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Music makes me High

von

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Es war schon recht spät und ich wusste, dass es auf jeden Fall Ärger geben würde, da ich morgen in die Schule musste. Ich blickte hinauf zu unserer kleinen Wohnung im 4. Stock.

Nicht nur unser Haus sah ziemlich schäbig aus, auch der gesamte Block in dem wir wohnten. Nachts brannten hier höchstens zwei Straßenlaternen, die anderen waren mit Steinen kaputt geschlagen worden oder sie waren selbst zu erschöpft noch eine weitere Nacht Licht in diese trostlose Gegend zu bringen. Ja, nachts hatte diese Gegend einen ganz eigenen Flair. Man konnte nichts sehen, aber man konnte deutlich hören, wer oder was sich hier rumtrieb. Laute Rufe, untermalt von der dazugehörigen lauten Musik und manchmal auch Schreie. Aber trotz der Tatsache, das hier draußen jeden Moment eine Schiesserei losgehen könnte, fühlte ich mich um einiges Sicherer, denn ich wusste was passierte, wenn ich jetzt meine Wohnung wieder betrat.
 

Noch einmal atmete ich tief durch, die Luft roch nach Zigaretten und Marihuana. Ich wusste, um so länger ich zögerte, umso weniger Zeit hätte ich wieder zu fliehen. Also rannte ich die Stufen bis ins vierte Stockwerk hinauf und schon von weitem konnte ich ein leises Wimmern wahrnehmen.

Die Tür zu unserer Wohnung stand offen das Wimmern wurde lauter. Ich stolperte herein und sah im ersten Moment gar nichts. Alles sah so aus wie immer. Doch das traurige Weinen zog mich ins Wohnzimmer.

Es war meine Mutter.

Ich stürzte zu ihr, sie saß zusammen gekauert auf dem Fussboden. „Mama“, sagte ich beruhigend, „ich bin wieder da, keine Angst“. Sie schaute auf und ich konnte tief in ihre leeren, glasigen Augen schauen. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich die blutunterlaufene Schramme an ihrer rechten Wange und ich machte mir Vorwürfe, warum ich denn nur abgehauen bin. Ich bin ein Feigling, schoss es mir durch den Kopf.

„Er ist draußen und sucht dich“, presste sie heraus und ich konnte deutlich die Warnung und Besorgnis in ihrer zittrigen Stimme erkennen. Ich wollte meine Mutter gerade in den Arm nehmen, als ich ein lautes Rumpeln hörte. Ich konnten die Haustür förmlich in ihre Splitter zerspringen hören. Seine plumpen und aufgeregten Schritte kamen immer näher. „Schnell, geh in dein Zimmer!“, schrie meine Mutter mich an aber ich wollte sie nicht loslassen. Sie schob mich von ihr und schrie weiter „Beeil dich, nun geh schon!“. Ich taumelte auf meine Beine und warf einen letzten Blick hinter mich auf meine verängstigte Mutter, wie sie einfach da sitzen blieb, bevor ich mit drei großen Schritten mein Zimmer erreicht hatte.
 

Ich konnte hören, dass er mich entdeckt hatte und sich nur ein paar Zentimeter hinter mir befand. Er brüllte mich an, er brüllte meine Mutter an und ich konnte deutlich den Alkohol in der Luft riechen. Ich spürte wie er meinen Rücken streifte, er wollte mich festhalten, doch ich war schneller und knallte unter einem heftigen Adrenalinstoß die Tür zu. Ich spürte den heftigen Gegendruck von außen, aber versuchte dennoch abzuschließen. Ich lehnte mich mit aller Kraft dagegen und drehte den Schlüssel um. Als ich das Schloss knacken hörte, lehnte ich mich beruhigt an die Wand und atmete tief durch. Doch nicht lange hielt meine Ruhe an, denn mein Stiefvater hämmerte wie wild gegen meine Zimmertür. Ich schmiss mich auf mein Bett und verkroch mich bis in die hinterste Ecke um so weit wie möglich von diesem Tyrann entfernt zu sein. „Du kleines Biest!“, brüllte er, „komm da sofort wieder raus sonst gibt’s ne kräftige Tracht Prügel“ Die gab es auch so, dachte ich mir, das sagt er immer. Also blieb ich stocksteif sitzen und versuchte sein aufgebrachtes Geschrei zu verdrängen.
 

Ich hatte meiner Mutter schon öfters gesagt, sie solle sich von ihm trennen, er ist nicht gut für uns. Doch sie sagte immer wieder sie könne nicht. Das versteh' ich. Meine Mutter arbeitet nicht und seit mein richtiger Vater gestorben ist, da war ich 14, waren wir so gut wie pleite. Da lebte meine große Schwester noch bei uns und meine allein erziehende Mutter hatte zwei hungrige Mäuler zu stopfen. Das trieb sie bald an den Rand der Verzweiflung. Wir hatten nichts zu Essen, konnten die Miete nicht zahlen und standen kurz vor dem Rausschmiss. Es musste ein Wunder geschehen, dass uns aus dieser Katastrophe herausholte. Und es geschah auch in Form von Emil, mehr oder weniger.
 

Meine Mutter lernte ihn irgendwann irgendwo kennen, ich weiß nicht unter welchen Umständen, ich weiß nur dass sie ihn eines Tages mit nach Hause brachte und ihn uns als unseren neuen Vater vorstellte. Doch ich bemerkte schon zu Anfang, dass er ein Problem hatte oder besser gesagt eines war.

Er konnte sich nicht beherrschen und wenn er abends einen über den Durst trank, wurde er aggressiv und laut. Ich konnte ihn nie leiden und er versuchte auch nicht in geringster Weiße sich positiv in unsere Familie einzubringen.

Seine ersten Worte zu mir waren: „Na Mäusschen, glaub bloß nicht, dass ich hier den verständnisvollen und netten Papi spiele. Ich komme aus einer harten Schule und werde dir deinen Benimm schon eintrichtern“ Wohlgemerkt ich trug meine Haare zu dieser Zeit in einem schrillen türkis und wurde gerade von der Polizei nach Hause gebracht, weil ich so 'nen kleinen Zwerg verprügelt und ihm sein Geld gestohlen hatte. Aber das tut ja nichts zur Sache, Emil hätte ja trotzdem ein bisschen netter sein können. Tja, er hatte einen schlechten ersten Eindruck von mir und ich von ihm. Und als er meine Mutter das erste Mal schlug, war meine Hoffnung von einer netten, kleinen Familie völlig zerstört.
 

Meine Schwester zog auch gleich darauf aus, um zu Thomas zu ziehen. Ihre kleine Familie ist intakt und sie verdienen ihr Geld nun mit der Tanzschule. Sie hatten meiner Mutter auch schon öfters angeboten, sie finanziell zu unterstützen, wenn sie sich endlich von Emil trennte, doch sie lehnte jedes mal ab. Ich weiß nicht warum, denn mehr als Geld bekam sie von Emil auch nicht, außer ein paar Schläge. Es war ihr wahrscheinlich peinlich von ihrer ältesten Tochter ausgehalten zu werden.
 

Und so lebten wir nun Tag für Tag in der Höhle des Löwen. Vormittags hatten wir unsere Ruhe, da war Emil arbeiten. Am Abend kam er dann schlecht gelaunt nach Hause und begann mit seinem Trink- Marathon. Dann ging ich meistens zu Thomas in die Tanzschule oder woanders hin. Wenn ich dann wieder kam war der ganze Trubel schon wieder vorbei und ich konnte mich beruhigt in mein Zimmer verziehen. Doch an diesem Abend schien Emil ganz besonders außer Kontrolle geraten zu sein. Ein Schrei riss mich wieder aus meinen leeren Gedanken. Es war meine Mutter. Ich konnte die beiden laut diskutieren hören, Emil lauter als meine Mutter. Seine Worte bestanden aus Gewalt, meine Mutter war ihm hörig.

Doch ich nicht.

Ich ließ mir nichts von ihm sagen.

Geschlagen hat er mich bisher noch nicht, ich sah ihn ja kaum. Plötzlich blickte ich auf. Ich bin ein verdammter Feigling, schoss es mir durch den Kopf. Die Schreie meiner Mutter verstummten und meine Starre löste sich langsam, trotzdem konnte ich mich nicht schlafen legen. Mein Herz klopfte noch wie verrückt. Ich versuchte abzuschalten, das Geschehene auszublenden und für einen Moment zu vergessen.

Und da dachte ich an heute Abend in der Tanzschule.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Karopapier
2008-11-12T16:44:45+00:00 12.11.2008 17:44
Hallo =)

nachdem ich vor einiger Zeit mal diese Geschichte ausgedruckt und gelesen habe, möchte ich dir jetzt endlich, endlich einen Kommentar dazu da lassen. Er wird nicht so ausführlich sein wie ich es gerne machen würde, da ich dazu leider nicht die Zeit habe, aber ich möchte dir meinen Eindruck mitteilen.

Was mir zuerst auffiel, war dein extrem umgangssprachlicher Ausdruck im ersten Kapitel. Den fand ich etwas störend, aber da er nicht stark ausgeprägt war und sich auch schon bald wieder gelegt hat nicht weiter tragisch.
Generell finde ich, dass dein Schreibstil nicht zu dem passt, was du schreibst. Das ist nicht gemeint im Sinne von "du schreibst schlecht", dein Schreibstil ist im Gegenteil eigentlich wirklich gut. Man merkt allerdings, dass es nicht deine Welt ist. ;) Du schreibst zu "brav" für das, was du schilderst.
Das braucht dich nicht weiter zu beunruhigen, das ist etwas, das mit der Zeit von selbst kommt. Es kann helfen wenn du versuchst, dir wirklich bildlich vorzustellen, was du in der Situation der Person machen würdest, was dich bei deiner Entscheidung beeinflusst, mit welchem Hintergrund du handelst und so weiter und so fort. Aber wie gesagt: Durch reine Übung kannst du da schon jede Menge dran ändern. Manche machen die oben genannte Übung nie bzw eher unbewusst, vielleicht machst du es auch so schon... wenn nicht wäre es eine Möglichkeit für dich, die du ausprobieren kannst. =)
Des weiteren sind mir einige Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler aufgefallen, die lassen sich aber mithilfe eines lieben BETA-Lesers (ob jetzt Freunde/Verwandte oder dir unbekannte Leute hier von Mexx) ganz entspannt und locker ausmerzen.

Insgesamt eine bis jetzt gut und flüssig zu lesende Geschichte, bei der ich mich schon aufs Weiterlesen freue. =)

Liebe Grüße,
Karopapier

[cfcz-comment]
Von:  Jessa_
2008-05-31T10:33:38+00:00 31.05.2008 12:33
Das Kapitel fand ich auch toll, auch wenn es nicht so lang wie das erste war. Dein Schreibstil ist immernoch genau so schön wie im ersten Kapitel und ich hab jetzt gesehen das in der ff beschreibung ja der name des mädchens steht.
wie gesagt das aussehen fehlt mir noch aber das schreibst du ja bestimmt auch noch und hast ja auch schon angefangen mit den damals trükisen haare.
Emil ist ein richtiges Arschloch und die mutter sollte sich wirklich von ihm trennen.
Freu mich schon aufs nächste Kapitel, welches ich jetzt auch gleich lese
Glg Jessa
(weißt ja CfC zirkel)


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