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Augensterben

Geschrieben für einen Zirkel als Themenvorgabe, für den Juni 09.
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Das innere Auge, auch Erinnerung genannt

„Alle sagen wie toll es wäre, wenn sie reich wären. Alle gehen von dem Geld aus. Doch auch Geld hat Schmutz und kann Menschen verderben. Das Spiel mit dem Feuer beginnt eigentlich mit dem Geld. Wenn man als Kind etwas sieht, was man hätte nie sehen sollen, kann dieses das ganze Leben verändern. Aber bevor ich zum eigentlichen Standpunkt meines Lebens komme, sollte ich am Anfang beginnen...

Ich bin Jamie Ridgefield, 27 Jahre alt und wohne in Salt Lake City, Utah. Unser Haus stand auf der Ecke, wo die 11th Avenue und die Virginia Street sich trafen. Ich wurde in eine reiche Familie geboren, hatte alles was ich mir wünschte. Meine Eltern waren glücklich verheiratet, hatten ein gutes Ansehen in Utah. Alles schien in bester Ordnung, bis zu meinem siebten Lebensjahr...“
 

Ein lautes Poltern durchbrach die Stille der Dunkelheit, im großen Haus der Ridgefields. Jamie wurde Stunden zuvor von seinem Kindermädchen ins Bett gebracht, denn Morgen würde für ihn der erste Schultag im zweiten Jahr beginnen. Vom dem Poltern geweckt, schälte sich Jamie neugierig aus dem warmen Bett und stahl sich auf leisen Sohlen in den Flur, nachdem er lautlos seine Kinderzimmertüre geöffnet hatte. Ein flüchtiger Blick nach links, nach rechts und es war niemand zu sehen. Sollte er sich das nur eingebildet haben? Vor seinem Zimmer ging es die Wendeltreppe hinunter.

Doch als Jamie wieder zurück in sein Zimmer gehen wollte, hörte er ein unterdrückten Laut. Als würde jemand in einem etwas hohen Ton schreien wollen, doch es wirkte erstickt.

Jamie wurde skeptisch und zog die Stirn kraus. Was war das für ein Geräusch? Er drehte sich nach rechts und beschloss zum Ende des Flurs zu gehen. Er glaubte aus der Richtung das Geräusch gehört zu haben. Doch als er das nächste Zimmer erreichte, was das Badezimmer war, hörte er dieses Geräusch erneut, allerdings wurde ihm klar, dass er die falsche Richtung gegangen war und machte kehrt. Es musste von unten also kommen.
 

An der Treppe angekommen fasste er mit einer Hand ans Geländer, um sich dort ein wenig abzustützen, da er angst hatte, man könne ihn hören, auch wenn er Barfuß war. Jamie war so nervös, dass seine Hände und Füße feucht wurden. Ein Grund warum seine Füße ganz leicht am Marmor der Treppen klebten und ein leises Geräusch von sich gaben als würde man einen nassen Schwamm langsam vom Boden anheben. Warum der kleine Junge so nervös war, konnte er sich selbst nicht erklären. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass dort etwas vor sich ging, was ihn sehr peinlich berühren würde. Jamie wusste was Sex war und wie es vollzogen wurde teilweise auch. Auch hatte er eines Abends, wo er eigentlich schon lange im Bett sein sollte, im Fernsehen etwas gesehen, wo Frauen breitbeinig unter Männern lagen und laute Geräusche von sich gaben. Da dieses Ereignis noch nicht allzu lange her war, verband er dieses Erlebnis mit dem erstickten Laut eines Schreis, welches er vernommen hatte. Waren seine Eltern gerade unanständig? Es berührte den Jungen so peinlich, dass seine Wangen ganz warm wurden, das konnte er genau fühlen. Er wurde langsamer auf den Treppen, bis er schließlich ganz unten angekommen war, was ihm ewig lange vorgekommen war. In seinem Magen, das spürte er deutlich, wurde ein komisches Gefühl freigesetzt. Es war als würde er so neugierig sein, aber nicht hoffen dass es das war, was er gerade dachte und auch die Angst, er würde erwischt werden und Ärger bekommen.
 

Jetzt drangen neue Geräusche in sein Ohr. Ein leises, kontinuierliches Keuchen. Das war sein Vater, das konnte Jamie genau heraushören. Denn so machte er Nachts auch, wenn Jamie mal auf die Toilette musste und an der Badezimmertüre, wo das Schlafzimmer seiner Eltern nicht weit entfernt war, die Laute vernehmen konnte. Seine Mutter quietschte dabei oft leise. Doch dieses erstickte Schreien klang nicht nach seiner Mutter.
 

Wer ist das?
 

Der Mond schien durch die Wolken in die Fenster und erhellten den Flur ein klein wenig, sodass Jamie sah, dass die Wohnzimmertüre eine Spalt geöffnet war. Ja, da schien sich das Ganze abzuspielen. „Was macht Papa da?“, fragte sich der Kleine in Gedanken und schien sogar in den Gedanken zu flüstern, aus Angst er könne zu laut denken. Leise setzte er einen Fuß auf den Flurteppich und bewegte seinen jungen Körper in Richtung der Zimmertüre und hoffte einige Einblicke erhaschen zu können. Je näher er kam, desto lauter wurde das Keuchen, was sich manchmal so anhörte als würde sich sein Vater anstrengen. Vorsichtig legte Jamie eine Hand an den Türrahmen, stellte sich ganz dicht an die Wand und sein Kopf näherte sich der Spalt... gleich würde er einen Blick auf dass werfen können, was da drin vor sich ging.
 

...
 

„Serena?“

Serena war das Kindermädchen von Jamie. Die Augen des Jungen weiteten sich. Sie sah nicht gerade aus als würde sie das Tun seines Vaters begrüßen. Jamie dachte immer, dass erwachsene Frauen stärker seien, aber Serena versuchte sich, so sah es zumindest aus, an den Schultern des Mannes über ihr wegzudrücken. Ihn wegzudrücken. Eine Hand seines Vaters lag auf dem Mund der Frau. Beide waren nackt und Jamie konnte den Po seines Vaters sehen, wie er seine Hüfte immer wieder gegen die Frau drückte. Ja, das taten auch die Männer im Film. Und da waren im Film noch andere Details...

Jamie sah an sich herunter, zwischen seine Beine und wusste, dass dort sein Penis war und die von Männern waren alle größer und im Film kam es in die Frau rein, so wie man auch Kinder zeugte. Das war im Film viel besser dargestellt als dass es Jamie jetzt sehen konnte. Aber der kleine Junge sah sich wieder das Szenario im Wohnzimmer an. Sie lag auf dem Wohnzimmerboden und als der Mond erneut die Wolken beiseite schob, fiel das Licht direkt auf das hübsche Gesicht des Kindermädchens. Etwas glitzerte auf ihrer Wange. Der Sohn des Hausherrn, welcher sich gerade zu vergnügen schien, musste genauer hinsehen und als das Glitzern verschwand und etwas Neues, das ebenfalls glitzerte, die Wange herunter lief, wusste er, dass es sich um Tränen handeln musste. Entweder war sie so froh, dass sein Papa auf ihr lag oder sie war traurig.
 

Nicht selten dass der kleine Jamie in der Schule oft ausgelacht wurde.

„Du weißt nicht was bumsen ist?“ - „Man bist Du blöd! Deine Mama lässt sich von meinem Papa bumsen!“

Es war oft sehr hart, dass Jamie sogar manchmal in der Pause einfach nach Hause ging und sich so lange im Keller versteckte, wo er durch die Garage auch hin kam, bis es halb Zwei war und er aus der Garage, ein Stücken Straße lief und so tat als würde er gerade von der Schule kommen. Doch das blieb nicht lange geheim, denn als seine Lehrerin Zuhause anrief, erwartete man ihn mit verschränkten Armen an der Haustüre. Das Gefühl war als würde sein Herz in die Hose rutschen. Doch was wirklich in der Schule vorgefallen war hatte er immer verschwiegen.
 

„Ich war damals sehr oft alleine und hatte keine Freunde. Aber als ich Nachts sah, dass mein Vater Serena vergewaltigte, wusste ich am nächsten Tag nicht wie ich ihr gegenüber reagieren sollte...“
 

„Du, Serena?“, fragte Jamie als sein Kindermädchen auf der Bettkante des Jungen saß und ihn sanft geweckt hatte.

„Ja?“ Sie erhob sich und richtete ihr langes Kleid, welches sie immer trug, wenn sie hier arbeitete.

„Hat Papa Dir weh getan?“

Schweigen herrschte. Serena blieb augenblicklich stehen und schien geschockt. „Aber nein, wie kommst Du darauf?“, fragte sie lächelnd und drehte sich kurz zu dem Jungen um, bevor sie anschließend an den Schrank ging um ihm Kleidung bereitzulegen.

„Warum hast Du die Nacht dann geweint, im Wohnzimmer?“

Ein Seufzen. „Jamie, das darfst Du niemanden sagen, ja?“, bat sie ihn anschließend leise und ging in die Knie, sah ihren Schützling an und hatte einen ernsten Gesichtsausdruck.

„Aber warum machst Du das dann, wenn es Dir nicht gefällt?“

Jamie sah tief in die Augen seines Kindermädchens. Ihre Augen waren so leer... der Spiegel ihrer Seele. Vor wenigen Wochen noch, daran konnte sich Jamie sehr gut erinnern, strahlten ihre Augen jedes Mal wenn er geweckt wurde und in ihr hübsches Gesicht sah. Ihr Gesicht war etwas rundlich, aber ihre Augen, wenn sie strahlten, waren so unsagbar schön, dass Jamie sich immer wieder gerne darin verlor. Aber jetzt war nichts mehr von dem Strahlen ihrer Augen zu sehen. Es wirkte als würde dort eine finstere Leere herrschen. Als würden ihre schwarzen Pupillen jegliches Strahlen in sich saugen.

„Dein Papa...“, begann sie schließlich leise, doch dann ging die Kinderzimmertüre auf. Jamies Vater stand im Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Augenbrauen waren nach unten gezogen, sein Blick schien wütend, gar verärgert zu sein und winkte das Kindermädchen zu sich. Ein leises, aber für Jamie durchaus noch hörbares Seufzen drang über die Lippen von Serena. Man sah deutlich wie sich das Kleid um die weiblichen Kurven der Frau legten als sie sich schließlich erhob und ihre Augen kurz gen Boden richtete, beinahe traurig wirkte oder sogar war, bevor sie ihrem Herrn folgte und die Kinderzimmertüre hinter sich schloss.

Serena war nicht schlank, doch in Jamies Augen war sie eine sehr hübsche Frau, die ebenso liebenswürdig war. Er hatte sie sehr gern. Aber warum war sein Papa nur so wütend auf sie, dass er ihr weh tat? Er verstand es einfach nicht! Und die Tatsache, dass Serena sehr verletzt wirkte, machte den Sohn ihres Herrn traurig und er fühlte wie sich sein Herz verkrampfte.

Ein kurzes aufwimmern war zu hören. Anschließend ging die Türe wieder auf und Serena trat ein. Ihre Wange war gerötet.
 

„Doch das sollte nicht das erste und letzte Mal sein. Ich hörte Nachts immer wieder Geräusche und folgte ihnen immer wieder aufs Neue. Warum? Ich weiß es nicht...

Meine Augen fixierten jedes Tun meines Vaters, jedes Tun Serenas. Ihre Tränen bohrten sich in meine Augen, ihre Geräusche in meinen Kopf.
 

Nun bin ich 27 Jahre alt. Eine Freundin habe ich nicht. Nicht mehr. Aber wer will schon mit einem Mann zusammen sein, der nicht mit seiner Freundin schläft? Jetzt mag man sicher lachen. Doch immer wenn ich über einer Frau lag, spielten sich jene Vergewaltigungsszenen vor meinem inneren Auge ab. Ich sah nicht meine Freundin unter mir, sondern Serena. Ihre Tränen, ihr Winseln, ihr Betteln er solle aufhören...

Meine Augen rufen ständig die Bilder hervor, die ich versucht habe lange zu verdrängen. Aber es hatte nie wirklich geklappt. Es spitzte sich sogar so weit zu, dass ich schon praktisch sehen konnte, wenn sich ein Paar liebevoll küsste, wie der Mann über seine Frau herfiel und wieder vor meinem inneren Auge Serena erschien...

Sie hatte sich Monate später erhängt. Im Keller.

Es war wieder ein Tag gewesen, an dem ich in der Pause nach Hause gegangen bin. Als ich die Türe zum Keller öffnete, fixierten meine Augen nackte Füße und einen umgekippten Stuhl. Füße, die in der Luft hingen. Ich sah genauer, folgte mit meinen Augen die Beine empor und schließlich ein bekanntes Kleid. Letztendlich die offenen Haare Serenas und ihr Gesicht, als sich ihr Körper am Seil langsam drehte. Ich konnte meine Augen nicht von ihr abwenden! Ich sah, so kam es mir vor, eine Ewigkeit in ihr blasses Gesicht, in ihre toten Augen, die doch so viel Traurigkeit ausstrahlten, dass mir das Herz beinahe stehen geblieben wäre.
 

Ich wurde aggressiv, von Tag zu Tag und als die Polizei da war und die Leiche untersuchte, fand man heraus, dass sie vergewaltigt wurde. Ich hatte solche Angst, dass mein Vater mich umbringen würde, wenn ich sagen würde was ich gesehen habe. Was ich mit meinen Augen jedes Mal aufs Neue gesehen habe... Aber ich schwieg.

Der Hass in mir stieg weiter und als ich siebzehn Jahre alt war und ich Nachts erneut diese Geräusche vernahm... Ich muss sagen, zuvor herrschte Jahrelang Ruhe oder ich bekam es nicht mit. Doch jene Nacht, in der es erneut anfing und ich dem Geräusch automatisch folgte, griff ich im Flur zum Waffenschrank und holte eine 9mm Kaliber heraus. Ich wusste was es war. Das Kindermädchen und mein Vater. Dieses Mal würde er nicht ungeschoren davonkommen! Das schwor ich mir selbst und ich stieß die Türe des Wohnzimmers auf. Ein Schrei entfuhr dem Kindermädchen als mein Vater nur noch nach hinten in den Lauf der Pistole sehen konnte. Auch das Kindermädchen erschoss ich...
 

Ich hatte ein Händchen Frauen zu angeln, die Probleme Zuhause hatten und deren Väter entweder Alkoholiker oder aggressiv waren. Als ich sie alle mit der Zeit kennenlernte, offenbarte sich mein Vater in ihnen. Ich sah in die Augen dieser Mistkerle und erkannte dasselbe wie in den Augen meines Vaters: Gier und purer Egoismus.

Meine erste Freundin wurde von ihrem Vater missbraucht. Als sie damit herausrückte, fand man ihn zwei Tage später tot in der Wohnung. Ich habe ihn gerichtet... Auch dieser Mann sah vor seinem Tod in den Lauf der Pistole. In das schwarze Nichts. Ein Nichts, in das jeder Mistkerl kommen würde!
 

Nun sitze ich im Gefängnis und warte auf meinen Tod. Und auch jetzt sehe ich ständig vor meinem inneren Augen jene Szenen. Sie wollen nicht verschwinden, sie quälen mich immer weiter. Man sagt, dass Blinde nichts sehen können. Gar nichts. Sie fühlen eher und hören, riechen... Ich wünschte ich wäre blind.“
 

Jamie saß auf dem klapprigen, alten Bett in seiner Zelle, auf der Kante. In seiner linken Hand hielt er einen Kugelschreiber, mit dem er Briefe für seine Mutter schrieb. Er drehte ihn nervös hin und her. „Ja, ich wünschte ich wäre blind...“, seufzte Jamie, aus dem ein Mann geworden war. Seine Augen waren mit Trauer und Verzweiflung gefüllt.

Er atmete tief ein, hielt den Kugelschreiber schließlich in seiner rechten Hand und legte den Kopf in den Nacken. „Blind... einfach nur blind...“ Seine Worte klangen gequält. So unerfüllt!

Seine Finger umklammerten den Kugelschreiber regelrecht. Sein Arm verkrampfte sich, welchen er anhob, sodass seine Hand mit dem Kugelschreiber direkt über seinem Gesicht war. Langsam öffnete Jamie seine Augen, seine Augenbrauen waren leicht nach unten gezogen.

Als seine Hand auf sein Gesicht zuraste, war das Unglück nicht zu verhindern. Ruckartig zog er den Kugelschreiber aus seinem rechten Auge, welches er zusammen kniff und drückte ihn in das andere Auge. Ein lauter Schrei, schmerzerfüllt.

Sofort kamen Wachmänner angerannt, um zu schauen was passiert war. Sein größter Wunsch ging in Erfüllung.

Als Jamie die Augen langsam öffnete, sah er nichts. Nein, er sah nichts, nur Schwärze. Man könnte meinen, er würde Blut weinen. Sofort holte man ihn aus der Zelle und brachte ihn ins nahgelegene Krankenhaus. Die Aufregung war so groß, dass Jamie nicht einmal an etwas anderes denken konnte als an das, was gleich auf ihn zukommen würde. Fragen über Fragen von Ärzten... Doch als er schließlich zur Ruhe kam und in ein Einzelzimmer gebracht wurde, war auch sein größter Wunsch zum Teil doch nicht in Erfüllung gegangen.
 

„Manche nennen es Erinnerung, manche das innere Auge. Ich bin blind, aber nicht mein inneres Auge...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-07-01T20:04:43+00:00 01.07.2009 22:04
Eine sehr traurige Geschichte.
Wirklich schade, dass seine Kindheit und seine Vergangenheit allgemein so versaut wurde durch solch einen Vater. Wenn man so etwas als kleines Kind sieht muss das seh schwierig zu verkraften sein.

Du hast einen sehr schönen Schreibstil der mir gefälltt^^
Ein zwei kleine Fehler waren glaub ich drin aber nichts großes. Mach weiter so^^
Von:  Wieldy
2009-06-12T18:06:11+00:00 12.06.2009 20:06
Ich finde die Geschichte gruselig. Also gut gruselig ;) Stellenweise fand ich es schwierig die emotionalen Reaktionen nachzuvollziehen. Naja, vielleicht _will_ ich das bei solch einer Geschichte auch gar nicht können. aber wenn ich es könnte, wäre die Geschichte definitiv noch gruseliger.

Ich mag das Ende, also deie allerletzten Sätze.
Von:  SweeneyLestrange
2009-06-01T13:57:26+00:00 01.06.2009 15:57
Hi,
da du zu diesem OS noch keinen Kommentar erhalten hast, dachte ich mir, dass ich mir den hier mal durchlese und kommentiere. Letztendlich musste ich zwar feststellen, dass ich nicht sonderlich viel mit dem Thema anfangen kann, aber ich versuche trotzdem mal mein Bestes.
Was ich gleich zu Anfang sehr gelungen fand, war "Jamies Einleitung" und auch am Ende die eher abschließende Bemerkung. Jedenfalls gewährst du so ganz gute Einblicke in seine Gefühlswelt. Außerdem hat das einen sehr interessanten Effekt, dieser Sichtwechsel, der bringt das Geschehene einem dadurch irgendwie näher.
Insgesamt finde ich, dass du einen schönen und teilweise recht detaillierten Schreibstil hast, mit dem du besonders am Anfang sehr gut diese nächtliche Atmosphäre heraufbeschworen hast, die eben entsteht, wenn irgendetwas mitten in der Nach vor sich geht und man leise durch die Wohnung schleicht, um herauszufinden, was es damit auf sich hat.
Jamies Gedankengänge und sein Handeln fand ich persönlich eigentlich auch ziemlich passend für einen 7-jährigen. Vielmehr hat es mich hingegen überrascht, wie viel er schon mit dem Wort Sex anfangen konnte und auch dass er deswegen in der Schule, ich sag mal, gemobbt wird.
Jamies daraus resultierende Lebenseinstellung, wie er so zum Mörder wurde, letztlich im Gefängnis landete und die Vergangenheit ja eigentlich nie wirklich überwunden hat, ist meiner Meinung nach dadurch sehr nachvollziehbar geworden.
Sein Handeln dagegen sich am Ende das Augenlicht zu nehmen, fand ich ziemlich heftig und ich bin ein bisschen hin- und hergerissen. Einerseits war das alles eigentlich ziemlich gut so, man konnte es schon verstehen und es hatte auch die richtige Länge, um die Geschichte abzuschließen, aber andererseits hätte ich mir irgendwie an dieser Stelle (am ehesten da, wo er seinen Wunsch ausspricht und im nächsten Moment den Kugelschreiber in der Hand hält oder während er den Kugelschreiber zum Auge führt) ein bisschen mehr von seinen Gefühlen oder Gedanken in genau diesem Augenblick gewünscht. Diese gehen zwar aus der gesamten Geschichte sehr hervor, aber ich habe da einfach so eine Vorliebe für, deswegen würde ich an deiner Stelle das nicht ganz so ernst nehmen, was ich dazu nun schon geschrieben habe und im nächsten Satz noch schreiben werde. Was nämlich eben ein weiterer Grund für mehr Gefühle und Gedanken an dieser Stelle wäre, ist dass es ja eigentlich sehr vorhersehbar ist, was Jamie machen wird und so kommt diese Szene zwar sehr plötzlich, aber man hat damit eben gerechnet. Als ich das Ende gelesen habe war ich trotzdem etwas erschrocken und dann dachte ich einfach nur sowas wie: wie kannst du nur so dumm sein? Das ist für mich auch der Grund weswegen mir da was von seinen Gefühlen und Gedanken gefehlt hat.
Das Ende ist schließt die Geschichte sehr schön ab, auch wenn es ziemlich traurig ist. Nun hat er sich sein Augenlicht völlig umsonst genommen und viel schlimmer ist es, was die eigene Vergangenheit mit einem anrichten kann.
Insgesamt hast du das ziemlich gut zum Ausdruck gebracht mit deinem OS und du solltest wirklich nicht allzu sehr auf meine Bemerkung zum Ende hören :)
Dinge, die es beim OS zu bemängeln gäbe, habe ich kaum gefunden. Es haben sich eben die unvermeidbaren Rechtschreibfehler etc. miteingeschlichen.

Hier noch ein Satz, der mich gleich am Anfang etwas gestört hat:
"Vom dem Poltern geweckt, schälte sich Jamie neugierig aus dem warmen Bett und stahl sich auf leisen Sohlen in den Flur, nachdem er lautlos seine Kinderzimmertüre geöffnet hatte."
An sich ist der Satz wirklich toll bzw. der Anfang, aber der Teil mit "nachdem" macht das meiner Meinung nach wieder zunichte, weil der so gezwungen irgendwie wirkt. Zudem kann man sich eigentlich auch denken, dass er die Kinderzimmertür (leise) öffnet, denn das hast du schon mit "...stahl sich mit leisen Sohlen..." zum Ausdruck gebracht. Wenn du betonen möchtest, wie leise er ist und dass er die Kinderzimmertür auch ja leise aufmacht, müsstest du das irgendwie anders unterbringen. Mir fällt dazu aber leider gerade keine Lösung ein, wie du das sonst noch schreiben könntest. Die beste Lösung in meinen Augen ist, wenn du den nachdem-Teil einfach weglässt.

So, das war's dann von mir. Vielleicht sieht das jetzt schon wieder so viel nach negativer Kritik aus, aber meine ausschweifenden Bemerkungen beziehen sich wirklich nur auf zwei Kleinigkeiten.
Ich wünsche dir noch schöne Pfingsten!

lg –Hakura

KFF


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