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Nachtschatten - Mayas größter Coup

Die größte Herausforderung einer Meisterdiebin - Teil zwei des Nachtschattenzyklus
von

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* Wiedersehen *

Langsam wurde das Stimmengewirr in der Aula der Universität für Technik und Kampfkünste Satan-Cities leiser und Maya sah sich nervös um.

Der riesige Gebäudekomplex, der im Zentrum der Stadt lag, war wirklich nicht zu verfehlen gewesen, denn eine gigantische, netzartige Konstruktion, die die ganze Institution umgab überragte wie eine gewaltige, silbrige Kuppel einen Großteil der Hochhäuser. Sie war sich nicht ganz schlüssig, welchem Zweck das ungewöhnliche Gebilde dienen sollte, vermutete jedoch, dass es irgendwas mit den Dingen zu tun haben musste, die hier gelernt wurden.

Nachdem die Schwarzhaarige ihren Gleiter auf dem nächstbesten Hochhausdach abgestellt hatte, war es in dem weitläufigen Gelände gar nicht mal so einfach gewesen, den richtigen Weg zu finden, auch wenn man sich bemüht hatte, es den Neuen durch Ausschilderungen etwas leichter zu machen.

Zum Glück war sie gerade noch rechtzeitig gekommen. Der Leiter der Universität, Professor Klype, hatte gerade die Bühne betreten, als sie sich unauffällig unter die anderen Anfänger gemischt hatte. Er durfte um die fünfzig sein, mit hellblauen Augen und ergrauenden braunen Haaren.

Maya seufzte, während sie mit halbem Ohr der Begrüßungsansprache des Professors lauschte. Irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl, seitdem sie den riesigen Raum betreten hatte, auf dessen erhöhten Plattform sie im Moment mit weiteren zweiundsiebzig jungen Leuten, die mit ihr anfingen, in einer Reihe aufgestellt stand. Ihr sechster Sinn, den die junge Frau Dank ihrem zweiten Ich besaß und der sie oft frühzeitig vor Gefahren und unangenehmen Ereignissen warnte, schlug gerade ziemlich an.

Irgendetwas würde passieren.

Unauffällig versuchte sie, sich etwas weiter in den Hintergrund der beleuchteten Bühne zu schieben – ein nahezu unmögliches Unterfangen.

Vor ihr erstreckte sich ein Meer aus Köpfen, was nicht unerheblich dazu beitrug, dass sie sich unwohl fühlte. Sie mochte es schon nicht, wenn sie von vielen Leuten umgeben war und diesmal wurde sie sogar noch von allen angestarrt. Sämtliche Studenten an dieser Uni hatten sich hier versammelt, um der Vorstellung der Neusemester beizuwohnen, und sie schätzte die sich unter ihr erstreckende Menschenmasse auf etwa dreitausend.

Die Tatsache, dass Trunks Briefs zu allem Überfluss auch noch zusammen mit Amy und einem ebenfalls sehr gut aussehenden jungen Mann, dessen nachtschwarze Haare wild in alle Richtungen abstanden, in der ersten Reihe saß, trug auch nicht dazu bei, sie zu beruhigen. Sobald ihr Blick auf den jungen Mann gefallen war hatte sie wieder Herzrasen bekommen, und sie wusste nicht, ob das an der Angst lag, dass ihm irgendetwas – insbesondere ihre Augen – bekannt vorkommen könnten.

Bislang hatte noch keiner Rückschlüsse auf ihre zweite Identität ziehen können, aber irgendwie traute sie dem Sohn von Bulma Briefs nach ihrem kurzen Aufenthalt in der CC alles zu.

Ohne, dass sie es verhindern konnte, wanderte Mayas Blick immer wieder zu Trunks, und als sie ihn einmal lächeln sah, beschleunigte sich ihr Puls unwillkürlich noch mehr.

Was war nur los mit ihr?

„Maya Ysatori?!" Professor Klype hatte seine Stimme erhoben, und rief ihren Namen wohl schon zum zweiten Mal auf.

Oh nein. Auch das noch – unfreiwillige Aufmerksamkeit.

Errötend trat die hübsche Schwarzhaarige hervor.

„Ich bin hier." Rief sie und eilte hastig zu dem Podest, wo der dünne Mann mit dem gestutzten Vollbart und der halbmondförmigen Brille stand.

Die junge Frau registrierte, dass unter den Studenten leichte Unruhe aufkam. Sie hasste es, dass ihre Eltern so bekannt waren, und die Reaktion war leider nichts Neues für sie. Das waren also ihre Träume gewesen, hier ganz unerkannt anzufangen und erstmal neue Freunde kennen zu lernen, ohne dass sie befürchten musste, dass die nur wegen ihres Namens in ihrer Nähe sein wollten.

Sie hätte ihren Eltern wohl doch nahe legen sollen, hier unter einem Pseudonym anzufangen.

Rasch ergriff die Schwarzhaarige den Kampfanzug der Schule, den alle Neusemester ausgehändigt bekamen, und den Spindschlüssel, die ihr beide hingehalten wurden, und schüttelte die kräftige Hand des Schulleiters.

„Viel Erfolg.“ Sagte er, wie wohl auch schon bei den anderen zuvor, und sie bedankte sich artig. Dann war sie entlassen, und verzog sich schnell wieder auf ihren Platz im Schatten, um dem neugierigen Gemurmel und den prüfenden Blicken ihrer Mitstudenten zu entkommen.

Die Veranstaltung schien sich ewig hinzuziehen, obwohl höchstens eine weitere halbe Stunde vergangen sein konnte, als es so aussah als wäre Herr Klype endlich fertig, auf all die Veranstaltungen und Kursangebote hinzuweisen, die dieses Semester neu angeboten wurden, denn er verstummte.

Maya war ein wenig schwindelig. Sie hatte sich bislang nur oberflächlich mit der Universität beschäftigt, und die riesige Auswahl hatte sie schlicht und ergreifend überrollt.

Offensichtlich hatte man verschiedene Schwerpunktmöglichkeiten, obwohl im Grundstudium die Bereiche Kampfsport und Fitness, Ki-Training, Waffenumgang und ein gewisser Anteil Informatik, wo man auch die Funktionsweise von den wichtigsten Sicherheitssystemen erklärt bekam, zum Pflichtteil gehörte.

Doch die junge Frau musste gleich feststellen, dass diese Ausführungen noch nicht das Ende der Veranstaltung bedeuteten. Die kurze Redepause diente nur dazu, die Wichtigkeit des nun Folgenden hervorzuheben.

„Kommen wir nun zu einer Spezialität unserer Uni. Auch dieses Jahr haben sich viele der oberen Schüler wieder bereiterklärt, für unsere Neulinge die Mentoren zu machen und ihnen in der Anfangsphase zu helfen.

Unser Computer hat die Personen zufällig zugeteilt, und ich werde nun kurz vorlesen, wer das Jahr über von wem betreut werden wird. Aber zuvor bitte ich die Studenten, die sich für diese Aufgabe bereiterklärt haben, auf die Bühne zu kommen und sie anschließend mit ihren Schützlingen zu verlassen."

Maya riss die Augen auf und schluckte. An sich fand sie die Idee ja nicht schlecht – es half bei all dem Neuen bestimmt ungemein, jemanden zu haben, der sich auskannte und den man jederzeit fragen konnte. Vor allem, wenn sie an den riesigen Campus dachte, auf dem man sich sehr leicht verlaufen konnte.

Außerdem war so der Kontakt zwischen den höheren und Anfangssemestern hergestellt, und es fiel wahrscheinlich auch leichter, neue Bekannte und Freunde zu finden.

Aber da zu denjenigen, die nun vortraten und sich auf die Bühne zu bewegten auch Trunks, Goten und Amy gehörten, hielt sich die Begeisterung der Schwarzhaarigen eher in Grenzen. Im Gegenteil, sie musste sogar gegen die Panik ankämpfen, die sie sofort durchflutete.

Unwillkürlich wich die hübsche Diebin noch weiter in den Schatten zurück.

Nun gut, verstecken würde ihr wohl nichts helfen.

Das ungute Gefühl hatte sich also auch diesmal leider wieder bewahrheitet.

Sie versuchte, tief ein und auszuatmen, um sich zur Ruhe zu zwingen.

Logisch denken!

Noch war nichts verloren, wie groß war bei dreiundsiebzig Leuten schon die Wahrscheinlichkeit, an einen der Drei zu geraten?

Sie war zwar nicht schlecht in Mathe, hatte aber keine Lust, den genauen Prozentsatz zu berechnen. Auf jeden Fall konnte sie auf Anhieb sagen, dass er gering war. Sehr gering.

Da begann der Direktor auch schon, die Namen aufzuzählen, und die Gruppe auf der Bühne schrumpfte schnell immer mehr zusammen, als die gebildeten ‚Paare’ aus dem Saal gingen. Und noch immer standen alle drei abwartend auf der anderen Seite der Tribüne, da sie niemandem zugeteilt worden waren.

Was war denn nun mit der Unbestechlichkeit der Mathematik?

So einen miesen Zufall konnte es doch gar nicht geben!

Da fiel plötzlich Son-Gotens Name, und er verließ mit einem drahtigen Typ mit roten Haaren den Podest. Maya wusste nicht so recht, was sie wollte, sie war hin- und hergerissen zwischen ihren Gefühlen.

Nach ihren aufwühlenden Erlebnissen mit dem hübschen jungen Mann, dessen saphirblauen Augen bei Tageslicht sogar noch intensiver zu funkeln schienen, hatte sie eigentlich erst Mal das Bedürfnis, möglichst viel Abstand zwischen sich und ihn zu bringen.

Und wenn er ihr Tutor wäre, hätte sie vorerst gar keine andere Möglichkeit, als ständig mit seiner Nähe konfrontiert zu werden.

Andrerseits wäre die Gelegenheit mehr als günstig, auf diese Weise mit ihm in Kontakt zu kommen, und so an Informationen aus erster Hand zu gelangen. Aber gleichzeitig wären ihre Möglichkeiten auch eingeschränkt und sie war sich sicher, dass sie mehr Schwierigkeiten haben würde, ihren Auftrag auszuführen.

Noch während sie mit ihrer inneren Aufruhr kämpfte, wurde der Name Briefs aufgerufen, und sie blinzelte erschrocken.

Hatte der Direktor nun sie mit vorgelesen oder nicht? Irgendwie hatte sie nur noch die zweite Hälfte von allem mitbekommen!

Doch da trat ein schmales hübsches Mädchen hervor, und lächelte Trunks schüchtern an, der ihr seinerseits ein umwerfendes Grinsen schenkte und mit ihr den Raum verließ. In Maya machte sich auf der Stelle ein Anflug von Eifersucht breit, der jedoch sofort verflog, als ihr Name genannt wurde - zusammen mit dem von Amy Misasai.

Zögernd trat die dunkelhaarige Frau auf die andere zu. Die schöne Blonde sah mit den an lang gezogene Dreiecke erinnernden silbrigen Malen, die sich auf ihren beiden Wangen sanft von der gebräunten Haut abhoben, wirklich außergewöhnlich aus. Zwischen ihren Augenbrauen befand sich ein aus verschlungenen Linien bestehender Kreis in der gleichen Farbe.

Und dieser Teufelsschwanz, den sie wie einen Gürtel um das bis auf die Oberschenkel reichende, kürzärmlige hellgrüne Oberteil geschlungen hatte, war ebenfalls nicht gerade unauffällig.

Die einfache dunkelblaue Jeans und die hohen, dunkelgrauen Stiefel waren ebenso schlicht wie praktisch.

Ihre Haare mit der silbernen und schwarzen Strähne als Pony trug sie mit vielen kleinen goldenen Spängchen hochgesteckt, und ihre rehbraunen Augen, die einen bernsteinfarbenen Schimmer hatten, blickten sie freundlich an.

Die hübsche Diebin trat einen weiteren Schritt nach vorne, und streckte ihre Hand aus.

„Hallo. Ich bin Maya."

*Und du bist diejenige, die mich an Trunks verraten hat, als ich mich versteckt habe.* Fügte sie in Gedanken hinzu.

Ihrem Gegenüber fiel sofort die ungewöhnliche Stimme der Schwarzhaarigen auf, während sie grinste und die dargebotene Rechte ergriff, um sie kurz aber herzlich zu schütteln.

„Mein Name ist Amy, ich freue mich, dich kennen zu lernen. Gehen wir raus, da haben wir unsere Ruhe, ich kann dir alles zeigen und dich außerdem mit meinen Freunden bekannt machen."

Genau das hatte Maya befürchtet, doch ihr blieb nichts anderes übrig, als ihrer Mentorin zu folgen, und sich in ihr Schicksal zu ergeben.

Draußen schien die Sonne durch das außergewöhnliche silberne Netz, dessen Konstruktion Maya schon gleich bei ihrer Ankunft aufgefallen war, und dessen Erfinder sie bewunderte.

„Was ist das?" wollte sie mit einem Nicken zu der Konstruktion hin, die das Licht fast ungehindert durchlies, wissen, während sie den breiten, hellen Marmorweg entlang schlenderten, der immer wieder links und rechts zu den verschiedenen Fakultäten und Gebäuden abzweigte.

Amy beschattete mit einer Hand ihre Augen, während sie zu der funkelnden silbrigen Kuppel hinauf sah.

„Das ist das Spider. Es besteht aus einem besonderen Metall, das beinahe unzerstörbar ist und jede Art von Energie aufnimmt, um sie zu dem Stab hier am höchsten Punkt weiterzuleiten. In diesem fließt sie nach unten, bis sie sich durch ein weit verwinkeltes System wirkungslos in die Erde entlädt. Quasi wie ein Blitzableiter.

Erfunden hat es Trunks Mama – Bulma Briefs. Die Capsule Corp ist dir sicher auch ein Begriff, die Firma ist ja genauso bekannt, wie der Konzern deines Vaters.“

Maya grinste schief.

„Erinnere mich bloß nicht daran.“ Nuschelte sie. „Die Vorstellung heute war mal wieder ein richtiges Desaster. Ich verstehe nicht, dass alle Leute immer denken es würde mich zu etwas Besonderem machen, dass meine Eltern so berühmt und toll sind. Was hat das mit mir zu tun?“

Die junge Frau seufzte, und Amy lächelte verständnisvoll.

*Ihre Erscheinung ist irgendwie exotisch, obwohl sie eigentlich ganz normal aussieht.* Sinnierte die Blonde.

Aber in den Bewegungen der anderen lag eine Geschmeidigkeit, die trotz des weiten Anzugs erkennbar war und die die Schwangere an ein Raubtier und somit auch ein wenig an die Saiyajins, die sie kannte, erinnerte.

Außerdem waren ihre Augen ungewöhnlich groß und die Farbe...

„Okay, ich werd’s mir merken, und kann dir jetzt schon sagen, dass dich allein schon dieses Geständnis sehr sympathisch macht.“ Amy zwinkerte der Schwarzhaarigen zu, und sah dann nach vorne.

„Keine Angst, hier gibt es einige Leute, die der Elite angehören, wie ja auch Trunks, aber im Endeffekt verhalten sie sich ganz normal und werden auch nicht anders behandelt als die anderen … wobei unser Briefs-Sunnyboy wohl eine Ausnahme ist, er hat zu viele andere Vorzüge und ist deswegen der Frauenschwarm hier.“

Die hübsche Diebin unterdrückte ein Schnauben.

„Das behalt ich im Hinterkopf.“

Sie wusste, dass diese Worte auch gleichzeitig eine gut gemeinte Warnung darstellten, sich am besten nicht unbedingt auf den gutaussehenden jungen Mann einzulassen.

Hastig lenkte sie ihre Aufmerksamkeit noch einmal auf das wirklich beeindruckende Netz. Das Material schien ein Abkömmling ihres Cyrions zu sein, denn es besaß ebenfalls diesen ungewöhnlichen Schimmer, auch wenn er in diesem Fall bläulich war.

„So, da wären wir!“ riss sie die Stimme der Blonden aus ihren Gedanken und Maya wandte ihre Augen von dem Spider rechts neben ihr ab, um sich neugierig umzusehen.

Unwillkürlich sog sie die Luft ein, als sie der Anblick, der sich ihr nun bot, völlig überwältigte.

Sie hatten einen riesigen, runden Platz erreicht, der komplett aus einem gewaltigen Mosaik bestand, das das Emblem der Schule darstellte - ein großer, kunstvoll ausgearbeiteter Ki-Ball in Orange-, Gelb- und Goldtönen vor zwei sich überkreuzenden verzierten Klingen aus Silber. In seiner Mitte erhob sich der gigantische, bläulich schimmernde Stab, der das Spider trug, sicherlich mehrere hundert Meter in den Himmel.

An ihm war etwa zwanzig Meter über der Erde eine interessante Konstruktion befestigt, die die Schwarzhaarige erst auf den zweiten Blick als eine Art komplizierte Uhr erkannte.

Neben den typischen Zahnräder und Spiralen in den ungewöhnlichsten Größen bildeten den Hauptteil ineinander verschlungene Kreise und Ellipsen aus verschiedenen Metallen, die teilweise schwerelos umeinander im Raum zu schweben schienen, den riesigen runden Träger als Zentrum im Mittelpunkt. Wahrscheinlich sollten sie die Umlaufbahnen der einzelnen Sterne beschreiben. Staunend blickte Maya auf eine riesige Sonne, die sich gerade träge vor ihren Augen vorbei bewegte, und um die mehrere Planeten kreisten.

Es schien sich dabei wirklich um eine Plasmakugel zu handeln, die gelb-orange leuchtete, und von deren Oberfläche sich sogar hin und wieder kleine Eruptionen lösten. Auch andersfarbige Sterne, manche matt leuchtend, andere hell gleißend in verschiedenen Größen und wohl auch aus unterschiedlichen Materialien drehten sich in individueller Geschwindigkeit um den Stab des Spiders.

Der Anblick hatte etwas unglaublich majestätisches, und die hübsche Diebin blieb ehrfurchtsvoll am Rand des riesigen Platzes stehen und ließ sich etwas abwesend auf einer der dastehenden Marmorbänke nieder.

Das war also das Zentrum der Universität. Von dort aus erreichte man jeden Ort des Campus. Unzählige Wege zweigten ab und führten zu allen möglichen Gebäuden. Und der Platz schien auch ein beliebter Treffpunkt zu sein, denn sie waren nicht die Einzigen, die sich hier aufhielten.

Auch wenn die gewaltige Fläche die Leute geradezu winzig aussehen ließ.

Maya war sich sicher, noch nie etwas Faszinierenderes gesehen zu haben.

Amy trat neben sie, und wie aus weiter Ferne drang die Stimme der Blonden an ihr Ohr:

„Das ist der Große Platz mit der Planetenuhr. Ein Teil der Energie, die das Spider einfängt, hält sie am Laufen. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt aller Abschlussklassen der vier berühmtesten Kampf-Schulen bislang. Auch die Schule an der ich früher war, die Universität des verschlungenen Drachen in Sushu, hat daran mitgearbeitet.

Alle Tutoren führen ihre neuen Schützlinge erstmal da hin, weil der Anblick so beeindruckend ist. Und hier habe ich mich auch mit Trunks, Goten und ihren beiden Begleitern verabredet – da sind sie ja schon.“

Durch diese Worte aufgeschreckt, löste Maya ihren Blick hastig von der sie in ihrer Außergewöhnlichkeit noch immer fesselnden Planetenuhr und sah sich um.

Vier Leute näherten sich ihnen von rechts in raschem Tempo. Das einzige Mädchen wirkte zwischen den drei jungen Männern richtig winzig.

Sie hatte glatte Haare in hellem weizenblond, die ihr offen bis kurz über die Schulterblätter fielen, ihre Augen waren wasserblau und geradezu riesig, was ihrem Gesicht zusammen mit der Stupsnase und dem kleinen Mund etwas kindliches gab.

Durch die ebenfalls helle Kleidung, die sie trug, nämlich ein weißes eng anliegendes Top und eine ausgewaschene Blue Jeans, und die zierliche Figur, sah sie beinahe schon wie ein ätherisches Wesen aus.

Sie lächelte Trunks gerade an, der wohl irgendetwas Witziges gesagt hatte, und Maya verspürte einen ungewohnten Stich, den sie erst nach kurzem überlegen als Eifersucht identifizieren konnte – ein völlig neues Gefühl für sie.

Eilig wandte sie den Blick von den beiden ab und damit Goten und seinem Schützling, von dem ihr der Name ebenso wenig einfallen wollte wie von dem Mädchen das Trunks als Tutor hatte, zu.

Die beiden waren etwa gleich groß, auch wenn sie zugeben musste, dass der Schwarzhaarige Dank der auffälligen Frisur und dieser gefährlichen Ausstrahlung bei weitem beeindruckender aussah.

Der andere junge Mann war zwar ebenfalls recht durchtrainiert, doch wirkte er mit seinen langen, knallroten glatten Haaren, die er zum Pferdeschwanz gebunden trug, den funkelnden, samtgrünen Augen und den lustigen Sommersprossen auf dem gut geschnittenen, gebräunten Gesicht eher harmlos.

Gleich darauf waren die vier auch schon bei ihnen angekommen.

„Da seid ihr ja." Begrüßte Amy die Neuankömmlinge lächelnd.

„Hallo, ihr beiden!“ der schwarzhaarige Riese erwiderte das Grinsen der Blonden, und Maya musste unwillkürlich schlucken.

Sie war davon überzeugt, dass Son Goten ein ebenso großer Frauenschwarm war wie Trunks – nur dass sich seine Aufmerksamkeit vollkommen auf Amy konzentrierte, und man dadurch deutlich spürte, dass er kein Interesse mehr an jemand anderem hatte.

Das war bei dem jungen Mann mit den fliederfarbenen Haaren neben ihm jedoch etwas ganz anderes.

Die hübsche Diebin bemerkte, wie sich ihr Puls durch Trunks’ bloße Anwesenheit wieder beschleunigte, und sie umklammerte nervös den kühlen Marmor der Bank, auf der sie saß.

Zum Glück richtete sich das Interesse der anderen im Moment nur auf die Blonde, die neben ihr stand, und ihr blieb kurz Zeit, sich wieder etwas zu sammeln.

„Wie wäre es, wenn wir mit einer kurzen Vorstellungsrunde beginnen?“ schlug Goten vor.

„Das neben mir ist John Red, genannt Jojo, und ich bin Son Goten – der Verlobte von Amy.“

Mayas Kopf ruckte in die Höhe und sie starrte die zwei einen Moment lang fassungslos an. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass sie nicht die einzige war. Auch John hatte seine Gesichtszüge eine Sekunde lang nicht unter Kontrolle.

Verlobt.

Das klang schon so … weit.

Aber während sie das Pärchen ansah, kam sie zu dem Schluss, dass es … irgendwie … passte.

Sie erhob sich lächelnd von der Bank.

Die beiden erwarteten ein Kind, was war dagegen schon eine Verlobung?

„Mein Schützling heißt Sinty Amaro und ich bin Trunks.“ In der Stimme des jungen Mannes mit den fliederfarbenen Haaren schwang eindeutig Amüsement mit.

Offensichtlich war eine solche Reaktion nichts Ungewöhnliches für ihn.

Eine zierliche Hand legte sich auf die Schulter der Schwarzhaarigen und drückte kurz ermutigend zu.

„Darf ich vorstellen? Maya Ysatori. Und meine Wenigkeit heißt Amy Misasai.“ Ertönte die Stimme ihrer Mentorin, und die Diebin bemerkte geradezu körperlich, wie sich ihr sämtliche Blicke zuwandten und sie prüfend musterten.

Trunks grinste still vor sich hin, als er bemerkte, wie unangenehm es der hübschen jungen Frau neben Amy war, dass sie nun die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden hier genoss.

Bei ihrem Namen musste sie aber eigentlich an das Interesse an ihrer Person gewohnt sein. Obwohl – wenn er darüber nachdachte, hatte er bislang immer nur ihre Eltern in den Medien gesehen. Dabei musste sie sich wahrlich nicht verstecken.

Maya hatte den Blick verlegen gesenkt, und lange, schwarze Wimpern verhinderten, dass er erkennen konnte, welche Farbe ihre leicht schräg gestellten Augen hatten.

Ihr hübsches, leicht gebräuntes Gesicht, auf dem einige Sommersprossen verteilt waren, und das irgendwie ein wenig exotisch wirkte, hatte einen angespannten Zug, und ihr ganzer schlanker geschmeidiger Körper, dessen genauere Formen jedoch unter dem sehr weit geschnittenen Kampfanzug verborgen waren, schien in ständiger Bereitschaft zu sein, auf Gefahren zu reagieren.

Als sie nervös den Kopf zu Amy wandte, entdeckte er den schmalen, kleinen Zopf, der nicht in den Pferdeschwanz mit eingebunden war, der ihre langen, blauschwarzen Haare mit der weißen Strähne zusammen hielt, sondern frei ihren Rücken hinunterfiel. Sein Ende war mit einem Lederband umwickelt und mit Rabenfedern geschmückt.

Sie erinnerte ihn an ein Tier, das in die Ecke gedrängt worden war, und nun angespannt nach einem Fluchtweg suchte.

Gerade wollte er die Schwarzhaarige deswegen ein wenig aufziehen, als sie für den Bruchteil einer Sekunde unsicher in die Runde sah, und Trunks einen Moment ihre großen, ausdrucksvollen Augen betrachten konnte.

Maya zuckte erschrocken zusammen, als sie plötzlich warme, sanfte Finger unter ihrem Kinn spürte, die sie dazu zwangen, den Blick zu heben und ihrem Besitzer in das gutaussehende Gesicht zu sehen.

Ihr Herz raste.

War der junge Mann mit den fliederfarbenen Haaren nicht gerade eben noch mehrere Meter von ihr entfernt gestanden?

Der abwägende Ausdruck, mit dem er sie jetzt musterte, erinnerte sie sehr an gestern Abend, und sie schluckte unwillkürlich.

Oh nein.

Es war offensichtlich, dass er die Ähnlichkeit bemerkt hatte. Und das, obwohl sie ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde angesehen haben konnte.

Sein Verstand arbeitete wohl wirklich ungewöhnlich schnell. Auch wenn er mit Sicherheit nicht der erste war, dessen Zweifel sie nun zerstreuen musste, war es ihr bislang nie schwerer gefallen, gelassen zu bleiben.

Denn diesmal waren ihre Knie so weich wie Gummi und ihr Herz klopfte so heftig und laut, dass es ihr gesamtes Denken ausfüllte.

„Gehst du … immer so ran?“ zwang sie sich schließlich, auszusprechen.

Ihr Gegenüber zog eine Augenbraue in die Höhe, als er zum ersten Mal ihre Stimme vernahm. Sie hörte sich irgendwie... fremdartig an, sehr melodiös und mit einem leicht rauen Unterton, der ihm seltsam vertraut schien.

Wie das … Schnurren einer Katze!

Und genau daran erinnerten ihn auch diese großen, violetten Augen mit den rötlichen und blauen Sprengseln darin.

Sie ähnelten denen des niedlichen, spurlos verschwundenen Fellknäuls von gestern nicht nur in ihrer Kolorierung, die bei der jungen Frau keineswegs das Auffälligste war.

„Ich hätte nicht erwartet, diese außergewöhnliche Farbe so bald wieder zu sehen.“ Stellte er ruhig fest.

„Hab ich von meiner Mama. Ich wusste nicht, dass du schon ihre Bekanntschaft gemacht hast.“ Presste Maya mühsam hervor, und entlockte ihm damit ein Grinsen, was dafür sorgte, dass sie sofort erhebliche Probleme damit hatte, auf ihren Beinen stehen zu bleiben.

„Das hab ich auch noch nicht. Du hast ungewöhnliche Pupillen.“ Fügte er hinzu, während er die schwarzen Striche, die statt Punkte die Iris in zwei Hälften teilten, und ihn unwillkürlich an die von Katzen erinnerten, nachdenklich musterte.

Plötzlich vergrößerten sie sich und verdrängten das Violett, so dass ihre Augen nun fast schwarz erschienen.

„Die hat mir wohl irgendjemand anderes vererbt. Vielleicht ist es auch nur irgendein Gendefekt, ist noch nicht ganz geklärt.“ Murmelte die hübsche junge Frau leise.

Obwohl das ganz und gar nicht der Wahrheit entsprach.

Zu allem Unglück bemerkte sie, wie sich ihre Wangen nun zusätzlich auch noch tiefrot färbten, und sie starrte verlegen zu Boden.

Trunks lächelte unwillkürlich.

Nein, das konnte nicht sein.

Sie mit dieser Katze von gestern in Verbindung zu bringen war einfach zu abwegig, und wahrscheinlich würde er sie nur beleidigen, wenn er diesen Verdacht äußerte.

Ihre Schüchternheit gemischt mit dieser Zurückhaltung stellte irgendwie … eine interessante Herausforderung dar, vor allem, weil er bemerkte, wie sehr sie auf ihn reagierte.

Die Erbin des Ysatori-Imperiums wirkte geheimnisvoll und mysteriös auf ihn, auch wenn der Saiyajin wusste, dass sie es gar nicht darauf anlegte.

Sie schien nicht nur optisch anders zu sein als die übrigen jungen Frauen ihres Standes, mit denen er bislang Bekanntschaft gemacht hatte. Geld und Status waren anscheinend völlig uninteressant für sie.

Es war bisher noch nie vorgekommen, dass ihn eine Frau so sehr gereizt hatte, ohne dass sie es darauf angelegt hatte.

„Sehr hübsch.“ Murmelte Trunks gedankenverloren.

Bei diesen Worten blieb Maya beinahe das Herz stehen, denn es waren genau dieselben, die er gestern Abend verwendet hatte.

Sie spürte, dass sie noch roter wurde.

Mühsam kämpfte sie darum, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Verdammt, warum hatte der Kerl überhaupt so eine krasse Wirkung auf sie?

Im Moment war es jedenfalls absolut wichtig, dass sie jetzt überzeugend wirkte.

Und dafür konnte sie diese seltsamen, ungewohnten Reaktionen ihres Körpers gar nicht brauchen.

Die Wut, die diese Gedanken bei ihr auslösten, gaben ihr den Adrenalinschub, den sie benötigte, um zurückzutreten, und sich damit aus seinem sanften Griff zu befreien, während sie sich dazu zwang, dem Blick ihres Gegenübers stand zu halten.

„Danke." Stellte die hübsche Katzenfrau mit noch immer etwas wackeliger Stimme fest.

Als auch noch die anderen hinzutraten und sie beäugten wie ein seltenes Insekt, begannen sich ihre Muskeln anzuspannen, und sie wäre am liebsten davon gelaufen. Es war ihr mehr als unangenehm, so im Mittelpunkt zu stehen, und nervös spielte sie an den Trägern ihres Rucksacks.

„Hey, ich bin ein ganz normaler Mensch und kein Dämon oder so. Es gibt überhaupt keinen Grund, mich anzustarren. Ich habe hier bis jetzt schon viel außergewöhnlichere Sachen gesehen, wie Amys Gesichtsmale oder so!“

Sie blickte die Mitglieder der kleinen Gruppe mit schief gelegtem Kopf an und versuchte, locker zu klingen, doch es gelang ihr nicht so recht.

Die anderen bemerkten ihre leicht geduckte Haltung und die Anspannung, die von ihr ausging, und sie indirekt davor warnte, näher zu kommen.

Als geübte Kämpfer erkannten die drei Tutoren die Situation auf einen Blick und um Maya nicht weiter zu beunruhigen, zogen sie sich ein wenig zurück.

Die Schwarzhaarige entspannte sich sichtlich, und der junge Mann mit den fliederfarbenen Haaren beschloss, die Sache erst Mal fallen zu lassen.

Amy schien zu der gleichen Entscheidung gelangt zu sein.

„Wenn nun also dein Ausrutscher geklärt wäre, Trunks... sehen wir uns jetzt endlich die Uni an. Ach ja, mein Schützling hat sich übrigens für das Spyrio-Netz deiner Mutter interessiert. Vielleicht kannst du ihr ein bisschen mehr erzählen als ich."

„Das Teil ist toll." Wechselte die hübsche Diebin dankbar das Thema, sah den jungen Mann, der ihr noch immer gegenüber stand dabei jedoch nicht an.

„Mum hat die ganze Nacht darüber gebrütet, nachdem Mister Satan sie gebeten hatte, die Stadt zu schützen. Vorher ist es immer zu kleinen Unfällen gekommen, doch mittlerweile sind zu viele starke Kämpfer hier, und ohne das Spider wäre sicher schon das ein oder andere Unglück passiert. So wird die Konstruktion genannt." Erklärte er John und Sinty, die ihn fragend ansahen. Unterdessen schlenderten die sechs langsam einen der breiten, marmorgepflasterten Wege entlang.

Während der nächsten drei Stunden bestätigte sich der erste Eindruck von einer kleinen Stadt in der Stadt, den ihnen der Große Platz vermittelt hatte.

Der Komplex war riesig, und auch, nachdem die Planetenuhr mit einem weithin hallenden, majestätischen Gong verkündet hatte, dass es Eins war, waren sie noch nicht mit allen Räumlichkeiten durch.

Die drei Neulinge kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Obwohl sie ihre Führung schon durch die unzähligen Übungshallen, freie und überdachte Höfe, Unterrichtsräume, mehrere Speisesäle, die Computer- und die Aufenthaltsräume geführt hatte, versicherten ihnen ihre Tutoren, dass sie noch nicht fertig waren.

Da es allerdings offensichtlich war, dass ihre Schützlinge bereits jetzt von all den Informationen völlig überfahren waren, beschlossen sie, ihnen den Rest bei Gelegenheit zu zeigen.

Sie setzten sich auf eine Wiese eines kleinen Parks, der in die Unigebäude eingebettet war, und unterhielten sich.

„Wie sollen wir wissen, wo wir Unterricht haben und welchen Lehrer wir bekommen?" wollte Sinty wissen.

„Also - die Kämpfer werden, unabhängig von der Zeit die sie bei uns an der Uni sind, eingeteilt. Wichtig ist, wie viel Technik sie draufhaben, und wie stark sie sind. Trunks, Goten und ich sind zum Beispiel in der höchsten Kampfklasse, obwohl wir erst unser drittes von sieben Jahren studieren. Du kannst jederzeit auf- oder absteigen. Der restliche, ‚normale’ Unterricht ist danach unterteilt, in welchem Semester du bist." Erklärte Amy mit einem Lächeln.

„Und die Lehrer sind selbstverständlich den verschiedenen Kampfklassen zugeordnet. Wir haben zum Beispiel Herrn Kimotek; bei den anderen werdet ihr eben sehn, wer welches Fach unterrichtet. Eure Stundenpläne bekommt ihr übermorgen, nachdem ihr gekämpft habt am Abend. Es handelt sich dabei um kleine Chipkarten, auf denen abgespeichert ist, was ihr bei wem und wo habt. Diese könnt ihr einfach in diese Infostationen, die hier überall rum stehen, einstecken, und ihr erhaltet einen Lageplan wo ihr euch befindet und wo ihr hin müsst. Aber keine Angst, alles beschränkt sich auf relativ wenige Räume und findet immer am gleichen Ort statt, so dass ihr euch rasch die richtigen Wege einprägt.

Es wird übrigens ein kleines Turnier veranstaltet werden, in dem euer Können getestet wird und das der ersten groben Einschätzung dient." Meinte Trunks grinsend.

Maya schenkte ihm einen entsetzten Blick.

„Was? Ein Turnier? Du meinst, so richtig offiziell, mit Zuschauern??" fragte sie mit ängstlicher Stimme.

„Wusstest du das nicht?" fragte John verwundert. „Das stand doch in dem Zettel drinnen, den sie uns nach dem Bestehen des Eignungstests ausgehändigt haben!“

„Echt? Das muss ich irgendwie überlesen haben!“ in Mayas Stimme schwang ein Hauch Panik mit. Wie hatte ihr so eine wichtige Information nur entgehen können?

Für sie war es alles andere als gut, in der Öffentlichkeit zu stehen. Geschweige denn, vor allen Leuten ihr Können zu präsentieren …

„Keine Angst, es wird nicht so viel von euch erwartet im ersten Jahr. Schließlich seid ihr ja Anfänger. Aber alle werden zusehen; möglicherweise findet auch wieder eine Fernsehübertragung statt, so wie letztes Mal." Sagte Amy mit fröhlicher Stimme, und tätschelte beruhigend Mayas Arm.

Ihre Worte erreichten allerdings das Gegenteil von dem, was sie beabsichtigt hatte, doch die Schwarzhaarige drängte die aufsteigende Hysterie erfolgreich zurück.

Okay, es war nicht zu ändern.

Und wie viel die Leute von ihren Fähigkeiten zu sehen bekamen, bestimmte sie schließlich ganz alleine.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Sinty plötzlich einen schmerzerfüllten Laut ausstieß und kraftlos in sich zusammensank.

Trunks beugte sich sofort besorgt über sie, und schon wieder spürte Maya, wie Eifersucht in ihr aufwallte.

Verärgert kämpfte sie das Gefühl nieder.

„Was ist mit dir?" erkundigte sich der junge Mann mit den fliederfarbenen Haaren, und tastete vorsichtig nach dem Handgelenk der Hellhaarigen, um ihren Puls zu fühlen.

„Nur wieder ein Schwächeanfall..." murmelte Sinty und drückte die freie Hand an den schmerzenden Kopf, der zwischen ihren Knien ruhte. „Das hat vor etwa zwei Monaten plötzlich angefangen, und seitdem habe ich ständig solche Sachen. Und auch noch immer häufiger.

Ab und zu sind es mittlerweile sogar Komplettaussetzer.

Aber alle Ärzte, bei denen ich jetzt schon war, können bislang nichts feststellen. Sämtliche Werte sind normal, und die verschiedenen Untersuchungsergebnisse behaupten allesamt, dass ich eigentlich kerngesund bin.“

Sie hob das Gesicht mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen, und die anderen waren geschockt, wie blass es war. Kleine Schweißperlen standen der jungen Frau auf der Stirn, und ihre ganze Haltung wirkte seltsam verkrampft.

Maya runzelte die Stirn.

Irgendwie waren diese Symptome seltsam, insbesondere, da sie ja aus medizinischer Sicht anscheinend nicht existieren dürften.

Sie glaubte, vor einiger Zeit mal etwas über solche mysteriösen Vorfälle und auch die ganzen anderen beschriebenen Symptome gelesen oder gehört zu haben, doch ihr wollte einfach nicht einfallen, wann und wo das gewesen war.

Und wie immer, wenn man besonders angestrengt versuchte, eine Erinnerung hervorzukramen, entschlüpfte sie mit der gleichen Hartnäckigkeit.

Die Schwarzhaarige schüttelte leicht den Kopf.

Nein. Sie kam nicht drauf, obwohl sie noch wusste, dass sie dem Ganzen damals mit ziemlicher Skepsis gegenüber gestanden war.

Wahrscheinlich würde es ihr ohnehin wieder einfallen, wenn sie am wenigsten daran dachte.

„Soll ich dich heimbringen?" fragte Trunks besorgt, und Maya fühlte prompt einen weiteren schmerzhaften Stich.

*Du Dummkopf.* Schalt sie sich gleich darauf in Gedanken. Der armen Sinty ging es schlecht, und sie machte sich wegen so einer lächerlichen Sache einen Kopf.

Natürlich wollte Trunks nur helfen!

„Würdest du das echt tun?" fragte das Mädchen mit einem schwachen Lächeln.

„Natürlich. Schließlich muss ich auf dich aufpassen, ich bin dein Mentor! Ich bringe sie nach Hause." Meinte er, an die anderen gewandt und nahm seinen Schützling vorsichtig auf die Arme.

Grinsend drehte er sich noch einmal zu den vier im Gras sitzenden jungen Leuten um.

„Es war heute eh ein anstrengender Tag mit vielen Informationen. Bis morgen dann."

„Wir sehn uns später, Trunks." Rief Amy, und der junge Mann hob mit seiner Last vom Boden ab.

Wieder spürte Maya einen Anflug von Eifersucht, den sie aber entschlossen im Keim erstickte.

„Machen wir dann auch Schluss für heute?" Wollte sie mit betont fröhlicher Stimme wissen.

„Gute Frage. Wir sind ganz gut durchgekommen. Interessiert euch noch irgendwas besonderes?"

„Na ja, also das Turnier dauert morgen dann den ganzen Tag?" erkundigte sich die schwarzhaarige Frau vorsichtig.

„Nein, bis zum frühen Nachmittag. Abends ist doch der Uniball, wo ihr die Möglichkeit habt, die Leute hier besser kennen zu lernen und übermorgen treten dann noch mal die Gewinner gegeneinander an. Das ist auch der Tag, an dem ihr eure Stundenpläne bekommt – es herrscht übrigens immer Anwesenheitspflicht, auch bei dem Ball." Antwortete Amy augenzwinkernd. Irgendwie schien sie Mayas Interesse an Trunks mitbekommen zu haben, denn sie fügte verschwörerisch hinzu: „Wir werden natürlich ebenfalls alle da sein."

Die hübsche Diebin lief prompt knallrot an. „Oh, tatsächlich? Und warum wusste ich das mit dem Ball schon wieder nicht? Stand das etwa auch auf dem Blatt?“

John lachte.

„In der Tat. Du hast entweder ein anderes bekommen, oder es wirklich nur sehr sehr flüchtig überflogen.“ Scherzte der Rothaarige.

Die hübsche Diebin erwiderte sein Grinsen.

„Ich sollte mir wohl angewöhnen, das Kleingedruckte zu lesen. Gibt es sonst noch irgendwelche wichtigen Termine, an die ich mich erinnern sollte und die ich übersehen habe?"

„Nicht, dass ich wüsste." Entgegnete Goten augenzwinkernd und nahm Amys Hand.

„Ich würde vorschlagen, dass wir alle heimgehen. Dann könnt ihr euch in Ruhe auf das Ereignis vorbereiten..."

„Eine gute Idee.“ Stimmte Maya zu und erhob sich mit den anderen. „Wenn ich mir die nächsten Tage anschaue, muss ich sagen - an so ein Leben könnte ich mich gewöhnen. Vorausgesetzt, das Turnier beginnt nicht zu früh."

Die andren lachten, und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Es dauerte nicht lang, und sie hatten einen der breiten Marmorwege erreicht, dem sie folgten.

„Naja, zehn Uhr ist für Studenten ja noch beinahe mitten in der Nacht.“ Bemerkte Amy mit einem schiefen Grinsen zu ihrem Verlobten. „Außerdem sollten wir schon früher da sein, weil die Partner und die Gegner noch ausgelost werden müssen. Es wird morgen nur Viererkämpfe geben, am nächsten Tag sind dann erst die zwischen den Siegerpaaren.

Die richtigen Einzelwettkämpfe finden erst Mitte des Jahres statt, weil da alle nach Gruppen geordnet teilnehmen und ihr dann auch schon eingeteilt seid – das sind dann gleichzeitig die ersten benoteten Abschlussprüfungen.

Ich schlage vor, wir verabreden uns für morgen früh um neun, weil wir euch zu den Hallen führen und euch Tipps geben werden und so weiter. Wir wollen ja nicht, dass ihr euch verlauft. Treffpunkt ist wohl am Besten der Eingang hier – ich nehme an, dass auf dem großen Platz die Hölle los sein wird, denn der wird gern als Anlaufstelle genutzt. Solltet ihr noch irgendwelche Fragen haben, dann ruft einfach in der CC an, wir wohnen nämlich bei Trunks."

Die kleine Gruppe schritt auf den gleichen Ausgang zu, durch den Maya an diesem Morgen den Campus betreten hatte. Es handelte sich um den Haupteingang, denn der Weg führte ziemlich genau geradewegs zu der großen Aula.

„Also dann sehen wir uns um neun." Verabschiedete sich John.

„Genau, bis morgen!“ lächelte Maya und beobachtete ein wenig neidisch, wie sich Amy und Goten in die Lüfte erhoben, während John und sie zu Fuß laufen mussten.

Sie nickte dem Rothaarigen noch einmal zu, der grüßend die Hand hob, ehe sie in verschiedene Richtungen davon schlenderten.

Die Schwarzhaarige ging jedoch nur wenige Schritte, um auf diese Weise unauffällig noch einen Moment zu warten, bis alle verschwunden waren.

Dann blickte sie sich prüfend um und landete schließlich unbeobachtet mit einem geschmeidigen Satz auf dem nächstgelegenen Hochhausdach, wo sie ihren Gleiter zurückgelassen hatte. Die Schwarzhaarige stieg auf und hob gleich darauf ab.

So schnell es ging raste sie nach Hause.
 

Geschickt kletterte Maya über das Fensterbrett ins Wohnzimmer, und kramte auf ihrem Schreibtisch herum. Sie zog einen zweiten Spionageroboter hervor, programmierte ihn kurz, ließ ihn dann aus dem Fenster fliegen und fuhr ihren großen Computer hoch.

Anschließend schlenderte sie in die Küche und machte sie sich erst mal was zu essen.

Die Stirn hatte sie in nachdenkliche Falten gelegt. Grübelnd kaute sie auf den Fischstäbchen herum.

Was hatte Sinty nur? Sie war sich sicher, diese Symptome schon mal irgendwo gelesen oder gehört zu haben, aber sie kam einfach nicht drauf, wo ... sie schrieb sich eine Notiz auf den großen Block der ihr als Schreibtischunterlage diente, dann stellte sie den Teller schulterzuckend in die Spüle und ging zum offenen Fenster, als ein feines Sirren ihren scharfen Ohren verriet, dass der erste Roboter zurückkehrte.

Es würde ihr schon noch einfallen. Sie fing ihn auf und drückte ihn in den extra dafür vorgesehenen Stecker. Dann öffnete sie ein spezielles Programm, und schon erschien die Capsule Corp auf dem Bildschirm.

Sie spulte über den langweiligen Vormittag hinweg, denn außer Bulma hatte der Spiorob nichts aufgezeichnet, und die war ausschließlich mit häuslichen Arbeiten beschäftigt gewesen.

Plötzlich zuckte Maya zusammen und ließ den Film ein Stück zurück laufen. Eben war Trunks’ Muter auf den Weg ins Untergeschoss. Sie stieg die Treppe hinunter, und die winzige Kamera folgte ihr, ohne dass sie es bemerkte. Die Frau mit den türkisen Haaren – genauso ungewöhnlich, wie die ihres Sohnes - ging einen langen Flur entlang, von dem viele Türen abzweigten, ehe sie an ein riesiges, bogenförmiges Tor kam, das die ganze Breite des Flurs umspannte und von einer Art gigantischen Rollladen aus tonnenschwerem Stahl verschlossen wurde.

Die Erfinderin tippte einen Code ein, doch der Blickwinkel des Roboters war zu tief, so dass sie die Ziffern nicht erkennen konnte ... das sollte jedoch kein Problem für sie sein.

Danach zog sie noch eine Chipkarte durch ein Lesegerät, das ebenfalls neben dem Zugang angebracht war. Mit einem Brummen setzte sich der schwere Stahl in Bewegung um schließlich die Räume zu öffnen, von denen Maya vermutete, dass dort der Racer aufbewahrt wurde. Plötzlich rauschte es, und das Bild wurde von einem Gewirr aus schwarzweißen Punkten abgelöst.

„Aha...offensichtlich Gema-Strahlen, die die Wellen des Roboters störten und Aufnahmen verhindern ..." murmelte die Schwarzhaarige. Das war mehr oder minder Standard bei allen gut gesicherten Gebäuden, und deshalb zu erwarten gewesen. Sie spulte ein kurzes Stück. Der Spiorob hatte reagiert, indem er sich zurückgezogen hatte, und durch den schmalen Spalt der noch offen stehenden Türen wieder hinaus und die Treppe hochflog.

Dies war wohl der Zeitpunkt, zu dem Trunks zurückkehrte, aber leider konnte sie nicht mehr als ein „Hallo Mama! Ich bin wieder da!" hören, dann war die kleine Kamera auch schon nach draußen und zu ihrer Wohnung zurück geflogen.

Seufzend wippte die hübsche Diebin auf ihrem Stuhl.

Toll. Jetzt war sie genau so schlau wie davor.

Das hieß, sie musste zu härteren Maßnahmen greifen, und das bedeutete einen weiteren Besuch in der Capsule Corp., was unwillkürlich dafür sorgte, das ihr ganzer Körper von einem angenehmen ein Kribbeln erfüllt wurde.

Reichte jetzt etwa schon der Gedanke daran, diesen Trunks zu sehen, aus, um sie wieder in dieses verwirrende Gefühlschaos zu stürzen?

Verdammt, sie durfte sich unter keinen Umständen verlieben!

Das würde die ganze Sache nur wahnsinnig verkomplizieren!

Aber irgendwie hatte sie keine Ahnung, wie sie gegen die Schmetterlinge in ihrem Bauch vorgehen sollte ...
 

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TBC.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2008-02-21T17:50:01+00:00 21.02.2008 18:50
Ohh voll toll, dein Styl is echt toll und das Kapitel erst!!^^
Ich aknn jetzt schon sagen das ich die Geschichte voll geil finde, besonders die Maya!!
lg Sabi
Von: abgemeldet
2008-02-09T12:02:26+00:00 09.02.2008 13:02
kawaii, das mädel ist süß, bis zum anschlag und total verliebt in trunks (wer wäre das nicht, nach dieser beschreibung *.*).
dein stil ist gut, ab und an ein paar wortwiederholungen, aber alles nur halb so wild ^^

Maya ist super, ich könnte sie knuddeln *g*
Von:  DINO2011
2007-09-26T08:50:48+00:00 26.09.2007 10:50
Auch dieses Kapitel war wieder ganz gut, gefällt mir eben deine Story. Vor allem gefällt es mir das du das ganze ruhig angehst und nichts überstürzt, denn so wirkt es zumindest so als ob du dir schon im Vorhinein über das im Klaren gewesen wärst was du schreibst.

Trotzdem sind mir auch hier wieder ein zwei dinge aufgefallen:

> …freien und überdachten Höfe, Unterrichtsräume (jaja, normalen Unterricht gibt es natürlich nebenbei auch)…

Bitte solche Kommentare einfach weglassen, die stören nur, besonders die Klammern. Du könntest es ja auch lassen, dafür aber zwischen Gedankenstriche schreiben, das fügt sich viel besser in die Geschichte ein, natürlich nur wenn du es ein wenig anders formulierst.

>Sie ging einen langen Flur entlang, von dem viele Türen abzweigten, ehe sie an ein riesiges, bogenförmiges Tor kam, das bogenförmig die ganze Breite des Flurs umspannte und von einer Art gigantischen Rollladen aus tonnenschwerem Stahl verschlossen wurde.


Hier stört die Wortwiderholung von >bogenförmig< sehr. Es genügt wenn du es einmal sagst, das zweite Mal könntest du es einfach weglassen, das würde sich dann besser anhören.

Nja, aber wie gesagt finde ich die Geschichte sehr gut^^

Mfg DINO

Von: abgemeldet
2007-09-24T20:24:29+00:00 24.09.2007 22:24
Hehehe, ich liebe dieses Kapitel! :)
Eigentlich liebe ich ja alle, aber ich weiß noch, wie es war, als ich es das erste Mal gelesen habe.
Besonders war ich damals von deinem Stil beeindruckt. Ich war ja sooo eifersüchtig, weil ich auch so schreiben können wollte.
Irgendwie bin ich es immer noch.

Es ist echt lustig alles noch einmal zu lesen - war also eine ganz gute Idee alles zu löschen!
Von:  Lia_Rose
2007-09-09T10:53:38+00:00 09.09.2007 12:53
x3
Von: abgemeldet
2007-09-04T17:18:50+00:00 04.09.2007 19:18
ah das kapitel....
hat mir sehr gefallen, mach weiter so!
LG Cat
Von:  arrachnia
2007-09-03T13:54:18+00:00 03.09.2007 15:54
Hallo!!!
Ach ja, das ist ja das Kapitel in dem die gute Maya anfängt sich in Trunks zu verlieben. Hmmm... Ich bin super froh, dass ich das ganze noch mal lesen werde, weil mir dann die ganzen Details wieder einfallen. Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel, und auf das Kapitel mit dem Ball. Das war mein Favorit!! Mach weiter so!
Bis bald
deine arrachnia


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