Memento Mori
~Itachi~
Innerlich war er geschockt, als die Nachricht zu ihm durchdrang. Es war noch nicht mal ein paar Wochen her und sie hatten noch keine Möglichkeit bekommen, sich heimlich zu treffen und da ließ Deidara sich einfach von seinem kleinen Bruder umbringen?
Welchen Grund hatte der Blonde denn gehabt, gegen Sasuke zu kämpfen?
Der Gedanke, ihn niemals wiedersehen zu können, traf ihn tief. Doch niemand ahnte, was in ihm vorging, wusste doch auch niemand von ihrem Verhältnis – außer Yuudai und der war tot. In einem unbeobachteten Moment suchte sich eine verirrte Träne ihren Weg über seine Wange und versickerte im Mantel.
Ihm war klar gewesen, dass sie nicht oft Zeit miteinander verbringen konnten, aber das wäre nicht das Problem gewesen, doch nun bestand ja gar keine Chance mehr dazu. Er hätte diesen fanatischen Blonden gern noch viel öfter bei sich gehabt, diese erotischen Machtkämpfe fortgeführt, einfach seine Anwesenheit genießen wollen.
Das schlimmste daran war, dass es Sasuke war, der ihn auf dem Gewissen hatte. Der einzige neben Deidara, den er geliebt hatte und beschützen wollte. Doch sein kleiner Bruder hatte einen anderen Weg eingeschlagen. Sasuke hasste ihn– woran er Schuld war – und wenn er gewusst hätte, was er mit dem Blonden gehabt hatte, dann hätte er ihn vermutlich sogar gezielt gesucht.
Er nahm es seinem Bruder übel. Doch rächen würde er sich nicht an ihm, war dieser doch eh auf der Suche nach ihm, um ihn umzubringen. Vielleicht sah er Deidara ja auf der anderen Seite wieder? Falls es denn ein Leben nach dem Tod gab. Das war bekanntlich die umstrittenste Welt, die existierte ...oder eben nicht. Wer wusste das schon.
Nicht mal ein Grab existierte, wo Itachi sich anständig von ihm verabschieden konnte. Zetsu hatte keine Arbeit gehabt, die Reste zu entsorgen, weil Deidara sich selbst in die Luft gesprengt hatte. Nun ja, seiner Kunst war er wenigstens treu geblieben.
Lange würde der Schwarzhaarige wohl auch nicht mehr leben, dank seiner Krankheit, von der nur wenige wussten, und Sasuke. War es eigentlich das, was er hatte erreichen wollen? Dass sein kleiner Bruder ihn hasste? Aber es war der einzige Weg gewesen, ihn aus allem rauszuhalten und zu beschützen. Er war auch einfach noch zu klein gewesen, um das Ausmaß der damaligen Situation zu verstehen.
Wenn man so wollte, konnte man den Tod des Blonden als Ausgleich sehen. Hätte er ihn wenigstens noch einmal sehen können, ihm noch ein einziges Mal nah sein können. Ihm blieb nur noch der Gedanke an ein Leben nach dem Tod, doch was für ein Leben? Ein Akatsuki war alles andere als unschuldig.
Itachis Gedanken drifteten zu Deidara ab. Er konnte das Funkeln in dessen azurblauen Augen noch immer so deutlich vor sich sehen, als stünde er vor ihm. Und es schien, als wehe der angenehme Geruch des honigfarbenen Haares um seine Nase, um seine Sinne sanft zu kitzeln ...und in einer Illusion einzufangen, die nie wieder Wirklichkeit werden würde.
Aber er wollte in diese Phantasie abtauchen und ließ sich tiefer in ihr treiben, um sich ganz genau an den Künstler – seinen Künstler – zu erinnern, ihn wenigstens in seinen Gedanken bei sich zu haben. Fast konnte er spüren, wie Deidaras Fingerspitzen über seine Haut strichen und die Zungen und Zähne in seinen Handflächen empfindliche Stellen neckten. Ihm war, als könne er sein Blut schmecken, als Deidara ihm zum ersten Mal auf die Zunge gebissen hatte. Darunter mischte sich dessen berauschender Geschmack und auch kurz der Holunderwein.
Ein trauriges Lächeln huschte für einen Augenblick über seine Lippen, dann hoben sich seine Lider wieder, die sich gesenkt hatten, um der Vergangenheit besser nachtrauern zu können.
Seine Finger schlossen sich um den kleinen Vogel, den er heute Morgen erhalten hatte, mit einem Vorschlag für ein Treffen. Er hatte ihn vorhin zurückschicken wollen, doch da hatte er die Neuigkeit erfahren. Das war das einzige, was ihm von Deidara geblieben war.
Ein paar Tage später war es dann soweit. Sasuke hatte ihn gefunden und war anscheinend stark genug für einen Kampf und Itachi würde sich diesem nicht entziehen. Wenn Sasuke stärker war als er, dann war auch nichts mehr zu beschützen. Dessen Hass sprühte nur so aus ihm heraus, man konnte ihn fast aus der Luft greifen.
Der Kampf zog sich in die Länge, wobei sie auf immer höherem Niveau kämpften. Der Anfang dagegen waren lediglich Aufwärmübungen gewesen. Und je länger sie kämpften, desto mehr musste Itachi auch gegen seine Krankheit und die daraus resultierende Erschöpfung kämpfen.
Ihm wurde klar, dass er unterliegen würde und seine Vermutung bestätigte sich schließlich. Jetzt hatte sein kleiner Bruder ihn also besiegt, war stärker geworden als er selbst. Das einzige, was er Sasuke noch geben konnte, war sein Amaterasu. Dann wurde alles schwarz um ihn und sein Körper sackte zu Boden. Das Herz hörte auf, zu schlagen.
Sein Geist trieb umher in dieser schwarzen Suppe und kam nur allmählich wieder an die Oberfläche. Wo war er?
Itachi sah sich um, doch nichts. Kein Anhaltspunkt war zu erkennen, an dem er sich orientieren konnte. Er schien auch seltsamerweise in der Leere zu stehen. Zwar hatten seine Füße einen Untergrund, doch konnte er nichts sehen. Seinen Körper erkannte er aber schon, obwohl das reichlich ungewöhnlich war, wo sonst alles um ihn herum dieses verzehrende Schwarz hatte.
War er tot? Sicher, so viel war klar. War das etwa eine andere Welt? Die Welt der Toten? Was für eine triste Welt. Sollte er hier etwa den Rest seiner Existenz verbringen? Wie lange würde das sein? Für die Ewigkeit? Die Ewigkeit hier allein in diesem Schwarz? Da würde er mit der Zeit wahnsinnig werden.
Itachi konnte beim besten Willen nicht sagen, wie lange er in dieser völlig anderen Welt gefangen war, doch irgendwann bröckelten Stücke aus dem Schwarz heraus und Farbe strahlte durch die Löcher hindurch. Abwartend betrachtete er die vielen Bröckchen, die herabfielen und dann anscheinend im Nichts verschwanden.
Nach und nach erkannte er, was sich vor seinen Augen auftat. Das war der Kampfplatz, an dem er mit Sasuke gekämpft hatte. Und Zeit schien auch nicht nennenswert vergangen zu sein, denn sein kleiner Bruder hockte neben seinem reglosen Körper und der Regen zog Fäden vom Himmel hinab zur Erde, um diese zu tränken.
Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in Itachi aus, als er seinen leblosen Körper sah. Wenn das die Hülle war, dann musste die Gestalt, die er jetzt sah, wenn er an sich hinabblickte, sein Geist sein? Das war die einzig logische Schlussfolgerung.
Und es schien ihn auch niemand sehen zu können. Sasuke war gänzlich auf seinen toten Leib konzentriert, obwohl er ihn hätte spüren müssen, würde er wirklich neben ihm stehen.
Eine weitere Frage gesellte sich zu den anderen, die er sich inzwischen schon gestellt hatte. Würde er als Geist durch diese Welt wandeln bis in die ferne Zukunft? Das konnte doch nicht das Jenseits sein. Dann müsste ihre Welt ja überfüllt sein mit Seelen, die niemand sah. Die Lebenden müssten in einem Meer aus Verstorbenen schwimmen. Bei diesem Gedanken schauderte Itachi innerlich.
Aber was sollte er jetzt tun? Da er tot war, konnte ihm auch keiner mehr das Lebenslicht auspusten. Er war frei von Akatsuki und konnte tun und lassen, was er wollte. Ein lautloses Seufzen entkam ihm. Eigentlich wollte er doch nur zu Deidara.
Wo dessen Seele jetzt wohl war? Denn ein Leben nach dem Tod gab es ja nun, wie er festgestellt hatte. Das hieße, er konnte den Blonden suchen gehen. Hoffnung machte sich in Itachi breit. Zeit zum Suchen hatte er ja genügend. Als Toter war die Sache mit dem Sterben nicht mehr wichtig.
Nur wo fing er an? Gab es noch eine andere Welt, in der Deidara sein konnte? Vielleicht war er ja in dieser schwarzen Welt gefangen, nicht so wie er? Existierte noch eine dritte oder gar vierte Welt, ohne dass davon ein Lebender je erfahren würde?
Er stellte sich in den letzten Minuten eindeutig zu viele Fragen.
Doch zurück zu dem eigentlich wichtigen Thema. Wie fand er Deidara wieder? Wenigstens versuchen musste er es. Nachdenklich schaute er sich um. Einfach irgendwo anfangen wollte er auch nicht. Eine gewisse Struktur sollte schon drin sein.
Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter. Ruckartig wirbelte Itachi herum. Erstaunen spiegelte sich in seinen Augen wieder, dann flackerte ganz kurz Wärme auf, die sich sonst nur in seinem Inneren ausbreitete, wenn er Deidara ansah.
Besagter Blonder stand vor ihm und grinste ihn an. Er wirkte erschöpft, aber glücklich und streckte ihm seine Hand entgegen.
„Na, dein kleiner Bruder ist ganz schön dreist, hm?“ Der neckende Unterton war Itachi keineswegs entgangen.
Aber das war jetzt nicht von Belang. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen und er nahm die dargebotene Hand. Die Trauer, Deidara nicht mehr wiedersehen zu können, war endgültig von ihm abgefallen.
____________________________
Memento Mori ist auch lateinisch und heißt so viel wie „gedenke des Todes“ oder „gedenke, dass du sterben musst“
*taschentücher dalass* obwohl ich das ja nich als sad-end bezeichnen würd;3
@jade-sama... nuja... eher art verabredungsvogelXD
@Tairoon... ja, das gedicht ist selbst geschrieben^^... freut mich, dass es dir gefällt^^
Wollt ihr immer noch die Fortsetzung?^^
Zu meiner Idee... ich habe mir gedacht, dass Deidara aus dem Totenreich geflohen ist, weil er seine Erinnerungen behalten will, da alle Seelen für die Wiedergeburt gereinigt werden, und Itachi vor einem der Totenwächter findet und ihn somit in einen anderen Teil der Totenwelt zieht, wo sie nicht sofort von den Wächtern gefunden werden.
Ein Shinobi zieht sie mit einem verbotenen Jutsu zurück in die Menschenwelt und schlägt ihnen einen Deal vor. Sie erfüllen eine Mission für ihn, dafür wendet er das Jutsu so an, dass sie in dieser Welt weiterhin leben können – da ihre Seelen ohne fremde Hilfe in der Menschenwelt verfallen würden. Eine Idee für die Mission habe ich allerdings noch nicht. Irgendwelche Vorschläge?
Ich werde am Donnerstag Abend in der Beschreibung dieser FF hier bekannt geben, ob es eine Fortsetzung geben wird...
Also ich bin gespannt auf eure kommis*hibbel* und eure Ideen*~*
Arigatou für die bisherigen kommis, ich werd bald wieder ein danke-bildchen reinstellen^.^
Glg Dacia