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Gift

Bist du sicher, dass du alle Gifte kennst...?
von

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Erstes Gift - Hass

Yeeeeeeeeey...ich konnte es einfach nicht lassen...ich meine, Krabat schreit ja nur noch danach, die Figuren zu verslashen, also...

Nun ja. Das hier ist auf jeden Fall für jemanden: Lyschko. Ich hoffe, es gefällt dir! <3
 


 

Erstes Gift - Hass
 

Eigentlich hasste Lyschko sich selbst.

Er log, schmeichelte sich beim Meister ein und verriet seine Mitgesellen. Doch eigentlich hasste er dieses Verhalten. War das Tonda, der da aus ihm sprach?

Ein bitteres Lächeln schlich sich auf seine Züge und er drehte sich um, das Bettgestell knarrte leise und irgendwo in der Dunkelheit schnarchte jemand.

Warum nur war er so geworden, wie er jetzt war? War es diese lange Zeit, die er schon auf der Mühle war, dieses Wissen, dass jedes Jahr jemand starb und dieses Sterben öfter als jeder andere zu sehen?

Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er das hasste. Diese Heuchlerei. Dieses Buckeln vor jemandem, dem er, wenn er ein normales Leben hätte, nur verächtlich ansehen würde. Und diesen Hass. Hass. Ja, ein Gefühl, was er nur zu gut kannte. Er kannte den Hass in jeder seiner vielen, hässlichen Abstufungen:

Den einfachen Hass, den ihm seine Mitgesellen entgegenbrachten, wenn er ein Geheimnis dem Meister verriet. Das war der Hass, der einfach nur „Lyschko, der kleinen Ratte“ galt. Dem Lyschko, dessen Rolle er leider nur zu gut spielte.

Dann war da der Hass, der ihm aus den Augen des Meisters entgegenblickte. Der Hass war eher mehr Verachtung; der Meister verachtete ihn genauso, wie er ihn schätzte. Der Hass des Meisters galt dem „Lyschko ohne Rückgrat“. Dem Lyschko, der bereitwillig seine Mitgesellen verriet.

Aber der schlimmste Hass war der in Krabats Augen gewesen, als Tonda gestorben war. Krabats Augen hatten ihn so hasserfüllt entgegengestarrt, sie brannten vor Hass gegen jede Faser, gegen alles, was ihn ausmachte. Das war der schlimmste Hass. Der Hass, der ihm galt, ihm, dem Lyschko, der er eigentlich war. Der Lyschko, der tief in ihm unter unzähligen Masken verborgen war.

Er schloss die Augen. Wann war er so geworden? Wann hatte er sich in einen so widerwärtigen Menschen verwandelt?

Plötzlich wachten die Müllersburschen auf, wie von Zauberhand geweckt sprangen sie aus ihren Betten, zogen sich an.

Ja. Osternacht.

Die Zeit des Jahres, die ihm am liebsten war, denn dann musste man jeden Streit als nichtig ansehen, egal, mit wie viel Zähneknirschen man es tat.
 

Lyschko ging voraus; er wusste, warum Krabat ausgerechnet zu Bäumels Tod wollte.

Tonda.

Tonda war überall; jeder hatte ihn geschätzt und obwohl Namen nach dem Tode nichts mehr wert waren und nie ausgesprochen wurden, so war Tonda doch allgegenwärtig. Egal, wie es sich nun äußerte; ob nun so, wie Krabat es tat, oder durch Mitgefühl oder Rücksicht auf der Mühle.

Nun ja, soweit es möglich war. Auf der Mühle zählte nur man selbst, erst dann die anderen. Aber Tonda hatte einem jeden von ihnen beigebracht, was es bedeutete, an andere zu denken.

Lyschko sagte nichts, als er sich neben den knorrigen Baum fallen ließ und in den dunklen Himmel starrte, an dem vereinzelt Sterne blinkten. Die Nacht würde still werden, ganz ruhig, und später würde er dann den Ostergesang aus dem Dorf hören. Musik hatte schon immer eine tröstende Wirkung auf ihn gehabt, schon als Kind hatte er es geliebt, wenn jemand Musik gemacht hatte.

Gedankenverloren fuhr er sich über seine Fingerkuppen der linken Hand, denn dort befanden sich dünne, helle Narben, die ihn unbewusst an seine Vergangenheit erinnerten. Vor der Zeit als Müllersbursche hatte er Musik gemacht; er hatte die Laute spielen gelernt. Zu schade, dass der Meister das als „unnütze Spielerei“ abtat – zumal er nach der harten Arbeit sowieso keine Muße gefunden hätte, sich noch mit der Laute zu beschäftigen.

Er hörte, wie das Holzkreuz neben ihm leise ächzte, als Krabat sich dagegenlehnte.

„Warum bist du so?“

Er schwieg. Was sollte er schon sagen, wenn er die Antwort selbst nicht wusste?

„Lyschko. Verdammt, warum bist du so? Warum hast du Tonda verraten müssen?!“

„Ich habe ihn nicht verraten.“

Er schloss die Augen; ihm war aufgefallen, wie müde seine Stimme klang.

„…“

Es herrschte eine unangenehme Stille, die erneut von Krabat gebrochen wurde.

„Manchmal weiß ich nicht, ob ich dich verabscheuen, oder nur hassen soll.“

„Hass ist ein hartes Wort.“

Als hätte er mit dieser Aussage etwas in Krabat getroffen, sprang dieser auf und schrie ihn an:

„Ich hasse dich!! Warum musstest du Tonda umbringen?! ICH HASSE-“

Grob presste er seine Hand auf Krabats Mund, erstickte so sämtliche Worte.

„Jetzt hör’ mir mal zu, Kleiner. Ich. Habe. Tonda. Nicht. Umgebracht. Weder direkt noch indirekt. Was kann ich denn dafür, dass er sich ausgerechnet verlieben musste? Er wusste ganz genau, dass wir Müllersburschen jedem Mädchen nur Unglück bringen!“

„Ja und?! Nur weil eine falsche Schlange wie du nicht lieben kann, heißt das nicht, dass jeder so sein kann wie du! Ich bin froh darüber, noch etwas anderes zu können, als dem Meister den Boden zu lecken!“

Jetzt war auch Lyschko aufgesprungen. Er ertrug ja vieles, sehr vieles – denn die anderen riefen ihm nur zu oft abfällige Schimpfworte zu -, aber das ging zu weit.

„Du hast so was von keine Ahnung! Was weißt du schon von mir? Schon mal daran gedacht, dass ich genauso denken und fühlen kann wie du? Ach, nein, verzeih mir. Das wäre ja zu viel verlangt, für die falsche Schlange Lyschko so etwas wie Mitgefühl zu entwickeln.“

Er drehte sich um und starrte in den Himmel. Was hatte er eigentlich erwartet? Dass Krabat ihn verstehen könnte? Niemand hatte das gekonnt, aber auch nur einer hatte es überhaupt versucht: Tonda. Am Ende kam halt doch alles wieder auf ihn zurück.

Tonda war sein bester Freund gewesen. Was konnte er denn dafür, dass-

„Lyschko? Es…es tut mir Leid.“

Er hörte, wie zusammengebissen das aus Krabat herauskam, aber immerhin, es war eine Entschuldigung. Jeder andere Müllersbursche hätte ihm vermutlich aus Rache einen Fluch auf den Hals gejagt.

„Schon in Ordnung…“

Auch das war nur eine einzige Heuchelei. Gar nichts war in Ordnung. Er wusste, dass Krabat ihn hasste und dass diesem nicht ein einziges seiner Worte Leid tat.

„Weißt du…bis zu einem gewissen Grad habe ich Tonda tatsächlich verraten…aber ich habe es nicht gewollt, nie. Ich musste eines Tages mit Tonda in den Wald gehen, auf dem Rückweg hatte er mich gebeten, dass wir durch Schwarzkollm gehen, also gingen wir durch das Dorf…ich fragte mich schon, warum er mich gebeten hatte, kurz zu warten, als ich plötzlich sah, wie eine blonde, junge Frau auf ihn zulief; sie rief ihn und als er sie umarmte, flüsterte er leise ihren Namen. Leider nicht leise genug, denn ich hörte ihn: Worschula.“

Er pausierte kurz und starrte zu Boden.

„Sie waren so glücklich und ich hatte mir vorgenommen, auf jeden Fall zu schweigen, auch wenn ich damals schon geahnt hatte, was dem Mädchen drohen würde, sollte der Meister ihren Namen herausfinden. Doch der Meister bemerkte, dass etwas mit mir los war und…nur kurze Zeit später…fragte er mich, was mit mir los wäre und als ich ihm keine ehrliche Antwort gab, bohrte er mit Magie nach. So fand er auch ihren Namen heraus und…“

Er brach endgültig ab. Das hatte er nie gewollt, er hatte Tondas Tod indirekt mitverantwortet….er hatte seinen besten Freund verraten!
 

Lyschko fiel erschöpft auf sein Bett, seine Gedanken aber waren durch die harte Arbeit aber nicht getilgt worden; im Gegenteil, sie rasten unaufhörlich in seinem Kopf hin und her.

Diese Nacht hatte ihm schmerzhaft klar gemacht, was er denn eigentlich war: ein Speichellecker und Verräter. Nichts weiter. Er war geradeso gut genug, um Befehle auszuführen und – er wusste, würde der Meister diese Gedanken hören, er würde in der Silvesternacht der Nächste sein! – um seinen Kopf hinzuhalten. Es wäre ja auch zu auffällig, würde der Meister spionieren.

Nein, nein. Er hatte ja seine persönliche, kleine Ratte, die für ihn schnüffelte.

Ahhh…er fuhr sich durch sein blondes, gewelltes Haar. Er fühlte sich manchmal so entzweigerissen. Einerseits war er der Lyschko, der spionierte, der schnüffelte, der verriet. Aber tief in ihm war immer noch der Lyschko versteckt, der das alles verabscheute, der eigentlich lieber Musik machen würde, anstatt zu schuften und zu wissen, dass das Leben bald vorbei war. Ob nun in der diesjährigen Silvesternacht oder in der im darauf folgenden Jahr – wer wusste das schon.

Was er aber wusste, war, dass Krabat dieses Jahr sterben würde. Und wenn nicht dieses Jahr, dann nächstes. Er spürte es. Es war dieser dumpfe Druck auf seinem Bauch; genau dieses Gefühl, was er bei Tonda gehabt hatte…und diesmal würde er es richtig machen. Tonda hatte Krabat gern gehabt, mehr, als es ein Altgeselle den „Neuling“ haben sollte – Krabat hatte in Tonda einen Freund gefunden. Einen wahren Freund, der alles für ihn tun würde, genauso wie es umgedreht wahrscheinlich gewesen wäre.

Er schloss die Augen. Irgendetwas musste er tun können, wenn es wirklich darauf ankam. Wenn er schon Tonda verraten hatte, so wollte er wenigstens einen Teil seiner Schuld abtragen und sei es dadurch, dass er Krabat rettete.

Sicher, er beherrschte die Magie besser als seine Mitgesellen, das wusste er. Aber gegen den Meister hatte er keine Chance, wenn es zu einem Duell kommen würde. Höchstens wenn Krabat ihm helfen würde, hätten sie eine Chance…das war also keine Möglichkeit. Er würde also bis Silvester warten müssen. Hatte Krabat ein Mädchen? Ja, oder? Er hatte doch so seltsam abwesend gewirkt, als die Ostergesänge eingesetzt hatten…
 

Lyschko schloss die Augen und auch wenn er Krabat nicht so sehr mochte wie Tonda und Krabat ihn wahrscheinlich hasste, so flehte er doch innerlich, dass Krabat genau den gleichen Fehler machen würde wie Tonda: er musste sich verlieben. Krabat war hoffentlich so klug, ihn fernzuhalten, wenn er den Namen seines Mädchens aussprach, sonst hätte er, Lyschko, noch einen Menschen auf dem Gewissen…nur die Liebe eines Mädchens würde Krabat hier rausholen und mit ihm alle Müllersburschen.
 


 


 

Ende "Erstes Gift - Hass"
 

Nächstes Kapitel:

"Zweites Gift - Neid"



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Chai-Cherry-Tea
2010-12-14T16:57:17+00:00 14.12.2010 17:57
Wow, das war echt ein tolle Einleitung, ich hoffe die Kapi bleiben so gut *o* Ich finde, dass du Lysckos Chara super getroffen hast und die wandlung in seinen Geist begrifflich gemacht hast. Schöner Schreibstil :D
Von: abgemeldet
2009-01-21T20:29:10+00:00 21.01.2009 21:29
*______*
Für mich?
Ohh..natürlich gefällt es mir!
Warum hab ich das eigentlich noch nicht gelesen? Schweinerei...
Dein Schreibstil gefällt mir sehr~ *schwärm*
Von:  Izumi-chan
2008-11-19T14:47:36+00:00 19.11.2008 15:47
Ach schön :)
Ich habe leider das Buch (noch) nicht gelesen und wurde in den Film geschleift, aber naja, das ist ja jetzt auch uninteressant.
Viel interessanter ist ja dieses wunderbar-herrliche Kapitelchen.
Ich muss sagen du hast einen sehr schönen Stil. Denn obwohl im Moment absolut keine Laune auf Lesen habe, habe ich dieses KApitel geradezu verschlungen, Kompliment ;)
Ich und meine genialen Kommentare *kopfschütel* Naja, hoffe du freust dich über 'ne kleine Rückmeldung.
Man sieht sich beim nächsten Kapitel ;)
Liebe Grüße Izumi-chan :-)


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