hatte, um zu Duncan zitiert zu werden.

Mit einem Seufzer machte sie kehrt und verlies ihr Zimmer wieder. Über die Eingangshalle kam sie schließlich in den Gang, welcher auch zur Bibliothek führte. Duncans Büro war am anderen Ende des Ganges und fünf Minuten später klopfte sie an die Holztür, welche vom Aussehen her, jener zur Bibliothek ähnelte. Einzig in der Größe unterschieden sie sich, denn diese Tür hier war wesentlich kleiner.

Einen Augenblick später trat sie ein. Duncans Büro hatte das Aussehen von einem kleinen Keller. Kathedralenartige Fenster an zwei Seiten spendeten aufgrund des Buntglases nur spärliches Licht. Stattdessen war der Raum gesäumt mit mehreren Kerzen und Laternen. Elektrisches Licht gab es nicht. Duncan bevorzugte es „traditionell“, wie er es nannte.

Er blickte kurz auf und wies Emma dann einen Sessel seinem massigen Eichenholzschreibtisch gegenüber zu. Emma nahm Platz. Sie fühlte sich jedes Mal in diesem Raum wie ein Schulmädchen, welches zum Direktor zitiert wurde, weil sie im Unterricht mit Papierkügelchen geworfen hatte.

Einige Minuten voller eisigem Schweigen vergingen, in denen Duncan tief über einige Papiere gebeugt Emma keines Blickes würdigte. Dann setzte er sich urplötzlich auf und wandte sich seinem Besuch zu.

„Ich danke dir, dass du gekommen bist. Ich weiß, dass du seit heute Morgen unterwegs warst, deshalb werde ich mich so kurz wie möglich fassen.“ Emma, die nicht damit gerechnet hatte, dass Duncan zu reden anfing, war wie vom Donner gerührt in ihrem Sessel erschrocken. Er überging diese Reaktion jedoch und sprach weiter.

„Ich muss dir leider zu deinen normalen Pflichten noch einen zusätzlichen Auftrag erteilen.“ Er machte kurz Pause und fuhr dann fort. „Ich will dass du ein Auge auf Ashley hast und auf das, was Mike und Delia mit ihr anstellen.“ Emma konnte ihr Erstaunen nicht verbergen und ehe sie nachdachte, platze ein „Wieso?“ heraus.

Duncan gab ihr einen finsteren Blick zur Antwort, was Emma sofort wieder verstummen lies. Er konnte es ganz und gar nicht leiden, wenn man seine Befehle in Frage stellte. Immer noch finster drein blickend fuhr Duncan schließlich fort.

„Nicht, dass es von Bedeutung wäre, aber ich bin besorgt um sie.“ Emma wägte seinen Blick ab und entschied, dass sie dieses mal gefahrlos antworten konnte. „Warum hast du sie dann mit Delia und Mike zusammengewürfelt, wenn es dir Kopfzerbrechen bereitet?“ Duncan faltete die Hände zusammen und wartete einen Moment, ehe er antwortete.

„Delia und Mike sind das Geringste der Probleme. Sie könnten Ashley lediglich auf dumme Gedanken bringen, das ist alles.“ Emma grinste schief und dachte sich „es wäre ja vollkommen undenkbar, dass sie ihr ein paar reinhauen, wenn sie irgendwas macht, was ihnen nicht gefällt.“

Duncan schien ihren Gesichtsausdruck nicht bemerkt zu haben und fuhr fort. „Ich halte Ashleys… Besucher… für wesentlich problematischer.“ Emma gefiel diese Aussage ganz und gar nicht. „Warum das auf einmal?“ war ihre schlichte Antwort darauf.

Duncan stand auf und wandte sich von Emma ab. Er spähte aus dem Fenster durch das milchige Glas hinaus auf den Hof.

„Laut meinen Beobachtungen sind diese Besuche häufiger geworden. Es gibt kaum einen Tag, an dem Ashley alleine ist und ich fürchte, sie könnte irgendwelche Informationen preisgeben.“ Einen Moment lang herrschte drückende Stille in Duncans Büro. Emma suchte nach Worten und erst nach einer Weile fand sie die Stimme wieder.

„Das war früher auch kein Problem, als Ashley nächtelang weggeblieben ist und sich mit ihr in irgendeinem schäbigen Hotel getroffen hat. Ich dachte du hättest Vertrauen zu ihr?“

Duncan sank den Kopf. Ein heiseres Lachen entfuhr seiner Kehle. Er wandte sich wieder um. „Oh, versteh mich nicht falsch. Ich habe nach wie vor Vertrauen zu Ashley, aber zu Lily habe ich es definitiv nicht. Und deshalb möchte ich, dass du nach ihr siehst. Je weniger Zeit die beiden miteinander verbringen, desto besser.“ So ganz überzeugt war Emma von diesen Beweggründen nicht, aber sie hütete sich davor, Duncan auch nur im Ansatz zu widersprechen.

Mit einem Nicken stand sie auf und machte sich auf den Weg zur Tür. Davor blieb sie stehen und wandte sich noch einmal an Duncan. „Wo ist Ashley eigentlich? Wollte sie nicht heute hier arbeiten?“

Duncan nahm wieder in seinem Stuhl Platz und lächelte milde. „Sie ist vor ungefähr einer Stunde von Mike und Delia mitgenommen worden. Wo sie hin sind, weiß ich allerdings nicht.“

Emma drehte sich um, so dass Duncan nicht mehr sehen konnte, dass sie mit den Augen rollte. Dann trat sie hinaus auf den Flur.

Na gut. Dachte sie. Dann fragen wir uns mal durch, bis wir die drei finden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  0391marrylu
2010-01-31T15:51:15+00:00 31.01.2010 16:51
was emma woll jetzt tut, wird sie was verheimlichen oder wird sie es verraten wenn sie weiß wo sie stecken^^
freu mich auf die nächste ff

Von:  Angel-of-the-Night
2010-01-31T13:00:43+00:00 31.01.2010 14:00
Oh mano, Ducan is doof...
der soll die beiden in Ruhe lassen!
Ich mag Lily^^ und Ashley passt und sie passen irgendwie gut zusammen^^
ICh hoffe es geht bald weiter^^


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