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Der Weg zur Liebe oder in den Tod

von

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XIV.

XIV.
 

(RPOV)
 

Wie lange ich wohl wieder geschlafen hatte, vermochte ich nicht zu sagen. Jedoch, als sich meine trägen und schweren Augenlider öffneten, sah ich das Gesicht, welches ich sehen wollte. Nathans. Er schien wohl zu schlafen. Sein Kopf war auf seine Brust gesunken, seine Gesichtszüge waren entspannt und sein Mund war leicht geöffnet und luden regelrecht ein sie einfach zu küssen, was ich wirklich gerne machen würde. Aber dann kam im selben Moment ein flaues Gefühl in mir hoch.

Nein, das schaffte ich noch nicht. Jedoch anschauen…das konnte und tat ich. Was er wohl träumte? Ein wenig schmunzelte ich, da seine Lippen sich tonlos bewegten und auch seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, ehe sie sich wieder entspannten, so dass die Falten von seiner Stirn verschwanden und dann blieb mein Herz stehen. Er lächelte. So richtig ehrlich, süß und einfach zum Verlieben!
 

Es war schön ihn einfach so anzusehen und das alles in mich auf zunehmen. Wie von selbst hob sich meine Hand und legte sich an sein entspanntes Gesicht. Eigentlich dachte ich er würde zusammen schrecken und naja…meine Hand wegschlagen, jedoch schmiegte er sich an meine Hand und seufzte leise aus.

Boom…BoomBoomBoom…Boom, machte mein Herz und wollte gleich aus meiner Brust springen.

Der kleine machte mich wirklich fertig, auf gefühlsmäßiger Ebene. Ich hatte mir meine Gefühle zugestanden, doch im Moment konnte ich sie ihm nichts ins Gesicht sagen. Es fehlte mir der Mut, nein nicht der Mut an sich. Sondern eher die Kraft nach dem Vergangenen mich ihm zu öffnen. Seine schönen blauen Augen, ich liebe sie. Und mir ist klar, dass sie anders sind als die des Typen, dennoch hatte ich immer in Hinterkopf, dass blaue Augen es waren, die mich erniedrigt hatten, mir Schmerzen zugefügt hatten und mich in ein seelisches Wrack verwandelt hatten. Nicht Nathans, aber blaue Augen.

Seufzend fuhr ich mir durchs Gesicht und setzte mich auf, weshalb er erwachte und sich verwundert umsah und dann direkt mich. Mein Herz setzte aus. Wieder nur für einen Moment.
 

„Wie…oh Raven, geht es dir besser?“, wollte er gleich besorgt wissen. Seine Augen sahen mich so groß und sorgenvoll an, weshalb ich wegschauen musste. Es gefiel mir doch auch nicht das es seine Augen waren, die mich zusammenfahren ließen, weil sie die Panik in mir wachriefen.
 

„Hrm.“, kam es nur von mir und ich stellte mich wieder auf meine Füße.
 

„Danke, das ich noch so liegen bleiben durfte“, meinte ich lächelnd zu ihm und reichte ihm die Hand.

„Es ist spät, wir sollten gehen.“, mein Blick war auf der Uhr hängen geblieben. Spät war es wirklich. Das tickende Ding an der Wand des Zimmers zeigte, dass es bereits nach 17 Uhr war und naja, ich war am Vormittag hier gewesen.
 

„Kein Problem. Hauptsache es hat geholfen, dass es dir wieder etwas besser geht“, meinte er als er nach meiner Hand gegriffen hatte und ebenso zur Uhr hinaufschaute.
 

„Ja, wäre wohl besser. Soll ich dich heimbringen? Nicht das du wieder umfällst?“, er lachte vergnügt. Anscheinend war es lustig für ihn, das er mich schützen wollte und nicht ich ihn.
 

„Musst du nicht, ich bringe dich Heim und fahre dann die restlichen Stationen alleine. Ist kein Problem denke ich. Na komm!“

Ich ging hinaus in den Flur zur Rezeption und redete kurz mit der Dame dort. Bedankte mich für die Hilfe und verabschiedete mich dann. Zum anderen wollte ich meinen Therapeuten auch nicht stören.
 

Draußen in der kalten Luft wurde es noch etwas besser. Das Atmen fiel mir leichter, da ich mich auch nicht mehr so eingeengt fühlte wie in dem Zimmer. Es war keine beängstigende Enge gewesen, eher als eine wohlige Enge würde ich sagen, aber dennoch war ich froh raus zu kommen.

Naja, wer war schon gerne beim Therapeuten?
 

Schweigend gingen wir zur Haltestelle und warteten auf unsere Bahn, die in wenigen Minuten kommen sollte. Es musste nichts gesagt werden. Da ich weder über das eine Reden konnte, was er wirklich wissen wollte und zum anderen konnte ich ihm nicht mal das schöne sagen. Wie es in meinem Herzen für ihn aussah. Dabei wollte ich es doch und sogar geschrien hätte ich es noch vor kurzem. Aber nun konnte ich ihn nicht mal ansehen. Dennoch, auch wenn ich ihn jetzt nicht ansehen brauchte wusste ich, dass er da war. Und das nur für mich! Im Moment.
 

Wann und wer wessen Hand genommen hatte wusste ich nicht, aber irgendwann in der Bahn war mir aufgefallen, dass er meine Hand hielt oder ich seine, wie auch immer. Kurz musste ich lächeln und sah weiter aus dem Fenster. In der Fensterscheibe konnte ich Nathan sehen. Er sah quer durch die Bahn und schaute ein wenig verträumt, seinen Gedanken nachgehend und dann, als ob ich ihn angesprochen hätte, richtete sich sein Blick wieder auf mich. Irgendwie konnte ich es spüren, trotz meiner sofort geschlossenen Augen. Es kribbelte in meinen Nacken. Ich musste die Augen wieder öffnen und dann trafen sich unsere Blicke in der Reflektion der Scheibe und wir….sahen uns an. Wir sahen uns einfach an. Mehr nicht. Mir wurde ziemlich warm dabei und den Atem, den ich angehalten hatte, ließ ich dann doch unerwartet laut raus, weshalb ich verlegen den Blick senkte. Scheiße! Ich war doch noch nie so ein Mädchen gewesen, oder?
 

Ich räusperte mich und wollte einen auf Cool machen. Scheinbar gelang es mir nicht, da Nathan neben mir zu kichern begann. Also ehrlich! Ich sah ihn scheinbar zu empört an, da er nur noch lauter wurde. Ein wenig verärgert zogen sich meine Augenbrauen zusammen und ich knurrte ein böses „Nathan!“, doch das gab ihm den Rest. Nun lachte er laut los und prustet immer zu. Sogar Tränen rannen aus seinen Augenwinkeln. Erst schmollte ich, da ich mich wirklich sehr verarscht fühlte. Aber je länger ich ihn so sah, umso mehr riss es mich mit und nun musste ich auch lachen. So taten wir es beide, auch als wir ausgestiegen waren.
 

Wir japsten nach Luft und immer wenn wir uns ansahen, prusteten wir und lachten wieder, warum auch immer. Es brauchte wirklich eine ganze Weile, bis wir uns wieder in Griff hatten.

Ein paar Lachtränen musste auch ich mir wegwischen, als wir dann vor Nathans Tür angekommen waren.

„So da sind wir. Leg dich hin und ruh dich aus. Ich…ich fahr dann auch Heim.“, ich senkte den Blick, da ich es nun auch nicht mehr ertrug diese blauen Augen zu sehen. Der Boden war doch gerade so viel interessanter, nicht?

„Also…ich meld mich bei dir. Ich hab noch kein neues Handy, aber morgen krieg ich eines und dann ruf ich dich an, dann haste auch meine neue Nummer…okay? Und dann schauen wir wegen Treffen“, ich konnte mich da nicht festlegen, da ich nicht wusste wie es mir morgen gehen würde.

„Also… ja…Gute Nacht“, warum redete ich so daher? Wo war mein altes Ich hin? Ich verstand mich selber nicht mehr, wie sollten es da die anderen tun? Mit mir selbst wieder unzufriedener reichte ich Nathan die Hand und umarmte ihn nach kurzem zögern, eh ich mich auf meinen Heimweg machte, wo ich ein wenig nachdachte. Über mich, was geschehen war und über ihn, Nathan!
 


 

(NPOV)
 

Ich wusste nicht was ich machen sollte. Raven wich meinen Blick aus und verhielt sich seltsam. Ja, ich hatte versprochen ihn nicht zu bedrängen oder der gleichen. Und dann sahen wir uns durch die Reflektion der Fensterscheibe an. Einfach so. Warten auf was auch immer. Unsere ganze Situation war so…ich wusste es nicht. Sehr seltsam! Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Ich wollte doch so vieles wissen, ihn fragen und ihn einfach mal durchschütteln, keine Ahnung, einfach was machen. Das einzige was ich jedoch tat war: Ich kicherte erst, was ihn verwirrte und sein Gesichtsausdruck durch das Fenster sehr, sehr schief und skurril wurde, da konnte ich nicht mehr an mich halten. Ich lachte einfach. Seine Augenbrauen waren da keine Hilfe, im Gegenteil sie machten es nur Schlimmer! Ich konnte nicht anders und prustete los. Der Gesichtsausdruck war einfach zu genial gewesen. Und es tat sehr gut ihn lachen zu sehen, wie früher. Es bereitete sich ein gutes angenehmes Gefühl in mir aus. Irgendwie war ich froh Raven wieder zu haben, den alten.

Vor meinem Haus, hatten wir uns wieder eingekriegt und glucksten nur hier und da ein wenig.
 

„Na dann… schönen Abend noch Raven. Pass auf dich auf, ja?! Und ich würde sagen, wir treffen uns morgen oder so. Ruf mich an! Ich mag es nicht, wirklich nicht, wenn wir nicht miteinander reden. Das hatten wir so lange und jetzt wo wir Freunde sind will ich nicht wieder so eine Mauer haben!“, ich nickte unterstützend und nahm seine Hände in meine.

„Ich bin für dich da!“, versprach ich wieder und sah ihm dann nach.

Raven hatte sich gerade so scheinbar zu einen Nicken durchgerungen und wich wieder meinen Blicken aus. Warum? Ich hoffte einfach dass er sich mir anvertrauen würde.
 

In meinem Zimmer angekommen zog ich meine Jacke aus und machte mich für die Nacht fertig. Der Tag war so Ereignisreich, wie Ereignislos gewesen. Ich hatte mit Raven ein kurzes Gespräch, dann war er zusammengesackt, dann war da sein Therapeut, der mich bat Rücksicht zu nehmen und dann der Weg hier her…so vertraut. Es fühlte sich gut an. Ja, doch es fühlte sich gut an!
 

„Hey, wo warst du heute den ganzen Tag? Du warst noch nicht da, wie ich vorhin kam.“, Dad sah mich besorgt an, aber seine Züge wichen, als er mich lächeln sah.
 

„Naja, ich hab Raven getroffen, weißt du und wir haben irgendwie…die Zeit vergessen“, log ich einfach. Es wäre zu kompliziert es ihm zu verdeutlichen wo ich selber nicht wusste, was genau passiert war.

Jetzt wo ich drüber nachdachte, was heute war, fiel mir eines auf und meinen Magen: WIR HATTEN HUNGER!
 


 

~*~
 

„WAS?!“ murmelte ich als nach mehrmaliger Ruhestörung, dieser nervige Klingelton noch immer nicht aufhörte. Ich war doch eben erst eingeschlafen!

Blinzelnd angelte ich vom Nachtschrank mein Handy und nuschelte wohl so etwas wie „Hallo?“
 

„Sag nicht du schläfst noch?“, eine verwunderte, aber mir bekannte Stimme war am anderen Ende.

„Nein, sag ich nicht, aber ich würde es gerne wieder tun“, antwortete ich trocken und rieb mir die Augen.

„Hast du dein neues Handy? ...Wie spät ist es eigentlich?“, suchend schaute ich zu meiner Uhr, aber früh waren meine Augen nicht die besten. Theoretisch müsste ich eine Brille tragen, aber bisher weigerte ich mich einfach noch!

„Halb Zehn Schlafmütze“, gluckste er? Ja, Raven gluckste! Das klang schön, es berührte mich, weshalb ich wohl auch grinsen musste und dann gähnen.

„Okay, bin wach! Also was willst du heute machen?“, erkundigte ich mich leider noch immer nicht richtig wach.

„Naja… so wirklich weiß ich es nicht. Im Moment ist es so für mich einfacher. Also nur deine Stimme. Krieg das jetzt nicht in den falschen Hals, aber wenn ich es schaffe drüber zu reden, erzähle ich dir alles. Doch im Moment ist es noch nicht soweit. Kannst du warten?“
 

Ich schwieg und musste erst mal alles hinter einander kriegen.

„Ich kann warten. Ich habe viele Jahre gewartet, auf ein paar Wochen oder so kommt es nun auch nicht an.“, antwortete ich und rieb mir wieder über die müden Augen. Wieder blinzelte ich ein paar Mal und hoffte endlich besser sehen zu können, naja…. zumindest wurde es besser.

„Danke!“, hauchte er und so langsam stieg eine Angst in mir auf. Was war nur geschehen in der Zeit wo ich nicht da war? Nicht für ihn da war. Es schien mir, als sein er nur noch ein kleiner Teil seines früheres Ichs.

„Immer doch! Wir sind Freunde, ist doch klar! Also was machen wir dann heute? Willst du ne Dauertelefonkonferenz mit mir halten? Das wird denke ich teuer.“ , ich nickte zustimmend, auch wenn er es nicht sehen konnte. Aber das war so ein Spleen, den ich zum Glück nicht alleine hatte. Wer macht da nicht zu Gestikulieren mit Armen und so, auch wenn man nur telefoniert?
 

„Weißt du, so richtig was machen will ich nicht, aber was hältst du von einem schlichten Spaziergang? Frische Luft ist gesund, oder so?“, er lachte wieder leise und mir wurde wieder etwas leichter ums Herz herum.

„Klingt gut! Ich muss heute Nachmittag noch mal ins Krankenhaus, wegen meiner Blutwerte, du kannst mitkommen und danach gehen wir einen Kaffee trinken? Ich will auch die Fotos von der Kur holen, die können wir anschauen wenn du willst. Alles harmlos und so. Und du musst mir auch nichts erzählen, ich kann auch reden, das weißt du ja!“, jetzt war ich es der lachte und am anderen Ende hörte ich sowas wie ein Seufzen?

„Klingt gut Nathan. Okay. Wann soll ich dich abholen?“
 

Wir vereinbarten ein Treffen und verabschiedeten uns. Kaum das ich aufgelegt hatte, wollte ich mich noch mal so eine Stunde hinlegen. Denn ich war noch immer furchtbar müde! War ich gestern Abend auch, dennoch lief die Sache was gestern geschehen war, dauernd vor meinem inneren Auge und ich fand keinen Schlaf. Den wollte ich jetzt noch ein wenig nachholen, doch weit gefehlt. Mein Handy klingelte wieder! Mein Dad, er erinnerte mich an den Termin im Krankenhaus und das Essen im Kühlschrank war, was ich essen konnte. Ich erzählte ihm, dass ich mit Raven hingehen würde. Er freute sich und legte dann auch auf.
 

So jetzt aber. Kaum hatte ich mich in mein Federkissen eingekuschelt und die Decke bis über meine Schultern gezogen….genau! es klingelte. Man ey! Sonst will nie einer was und wenn man seine Ruhe will klingelt es ständig! Ein wenig gereizt ging ich ran und entschuldigte mich gleich vielmals bei Yukiko, sie hatte ja nun wirklich nicht verdient, dass ich sie so anzicke.

Sie freute sich und war auf eine Art auch erleichtert, dass wir, also Raven und ich, das scheinbar wieder in den Griff bekamen. Sie kannte uns beide wirklich schon lange und hat auch viel mit uns durchgemacht. Auch unseren Freunden sollten wir eine Pause gönnen! Sie hatten sich genug gesorgt.
 

Wir telefonierten und tratschten, wie wir es gerne taten. Yukiko war meine einzige weibliche Freundin und es war angenehm mit ihr. Wir Männer haben meist nur ein Thema drauf. Egal ob schwul oder Hetero.

War Raven denn jetzt schwul? Ich meine, er liebte mich und ich war doch eindeutig ein Mann! Ich seufzte. Noch so eine Sache die geklärt werden müsste. Yukiko hatte diese Info sehr erfreut aufgenommen und gequietscht! Ja gequietscht. Sie finde das toll, schwule Jungs als Freunde zu haben, dann hätte sie noch eine Alternative zum Shoppen. Ich ging doch auch so mit ihr shoppen, da musste ich nicht schwul sein. Was ich nicht mal sagen konnte. Auch nicht, dass ich Raven liebte. Nicht so wie mein Dad Mum geliebt hatte oder so.

Als wir dann endlich zum Ende gekommen waren zeigte die Uhr mir, dass ich mich nun beeilen musste. Sprich duschen, anziehen und so weiter. Mist! Hoffentlich schlief ich dann nicht mitten beim Kaffeetrinken ein.
 

Somit sprang ich aus meinem kuscheligen, warmen Bett und ging rüber ins Bad.



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