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Shadowwalkers

Licht und Schatten
von

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Verhör

Zehn Minuten später bahnte sich Lily mit einer Fackel in der Hand den Weg durch einen ansonsten unbeleuchteten, modrigen und übel riechenden Gang. Dass es hier nicht eine einzige Lichtquelle gab, war durchaus so gewollt. Die Gefangenen lies man oftmals Tage lang in völliger Dunkelheit sitzen und so mancher hatte darüber hinaus den Verstand verloren.

Hinzu kam, dass es hier unten auch ziemlich kalt war, weshalb Lily nicht im Traum daran dachte, ihren Mantel abzulegen. Zügig schritt sie den Gang entlang, bis sie schließlich an eine Abzweigung kam und rechts in einen niedrigen stollenartigen Gang abbog. Nach wenigen Metern kam sie an einen massive Holztür mit einem großen silbernen Schloss. Sowohl das Schloss als auch die Tür selbst waren mit unzähligen magischen Runen beschriftet.

Lily nestelte in ihrer Manteltasche und zog schließlich einen silbernen Schlüssel – ebenfalls mit Runen beschriftet – hervor und steckte ihn in das eiserne Schloss. Die Tür sprang auf und Lily trat herein. Sie steckte die Fackel in einen Halter gleich neben der Tür und zog diese wieder zu.

Das spärliche Licht der Fackel enthüllte eine in einem Stuhl kauernde Gestalt in der Mitte des Raumes. Schwere Ketten und mehrere dicke Seile fesselten den Mann an den Stuhl. Er blickte auf, als Lily sich geräuschvoll einen Hocker aus der Ecke schnappte ihn vor den Mann stellte und sich niederließ.

Lily schob die Ärmel ihres Mantels zurück und kurzzeitig blitzte eine Tattowierung auf der Innenseite ihres rechten Unterarms auf. Randolph, der Gefangene, beobachtete sie genau, als sie die Ellbogen auf ihre Knie stellte und den Kopf auf ihren Fäusten anlehnte.

Eine Weile musterten sich beide und keiner sagte ein Wort. Schließlich setzte Lily ein Grinsen auf und meinte „Nun, wir wurden einander zwar nicht vorgestellt, aber das ist an sich nicht wichtig. Ich weiß, was du bist und du weißt, was ich bin. Und in ein paar Minuten wirst du mir ein paar Fragen beantworten. Und wenn ich damit zufrieden bin, dann werde ich wieder gehen. So einfach ist das.“

Randolph lehnte sich so weit nach vorne, wie es seine Fesseln zuließen. „Ich werde dir kein Wort verraten, du Schlampe. Eher werde ich zu Grunde gehen, als das zu verraten woran ich glaube.“

Lily lächelte nur noch breiter. Sie stand auf und zog einen Ring hervor, den sie an ihren linken Zeigefinger steckte. Sie ging um Randolph herum und blieb genau hinter ihm stehen. „Siehst du, ich glaube dir, dass das deine Überzeugung ist und ich bin mir sicher, dass es egal ist, was ich dir androhe oder wie viele Körperteile ich verunstalten würde, du würdest mir nichts verraten. Aber das ist genau das, was ich nicht vor habe zu tun. Du kannst dich immerhin mit dem Gedanken trösten, dass es nicht deine Schuld ist.“

Bevor Randolph antwortete hatte Lily seinen Kopf mit beiden Händen gepackt. Der Ring an ihrem Finger war mit der Oberseite nach innen gedreht und drückte nun genau hinter dem Ohr an den Schädel. Während sie einige Beschwörungen in der Dämonensprache murmelte, fing der Ring an, zu glühen und Randolph schrie auf vor Schmerzen. Er versuchte sich gegen den Griff von Lilly zu wehren, aber sie hielt ihn eisern fest.

Schließlich hatte sie ihre Beschwörung beendet und lies ihn los. Der Ring hatte eine kreisrunde Wunde hinterlassen, die aber kaum blutete. Das Symbol, welches der Ring in die Haut gebrannt hatte, war aber kaum zu erkennen. Lily lies den Ring wieder in der Tasche verschwinden, ging um Randolph herum und setzte sich erneut auf den kleinen Hocker.

Sie ließ einige Minuten vergehen, in denen Randolph den Anschein machte, als würde er sich gegen eine aufkommende Müdigkeit wehren. Sein Kopf nickte von der einen zur anderen Seite und seine Augen wurden glasig.

Dann, nachdem sie sich sicher war, dass ihr Zauber gewirkt hatte, lehnte sie sich vor und sah ihm in die verschwommenen Augen. „Und jetzt mein Lieber, werden wir uns in aller Ruhe unterhalten.“

Randolph begann seltsam mit den Augen zu rollen und sein Kopf kippte nach vorne. Ein kaum merkliches Grinsen umspielte Lilys Lippen und sie neigte sich weiter nach vorne und flüsterte ihm ins Ohr. „Erzähl mir, was dein Freund Duncan in nächster Zeit geplant hat.“

Randolph atmete schwer ein und aus. Er wehrte sich gegen den Drang, sofort alles preis zu geben, was Lily hören wollte. Doch schließlich gab er nach.

„Er… er hat die Patrolien verstärkt. Er rechnet mit vielen Dämonen innerhalb der Stadt.“ Lily verzog das Gesicht und fluchte innerlich bei dem Gedanken auf, dass Lucas Vorhersage, Duncan würde eine starke Reaktion seitens der Unterweltler befürchten, tatsächlich eingetroffen war. Sie schüttelte diese Gedanken ab und flüsterte erneut „Was hat er noch vor?“

Randolph zuckte nach hinten. Er schüttelte sich wie bei einem Krampf, doch es half alles nichts, auch diese Information gab er preis. „Er lässt eine Schriftrolle übersetzten. Darin… darin… darin steht, wo das Manuskript zu finden ist. Und danach werden sie es holen.“ Lily lehnte sich zurück. Gänsehaut bildete sich auf ihrem Rücken. Eine dunkle Ahnung beschlich sie. Ihre Stimme war heiser, als sie die nächste Frage stellte „Wer soll die Schriftrolle übersetzten?“

Randolph sah sie genau an. Tränen liefen über seine Wangen. Seine Augen rollten in den Höhlen. Lily flehte innerlich, dass sich ihre Ahnung nicht bestätigte. Randolph rang mit sich und kämpfte ein letztes Mal dagegen an. Lily dauerte das alles viel zu lange. Ungeduldig packte sie das Häufchen Elend, welches der Shadowwalker noch da stellte an den Schultern und schüttelte ihn leicht. „Wen lässt Duncan die Rolle übersetzten?“

Randolph zitterte am ganzen Körper als er kaum merklich die Antwort von sich gab. „A…Ashley B…“ Lily wurde kreidebleich und unterbrach ihn mit einer Ohrfeige. Er sackte im Stuhl erneut zusammen und gab keinen Mucks mehr von sich.

Lily stand auf und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Warum bin ich so überrascht? Dachte sie. Wer außer ihr kann die alte Sprache lesen. Hätte ich sie ihr bloß nie beigebracht!

Lily wartete ein paar Augenblicke, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Sie zog den Mantel um sich herum enger und öffnete die Tür nach draußen mit dem Schlüssel. Die Fackel von drinnen in der Hand trat sie wieder auf den kalten modrigen Gang. Sie ging ein paar Schritte Richtung Ausgang und bemerkte dann, dass ihr eine andere Gestalt mit einer Fackel entgegen kam. Es war Lucas, der wohl nicht erwarten konnte, zu erfahren, was Randolph alles an Informationen geliefert hatte.

„Na, hat der Vogel ein schönes Liedchen gesungen?“ Lily rollte mit den Augen. „Natürlich. Hattest du denn etwa Zweifel daran?“ Lucas verzog sein Gesicht zu einer Fratze, die er immer aufsetzte, wenn er sich überlegen fühlte. „Dann schieß mal los.“

Lily holte tief Luft. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, dass sich nicht wirklich mit dem Inhalt des Gespräches zufrieden war. „Du hattest recht damit, dass Duncan seine Leute verstärkt. Er rechnet wohl wirklich damit, dass wir die Stadt überschwemmen.“

Das Grinsen auf Lucas Gesicht deutete an, wie zufrieden er damit war. „Wie vorhersehbar die Sterblichen sind! Dann war es ja doppeltes Glück, dass dieser unglückselige Kerl uns in die Hände fiel.“

Lily setzte ein Lächeln auf. „Ja in der Tat.“ Lucas lachte so laut auf, dass es von den kahlen Wänden widerhallte. „Was hat er uns denn noch so alles erzählt?“

„Sie sind dabei, einen direkten Hinweis zu entschlüsseln, der sie zu dem Teilstück des Manuskriptes führen kann.“

Lucas fuhr sich über seine Glatze. „Interessant. Wissen wir auch, wer das entschlüsseln soll? Jemand, den wir kennen?“ Lily zögerte keine Sekunde mit ihrer Antwort „Nicht, dass ich wüsste.“ Log sie.

„Dann werden wir sie einfach besser im Auge behalten, die ganze Bande.“ Meinte er. Lily ging an ihm vorbei, in dem Wissen, dass ihre Arbeit nun erledigt sei. Doch sie war kaum fünf Schritte gegangen, da rief Lucas sie noch mal. „Hey, warte mal!“ Lily schreckte innerlich auf. Hatte er bemerkt, dass sie gelogen hatte? Sie drehte sich um, bemüht, sich nichts von ihrer Befürchtung anmerken zu lassen. „Was willst du?“ entgegnete sie schnippisch.

„Sag mir eines, warum hast du dich seiner nicht entledigt, nachdem du fertig warst?“ Erleichterung machte sich in ihr breit, als sie sich umdrehte und ihm zurief. „Mach deine Drecksarbeit doch selber, Lucas.“ Während Lily alsbald um die Ecke verschwand, zog er einen silbernen Dolch unter seinem Mantel hervor und öffnete grinsend die Kerkertür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  -NicoRobin-
2011-03-22T22:02:35+00:00 22.03.2011 23:02
Habe die ff gestern angefangen zu lesen und muss sagen,
dass sie mir bis jetzt recht gut gefaellt. :)

außerdem ist die Rechtschreibung, sowie der satzbau super. ^^


bin schon gespannt, wie es weitergeht.
Von:  Angel-of-the-Night
2010-01-25T17:52:16+00:00 25.01.2010 18:52
WOW
Also ich hsb die FF grad in einem Rutsch durchgelesen und muss sage sie gefällt mir ausgesprochen gut^^
Lily´s Chara ganz besonders
Ich bin gespannt wie es weiter geht und freu mich schon auf das nächste Kapi^^
Bis dann
LG
Von:  0391marrylu
2010-01-24T12:22:24+00:00 24.01.2010 13:22
sehr interessant, was da so vorsich geht^^
was woll delia vorhat kann ich mir ja schon denken^^
hoffe das bald eine neue ff rein stelst


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