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Living In A Toy Box

von

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Mini Me

Es war mitten in der Nacht, als Jazmin auf einmal aufwachte. Sie wusste nicht warum, es gab nichts, was ihren Schlaf gestört hatte. Mit müdem Blick suchte sie das Zimmer ab, doch das monotone Piepen war das einzige, was ein Lebenszeichen von sich gab. Sie rieb sich die Augen und wollte sie wieder schließen, als sie auf einmal das Licht aufflackern sah. Sie hielt inne und schaute nochmals genau hin, um sich zu vergewissern, dass jetzt zu dem geistigen Defizit jetzt auch nicht noch ihre Augen betroffen waren. Doch noch im selben Moment ging das Licht aus und sie saß im Dunkeln. Gut, ein Stromausfall. Nicht schön, aber in einer Großstadt nicht selten. Trotzdem setzte sie sich etwas beunruhigt auf und zog ihre Decke mit sich. Es war komplett finster, nicht mal die Lichter Gothams konnten auch nur einen Funken Erleuchtung in ihr Zimmer bringen. Sie saß da und bewegte sich kein Stückchen. Paranoid huschten ihre Äuglein durch die Dunkelheit doch erspähten nichts weiter als nichts Sagendes schwarz. Sie atmete tief durch und ermahnte sich zur Disziplin. Kein Grund, einen Aufstand zu machen. Das bisschen Dunkelheit.
 

Sie meinte ein Knacken zu hören, ja fast wie Schritte, die aber schon im selben Moment, in dem sie auftauchten, wieder verschwanden. Kein Grund zur Aufregung. Glücklicherweise schaltete sich der Strom nun wieder ein und mit einem verschlafenen Flackern meldete sich die Glühbirne zurück. Jazmin atmete erleichtert aus und wollte sich gerade wieder hinlegen, als sie auf einmal etwas am Fußende ihres Bettes entdeckte. Sie schaute genauer hin, der Schlaf in ihren Augen raubte ihre die Sehkraft. Sie beugte sich vor und identifizierte diese dunkle Etwas als eine Puppe…ihre Puppe. Sie rieb sich abermals die Augen, glaubte nicht was sie dort sah. Sie streckte ihr dünnes Ärmchen hervor, um sie zu greifen. Es war tatsächlich ihre Puppe, die, die sie vor einigen Jahren gefunden hatte und die sie in den zwei Jahren Aufenthalt in der Psychiatrie begleitete. Sie erkannte die blonden Zöpfe und das blaue Kleid, das sie trug. Doch als Jazmin genauer hinschaute entdeckte sie etwas, das ihr unbekannt war. Des Püppchens Augen waren pechschwarz ummalt. Die dunkle Farbe zog sich von den Augenbrauen bis hin zu den Wangenknochen, sie war ungewöhnlich blass und ein blutroter Mund zierte ihr schmales Gesicht und lachte Jazmin hämisch an. Es schien, als blicke ihr ein kleiner Totenkopf entgegen. Sofort hatte sie wieder das schreckliche Clownsgrinsen vor Augen und umso länger sie in die toten Augen der Puppe blickte umso heftiger begann sie zu zittern. Aus dem Zittern entstand ein Impuls, der Jazmins Arm hervor schnellen ließ und die Puppe in hohem Bogen an die gegenüberliegende Wand geworfen wurde. Mit einem lauten Plumps prallte sie an der Wand ab und fiel zu Boden.
 

Jazmin hatte keine Ahnung, was hier gespielt wurde. Kaum war mal kurz das Licht aus, suchten sie schon Halluzinationen heim. Doch als ein leises Lachen rechts von ihr ertönte, war sie sicher, dass dies keine Halluzination war. Sie riss die Äuglein auf und drehte das Köpfchen zur rechten, und was sie dort erblickte, ließ ihre Wunde auf dem Bauch pulsieren.

Lässig ans Fenster gelehnt stand dort der Joker, der aus pechschwarzen Augenhöhlen Jazmin entgegen starrte. Der rote Mund war zu einem schaurigen Grinsen verzogen und aus ihm drang ein tiefes Lachen, was den Boden beben ließ. Jazmin starrte zurück, wusste nicht, wie ihr geschah, versuchte bloß ganz perplex ihren Gegenüber zu fixieren.

Der Joker löste seine Haltung und ging zu dem Püppchen, dass nun achtlos auf dem Boden lag. Er bückte sich, um es aufzuheben.

„Na, na, Püppchen, nicht so unartig…das fällt dir irgendwann noch mal auf die Füße“ Er hob die Puppe mit unerwarteter Sorgfalt auf und wendete sich nun Jazmin zu, die ihn immer noch mit großen Äuglein anstarrte. Oh, sie hoffte inständig, zu halluzinieren, doch leider schien dies doch Realität.

„Freust du dich nicht, mich zu sehen? Ich meine, so ein bisschen Besuch…zur Genesung“ Er ging um ihr Bett herum, die Puppe in der Hand haltend und setzte sie schließlich sanft auf Jazmins Bauch ab. Diese tat keinen Atmenzug und umso näher der Joker kam, desto mehr verschwamm die Welt vor ihren Augen. Sie kam sich vor wie in einem schlechten Film. Äußert schlecht. Und auch kein bisschen witzig.
 

„Tja, da bist du selbst schuld dran“, er zog die Brauen argwöhnisch in die Höhe, „Unartige Püppchen müssen eben bestraft werden…Das siehst du doch ein, oder?“

Er hob die Hand und fuhr Jazmin durch die blonden, zerzausten Locken. Dabei hielt er ihren Kopf so fest, dass sie ihn nicht abwenden konnte und so gezwungen war, ihn anzuschauen.

„Aber ich habe Verständnis, Püppchen, ich bin ja nun auch kein Unmensch“, er lachte selbstgefällig in sich hinein, „Ich weiß, dass in deinem kleinen Köpfchen ein riesen…großes…Chaos herrscht“, dabei drehte er ihren Kopf hin und her. Er beugte sich zu ihr hinab, sodass sie seinen Atmen auf ihrem Gesicht spüren konnte. „Aber ich gebe dir noch eine zweite Chance…da du ja anscheinend sowieso nicht tot zu kriegen bist…“, fügte er leicht verärgert hinzu, „Doch entscheide gut, an wen du dich jetzt hältst. Denn wie du gesehen hast, unser Dunkler Ritter konnte das hier ja auch nicht verhindern…Außerdem ist das Leben viel zu kurz, um falsche Entscheidungen zu treffen, findest du nicht?“

Jazmin konnte es einfach nicht begreifen. Verwirrung war kein Ausdruck ihres derzeitigen Befindens. Einen Moment erlaubte sie sich, über das nachzudenken, was der Joker gesagt hatte.

Vielleicht hatte er ja Recht.

Ja, vielleicht war sie selbst schuld…vielleicht, vielleicht war es gut, dass das passiert…Nein!

Er wollte sie töten, gerade da, wo sie an dem Punkt war, doch leben zu wollen. Er hatte ihr fast alles genommen, für was sie in den letzten Wochen gekämpft hatte! Dafür gab es keine Rechtfertigung!
 

Sie nahm all ihre Kraft zusammen und stieß den Joker von sich.

„Wenn du es schon nicht geschafft hast, dem Elend hier ein Ende zu bereiten, dann lass mich doch einfach da, wo ich gerade bin! Ich hab keine Lust mehr auf diese Spielchen! Such dir eine andere Marionette!“

Sofort lehnte er wieder über ihr und hielt ihre Ärmchen fest, sodass sie sich nicht bewegen konnte.

„Oh, ohne dich ist es aber nur halb so lustig. Außerdem geht es hier nicht darum, worauf DU Lust hast. Es geht hier in keinster Weise um dich. Du bist nur Mittel zum Zweck. Du gehörst mir. Du bist mein Spielzeug. Und wenn ICH keine Lust mehr auf dich habe, dann bring ich dich wieder dahin, wo du hingehörst. In deine einsame, trostlose Welt, in der du qualvoll verrecken kannst. Wie wär’s damit? Hm, Püppchen? Was sagst du?“ Er erhob sich wieder und trat einige Schritte zurück. „Du hast zwar keine Wahl, aber überleg’s dir. In dieser Welt wirst du keine Zukunft haben, dafür werde ich sorgen. Ich geb’ dir Zeit, es liegt in deinen Händen“ Er drehte sich um und verließ den Raum. Das letzte was sie von ihm sah, war der Stoff des violetten Mantels, der um die Ecke huschte.
 

Jazmin saß wie angewurzelt da und verzog keine Miene. Doch irgendwie hatte sie das Bedürfnis, laut loszulachen. Einfach so, einfach weil das alles hier so absurd und paradox war…so wie sie es sich eigentlich immer gewünscht hatte.

Sie hatte keine Wahl, sollte es sich aber trotzdem überlegen. Das machte wenig Sinn, aber für sinnlastige Worte war der Joker ja nun auch nicht bekannt. Sie sollte sich also überlegen, ob sie wieder dahin zurück wolle, wo sie herkam. In die Welt, die von Abhängigkeit und Zwang gezeichnet war. In der es keinen Lichtblick gab, keine Zukunft, sondern nur abnormale, verrückte, grausame Dinge. Kein Licht am Ende des Tunnels, aber Blutbefleckte Hände.
 

Jazmin lehnte sich wieder zurück und und nahm die Puppe auf ihrem Bauch in die Hand. Sie fuhr ihr über das blasse Porzellangesicht und schaute sie intensiv an, als könne sie ihr verraten, was nun geschehen würde. Ihr wurde die Qual der Wahl sicherlich abgenommen werden, doch es wäre besser für sie, sich selbst für „das richtige“ zu entscheiden. Besser für ihre Gesundheit. Sie stand in einer Sackgasse und der einzige Ausweg war der Gullideckel, der gerade Wegs in die Hölle führte. Es war ein Nullsummenspiel. Und sie war am verlieren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-03-08T21:06:18+00:00 08.03.2009 22:06
Man muss ihr doch weh getan haben wenn er sich auf ihren bauch setzte wenn die wunden noch frisch sind u.u
+seufz+
armes püppen
Von: abgemeldet
2009-03-08T09:41:28+00:00 08.03.2009 10:41
Jokeeer :D x3
aber fieß issa jez schon! xD
Armes, armes Püppchen :| :D
aber ich freu mich schon wieder aufs nächste Kapitel!!
Schreib so schön weiter!
hdl


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