Ich weiß, es ist wieder nicht ganz so lang, aber es passiert trotzdem relativ viel, also viel Spaß!
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Drei Tage später hatte ich es mir gerade abends mit Angeline auf ihrem Bett bequem gemacht um einen Film zu gucken, als es plötzlich an der Tür klingelte. Da Emilie mit Gustave Essen gegangen war, musste wohl oder übel einer von uns aufstehen. Seufzend latschte ich zur Tür und erstarrte förmlich, als ich öffnete. Dort stand Mathieu mit einem riesigen Strauß roter Rosen. Was sollte das denn werden?
„Hi!“ Er streckte mir den Strauß entgegen. „Die sind für dich, als Entschuldigung quasi. Es war ziemlich blöd, was ich gesagt habe!“
Ich nickte. „Allerdings!“
„Ähm, ja, und ich würd gern… also, können wir nicht nochmal reden? Vernünftig, meine ich?“
Mathieu sah ziemlich unsicher und nervös aus, und dass er mir Rosen schenkte, war ja schon sehr süß. Aber trotzdem! So schnell ließ ich mich dann doch nicht erweichen! Reden klang allerdings gut. „In Ordnung“, lenkte ich also ein. „Aber nicht jetzt! Wie wär’s mit morgen?“
Er nickte und sah eigentlich ziemlich hoffnungsvoll aus. „Ich warte im Café auf dich!“
„Gut.“ Damit war das Gespräch für mich beendet und ich machte ihm die Tür vor der Nase zu.
Als ich mit den Rosen zurück ins Zimmer kam, sah Angeline mich mit großen Augen an. „Ui! Etwa von Mathieu?“
„Ja“, bestätigte ich. „Er wollte nochmal mit mir reden.“
„Oh, und was hat er gesagt?“, fragte sie neugierig nach.
„Ich hab gesagt nicht jetzt“, erklärte ich und sie grinste. „Das ist ein bisschen gemein.“
Ich zuckte mit den Schultern. „Na und? Hat er ja wohl verdient! Wir reden morgen. Können wir jetzt den Film gucken?“
Beim Training am nächsten Tag machte ich mir natürlich die ganze Zeit Gedanken, was Mathieu wohl sagen würde. Auch Brandon blieb natürlich nicht verborgen, dass ich ganz hibbelig war und sprach mich darauf an.
„Mathieu hat mir gestern Rosen geschenkt und will nochmal mit mir reden. Also treff ich ihn gleich“, erklärte ich.
„Wow, das hätte ich jetzt nicht erwartet“, meinte Brandon beeindruckt und ich nickte. „Jetzt denk ich die ganze Zeit drüber nach, was er wohl sagen will!“
„Verständlich.“ Brandon lächelte. „Wenn’s dir zu viel wird, ruf an, dann eile ich dir zu Hilfe!“
Ich lachte. „Klar, mach ich. Danke!“ Ich war wirklich froh, einen Freund wie Brandon gefunden zu haben.
Später saß ich dann also im Café und Mathieu stellte ungefragt eine Tasse heiße Schokolade vor mir ab und setze sich dann zu mir.
„Also“, begann er. „Ich wollte dir das ganze noch mal erklären. Entschuldigt hab ich mich zwar gestern schon, aber es tut mir wirklich Leid! Das war einfach dumm von mir! Ich hab nicht nachgedacht. Also, wie schon gesagt, Jeanette und ich führen eine sehr offene Beziehung, ich bin das einfach nicht anders gewöhnt. Und du hast mir halt gefallen und dann hab ich einfach nicht darüber nachgedacht, dass dich das stören könnte, tut mir Leid! Ich hätte von Anfang an offen sein sollen!“
Ich nickte. „In der Tat.“
„Und, ähm, naja“, fuhr er fort. „Da du ja deutlich gemacht hast, dass du das nicht willst, vielleicht können wir ja… also, ich mag dich wirklich und deshalb…“
„Ja?“ Gespannt sah ich ihn an. „Deshalb können wir was?“
„Vielleicht können wir ja Freunde sein?“
„Hm.“ Freunde? Mathieu und ich? Konnte ich mit jemandem befreundet sein, der mich – wie ich zu meinem Leidwesen zugeben musste immer noch – so sehr faszinierte, dass es mich wunderte, dass ich überhaupt ein normales Gespräch mit ihm führen konnte, und andererseits so sehr verletzt hatte? „Ich muss darüber nachdenken“, erklärte ich. Das konnte ich wirklich nicht so einfach sagen!
Mathieu nickte. „Natürlich, das versteh ich.“
„Gut.“ Damit war unser Gespräch wohl beendet und eigentlich wollte ich gehen. Andererseits stand immer noch die Tasse heiße Schokolade vor mir und zum ersten Mal verstand ich, warum Leute in Filmen immer gingen, ohne aufzuessen oder auszutrinken. So war die Situation nämlich wirklich seltsam.
Mathieu musste meinen inneren Konflikt wohl angesehen haben, denn er meinte leicht lächelnd: „Du musst das jetzt nicht trinken! Geh ruhig!“
Dankbar lächelte ich zurück und stand auf. „Gut, dann tschüss!“
„Ja, bis bald, hoffe ich!“, erwiderte er und ich verließ das Café. Das war doch eigentlich gar nicht so schlecht gelaufen!
Als ich an der Bushaltestelle stand, klingelte mein Handy und es war Brandon, der sich erkunden wollte, ob alles in Ordnung war.
Ich lachte, freute mich aber eigentlich über seine Fürsorge und schilderte ihm dann das Gespräch.
„Das klingt gar nicht so schlecht!“, meinte auch er und fragte dann: „Aber kannst du wirklich mit ihm befreundet sein?“
Ich seufzte. „Gute Frage. Wenn ich das wüsste…“
„Hmhm“, machte er zustimmend und meinte dann aufmunternd: „Das wird schon! Ich bin sicher, du kriegst das hin!“
Na, hoffentlich hatte er damit Recht! Ich hatte nämlich nicht die geringste Ahnung, wie ich mit Mathieu umgehen sollte, wenn ich ihm das nächste Mal begegnete. Und die größte Frage war wohl nicht: Konnte ich mit ihm befreundet sein? Sondern: Wollte ich das überhaupt?