Einige Tage später rief mich Mathieu an und fragte, ob ich vielleicht nun Lust hätte, mit ihm und seinen Freunden bowlen zu gehen, da es ja beim letzten Mal nicht gerade toll gelaufen war.
Nach kurzem Überlegen stimmte ich zu, sagte allerdings, dass ich noch jemanden mitbringen würde.
So saß ich also wie so oft auf Angelines Bett und erklärte ihr, warum sie unbedingt mitkommen musste. „Ich brauch Unterstützung! Bitte! Hallo? Ich treffe Mathieu und seine Freundin! Und seine ganzen Freunde!“
Angeline nickte. „Du hast Recht! Natürlich komm ich mit! Dann kann ich ihn auch endlich mal sehen! Soll ich gemein zu der Freundin sein?“
Ich grinste, schüttelte aber den Kopf. „Nein. Sie kann ja nichts dafür.“
„Stimmt. Gut, dann zu ihm!“, beschloss sie. „Du hast schließlich gesagt, ihr könnt versuchen, Freunde zu sein. Also darf ich an deiner Stelle gemein sein!“
Ich lachte. „Okay.“
„Wunderbar! Dann los, wir müssen dich stylen!“ Sie ging zu ihrem Kleiderschrank und begann wieder, irgendwas für mich rauszusuchen.
Skeptisch sah ich sie an. „Warum denn das?“
„Na, ist doch klar!“ Angeline grinste. „Du musst umwerfend aussehen, damit Mathieu sieht, was er verpasst, und merkt, was für ein Idiot er ist!“ Sie hielt mir eine sehr enge, schwarze Jeans hin, doch ich schüttelte den Kopf. „Das seh ich ja ein, aber in dem Teil kann ich niemals bowlen!“
„Aber klar doch! Außerdem geht es darum nicht. Je enger die Jeans, umso besser sieht dein Hintern aus! Anziehen!“, befahl sie und kramte weiter in ihrem Schrank nach einem Oberteil.
Ich seufzte und da bei Angeline jeder Widerstand zwecklos war, zwängte ich mich in die Jeans und kurze Zeit später in das pinke Shirt mit kunterbunten Aufdrucken.
Angeline musterte mich. „So, und jetzt noch die Haare!“ Sie zerrte mich ins Bad und ich musste ihre Stylingprozedur über mich ergehen lassen. Ich wollte zwar lieber nicht wissen, wie viele Tonnen Haarspray sich auf meinem Kopf befanden, aber ich musste zugeben, dass das Ergebnis durchaus sehenswert war. Als Angeline dann jedoch mit einem Kajalstift bewaffnet auf mich zukam, protestierte ich vehement. „Auf gar keinen Fall!“
„Ach komm schon, Jamie, nur ein bisschen!“, bettelte sie, doch ich blieb standhaft und sie sah schließlich ein, dass da nichts zu machen war. „Na egal, du siehst auch so zum Anbeißen aus!“ Sie klatsche in die Hände und musterte mich nochmal. „Ich bin ein Genie!“
Ich lachte. „Und so bescheiden!“ Aber ein Blick in den Spiegel bestätigte mir, dass sie recht hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so aussehen konnte. Als ich mich umdrehte wurde ich von einem Blitzlicht geblendet und Angeline lachte. „So ein Meisterwerk muss ich für die Nachwelt festhalten!“
Ich grinste kopfschüttelnd. „Natürlich. Was ziehst du an?“
„Nichts Besonderes. Es geht schließlich um dich!“
Ich seufzte. „Dachte ich mir doch fast.“
Da Angelines Stylingprozedur ziemlich lange gedauert hatte, mussten wir dann auch los.
Vor dem Bowlingcenter trafen wir auf Mathieu und seine Freunde.
Lächelnd kam er auf uns zu: „Hey, Jamie, schön, dass du da bist!“
Ich nickte. „Hi. Das ist Angeline!“
Mathieu hielt ihr die Hand hin. „Freut mich!“
Angeline zog eine Augenbraue hoch und ergriff seine Hand natürlich nicht. „Hallo.“
Mathieu sah etwas irritiert aus und stellte uns dann seine Freunde vor.
Grinsend flüsterte Angeline mir ins Ohr: „Hast du seinen Blick gesehen?“
Unwillkürlich musste ich auch grinsen. „Du bist so gemein!“
„Ich weiß.“ Sie kicherte. „Er hat’s verdient!“
Wir gingen also rein und begaben uns auf unsere Bahn. Nachdem sich einer von Mathieus Freunden, deren Namen ich natürlich alle wieder vergessen hatte, sich mit dem Computer rumgeschlagen hatte, konnte wir endlich anfangen, und ich war natürlich superschlecht.
Das war aber nicht mehr so wichtig, nachdem Angeline mir mitgeteilt hatte: „Mathieu starrt die ganze Zeit auf deinen Hintern!“ Das freute mich mehr, als es eigentlich sollte, was ich eigentlich nicht so gut fand, mich aber trotzdem nicht davon abhielt, mich jedes Mal, wenn ich dran war, weiter zu bücken als nötig gewesen wäre.
So wurde es ein ziemlich lustiger Abend, denn mit Mathieus Freunden und sogar Jeannette verstand ich mich überraschend gut. Und dass Angeline Mathieu so abweisend wie nur irgend möglich behandelte, machte das Ganze noch viel besser.
Heikel wurde es allerdings als Mathieu mich, als wir gingen, fragte: „Darf ich dich nach Hause bringen?“
Ich sah Angeline fragend an, die die Stirn in Falten gelegt hatte und den Kopf hin und her wiegte, und antwortete nicht sehe überzeugt: „Na gut.“
Die Rückfahrt mit dem Bus verlief allerdings schweigend, weshalb ich mich fragte, warum Mathieu eigentlich mitkommen wollte.
Schließlich standen wir vor unserer Haustür und Angeline meinte nach einer weiteren Minute des Schweigens etwas genervt: „Gut, ich geh schonmal rein, dann kannst du endlich loswerden, was auch immer wichtiges du sagen willst!“ Sie warf Mathieu noch einen Blick zu und verschwand dann im Haus.
Fragend sah ich Mathieu an. „Nun?“
„Ähm, ja…“ Er wirkte etwas unschlüssig. „Danke für den schönen Abend und überhaupt, dass du mitgekommen bist!“
Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte er sich plötzlich vorgebeugt und mich geküsst. Verdattert ließ ich es geschehen und Mathieu richtete sich schließlich wieder auf, lächelte, wünschte mir eine gute Nacht und ging.
Verwirrt stand ich in der Einfahrt und sah ihm nach. Was war das denn jetzt gewesen?
Angeline hatte natürlich alles durchs Küchenfenster beobachtet und fragte, als ich reinkam: „Was war DAS denn?“
„Ich habe keine Ahnung.“ Ich seufzte. „Was sollte denn das?“
Angeline schüttelte den Kopf. „Oh Mann. Aber!“ Sie zwinkerte mir zu. „Süß ist er ja schon!“
„Ich weiß.“ Ich seufzte erneut. „Was mach ich denn jetzt?“
„Erstmal schlafen gehen und morgen sehen wir weiter!“, erklärte sie und schob mich in Richtung Treppe.
Am nächsten Morgen vorm Training berichtete ich natürlich auch Brandon von meinem Abend. „…Und dann hat er mich geküsst! Und ich fand das gut! Ich meine, ich wollte das nicht gut finden, aber irgendwie… ich weiß auch nicht… Er ist so toll und… Was mach ich den jetzt?“
„Weiß ich nicht“, erwiderte Brandon ziemlich genervt und drehte sich um, um wegzugehen.
Was war denn jetzt los? „Moment! Brandon, was ist denn los?“
„Nichts!“ Er blieb stehen, drehte sich allerdings nicht um.
Ja, sicher. „Warum bist du denn jetzt sauer?“
„Verdammt, hast du das immer noch nicht kapiert?“ Jetzt drehte er sich doch um. „Ich bin in dich verliebt!“