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Living In A Toy Box

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At The Bottom Of The Toy Box

Ab diesem Zeitpunkt verlief der Abend eigentlich ganz angenehm. Jazmin wurde in eine oberflächliche Unterhaltung über die Vor- und Nachteile von Presseleuten hineingezogen, in der sie ihrem Ärger über die nervenden Blitzlichter endlich Luft machen konnte. Es wurde gelacht und getrunken und getrunken und gelacht und das nette Zusammentreffen nahte sich dem Ende. Bruce blickte auf die Uhr und beschloss sich zu verabschieden, da er noch einem Termin außerhalb der Stadt nachkommen müsse. Er stand auf und die anderen Tischnachbarn erhoben sich ebenfalls. Die beiden jungen Damen umarmten Jazmin zur Verabschiedung, als wäre das der letzte Moment, an dem sie sich sehen würden, gaben sich Küsschen, links, rechts und nochmal links. Jazmin versuchte dabei direkten Körperkontakt zu vermeiden. Berührte nur leicht die Oberarme der Fräuleins und hauchte ihnen ein Küsschen auf die Wangen und die Frage nach dem Sinn dieser Prozedur ließ nicht lange auf sich warten. Wem's gefällt...
 

Die Herren schüttelten sich die Hände, als gäbe es keinen Morgen mehr, lachten, schlugen sich freundschaftlich auf die Schultern. Der ältere Herr flüsterte Bruce noch auffällig entgegen: „Halt' dir dein Mädchen warm, die ist was Besonderes“ Darauf antwortete Bruce nur mit einem Seufzer ähnlichem: „Allerdings“, das von einem verschwörerischem Unterton begleitet wurde. Jazmin grinste nur nett und entfernte sich schon leicht von der aufgewühlten Masse. Bruce drehte auch zum gehen und folgte ihr. Sie gingen zum Hinterausgang hinaus, der direkt in das Treppenhaus führte, das der Anschluss in das darüber liegende Hotel war, in dem Jazmin ein Zimmer hatte.
 

Es zog leicht, als sie durch die Glastür gingen und in das Foyer des Hotels kamen. Beide verloren kein Wort, gingen nur hinüber zu dem Lift und warteten bis sich seine roten Türen öffneten. Jazmin blickte auf den Boden und musterte ihre Füße, die eine merkwürdig rote Färbung angenommen hatten, was wahrscheinlich an den unmenschlich hohen Schuhen lag, die aus ihnen jegliches Blut pressten. Bruce stand neben ihr und schaute anders als Jazmin hinauf auf die Anzeige des Fahrstuhls und verfolgte sehr interessiert den Weg des Lifts vom 35. in den 1. Stock, er hatte seine Hände in die Taschen gesteckt und wippte gelangweilt hin und her. Er wusste nicht, was er sagen sollte, aber er war froh, dass der Abend nach anfänglichen Startschwierigkeiten doch noch so gut verlaufen war. Jazmin hatte wirklich eine Chance zurück in das normale Leben zu finden. Er glaubte fest daran.
 

Ein sanftes „Bling“ riss beide aus ihren Gedanken und in gemächlichem Tempo öffneten sich die Türen des Barock bemalten Lifts. Beide taten einen Schritt hinein.

Als Jazmin sich umdrehte blickte sie hinaus durch die Glastür, die hinaus auf die Straße führte. Plötzlich sah sie, wie eine Gestalt sich in plötzlicher Bewegung in den Schutz des Schattens stellte. Sie konnte nur deren Silhouette erkennen, doch als das Licht der Straßenlaterne die Gestalt kurz streifte, hätte sie schwören können, dass sie violetten Stoff aufblitzen sah. Doch anstatt, dass wieder der übliche Schauer in ihr aufkam, schüttelte sie den Gedanken sofort wieder ab, der ihr kam, denn bei genauem Hinschauen stand da gar keiner. Sie lächelte über ihre eigene Torheit.
 

„Was ist?“, fragte Bruce, dem das nicht entgangen war. Doch Jazmin schüttelte nur den Kopf, „Nein, nichts. Ich war nur...in Gedanken“, sagte sie mit ihrer zarten, Glocken hellen Stimme, die Bruce sofort wieder einlullte.

Sie fuhren hinauf bis in den 8. Stock. Bruce begleitete sie noch bis zu ihrer Tür, schließlich hatte er ja den Schlüssel. Der Weg war nicht weit bis zum Zimmer 804. Roter Teppich zierte den in Weiß und Gold gehaltenen Gang. Das Zimmer befand sich genau in der Mitte, Bruce zückte den Schlüssel und schloss mal wieder ganz Gentlemen- like die Tür auf und überreichte Jazmin den Schlüssel. Sie stellte sich in die Tür und stand Bruce nun genau gegenüber.

„Gut, ich muss jetzt los. Wenn du Probleme hast, ruf mich an. Ich hole dich morgen früh wieder ab“ Jazmin blickte leicht gekränkt auf den Boden. Das war das erste Mal seit, sie weiß nicht wie lang, dass sie allein war. So richtig allein. Sonst war er doch immer da gewesen. Immer in der Nähe. Wenn sie jetzt allein wäre...
 

Und sofort überkam sie wieder die schreckliche Erinnerung an den Anruf, die sie schon fast vergessen hatte. Er könnte sie jetzt unmöglich allein lassen. Sie würde alles dafür tun, jetzt nicht allein zu sein. Und plötzlich überkam sie das Gefühl, dass sie bisher nur ganz selten spürte, das Bedürfnis nach menschlicher Nähe, nach Zuneigung und Wärme.

Sie hob den Kopf und setzte ihre traurigste Miene auf. Mit großen blauen Kinderaugen schaute sie ihn an und legte den Kopf schief.

„Was ist denn?“, fragte er, sich kaum los reisen könnend von diesem betörendem Blick, der sich tief in sein Gedächtnis brannte.

„Geh' nicht“, sagte sie kaum hörbar und berührte ihn ganz leicht am Arm. Ihre klare, leise Stimme ließ seine Sinne betäuben. Ihre leichte Berührung auf seinem Arm war so warm und so zart. Er konnte nicht nach links oder rechts schauen. Ihre Anwesenheit zog seine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Die weise Wand und der rote Teppich verschwanden für einen kurzen Moment und nur die großen blauen Augen, die ihn wehmütig anschauten und die blutroten Lippen stahlen sich in seinen Kopf.

Die blutroten Lippen...
 

Jazmin ging einen kleinen Schritt vorwärts, stolperte fast über ihre eigenen Füße und kam seinem Gesicht so noch näher. Trotz der High-Heels war Bruce doch noch ein ganzes Stück größer als Jazmin und er musste den Kopf senken, um ihr nun in die Augen schauen zu können. Jazmin hob den ihrigen und schloss die Augen, kurz bevor Bruce ihre Lippen küssen konnte. Dieser Moment dauerte nicht lange, einige Sekunden, denn schon legte Jazmin ihre Hände auf seine Schultern und zog ihn mit sich in ihr dunkles Zimmer. Bruce machte keine Anstalten, sich dem zu entziehen und folgte ihr, immer tief in ihre blauen Augen blickend. Das Zimmer war nicht groß, nur ein Bett stand in der Mitte und gegenüber ein kleiner Schreibtisch. Doch in der Dunkelheit war all das kaum zu erkennen. Nur durch das Fenster drang spärlich Mondlicht, das einen Streifen Helligkeit auf das Bett warf. Jazmin löste ihre Hände, doch Bruce umfasste sofort ihre Hüfte und zog sie wieder näher zu sich heran. Beide ließen sich auf das Bett fallen, mehr oder weniger freiwillig. Hektisch berührten sich nun ihre Lippen, als würden sie jeden Moment entdeckt werden. Bruce berührte Jazmins Hals, strich über ihr Schlüsselbein, bis er zu dem Reißverschluss ihres Kleides kam, der an der Seite war. Er zog ihn auf, erst langsam, dann bis zum Anschlag. Ein Träger rutschte und enthüllte Jazmins schwarzen Spitzen BH. Ihre Haut war so weich und kühl, ihre blonden Locken fielen aus den Spangen und kitzelten Bruce am Hals. Ihre blauen Augen nahmen im Schein des Mondes wieder einen fast grauen Farbton an und blitzen auf in der Dunkelheit, wie glasklare Diamanten. Dieses Mädchen war wirklich etwas Besonderes, er wusste nicht inwiefern, er wusste auch nicht, ob das, was er tat, das richtige war, doch es fühlte sich gut an. Dieses zarte Püppchen hatte tatsächlich eine Seele. Und sie war so unergründlich tief, aber doch wunderschön. Er hatte keine Ahnung was ihn dazu trieb, aber das war auch egal. Nun war er sich ganz sicher, sie war in dieser Welt angekommen. Sie lebte.
 

Jazmin hatte um ehrlich zu sein keinen blassen Schimmer, was sie da tat. Noch nie hatte sie Menschen freiwillig so nah an sich heran gelassen. Doch zu ihrer Verwunderung spürte nicht dieses Brennen, dieses unangenehme Kratzen einer Berührung. Sie hatte nicht das Gefühl, alles von sich stoßen zu müssen. Um genau zu sein lechzte ihre verletzte, misshandelte Haut nach ein Stückchen Wärme und Nähe, menschlicher Wärme und Nähe. Ihr geschundener Körper brauchte diese sanften Berührungen, diese Zuneigung, das, was sie sonst nie bekam, aber das, was sie verdient hatte. Sie war doch auch nur ein Mensch. Sie war kein Monster. Sie war keine Psychopathin. Sie war ein ganz normaler Mensch, dem unnormale Sachen wieder fahren sind. Grausame, unmenschliche Sachen.

Bruce zog ihr nun auch noch den anderen Träger von der Schulter. Jazmin ließ sich alles gefallen, doch als seine Hand zum Verschluss ihres BHs wanderte, hielt sie plötzlich inne und richtete sich auf, sodass auch er sich nicht weiter bewegte.
 

Sie wollte nicht das, was er wollte. Es würde sie zu sehr an das erinnern, was das Monster ihr antat. Sie wollte nur Nähe und Geborgenheit spüren, wollte nur ihren ganzen Schmerz in dem kurzen Moment der Hingabe vergessen, aber sie wollte nicht, dass DAS geschehen würde. Sie schüttelte den Kopf und rutschte langsam von ihm herunter.

Ganz leise sagte sie nur immer wieder: „Nein. Nein“ Sie taumelte rückwärts und zog langsam wieder ihre Träger über die Arme.

Bruce setzte sich verwundert auf. „Jazmin...“, doch sie winkte nur ab mit einem müden Lächeln auf den Lippen. „Sch-schon gut...Ich-“

sie sammelte ihre Schuhe zusammen und verließ das Hotelzimmer. Bruce wollte ihr hinterher, doch sie bedeutete ihm, da zu bleiben, wo er war.
 

Der Gang war kühl und nur schlecht beleuchtet, durch ein paar kleine Lämpchen, die links und rechts den Gang zierten. Jazmin atmete tief durch und versuchte ihr zerzaustes Haar zu richten. Zu spät merkte sie, dass sie keine Jacke dabei hatte und auch ihre Handtasche im Zimmer vergessen hatte, doch sie würde nicht zurück gehen. Egal wohin, aber nicht zurück. Im Gehen zog sie den Reißverschluss ihres Kleids wieder zu und zog ihren linken Schuh an. Der Gang zog sich und der endlos rote Teppich verschwand in der aufkommenden Dunkelheit des kreuzenden Ganges, in dessen Richtung sie unterwegs war. Ihr war leicht schwindelig und der Gang verschwamm kurz zu einem weiß rotem Farbgemisch.
 

Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Sie hatte eben nicht das Recht, anderen Menschen nahe zu sein, sie ist schon in ihrer Kindheit dafür bestraft worden, was sie heute war, was sie tat. Es war eben Schicksal, dass sie litt. Sie versuchte nur so schnell es ging, wieder ihre Fassung wieder zu bekommen und humpelte auf einem Schuh und mit dem anderen Fuß barfuß über den kalten Teppich, den anderen Schuh in der rechten haltend. Ihr kamen Tränen, doch sie wollte nicht weinen. Wie kindisch. Sie wischte sich über die Augen und verschmierte dabei ihr Make-up, so dass es nun doch aussah, als hätte sie sich die Augen ausgeweint. Mit beschlagenem Blick taumelte sie den Gang entlang, der Finsternis entgegen. Sie bückte sich um auch den zweiten Schuh anzuziehen, kam ins schwanken, und schlüpfte in den roten Lack-Pumps. Langsam richtete sie sich wieder auf, sich noch einmal durch die blonden Locken fahrend und wollte gerade um die Ecke biegen, als ihre Augen das erblickten, was sie nie wieder erblicken sollten. Die grauen Äuglein weiteten sich und starrten nun die Gestalt vor sich an, als würden sie dem nicht trauen, was sie sahen.

Plötzlich schien das Schwarz der Dunkelheit noch schwärzer, die Kälte im Gang noch kühler, der Schmerz im kleinen Puppenherz noch schmerzlicher.

Der Moment blieb stehen, für einige Sekunden oder waren es doch Minuten?
 

Der Clown, der mit seinen wirren grünen Haaren, mit dem zu einem grotesken Narbenlächeln verzogenem, roten Mund und seinem auffälligem, leuchtenden violetten Mantel vor ihr stand, brauchte kein Wort sagen, denn sofort machte Jazmin auf den Absätzen kehrt und rannte, als gäbe es keinen Morgen mehr, was auch sehr wahrscheinlich gewesen war. Sie rannte durch den Gang, der nun noch länger schien, als er eben noch war, der Teppich schien jeden Schritt abzubremsen, den sie tat. Sie brauchte sich nicht umzudrehen, um herauszufinden, dass er ihr folgte, dass seine Schritte größer und schneller waren als ihre. Doch sie rannte, in der Hoffnung, ein Wunder würde geschehen. Warum zur Hölle hatte sie auch wieder ihre Absatzschuhe angezogen? Am Ende des Flurs war eine Glastür, die den vermeintlich sicheren Weg in das Treppenhaus hinter sich verbarg. Im Rennen lösten sich nun die letzten Strähnen und wehten aufgeregt um ihren Kopf, der nur starr nach vorn gerichtet war. Sie knickte einige Male um, fing sich wieder und riss hektisch die schwere Tür aus Glas auf. Treppenhäuser schienen ein Teil in ihrem Leben zu sein, der einfach immer wieder auftauchte um ihr das Leben und insbesondere das Fliehen schwer zu machen.

Es war dunkel und ein Blick zwischen die Geländer hinunter verriet ihr nicht, wie weit ihr Weg sein würde. Sie rannte einfach Stufe für Stufe, Etage für Etage, hörte nur immer wieder das Geräusch von schnellen Schritten, die ihr folgten. Sie kamen immer näher, wäre ja auch mal ein Wunder gewesen, wenn sie leiser geworden wären. Sie umfasste das kühle Stahlgeländer mit ihren zarten Fingerchen, nahm gleich 4 Stufen auf einmal, wäre am liebsten die ganze Treppe hinunter gesprungen. Sie rannte und rannte, ohne einen Gedanken an den verschwendeten Atmen, an das schmerzende Seitenstechen oder an den nun noch stärker werdenden Schwindel zu verschwenden. Wenn sie jetzt hielt, dann würde sie verlieren. Dann würde sie das verlieren, wofür sie in letzter Zeit gekämpft hatte. Freiheit. Freunde. Menschlichkeit. Leben. Ihr Leben.

Und sie würde es nicht nur verlieren, wie man seinen Schlüssel verlor. Ein unwiederbringliches Ding, dessen Verlust keinen großen Kummer bereitete. Kein Problem.

Aber ihr würde es entrissen werden. Aus ihrer Seele hinaus geschnitten, mit ihrem Blut besiegelt. Es gab keine Gnade für Betrüger und sie wusste nur zu gut, dass sie einer war, sie wusste nicht viel, aber das war sonnenklar.
 

Sie kam dem Erdboden immer näher, doch merkwürdiger Weise gab es hier keinen Ausgang im Erdgeschoss, nur eine Tür, die in die Tiefgarage führte. Die Schritte hinter ihr wurden nicht leiser, sie klebten ihr an den hohen Hacken wie eine Fliege am Honig, sie hatte keine Chance. Da war die Tiefgarage nicht gerade eine Rettung, eher eine Sackgasse, das Netz, dass sie Fliege fing. Und die Spinne würde nicht lange auf sich warten lassen. Auch diese Tür öffnete sie, heftig ein- und ausatmend, kaum noch frische Luft in den Lungen spürend. Es schien hier wie leer gefegt, kein Mensch weit und breit, zu ihrer Enttäuschung, doch womöglich hätte ihr auch niemand helfen können. Er würde wahrscheinlich selbst zum Opfer werden.

Die kleinen Deckenlampen erleuchteten die Garage in einem hässlichen orange- gelbem Licht und warfen schaurige Schatten an Wände und Boden. Jazmin blickte sich kurz um, überlegte wohin. Sie könnte sich zwischen einigen Autos verstecken, das war die einzige Möglichkeit, die sie hatte. Es machte ihr nicht viel Hoffnung, die Autos könnten sie auch nicht in sicherem Schutz wiegen, doch hatte sie eine Wahl? Er war zu dicht an ihr dran. Und er würde aufholen. Er würde sie kriegen. Er wird sie kriegen.
 

Ohne groß darüber nachzudenken warf sie sich zwischen die erst besten Autos, einem schwarzen Hummer und einem kleinen roten Ford. Sie setzte sich auf den Boden und versuchte ihr heftiges Atmen unter Kontrolle zu bringen, bevor es sie verriet. Sie hielt die Luft an und legte ihre Hand auf ihren Brustkorb, in der Hoffnung, sie könnte dessen hektische Auf- und Abwärtsbewegung eindämmen. Nun war es ganz still, nicht einmal die Schritte des Clowns waren noch zu hören. Kein Mucks. Hatte sie ihn etwa abgehängt? Unmöglich. Er war so dicht an ihr dran. Bestimmt war ihm auch nicht entgangen, wo sie sich versteckt hatte. Doch nachschauen wollte sie auch nicht. Zu groß war die Angst, vor der bösen Überraschung und der Blick in das entstellte Clownsgesicht. Sie schloss kurz die Äuglein, biss sich auf die Unterlippe, um nicht vor Angst loszuschreien und wartete bis das warme Blut in ihren Mund lief.

Der Albtraum würde Wahrheit...

Als nach einigen Sekunden, die wie eine Ewigkeit andauerten, noch nichts geschah, lehnte sie sich langsam vor und lugte, ganz, ganz langsam zwischen den zwei Autos hervor auf die leere Straße zwischen den ganzen gefüllten Parkplätze. Keine Menschenseele war zu sehen. Aber sie hielt ja auch nicht Ausschau nach einem Menschen...

Sie beugte sich noch weiter vor, um auch den Rest der Gasse zu sehen, als sie auf einmal eine kalte Hand gewaltvoll im Nacken packte und auf die Beinchen zog. Der Joker schleuderte sie an den schwarze Hummer, sodass die getönten Scheiben knackten. Er hielt sie fest an der Kehle, drückte ihr jegliche Luft mit nur einer Hand ab. Jazmin fing an nach Luft zu schnappen, wie ein Fisch, der auf dem Trockenen lag, wollte schreien, doch es kam kein Ton aus ihrem Hals. Sie packte den Unterarm, der ihr die Kehle zusammen quetschte, mit beiden Händen und versuchte den starken Griff zu lockern, doch vergebens.
 

„Kaum bin ich mal ein Weilchen weg, lässt du gleich das Höschen für deinen neuen Freund fallen. TsTs...schäm dich, Püppchen“, er schüttelte missbilligend den Kopf und verstärkte seinen Griff um des Püppchens Kehle, das japsend versuchte, sich zu wehren. Doch sie konnte weder treten noch um sich schlagen, denn die Kraft verließ ihren Körper.

„Weißt du, das tut ganz schön weh, betrogen zu werden. Du kleines Miststück, ist dir das klar?“, Seine Stimme war so ungewöhnlich ruhig, dennoch lies dieser bedrohliche Unterton Jazmin zittern. Es war die Ruhe vor dem Sturm.

Sie konnte ihn hören, den Wahnsinn, der in seinen Worten lag, darin, wie er es sagte und was ihr seine kleinen, rabenschwarzen Augen verrieten, die ihr starr entgegen blickten und sich in die ihrigen bohrte.

„Tja, nun ist es leider zu spät, sich zu entschuldigen“, sagte er mit einem beängstigenden Lächeln auf den rot geschminkten Lippen. Mit dem Daumen der linken Hand, die sie am Hals festhielt, strich er ihr über die Lippen und verschmierte dabei ihren Lippenstift.

Im Schein des orange- gelben Lichtes hätte sie schwören können, für einen Moment lodernde Flammen in seinen Augen gesehen zu haben, die wild um sich schlugen.

„Oh, du hast doch keine Ahnung! Lass mich einfach in Frieden, du Bastard!“, schrie sie ihm mit der restlich verbliebenen Luft entgegen, scheiterte fast daran, ihren Worten einen wütenden Ausdruck zu verleihen, es klang mehr wie das Krächzen eines Raben.

„Na, na, Püppchen, werd' mal nicht übermütig!“, antwortete er auf diese dreiste Bemerkung in einem Ton, der zunehmend wütender wurde und die anfängliche Schadenfreude verbannte.

Er holte aus und schlug mit voller Wucht gerade aus, doch noch im selben Moment beugte Jazmin ihren Oberkörper zur Seite und entkam so dem Schlag. Stattdessen zertrümmerte der Joker die Fensterscheibe des Hummers, die vorher schon einige Risse abbekommen hatte. Sie zersplitterte und die Glasscherben rasselten auf den Boden. Die Lederhandschuhe des Jokers platzten auf sowie seine Knöchel, über denen nun ein dünner Film aus Blut lag. Jazmin war immer noch halb gebückt und als sie die Glasscherben auf dem Boden sah, kam ihr sofort eine Idee. Sie griff sich schnell eine Scherbe, bevor der Joker es merken konnte, richtete sich auf und wollte zurückschlagen mit dem scharfen Glas in den Händen, doch der Joker reagierte schnell, packte ihr Handgelenk und drückte es schmerzhaft zusammen, sodass sie die Glasscherbe fallen ließ.
 

„Ganz ruhig, Püppchen. Shhhhhh“ sagte er, griff in seine Manteltasche und holte ein kleines unscheinbares Messer heraus, dass Jazmin erst gar nicht als solches identifizierte.

„Jetzt halt still, Püppchen. Ich werde dir eine kleine Geschichte erzählen“, mit diesen Worten rammte er das Messer in ihren Bauch, so tief es nur ging. Jazmin knickte schreiend zusammen, doch bevor sie auf dem Boden zusammenbrechen konnte, packte der Joker wieder ihren Hals und drückte sie wieder an das Auto. Die Wunde begann langsam zu bluten und schien schwarze Flecken auf dem weinroten Kleid zu hinterlassen. Jazmin kniff die Augen zusammen, verkrampfte all ihre Glieder, als umgebe sie eine Eises Kälte und kämpfte nun zusätzlich neben dem Problem der Atemnot gegen den immer stärker werdenden Schmerz im Bauch.

„Es war einmal ein kleines, hässliches Püppchen“, begann der Joker. Er zischte seine Worte nunmehr wie eine Schlange und ließ keine Sekunde von Jazmins grauen Augen ab.

„Das lebte auf dem Grund einer Spielzeugkiste. Eines Tages wollte das kleine, hässliche Püppchen dort hinaus, wollte sehen, wie die Welt dort draußen aussahen. So kletterte es hoch, machte den Deckel auf und schaute über den Rand der Kiste. Was sie sah, war eine wunderschöne Blumenwiese und ein Wald, der dahinter stand“, mit jedem seiner Worte drehte er das Messer in Jazmins Bauch ein bisschen weiter und schnitt immer tiefer in ihr Fleisch, sodass Jazmin vor Schmerz kaum noch Luft bekam. Das Blut hatte ihr Kleid im Umkreis des Schnittes vollständig eingeweicht und lief an ihren Beinen hinunter auf den Boden.

„Doch hinter dem Wald, wartete ein Drache, der alles und jeden vernichtete, das ihm in den Weg kam. Doch das wusste das Püppchen ja nicht, denn schließlich sah sie nur die Blumenwiese, direkt vor ihr“, er machte eine kurze Pause, als schien er vergessen zu haben um was es eigentlich ging, schaute kurz in die Luft, fing seine Worte wieder ein und blickte wieder zu Jazmin, deren blasses Gesicht nun noch blässer war. Sie konnte ihre Augen kaum offen halten, eine Art Ohnmacht überkam sie und ließ die Lider ihrer Augen immer weiter nach unten sinken. Den Joker schien das fehlende Interesse Jazmins an seiner Geschichte wenig zu stören, er redete langsam weiter, so, als wähle er jedes seiner Worte sorgfältig aus.

„Das kleine Püppchen streckte seine Arme aus der Kiste, wollte die schöne Welt fassen, die sie sah, doch BAM!, in diesem Augenblick flog der Deckel zu und das Püppchen fiel wieder auf den harten Boden der Spielzeugkiste zurück. Und beschloss nie, nie, nie wieder nach oben zu klettern, denn der Deckel könnte ja wieder zu fallen und das wäre die ganze Mühe doch nicht Wert gewesen“

Der Joker machte wieder eine Pause, um Jazmins Reaktion darauf zu sehen, doch sie war nur mehr wie ein nasser Sack, der an eine Wand gelehnt war. Sie hatte Mühe, ihre Augen offen zu halten.

„So gesehen“, sagte er mit einem Schulterzucken, „hab ich nur den Deckel zugeschlagen und dich so vor der bösen, bösen Welt bewahrt“
 

Er senkte seine Stimme, „Doch anscheinend konntest du es einfach nicht lassen, immer und immer wieder nach oben zu klettern!“, seine erbosten Worte drangen leise an Jazmins Ohr, die kaum noch geradeaus schauen konnte.

„Und was lernen wir daraus? Hm?“, fragte er in unschuldigem Ton und suchten ihren Blick, der immer zwischen Boden und Dunkelheit wechselte. Er stupste leicht ihren fast leblosen Kopf hin und her.

„Widersetzte dich nicht deinem Schicksal, denn es wird dich immer auf den Boden der Tatsachen zurück werfen“, er zog das Messer aus ihrem Bauch und ließ auch von ihrer Kehle ab. Jazmin rutschte sofort am Auto hinunter auf den Boden und auf eine makabere Art und Weise bestätigte sich des Jokers Moral.

Sie fiel in ihre Pfütze aus Blut mit dem Gesicht nach unten und verfiel sofort in eine betäubende Ohnmacht. Ihre Augen fielen zu, die Geräusche der Schritte des Jokers, die sich wieder langsam entfernten, hallten in ihrem Kopf wie ein Echo, bis sie verstummten und nur noch eine erlösende Dunkelheit ihre Sinne füllte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-02-28T21:50:01+00:00 28.02.2009 22:50
Ist das toll! :D
du hast mich voll in den Bann deiner FF gerissen! :D
LOS weiterschreiben D;
Von: abgemeldet
2009-02-28T21:49:23+00:00 28.02.2009 22:49
Ist das toll! :D
du hast mich voll in den Bann deiner FF gerissen! :D
LOS weiterschreiben D;
Von:  pink-strawberry
2009-02-27T14:53:26+00:00 27.02.2009 15:53
haiii xDD
das kappi war einfach mega-hamma-geil!!!
aber die ganze ff is einfach super!
das war so ewigst spannend!
wetten? bruce/batman rettet sie?? xDD
aufjedenfall überlebt sie oder??

erfährt jazmin dass bruce batman is??
iwie glaub ich dasss nämlich xDDD weiß auch nich warum....

aufjedenfall is deine ff soooooooo ewigst geil!!
schreib bitte bitte schnell weiter!!
freu mich schon so xDDD

liebst grüße <3333
Von: abgemeldet
2009-02-25T19:43:02+00:00 25.02.2009 20:43
ahhhhh!! das ist so mega endless geil!!!
kann man echt nicht beschreiben!!!!! *.*
DAS war wirklich richtig übelst spannend!!
Hoffe sie kommt durch... wäre seeehr doof wenn nicht :´(
denke aber schon das sie überlebt :D
Bruce oder Batsy wird sie sicher wieder retten!!
freu mich schon tierisch aufs nächste Kappi!!!!!!
hdl


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