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Das Buch

Beendet mit 3 Kapiteln
von

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Kapitel 2:
 

Halbzahn entfuhr ein entrüsteter, gar verzweifelter Laut, als sie sich in die Richtung des Ausganges wandte und anstelle, des hoffnungsvoll schimmernden Lichts des müden Tages nur gähnende Dunkelheit erblickte: „Das kann nicht sein!“ Schwungvoll sprang sie auf, als wolle sie zum Eingang stürzen, überlegte es sich aber doch anders, würde dies schließlich einen durchaus peinlichen Moment des Verzweifelns darstellen, den sie diesen verdammten Blutelf nicht gönnen wollte.

Frustriert strich sie sich mit der gesunden, breiten Hand durch den wilden Haarschopf, knurrte leise, gar bedrohlich ehe sie sich wieder umdrehte: „Also gut…“

Ihr Blick verfinsterte sich zu einer dunklen Grimasse: „DU bleibst hier und ICH hole das Buch.“
 

„Ha. Soll das ein Witz sein?“ Gendor lachte arrogant auf, „Ihr seid nicht mal in der Lage eine Tür offen zu lassen, wollt dann aber ein magisches Buch holen? Bitte. Das einzige was ihr finden könnt sind die Flöhe Eures Worgs!“ Er drehte sich auf dem Absatz um und lief selbstbewusst in die tiefen des Tunnelsystems.

„Oh du verdammter…!“ Halbzahn hörte wie ihre Faustknochen bedrohlich, gar hohl knackten, als sie wütend gegen die perfekt glatte Wand schlug, die gegen ihre dunkle Haut geradezu weiß schien.

Ein plötzliches Geräusch ließ sie zusammenzucken, erschrocken starrte sie in den finsteren Schleier der dichten Dunkelheit hinter sich, dort, wo zuvor noch der Eingang weiß geschimmert hatte, ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, durchdrangen die Schatten klar, als wäre es schwaches Tageslicht der späten Dämmerung.

Dort regte sich etwas, schwarz, wie der Schatten selbst, geschmeidig und lautlos, gleich einer schleichenden Raubkatze, instinktiv, mit jeder zäh dahin fließenden Sekunde glitt die muskulöse Hand der jungen Ork hinab zu ihrem Axtgriff, den fließenden Schatten konzentriert fixiert.

„He Ork!“

Überrascht wandte sie sich zu dem schwachen Schemen des Blutelfen, der sich leicht in der stummen Umarmung von Schwarz abbildete, sie blinzelte verwirrt, drehte sich schnell wieder zu dem schleichenden Schatten, doch anstelle desselben gähnte ihr nur ein monotoner, perfekt erbauter in Dunkelheit gehüllter Gang entgegen.
 

„Bewegt Euch endlich!“ rief Gendor ungeduldig. Er hatte einen kleine Feuerball in seiner Handfläche beschworen leuchtete den Gang entlang in den seine Begleiterin zuvor geblickt hatte, „Dort ist nichts was euch gefährden könnte. Ihr solltet etwas gegen eure Paranoia tun.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und schritt elegant tiefer in die wartende Dunkelheit. „Mal ganz nebenbei gefragt: Warum wollt ihr dieses Buch? Ich bezweifle das ihr primitiven Wesen wisst wie man mit den hoch komplexen Formeln des Wächtern umzugehen hat.“
 

Erst zerstampf ich ihn, dann schlag ich seine Eingeweide in den Boden, dann pulverisiere ich ihn und dann werfe ich ihn in die dreckige Kanalisation von Unterstadt…, diese Gedanken ließen ein geradezu glückliches, ja abwesendes Lächeln auf den grünen Lippen der jungen Frau erscheinen, ehe sie sich mit einem wahrlich finsteren Blick zu dem Blutelfen wandte: „ICH will nichts mit dem Buch anfangen…ich will nur meinen bescheidenen, köstlichen Sold einsammeln um mir einen weiteren Monat im Gasthaus zu bezahlen.“

Kurz schlitterten ihre Augen zurück an die Stelle, wo zuvor die geschmeidigen Bewegungen der Schatten lautlos durch die Dunkelheit geschlichen waren, ihre raubtierartigen Seelenfenster verengten sich zu schmalen Schlitzen, bevor sie sich langsam zu dem Elf bewegte: „Und was bekommst du für diese Anstrengung, Elfchen?“

Sie bemerkte nicht das kurze Verschwimmen des Schattenschleiers, ein kaum vernehmbares verzerren in der ach so perfekten Wand, das im nächsten Moment auch wieder in dem glasgleichen Stein verschwand.
 

„Um ehrlich zu sein ich bekomme nichts dafür.“ Gab der Elf etwas geknickt zurück, „Außer das ich, bei gelingen, meiner Beförderung zum vollen Magier einen Schritt näher bin und vielleicht einige Zeilen in dem Buch lesen darf.“ Abrupt blieb er stehen, „Wir sind da!“

Vor ihnen erstreckte sich eine gewaltige, unterirdische Halle. Etwa 5 Meter über ihnen war der höchste Punkt der Kuppel aus der die Höhle bestand. Unter ihnen musste es hunderte von Metern hinunter gehen, denn in der tiefe konnte man kaum noch die Lava sehen die unter ihnen brodelte.

„Wow!“ Keuchte Gendor als er auf den schmalen Steg trat der zu der Plattform in der Mitte führte von wo drei weitere Wege wieder in den Felsen führte. In der Mitte der kleinen Plattform stand ein Sockel auf dem ein altes Buch mit dunklem Umschlag lag. Schnell eilte der Elf zu dem Buch und schloss es in seine Arme. Begierig fuhren seine Finger über die vergilbten Seiten. Pures Wissen schien ihn zu durchfließen als seine Augen die alten Runen lasen. Wie in Trance hatte er sich in das Buch vertieft und bemerkte nicht wie ein schwerer Schatten über ihn hinweg huschte.
 

„Elf runter!“ noch während sie ihn die Warnung entgegen brüllte, löste sie die Axt von ihrem Gürtel, warf sie dem zischenden Schemen wirbelnd entgegen, der schwarz verzerrt aus dem glatten Boden geschnellt war, sich über den Blutelfen aufbaute. Die schattenhaft flimmernden Klauen des Wesens zischten durch die Luft, auf den jungen Mann nieder, Halbzahns Augen weiteten sich, zu langsam, die Schneide ihrer Axt würde nicht den Angriff des Feindes verhindern können!
 

„Stellt euch nicht an wie ein Säugling, Ork!“ Der Elf stand auf und lief zu dem Schemen der die Orkin drohend umkreiste, „Schemen sind nichts anderes als Späher. Sie sind vollkommen ungefährlich. Sie besitzen ja nicht mal eine feste Form.“ Er war zu dem Wesen getreten und musterte es gründlich. „Interessant, wirklich interessant.“ Vorsichtig berührte er mit der Hand die Nebelschwaden. Kaum hatten seine Finger sie berührte gab das Wesen einen markerschütternden Schrei von sich, der den Elf vor Schreck zurücktaumeln ließ. Das Wesen holte mit den geisterhaften Pranken aus und schlug zu. Gendor schrie auf als ihn die Pranke das Hemd aufriss. Er stolperte, fiel zu Boden.

Sofort war das Wesen wieder über ihm. Die Hand griff nach seinem Gesicht und zog den Elfen in die Höhe dem nichts anderes übrig blieb als wild um sich zu schlagen um dem Wesen zu entkommen.
 

Die Axt bohrte sich krachend in den dunklen Fels, ihr Ziel verfehlt und nunmehr quälend unerreichbar für die junge Ork. Schnell wandte sie sich um, suchte hektisch nach etwas, dass sie einhändig als Waffe benutzen konnte, die Schreie des Elfen klirrten laut in ihren Ohren und schienen ihr fast die Wahrnehmung zu verschleiern.

Ein dumpfer Laut erklang, als der kleine Stein an der schummrigen Gestalt des Schemen abprallte und, unweigerlich ohne auch nur den geringsten Schaden an zu richten, klackernd, wie winzig, zu Boden fiel. Dem Schemen entfuhr ein leises, gar bedrohliches Zischen, nicht menschlich, ein unwirklicher, elementarer Laut, der durch die Gebeine der jungen Frau schnellte, wie die kalte Berührung eines scharfen Winterhauches. Fast schon desinteressiert ließ die Kreatur den Mann, gar leichtfertig, aus seiner schwarzen Klaue gleiten und wandte sich zu der Ork um, schien zu verschwinden in den Schatten die die Höhle fest in der dunklen Umarmung hielt.

Und von einem Moment auf dem anderen war er über ihr, schwarz und verschwommen, wie der Schatten, der ihn umgab, gleich eines Umhangs.

Halbzahn wirbelte herum, duckte sich schnell, kaum Sekunden später streifte ein zarter Windhauch ihren breiten Nacken und hinterließ einen blutigen Striemen auf der dunkel grünen Haut. Noch in der Bewegung schwang sie sich hinter den Schemen, stieß sich kraftvoll von dem perfekt glatten Untergrund ab und landete mit einem dumpfen Laut auf den verschwommenen, schwarz verzerrten Schultern des Wesens.

Ihr entfuhr ein erschrockener Laut, als der Schemen seine langen, unnatürlich mutierten Kralen nach ihr ausstreckte, ihre Arme legten sich um den Hals der Gestalt. Dem Wesen entfuhr ein elementarer laut, verzweifelt, gruben sich seine Klauen in das weiche Fleisch der jungen Frau, ungeschickt versuchend sie von sich wegzubekommen, sie drehte das Genick des Wesens immer weiter, spürte den Schmerz durch ihren Körper rasen, als sich die Klauen wie Messerstiche in ihre dicke Haut gruben.

Mit einem Mal erfüllte ein hohles Knacken den Raum und der Schemen zerfiel widerstandslos in schimmernde Schatten, die sich, gleich einem schwarzen Schleier auf den glatten Boden verteilten.

Halbzahn krachte dumpf zu Boden, japste auf, gefangen in Pein und legte schmerzerfüllt den Kopf in den Nacken, als ein plötzliches Grollen die schattenhaften Gebeine der Katakomben erschütterte.
 

„Was habt ihr Wahnsinnige getan!“ Schrie der Blutelf schrill, als überall Felsbrocken zu Boden fielen, „Wir werden alle draufgehen!“ Panisch blickte er sich um, überlegend welchen Weg sie nun nehmen sollten. Ein Felsblock, der einen der zwei Wege, die nicht unbedingt in eine Sackgasse führten, zusammenbrechen ließ, erleichterte ihm die Entscheidung. Er packte die Ork am Kragen und zog sie, mit Kräften die man dem schmächtigen Elf kaum zutrauen mochte, über die Brücke die dem Eingang gegenüber lag. Mit letzter Kraft schafften sie es in dem schmalen Seitengang der von dem Einsturz unbetroffen schien. Erschöpft wollte sich Gendor an den glatten Felsen lehnen, als ein schmerzerfülltes, tiefes Grollen aus der zusammenbrechenden Höhle drang. Dem Worg der Jägerin hatte ein Felsbrocken den Weg zerstört sodass das Tier nun panisch auf dem Brückenstummel hin und her pirschte und versuchte den Felsbrocken auszuweichen.
 

„Názgrel!“ Mit einer schmerzerfüllten Bewegung kroch die Ork aus dem Seitengang hinaus: „Du verdammter Idiot von einem untalentierten Magier!“ knurrte sie dunkel an den Elf gewandt: „Hättest du nicht besser aufpassen können?!“
 

„ICH?!“ Schrie Gendor empört, „ICH hab euch immerhin da raus gezogen!“ Er trat zu der Ork an den Eingang von wo man immer noch den Wolf um sein Leben kämpfen sah. Ein plötzlicher Gedankenblitz durchfuhr den Elf. Schnell kramte er eine alte Schreiberfeder aus seiner Tasche. Er griff den feinen Schafft mit seiner rechten Hand, zeigte auf den Worg und murmelte einige Formeln. Die Feder glühte auf, bevor sie im nächsten Moment ohne irgendeine sichtbare Wirkung verpuffte. Gendor reichte es: „Spring, Flohschleuder!“ Er hatte seine Hände an den Mund gelegt und die Worte in den Raum gebrüllt in der Hoffnung der Worg würde sie über den fallenden Schutt hören... Tatsächlich hörte er ihn, doch anstatt auf sie zu zuspringen blickte er den Magier nur verstört bis wütend an. „Verdammt du Drecksvieh! Spring!“ Wieder keine Reaktion, auch wenn Gendor meinte das der Worg gerne mit seiner Kralle an den massigen Schädel geklopft hätte. „Verdammt Ork! Bring deinen Worg endlich dazu zu springen!“
 

Misstrauisch beäugte die Ork den jungen Blutelf, ihre raubtierartigen Augen verengten sich zu gefährlich schmalen Schlitzen: „Ich schwöre dir, wenn meinen Worg irgendetwas passiert…“

Auf dem fahlen, schmalen Gesicht des Elfen trat ein gequälter Ausdruck, als würde er sich gleich erbrechen müssen, selbst nicht die Worte glaubend, die er sprach: „Vertraut mir einfach!“

Halbzahn starrte ihn fassungslos an, ehe sie schnell den Kopf schüttelte und sich zu der wimmernden Gestalt des schwarzen Tieres wandte, ein einziger, kurzer Moment genügte, als das ihr Gefährte verstand, was sie verlangte, nur noch einmal einen drohenden Blick aus finsteren Augen auf den Elf warf und sich schließlich von der abgebrochenen Kante abstieß.
 

Durch den Zauber des Blutelfen beflügelt, flog der Wolf in hohem Bogen über den gewaltigen Abgrund. Meter um Meter legte der Worg zurück, mit immer ängstlicher werdendem Gesichtsausdruck. Tatsächliche schaffte es das Tier fast bis zur Kante doch etwa einen halben Meter zuvor brach der Zauber plötzlich ab und ließ den Wolf in die Tiefe stürzten. Im letzten Moment konnten Gendor und die Ork vor hechten und die Vorderpfoten des Wolfes zu packen kriegen, „Was füttert ihr dem Tier, Ork? Ein Wolf dieser Größe sollte bei weitem nicht so viel wiegen!“ Keuchte der Elf anhand des Gewichts was an seinem Arm hing und der Tatsache dass er sich nebenbei noch irgendwie in dem glatten Tunnel festhalten musste.
 

Fast schon synchron entfuhr dem Worg, wie der Ork ein empörter Laut in Richtung des Magiers, als das die junge Frau fast schon vergaß ihren tierischen Gefährten festzuhalten, mit einem erschrockenen Jaulen, schnellten die weißen Fänge des Worges hervor und bohrten sich verzweifelt in die Hand des Elfen, sich an ihm hoch zerrend, dem Elf entfuhr nur ein jämmerlicher Schmerzensschrei.

Letztendlich ließ sich der Worg jaulend, wie leise wimmernd auf dem sicheren Vorsprung nieder und entließ die schmale Hand aus dem eisernen Klammergriff der harten Zähne.

„Verdammtes Drecksvieh!“ Der schwarze Worg hob dunkel knurrend den schmalen Kopf in Richtung des Elfes, seine weißen Fänge blitzten bedrohlich in dem huschenden Schatten.

„Hey selbst Schuld wenn deine Arme zu schwach sind einen Worg hoch zu ziehen…“ murmelte die junge Frau leise, fast schon mit mütterlicher Zärtlichkeit krauelte Halbzahn Názgrels wuschliges Ohr und zwinkerte ihm mit einem kindlichen Grinsen zu: „Er hat sich nur etwas gesucht, an dem er sich festhalten kann, nicht wahr?“ Dem Worg entfuhr ein rauer, lauter Laut, der an ein dunkles, gar schon höhnisches Kichern erinnerte.
 

Einen Moment wollte Gendor was erwidern doch ein plötzlicher Schwindelanfall ließ ihn, rückwärts taumelnd, an der Wand hinunter gleiten. Die tiefen Kratzer in seiner Brust begannen bestialisch zu brennen, raubten ihm den Atem, trübten seine Sicht. „Verdammt,“ Schwer keuchend griff er in seine Tasche und kramte eine kleine rote Flasche hervor, die er mit den Zähnen entkorkte und den gesamten Inhalt hinunterstürzte. Tatsächlich betäubte das Gebräu seine Wunden und ließ den Schmerz versiegen, „Okay, Ork.“ Schwach drückte sich der Magier an der Wand hinauf, „Wir können weiter.“
 

Halbzahn nickte langsam, fuhr sich über den schwarzen Haarschopf und besann sich konzentriert ihrer Umgebung, letztendlich zeigte sie in einen halb verschütteten Tunnel hinein, der, absinkend, tiefer in die erde zu sinken schien: „Nehmen wir den Weg, da riecht die Luft etwas mehr nach Wald.“

Den Blutelfen, der noch immer an der Wand lehnte, betrachtete sie nur einen kurzen Moment, ehe sie sich neben ihren Worg nieder ließ, sein flauschiges Ohr sanft mit ihrer Hand umfasste und leise, wie unbemerkt hinein flüsterte: „Ich geb´ ihn eine halbe Stunde, bis er zusammenbricht, pass du auf ihn auf, bitte.“
 

„Ich halte mehr aus als ihr denkt Grünhaut, und habe vor allem bessere Ohren als ihr denkt.“ Gendor hatte sich vollends aufgerichtet und blickte prüfend auf die Weggabelung, „Sicher das wir den Weg nach unten nehmen sollen?“ Schnell kramte er einige Gerätschaften aus der Tasche, betrachtete einige Minuten die Anzeigen und zeigte schließlich auf den Weg nach oben: „Da lang! Da geht’s raus!“ Ohne auf eine Antwort zu warten lief er an der Ork vorbei den Weg hinauf.
 

Halbzahn sah dem Elf unbeeindruckt nach, fast als würde sie einen lupenreinen Juwel betrachten, widmete sie sich ihren schwarzen Fingernägeln, zählte dabei langsam die Sekunden: „…20…“ Ein leises, kaum vernehmbares Tapsen war zu hören, dasselbe immer näher kam, Stück für Stück. Der Blutelf trat, verwirrt blinzelnd wieder aus dem Gang, in den er zuvor gegangen war: „Wie? Ich bin doch immer gerade ausgegangen!“

Der jungen Frau entfuhr ein heiseres lachen: „Gehen wir jetzt meinen Weg?“
 

Leise grummelnd folgte der Gendor der Ork, während er verzweifelt nach irgendeinem Grund suchte warum seine Geräte versagt hatten, als ihm plötzlich etwas einfiel: „Verdammt, Ork! Habt ihr das Buch mitgenommen?“
 

Halbzahn entfuhr ein unterdrückter Schrei, halb kichernd, halb lachend: „Willst du mich veräppeln, Elfchen, dass hast du doch gehabt-„

Mit einem breiten Grinsen wandte sie sich zu dem jungen Blutelfen um, doch von einem kurzen Moment auf den anderen verblasste ihr Lächeln und wandelte sich zu einer schrecklichen Grimasse der Wut: „- oder?! Sag nicht, das du es nicht hast!?“

Ohne zu überlegen, packte sie den Elf an dem roten Hemdkragen, zog ihn zu sich, als dass sich fast ihre Nasen berührten: „WAGE es nicht zu sagen, das du es nicht hast!“

Ein plötzliches, leises Fiepen des Worges, ließ sie das Gesicht von dem Magier abwenden, kurz nickte sie dem schwarzen Gefährten zu, ehe sie den Blutelfen desinteressiert aus ihren harten Griff entließ: „Wir gehe zurück.“
 

„Zurück? Wie stellt ihr euch das vor? Die Höhle ist nur noch eine einzige Lavagrube! Das Buch ist verbrannt! Verloren! Für Immer!“ Panisch begann der Elf im Kreis zu rennen und warf seine Hände über seinen Kopf, „Verdammt! Verdammt! Das ist alles Eure Schuld!“
 

Die schmalen Ohren der Ork zuckten leicht, gar verärgert, als sie sich furios knurrend zu dem Elfen um wand: „Meine Schuld?! Wer hat sich von dem Schemen überwältigen lassen, du oder ich, huh?! Nur weil du jämmerlicher Verschnitt eines drittklassigen Magiers es nicht schaffst ein einfaches Buch festzuhalten?!“

Noch ehe sie es schafft den Elfen wieder am Kragen zu packen, erfüllte ein leises Zischen den Gang, fast schon instinktiv griff Halbzahn mit dem gesunden Arm nach dem Griff ihrer Axt, bemerkte nicht wie sich die Schatte über ihr lautlos zu einer flatternden Gestalt formten….
 

„Der Schemen!“ Keuchte Gendor. Vor Schreck verlor er das Gleichgewicht. Panisch krabbelte er vor dem Wesen weg als ihm ein eckiger Gegenstand im Torso des Wesens auffiel, „Das Buch!“ Gendors Gesichtszüge hellten sich merklich auf, bevor sie wieder erkalteten als er sah wie die Ork mit der Axt kurz davor war den Schemen zu zerteilen, „Haltet ein, Verdammt! Oder wollt ihr das Buch endgültig vernichten?“
 

„Oh und was soll ich an stelle von Verteidigung tun, oh großer Magier?!“ knurrte sie wütend in Richtung des Elfen: „Hingehen, ihn bitten mich nicht zu zerfleischen und nach dem Buch bitten?!“

„Das wäre eine Lösung…“

„Oh du verdammter-…!“

Mit einem kreischenden Laut ließ der Schemen seine Klaue niedersausen, Halbzahn schnaubte verächtlich und stoppte den kränklich dünnen Arm des Wesens mit dem Schaft ihrer Axt: „Elf jetzt hol dir dieses dumme Buch!“
 

Ohne zu zögern, oder nachzudenken was bei dem jungen Magier höchst selten war, griff Gendor mit seiner verletzten rechten Hand in das Wesen. Die Nebel fraßen sich in das weiche Fleisch des Elfen und als er die Hand endlich mitsamt dem Buch wieder herauszog war nur noch ein skelletiertes Etwas übrig was von einer dünnen geschwärzten Haut überzogen war. Der Elf ließ das Buch fallen und begann, laut schreiend, auf dem Boden herumzuwälzen. Die Schmerzen übermannten ihn bis nach einigen endlosen Minuten sie ihn endlich in die Bewusstlosigkeit getrieben hatten.
 

„Verdammt!“ Mit einem ächzenden Laut drehte sich die Ork zur Seite, das Wesen kreischte auf, als seine aufgewandte Kraft ihn aus dem Gleichgewicht brachte, in einer fließenden Bewegung stemmte Halbzahn ihre gesunde Hand gegen die Erde, stieß sich schnell von Boden ab und schien ihre Hüfte fast schon unnatürlich zu verdrehen, als ihre Hacken hart auf den verschwommenen Körper der Kreatur trafen. Von der Wucht erfasst krachte es gegen die Wand, noch in der Bewegung rollte sich die Ork zu dem Blutelfen hinüber und warf sich den schmächtigen Körper über die heile Schulter: „Názgrel, nimm das Buch mit!“ Schrie sie noch, doch beachtete sie das Geschen hinter sich nicht mehr, als sie den Gang entlang eilte, es genügte ihr, als dass sie das wilde, immer näher ziehende Kreischen der Kreatur hörte, deren lange Finger nach den Abenteurern griffen.

Plötzlich gab der Stein unter ihr mit einem tiefen Dröhnen nach.
 

„Was passiert hier, Ork?“ Alles begann sich um den Elfen, die Ork und den Worg zu drehen. Farben verschwammen in einem ewigen Strudel, Zeit und Raum verschwammen zu einem nichts, bis plötzlich alles wieder normal war und Gendor, panisch um sich schlagend, vor einem hoch gewachsenen, schwarzhaarigen Mann auf dem Boden lag.

Es dauerte einige Minuten bis er sich endlich im Klaren darüber war was er gerade machte. Ein roter Schimmer stieg in sein Gesicht als er sich verlegen aufrichtete, „Oh..äh...wo sind wir?“
 

Halbzahn rieb sich den pochenden Schädel, sie blinzelte verwirrt und versuchte das Schwindelgefühl, was sie gerade zu auf den Boden heftete, zu vertreiben: „Keine Ahnung…“ Ihr Blick fiel schwach auf die stumm verweilende Gestalt und ein tiefes Knurren entrann ihrer schmalen Kehle, angesichts der plötzlich ausgehenden Bedrohung sträubten sich angewidert ihre Nackenhaare automatisch wollte sie ihre Axt ziehen doch griff ihre breite Hand ins Leere: „Elfchen, wer zum Teufel ist das?!“
 

„Woher soll ich das wissen?“ Der Schmerz in seiner rechten Hand brachte ihn in die Realität zurück.

„Ihr habt das Buch gefunden großartig.“ Die Stimme des Mannes war freundlich, aber gleichzeitig derart überzeugend das Gendor sich zurückhalten musste ihm das Buch sofort zu geben.

„Wer sind Sie?“
 

Der Mann lachte leise, kaum merklich ohne Wärme oder Freude, als dass es Halbzahn eisig das Mark in den Knochen gefrieren ließ: „Das ist nicht von Bedeutung, nun gebt mir das Buch und alles ist gut…“

Er streckte die schwarz behandschuhte, fein gliedrige Hand zu den an Boden sitzenden, doch ließ ein tiefes Knurren von der Ork ihn fast schon schreckhaft inne halten: „Gib mir meinen Sold und wir können über das Geschäft reden…“

Die bleichen Lippen des Mannes formten sich leicht zu einem Lächeln und entblößten perfekt weiße Zähne: „Mein liebes Kind, Ihr seid zu närrisch wirklich zu glauben ich würde Euch Gold dafür bezahlen…“

Das fahle Gesicht des Mannes wandelte sich zu einer verzerrten Fratze, seine Zähne wurden spitz, wie die Fänge eines Raubtieres, unter der mondgleichen Haut bildete sich der Schwache Schein von mächtigen Schuppen.
 

„Ein Drache!“ kreischte der Elf panisch, „ein verdammter Schwarzdrache!“ So schnell es ihm seine verletzte Hand erlaubte packte er das Buch, richtete sich auf und viel gleich wieder der Länge nach zu Boden weil er, in der Hektik, loslief ohne auf seine Beine zu warten, die immer noch vor Schreck wie gelähmt waren.

„Kleines Elfchen,“ Die Stimme des Drachen hatte sich zu einem gewaltigen dröhnen entwickelt was durch die Höhle hallte, „Gebt mir das Buch, ihr habt keine andere Wahl!“

„Niemals!“ Gendor umklammerte das Buch und rutschte langsam vor dem Drachen weg, „Eher sterbe ich, als bevor ich dieses Wissen Nefarian überlasse!“

„Wenn das Euer letzter Wunsch ist. Dann sterbt für das Buch.“
 

Der Drache warf den massigen, schwarzen Kopf in den Nacken, seine Nüstern blähten sich mit einem dunklen Brummen auf, bereit für den tödlichen Feuerstoß, die schwarzen Flammen züngelten in der Luft, strömten auf Halbzahn und den Blutelfen zu wie eine heiße, obsidianfarbene Welle, schon stieg der junge Frau der ätzende Gestank von verbrannten Fleisch in die feine Nase, ihre Augen weiteten sich mit jeden Zentimeter da die tödliche Mauer auf sie zu rollte, mehr.

Plötzlich ließ ein markerschütterndes Brüllen die Höhle erbeben, die Flammen fegten wild über sie hinweg, harmlos und weiß, wie von jedem Funken Dunkelheit gereinigt. Halbzahn blinzelte, schaute verwirrt hinab auf ihre Hände als könnte sie es nicht fassen, das sich noch ans kostbare Leben klammerte: „Was…?“

Der massige Körper des Schwarzdrachen krachte mit einem lauten Dröhnen zu Boden, ließ das dunkle Gestein unter seinen Tonnen widerstandslos splittern, als eine andere, schlankere Gestalt ihn zu fall brachte: „Du schon wieder!“ drang die tiefe Stimme des obsidianfarbenen Leviatans, gleich eines Bebens, durch den schmalen Gang.

Über ihn bildeten sich schlank und schmal die Umrisse eines echsenartigen Körpers ab, frostblau im finsteren Zwielicht schimmernd, gleich eines Irrlichtes.
 

Halbzahn griff instinktiv, angesichts der zwei riesigen Drachen, dieselben Gestalten nicht aus den Augen lassend, nach den schmalen Arm des Blutelfen: „Elfchen, lass uns verschwinden!“
 

„Seid ihr wahnsinnig?“ Mit seinem ganzen Gewicht lehnte er sich gegen das Gewicht der Ork, „Wisst ihr wie wenige Augenzeugen es von einem Kampf zwischen Drachen gibt, die man noch befragen könnte?“ Er riss seinen Arm los, ließ sich auf dem Boden nieder und zückte ein Notizbuch, „Erstaunlich was man für Informationen bekommen könnte!“ Entzückt begann er in krakeliger Handschrift möglichst alle Details auf seinen Block zu schreiben.
 

„Was meinst du WIESO es so wenige Zeugen gibt?“ Mit aller Kraft die ihr gesunder Arm ihr bieten konnte, packte sie den Elfen um die Taille und hob ihn von den schmalen Füßen, derselbe zappelte wie ein glitschiger Fisch und versuchte sich stur ihren Griff zu entwenden, was in einem, von zumindest ihrer Seite, stummen Kampf, ausartete, während sie gequält versuchte sich von der Stelle zu bewegen, während der Blutelf sich mit jedem verfügbaren Mittel gegen sie stemmte.

Hinter ihnen schlug der blaue Drachenleib mit einem ohrenbetäubenden Krachen auf den steinernen Boden, ließ riesige Brocken sich aus dem Boden lösen und wie todbringende Pfeile hinab regnen. Halbzahn spürte einen Luftzug neben sich, wandte sich mit einer schnellen Bewegung um, ehe sie eine kräftige Staublawine fast widerstandslos von den schlanken Füßen riss und sie gleich eines Sturmschlages auf den harten Steinboden schleuderte.
 

„Wisst ihr was, Ork? Ihr habt recht.“ Panik hatte Gendor ergriffen, der er sich nun widerstandslos hingab. Hastig griff er mit der gesunden Hand nach dem Buch und versuchte sich mit der mumifizierten aufzurichten, was wegen den bestialischen Schmerzen misslang, die durch seine verätzten Nerven schossen. Er fiel wieder in den Staub, wo er kurz überlegend liegen blieb, bevor er sich mit der gesunden Hand aufrichtete und dann nach dem Buch griff, „Lauft Ork!“ Er warf einen kurzen Blick über die Schulter um nach der Grünhaut zu suchen, die allerdings schon fast am Ausgang war. Ein Brüllen des Schwarzdrachen, als ihm der Blaue in den Hals Biss gab ihm den Startschuss loszurennen und tatsächlich stand er wenige Minuten später am geliebten Tageslicht.
 

Ende von Kapitel 2.
 


 


 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Miruel
2009-06-07T16:51:49+00:00 07.06.2009 18:51
Soho^^
Nun falle ich mal wieder über eure Story her und geb' meinen Senf dazu. ;)

Vom Inhalt her finde ich die Geschichte nach wie vor interessant - auch das System der zwei verschiedenen Schreiber funktioniert bei euch gut.
Rein Loretechnisch ist mir nichts aufgefallen, was man anmerken könnte - aber da ich kein Experte bin heißt das nichts ^^°

Nun zu Wortwahl, Satzbau und Co.:

Mir ist aufgefallen, dass der Schreiber der Orkin ziemlich oft "gar" benutzt - und zwar meist in recht nah beieinander stehenden Sätzen.
Manchmal wäre ein Synonym vielleicht eine bessere Wahl, da die Sprache sonst irgendwann gestelzt und künstlich klingt - was vor allem bei Orks nicht sonderlich gut wirkt.

Dann benutzt einer von euch - ich glaub, es war wieder der Schreiber der Orkin - scheinbar ziemlich gerne lange, lange Schachtelsätze.
An sich mag ich solche Sätze - und sicherlich zeigen sie, dass der Schreiber was kann, wenn er sich im Satzgefüge nicht verheddert - aber es wäre an manchen Stellen einfacher und besser zu lesen, wenn man aus einem ewig langen Satz mit hunderten Nebensätzen vielleicht zwei - drei kürzere Sätze machen würde.
Sonst kann es dem Leser nämlich auch passieren, dass er - wie ich ^^° - mitten im Satz den Faden verliert und den ganzen Satz nochmal durchlesen muss. Und grade bei schwierigen Stellen kann das manchem den Spaß am weiterlesen nehmen.

Zu Unschönheiten in Sätzen:

Irgendwann steht irgendwo so was wie "dann packte der Gendor die Orkin".
Das "der" vor dem Elfen ist zuviel des Guten ^.~

Und zur Wortwahl:
Da "okay" in meinen Augen ein eher neumodisches Wort und ein Anglizismus ist, würde ich es lieber durch einen synonymen deutschen Ausdruck ersetzen.
So was wie: "in Ordnung" oder dergleichen.
Sachen wie "Okay" nehmen der Fantasy - im deutschen - irgendwie ein wenig die Wirkung.

Wie immer sind dies alles persönliche Meinungen und Eindrücke und müssen nicht von allen so empfunden werden.
Also lasst euch von meinen Kommentaren nicht entmutigen. ;)

Euch beiden viel Spaß noch beim weiterschreiben - ich erwarte das nächste Kapitel mit Spannung.

lg
Miru


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