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Schulung

Theater
von

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Szene 2

Derselbe Raum. Diesmal jedoch ist er mit Leben gefüllt; Bücher und Papierstapel in den Regalen und auf den Tischen, an der Wand der Kalender. Das Deckblatt: Januar. Auch auf dem Tisch ein gepflegtes Chaos, die Tafel beschrieben, der Becher überfüllt mit Stiften. In der Mitte eine Schachtel mit Keksen. An der Wand, über dem Tisch hängt eine Uhr; es ist halb Acht. Draußen ist es noch fast dunkel, das Licht brennt von der nackten Glühbirne an der Decke.

Am Tisch sitzt Carina, ein neues Testament in den Händen. Sie liest.

Plötzlich hört man Stimmen, Schritte nähern sich dem Raum und die Tür wird aufgestoßen; herein kommen Ina und Leona.

Die Mädchen begrüßen sich.
 

Ina: Was machst du denn da?

Carina: Reli. Irgendwelche komischen Gleichnisse, die irgendwer tiefenpsychologisch erforscht hat - frag nicht.

Leona: So hört sich das auch an... Tja, deswegen habe ich auch Philo gewählt. Da lernst du was fürs Leben.

Ina: lacht Wer behauptet das denn? Dein Vater?

Leona: Ne, nicht mein Vater. Pause. Meine Mutter meinte damals, das Philo besser wäre.

Die beiden anderen Mädchen lachen.

Leona: Na und? Sie hatte doch recht, oder?

Carina: Ich weiß nicht. Jedem das seine.

Während sie reden, holt Ina ein Mathebuch aus ihrer Schultasche.

Ina: So interessant das alles auch ist - können wir das Gespräch kurz sein lassen? Ich muss auch noch Hausaufgaben machen.

Carina: Ja, ich auch.

Leona: Klar, macht doch.

Leona sitzt; ihr Blick wandert aus dem Fenster. Die Stille, die eben noch verlangt wurde, hält nicht lange an.

Leona: Was meint ihr, wird das Wetter heute noch besser?

Carina: Keine Ahnung.

Ina: In den Nachrichten haben sie gesagt, es soll regnen.

Leona: Ich hoffe es.

Carina: Wieso denn bitte? Wäre doch mal schön, wenn es klar bliebe.

Leona: Ja schon, aber der Fliesinger will mit uns heute Leichtathletik machen, draußen... Wenn das Wetter stimmt.

Ina: Ist doch schön.

Leona: Ne, keinen Bock... Dann lieber Badminton oder Basketball.

Carina: Uärg - hoffentlich nicht.

Es läutet.

Ina: Ich geh nicht, muss noch die B rechen.

Carina: Ich würde sagen, der, der nichts zu tun hat, geht...

Leona: Bin ja schon auf dem Weg...

Leona verlässt den Raum; Carina und Ina arbeiten konzentriert weiter. Kurz darauf kommt Leona wieder, deutet einen Ohnmachtsanfall an. Hinter ihr betritt Simone den Raum. Ihr Gesicht ist leidensgeprägt, doch keiner beachtet sie. Sie grüßt und lässt sich erschöpft in einen Stuhl fallen. Leona geht zum Fenster und starrt nach draußen, Carina und Ina arbeiten weiter.

Simone seufzt schwer.

Leona: Glaubt ihr, der Klausurplan hängt schon? Wir schreiben Sowi immer so irre früh nach den Zeugnissen. Und jetzt - mit dem verkürzten zweiten Halbjahr...

Carina: Keine Ahnung.

Ina: Ich glaube, der Messner hat den gestern aufgehängt.

Leona: Gut. Dann gehen wir gleich mal nachschauen, okay?

Ina: Kein Problem. Ich muss eh nach ganz unten.

Leona: Wisst ihr, was irre ist?

Carina: Dass ihr Sowi immer so früh nach den Zeugnissen schreibt?

Leona: Nein.

Carina: Also doch nicht?

Leona: Doch.

Ina: Aha.

Leona: Ach, lasst mich doch in Ruhe!

Carina und Ina lachen. Simone seufzt schwer.

Leona: Nein, was ich eigentlich sagen wollte, war: Ich hatte einen total merkwürdigen Traum. Wir waren alle in Alaska und wollten Biogemüse auf dem Schnee anbauen. Das hat aber nicht richtig funktioniert, und der Markt rückte näher und näher und näher, und wir hatten plötzlich tierischen Stress. Dann fiel Simone plötzlich um und wir mussten versuchen, sie aufzuwecken.

Die Mädchen grinsen sich an; Simone fasst sich an den Kopf Das hat ewig nicht geklappt, und als wir es dann doch geschafft hatten, kam plötzlich ein Sturm auf, der alles Gemüse weggeweht hat. Und dann, bevor ich aufgewacht bin, ist Denise verschwunden und wir mussten nach Ecuador fliegen.

Carina: Klingt für mich wie ein Gleichnis...

Ina: Ein blödes Gleichnis.

Carina: Aber ein Gleichnis. Wenn ich es interpretieren…

Leona: Ach, behalt deine Gleichnisse für dich!

Es läutet wieder; die Mädchen schauen sich an. Simone seufzt schwer.

Leona: Ich geh ja schon.

Carina: Wie lange haben wir noch?

Ina: Nicht mehr lange, in fünf Minuten klingelt's.

Carina: Verdammt.

Ina: Wenn du willst, kannst du die Aufgaben von mir haben.

Carina: Ne danke, das schaff ich schon. Bin ja nicht blöd.

Ina: Würde ich auch nie behaupten.

Leona betritt den Raum, Mariana und Denise folgen

Carina: Hey Denise, du bist ja wieder da

Denise: Was?

Ina: Wir hörten, ein Sturm hat dich weggeblasen.

Leona: Idioten.

Mariana: Nicht noch ein Insider...

Simone seufzt.

Denise: Alles in Ordnung, Simone?

Simone: Mein Kopf...

Denise: Wieder Migräne?

Simone nickt; die anderen schauen sich vielsagend an, während Denise zu Simone tritt. Mariana unterhält sich leise mit Leona.

Denise: Solltest du nicht zuhause bleiben, wenn es so schlimm ist?

Simone: Ich dachte, es wird besser - außerdem wollte ich nicht gleich am Anfang des Halbjahres fehlen.

Denise: Ich weiß nicht... Soll ich dir eine Tablette geben?

Simone: Wenn du eine hast...

Denise: Klar.

Sie holt die Tablette hervor, gibt sie weiter. Carina schüttelt den Kopf.

Carina: Ich versteh diesen Gleichnisschmarrn nicht... Wer denkt sich so etwas aus?

Denise: Gleichnisse sind wirklich nicht so schwer zu verstehen - was..

Leona: Für dich vielleicht nicht. Du kannst den Schinken ja auch auswendig.

Es klingelt; sofort setzt ein geschäftiges Einpacken ein.

Denise: Die Bibel ist kein Schinken, sondern Gottes Wort, und er hat es und Menschen gegeben, um…

Keiner antwortet ihr. Alle ignorieren sie stattdessen und beginnen Gespräche anderer Art. Es scheint eine altbekannte Situation zu sein, und alle reagieren nach altem Muster.

Mariana: Verdammt, ich habe Mathe nicht gemacht...

Ina: Schon wieder?

Simone: Da muss man durch. Was habt ihr jetzt?

Mariana: Mathe!

Carina: Reli.

Leona: Keine Ahnung...

Mariana: Deutsch.

Leona: Aha, Deutsch. Coole Sache.

Ina: Denkt daran, dass wir uns langsam um die nächste Ausgabe kümmern müssen.

Vielstimmige Zustimmung. Die Mädchen verschwinden in Grüppchen aus dem Raum, als letzte Mariana. Sie sieht sich kurz im Raum um.

Mariana: Wer hat den Schlüssel?

Die Tür fällt ins Schloss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-06-12T10:08:49+00:00 12.06.2009 12:08
Huhu,
Ui, der Raum sieht gleich viel besser aus.

Und die Charaktere wirken wieder richtig schön "wie aus dem Leben gegriffen". Welche Redaktion hast du da entführt? Los, gib es zu!
Du hast jedem, aber wirklich jedem mindestens eine Macke reingebaut, die man schon so oft gesehen hat. Und die regieren in ihren altbekannten Mustern, wie du es nanntest. Und irgendwie.. mag ich das. Hier ist vielleicht (noch) keine Spannung vorhanden, aber das ist irgendwie so nett chaotisch, dass man einfach weiter liest.

Allerdings hast du mich hier verwirrt.
>Ina: lacht
Sonst sind die Regieanweisungen eher ganze Sätze, und hier steht nur ein einzelnes Verb, ohne Satzzeichen, ohne alles.

>Meine Mutter meinte damals, das Philo besser wäre
>Carina: Uärg - hoffentlich nicht
>Die Mädchen grinsen sich an; Simone fasst sich an den Kopf
>Leona betritt den Raum, Mariana und Denise folgen
Da sind auch nirgens Satzzeichen zu entdecken. An und für sich wäre dass denn nicht schlimm, zumindest bei den Anweisungen. Klar, ans Ende der wörtlichen Rede muss irgendwas. Punkt, Ausrufezeichen.. irgendwas. Aber bei den Anweisungen solltest du dich auf eines festlegen, so wirkt das ein wenig irritierend.

>Mariana: Wer hat den Schlüssel?
Wie bei uns im Theater! Bei uns heißt der Schlüssel allerdings "Macht". "Wer hat die Macht?" -"Ich!" Schön, dass das bei dir daran erinnert :)

Liebe Grüße, Polaris
~Re-KFF~


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