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Living In A Toy Box

von

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On My Mind

Brav standen des Püppchens kleine, braune Schühchen neben der alten, zerfetzten Couch im Appartement des Jokers. Eine beißende Kälte zog sich durch die rauchige Luft und brachte das kondensierte Wasser an den Fensterscheiben zum gefrieren. Gelangweilt saß der Joker auf einem alten Ledersessel und wippte nervös mit seinem Fuß auf und ab.

Seit das Püppchen weg war, sind alle Vorhaben des Jokers zerplatzt. So viel hätte er noch mit seinem erschaffenem Monster anstellen können. Was wäre nach dem Wayne Tower gekommen? Vielleicht das Weiße Haus?

Es ärgerte ihn, dass er sich nun ein neues Spielzeug suchen musste. Auch wenn das kleine, dumme Püppchen nun im kranken Kosmos seiner verrückten Welt fehlte, müsste er sich wohl oder übel was anderes ausdenken, um seinem Freund im Fledermauskostüm zu ärgern. Irgendwie vermisste er das ungeliebte Püppchen. Sie tat immer was er wollte, war eine Kreatur, die auf der Welt war, um zu hassen, um zu töten. Nicht viele Menschen hatten diese liebenswürdigen Eigenschaften.

Doch irgendetwas kam ihm merkwürdig vor. Seit den vielen Tagen, die er nun hier herum gammelte, wartend auf einen glorreichen Geistesblitz, hatte er weder in Zeitung noch in den Nachrichten auch nur irgendetwas über den mysteriösen Tod des Püppchens mitbekommen. Sie war der Medienwelt nicht unbekannt, spätestens nachdem sie eine Hauptrolle in dem Mordvideo des Polizisten spielte. Das wäre doch ein gefundenes Fressen für die Presse gewesen.
 

Mörder wird zum Opfer...oder... Suizid eines Psychopathen
 

Wenn er genau darüber nachdachte, hatte er auch am Abend ihres Todes keine Polizeirsirenen gehört, die die Leiche entdeckten und mitnahmen. Merkwürdig....sehr merkwürdig.

Angestachelt von dieser äußert wunderlichen Begebenheit sprang er auf und beschloss, sich ein wenig umzuhören und der Sache selbst auf den Grund zu gehen.

Niemand entkam ihm, auch wenn es ein kleines, unbenutztes Püppchen war.
 

Die Tage im Wayne Manor vergingen wie im Flug und die Stunde der Reise in die Vergangenheit, welche es für Jazmin werden sollte, rückte immer Näher. Heute würde sie ihre Heimat wieder sehen. Das wunderschöne Gotham City mit den unzähligen modernen Hochhäusern, mit den beschäftigten Workaholics auf den viel befahrenen Straßen, mit den verdreckten Slums, in denen Obdachlose und Kleinkriminelle ihr Unwesen trieben. Oh, ja, du wunderschönes Gotham, mit all deinen mehr oder weniger einladenden Reizen.

Doch nun würde sie eine andere Seite dieser Großstadt kennen lernen. Nicht die düstere, verkommende Seite, nein, nämlich die Seite, in der sich Gotham auf Hochglanz geputzt hat und sich von seiner allerbesten Seite zeigt. Schimmer und Schein, Geld und Konsum. Und vor allem Macht.

Sicherlich wäre es interessant, mal von dieser angenehmen Richtung aus auf die Welt zu schauen, doch innerlich hatte sie ein äußerst unbehagliches Gefühl, welches sich von Sekunde zu Sekunde verstärkte und ihr ein flaues Gefühl in die Magengegend zauberte.
 

Jazmin hob den Blick in den klaren Nachmittagshimmel. Die Steintreppe, die vom Wayne Manor hinaus auf die Einfahrt führte, in der der Rolls Royce schon auf sein Einsatzkommando wartete, war mit Kirschblüten in einem zartem rosa bedeckt. Wie ein Teppich betteten sie die wohlige Atmosphäre.

Sie drehte sich noch einmal kurz um und warf einen letzten Blick auf ihre Heimat- auf- Zeit. Sie hatte das imposante Gebäude noch nie richtig von außen gesehen. Es sah beinahe aus wie ein altes Schloss oder wie eines der mächtigen Herrenhäuser in irgendeinem britischen Schmachtfilm.

Sie überkam fast ein Gefühl von Sehnsucht, als sie die porösen Mauern des Hauses mit ihrem aufmerksamen Blick streifte. Auch wenn sie hier nicht freiwillig gewesen ist, sie fühlte sich wohl in der Gegenwart des schützenden Steins, der jedem Wind und Wetter...und Sprengstoff widerstehen würde. Doch ehe sie noch weiter in Gedanken abdriften konnte, kam Bruce aus dem Eingangsportal und schloss die große Flügeltür hinter sich. Er ging an ihr vorbei, schenkte ihr ein kurzes Lächeln und lief dann in eiligen Schritten die Steintreppe hinunter zum warteten Rolls Royce. Jazmin folgte ihm mit zaghaften Tempo. Sie trug eines der schwarzen Kleider, die im Schrank lagen, dazu ein paar hohe, korrigiere, sehr hohe schwarze Lack High Heels. Das Laufen in solchen Schuhen fiel ihr mehr als schwer. Nie war sie ein Freund solcher mörderischen Waffen, doch schwankend und taumelnd gab sie ihr Bestes.
 

Bruce wartete am Wagen und öffnete die Tür, ganz Gentleman-like. Jazmin war diese ganze Aufmerksamkeit nicht gewohnt. Mit grobem Umgang konnte sie besser umgehen. Zögerlich stieg sie ein. Der Innenraum des Wagens passte perfekt zu ihrem High Society- tauglichem Outfit. Pechschwarze, glänzende Lederbezüge schmeichelten Jazmins nackten Waden. Die Scheiben waren stark getönt, schon allein das Hinausschauen fiel ihr schwer. Der Fahrerraum war abgetrennt von dem ihrigen Abteil.

Bruce folgte ihr auf die Rückbank und schloss die Tür hinter sich. Jazmin wunderte sich, wer denn überhaupt fahren würde, wenn nicht er. Bis ihr einfiel, das solche Menschen ja einen Chauffeur besaßen.

Jazmins blondes Haar war streng hinten zusammengebunden, lediglich eine goldene Locke hatte sich gelöst, an der sie nun nervös herum spielte.

Bruce bemerkte dies, auch Jazmins hektische Blicke durch den dunklen Wagen verrieten ihm, dass mit ihr etwas nicht stimmte.

„Alles in Ordnung?“, fragte er mit leiser Stimme.

Jazmin schaute ihn kurz an, nickte und blickte dann zum Fenster hinaus. Die leuchtenden Farben des schönen Frühlingstages waren nun in ein finsteres Grau getunkt.

Sie fuhren eine wunderschöne Allee entlang, die den auf Hochglanz polierten Rolls Royce mit kleinen Blütenblättern bedeckte.

Bruce schien mehr als überfordert mit dieser Situation zu sein. Sonst war es leichter, Feinde zu bekämpfen, sie nun mit sich im teurem Wagen mitfahren und bei sich wohnen zu lassen war schon merkwürdig.
 

Es dauerte lange, bis sie die Stadt über den viel befahrenen Highway erreicht hatten und bis zur Hälfte der Autofahrt fiel auch kein Wort, weder von Bruce noch von Jazmin.

Sie schaute nur gedankenverloren aus den dunklen Scheiben, hinaus auf die unzähligen Skyscraper, die wie Gänseblümchen aus der Erde stachen und bis in die Wolken reichten.

Nun war sie wieder hier, sie hätte nie damit gerecht, überhaupt nochmal irgendwo hinzukommen, doch Dank des selbstlosen Rettungseinsatzes des freundlichen Herrn neben ihr, kehre sie in diese Welt, in seine Welt zurück. Nicht die Welt von vorzeige Millionär Bruce Wayne, die sie wohl oder übel nun kennen lernen würde, nein, sie kam in das Teretorium des meist gesuchtesten Verbrechers der Stadt zurück.

Wenn er heraus fand, dass sie noch am Leben war, würde es wahrscheinlich nur wenige Tage, ach was, Stunden dauern, bis er sie hatte. Und sie könnte sich darauf verlassen, dass sie nicht ein drittes Mal verschont würde. Auch diese »Glückssträhne« würde irgendwann mal ein Ende haben. Sie hatte Dinge gesehen, erlebt und vor allem getan, deren Hervordringen an die Öffentlichkeit nicht nur Schaden bringen würde. Schon allein bei dem Gedanken bekam sie feuchte Finger, die sie nervös knetete.
 

Irgendwie war es schöner, auf der anderen Seite zu stehen, auf der Sicheren. Was hätte dieser Batman ihr schon angetan. Ihr, dem kleinen, unschuldigen Püppchen. Sie hätte doch ganz Gotham in die Luft sprengen können, ohne das er etwas hätte tun können. Doch der Joker, er war anders. Er handelte nicht nach seinem mehr oder weniger gut ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Er würde, wenn er sie hier fand, ohne Gnade umbringen.

Schmerzhaft. Qualvoll.

So, wie sie es verdient hatte. Die Verräterin. Sie spürte schon das kühle Metall des Messers an ihrem Hals, wie es langsam ihre zarte Porzellanhaut aufschnitt. Ganz. Langsam.

Sie schrak fürchterlich auf, als Bruce sie ansprach.

„Wie lange lebst du schon in Gotham?“

Jazmin drehte den Kopf zu ihm und schien zu grübeln. Als Antwort erhielt er nur ein „Lange“.

Seit ihrer Geburt hatte sie die Stadt nie großartig verlassen. Umso besser kannte sie diverse Einrichtungen der Psychiatrie und Nervenkliniken.

Bruce nickte, schien noch mehr fragenzuwollen, doch ihm fiel keine schöne Überleitung zu »Wie bist du zu einer Mörderin geworden und warum hast du dich dem Joker angeschlossen?« ein. Stattdessen sagte er das:

„Du weißt, dass das deine letzte Chance ist. Meine Geduld hat auch irgendwann ein Ende. Wenn du Probleme machst, landest du auf dem Präsidium. Ich vertraue dir nicht. Noch nicht. Also glaub nicht, du könntest dir alles leisten“

Seine Stimme klang trotz des ernsten Inhalts ziemlich locker und gelassen. Jazmin wusste, dass er das ernst meinte. Er sah nicht aus wie einer, der zu Scherzen aufgelegt war. Doch drohen ließ sie sich nicht. Sie ist bisher noch jedem entkommen. Wirklich. Jedem.

Sie nickte in stummer Zustimmung. Alles klar, Boss.
 

Nach der ewigen Quälerei über den Highway kamen sie endlich in die City, in der es nur so von Menschen wimmelte, an. Jazmin entwickelte innerhalb dieser wenigen Minuten eine paranoide Eigenart und glaubte, unter jedem violetten Mantel ein Clownsgesicht zu sehen, das nur darauf wartete, sie um den Verstand zu bringen. Der Rolls Roycs hielt und riss Jazmin aus ihren paranoiden Vorstellungen.

„So, da sind wir“, sagte Bruce mit einer Art Lächlen auf den Lippen und schnallte sich ab.

„Aber pass' auf, es könnte hektisch werden“

Was er damit meinte, verstand sie erst, als ihr beim Aussteigen das Blitzen rießiger Kameras die Augen blendeten. Schützen liefen zwei stämmige Männer in schwarz vor ihnen und versuchten die Sicht der Paparazzi einzuschränken. Dennoch drang das störende Blitzgeräusch an Jazmins Ohren und verwirrte sie zunehmend. Sie fühlte sich sichtbar unwohl, versuchte mit den Händen ihr Gesicht zu verdecken, sie bereute, dass sie nicht so eine schicke Sonnenbrille wie die Bodyguards besaß, ihr stünde sie sicherlich besser.

Doch ehe die aufsässigen Paparazzi sie zertrampelten, nahm Bruce Jazmins Hand und zog sie durch die gierige Menschenmasse. Sie gingen in ein gläsernes Gebäude, dass sie nicht wirklich vor neugierigen Blicken schützte.
 

Bruce wollte genau dies verhindern, doch vergebens. Diese Leute waren wie die Schmeisfliegen, überall da, wo sie einen Skandal rochen und zur Hölle, das war der vermutlich der größte Skandal den Gotham je erlebte, sofern er aufflog. Was würde das mit Bruce Waynes Image anstellen, wenn heraus kam, dass er sein Appartement nun mit einer gesuchten Psychopathin teile? Doch er versuchte diese negativen Gedanken von sich zu schütteln. Dieses Mädchen hatte keinerlei Gemeinsamkeiten mehr mit dem verwahrlosten Püppchen, äußerlich und vielleicht auch irgendwann innerlich. Damit jemand da drauf käme, bräuchte es schon einige gute Spürnasen und bessere als seine gab es sowieso keine.

Er war Bruce Wayne.

Wenn jemand ihn beschuldigte, einen Mörder bei sich unterzubringen, würde er ihn verklagen und dieser Möchtegern hätte keine Chance. Nur ein Vorteil von vielen seiner gesellschaftlichen Stellung.
 

Sie kamen an einen Fahrstuhl, der seine stählernen Türen wie von Zauberhand öffnete, als sie ihn erreichten. Die Bodyguards ließen sie am Eingang zurück. Jazmin traute sich zum ersten Mal nach dieser Farce durchzuatmen. Wie gesagt, menschliche Kontakte waren nicht so ihr Ding.

Etwas benommen von dem ganzen Trubel blickte sie zu Bruce, welcher nur ernst geradeaus starrte. Er überlegte jede Sekunde, ob dies wohl eine richtige Entscheidung gewesen sei. Und er hoffte inständig, nicht geirrt zu haben. Er setzte alles, wirklich alles aufs Spiel.

Sie wusste nicht nur über Gothams Untergrund Bescheid, sie kannte auch ihn, Batman. Sie könnte im selbst, aber auch den Gaunern Gothams schaden. Es war also besser, sie auf seiner Seite zu haben. Auf der anderen könnte sie nun mehr Schaden anrichten als zuvor. Und das machte ihm Angst, wenn auch nur wenig, aber im Hinterkopf meldete sich immer wieder eine laute Stimme, die sagte »Du irrst«, doch er versuchte sie so gut es ging auszublenden. Der Fahrstuhl raste in unglaublich schnellem Tempo die unzähligen Stockwerke des Appartementhauses hoch und hielt so abrupt, dass Jazmin sich fast übergeben musste.

Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich und sofort strahlte helles Licht in jede Ecke. Bruce ging voraus und bedeutete ihr ihm zu folgen.

„Gut, da wären wir. Schau dich nur um, ich muss gleich wieder los. Falls du ein Problem hast“, und mit gesenkter Stimme fügte er hinzu, „oder eines machst, die Security ist nicht weit“

Mit diesen Worten verschwand er in einem Zimmer und ließ Jazmin allein.
 

Vorsichtig durchquerte sie das riesige Appartement, dessen Wände geschätzt mindestens 5 Meter maßen. Alle Außenwände waren verglast und das hinein scheinende Sonnenlicht zog Jazmin magisch an. Sie blickte hinaus auf das wunderschöne, in ein seichtes rot getauchte Gotham, das sie mit blendend geputzten, stählernen Mauern begrüßte, die das Sonnenlicht in allen möglichen Farben reflektierten.

Irgendwo da draußen war ihre Heimat, die, die nun mehr ein Häufchen Asche war und die, die wahrscheinlich darauf brannte, sie wieder in ihre schmierigen Finger zu bekommen. Doch warum sorgen, warum ein Problem dort entstehen lassen, wo keines war. Wie bitte sollte ER herausfinden, dass sie noch am Leben war.

Vielleicht hatte Bruce ja recht. Sie hatte diese zweite Chance bekommen, ein neues Leben zu beginnen, nachdem sie ihr altes beendet hatte. Vielleicht sollte sie doch noch einmal in ihrem trostlosen Leben so etwas wie Glück haben, vielleicht war das die Wiedergutmachung von dem >Da Oben«, der sie nicht unbedingt mit einer glücklichen Kindheit gesegnet hatte.

Die Zeit des Sorgens sollte, nein, musste ein Ende haben. Und zur Hölle, ja, sie hatte ein Ende!



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