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Das Buch

Beendet mit 3 Kapiteln
von

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Gendors Part ist geschrieben von N00binadtor : http://www.fanfiktion.de/u/n00binador

Halbzahns part ist geshcrieben von Bai Feng:

http://www.fanfiktion.de/u/Bai+Feng
 


 


 


 

Irgendwo über ihr krähten die mageren Raben ihren erbärmlichen Hunger heraus, sie wirkten verloren, klein, nur schwarze, flatternde Fetzen am düsteren Himmelszelt, die gierig auf sie hinab starrten.

Halbzahn hob, gar schon nervös, das Haupt zum dunklen Schleier des Himmels, das Gackern der Vögel drang schon fast wie blanker Hohn an ihre feinen Ohren und so entfuhr ihr nur ein kindlich beleidigtes Schnauben gegen jene schwarz gefiederten Aasgeier.

Automatisch glitt ihr Blick wieder hinab, herunter an dem mächtigen Stamm der hohen Baumkrone, auf der sie seid dem früh, gar zart erwachten Morgen regungslos verharrte. Zwischen all den dichten Blätterdächern, gut versteckt im grünen, dichten Schleier von Farelas Wäldern, fand sie schließlich das Gesuchte, unscheinbar, kaum bemerkbar und klein. Ihre Augen verengten sich, als sie das kleine Objekt genauer betrachtete, Jeder, der nicht tagelang geduldig danach gesucht hätte wie sie, hätte es nicht einmal beachtet, so perfekt war die Tarnung und gleichzeitig die Umhang der tückischen Täuschung.

Es war so auffallend und doch so merkwürdig unscheinbar zugleich, nur ein schwacher Schimmer in einem Fels, wie ein winziges Stück Kohle glänzte der Fokus der Beirre in der harten, Grasbewachsenen Erde.

Sie seufzte leise, hätte sie gewusst, dass sie auf solcherlei komplizierte Magie träfe, sie hätte den Auftrag niemals angenommen, solche verdammten Rätsel lagen diesen Langohren von Blutelfen eher, als einer einfachen Orkjägerin…

Mit einem leichten Knirschen des alten Holzes lehnte sie sich leicht auf dem gar schon meterbreiten Ast der Mächtigen Eiche zurück, den Kopf gelangweilt in den breiten Nacken gesenkt, der abgewetzte Riemen ihres Köchers knarrte leicht unter ihrer Bewegung, und ihre mandelförmigen Augen schlossen sich in mürrischer Ungeduld.

Bald müsste Hilfe eintreffen….

„Woah!“ Mit einem gedämpften Schlag kam Gendor Feuersänger auf dem weichen Waldboden auf und kullerte einige Meter bis seine unfreiwillige Fahrt von einem der gewaltigen Bäume Feralas gebremst wurde von denen es hier, seiner Meinung nach, viel zu viele gab. Genervt rieb er sich den schmerzenden Schädel, „Verdammt, hätte das mein Meister gesehen hätte er mich degradiert. Was stehen hier eigentlich überall Bäume herum? Würden das die Gärtner der Akademie sehen würden sie durchdrehen.“ Schnell stand der junge Blutelf auf, „Oh mein Gott, ist das überhaupt der richtige Ort?“ Schnell zog er eine Karte aus seinem Hemd, „Okay, okay. Das ist der richtige Ort. Wo ist jetzt diese, diese... ähm...Ork, ach ja genau Ork.“ Hektisch blickte er sich um, ohne etwas zwischen dem Grün zu finden, „Hm, keiner da. Komisch. Naja, Orks und ihre Pünktlichkeit. Ist das wirklich der richtige Ort?“ Wieder zog er die Karte hervor um seine Position zu kontrollieren, bevor er sie wieder in einer Innentasche seines feuerroten Hemdes verstaute, „Gut, dann muss ich wohl warten.“

Ohne sich groß aufzuhalten ließ sich der Elf mitten auf dem Waldboden nieder und begann einige Gerätschaften aus seinem Rucksack zu ziehen, während er mit dem Kopf bereits in seiner eigenen kleinen Welt aus Formeln, Zaubern und Fehlschlägen steckte.
 

Ein plötzliches Geräusch ließ sie wild herumwirbeln und beinahe den sicheren Halt verlierend, schnell fester in die raue, alte Rinde greifend starrte Halbzahn hinab auf den grünlich schimmernden Waldboden. Ihre blauen Augen verengten sich in Anstrengung, als sie endlich, nach endlos zäh dahin fließenden Momenten eine Gestalt weit unter ihr ausmachen konnte, sie stutzte, wehten doch einige Worte von seinem hektischen Monolog zu ihr hinauf: „…Orks und ihre Pünktlichkeit….“

Das runde Gesicht zu einer genervten Grimasse verziehend, schürte sie misstrauisch die dunkel grünen Lippen, diese jämmerliche Gestalt wusste schon, dass sie ihn hören konnte…?!

Mit einem schweren rascheln ihres abgewetzten Reisemantels schwang sie sich zu dem nächsten, mächtig über den Erdboden ragenden Ast, nur um sich mehr oder minder lautlos zu Boden gleiten zu lassen, dumpf auf dem saftig grünen Gras auftretend entfuhr ihr ein wütendes, gar zorniges Knurren, ein Blutelf! Welcher verdammte Buchalter hatte da so Mist gebaut und ihr einen verdammten, schwächlichen Blutelfen zur Unterstützung geschickt!?

In stummes, verächtliches Fluchen versunken stapfte sie auf die ruhig sitzende Gestalt zu, mit jeder weiter dahin fließenden Sekunde haderte sie mehr mit dem verflixten Schachzug des Schicksals, dass sie wohl wahrlich nicht gerne hatte.

„Hey…“ sie konnte nicht verhindern das ihre Stimme rau und dunkel ihre Kehle verließ, zu sehr wütete der stumme Hass auf den dreimal verfluchten Buchhalter in ihrer Brust, der jeher inbrünstig entflammte, als dieser kleine Blutelf nicht auf sie reagierte. Ihre mandelförmigen Augen verengten sich zu schmalen, gefährlich blitzenden Schlitzen, ehe sie dem Blutelf lieblos mit der abgenutzten Stiefelspitze anstieß: „Hey, hörst du mich!?“
 

Erschreckt fuhr Gendor zusammen und sprang auf: „Oh mein Gott! Wer seid ihr?“ In einem plötzlich aufkommenden Panikanfall blickte er sich um, ob noch weitere Personen in der nähe seien, bevor er sich auf die Ork vor ihm konzentrierte: „Oh... oh ich verstehe. Ihr müsst die Ork sein der ich helfen soll. Schön dass ihr auch noch erscheint, ich warte hier bereits geraume Zeit, glaube ich zumindest. Ist ja schrecklich hier. Es gibt nicht einmal Uhren. Wisst ihr auf der Akademie.... naja ist ja auch egal. Ich heiße übrigens Gendor, “ er griff nach der Hand der Ork um sie zu schütteln, „Gendor Feuersänger.“
 

Halbzahn blinzelte verdattert, vollkommen überrumpelt ließ sie zu das er an ihre Hand zerrte, ehe se sich schnell, gar panisch aus seinem Griff entwand und ihn mit einem mürrischen Blick begegnet: „Ich bin zu spät?!...Pfft...ich warte hier schon seid dem Morgen.“ Mit einer langen Handbewegung bedeutete sie ihm die verflochtenen, dichten Blätterdächer zu begutachten: „Nur bin ich im Gegensatz zu euch Langohren schlau genug um nicht den halben Wald davon zu unterrichten, dass ich anwesend bin…“

Sie knurrte kurz, leise und bedrohlich, ehe sie nochmals blinzelte und sich wild durch die violett schimmernde Mähne raufte, als wäre ihr gerade eben etwas eingefallen: „Wie auch immer…“ sie überlegte kurz nach dem eben genanten Namen des Elf, besann sich aber, das es nicht wichtig war, ob sie ihn wusste, er würde ihr eh nur kurz zur Seite stehen und entweder sterben oder, wenn sie Glück hatte, nie wieder ihren weg kreuzen: „Ich hoffe, du weißt überhaupt wieso du hier bist…“

Sie blickte abweisend zu dem Blutelfen, legte den Kopf schräg als sie den glasigen, gar abwesenden Blick bemerkte mit der er sie an, nein, durch sie hindurch sah, sie knurrte nochmals leise, er beachtete sie nicht einmal!
 

„Was?“ Etwas verwirrt bemerkte der Blutelf dass die Ork ihn, auf irgendwas wartend, ansah. Da er beim besten willen nicht wusste was, beschloss er einfach davon auszugehen sie hätte ihm seinen Namen gesagt: „Ja, schöner Name. Gut wir sollten dann los, ich hoffe Ihr wisst wozu Ihr da seit?“ Er wartete eine Antwort gar nicht erst ab sondern drehte sich um und lief los, um im nächsten Moment ein zweites mal gegen den Baum zu schlagen gegen den er bereits beim ersten mal gestoßen war.
 

Der jungen Frau klappte fassungslos die Kinnlage hinunter, eine heiße Schamesröte verdunkelte ihr noch immer kindlich wirkendes Gesicht, angesichts solcher verdammten Farce, wie konnte es dieser schwächliche….wie konnte er es wagen sie einfach so, nicht zu beachten?! Was dachte sich dieser Schwächling von einem Magier?!

Wütend streckte sie die breite Hand aus und griff nach der knochigen Schulter des Elfs, der sich abwesend darüber wunderte, woher der breite Baumstamm kam, und drehte ihn grob in ihre Richtung, als dass sie ihn mit beiden Händen an den Schultern festhielt, so hart, dass sich ihre dunklen Nägel wie kleine Dornen in sein weiches Fleisch bohrten: „Hör zu, kleiner Elf!“ knurrte sie gereizt, als hätte er ihr den bloßen Federhandschuh vor die Füße geworfen, nur am Rande ihrer Wut registrierte sie kaum merklich, dass sie mit dem Elf auf exakt gleicher Augenhöhe war: „Dies hier ist kein Spiel! Und ich bin baiweitem nicht zu Scherzen aufgelegt, verstanden?!“

Ihre Hände zitterten unter Anspannung, als sich dieselben wie eiserne Schraubstöcke fester um die Knochen des Gegenübers legten: „weißt du eigentlich, was du tun musst?! Hast du eine Ahnung, wieso du hier bist?“
 

Die Augen des jungen Magiers weiteten sich in einer Mischung aus Schreck und einem undefinierbaren Gefühl dessen genaue Bedeutung er selber noch nicht ganz verstand, „Was fällt euch eigentlich ein so mit einem Magier der Akademie von Silbermond umzugehen? Ich wurde hierher geschickt um euch dämlichen Ork zu helfen einige niedere Magiebarrieren zu überwinden weil euer niederes Volk nicht intelligent genug ist einige einfache Berechnungen durchzuführen!“ Er hob die Hand der Ork an und schubste sie von seiner Schulter, bevor er sich einige male über das Hemd strich um etwas eingebildeten Staub zu entfernen, „Und jetzt zeigt mir endlich diesen verdammten Eingang damit ich wieder von hier verschwinden kann. Ich hab wichtigeres zu tun.“
 

„Du frisst gleich Dreck, du…!...! Mmmpf…!“ Halbzahn versenkte ihre harten Zähne in der linken, ledernden Armschiene um nicht etwas aus zu speien, was die Vollendung ihres Auftrags und somit ihren monatlichen Sold, in Gefahr bringen könnte, das alte Leder fühlte sich flau und rau in ihrer Mundhöhle an, unangenehm wie kratzige Wolle, doch erfüllte es seinen Effekt und hielt den wütenden, gar rauschend hinab prasselnden Fluss von anatomisch unkorrekten Bezeichnungen von den Ohren des Blutelfen fern.

Tief sog sie eisige Luft in ihre Atemwege, ehe sie das Leder aus ihrem Mund entließ und sich mürrisch knurrend dem Blutelfen zuwand: „Dieser Auftrag ist wichtig…mein Auftraggeber gab sich nicht zu erkennen, aber angeblich soll der Gegenstand, der hinter diesem verdammten Bannsiegel versteckt ist, dem letzten Wächter selbst gehört haben…die Horde kann nicht riskieren, das solch ein Objekt in die ehrenlosen Hände ihrer Gegner fällt…“

Sie senkte die heisere Stimme zu einem monotonen, dunklen Flüstern und kaum merklich schlich sich ein gönnerisches Grinsen auf ihre vollen Lippen: „…so wie euch Blutelfen…“
 

„Wie viel Ehre kann ein Unsichtbarer haben, frage ich mich?“ Der Elf hatte der Ork den Rücken zugewandt und stapfte auf den Stein zu in dem er bereits seit geraumer Zeit die magischen Energien spürte, „Sag mal...äh....Ork, genau Ork, Wisst ihr überhaupt wer der letzte Wächter war? Naja wahrscheinlich nicht. Ihr seht zu jung aus als das ihr noch dabei gewesen sein könntet.“ Innerhalb kürzester Zeit hatte er sich wieder in seine Monologe verfangen und brabbelte daher einige Minuten sinnlosen Kram, über die Akademie über die ersten beiden Kriege und Kaels Verrat, bis er endlich die magische Barriere gelöst hatte. Mit einem tiefen Wummern spaltete sich der Felsen in zwei Teile und entblößte eine Treppe die tief in den Felsen führte. „So bitte sehr. Das war’s. Eine simple magische Barriere. Die würde maximal einen Nachtelfen behindern, oder eine Ork. Naja ist ja auch kein großer Unterschied, also von der Intelligenz. Ähnlich sehen tut ihr euch ja nicht gerade. Apropo Nachtelf. Nein eigentlich hat es damit gar nichts zu tun. Müsstet ihr nicht eigentlich so einen Flohfänger bei euch haben?“ Ein tiefen bedrohliches Knurren hinter ihm ersparte der Ork die Antwort, „ah, ein Worg. Interessant. Ich habe gelesen ihr Ork würdet nur Wölfe zähmen, und sogar auf ihnen reiten. Naja dieses Exemplar scheint mir dafür etwas mickrig.“ Gendor näherte sich dem imposanten Worg, viel zu beschäftigt mit seinen Überlegungen um das große Gebiss, was ihm das Tier gefletscht entgegen hielt, zu bemerken. „Interessante Fellfarbe. Also die Wölfe im Silberwald sehen ja komplett anders aus.“ Ohne das sich der Worg wehren konnte hatte ihm der Elf ins Maul gefasst und zog das Gebiss nun mit seinen behandschuhten Händen vor sein Gesicht, „Sehr gut ausgebildete Zahnreihen, scheinen häufig benutzt zu werden, wirklich sehr interessantes Tier, gute Kaumuskulatur.“, er nahm die Schnauze in beide Hände und drückte sie mehrmals auf und zu während er die Muskulatur betrachtete, „Sagt mal würdet Ihr mir das Tier für einige Experimente Ausborgen? Ich habe vor geraumer Zeit einige, meiner Meinung nach, falsche Informationen über die Verwandlung von gefährlichen Tieren in Schafe gelesen die ich gerne korrigieren möchte.“
 

Halbzahns Hände ballten sich zitternd vor Wut zu Fäusten, die dunkle Haut erbleichte rasch, als die Knochen weiß unter der grünlichen Haut hervor traten, kaum merklich huschte ein finsterer, gar bedrohlicher Schatten über ihre groben Züge: „Du verdammter…“

Ein lautes Dröhnen durchzuckte ihren Schwall von Beleidigungen wie ein Blitzschlag die Gewitternacht, ehe sie die Hand gegen diesen erbärmlichen Wurm erheben und ihrer Wut genüsslich freien lauf lassen konnte, fegte ein übel riechender Geruch über sie hinweg und floh in die geheimnisvoll grüne Umarmung des umliegenden Waldes. Halbzahn zuckte zusammen dun wandte den Blick misstrauisch zu dem geöffneten Eingang, kaum merklich spannte sie ihre Muskeln an, zu stark lag der Geruch von halb geronnenen Blut und Verderben in der unangenehm stickig werdenden Luft: „Was…?“

Irgendwo, versteckt zwischen en schleichenden Schatten des niedrigen Tunnels regte sich etwas, langsam, bedrohlich gierig auf sie zu kreischend, gleich eines hungrigen Tieres.

Instinktiv wanderten Halbzahns angespannten Hände hinab zu ihren breiten Gürtel, dort, wo der lederumfasste Griff ihrer Axt verweilte, ein eisiges Gefühl der kaum merkbaren Angst kroch fein, wie ein einzelner Wassertropfen ihr Genick hinab: „Elf, was ist das…?“

Glühend rote Augen glommen, gar schon wahnsinnig in der Dunkelheit auf, ehe es aus dem Schleier der Finsternis brach.
 

Interessiert was die Ork wohl gesehen haben könnte wand sich der Magier von dem Worg ab und blickte in den Schacht hinunter aus dem die Kreatur langsam ans Licht trat und seine wahre Größe offenbarte. Und die war gewaltig. Gendors Augen weiteten sich als das Wesen ihn bereits um zwei Köpfe überragte und immer noch zu wachsen schien. „Ich würde sagen es handelt sich hier um ein Prachtexemplar eines Steingolems! Interessant!“ Langsam schlich sich die Panik in seinem Körper empor und ließ ihn immer weiter zurückweichen. „Wirklich ein Prachtexemplar!“
 

Der Golem gab ein unmenschliches Geräusch von sich, auf dass die Erde geradezu erbebte unter dem grölenden Laut, wie unter einem mächtigen Erdbeben. Instinktiv riss Halbzahn die Axt von ihrer Rüstung und spannte ihre geschmeidigen Muskeln an, der steinerne Arm des Golems sauste, wie ein mächtiger Streitkolben, hinab und ließ die junge Frau fast jämmerlich in die Knie gehen, als sie den Schlag mit dem eisernen Stiel parierte.

Halbzahn keuchte unterdrückt auf, als der Zweite Arm sie fast widerstandslos von den breiten Füßen riss und sie gegen den steinharten Stamm eines hohes Baumes schleuderte. Der riesige Steingolem ergriff ihren Arm, drückte zu, als er sie wieder zu sich zog, bereit sie beiläufig wie ein wimmerndes Insekt zu zerquetschen. Ein hohles Knacken, als wenn ein alter Ast brach, ließ das kindliche Gesicht der Orkin sich in aufflammenden Schmerz verzerren, als die Knochen ihres Unterarms endgültig der harten Masse von Stein nachgaben, Halbzahn schrie dunkel auf in pochender Pein, ehe sie die scharfe Sichel der Axt brutal in die offenen Eingeweide aus Stein und Erde trieb.
 

Mit einem tiefen, wummernden Geräusch schrie der Golem auf. Die Schmerzen schienen das Wesen wahnsinnig zu machen. Doch war es immer noch bereit zu kämpfen. Panisch wich Gendor immer weiter zurück, während er sich umsah ob es irgendwas gab womit er wohl das Wesen vernichten könne. Ohne Erfolg. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren doch er wusste nichts was das Wesen in irgendeiner Weise verletzen konnte. Kein Feuerzauber war zu heiß, keine Eiszauber zu kalt. 'Feuerball? Nein, ich könnte die Ork verletzen. Frostnova? Nein ich könnte die Ork verletzten.'

Er überlegte einige Momente und schließlich kam ihm die rettende Idee. Er hob seine Hände an den Mund und rief: „He! Ork! Könntet ihr vielleicht etwas Entfernung zwischen euch und dem, dem.....äh Golem bringen? Das wäre wirklich nett!“ Sein Optimismus erstarb als statt einer Reaktion, die Ork nur weiter wie am Spieß schrie und in der steinigen Umarmung verblieb.

„Es wäre nett wenn ihr etwas mehr Kooperation zeigen könntet!“ Wieder keine Reaktion.

„Ach verdammt!“ Wieder überlegte er und schließlich kam er zu einem Schluss. Es war ein Schuss ins blaue aber wollte er die Ork retten, was er eigentlich nicht wollte aber wegen seiner Mission wohl musste, war dies seine einzige Chance. Er konzentrierte sich auf die Formel und sprach sie schließlich aus. Einen kurzen, quälenden Moment passierte nichts, dann schrie der Golem ein weiteres Mal auf bevor der elementare Laut zu einem schwachen Mäh verkümmerte. An der Stelle wo gerade noch der mehrere Meter große Elementarwächter stand saß nun ein kleines, steinernes, etwas verstört herein blickendes, Schaf.
 

Schwer schlug die Ork auf dem weichen Grasboden auf, der Schmerz pochte träge ihren breiten Arm hinauf und schien ihre Schulter vor Hitze fast schon zu verglühen: „Názgrel, fass!“ quetschte sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, während sie selbst versuchte wieder ihre schwere, metallene Axt auf zu heben, noch ehe der Golem wieder seine Gestalt wechseln konnte, verharrte er in einem plötzlich hervor schießenden Eisblock, der sich wie schlanke Ranken um den harten Stein legte, von der Falle, die Halbzahn zuvor platziert hatte. Sich auf den breiten Stiel der Axt lehnend wandte sie sich mürrisch schnaubend an den Blutelfen: „He Elf! Pulverisiere den!“
 

„Ähm, nun ja. Was genau meint ihr mit 'pulverisieren'? Ich könnte ihn rösten, zerschmettern, einfrieren, aber pulverisieren? Nein ich glaube ich kann keinen Zauber der das bewerkstelligen könnte...“

„JETZT ELF!“ Schrie die Ork und riss damit Gendor aus seiner brabbelnden Halbstarre.

„Was? Oh natürlich!“ Er riss seine Hände auf und begann seinen Zauber zu weben. Flammen begann in seinen Händen zu lodern und reckten sich gen Himmel. Die Flammen wuchsen immer weiter bis der Elf seine Hände ruckartig schloss und den Feuersturm auf das Schaf entlud von dem nach wenigen Minuten, in denen es panisch hin und her rannte, nur noch ein kleiner glühender Haufen geschmolzenen Steines übrig blieb

„Puh das war knapp, nicht war Ork?“ Gendor roch in die Luft wo sich ein verbrannter Geruch ausbreitete, „Hier brennt doch etwas?“
 

Halbzahn rümpfte konzentriert die kleine Nase, legte den Kopf leicht schräg, so das ihr wilder Haarschopf schwer raschelte, ein plötzliches Winseln riss sie aus dem konzentrierten Verfolgen des Geruches.

Schnell riss sie den dünnen Wasserschlauch von ihrem ledernen Gürtel und verschüttete den Inhalt über den winselnden Worg, dessen Ohrspitzen nunmehr gefährlich in der Nässe kohlten. Fast wie ein, winziger, drei Tage alter Welpe wimmerte das schwarze Tier leise und kroch, den Blutelf misstrauisch, fast schon ängstlich im Auge behaltend hinter die Beine seiner Herrin, Halbzahn entfuhr nur ein wütendes Knurren, als sie den Blutelf knurrend fixierte, die Hand angriffsbereit um den Schaft der Axt gefasst: „Du hast meinen Worg angezündet du Psychopath!“
 

„Worg? Welcher Worg? Ach dieser Worg! Wo kommt der den her?“ Leicht verwirrt woher das Tier wohl kommen könnte. Bei der gründlichen Begutachtung des verschüchterten Tieres fielen Gendor die qualmenden Ohren auf: „Oh mein Gott das arme Tier muss sich irgendwo entzündet haben. Gebt zu Ork ihr habt dem armen Tier das angetan! Genauso wie damals als euer Volk unseren Wald abgebrannt hat um uns zu vernichten! Ihr habt keinerlei Respekt vor der Natur! Na komm her kleiner wir kümmern uns darum!“ Er kniete sich zu dem Worg hinunter und begann einen zweiten Zauber zu weben. Dieses mal begann Wasser zwischen seinen Fingern hindurchzufliessen, „Keine Sorge wir kriegen das wieder hin.“
 

„Fass meinen Worg noch eineinziges Mal an und ich poliere dein verdammtes Silbermond mit deiner dreckigen Visage!“ Die wütenden Worte waren schneller über ihre runden Lippen geflossen, als dass sie sich den klaren, wunderschönen Klang des Soldes in Erinnerung rufen konnte, schnell stolperte sie einige Schritte zurück, das Tier hinter sich drängend und behielt den dreimal verfluchten Blutelfen misstrauisch im Auge, wie eine schleichende Maus den Aasgeier: „Egal wie dieser Auftrag jetzt noch verläuft, DU bleibst mindestens zwei Armlängen von mir und Názgrel entfernt, kapiert?“

Diese, durchaus leiseren, Worte waren mehr ein dunkles Knurren, mit weniger Selbstvertrauen durchwoben als ihre vorige, blinde Schimpfparade, der pochende Schmerz ihres gebrochenen Unterarms holte sie nunmehr zurück aus der roten Wut. Halbzahn entfuhr nur ein gequältes, kaum vernehmbares Schnauben, als sie mit der gesunden Hand vorsichtig an der sich dunkel verfärbenden Haut entlang tastete: „Und ich meine Trollarmlängen…“

Langsam ließ sie sich auf den Grasbewachsenen Boden sinken, den Blutelfen misstrauisch beäugend, als wäre er eine tickende Zeitbombe, um ihren Arm zu schienen.

„Habt ihr was gesagt?“ Gendor blickte fragend zu der Ork hinüber die sich murrend auf dem Waldboden niedergelassen hatte und versuchte ihren, heftig blutenden, Arm zu verbinden.

„Oh wie ich sehe hat euch der Golem erwischt. Wartet ich kann euch helfen ich hatte mal ein Heiler Seminar.“ Enthusiastisch machte er einen Schritt auf die Grünhaut zu, die aber, noch bevor er auch nur seine Hand heben konnte, grimmig aufblickte, untermalt von einem tiefen, bedrohlichen Knurren des Worg. „Aber wenn ich es mir recht überlege habe ich damals die Übungspuppe in die Luft gejagt... Vielleicht solltet ihr euch lieber selber helfen.“ Der Elf hob beschwichtigend die Hände und wich einige Schritte zurück. „Gut ich denke, ich sollte dann auch wieder los. Ich muss einen Zeppelin erwischen.“ Er kratzte sich noch einmal verlegen am Hinterkopf. Seine Mission war zu Ende aber er fühlte sich bei dem Gedanken nicht wohl die Ork alleine in die Tiefe zu führen, auch wenn er sie nicht leiden konnte. Schließlich siegte aber sein Pflichtgefühl seinem Meister gegenüber, oder zumindest die Angst vor noch einer Disziplinarstrafe, und er drehte der Ork den Rücken zu, „Gut man sieht sich.“ Bevor er in den Schatten verschwand.
 

Grimmig sah die Ork der schlanken Gestalt nach, aufmerksam und angespannt, als erwarte sie das das Unglück gleich euphorisch zurückgestürmt käme, letztendlich, da er wirklich verschwunden schien, erhob sie sich von dem weichen, Moosumflochtenen Waldboden.

Mit einem schmerzerfüllten Seufzer legte sie sich vorsichtig die alte Stoff Schlinge um den Hals, so das ihr, nunmehr unbrauchbarer Arm, angewinkelt und geschont an ihrer schlanken Seite ruhte. Názgrel schmiegte seinen schmalen Kopf zärtlich, gleich eines niedlichen Welpen, ihrer Hand entgegen, gab ein leises, fast besorgtes Brummen von sich, ehe er mit einem sachten Kraueln hinter den wuschligen, weichen Ohren belohnt wurde: „Ich werd´s überleben, nun lass uns dieses blöde Buch holen…“

Der schmale Schacht gähnte ihr schwarz, wie bedrohlich entgegen, als sie über die mickrigen Überreste des Golems hinüberstieg und vor dem hohen Eingang stehen blieb. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie einige, vom Zahn der Zeit, halb vertrocknete Blätter die sich, obwohl es vollkommen Windstill war, kaum merklich raschelnd, wie von unsichtbarer, zarter Hand gezogen, in den Gang begaben, ehe sie, nach stummen Sekunden, leise wieder zurück wehten.
 

Als würde er atmen….
 

Über Halbzahns Rückgrat zog ein eisiger Schauer und instinktiv schüttelte sie sich, fast wie in Ekel. Mit einem letzten, tiefen Luftzug trat sie in die dunkle Umarmung der Schatten.

Die Wände waren glatt geradezu gläsern, als Halbzahn mit der gesunden Hand über sie strich, während sie regelmäßig tiefer vordrang, keine kleine Unregelmäßigkeit, kein Hügel der die weiche Perfektion der Wände störte, fast schon unnatürlich.

Ein plötzliches Geräusch durchbrach die dichte Stille des schier endlosen Ganges, die junge Ork zuckte augenblicklich zusammen, die breite Hand an dem ledernen Axtgriff, kampfbereit. Grüne Ohren drehten sich aufmerksam und horchten fein in den sachten Klang hinein. Nahe Schritte….

Halbzahn entfuhr ein überraschter Schrei, als ein plötzlicher Lärm den Gang geradezu erbeben ließ.
 

„Aaaaargh!“ Mit einem Lahngezogenen Schrei fiel Gendor in die unergründliche Tiefe bis er schließlich von etwas weichem abgefangen wurde mit dem er schmerzhaft auf dem Boden aufkam, „Was zur Hölle ist gerade passiert?“ Mit vor Schreck geweiteten Augen blickte sich der Elf um, während er verzweifelt versuchte das geschehene zu ordnen. Das letzte an was er sich erinnern konnte war das er durch den dichten Dschungel eilte der Boden nachgab, und er im nächsten Moment auf eben diesem weichen Gegenstand landete. Diese Erkenntnis bewegte ihn dazu das grüne etwas unter ihm zu mustern, „Ups.“ Innerhalb weniger Sekunden war er aufgesprungen und einige Meter zur Seite gesprungen um der Ork zu ermöglichen aufzustehen, „Oh, das tut mir Leid, ich...äh.“ stotterte er. Ein wütendes Knurren kam als Antwort weil die Jägerin mehr damit beschäftigt war sich aufzurichten was sich mit dem verletzten Arm als schwierig erwies. Hilfsbereit griff Gendor nach dem gesunden Arm und wollte die Ork hochheben doch diese schubste ihn nur unsanft zurück.
 

„Was verstehst du unter zwei Trollarmlängen?“ Der pochende Schmerz raste durch ihren Unterarm, ihre Schulter hinauf und ließ sie fast taub werden, Halbzahn legte kurz den Kopf in den schmalen Nacken, damit der Elf nicht mitbekam, wie sich ihre groben Züge zu einer peinverzerrten Grimasse verzogen, genug Stolz wollte sie sich vorbehalten, abgesehen von der peinlichen Tatsache das sie von diesem verfluchten Magier als Landekissen missbraucht wurde: „Wie zum Teufel, bist du hier gelandet Elf?“
 

„Nun ja, das ist eine komplizierte Frage, glaube ich.“ Der Magier blickte sich interessiert nach etwas um was man interessant finden könnte, „Es könnte sich um eine magische Interferenz gehandelt haben, ausgelöst durch die Bannzauber die ich gebrochen habe, oder eine komplizierte Teleportfalle. Interessante Geräte übrigens allerdings sehr teuer und höchst kompliziert. Ich habe auch schon von Tieren aus der Scherbenwelt gehört die Risse im Raum-Zeit-Kontinuum verursachen können,“ Einen Moment hielt er inne und überlegte ob es noch eine weitere Möglichkeit geben konnte an die er bisher nicht gedacht hatte, „Es könnte aber auch ein Loch im Boden gewesen sein, in das ich rein getreten bin.“ Seine Augen suchten immer noch vergeblich nach etwas was ihn interessieren könnte als ihm plötzlich etwas auffiel, „Sagt mal.....ähm...Ork, ja genau Ork. Könnte es sein das die Tür zum Ausgang zugefallen ist?“
 


 


 

Ende von Kapitel 1

Kapitel 2:
 

Halbzahn entfuhr ein entrüsteter, gar verzweifelter Laut, als sie sich in die Richtung des Ausganges wandte und anstelle, des hoffnungsvoll schimmernden Lichts des müden Tages nur gähnende Dunkelheit erblickte: „Das kann nicht sein!“ Schwungvoll sprang sie auf, als wolle sie zum Eingang stürzen, überlegte es sich aber doch anders, würde dies schließlich einen durchaus peinlichen Moment des Verzweifelns darstellen, den sie diesen verdammten Blutelf nicht gönnen wollte.

Frustriert strich sie sich mit der gesunden, breiten Hand durch den wilden Haarschopf, knurrte leise, gar bedrohlich ehe sie sich wieder umdrehte: „Also gut…“

Ihr Blick verfinsterte sich zu einer dunklen Grimasse: „DU bleibst hier und ICH hole das Buch.“
 

„Ha. Soll das ein Witz sein?“ Gendor lachte arrogant auf, „Ihr seid nicht mal in der Lage eine Tür offen zu lassen, wollt dann aber ein magisches Buch holen? Bitte. Das einzige was ihr finden könnt sind die Flöhe Eures Worgs!“ Er drehte sich auf dem Absatz um und lief selbstbewusst in die tiefen des Tunnelsystems.

„Oh du verdammter…!“ Halbzahn hörte wie ihre Faustknochen bedrohlich, gar hohl knackten, als sie wütend gegen die perfekt glatte Wand schlug, die gegen ihre dunkle Haut geradezu weiß schien.

Ein plötzliches Geräusch ließ sie zusammenzucken, erschrocken starrte sie in den finsteren Schleier der dichten Dunkelheit hinter sich, dort, wo zuvor noch der Eingang weiß geschimmert hatte, ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, durchdrangen die Schatten klar, als wäre es schwaches Tageslicht der späten Dämmerung.

Dort regte sich etwas, schwarz, wie der Schatten selbst, geschmeidig und lautlos, gleich einer schleichenden Raubkatze, instinktiv, mit jeder zäh dahin fließenden Sekunde glitt die muskulöse Hand der jungen Ork hinab zu ihrem Axtgriff, den fließenden Schatten konzentriert fixiert.

„He Ork!“

Überrascht wandte sie sich zu dem schwachen Schemen des Blutelfen, der sich leicht in der stummen Umarmung von Schwarz abbildete, sie blinzelte verwirrt, drehte sich schnell wieder zu dem schleichenden Schatten, doch anstelle desselben gähnte ihr nur ein monotoner, perfekt erbauter in Dunkelheit gehüllter Gang entgegen.
 

„Bewegt Euch endlich!“ rief Gendor ungeduldig. Er hatte einen kleine Feuerball in seiner Handfläche beschworen leuchtete den Gang entlang in den seine Begleiterin zuvor geblickt hatte, „Dort ist nichts was euch gefährden könnte. Ihr solltet etwas gegen eure Paranoia tun.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und schritt elegant tiefer in die wartende Dunkelheit. „Mal ganz nebenbei gefragt: Warum wollt ihr dieses Buch? Ich bezweifle das ihr primitiven Wesen wisst wie man mit den hoch komplexen Formeln des Wächtern umzugehen hat.“
 

Erst zerstampf ich ihn, dann schlag ich seine Eingeweide in den Boden, dann pulverisiere ich ihn und dann werfe ich ihn in die dreckige Kanalisation von Unterstadt…, diese Gedanken ließen ein geradezu glückliches, ja abwesendes Lächeln auf den grünen Lippen der jungen Frau erscheinen, ehe sie sich mit einem wahrlich finsteren Blick zu dem Blutelfen wandte: „ICH will nichts mit dem Buch anfangen…ich will nur meinen bescheidenen, köstlichen Sold einsammeln um mir einen weiteren Monat im Gasthaus zu bezahlen.“

Kurz schlitterten ihre Augen zurück an die Stelle, wo zuvor die geschmeidigen Bewegungen der Schatten lautlos durch die Dunkelheit geschlichen waren, ihre raubtierartigen Seelenfenster verengten sich zu schmalen Schlitzen, bevor sie sich langsam zu dem Elf bewegte: „Und was bekommst du für diese Anstrengung, Elfchen?“

Sie bemerkte nicht das kurze Verschwimmen des Schattenschleiers, ein kaum vernehmbares verzerren in der ach so perfekten Wand, das im nächsten Moment auch wieder in dem glasgleichen Stein verschwand.
 

„Um ehrlich zu sein ich bekomme nichts dafür.“ Gab der Elf etwas geknickt zurück, „Außer das ich, bei gelingen, meiner Beförderung zum vollen Magier einen Schritt näher bin und vielleicht einige Zeilen in dem Buch lesen darf.“ Abrupt blieb er stehen, „Wir sind da!“

Vor ihnen erstreckte sich eine gewaltige, unterirdische Halle. Etwa 5 Meter über ihnen war der höchste Punkt der Kuppel aus der die Höhle bestand. Unter ihnen musste es hunderte von Metern hinunter gehen, denn in der tiefe konnte man kaum noch die Lava sehen die unter ihnen brodelte.

„Wow!“ Keuchte Gendor als er auf den schmalen Steg trat der zu der Plattform in der Mitte führte von wo drei weitere Wege wieder in den Felsen führte. In der Mitte der kleinen Plattform stand ein Sockel auf dem ein altes Buch mit dunklem Umschlag lag. Schnell eilte der Elf zu dem Buch und schloss es in seine Arme. Begierig fuhren seine Finger über die vergilbten Seiten. Pures Wissen schien ihn zu durchfließen als seine Augen die alten Runen lasen. Wie in Trance hatte er sich in das Buch vertieft und bemerkte nicht wie ein schwerer Schatten über ihn hinweg huschte.
 

„Elf runter!“ noch während sie ihn die Warnung entgegen brüllte, löste sie die Axt von ihrem Gürtel, warf sie dem zischenden Schemen wirbelnd entgegen, der schwarz verzerrt aus dem glatten Boden geschnellt war, sich über den Blutelfen aufbaute. Die schattenhaft flimmernden Klauen des Wesens zischten durch die Luft, auf den jungen Mann nieder, Halbzahns Augen weiteten sich, zu langsam, die Schneide ihrer Axt würde nicht den Angriff des Feindes verhindern können!
 

„Stellt euch nicht an wie ein Säugling, Ork!“ Der Elf stand auf und lief zu dem Schemen der die Orkin drohend umkreiste, „Schemen sind nichts anderes als Späher. Sie sind vollkommen ungefährlich. Sie besitzen ja nicht mal eine feste Form.“ Er war zu dem Wesen getreten und musterte es gründlich. „Interessant, wirklich interessant.“ Vorsichtig berührte er mit der Hand die Nebelschwaden. Kaum hatten seine Finger sie berührte gab das Wesen einen markerschütternden Schrei von sich, der den Elf vor Schreck zurücktaumeln ließ. Das Wesen holte mit den geisterhaften Pranken aus und schlug zu. Gendor schrie auf als ihn die Pranke das Hemd aufriss. Er stolperte, fiel zu Boden.

Sofort war das Wesen wieder über ihm. Die Hand griff nach seinem Gesicht und zog den Elfen in die Höhe dem nichts anderes übrig blieb als wild um sich zu schlagen um dem Wesen zu entkommen.
 

Die Axt bohrte sich krachend in den dunklen Fels, ihr Ziel verfehlt und nunmehr quälend unerreichbar für die junge Ork. Schnell wandte sie sich um, suchte hektisch nach etwas, dass sie einhändig als Waffe benutzen konnte, die Schreie des Elfen klirrten laut in ihren Ohren und schienen ihr fast die Wahrnehmung zu verschleiern.

Ein dumpfer Laut erklang, als der kleine Stein an der schummrigen Gestalt des Schemen abprallte und, unweigerlich ohne auch nur den geringsten Schaden an zu richten, klackernd, wie winzig, zu Boden fiel. Dem Schemen entfuhr ein leises, gar bedrohliches Zischen, nicht menschlich, ein unwirklicher, elementarer Laut, der durch die Gebeine der jungen Frau schnellte, wie die kalte Berührung eines scharfen Winterhauches. Fast schon desinteressiert ließ die Kreatur den Mann, gar leichtfertig, aus seiner schwarzen Klaue gleiten und wandte sich zu der Ork um, schien zu verschwinden in den Schatten die die Höhle fest in der dunklen Umarmung hielt.

Und von einem Moment auf dem anderen war er über ihr, schwarz und verschwommen, wie der Schatten, der ihn umgab, gleich eines Umhangs.

Halbzahn wirbelte herum, duckte sich schnell, kaum Sekunden später streifte ein zarter Windhauch ihren breiten Nacken und hinterließ einen blutigen Striemen auf der dunkel grünen Haut. Noch in der Bewegung schwang sie sich hinter den Schemen, stieß sich kraftvoll von dem perfekt glatten Untergrund ab und landete mit einem dumpfen Laut auf den verschwommenen, schwarz verzerrten Schultern des Wesens.

Ihr entfuhr ein erschrockener Laut, als der Schemen seine langen, unnatürlich mutierten Kralen nach ihr ausstreckte, ihre Arme legten sich um den Hals der Gestalt. Dem Wesen entfuhr ein elementarer laut, verzweifelt, gruben sich seine Klauen in das weiche Fleisch der jungen Frau, ungeschickt versuchend sie von sich wegzubekommen, sie drehte das Genick des Wesens immer weiter, spürte den Schmerz durch ihren Körper rasen, als sich die Klauen wie Messerstiche in ihre dicke Haut gruben.

Mit einem Mal erfüllte ein hohles Knacken den Raum und der Schemen zerfiel widerstandslos in schimmernde Schatten, die sich, gleich einem schwarzen Schleier auf den glatten Boden verteilten.

Halbzahn krachte dumpf zu Boden, japste auf, gefangen in Pein und legte schmerzerfüllt den Kopf in den Nacken, als ein plötzliches Grollen die schattenhaften Gebeine der Katakomben erschütterte.
 

„Was habt ihr Wahnsinnige getan!“ Schrie der Blutelf schrill, als überall Felsbrocken zu Boden fielen, „Wir werden alle draufgehen!“ Panisch blickte er sich um, überlegend welchen Weg sie nun nehmen sollten. Ein Felsblock, der einen der zwei Wege, die nicht unbedingt in eine Sackgasse führten, zusammenbrechen ließ, erleichterte ihm die Entscheidung. Er packte die Ork am Kragen und zog sie, mit Kräften die man dem schmächtigen Elf kaum zutrauen mochte, über die Brücke die dem Eingang gegenüber lag. Mit letzter Kraft schafften sie es in dem schmalen Seitengang der von dem Einsturz unbetroffen schien. Erschöpft wollte sich Gendor an den glatten Felsen lehnen, als ein schmerzerfülltes, tiefes Grollen aus der zusammenbrechenden Höhle drang. Dem Worg der Jägerin hatte ein Felsbrocken den Weg zerstört sodass das Tier nun panisch auf dem Brückenstummel hin und her pirschte und versuchte den Felsbrocken auszuweichen.
 

„Názgrel!“ Mit einer schmerzerfüllten Bewegung kroch die Ork aus dem Seitengang hinaus: „Du verdammter Idiot von einem untalentierten Magier!“ knurrte sie dunkel an den Elf gewandt: „Hättest du nicht besser aufpassen können?!“
 

„ICH?!“ Schrie Gendor empört, „ICH hab euch immerhin da raus gezogen!“ Er trat zu der Ork an den Eingang von wo man immer noch den Wolf um sein Leben kämpfen sah. Ein plötzlicher Gedankenblitz durchfuhr den Elf. Schnell kramte er eine alte Schreiberfeder aus seiner Tasche. Er griff den feinen Schafft mit seiner rechten Hand, zeigte auf den Worg und murmelte einige Formeln. Die Feder glühte auf, bevor sie im nächsten Moment ohne irgendeine sichtbare Wirkung verpuffte. Gendor reichte es: „Spring, Flohschleuder!“ Er hatte seine Hände an den Mund gelegt und die Worte in den Raum gebrüllt in der Hoffnung der Worg würde sie über den fallenden Schutt hören... Tatsächlich hörte er ihn, doch anstatt auf sie zu zuspringen blickte er den Magier nur verstört bis wütend an. „Verdammt du Drecksvieh! Spring!“ Wieder keine Reaktion, auch wenn Gendor meinte das der Worg gerne mit seiner Kralle an den massigen Schädel geklopft hätte. „Verdammt Ork! Bring deinen Worg endlich dazu zu springen!“
 

Misstrauisch beäugte die Ork den jungen Blutelf, ihre raubtierartigen Augen verengten sich zu gefährlich schmalen Schlitzen: „Ich schwöre dir, wenn meinen Worg irgendetwas passiert…“

Auf dem fahlen, schmalen Gesicht des Elfen trat ein gequälter Ausdruck, als würde er sich gleich erbrechen müssen, selbst nicht die Worte glaubend, die er sprach: „Vertraut mir einfach!“

Halbzahn starrte ihn fassungslos an, ehe sie schnell den Kopf schüttelte und sich zu der wimmernden Gestalt des schwarzen Tieres wandte, ein einziger, kurzer Moment genügte, als das ihr Gefährte verstand, was sie verlangte, nur noch einmal einen drohenden Blick aus finsteren Augen auf den Elf warf und sich schließlich von der abgebrochenen Kante abstieß.
 

Durch den Zauber des Blutelfen beflügelt, flog der Wolf in hohem Bogen über den gewaltigen Abgrund. Meter um Meter legte der Worg zurück, mit immer ängstlicher werdendem Gesichtsausdruck. Tatsächliche schaffte es das Tier fast bis zur Kante doch etwa einen halben Meter zuvor brach der Zauber plötzlich ab und ließ den Wolf in die Tiefe stürzten. Im letzten Moment konnten Gendor und die Ork vor hechten und die Vorderpfoten des Wolfes zu packen kriegen, „Was füttert ihr dem Tier, Ork? Ein Wolf dieser Größe sollte bei weitem nicht so viel wiegen!“ Keuchte der Elf anhand des Gewichts was an seinem Arm hing und der Tatsache dass er sich nebenbei noch irgendwie in dem glatten Tunnel festhalten musste.
 

Fast schon synchron entfuhr dem Worg, wie der Ork ein empörter Laut in Richtung des Magiers, als das die junge Frau fast schon vergaß ihren tierischen Gefährten festzuhalten, mit einem erschrockenen Jaulen, schnellten die weißen Fänge des Worges hervor und bohrten sich verzweifelt in die Hand des Elfen, sich an ihm hoch zerrend, dem Elf entfuhr nur ein jämmerlicher Schmerzensschrei.

Letztendlich ließ sich der Worg jaulend, wie leise wimmernd auf dem sicheren Vorsprung nieder und entließ die schmale Hand aus dem eisernen Klammergriff der harten Zähne.

„Verdammtes Drecksvieh!“ Der schwarze Worg hob dunkel knurrend den schmalen Kopf in Richtung des Elfes, seine weißen Fänge blitzten bedrohlich in dem huschenden Schatten.

„Hey selbst Schuld wenn deine Arme zu schwach sind einen Worg hoch zu ziehen…“ murmelte die junge Frau leise, fast schon mit mütterlicher Zärtlichkeit krauelte Halbzahn Názgrels wuschliges Ohr und zwinkerte ihm mit einem kindlichen Grinsen zu: „Er hat sich nur etwas gesucht, an dem er sich festhalten kann, nicht wahr?“ Dem Worg entfuhr ein rauer, lauter Laut, der an ein dunkles, gar schon höhnisches Kichern erinnerte.
 

Einen Moment wollte Gendor was erwidern doch ein plötzlicher Schwindelanfall ließ ihn, rückwärts taumelnd, an der Wand hinunter gleiten. Die tiefen Kratzer in seiner Brust begannen bestialisch zu brennen, raubten ihm den Atem, trübten seine Sicht. „Verdammt,“ Schwer keuchend griff er in seine Tasche und kramte eine kleine rote Flasche hervor, die er mit den Zähnen entkorkte und den gesamten Inhalt hinunterstürzte. Tatsächlich betäubte das Gebräu seine Wunden und ließ den Schmerz versiegen, „Okay, Ork.“ Schwach drückte sich der Magier an der Wand hinauf, „Wir können weiter.“
 

Halbzahn nickte langsam, fuhr sich über den schwarzen Haarschopf und besann sich konzentriert ihrer Umgebung, letztendlich zeigte sie in einen halb verschütteten Tunnel hinein, der, absinkend, tiefer in die erde zu sinken schien: „Nehmen wir den Weg, da riecht die Luft etwas mehr nach Wald.“

Den Blutelfen, der noch immer an der Wand lehnte, betrachtete sie nur einen kurzen Moment, ehe sie sich neben ihren Worg nieder ließ, sein flauschiges Ohr sanft mit ihrer Hand umfasste und leise, wie unbemerkt hinein flüsterte: „Ich geb´ ihn eine halbe Stunde, bis er zusammenbricht, pass du auf ihn auf, bitte.“
 

„Ich halte mehr aus als ihr denkt Grünhaut, und habe vor allem bessere Ohren als ihr denkt.“ Gendor hatte sich vollends aufgerichtet und blickte prüfend auf die Weggabelung, „Sicher das wir den Weg nach unten nehmen sollen?“ Schnell kramte er einige Gerätschaften aus der Tasche, betrachtete einige Minuten die Anzeigen und zeigte schließlich auf den Weg nach oben: „Da lang! Da geht’s raus!“ Ohne auf eine Antwort zu warten lief er an der Ork vorbei den Weg hinauf.
 

Halbzahn sah dem Elf unbeeindruckt nach, fast als würde sie einen lupenreinen Juwel betrachten, widmete sie sich ihren schwarzen Fingernägeln, zählte dabei langsam die Sekunden: „…20…“ Ein leises, kaum vernehmbares Tapsen war zu hören, dasselbe immer näher kam, Stück für Stück. Der Blutelf trat, verwirrt blinzelnd wieder aus dem Gang, in den er zuvor gegangen war: „Wie? Ich bin doch immer gerade ausgegangen!“

Der jungen Frau entfuhr ein heiseres lachen: „Gehen wir jetzt meinen Weg?“
 

Leise grummelnd folgte der Gendor der Ork, während er verzweifelt nach irgendeinem Grund suchte warum seine Geräte versagt hatten, als ihm plötzlich etwas einfiel: „Verdammt, Ork! Habt ihr das Buch mitgenommen?“
 

Halbzahn entfuhr ein unterdrückter Schrei, halb kichernd, halb lachend: „Willst du mich veräppeln, Elfchen, dass hast du doch gehabt-„

Mit einem breiten Grinsen wandte sie sich zu dem jungen Blutelfen um, doch von einem kurzen Moment auf den anderen verblasste ihr Lächeln und wandelte sich zu einer schrecklichen Grimasse der Wut: „- oder?! Sag nicht, das du es nicht hast!?“

Ohne zu überlegen, packte sie den Elf an dem roten Hemdkragen, zog ihn zu sich, als dass sich fast ihre Nasen berührten: „WAGE es nicht zu sagen, das du es nicht hast!“

Ein plötzliches, leises Fiepen des Worges, ließ sie das Gesicht von dem Magier abwenden, kurz nickte sie dem schwarzen Gefährten zu, ehe sie den Blutelfen desinteressiert aus ihren harten Griff entließ: „Wir gehe zurück.“
 

„Zurück? Wie stellt ihr euch das vor? Die Höhle ist nur noch eine einzige Lavagrube! Das Buch ist verbrannt! Verloren! Für Immer!“ Panisch begann der Elf im Kreis zu rennen und warf seine Hände über seinen Kopf, „Verdammt! Verdammt! Das ist alles Eure Schuld!“
 

Die schmalen Ohren der Ork zuckten leicht, gar verärgert, als sie sich furios knurrend zu dem Elfen um wand: „Meine Schuld?! Wer hat sich von dem Schemen überwältigen lassen, du oder ich, huh?! Nur weil du jämmerlicher Verschnitt eines drittklassigen Magiers es nicht schaffst ein einfaches Buch festzuhalten?!“

Noch ehe sie es schafft den Elfen wieder am Kragen zu packen, erfüllte ein leises Zischen den Gang, fast schon instinktiv griff Halbzahn mit dem gesunden Arm nach dem Griff ihrer Axt, bemerkte nicht wie sich die Schatte über ihr lautlos zu einer flatternden Gestalt formten….
 

„Der Schemen!“ Keuchte Gendor. Vor Schreck verlor er das Gleichgewicht. Panisch krabbelte er vor dem Wesen weg als ihm ein eckiger Gegenstand im Torso des Wesens auffiel, „Das Buch!“ Gendors Gesichtszüge hellten sich merklich auf, bevor sie wieder erkalteten als er sah wie die Ork mit der Axt kurz davor war den Schemen zu zerteilen, „Haltet ein, Verdammt! Oder wollt ihr das Buch endgültig vernichten?“
 

„Oh und was soll ich an stelle von Verteidigung tun, oh großer Magier?!“ knurrte sie wütend in Richtung des Elfen: „Hingehen, ihn bitten mich nicht zu zerfleischen und nach dem Buch bitten?!“

„Das wäre eine Lösung…“

„Oh du verdammter-…!“

Mit einem kreischenden Laut ließ der Schemen seine Klaue niedersausen, Halbzahn schnaubte verächtlich und stoppte den kränklich dünnen Arm des Wesens mit dem Schaft ihrer Axt: „Elf jetzt hol dir dieses dumme Buch!“
 

Ohne zu zögern, oder nachzudenken was bei dem jungen Magier höchst selten war, griff Gendor mit seiner verletzten rechten Hand in das Wesen. Die Nebel fraßen sich in das weiche Fleisch des Elfen und als er die Hand endlich mitsamt dem Buch wieder herauszog war nur noch ein skelletiertes Etwas übrig was von einer dünnen geschwärzten Haut überzogen war. Der Elf ließ das Buch fallen und begann, laut schreiend, auf dem Boden herumzuwälzen. Die Schmerzen übermannten ihn bis nach einigen endlosen Minuten sie ihn endlich in die Bewusstlosigkeit getrieben hatten.
 

„Verdammt!“ Mit einem ächzenden Laut drehte sich die Ork zur Seite, das Wesen kreischte auf, als seine aufgewandte Kraft ihn aus dem Gleichgewicht brachte, in einer fließenden Bewegung stemmte Halbzahn ihre gesunde Hand gegen die Erde, stieß sich schnell von Boden ab und schien ihre Hüfte fast schon unnatürlich zu verdrehen, als ihre Hacken hart auf den verschwommenen Körper der Kreatur trafen. Von der Wucht erfasst krachte es gegen die Wand, noch in der Bewegung rollte sich die Ork zu dem Blutelfen hinüber und warf sich den schmächtigen Körper über die heile Schulter: „Názgrel, nimm das Buch mit!“ Schrie sie noch, doch beachtete sie das Geschen hinter sich nicht mehr, als sie den Gang entlang eilte, es genügte ihr, als dass sie das wilde, immer näher ziehende Kreischen der Kreatur hörte, deren lange Finger nach den Abenteurern griffen.

Plötzlich gab der Stein unter ihr mit einem tiefen Dröhnen nach.
 

„Was passiert hier, Ork?“ Alles begann sich um den Elfen, die Ork und den Worg zu drehen. Farben verschwammen in einem ewigen Strudel, Zeit und Raum verschwammen zu einem nichts, bis plötzlich alles wieder normal war und Gendor, panisch um sich schlagend, vor einem hoch gewachsenen, schwarzhaarigen Mann auf dem Boden lag.

Es dauerte einige Minuten bis er sich endlich im Klaren darüber war was er gerade machte. Ein roter Schimmer stieg in sein Gesicht als er sich verlegen aufrichtete, „Oh..äh...wo sind wir?“
 

Halbzahn rieb sich den pochenden Schädel, sie blinzelte verwirrt und versuchte das Schwindelgefühl, was sie gerade zu auf den Boden heftete, zu vertreiben: „Keine Ahnung…“ Ihr Blick fiel schwach auf die stumm verweilende Gestalt und ein tiefes Knurren entrann ihrer schmalen Kehle, angesichts der plötzlich ausgehenden Bedrohung sträubten sich angewidert ihre Nackenhaare automatisch wollte sie ihre Axt ziehen doch griff ihre breite Hand ins Leere: „Elfchen, wer zum Teufel ist das?!“
 

„Woher soll ich das wissen?“ Der Schmerz in seiner rechten Hand brachte ihn in die Realität zurück.

„Ihr habt das Buch gefunden großartig.“ Die Stimme des Mannes war freundlich, aber gleichzeitig derart überzeugend das Gendor sich zurückhalten musste ihm das Buch sofort zu geben.

„Wer sind Sie?“
 

Der Mann lachte leise, kaum merklich ohne Wärme oder Freude, als dass es Halbzahn eisig das Mark in den Knochen gefrieren ließ: „Das ist nicht von Bedeutung, nun gebt mir das Buch und alles ist gut…“

Er streckte die schwarz behandschuhte, fein gliedrige Hand zu den an Boden sitzenden, doch ließ ein tiefes Knurren von der Ork ihn fast schon schreckhaft inne halten: „Gib mir meinen Sold und wir können über das Geschäft reden…“

Die bleichen Lippen des Mannes formten sich leicht zu einem Lächeln und entblößten perfekt weiße Zähne: „Mein liebes Kind, Ihr seid zu närrisch wirklich zu glauben ich würde Euch Gold dafür bezahlen…“

Das fahle Gesicht des Mannes wandelte sich zu einer verzerrten Fratze, seine Zähne wurden spitz, wie die Fänge eines Raubtieres, unter der mondgleichen Haut bildete sich der Schwache Schein von mächtigen Schuppen.
 

„Ein Drache!“ kreischte der Elf panisch, „ein verdammter Schwarzdrache!“ So schnell es ihm seine verletzte Hand erlaubte packte er das Buch, richtete sich auf und viel gleich wieder der Länge nach zu Boden weil er, in der Hektik, loslief ohne auf seine Beine zu warten, die immer noch vor Schreck wie gelähmt waren.

„Kleines Elfchen,“ Die Stimme des Drachen hatte sich zu einem gewaltigen dröhnen entwickelt was durch die Höhle hallte, „Gebt mir das Buch, ihr habt keine andere Wahl!“

„Niemals!“ Gendor umklammerte das Buch und rutschte langsam vor dem Drachen weg, „Eher sterbe ich, als bevor ich dieses Wissen Nefarian überlasse!“

„Wenn das Euer letzter Wunsch ist. Dann sterbt für das Buch.“
 

Der Drache warf den massigen, schwarzen Kopf in den Nacken, seine Nüstern blähten sich mit einem dunklen Brummen auf, bereit für den tödlichen Feuerstoß, die schwarzen Flammen züngelten in der Luft, strömten auf Halbzahn und den Blutelfen zu wie eine heiße, obsidianfarbene Welle, schon stieg der junge Frau der ätzende Gestank von verbrannten Fleisch in die feine Nase, ihre Augen weiteten sich mit jeden Zentimeter da die tödliche Mauer auf sie zu rollte, mehr.

Plötzlich ließ ein markerschütterndes Brüllen die Höhle erbeben, die Flammen fegten wild über sie hinweg, harmlos und weiß, wie von jedem Funken Dunkelheit gereinigt. Halbzahn blinzelte, schaute verwirrt hinab auf ihre Hände als könnte sie es nicht fassen, das sich noch ans kostbare Leben klammerte: „Was…?“

Der massige Körper des Schwarzdrachen krachte mit einem lauten Dröhnen zu Boden, ließ das dunkle Gestein unter seinen Tonnen widerstandslos splittern, als eine andere, schlankere Gestalt ihn zu fall brachte: „Du schon wieder!“ drang die tiefe Stimme des obsidianfarbenen Leviatans, gleich eines Bebens, durch den schmalen Gang.

Über ihn bildeten sich schlank und schmal die Umrisse eines echsenartigen Körpers ab, frostblau im finsteren Zwielicht schimmernd, gleich eines Irrlichtes.
 

Halbzahn griff instinktiv, angesichts der zwei riesigen Drachen, dieselben Gestalten nicht aus den Augen lassend, nach den schmalen Arm des Blutelfen: „Elfchen, lass uns verschwinden!“
 

„Seid ihr wahnsinnig?“ Mit seinem ganzen Gewicht lehnte er sich gegen das Gewicht der Ork, „Wisst ihr wie wenige Augenzeugen es von einem Kampf zwischen Drachen gibt, die man noch befragen könnte?“ Er riss seinen Arm los, ließ sich auf dem Boden nieder und zückte ein Notizbuch, „Erstaunlich was man für Informationen bekommen könnte!“ Entzückt begann er in krakeliger Handschrift möglichst alle Details auf seinen Block zu schreiben.
 

„Was meinst du WIESO es so wenige Zeugen gibt?“ Mit aller Kraft die ihr gesunder Arm ihr bieten konnte, packte sie den Elfen um die Taille und hob ihn von den schmalen Füßen, derselbe zappelte wie ein glitschiger Fisch und versuchte sich stur ihren Griff zu entwenden, was in einem, von zumindest ihrer Seite, stummen Kampf, ausartete, während sie gequält versuchte sich von der Stelle zu bewegen, während der Blutelf sich mit jedem verfügbaren Mittel gegen sie stemmte.

Hinter ihnen schlug der blaue Drachenleib mit einem ohrenbetäubenden Krachen auf den steinernen Boden, ließ riesige Brocken sich aus dem Boden lösen und wie todbringende Pfeile hinab regnen. Halbzahn spürte einen Luftzug neben sich, wandte sich mit einer schnellen Bewegung um, ehe sie eine kräftige Staublawine fast widerstandslos von den schlanken Füßen riss und sie gleich eines Sturmschlages auf den harten Steinboden schleuderte.
 

„Wisst ihr was, Ork? Ihr habt recht.“ Panik hatte Gendor ergriffen, der er sich nun widerstandslos hingab. Hastig griff er mit der gesunden Hand nach dem Buch und versuchte sich mit der mumifizierten aufzurichten, was wegen den bestialischen Schmerzen misslang, die durch seine verätzten Nerven schossen. Er fiel wieder in den Staub, wo er kurz überlegend liegen blieb, bevor er sich mit der gesunden Hand aufrichtete und dann nach dem Buch griff, „Lauft Ork!“ Er warf einen kurzen Blick über die Schulter um nach der Grünhaut zu suchen, die allerdings schon fast am Ausgang war. Ein Brüllen des Schwarzdrachen, als ihm der Blaue in den Hals Biss gab ihm den Startschuss loszurennen und tatsächlich stand er wenige Minuten später am geliebten Tageslicht.
 

Ende von Kapitel 2.
 


 


 

Vielen Dank für das Kommentar! :3

Kapitel 3:

Das dichte Grün huschte an ihnen vorbei wie ein dichter, monotoner Schleier, Halbzahn stolperte gar hilflos über die dicken Wurzeln und das weiche Geflecht aus Moos und Gras unter ihren ledernen Stiefeln . Ein letztes Mal durchbrach sie die dichte Mauer aus Buschwerk, nur um prompt über eine halbzerfallene, schlecht gepflasterte Straße zu stolpern, ihr Atem ging rasch aus ihrer breiten Brust, sie konnte sich nicht erinnern jemals so gerannt zu sein. Mit einem letzten Aufatmer stützte sie ihre zitternden Hände auf die weichen Knie und beugte sich nach vorne, eine Pause, nur eine keine Pause bis sie weiter nach Camp Mojache wandern würden…

Mit einem heiseren Aufschrei platzte der Blutelfmagier hinter ihr durch das Unterholz , strauchelte, als sein Fuß gegen einen der frech hervor stehenden, hohen Steine schlug und mit dem schmalen, feinzügigen Gesicht voran auf die Straße klatschte, der jungen Ork entfuhr ein resignierter Seufzer schlug die Jägerin ihre hand gegen die Stirn und schüttelte tadelnd den Kopf, als ein plötzlicher Laut sie zusammenzucken ließ.
 

Schwach hob Gendor das Gesicht vom Asphalt und blickte in die Richtung aus der das Geräusch kam, „Na Klasse. Eine sprechende Kuh. Ork! Ich glaube wir sind tot.“ Er ließ das Gesicht wieder auf den Schotter sinken. Zu seiner Verteidigung sollte man erwähnen dass sein Einschätzungsvermögen durch das Adrenalin leicht beschränkt war und er noch nie zuvor bewusst einen Tauren gesehen hatte.
 

Instinktiv schlug die junge Frau ihre breite Hand gegen die Stirn, ehe sie sich nervös lächelnd zu den Karren des Tauren wandte, dessen Fahrer das Duo nur missbillig beobachtete, während das gräuliche Kodo, dasselbe brummend vor den Karren gespannt war, nur nervös mit dem Schwanz peitschte: „Er ist immer so…“ murmelte sie leise und, als wolle sie ihre Aussage unterstützen wirbelte sie mit der grünlichen Handfläche vor ihrem grobzügigen Gesicht herum und vollführte eine ausladende, zweideutigen Geste in Richtung des Blutelfen.

Dem Tauren entfuhr nur ein gehässiges Schnauben, den Blutelfen nicht beachtend, der anscheinend gerade stumm flüsternd und wie gebannt auf den murrenden Tauren starrend, sein Testament verfasste: „Seid Ihr auf den Weg zum Camp, junges Fräulein? Soll ich Euch mitnehmen?“

Halbzahn senkte langsam den Kopf, bevor sie freundlich lächelnd das Wort mit rauer Stimme erhob: „das braucht Ihr nicht, wir-„

Ein plötzliches Grölen durchbrach die Stille der grünen wand, ließ die uralten Bäume erzittern und ihre Äste bedrohlich im verflochtenen Walddach knarren, als würden sie von der anrückenden Gefahr warnen: „- Kommen sehr gerne mit!“

Mit einer schnellen Bewegung packte sie den Blutelfen am Kragen und sprang auf den hölzernen, alten Karren auf, derselbe bedächtig unter den zusätzlichen gewicht knirschte: „Fahrt los! Schnell!“
 

Gleich im Vollrausch sah Gendor die Welt wie durch einen glasigen Schleier. Er war Tod. Er musste Tod sein. Das gemächliche Schunkeln des Wagens passte zu der merkwürdigen Musik die in seinem Kopf dröhnte, „Sagt mal Ork. Wenn wir Tod sind können wir dann eigentlich fliegen?“ Lallte der Magier und richtete sich schwankend auf, „Genial! Ich schreibe eine Abhandlung über das Leben in der Nachwelt, das kann ich sicher als Meisterarbeit abgeben.“ Er war am Rand des Wagens angekommen und wollte sich gerade mit ausgebreiteten Armen in den Wald stürzen als eine grüne Hand ihn zurückzog, grob auf den Boden presste und ihm eine schallende Ohrfeige verpasste die ihn Augenblicklich in die Realität zurückholte.

„Das Buch! Wo ist das Buch!“ Panisch blickte er sich um bis er es schließlich direkt neben sich liegen fand, „Wir haben es geschafft Ork! Mit dem Wissen in diesem Buch könnten wir die ganze Welt beherrschen.“ Verliebt schloss er den abgewetzten Ledereinband in die Arme, bevor er es neugierig öffnete. Goldener Sand rieselte zwischen den Seiten heraus und verschwand in den Ritzen des Wagens, was den Elf aber nicht sonderlich interessierte da er schon in den ersten Seiten vertieft war auf denen irgendein Idiot wohl seinen letzten Willen verfasst hatte was die ursprünglichen Formeln recht unleserlich gemacht hatte.
 

„Ich will nicht wissen, was passiert, wenn du einen Eberschnaps runterwürgst…wenn so ein kleiner Adrenalinschub das mit dir anstellt…“ murmelte Halbzahn geistesabwesend und lehnte sich in dem Karren zurück, den Blutelfen gegenüber genau im Auge behaltend, wie ein Jäger den unaufhaltsam näher heran rückenden Verfolger: „He. was steht da drin?“

Doch der Blutelf hörte sie nicht mehr , schon war er gefangen in seiner kleinen, rosa Welt von Formeln und Zaubersprüchen, als das Halbzahn nur ein empörter Laut über die Lippen kam und sie demonstrativ beleidig den Kopf von ihm abwandte und zu dem alten Tauren auf dem Fahrersitz krabbelte, dieselbe breite gestalt brummte belustigt über Gendor in seinen vollen Bart hinein: „ Ist schwer mit ihm, oder?“

Gerade wollte Halbzahn erleichtert bejahen, als ein dunkler Schatten über sie hinweg huschte, begleitet von einem lauten Zischen, als würde lederne haut die Luft wie Messerklingen durchschneiden, wie in einem Überlebensinstinkt riss Halbzahn den Kopf in die Höhe, zu spät, den das monströse Wesen stürzte schon auf den Karren hinab, wie ein Adler auf ein wehrloses Lamm.
 

Der Kodo vor dem Wagen ging durch als sich der gewaltige Laib des Drachen vor ihnen auf die Straße warf. Einige male stieß das Zugtier den Wagen nach links und rechts dann brach er aus dem Joch und preschte in den Wald. Gendor hatte von all dem nichts mitbekommen, erst als das Kodo durchging war auch er auf der Ladefläche, in einige Säcke geschleudert worden, was ihn beim lesen doch erheblich störte, „Ork sagt dem Kutscher er soll vorsichtiger fahren.“

Er bekam keine Antwort also blickte er von den Formeln auf, „Was ist eigentlich mit meiner Hand passiert?“ Fragen betrachtete er die schwarze verlederte Haut, bis er die ungläubigen Blicke der Ork und des Tauren bemerkte, die starr nach vorne gerichtet waren.
 

Der blaue Drache senkte seinen schmalen, majestätischen Kopf gegen den schlecht gepflasterten Boden, gelbe, echsenartige Augen schlossen sich bedächtig, ehe er die dröhnende Stimme erhob: „Taure, verschwinde, dies ist nicht Eure Angelegenheit.“

Fast wie in Trance nickte der Taure mit offenen Mund, sprang von seinen alten Karren, zu fassungslos um irgendwelche Handlungen des Widerstandes zu bilden, rannte er in die dichte Decke des Grüns hinein. Der blaue Leviatan wandte sich mit einer leichten, gar sanften Kopfbewegung zu den verweilenden Sterblichen: „Und nun zu euch Beiden…“

Vorsichtig öffnete der Drache seine blau gepanzerte, langfingrige Klaue, worauf, schnell wie ein Schatten der schwarze Worg heraus sprang und sich jämmerlich winselnd auf Halbzahns Schoß warf, als dass sie fast ruckartig vom knarrenden Karren fiel.

„Gebt mir das Buch, es ist besser für euch Beide.“ Die grollende Drachenstimme ließ das schwarze Fellbündel auf Halbzahns Beinen zusammenzucken und seinen breiten, zitternden Kopf an ihren Bauch drücken, worauf die junge Ork nur leise nach Luft schnappte: „Klar.“ Presste sie hervor und starrte misstrauisch, gar argwöhnisch aus dem Schatten ihres dunklen Haarschopfes zu der massigen Gestalt hinauf: „Als hätten wir nichts besseres zu tun die Laufburschen für so eine Echse wie Euch zu sein.“
 

„Wenn euch diese Form nicht gefällt reden wir auf Augenhöhe, Ork.“ Die Drachin machte einige Schritte nach vorne wobei sich ihr Körper bei jedem Schritt veränderte bis sie schließlich in Form einer jungen Blutelfe vor dem Karren stand, „Ist euch diese Form genehmer?“ Mit der typischen, arroganten Geste einer Blutelfe wischte sie sich einige Haarstränen ihres rabenschwarzen Haarschopfs aus dem Gesicht.

Gendor hatte von dem Drachen derweil nicht viel mitbekommen. Er war damit beschäftigt den Fahrerbock des Wagens zu erklimmen, was sich als recht schwierig erwies da seine eine Hand unbrauchbar war, und er mit der anderen immer noch das Buch umklammerte. Schließlich gab er auf, stieg vom Wagen und lief leise fluchend um den Karren herum.

Er brauchte einen Augenblick um die Gestalt der Blutelfe zu bemerken, die ihn, und vor allem das Buch, aufmerksam musterte, „Hallo!“ Seine Miene hellte sich sichtlich auf, „Nicht gedacht in so einem Drecksloch so nette Bekanntschaft zu treffen!“
 

Halbzahn schlug theatralisch knurrend die breite Hand gegen die Stirn: „Bei den Geistern, merkst du überhaupt etwas Elfchen?“

Nazgrel gab fast schon zeitgleich einen leisen Laut von sich und schüttelte den schwarz pelzigen Kopf, die junge Ork schaute nur mit grimmigen Blick auf ihn hinunter, worauf die leicht angekohlten Ohren des Worges sich eingeschüchtert an seinen Kopf legten: „Ach plötzlich bist du auf meiner Seite, hm? Aber zuvor lässt du dich einfach von dem Drachen fangen und jaulst nicht mal nach mir.“

Mit mürrischen Blick beobachtete sie das schwarze Knäuel, das ihre Beine schmerzhaft einquetschte und die gesamte Sitzbank unter seinem massigen Gewicht, wie muskulösen Körper, knarren ließ, seine wirkende Gefährlichkeit jedoch mit seinem jämmerlichen Winseln einbüßte: „Vergiss es, Kleiner, die Welpentour funktioniert nicht mehr.“

Genervt verdrehte Halbzahn die kindlich blauen Augen und wandte sich mürrisch blickend wieder der blauen Drachin zu, ihre mandelförmigen Seelenfenster verengten sich zu schmalen, gar argwöhnischen Schlitzen, als sie bemerkte, wie Gendor sich eindeutig zu gut mit einer sprechenden Echse verstand…
 

„Und was treibt euch in diese Gegend?“ Gendor hatte sich elegant gegen den Wagen gelehnt und seine verkümmerte Hand hinter seinem Rücken versteckt.

„Ich will das Buch Elf!“ Die Elfe blickte den Magier, halb wütend, halb verwirrt an.

Gendors blick wurde leicht misstrauisch, auch wenn er immer noch von der hübschen Gestalt betört war, „Das ist mein Buch. Aber wenn ihr mal einen Blick hineinwerfen wollt dann lass ich sicher mit mir reden.“ Er warf der Elfe, auf deren Stirn langsam eine Vene zu pulsieren begann, einen zweideutigen Blick zu.

„Ihr habt keine Ahnung Elf, oder?“ Fauchte die Drachin und wand sich wieder zu der Ork, in der sie einen wesentlich besseren Gesprächspartner sah, „Mein Name ist Derygosa, und ich brauche das Buch wirklich dringend. Was euren Auftrag angeht, ich werde mich darum kümmern gebt mir einfach das Buch.“
 

„Könnt Ihr auch dafür sorgen, dass ich den Elf hier nie wieder sehe?“ Halbzahn krauelte unbeeindruckt das wilde Fell ihres Worges, ein leichtes Kribbeln zeugte von ihren eingeschlafenen Beinen, doch selbst als ein sachter schmerz ihre Glieder hinauf kroch, ließ sie sich nicht anmerken.

Die Drachin nickte leicht, ihr schwarzes Haar raschelte leise um ihre bleichen Züge, gleich eines dunklen seidenen Schleiers: „Alles was Ihr wollt.“

Mit einem gar schon ohrenbetäubenden Knall löste die junge Ork eines der morschen Bretter des Karren und legte es geschickt, wie eine Angelrute über ihre muskulöse Schulter, ehe sie sich zu dem Magier wandte: „Okay, Elfchen, gib das Buch her.“

Der Blutelf warf ihr einen abwertenden Blick aus leuchtend grünen Augen zu, fast schon misstrauisch ging er einen Schritt zurück: „Ork, wieso sollte ich-?“

Ein schmetterndes Krachen ertönte, als das Brett auf den Kopf des Elfen niederfuhr, die grünen Lippen der Ork teilte ein zufriedenes Lächeln, gar versonnen sah sie zu wie der junge Elf in sich zusammenbrach: „Rache, süße Rache…“

Die Drachin blinzelte kurz, beugte sich schließlich mit einem seidigen Rascheln ihrer blauen Robe hinunter und richtete sich galant, zu anmutig und schön für ein sterbliches Wesen, wieder auf: „Ihr Sterblichen habt sehr….merkwürdige arten der Überzeugung…“

Halbzahn winkte versonnen Grinsend, als wäre gerade eben der frieden auf erden eingekehrt, ab: „Er hat es verdient…was wird jetzt mit dem Buch passieren?“
 

„Ich nehme es mit.“ Derygosa nahm das Buch aus den Händen der Ork, „Es ist besser wenn ihr nicht mehr wisst, vertraut mir.“ Sie verstaute das Buch in ihrer Tasche, die locker um ihre Taille hing, „Ihr tut gut daran wenn ihr nicht mehr über den Auftrag redet. Tut so als wäre das alles nie passiert.“
 

Halbzahns Ohren zuckten leicht, fast wie auf Kommando verdunkelte sich ihr Blick zu einer finsteren Grimasse: „Ich habe mein Leben riskiert um dieses Buch zu bekommen und sogar die Zeit über diesen wandelnden….diesen Elf hier, ertragen. Ich WILL wissen warum und wieso Ihr es nicht selbst geholt habt, wenn Ihr Drachen doch angeblich so stark seid.“

Schon instinktiv wanderte ihr gesunder Arm von Nazgrels breiten Kreuz, bereit ihn auf die Drachin los zu lassen.
 

„Ihr habt eure Antwort bereits.“ Die Leviathan lachte auf, „Wir sind zu stark. Wäre einer der Meinen da hineingegangen wäre sämtliche Fallen hochgegangen und es wäre nicht mal eine Schuppe übrig geblieben. Ihr seid im wahrsten Sinne des Wortes unter dem Zaun hindurch gekrochen.“ Die feinen Züge der Elfe blickten die überraschte Ork belustigt an.

Gendor, derweil, war wieder zu Bewusstsein gekommen und begann seine Gedanken zu ordnen. Seine rechte Hand tat immer noch weh, er schien immer noch im Dschungel zu sein, nur dass seine linke Hand leer war schien ihm etwas merkwürdig. Er brauchte einige Augenblicke bis er mit einem Aufschrei sich aufrichtete, „ORK! Das Buch!“ Panisch blickte er sich um und sah die Drachin die ihn interessiert musterte, „Gebt uns das Buch zurück verdammt! Ork! Wollt ihr keinen Sold, oder warum gebt ihr das Buch so einfach her?“

„Soll ich ihn noch mal eins mit dem Brett…?“ die Drachin verneinte mit einem weichen Lächeln auf Halbzahns, durchaus höflich gemeinte, Frage: „Elf, habt Ihr es immer noch nicht verstanden?“ als die Drachin sprach blitzte kurz die echsenartige Pupille in dem Meer aus leuchtenden Grün der Blutelfenaugen auf: „Ich bin Euer Auftraggeber…“

„He, einen kurzen Moment mal!“ Halbzahn blinzelte resigniert und wandte ihren Blick zu Gendor, derselbe den ihren nur zögernd erwiderte: „Ihr sagtet eben das ihr zu starke arkane Energie in Euch bündelt, Drache, wieso konnte er den mitkommen?“
 

„Er ist nur ein Blutelf, und nicht mal ein besonders starker.“ Sie machte eine abfällige Geste, „Selbst zwischen einem Magister der Arkanen Kunst und einem blauen Drachen ist noch ein Unterschied wie Mensch und Ork“ Etwas mitleidig blickte sie auf den Elf der schmollend in den Wald schaute, „Aber ich möchte nicht das wir Drachen als undankbar gelten,“ Schnell griff sie das Handgelenk des jungen Magiers und hob es in die Höhe. Mit ihrer freien Hand bündelte sie magische Energien und begann damit auf die Hand einzuwirken. Als sie endlich fertig war betrachtete Gendor ihr Werk verdutzt, die Schmerzen waren verschwunden, und er konnte die Hand wieder ohne Probleme bewegen, „D-Danke.“ stotterte er verlegen.

„Keine Ursache.“ die Elfe lächelte beiden noch mal zu, dann verwandelte sie sich, und hob mit einigen Gewaltigen Flügelschlägen vom Boden ab.

„Netter Drache.“ Gendor hatte einige Augenblicke gebraucht bis er wieder etwas gesagt hatte, „Anstatt euch euren Sold zu geben hat sie meine Hand geheilt“
 

Als hätte man sie mit kalten Wasser übergossen zuckte Halbzahn zusammen, sprang auf, als das Nazgrel mit einem jämmerlichen, leisen Jaulen vom hölzernen Karren krachte: „HEY warte Mal! Er hat Recht!!! Was ist mit MEINER Belohnung!?“

Der Gigant hatte sich schon in die Lüfte erhoben, wandte galant seinen echsenartigen Kopf hinunter, weiße Reißzähne blitzten wie feinste Diamanten, als sie sprach: „Es ist noch nicht vorbei.“

„Es ist noch lange nicht vorbei…“ klang es geheimnisvoll, wie das Flüstern des Windes durch das dichte Dickicht.

„Was ist mit meinen Geld!? Hey komm zurück!“ heftig mit den breiten Armen fuchtelnd brüllte sie der bläulichen Gestalt hinterher, ehe dieselbe in der weißen Umarmung der Wolken verschwunden war. Resigniert, gar verzweifelt seufzend ließ sich Halbzahn zurück auf die alte, hölzerne Bank sinken, den Kopf hoffnungslos von den breiten Händen haltend: „Verdammt der Gastwirt bringt mich um, wenn ich meine Schulden nicht bald bezahle.“
 

„Pfü.“ Gendor schüttelte den Kopf, „Wenn ihr unbedingt Geld braucht verkauft einfach den Flohfänger. Ein paar Bronzestücke bekommt ihr sicher noch.“ Gendor konnte im letzten Moment seine Hand in die Luft reißen bevor sich der Worg in sie verbeißen konnte.

„Ha...aaah“ Er wollte gerade spöttisch auflachen als Nazgrel kurzerhand sein Ziel wechselte und seine Zähne in das Bein des Magiers schlug. Einige male Schlug Gendor mit dem Bein bevor der Worg endlich losließ sodass Gendor rücklings ins Gras fiel, „Ich hoffe inständig sie hatte unrecht und es IST vorbei. Ihr macht mich wahnsinnig Ork!“
 

Ende
 

Wir hoffen es hat euch gefallen :)

Bis zur nächsten story! :D

mfg

Bai-Feng

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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von: abgemeldet
2010-07-26T09:30:38+00:00 26.07.2010 11:30
Hihi, die arme Halbzahn tut mir richtig leid. So einen wandelnden Bündel Chaos hat keiner verdient^^
Ich hätte da eine Frage an dich.
deine Geschichte hat mir so toll gefahlen, dass es mir nun in den fingerspitzen kribbelt sie zu zeichnen. Darf ich es machen. Dass ich dich als Autor benenne ist selbstverständlich.
Von:  Miruel
2009-06-08T18:18:56+00:00 08.06.2009 20:18
Huhu *winkt*
Danke für die Nachricht zum 3 Kapi ^^

Also ich muss sagen, es war ein interessantes Ende - und wie immer sind mir einige Kleinigkeiten aufgefallen.

Wie im Kapitel zuvor war wieder dies mit den ganzen "gar" und den langen Satzgefügen, was mich ein wenig störte.

Ansonsten innhaltliches:

Asphalt - in Ordnung...aber wo in Azeroth sind die Wege asphaltiert ^^° Ich kenn' da nur gepflasterte oder lehmige Wege - Asphalt ist doch etwas neuzeitiger.

Im ersten, was der Schreiber von Gendor geschrieben hat, ist der letzte Satz ein Kommentar des Autors - an sich kann man dergleichen machen; manchmal ist es auch ganz interessant oder witzig; - aber dort stört es meinem Empfinden nach nur den Lesefluss und passt nicht recht.

Dann der Ausdruck "Adrenalinschub" - für moderne Geschichten an sich ok; bei Fantasy eher ungeeignet, da ich bezweifel, dass in Fantasywelten - die ja großteils mittelalterlich angehaucht sind - Dinge wie Adrenalin und ihre Wirkung schon bekannt sind. ^.~

Zum Erscheinungsbild der Ork(in) - können Orks blaue Augen haben?
Ich dachte bisher, die ham eher schwarze/braune Augen (oder auch rot und glühend, wenn unter dämonischem Einfluss ^.~)
Aber ich lass mich was so was angeht gern belerhren.

Die Stelle, wo Halbzahn das "kleine Problemchen" mittels einsatz des sprichwörtlichen Brett-vorm-Kopf löst find ich einfachn nur genial.
Handfeste, simple Lösung, die gut zu einem Ork passt. ;)
Nur wundert mich, dass das Elfchen so schnell wieder auf den Beinen ist - so ein Ork hat ja immerhin einiges an Kraft und schlägt auch dementsprechend zu - auch wenn ich Elfen ihre Robustheit keineswegs absprechen will...aber Magier?...XD ...Die sin' Nahkampfmäßig ja ohnehin eher instabil
...Oder er hat 'nen harten Holzkopf ^^°

Eine kleine "Unstimmigkeit", die mir noch ins Auge gesprungen ist:
Irgendwo in den vorherigen KApiteln wird die Ork(in) am Arm verletzt - im dritten Kapitel schlägt sie wieder vergnügt zu und rudert mit den Armen - entweder ist sie extrem hart im Nehmen, oder ihre Nerven sind arg abgestumpft ^^°

Aber an sich ein schönes "Ende"
- auch wenn ich bezweifel, das es ein solches ist.
Zwischen den Zeilen las ich, dass ihr scheinbar an einer Fortsetzung der Geschichte mit diese unfreiwilligen, chaotischen Gefährten arbeitet oder sie zumindest plant.
Sollte es zu einer solchen kommen, dann gebt mir bitte bescheid.
Ich würd' mich freuen, mehr von diesem Duo zu lesen und was für ein Buch dies ist und was die Blaudrachen damit wollen, und die Schwarzdrachen, und.... ^^

Auf jeden fall gefällt mir die Story^^

lg
Miru

Von:  Miruel
2009-06-07T16:51:49+00:00 07.06.2009 18:51
Soho^^
Nun falle ich mal wieder über eure Story her und geb' meinen Senf dazu. ;)

Vom Inhalt her finde ich die Geschichte nach wie vor interessant - auch das System der zwei verschiedenen Schreiber funktioniert bei euch gut.
Rein Loretechnisch ist mir nichts aufgefallen, was man anmerken könnte - aber da ich kein Experte bin heißt das nichts ^^°

Nun zu Wortwahl, Satzbau und Co.:

Mir ist aufgefallen, dass der Schreiber der Orkin ziemlich oft "gar" benutzt - und zwar meist in recht nah beieinander stehenden Sätzen.
Manchmal wäre ein Synonym vielleicht eine bessere Wahl, da die Sprache sonst irgendwann gestelzt und künstlich klingt - was vor allem bei Orks nicht sonderlich gut wirkt.

Dann benutzt einer von euch - ich glaub, es war wieder der Schreiber der Orkin - scheinbar ziemlich gerne lange, lange Schachtelsätze.
An sich mag ich solche Sätze - und sicherlich zeigen sie, dass der Schreiber was kann, wenn er sich im Satzgefüge nicht verheddert - aber es wäre an manchen Stellen einfacher und besser zu lesen, wenn man aus einem ewig langen Satz mit hunderten Nebensätzen vielleicht zwei - drei kürzere Sätze machen würde.
Sonst kann es dem Leser nämlich auch passieren, dass er - wie ich ^^° - mitten im Satz den Faden verliert und den ganzen Satz nochmal durchlesen muss. Und grade bei schwierigen Stellen kann das manchem den Spaß am weiterlesen nehmen.

Zu Unschönheiten in Sätzen:

Irgendwann steht irgendwo so was wie "dann packte der Gendor die Orkin".
Das "der" vor dem Elfen ist zuviel des Guten ^.~

Und zur Wortwahl:
Da "okay" in meinen Augen ein eher neumodisches Wort und ein Anglizismus ist, würde ich es lieber durch einen synonymen deutschen Ausdruck ersetzen.
So was wie: "in Ordnung" oder dergleichen.
Sachen wie "Okay" nehmen der Fantasy - im deutschen - irgendwie ein wenig die Wirkung.

Wie immer sind dies alles persönliche Meinungen und Eindrücke und müssen nicht von allen so empfunden werden.
Also lasst euch von meinen Kommentaren nicht entmutigen. ;)

Euch beiden viel Spaß noch beim weiterschreiben - ich erwarte das nächste Kapitel mit Spannung.

lg
Miru
Von:  Miruel
2009-05-25T20:19:00+00:00 25.05.2009 22:19
*sich umblick*
...Hmmm...Hier steht ja noch gar nichts....
Schade - aber dann bin ich hier die Erste ^-^

Ich finde den Anfang der Geschichte gelungen. Einfach nur gelungen.
Ein sehr schönes Rezept wie ich finde:
Man nehme eine misslaunige Ork-Jägerin sammt Worg,
gebe einen etwas geschwätzig und nervtötenden Blutelfmagier hinzu
und mixe alles bei wachsender Abneigung unter Zugabe einer dringlichen Mission zu einer interessanten Geschichte, die einen schmunzeln lässt.
^.^

Ich persönlich finde die Ork/Orkin(?)...egal...sehr gut beschrieben. Man kann sie irgendwie verstehen.
Den Ausdruck "Psychophat"(keine Garantie für richtige Schreibweise...) finde ich für einen Ork ...nun gut...eigentlich für den Großteil der Horde... unpassend. Einen einfacheren, bodenständigeren Ausdruck hielte ich für passender - aber wie gesagt: persönlicher Eindruck.

Aber auch dem Schreiber des Magiers mein Lob.
Ich mag den leicht chaotischen Elfen jetzt schon. - Auch wenn er anders ist, als ich mir den Großteil der Blutelfen vorstelle.
Obwohl an manchen Stellen die blutelfische Arroganz schon recht fein rauskam. Aber vielleicht ist der Elf ja einer der weniger arroganten.
(Dazu stellt sich mir die Frage: Wie alt ist der Sin'dorei? [Auch wenn ich mich vor möglichen Antworten schon grusel...] - Alter kann ja auch das Wesen prägen ^.~)

Interessieren würd' mich auch noch, wann die Story zeitlich spielt.
Ist die Zeit die, die auch InGame herrscht, oder spielt es früher/später?

Aber um es nach all den Worten kurz zu machen...

...Ein gelungener Einstieg mit interessanter Geschichte und liebenswerten Charakteren. (Auch wenn manche Rechtschreibfehlerchen es manchmal etwas holprig machen, wenn man es liest - aber so was passiert jedem Schreiberling; also kein ernstes Manko ^.~)
Von mir gibt es dafür nur eins: einen Platz auf der Favo-Liste.

Ich würd' mich über eine Nachricht freuen, wenn die Story weitergeht.
Die Geschichte hat was. ^.^

Ich hoffe, mein Kommentar demotiviert jetzt nicht - wär' schade drum.

Liebe Grüße und viel Spaß beim Schreiben
Miru


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