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Für Tod und Glorie

Eine glorreiche Herrscherin
von

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Ankunft eines Fremden

Dreizehn Jahre sind nun seit dem abrupten Abschied ihres Vaters vergangen. Jeden Tag, den sie in Melanor verbrachte, dachte sie darüber nach, warum er so plötzlich und vor allem für immer abreisen musste.

Vor diesem Verlassen hatte ihr Vater nie ein Wort über dergleichen verloren. Sie dachte er würde immer bei ihr bleiben und der edle König des Landes bleiben. Nie hatte sie die Worte ihres Vaters vergessen. Diese waren zwar kurz, aber sie brannten sich regelrecht in ihr Gehirn ein. Der kalte Ausdruck, der damals in seinen Augen lag, ließ ihr noch heute einen Schauer über den Rücken gleiten. Viele Nächte lag sie danach wach in ihrem Bett und weinte bitterlich. Ihre Mutter versuchte stets sie auf andere Gedanken zu bringen, aber nichts half gegen ihren Verlust.

Großen Schmerz bereitete ihr zwei danach auch noch der plötzlich Tod ihrer Mutter. Das war ein weiterer Schock in ihrem Leben und sie wollte es schon gar nicht mehr weiterführen. Oft dachte sie daran sich einfach das Leben zu nehmen, aber irgendetwas seltsames -ein Gefühl- hinderte sie daran.

Erhobenen Hauptes ging sie damals –drei Jahre nach dem Tode ihrer Mutter- zum Statthalter und nahm die Verantwortung, die als zukünftige Königin bei ihr liegt, entgegen.

Von diesem Tag an wurde sie zu einer besseren Herrscherin, als es je jemand hätte werden können. Sie wurde als „Die Gutmütige“ oder „Die Schöne“ Königin bekannt. Darüber freute sie sich sehr. Nicht nur über diese Titel, sondern vielmehr darüber, dass sie in ihrem Land respektiert –nein, sogar verehrt wurde. Eher gesagt war sie stolz auf sich. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass sie es jemals zu etwas dergleichen hätte bringen können.
 

In diesem Augenblick stand sie oben, auf dem höchsten Punkt der Burg –dem Bergfried, und schaute auf das ganze weite Land, das sich vor ihren Füßen erstreckte. Still stand sie da und ihre langen, seidigglatten braunen Haare wehten im Takt des Windes, der leicht von Osten her blies. Die großen Burgmauern reichten bis weit in das land hinein. Elaine ließ sie vor einiger Zeit extra erweitern, da sich die Bewohner vermehrten und die Flächen für die Felder immer knapper wurden. Stein, den sie dafür benötigten, gibt es hier in dieser Region zur Genüge.

Sie konnte noch weit über diese mauern hinweg schauen. Überall erstreckte sich eine grünende Flur. Vereinzelt sah man sogar Rehe, die gemütlich auf den Blumenwiesen grasten und ihr Leben genossen. Und wenn man an der Burgmauer rechts abbog, konnte man einen riesigen Mischwald entdecken, der extrem dunkel war, da dort viele Tannen und andere Nadelgehölze wuchsen, aber dennoch wirkte er nicht Furcht einflößend.

Die ganze Umgebung und das Leben dort schienen aus einem Traum zu sein, der nie zu enden vermochte. Jeder, der das gesehen hätte, würde in dieser Stadt leben wollen. Zumal es dort keine Verbrecher oder sonstige Unholde gab, war das Leben eher friedlich.

Viele Feste wurden von zeit zu zeit, zu Ehren der Königin und auch der Bürger, veranstaltet.

Diese machten natürlich jedem Spaß und schmeichelten jeden noch so kleinen Bauern. Alle Stände feierten miteinander. Niemand hätte gedacht, dass etwas in dieser Art hätte funktionieren können, doch Elaine wusste das.
 

Plötzlich riss sie ein kleiner, dicker etwas heruntergekommener Soldat aus ihren Gedanken.

Scheinbar hatte er schon einige Male –vergebens- versucht ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Der Mann war sogar noch kleiner als es Elaine schon war, und sie maß schon nur einen Meter und achtundsechzig Zentimeter. Er zupfte ungeduldig an seinem winzigen Bärtchen. Im Ganzen betrachtet, sah er überhaupt nicht aus wie ein Soldat der Stadt - so heruntergekommen wirkte er. Und so was nennt sich Soldat, dachte sich Elaine, die gar nicht begeistert von ihm war. Niemand würde ihm Respekt entgegenbringen, vollendete sie ihre Gedanken. Und das stimmte auch –wirklich niemand gehorchte ihm jemals. Er konnte noch so streng wirken.
 

Das was er versuchte ihr zu sagen, als sie in Gedanken war, schien von hoher Wichtigkeit zu sein. Fragend schaute sie nach einigen Sekunden zu ihm runter. Er merkte nicht einmal, dass sie ihn anschaute, denn er hatte ja nichts Besseres zu tun, als sich die Umgebung anzuschauen und zu staunen. Es schien so als wäre er noch nie hier oben gewesen. Schon wieder war dies kein Wunder, da er ein sehr unzuverlässiger Mann war, der viel lieber etwas bestaunte, als dass er seinen Pflichten nachkam. Falls er dies doch einmal tat, brachte es recht weinig und deshalb ließ er es meistens gleich sein.

Nach einiger Zeitbemerkte er den bohrenden Blick der Königin und fing stotternd an ihr etwas zu berichten.

„Jemand ist da.“ er schaute hinunter in Richtung Tor. Elaine hingegen verstand nichts.

Rede im Satz, dachte sie sich, und obwohl dies das erste war was er sagte, regte es sie schon auf. Fordern schaute sie ihn wieder an und fragte mit etwas genervter Stimme:

„Wer ist da? Hier leben viele Menschen.“ versuchte sie ihm schonend beizubringen, denn zu allen schlechten Eigenschaften dieses Mannes, schien auch eine Dummheit, die nicht von dieser Welt sein kann, hinzuzukommen.

„Ein Fremder.“ antwortete er auf seiner kurzen Art und Weise, die sie nun noch mehr in Wallung brachte.

„Was ist so besonders daran? Es gibt hier nämlich auch noch sehr viele andere Menschen –so genannte Fremde.“ sagte sie weiter mit einer erklärenden Stimme. Am Liebsten hätte sie sich zu ihm heruntergekniet und hätte mit ihm, wie mit einem kleinen Kind geredet, doch das ließ sie lieber, denn sie war die Königin. Das durfte sie nicht. So etwas würde ihrem Ruf schaden.

„Er ist verletzt.“ brachte er mit zittriger Stimme heraus.

Das war natürlich ein Grund für sie um nach ihm zu sehen. Sie ging los und wollte den mann einfach dort stehen lassen, doch dieser kam schnell hinterher geeilt und blieb ihr dicht auf den Fersen.
 

Eilig schritt sie voran, doch er verfolgte sie regelrecht. Etwas wollte sie vorher noch wissen.

„Ist er schwer verletzt?“ fragte sie ihn und sie hoffte auf eine vernünftige und vor allem richtige Antwort. Er schüttelte diesmal nur den Kopf. Dass er nichts gesagt hatte, war auch besser, denn sonst hätte sie sich nur wieder über ihn aufgeregt.

Sie dachte daran woher er wohl kommen mag und vor allem, was er dort mache und wobei er sich verletzt hatte. Es gibt dort zwar keine Kriminellen, dafür aber viele kleine Gefahren, die meistens nur die Bürger kennen. Aber wenn es nur eine Kleinigkeit wäre, warum sollten sie dann sofort die Königin bei ihm haben wollen?
 

Der Weg bis zum Tor hinunter kam ihr jetzt weiter vor als noch beim letzten Mal. Sie zerbrach sich den Kopf über den mann, obwohl sie noch nichts Genaueres wusste. Ihren ungewollten Begleiter wollte sie auch nicht fragen, da sie ja eh keine konkrete Antwort bekommen würde.

Schnellen Schrittes ging sie weiter in Richtung Tor. Noch eine kleine Biegung, dann würde sie da sein.

Sie bog um die Ecke, doch das was sie dort sah, war keine kleine Verletzung –nein. In seiner Brust steckte ein Pfeil.

Sie schaute den mann neben sich, mit einem Blick, der Menschen hätte töten können, an.

„Das nennst du keine schwere Verletzung? Dieser mann hat einen Pfeil in der Brust!“ schrie sie ihn an. Sie hatte endgültig genug von diesem Kerl.

„Ich tue das wirklich ungern, aber von dieser Minute an, bist du kein Soldat mehr.“ sagte sie mit einer gereizten aber dennoch leisen und ruhigen Stimme. Alle Menschen, die dabei standen, sahen sie verdutzt an. Niemand hatte je solch etwas von ihr gesehen, noch nicht einmal gehört.

„Ich tue das nicht ohne Grund, mein lieber Herr-“ fragend schaute sie ihn an und er gehorchte ihr.

„Medson“ sagte er zaghaft und wirklich sehr traurig. Er schien den Tränen wirklich nahe zu sein.

„Herr Medson…“ wiederholte sie „Aber sie sind wirklich der unzurechnungsfähigste Soldat, der mir je unter die Augen gekommen ist. Falls sie sich nicht bessern sollten, werden sie nie wieder ein Soldat werden können. Aber heute ist vorerst ihr letzter Tag.“ mit diesen Worten wandte sie sich von ihm ab und schaute zu dem Mann, der auf dem Boden lag.

Die Menschenmenge die sie immer noch verwirrt anblickten, ignorierte sie einfach und ging auf den Verletzten zu.

Sein Pferd schnaubte ihn immer an oder berührte ihn mit der Schnauze an seiner Wange.

Es war von einer wunderschönen braunen Farbe, die schwarz in der Sonne schimmerte. Die helle Mähne hing an dessen Hals herunter und war mit etwas Blut befleckt. Wahrscheinlich die seines Herrn, denn es schien nicht so, als wäre es verletzt.

Elaine kniete sich neben den mann, doch das Ross wollte sie nicht an ihn heran lassen. Es versuchte nach ihr zu schnappen und schnaubte sie wütend an.
 

Sie merkte allerdings, dass es nicht wirklich zubeißen wollte, sondern nur drohte.

Langsam streckte Elaine ihre Hand dem Pferd entgegen, das nur noch ein wenig schnappte, aber nie richtig auf ihre Hand zielte.

„Ganz ruhig.“ sprach sie mit sanfter Stimme zu dem Tier, das nun ruhig wurde und an ihrer hand schnupperte. Anscheinend ließ es jetzt zu, dass sie den mann anfassen kann.
 

Langsam streckte sie die Hand nach seinem Gesicht aus. Sie strich ihm eine kleine Haarsträhne aus dem Gesicht um ihn näher zu betrachten. Seine dunkelbraunen Haare waren schweißnass, genauso wie dessen Gesicht. Er schwitzte wirklich sehr stark und das bedeutete auf jeden Fall nichts Gutes. Jedenfalls schien er nicht so stark durch den Pfeil verletzt zu sein, dass er sterben würde.

Zögernd legte sie ihre hand auf sein Gesicht um in etwa die Temperatur die erfühlen. Doch gleich nachdem sie die Haut berührte, zog sie ihre Hand zurück.

„Er hat sehr starkes Fieber.“ sie sagte es vielmehr zu sich, als zu den Menschen, die immer noch gaffend um die beiden Leute herumstanden.

„Holt kaltes Wasser und einen Lappen!“ befahl sie dem Nächstbesten Soldaten, der alles akribisch beobachtet hatte. Er rannte sofort in Richtung des nächstgelegensten Hauses.

Nach sehr kurzer zeit kam er mit einer kleinen Schüssel voll mit Wasser angelaufen. Über seiner Schulter hin ein Lappen.

Er reichte Elaine alles und ging wieder zurück zu der Menge, die einen noch engeren Kreis schloss. Er und die anderen Soldaten hatten alle hand voll zu tun, dass sich niemand auf die Königin stürzte und ihr helfen wollte.
 

Die eigentliche Wunde ließ sie erst einmal sein, da sie da nichts machen konnte, aber darum sollten sich später die Heiler kümmern.

Sie nahm nun den Lappen in die Hand und legte es sorgfältig in die Schüssel. Sie nahm es wieder heraus und wrang es aus, sodass nur noch wenig Wasser darin war.

Vorsichtig legte sie das kalte Tuch auf seine Stirn. Kaum merkbar zuckte er unter der Kälte zusammen. Sie strich sanft mit dem Lappen den Schweiß aus dem Gesicht des Mannes.

Langsam öffnete dieser seine Augen, die so dunkelbraun waren, dass man hätte meinen können sie wären schwarz gewesen. Leicht öffnete er seinen Mund und sagte mit einer leise –kaum verständlich-

„Wasser…“

„Holt doch bitte ein Glas Wasser.“ rief sie denselben Solden, der die Schüssel voller Wasser holte, zu. Er rannte in das gleiche Haus und kam mit einem Glas Wasser, das er sofort der Königin reichte, heraus.

Sie nahm es in die Hand und mit der anderen hand hob sie leicht seinen Kopf an.

Langsam führte sie das Glas zu seinen Mund und gab ihm das Wasser zu trinken. Schnell hatte er dies geleert. Er schaute sie an und Elaine befahl jetzt vier Soldaten, dass sie eine Bahre holen sollen um ihn ins Heilhaus zu bringen.

Sie lächelte ihn an, damit er sich sicher fühlte, denn er machte einen recht angespannten Eindruck. Als sie jedoch grinste, schien dieser verflogen zu sein. Er blickte wieder hinauf zum Himmel.

Kurze zeit später kehrten die vier Soldaten mit einer Bahre zurück.

Vorsichtig hoben sie den Mann auf diese und trugen ihn fort.
 

Elaine schaute den Männern noch hinterher und dann ging sie los um nachzudenken. Die Menschen schickte sie wieder zurück zur Arbeit.

Die größten Fragen die sich ihr jetzt stellten waren, wohl wo er herkam und vor allem warum er verletzt war –durch einen Pfeil.



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