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Schrei, wenn du kannst

Pairing: Harry x Draco
von

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Zukünftige Pläne

Huhu meine lieben Leser(innen)!
 

Da bin ich wieder und ein neues Kapitel habe ich auch mitgebracht ... das nächste folgt gleich mit.
 

*nachfüllbare Tempobox in die Mitte stell … viel Spaß beim Lesen! Elbenstein
 

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16. Kapitel -Zukünftige Pläne
 

Noch in der gleichen Nacht ermahnte sich Harry mehrmals, von nun an seine aufwühlenden Gefühle im Zaum zu halten und sich im schlimmsten Fall bei seiner Arbeit abzureagieren. Doch für den nächsten Tag wurde er erst einmal von Blaise bei ihrem Chef Goswin Honorald entschuldigt, mit der Begründung Harry ginge es nicht gut.
 

An diesem Montag kümmerte sich Harry dafür rührend um Draco und zudem mussten noch einige Dinge für ihre Zukunft geklärt werden. Dabei grenzten sie den Vorfall beim Shopping Centre und den gestrigen Abend bewusst aus, obwohl es beide jungen Männer innerlich sehr beschäftigte.
 

„Also …“, fasste Harry abermals alles zusammen, als er soeben schon beim Frühstück die wichtigsten Informationen, Draco betreffend, erklärt hatte, „… du musst noch mal ins St. Mungos zu Dr. Barton und ich denke, der Heiler wird dich für zurechnungsfähig erklären. Und dann ist auch das offizielle Dokument mit der Vormundschaft endlich Geschichte.“
 

Draco schwieg und dachte einige Minuten sorgfältig nach. Auch Harry sagte nichts und wünschte sich nichts sehnsüchtiger, als dass der Blonde sein Angebot, beim ihm im Grimmauldplatz Nr. 12 wohnen zu bleiben, annehmen würde.
 

Schließlich räusperte sich Draco, sah von seiner Kaffeetasse auf und schaute Harry mit feuchten Augen in dessen smaragdgrüne Seelenspiegel. Dort erkannte er deutlich die Hoffnung und gleichzeitig auch die Ungeduld des Schwarzhaarigen.
 

„Ich möchte dir danken, dass du mich so selbstlos gerettet hast“, antwortete nun Draco mit leiser Stimme und seufzte. „Nun ja, du warst damals ja auch nicht umsonst in Gryffindor, obwohl unsere gemeinsame Schulzeit nur noch ein schemenhafter Gedanke für mich ist. Auf jeden Fall danke ich dir nochmals für alles.“ Dann stockte Draco und schluckte einen aufkommenden Kloß herunter, senkte den Kopf und blickte in seinen schwarzen Kaffee. Seine Hände spielten nebenbei nervös mit dem Henkel der großen Tasse mit der Aufschrift „Ich Boss, wer Du?“, die Harry letzten Geburtstag von Hermine geschenkt bekommen hatte.
 

„Du musst dich nicht bedanken und ich hätte das für jeden getan und meine Freunde auch“, bedeutete Harry und bekam gerötete Wangen. „Nun ja, für einen ganz gewiss nicht, aber was soll’s, daran denken wir jetzt nicht mehr. Aber du solltest einfach wissen, dass du für mich inzwischen ein Freund bist und ich mich in deiner Nähe wohl fühle. Es wäre doch zu schade, wenn wir plötzlich getrennte Wege gingen und jeder in einem großen Haus ganz für sich alleine wohnen würde.“
 

„Nun ja, solange du die Vormundschaft für mich besitzt, wohne ich sowieso bei dir“, antwortete Draco schlicht, ohne die Spur eines Vorwurfes, sondern vielmehr mit dem Hauch von unendlicher Dankbarkeit.
 

„Stimmt, aber überlege es dir doch, bitte. Denn wenn du für gesund erklärt wirst, bin ich nicht mehr für dich verantwortlich“, flehte Harry, der es sich gar nicht mehr vorstellen konnte hier ohne Draco zu wohnen.
 

„Du bist ein Dummkopf“, kam ganz überraschend Dracos Antwort und sofort sahen sich die beiden jungen Männer in die Augen. Das entlockte Harry ein Lächeln und er lauschte aufmerksam, was noch kommen sollte. „Kannst du dir vorstellen ganz alleine in dem großen Manor zu leben?“, fragte der Blonde. „Nun ja, ich kann es nicht und ganz ehrlich, ich möchte sehr gerne hier wohnen bleiben, wenn du das willst.“
 

„Ach frag’ doch nicht“, lachte Harry und sprang von seinem Stuhl auf. Eilig umrundete er den Küchentisch und fiel Draco von hinten sprichwörtlich um den Hals. „Du Hohlkopf, natürlich will ich das, sonst hätte ich es doch niemals gesagt.“
 

Es dauerte lange bis Harry sich vor übersprudelter Freude von Draco löste. Schließlich nahm er ihn an der Hand und führte ihn drängend in das erste Stockwerk, wo sie vor der offenen Schlafzimmertür stehen blieben.
 

„Außerdem habe ich geschworen, dass es dir immer gut gehen soll und gerade deswegen frage ich dich hier und jetzt, möchtest du auch in mein Bett einziehen?“ Harry grinste dabei breit von einem Ohr zum anderen und verschwendete keinerlei Gedanken daran, wie sich seine Worte anhörten.
 

„Ähm … du … meinst …“, stammelte Draco etwas verlegen und starrte auf die offen stehende Tür. „Also du möchtest … du meinst … ich soll …“
 

„Wir wissen was passiert ist, als du alleine oben in deinem Zimmer warst“, warf Harry erklärend dazwischen und legte sanft eine Hand auf die Schulter seines Gegenübers. „Außerdem teilen wir uns ja schon länger ein Bett, aber ich möchte es gerne ganz offiziell machen.“
 

„Ich … ich nehme an“, platzte es kurz darauf aus Draco heraus und zum ersten Mal erwiderte er Harrys Lächeln, der ihn im selben Moment mit Tränen der Rührung anschaute.
 

„Hiermit verspreche ich dir …“, begann nun der Schwarzhaarige mit gedämpfter Stimme und legte seine rechte Hand auf sein Herz, die linke hob er zum Schwur in die Luft, wobei er den Augenkontakt zu Draco hielt, „… dass du solange bei mir wohnen kannst und darfst, solange wie du möchtest … und das soll für eine sehr, sehr lange Zeit sein. Außerdem schwöre ich dir, dass du ebenfalls solange in meinem riesigen Bett schlafen kannst, bist du in dein eigenes Zimmer ziehen möchtest.“
 

„Du spinnst doch“, lachte Draco amüsiert auf und in Harrys Ohren war dies der schönste Laut, den er sich nur vorstellen konnte und es jagte ihm gleichzeitig einen wohligen Schauer über den Rücken.
 

„Na ja …“, bedeutete der ehemalige Gryffindor und spürte wiederholt die Röte in sein Gesicht steigen, wobei seine Augen strahlten, „… lieber spinne ich, als mit dir zu streiten. Streiten macht auch überhaupt keinen Spaß.“
 

Draco lachte erneut auf und nahm ganz überraschend Harry in eine liebevolle Umarmung. Ihre frühere Feindschaft, ihr Hass und alle negativen Gefühle waren wie weggeblasen und ab jetzt zählten nur noch ihre Freundschaft und ihre gemeinsame Freude.
 

Als beide sich voneinander lösten, sahen sie sich noch lange an und obwohl sie nicht wussten was mit ihnen geschah, fühlten sie sich in der unmittelbaren Nähe des anderen sicher und geborgen; vor allem Harry wollte dieses Gefühl niemals wieder missen. Schließlich beschloss er, diese wunderbare Nachricht gleich an ihre Freunde weiterzugeben, die am Abend gemeinsam mit ihnen den so genannten offiziellen Einzug von Draco feierten. Draco feierte mit ihnen, obwohl er immer noch zurückhaltend und ausschließlich schweigsam war. Trotzdem genoss er es, für diese Zeit einfach all seine Ängste und Sorgen kurzzeitig zu vergessen.
 

Am selben Abend wurde auch geklärt, dass Draco während Harrys Arbeitszeit sich soweit körperlich und auch geistig wohl fühlte, um tagsüber alleine zu bleiben. Selbstverständlich könnte er jederzeit in den Fuchsbau kommen, denn Teddy wollte seinen neuen Onkel Draco am liebsten den ganzen Tag sehen, wie Hermine zwischendrin begründete und der blonde junge Mann nahm das Angebot gerne an.
 

Späterhin wurde auch noch ein weiteres Thema angesprochen, was den einstigen Slytherin innerlich ängstigte, aber es musste zumindest einmal angesprochen werden. Es ging um Dracos Zauberstab. Ihre Spekulationen reichten über Zerstörung bis dahin, dass Brian ihn vielleicht irgendwo versteckt hatte. Harry wollte ihn für seinen neu gewonnen Freund suchen, doch der winkte ab.
 

„Ich möchte nicht, dass du dich unnötig in Gefahr begibst“, bedeutete Draco.
 

„Hast du vergessen, ich bin Auror“, gab Harry zu bedenken. „Gar nicht mal zu erwähnen, dass ich den Dunklen Lord vernichtet habe.“
 

„Das weiß ich doch, aber wenn du der Gefahr aus den Weggehen kannst, dann tu das und ich kann mir immer noch einen neuen kaufen, wenn ich möchte“, antwortete der Blonde und sein Tonfall verriet ihnen allen, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
 

„Was meinst du denn?“, warf Blaise irritiert dazwischen.
 

„Wir könnten uns doch am Wochenende in der Winkelgasse verabreden und zusammen für Draco einen neuen Zauberstab kaufen“, machte Ron den Vorschlag und stieß daraufhin mit Blaise auf diese gute Idee mit einer Flasche Butterbier an.
 

„Versteht mich nicht falsch“, versuchte Draco zu erklären. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal mehr, wie man einen Zauberstab hält und ich empfinde nicht das geringste Bedürfnis, überhaupt einen in der Hand zu halten.“
 

Alle schwiegen und starrten ihren Freund mit weit aufgerissenen Augen an, nur Hermine nickte verständnisvoll und reichte ihm ihre Hand über den Couchtisch hinweg. Draco nahm sie dankbar entgegen, drückte sie einmal fest und ließ sie anschließend wieder los.
 

Nach einem Räuspern fuhr er dann mit leiser Stimme fort. „Seit ich … ihr wisst schon … seit ich den Trank geschluckt hab’ …“, begann er stockend und schaute nun auf seine Hände, die er nervös knetete. „Er hat irgendwas in mir … wie soll ich sagen …“
 

„Er hat deinen inneren Wunsch nach Magie zerstört“, half ihm Hermine aus, die von Harry, Ron und Blaise entsetzt angeschaut wurde und Draco mit dem Kopf nickte.
 

„Es ist sehr schwer in Worte zu fassen“, versuchte es der Blonde erneut. „Hermine hat Recht, auf eine ganz gewisse Art und Weise. Ich fühle zwar noch die Magie in mir und ich glaube, ich könnte ohne Probleme zaubern, aber ich möchte es überhaupt nicht. Es kommt mir irgendwie fremd vor und ich möchte gerade deswegen keinen Zauberstab.“
 

Daraufhin schwiegen alle und versanken in ihre eigenen Gedanken.
 

„In Ordnung“, meinte Harry nach einiger Zeit und sah den äußerst dankbaren Gesichtsausdruck von Draco, der sich beinahe krampfhaft an seinem Glas Wasser festhielt. „Aber dafür hätte ich eine Idee!“
 

„Welche?“, kam es von den Freunden wie aus einem Mund.
 

„Lasst mich bitte erst aussprechen, bevor sich jemand beschwert“, lächelte Harry und straffte seine Schultern, dann sah er Draco direkt ins Gesicht. „Ich möchte dir trotzdem einen Zauberstab schenken und …“, er hob einen Finger, als der Blonde bereits den Mund zum Widerspruch öffnete, „… nur aus einem einzigen Grund, damit du dich im absoluten Notfall verteidigen kannst. Ansonsten kannst du ihn gerne den ganzen Tag sonst wo haben. Doch wenn du auf die Straße gehst, ganz egal wohin, dann trage ihn bei dir. Ich würde es wahrscheinlich nicht überstehen, dich noch einmal verletzt zu sehen.“
 

Blaise, Hermine und Ron begannen augenblicklich zu jubeln. Ihnen gefiel der Vorschlag und vernünftig war er obendrein. Draco wiederum sah mit feuchten Augen zu Harry und nickte ihm lediglich zu.
 

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So kam es, dass Harry gleich am folgenden Wochenende gemeinsam mit seinen Freunden zuerst in den Tropfenden Kessel apparierte und von dort gingen sie in die Winkelgasse. Draco blieb dabei stets an Harrys Seite, während er auf der andere Seite schützend von Blaise flankiert wurde. Hermine und Ron liefen hinter ihnen und führten Teddy in ihrer Mitte.
 

Anfänglich war es jedoch schwer für alle ihre Fassung zu wahren, denn viele Hexen und Zauberer starrten Harry – den-Jungen-der-noch-lebte – an und beobachteten flüsternd Draco Malfoy. Die Verhaftung von Brian und David Byron war immerhin groß im Tagespropheten veröffentlich worden, sodass eigentlich jeder wusste, dass der einzige Erbe der Familie Malfoy von dem Brüderpaar über ein Jahr in deren Haus gefangen gehalten wurde. Doch zu Dracos Glück kannte die Presse keinerlei prekären Details und selbst die schon recht bald stattfindende Gerichtsverhandlung sollte unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Daher blieben den Passanten nur das Getuschel und allerlei aberwitzige Mutmaßungen.
 

Nach einiger Zeit hörte allmählich das Geflüster auf und es wurde insgesamt ein wunderschöner Samstag. Zusammen besuchten die Freunde viele Läden, kamen voll bepackt von oben bis unten wieder heraus und trennten sich am Abend mit äußerst zufriedenen Mienen. Harry hatte für Draco einen neuen Zauberstab gekauft, den er ihm kommende Weihnachten überreichen wollte und damit waren die beiden jungen Männer absolut zufrieden. Zudem waren sie stolz auf sich selbst, diesen Tag so gut und ohne Probleme überstanden zu haben.
 

Aus den nächsten Tagen wurden schließlich Wochen und Draco ging es zusehends besser. Er blieb nun oft tagsüber gerne alleine im Haus am Grimmauldplatz und verbrachte diese Zeit entweder mit Nachdenken, blätterte in alten Büchern, die er mit Harry auf dem Speicher gefunden hatte und blühte regelrecht auf, als er das Fernsehen für sich entdeckte. Selbst der Computer reizte Draco oft und er brachte sich erstaunlich viel bei, was Harry oft zum Staunen brachte.
 

Aber genauso gerne besuchte Draco an manchen Tagen Molly, Teddy und Hermine im Fuchsbau; er apparierte mittlerweile wieder alleine und benötigte dazu auch keinen Zauberstab.
 

Hermine arbeitete seit zwei Wochen nicht mehr, obwohl sie es gerne getan hätte, aber ständige Schwindelanfälle – ausgelöst durch ihre derzeitige Schwangerschaft – hinderten sie daran. Teddy wiederum freute sich über jeden Besuch seines Onkels, der eigentlich sein Cousin war, aber daran störte sich niemand und am wenigsten der kleine Junge. Für ihn würde er selbst in späteren Jahren sein Onkel bleiben.
 

Harry und Blaise arbeiteten inzwischen zusammen an einem großen Fall, den sie unbedingt vor den Weihnachtsfeiertagen erledigt wissen wollten. So bemerkte auch niemand, wie letztendlich die Zeit im Flug an ihnen vorbei glitt und ehe sich alle versahen, stand Weihnachten vor der Tür.
 

Die Familie Weasley feierte das Fest nur mit den engsten Familienmitgliedern und dazu fanden sich alle zu einem köstlichen Essen im Fuchsbau ein. Darunter die sieben Kinder, Fleur, Hermine und nicht zu vergessen auch Harry und Draco waren selbstverständlich eingeladen.
 

Anfänglich herrschte noch eine bedrückte Stimmung, denn alle wussten von Dracos grauenhafte Folter, aber im Laufe des Abends nahm die weihnachtliche Atmosphäre von allen Anwesenden Besitz. Kurze Zeit später dachte niemand mehr an die einstigen Zwistigkeiten der Familie Weasley und Malfoy zurück und zudem bemerkte jeder recht schnell, dass Draco ein völlig anderer Mensch geworden war. Er war nicht wieder zu erkennen, was das Annähern auf beiden Seiten auch sichtlich erleichterte.
 

Späterhin lauschten sie alle mehr oder minder der Stimme von Celestina Warbeck, die Hexe aus Mollys Lieblingsradiosendung und dann gab es schließlich Geschenke, wie jedes Jahr. Molly hatte für die gesamte Großfamilie Pullover gestrickt, einige sogar als sie noch vor Wochen auf Teddy und Draco aufgepasst hatte. Es folgten viele große und kleine Präsente für die anderen und am Ende überreichte Harry Draco den versprochen Zauberstab. Er bestand aus dunklem Kirschholz und in der Mitte barg er das Haar eines Einhorns.
 

„Er ist fast wie dein alter Zauberstab“, lachte Harry und umarmte Draco freundschaftlich.
 

„Danke“, antwortete Draco mit einem liebevollen Schmunzeln und spürte gleichzeitig, wie gut der Zauberstab in seiner Hand lag und noch besser, wie gut Harry diesen für ihn herausgesucht hatte. Er schien perfekt zu ihm zu passen.
 

An diesem Weihnachtsabend kamen alle spät ins Bett und von da an flogen die Tage nur so dahin. Ehe sich Harry versah, war Sylvester vorbei und das neue Jahr hatte die Menschen mit einer weißen, weichen Schneedecke willkommen geheißen.
 

Am Morgen des fünften Januars saßen Harry und Draco müde am Frühstückstisch, als zwei Eulen an der Hintertür zum Garten laut an den eingelassenen Glasfenstern pochten. Rasch stand der Schwarzhaarige auf, nahm die Post entgegen, schenkte den Eulen jeweils einen Eulenkeks und schloss wieder die Tür. Sein Blick fiel sofort auf die Namen und dann auf den Absender.
 

„Die kommen vom Ministerium“, klärte er Draco auf und überreichte ihm einen der Briefe, wo in großen und schwungvollen Lettern Draco Malfoy geschrieben stand.
 

Seinen eigenen riss er förmlich auf und hielt nur kurz darauf ein offizielles Schreiben in der Hand. Er überflog die Zeilen und fühlte deutlich den Stich in seinem Herzen, dass zusammen mit einem aufsteigenden Übelkeitsgefühl plötzlich Achterbahn fuhr. Harry musste sich setzen, las den Brief nochmals und dann schaute er Draco in die sturmgrauen Augen, der inzwischen auch sein Schreiben sorgfältig durchgelesen hatte.
 

„Die Gerichtsverhandlung findest schon in zwei Tagen statt“, flüsterte Harry und sah sein Gegenüber mit blassem Gesicht nicken. „Hast du Angst?“
 

Draco kämpfte im selbem Moment um seine Beherrschung. Sein Puls raste, sein Körper begann zu zittern und er wurde das Gefühl nicht los, als würde ihm jemand die Kehle zuschnüren. Plötzlich waren alle schrecklichen Erinnerungen zurück, die er erst in den letzten Wochen so erfolgreich zu verdrängen versuchte.
 

Harry sah wie schlecht es Draco ging und kam eilig zu ihm hinüber. Er hielt die schweißnasse Hand des Blonden, hatte die andere Hand um dessen schmale Schultern geschlungen und den Kopf auf seine Brust gebettet. Mit beruhigen Worten tröstete er Draco, doch schließlich übermannte den einstigen Slytherin ein Weinkrampf. Es dauerte eine ganze Weile und er hörte erst auf, als seine inzwischen geschwollenen und geröteten Augen keine Tränen mehr übrig hatten.
 

„Ich möchte zum Grab meiner Eltern“, flüsterte Draco mit brüchiger Stimme, wobei er sich langsam von Harry löste.
 

„Ich werde mit dir gehen“, versprach Harry und half seinem Freund beim Aufstehen.
 

Die offiziellen Ministeriumsschreiben ließen sie auf dem Küchentisch liegen, schnappten sich ihre Jacken und innerhalb der nächsten fünf Minuten waren sie zusammen in den Park von Malfoy Manor appariert. Sie tauchten unmittelbar vor dem kleinen Mausoleum aus weißem Marmor auf, das wie die restliche Parkanlage von einer weißen Schneedecke bedeckt war. Auch die sorgfältig aufgestellten Engelsstatuen waren von einem schneeweißen, weichen Flaum eingehüllt, die den beiden Besuchern liebevoll in die Gesichter sahen.
 

Vor der eisernen Eingangstür zum Grab ging Draco in die Knie und obwohl er den Verlust seiner Eltern deutlich im Herzen spürte, konnte er nicht weinen. Stattdessen hob er seinen Kopf, starrte auf die goldenen Buchstaben, die die Namen von Lucius und Narzissa Malfoy bildeten und schluckte merklich. Gleichzeitig spürte er Harrys Hand auf seiner Schulter, der Trost spendend neben ihm stand. Denn Harry konnte sehr gut nachempfinden, wie sich Draco in diesem Moment fühlen musste.
 

„Mutter, Vater“, sprach der Blonde leise, wobei er die Namen nicht außer Acht ließ. „Ich möchte kein Feigling sein, auch wenn ich mich so fühle, aber ich bitte euch um eure Kraft. Bitte lasst mich die Gerichtsverhandlung überstehen. Ich … ich habe … habe soviel … Angst …“, dann stockte er und vergrub sein Gesicht in seinen zitternden Händen.
 

„Sie haben dir diese Kraft bereits gegeben und sie werden ganz bestimmt bei dir sein“, flüsterte Harry plötzlich, half Draco beim Aufstehen und nahm ihn anschließend fest in seine Arme. „Bitte denk dran, du bist nicht alleine und ich werde dir nicht von der Seite weichen.“
 

Von Draco kam zuerst ein abgehacktes Schluchzen und dann nickte er leicht. Harry streichelte ihm dabei über den Kopf und so standen sie viele Minuten einfach nur da.
 

„Ich muss dir noch etwas sagen“, durchbrach Harry die entstandene Stille, aber ließ Draco nicht los. „Du weißt bestimmt, dass ich früher deine Eltern nicht leiden konnte. Besonders mit deinem Vater pflegte ich nicht wirklich eine freundschaftliche Beziehung …“
 

„Er hat dich aber nicht gehasst“, warf Draco ein und blickte nun seinem schwarzhaarigen Freund geradewegs in die grünen Augen, in denen die Trauer um die eigenen, verstorbenen Eltern deutlich zu erkennen war.
 

„Woher weißt du das?“ Harry konnte sich diese Frage nicht verkneifen.
 

„Weil er es mir einmal sagte“, antwortete Draco und zwang sich zu einem sanften Lächeln. „Es war kurz bevor die große Schlacht anfing. Immerhin war mein Vater ein Spion und musste auch seine Rolle spielen. Es wäre sofort aufgefallen, hätte er dich auch nur einmal als Jugendlichen und nicht als Bedrohung behandelt.“
 

„Wie auch immer“, bedeutete nun Harry, der in jenem Augenblick nicht unbedingt an die vergangene Zeit und über seine Begegnungen mit Lucius Malfoy nachdenken wollte. „Aber was ich dir eigentlich sagen wollte, deine Eltern haben dich geliebt. Sie werden immer in deinem Herzen sein und dich in schlimmen Zeiten stützen. Ich weiß genau, wovon ich spreche.“ Diese Worte unterstrich er mit einem Lächeln, nahm Dracos kalte Hände in die seinen und beide hielten weiterhin Augenkontakt. „Solange du an sie denkst, werden sie niemals wirklich verschwunden sein. Und eines darfst du auch nicht vergessen. Blaise, Ron und Hermine werden ebenfalls bei der Verhandlung dabei sein. Alle werden dich beschützen und dieses Schwein wird dir nichts antun können … niemals mehr! Alleine ich werde schon dafür sorgen, dass dir nichts passiert.“
 

Kaum waren die letzten Silben verklungen, schwiegen beide und schauten sich nur an. Sie kannten die Wahrheit und wussten um die Richtigkeit der Worte.
 

„Danke“, flüsterte Draco wenig später und wandte sich dem großen Gebäude zu – seinem Geburtshaus. Es sah aus wie bei ihrem vergangenen Besuch, mit nur einem Unterschied. Der Schnee bedeckte heute das leicht abfallende Dach und hüllte gleichzeitig das weiße Marmorgebäude in eine weiche Decke. Zugleich wirkte alles so ruhig und friedlich.
 

„Was soll ich eigentlich mit dir tun?“, murmelte Draco kaum hörbar Malfoy Manor zu und seufzte. „Du erinnerst mich an schöne und schlechte Zeiten und doch bist du mein Zuhause.“
 

„Bereust du deinen Einzug bei mir? Willst du lieber doch hier wohnen?“, fragte Harry kurz darauf nervös und wusste nicht so recht was er denken und fühlen sollte.
 

„Wieso bereuen?“ Draco drehte sich zu Harry um. „Ich habe dir gesagt, dass ich sehr gerne im Grimmauldplatz wohne und ich hier alleine niemals leben möchte. Aber es ist traurig, wenn ich mir vorstelle, dass hier eines Tages die Hecken alles überwuchern, die Außenfassade womöglich Risse bekommt und sich niemand mehr darum kümmert.“
 

Der schwarzhaarige junge Mann biss sich nervös auf die Unterlippe, denn er hatte plötzlich eine Idee. Draco beobachtete ihn dabei mit skeptischer Miene und wartete ungeduldig, dass Harry etwas sagte.
 

„Ähm … also“, stotterte Harry und versuchte seinen Vorschlag gut zu verpacken, denn er besaß ja keine Ahnung, wie Draco darauf reagieren würde und verletzten wollte er ihn auch nicht. „Mhhhhh … wie wäre es … vielleicht könntest du ja … verflucht, ich kann es nicht sagen.“
 

„Nur raus mit der Sprache, ich reiße dir nicht den Kopf ab“, bedeutete Draco und versuchte aufgrund von Harrys unerwarteter Unsicherheit zu lächeln. Seltsamerweise dachte er gleichzeitig, dass sein neuer Freund peinlich berührt sogar richtig attraktiv aussah. Doch diesen Gedanken verbannte er rasch aus dem Kopf und wurde dafür umso neugieriger, was Harry ihm denn sagen wollte.
 

„Du darfst mir aber anschließend nicht böse sein“, druckste der ehemalige Gryffindor herum und von dem Mut, was seinem früheren Haus in Hogwarts eigentlich immer nachgesagt wurde, war in jenem Augenblick nichts zu spüren.
 

„Ich bin dir dankbar und nicht böse.“
 

„Na gut, also …“, atmete Harry tief durch und versuchte es erneut. „Es ist so, das Haus ist groß und ich stimme dir zu, es wäre viel zu schade, es einfach so verfallen zu lassen. Außerdem müssten wir irgendwann auch mal deine Sachen zu mir bringen, findest du nicht auch?“
 

„Schon, aber was willst du mir wirklich sagen?“
 

Harry räusperte sich und dann sprach er es endlich aus. „Stell doch das Haus einem guten Zweck zur Verfügung. Du musst es nicht verschenken, auch nicht verkaufen, aber wenn du schon nicht darin leben möchtest, lass doch jemand einziehen der damit etwas anfangen kann. Jemand, dem ein richtiges Dach über dem Kopf fehlt.“
 

Draco lächelte nun zum ersten Mal seit sie hier waren aus tiefstem Herzen. Ihm gefiel diese Idee sofort und doch wusste er nicht, wer in solch einem Haus freiwillig leben wollte. Doch dann wandte er sich erneut Malfoy Manor zu, ließ seine sturmgrauen Augen über die vielen Fenster schweifen und erinnerte sich deutlich an die Räume dahinter. Alle waren groß, hoch und würden sogar für die gesamte Schülerschar aus Hogwarts Platz bieten. Dabei glitten seine Gedanken zu dem Waisenhaus zurück, indem er vor über einem Jahr gelebt hatte, weil er in dem Haus seiner Eltern nicht wohnen konnte.
 

„Du sagst ja gar nichts“, meldete sich Harry zu Wort und stellte sich neben den Blonden, während er versuchte dessen Blick zu folgen. „Vergiss einfach was ich eben gesagt hab, es war wohl doch kein so guter Vorschlag.“ Niedergeschlagen senkte er den Kopf.
 

„Überhaupt nicht“, antwortete Draco mit fröhlichem Unterton in der Stimme und schaute schließlich Harry abermals in die Augen. Dabei strahlten seine eigenen nun wie Sterne, was den Schwarzhaarigen gleichzeitig wieder etwas heiterer stimmte. Die Gedanken an die künftige Gerichtsverhandlung waren vorerst bei beiden in den Hintergrund getreten.
 

„Vielleicht wüsste ich sogar schon jemand, der hier ganz bestimmt sehr gerne einziehen möchte“, erklärte Draco jetzt geheimnisvoll weiter. „Dazu möchte ich aber zuerst noch einige Leute fragen und wenn nichts mehr im Wege steht, dann … ja dann muss ich mir nicht den Kopf zermartern, was aus meinem Elternhaus wird.“
 

„Und wer soll das sein?“
 

„Das verrate ich dir erst, wenn … ja wenn die Brüder vom Dementor geküsst wurden“, bedeutete der Blonde und schluckte sichtlich, weil er die Namen seiner Peiniger nicht aussprechen konnte und wollte, und noch weniger wollte er überhaupt an sie denken müssen. Daher verdrängte er rasch diesen Gedanken und konzentrierte sich voll und ganz auf das, was er schon bald in die Tat umsetzen wollte.
 


 

~~~ Fortsetzung folgt ~~~
 


 

Habt ihr eine Idee, wozu Malfoy Manor dienen könnte?

Schon Angst vor der Gerichtsverhandlung? Ich ja … *zittere jetzt gleich schon mit*
 

Das nächste Kapitel poste ich gleich mit :-)
 

Liebe Grüße

Elbenstein



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  windhauch
2010-01-02T10:45:22+00:00 02.01.2010 11:45
interessante storry
bin gespannt wie es weitergeht!^^
gruß
windhauch


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