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Angel Cage

von

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Gefangen

Der göttliche Versammlungssaal. Ja, der Titel passte wirklich hervorragend zu diesem Gebäude. Groß, mächtig, prachtvoll. Einfach himmlisch eben. Interessiert lauschte sie den Vorträgen, den Aufgaben, die verteilt wurden und den neusten Neuigkeiten.

Vorbildlich. Wirklich…
 

Kain, der neben ihr saß, musterte ihr Profil. Konnte man wirklich alles interessant finden? Selbst wenn es nicht um sich selbst, oder seine eigene Region ging?

Hier waren nur die angesehenen, zugegeben, doch irgendwo musste doch alles ihr Grenzen haben…

Immerhin wurde alles nicht umsonst nach Aufgabenbereich geteilt. Es ging ja schließlich geordnet zu hier.

Ein Seufzen konnte er sich jedoch nicht verkneifen.
 

Als er den Raum mit seinen Blicken durchschweifte, stellte er nicht überrascht fest, dass er beim besten Willen nicht der einzige war, dem es so ging. Manche konnten es noch nicht mal lassen, Zeitung zu lesen. Und dieser schöne Engel neben ihm, nahm einfach alles zur Kenntnis, was ihr zwischen die Finger kam.
 

Nur noch ganz vage konnte er sich an den Tag erinnern, an dem sie dieses Gebäude das erste Mal betrat. Wie groß ihre Augen beim Anblick der vielen verzierten Säulen, den prachtvollen Sitzen und den wunderschönen Malereien an der Decke wurden.

Wie ihr Blick vor Stolz nur so funkelte, als sie als neues Mitglied vorgestellt wurde.

Das alles schien sie kaum bis nur noch verschwindend gering wahrzunehmen. Wo war ihre Lebhaftigkeit denn nur hin verschwunden? Manchmal fragte er sich, ob sie nur noch ein leeres Gefäß für die Wünsche und Hoffungen anderer geworden war. Ob sie selbst nicht mehr existierte…

Dabei hatte er sie doch so sehr…
 

Aber selbst für sie war das Verhalten, das sie in den letzten Tagen zeigte, bei weitem nicht normal. Seit sie diesen Streit um Camui angefangen hatte, stürzte sie sich nur noch so in ihre Arbeit. Natürlich war ihr Fleiß mehr als lobenswert. Doch sie bekam nicht mal mehr die kleinsten Dinge in ihrer Umgebung mit. Es war fast, als würde sie neben sich stehen.

Seit diesem Tag, an dem sie durchnässt und verstört an seinem Haus vorbei lief.

Nicht mal sein winken hatte sie bemerkt…
 

„So, und nun kommen wir zum Garten Eden.“

Nun wurde auch Kain aufmerksam. Was hatten sie denn diesmal für Aufgaben?

„Aus Grund eines besonderen Anlasses werden wir auf weiteres den Garten Eden von seinen Aufgaben entheben. Nur Celest… dich würden wir gerne um etwas bitten.“

Sie um etwas zu „bitten“ kam einem Befehl gleich, selbst wenn sie sich auch so nicht gegen eine Bitte stellen würde.

Er wusste, dass sie sich geehrt fühlte, und doch tat sie ihm Leid. Natürlich war sie die Angesehenste von allen geworden, doch das bedeutete auch, dass alles sofort an sie abfiel.
 

Mir gemischten Gefühlen betrachtete er sie im Augenwinkel, als sie elegant aufstand, um die gleichen Dinge wie immer zu sagen.

„Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen und nehme die Aufgabe demütig an.“

Ein weiterer Blick in den Raum bot nun zwar ein neues, jedoch durchaus gewohntes Bild. Alle Augen waren auf sie gerichtet. Und in ihnen die reinste Bewunderung.

Sie hatten doch keine Ahnung…
 

Celest verbeugte sich tief, um dann gespannt ihrer Aufgabe entgegen zu blicken.

„Nun ja, wir haben einen neuen, sehr wichtigen Gast hier, der demnächst in den Garten Eden einziehen wird… kümmere dich doch bitte um sein Wohl. Es ist… von äußerster Dinglichkeit.“

Verwundert sah sie in die Runde. Es kam selten vor, das neuer hoher Besuch angekündigt wurde, geschweige denn, dass sie dann auch noch auf ihn aufpassen und ihn umsorgen sollte. Wer konnte es sein? Wenn sie darum gebeten wurde, wohl jemand, mit sehr hohem Stellenwert…
 

„Würden sie bitte eben den Saal betreten?“

Der Saal bestand aus einem Pult im Erdgeschoss, in der Mitte des runden Raumes, und den Zuhörerplätzen ringsherum im ersten Stock. Und so ging unter ihnen gerade eine Tür auf, und ein hübscher junger Mann trat ein.

Kain fand sogar, dass es der hübscheste, männliche Engel seit langem war. Und doch befand sich in seinen Augen etwas Tieftrauriges. Etwas Leidendes…

Celests Mimik war allerdings inzwischen versteinert. Als wäre sie gerade im Stehen in Ohnmacht gefallen.

Fand sie ihn denn so überwältigend? Kain musste sich wohl vorsehen…
 

„Das hier ist Camui.“

Nicht nur Kain war verwundert. Ein allgemeines Raunen im Saal war zu vernehmen.

Er blickte diesmal direkt und offensichtlich zu seiner Langzeitbekannten. Das konnte sie doch nicht gewusst haben… oder waren ihr deswegen die Gesichtsmuskeln so eingefroren?
 

„Ruhe bitte. Wie schon gesagt. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass sich um sein Wohlergehen gekümmert wird. Immerhin ist er wirklich wichtig…“

Etwas so offen zu sagen, grenzte schon fast wieder an Beleidigung. Aber was sollte man machen, immerhin wusste keiner so recht, was man von Camui halten sollte.

Doch warum, wenn er sich doch schon so vieles geleistet hatte, wurde er so bevorzugt behandelt?
 

„J…ja! Ich danke für ihr Vertrauen!“

Vielleicht war sie aber auch einfach nur eine Art Bewacher. Immerhin war sie auch kampferprobt und konnte es mit jedem aufnehmen. Ohne Zweifel war in dieser Hinsicht Celest mehr als nur geeignet für diesen Job.

Die anderen würden weniger Angst haben, im Ernstfall würde sie eingreifen können, und sollte es wirklich nur der Betreuung dienen, so wären die Leute weniger aufgebracht und sie sicherlich auch in der Lage, jeden Wunsch zu erfüllen… sofern ihr Glauben das zuließ…
 

„Nun denn, die Versammlung ist für heute beendet. Möge Gott euch leiten!“

Nun stand auch Kain auf und fasste die wie versteinerte Celest sanft an der Schulter. Selbst wenn sie vielleicht noch mehr als alle anderen darüber geschockt war, war das hier sicher nicht die richtige Gelegenheit es zu zeigen.

„Lass uns besser gehen.“

Ihr Blick war abwesend. Als wäre ihre Seele gerade nicht mehr in ihrem Körper. Schien ein ziemlich tiefer Schock gewesen zu sein. Aber er wurde das Gefühl nicht los, das da noch mehr dahinter steckte.

Kaum hatten sie das Gebäude verlassen, kam auch schon ein Engel auf sie zu gerannt.
 

„Ehrwürdige Celest. Nach ihnen wird verlangt!“

Das hier war ein gedenkwürdiger Augenblick. Das erste Mal seit so langer Zeit, warf der blonde Engel ihrem Begleiter einen hilfesuchenden Blick zu. Jedoch gerade dann, wenn ihm die Hände gebunden waren.

„Tja, meine Teuerste. Da kann man wohl nichts machen. Dann werde ich eben schon vorgehen.“

Er versuchte zumindest reumütig auszusehen, jedoch gelang ihm dabei nur ein leicht seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht. Doch auch er sorgte sich… er wollte nicht verlieren…
 

Und so war sie nun auf sich selbst gestellt. Seit langer Zeit überkam sie nun wieder eine Welle der Angst. Sie fürchtete sich… jedoch weniger vor dem Verfluchten, als mehr vor sich selbst…

So viele Gedanken schossen durch ihren schönen Kopf, dass sie noch nicht einmal die Strecke bemerkte, die sie zurücklegte. Bis… sie vor seiner Tür stand. Vor der Türe ihres Schicksals.
 

Nachdem sie höflicherweise angeklopft hatte, wartete sie auf Antwort. Doch es rührte sich nichts. Rein gar nichts, bis vielleicht ihr Herz, das gerade von aufgeregt in Zweifel übergegangen war.

Es gab genügend Engel, die Camui nicht leiden konnten… ihm würde doch nichts passiert sein?

Auch auf ihr Rufen hin tat sich nichts, und so beschloss sie kurzerhand, einzutreten.
 

Stille. Bis plötzlich die Türe zum Badezimmer aufging. Hinaus trat der Schwarzgeflügelte… bekleidet mit einem Handtuch.

Mit einem Ruck hatte sich seine „Aufpasserin“ umgedreht. „B…Bitte bedecke deine Blöße!“

Er trat ein paar Schritte näher an sie heran.

„So sieht man sich also endlich wieder Celest.“ Er machte eine Pause und sie hatte das Gefühl von ihm gemustert zu werden. Etwas untypisches passierte… die lief rot an…

„Doch, von welcher Blöße sprichst du? Ich bin an meinen, für euch so unzüchtigen Stellen, bekleidet.“
 

Etwas steif ging sie zu der Wand, die sie nun vor Augen hatte.

„Aber ich… kann diesen Anblick nicht ertragen…“

Eine Hand an ihrem Oberarm zwang sie, sich umzudrehen, und in die Augen dessen zu blicken, den sie so verachtete. In diese klaren Augen mit dem Schleier. In das Gesicht, in dem nun seine Haare Wasserbahnen laufen ließen.

Sanft drückte er sie gegen die Wand. Noch nie war ihr ein Mann so nahe gekommen. Noch nie… war sie so wehrlos gewesen.

Sie konnte seine Nähe förmlich auf ihrer Haut spüren. Sein Kopf bewegte sich an ihr Ohr, während sich sein Griff lockerte. Doch war sie unfähig sich zu rühren.

Sein Atem erzeugte eine Gänsehaut…
 

„Das ist ja mal interessant. Du bist anders… die Schönste von allen. Die Strahlenste. Du denkst nicht wie sie. Nein!“

Er lachte kurz und leise auf, bevor er ihr weiter diese Dinge ins Ohr flüsterte.

„Du bist anders… du fühlst!“
 

Die letzten Worte waren wirklich zuviel gewesen. Ihr ganzer Körper schien ihr nicht zu gehorchen, und diese Hilflosigkeit trieb ihr Tränen in die Augen.

Etwas gab es, das sie rettete. Und zwar das Klopfen an der Tür. Von außen drangen die Worte: „Ehrwürdige Celest? Werter Camui? Es wird Zeit aufzubrechen.“

Er ließ von ihr ab und wandte sich dem Retter widerwissen zu.

„Ja, ich werde in Kürze fertig sein.“
 

Mit diesen Worten trocknete er seine Haut weiter. Auch Celest hatte sich wieder etwas gefangen.

„Ich… nein! Nein! So bin ich nicht. Ich bin kein solches…. Wesen, wie du es gerne hättest!“

Er drehte sich ihr zu und lächelte ihr freundlich zu.
 

„Doch, das bist du. Und ich bin froh, dass gerade du es bist. Du bist nur noch immer eine Gefangene… Eine Gefangene deines eigenen, nach außen hin perfekten Glaubens. Doch weißt du, warum du früher oder später doch aus deinem Gefängnis fliehen wirst? Weil du denkst, und, was viel wichtiger ist…

Du fühlst…“

Mit diesen Worten schloss er die Tür zum Badezimmer hinter sich.
 

Zurück blieb eine verwunderte Celest, die nicht verstand, was genau für Gefühle er meinte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Youki
2009-02-11T22:33:02+00:00 11.02.2009 23:33
Wundervoll...da macht es Spaß FFs zu lesen, wenn sie so geschrieben sind.
Und...mal losgelöst von der Story...ein geduschter halbnackter schwarzgeflügelter Engel...wie geil ist das denn *yaoi-fangirl-fähnchen-schwenk*...sorry...das mußte jetzt sein. ^-^
Von:  ShainaMartel
2008-05-21T13:02:15+00:00 21.05.2008 15:02
Ich find es auch toll ;____;
Sorry, dass ich nicht on kommen konnte,
aber ich schreib noch in meinen Weblog, warum -.-* ^^
*flausch* ^-^ x3 x3 x3
Nun kriegst du endlich deinen versprochenen Kommi ^-^ x3
*knuff*
Wie gesagt, dein Schreibstil wird immer romanartiger ^-^
Ansonsten... ein paar kleine Stellen,
die bei ganz genauem Lesen
(ich musste das Kapi wirklich nochmal lesen,
weil ich den Kommi verschludert hab -.- ^^)
relativ unschön wirken, z.B., dass du von ihm /
ihr sprichst, ohne vorher Namen genannt zu haben etc.^^
Aber ansonsten: wieder ein echt schönes
Kapitel meiner Lieblings-FF *__*
Bitte schreib schnell weiter, Mami T_T x/3
*pray*
btw: Ich hab euch als Entschuldigung dafür,
dass ich gegangen bin, ohne was zu sagen,
im Urlaub eine neue FF angefangen,
die ich euch widme, extra für euch
^-^ *knuff* x3 x3 x3 ^-^
*plüsch*
(hier: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/369644/189346/)
^-^ x3 x3 x3~
Ich hab wirklich mein Bestes gegeben, Mami x3... T_T
*umplüsch*
^.^~
~tG-MY~
Von: abgemeldet
2008-05-18T11:22:05+00:00 18.05.2008 13:22
jetzt will ich wissen wies weiter geht XD
du hast mich wieder neugierig gemacht hehe



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