Getrennt in der Eishölle
Hallo Ihr Lieben,
Es geht weiter. Trotz des dramatischen Kapitelnamen, geht es etwas ruhiger zu.
Ich muss zugeben, dass ich dieses Kapitel auch noch einmal umgeschrieben habe.
Eigentlich wollte ich Euch über das Schicksal von Ayaka noch ein wenig im
Unklaren lassen. Doch nach den entsprechenden Kommis, habe ich mich
entschlossen Euch nicht länger auf die Folter zu spannen.
Doch zuerst geht es zu unseren Freunden, die der neueste Abkömmling von Naraku
so erfolgreich getrennt hat...
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Getrennt in der Eishölle
Von einer auf die andere Sekunde spürte Inu Yasha wieder Boden unter den
Füßen und die helle Sonne blendete ihn. Hektisch sah er sich um. Die Berge vor
ihm sahen ganz anders aus, als vorhin und es war kein Gegner zu sehen.
"Kagome!", schrie er.
Eine leise Stimme hinter ihm antwortete. "Ich bin hier!"
Er wirbelte herum.
Direkt hinter ihm stand Kagome. Sie fasste sich gerade an den Kopf und
schwankte etwas. Schnell griff er zu und packte sie am Arm.
"Alles in Ordnung?", fragte Inu Yasha besorgt.
Kagome nickte leicht. Das Schwindelgefühl ließ allmählich nach. Besorgt sah
sie sich um. "Wo ist Shippou-chan?"
Das letzte Mal hatte sie ihn auf ihrer Schulter gespürt, bevor die ganze Welt
in Dunkelheit versunken war.
"Kagome!", der kleine Fuchsdämon saß auf dem Boden neben ihr und rieb sich den
Kopf. "Oh Mann! Was war denn das? Ich fühle mich fürchterlich."
Suchend sah sich Inu Yasha nochmals um. Doch er konnte keinen Feind sehen oder
riechen. Auch dieses merkwürdige Youki war verschwunden. Mit einem leisen
Fauchen verwandelte sich Tessaiga zurück und wurde von ihm wieder in die
Scheide gesteckt.
"Ich weiß nicht, wie dieser Kerl das geschafft hat, doch wir befinden uns an
einen vollständig anderen Ort", sagte er und fuhr nach einem kurzen Rundblick
fort. "Außerdem sind die Anderen verschwunden. Ich kann keine Spur von ihnen
ausmachen."
Kagome hatte Shippou auf den Arm genommen und trat an Inu Yasha’s Seite. "Ich
hoffe, dass es den anderen gut geht. Vielleicht treffen wir sie bald wieder.
Unser Ziel ist immer noch dasselbe."
"Also los, lassen wir diesen Bastrad von Naraku nicht länger warten", knurrte
Inu Yasha und ging los.
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Das plötzliche Gefühl wieder Boden unter den Füßen zu haben, ließ Sango
taumeln. Sie zog den Hiraikotsu vor sich und stützte sich auf ihm ab. Dann
riss sie die Augen auf und versuchte sich zu orientieren. Sie befanden sich
auf einem schmalen Felssims. Gerade so breit, dass sie Rücken an Rücken stehen
konnten, mit Kirara fest an ihrer Seite. Mit einem klagenden Miauen
verwandelte sich die mächtige Dämonenkatze gerade in ihre kleine Form.
"Sango!", hörte sie die besorgte Stimme in ihrem Rücken. "Alles in Ordnung?"
Sie nickte, noch bevor es ihr einfiel, dass man ein Nicken nicht hören konnte.
"Ja."
Ihre Augen glitten umher.
Die Berge sahen irgendwie anders aus. Schon allein die Tatsache, wo sie
standen, zeigte nur zu deutlich, dass sie sich an einem anderen Ort befanden.
Vorsichtig richtete sie sich auf und wandte den Kopf nach hinten.
Hinter ihr stand Miroku mit den Rücken eng an die Felswand gepresst. Er hatte
die Augen geschlossen und auf seiner Oberlippe, hatten sich trotz der Kälte
feine Schweißperlen gebildet.
"Bist du okay?", fragte sie.
Mirkou nickte und öffnete die Augen. "Geht schon wieder. Egal was uns hierher
gebracht hat. Es hat sich negativ auf meinen Magen ausgewirkt."
Ein bitteres Lachen entwich Sango. "Mir ist auch ein wenig schwindlig." Nach
kurzem Zögern wagte sie zu fragen. "Was meinst du, was mit den anderen ist?"
Nachdenklich strich sich Miroku durch Haar. "Es wird ihnen wohl nicht anders
ergangen sein, wie uns. Naraku hat es erfolgreich geschafft unsere Gruppe zu
trennen. Wer weiß, was für Fallen noch in diesen Bergen auf uns lauern."
Sein Blick fiel auf Kirara.
"Was ist mit ihr?", fragte er besorgt. Die Dämonenkatze hatte sich auf dem
steinigen Boden zu einer kleinen Fellkugel zusammengerollt und maunzte
kläglich.
Die Dämonenjägerin hatte sich schon neben die geschrumpfte Katze gekniet.
Vorsichtig hob sie sie hoch und strich ihr über das Fell. "Sie scheint in
Ordnung. Nur etwas schwach auf den Beinen. Dieser Transport hat ihr nicht gut
getan. Wir sollten zu Fuß weitergehen."
"Auf geht’s!", sagte Miroku und wandte sich nach rechts. Dort führte der Weg
leicht aufwärts. Sango folgte ihm mit Kirara auf dem Arm.
Immer sorgfältig auf den schmalen Weg achtend, gingen sie langsam vorwärts.
Stellenweise wurde das Felssims so schmal, das sie diese Stellen nur so
überwinden konnten, indem sie sich mit den Rücken fest an die steile Felswand
pressten und vorsichtig seitlich weiterbewegten.
Dabei wurde die begehbare Fläche teilweise so schmal, dass ihre Zehen schon
über den Abgrund ragten.
Jedes Mal wurde Sango fast schlecht. Es war etwas völlig anders auf Kirara zu
fliegen. Das hier war die reinste Folter.
Sie betete inständig, dass der Weg bald breiter werden würde.
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Inu Yasha hob witternd den Kopf. Mit kritischem Blick musterte er die Wolken,
die sich über den Wipfeln der Berge zusammenzogen. Es gefiel ihm ganz und gar
nicht, was sich da zusammenbraute.
"Was ist los?" fragte Kagome und trat an seine Seite.
"Wir werden einen Schneesturm bekommen", antwortete er.
Kagome folgte seinem Blick und zog die Augenbrauen zusammen. "Das ist nicht
gut. Hier oben sind wir schutzlos dem Schnee ausgeliefert. Wir sollten
versuchen irgendwo einen Unterschlupf zu finden, bevor der Sturm losbricht."
Inu Yasha nickte nur und nahm die Wanderung wieder auf. Der Weg war nicht
einfach und nur langsam kamen sie voran.
Shippou hatte sich aus Kagome Armen gelöst und war einige Meter vorgesprungen.
Inu Yasha griff gerade Kagome hilfreich unter die Arme, als das Mädchen
strauchelte und drohte hinzu fallen. Mit der Hand konnte sie sich im letzten
Moment an der rauen Felswand festhalten, bevor sie endgültig die Balance
verlor.
Mit einem leichten Stöhnen strich sie sich über die aufgeschürften Stellen an
der Hand, die die scharfen Kanten am Felsen hinterlassen hatten.
"Tut es weh?", fragte Inu Yasha. Sie war ihm einen flüchtigen Blick zu.
"Ich bin kein Dämon. Bei den Menschen verheilen Wunden nicht so schnell",
sagte sie.
"Ich sag es ja, die Schwäche des menschlichen Körpers ist erbärmlich" knurrte
Inu Yasha leise, doch Kagome hatte es gehört. Entschlossen entzog sie ihm
ihren Arm. "Danke. Ich komme zurecht."
Vereinzelt begannen die Schneeflocken schon zu fallen. Von Minute zu Minute
steigerte sich der Flockenfall, bis sie schließlich kaum noch die Hand vor den
Augen sehen konnten. Gleichzeitig frischte der Wind auf und pfiff unangenehm
über die kleine Gruppe.
"Kommt! Ich habe was gefunden", die helle Stimme von Shippou war fast kaum
verstehen. Gemeinsam kämpften sie sich vorwärts und erreichten schließlich die
Stelle, wo Shippou sich an die Felswand presste. Mit seiner kleinen Hand
zeigte er auf einen schmalen Felsspalt. Kagome nahm den jungen Kitsune hoch.
"Gut gemacht, Shippou-chan", dann folgte sie dem Hanyou, der sich schon durch
den Felsspalt in das schützende Berginnere quetschte. Der Spalt verbreitete
sich nach wenigen Schritten zu einer kleinen Höhle. Nicht sehr groß, aber sie
bot wenigsten vor dem Schnee und dem Wind etwas Schutz.
Kagome kniete sich an die Felswand und schlang die Arme um sich. Der Wind
pfiff in den Spalt und ließ sie erzittern. Inu Yasha hatte sich neben sie
gesetzt und betrachtet sie nachdenklich.
Schließlich zog er sich kurz entschlossen seinen Haori aus und legte ihn um
ihre Schultern. Kagome zuckte erstaunt zusammen. Ihre großen Augen sahen ihn
ungläubig an.
"Was soll das?", fragte sie gegen den Sturm an.
"Wenn du hier so bloß mit deiner komischen Kleidung dasitzt, wirst du noch
krank werden. Komm her!", energisch packte er sie an den Schultern. Zog sie an
sich, dass sie zwischen seinen Beinen saß. Dann legte er die Arme um sie und
drückte sie an seinen Körper.
Röte schoss in Kagome Wangen. Unter ihrer Wange spürte sie seinen regelmäßigen
Herzschlag. Sie roch seinen Duft, der an seiner Kleidung hing und fühlte die
Wärme, die von seinem Körper ausging. Unwillkürlich kuschelte sie sich näher
an ihn und schloss die Augen. Vielleicht würde es das letzte Mal sein, dass
sie ihm so nahe sein konnte.
Inu Yasha fühlte ihre regelmäßigen Atemzüge. Ihr Körper wirkte so zart und
zerbrechlich in seinen Armen. Doch er wusste, wie stark sie sein konnte.
~Meine Kagome~, dachte er und erschrak im nächsten Moment über seine eigenen
Gedanken.
Was sollte das? Sie war seine Reisegefährtin mehr aber auch nicht,... oder?
Woher kam dieser übermächtige Wunsch in ihm, dass er sie vor allen Gefahren
beschützen wollte, selbst, wenn es ihn sein eigenes Leben kosten konnte?
Doch für diesen Moment schob er die Fragen in den Hintergrund, alles was in
diesen Moment für ihn wichtig war, hielt er in seinen Armen.
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Der Flug verlief reibungslos. Kein Youkai war zu sehen oder zu fühlen. Fast
war Sesshomaru enttäuscht.
Sollte das wirklich schon alles gewesen sein, was Naraku zu bieten hatte?
Sie würden eben getrennt nach dem alten Kloster suchen. Schließlich würden sie
dort wieder zusammenfinden.
Diese Aktion des Hanyou’s also keinerlei Sinn. Es sei denn er verfolgte den
Plan sie getrennt leichter angreifen zu können.
Der Flug erforderte keine größere Aufmerksamkeit von ihm und so schweiften
seine Gedanken in Richtung Westen.
Dort lag sein Schloss und dort war Ayaka, seine Gefährtin. Der Wunsch sie zu
sehen, oder auch nur zu wissen, wie es ihr ging war fast übermächtig in ihm.
Das Gefühl einen Fehler begangen zu haben, als er sich auf diese Mission
eingelassen hatte, wurde von Tag zu Tag intensiver.
Doch nun war es für eine Rückkehr zu spät. Nun musste er sich dem letzten
Kampf mit Naraku stellen.
Obwohl Sesshomaru in Gedanken versunken war, behielt er den Kurs bei. Immer
nördliche Richtung. Vor ihm tauchte ein breiter, schneebedeckter Berggipfel
auf. Unbewusst begann er die Flughöhe zu verändern, dass er über die Spitze
hinweg gleiten konnte.
Es fiel ihm im ersten Moment überhaupt nicht auf, doch als die Luft immer
eisiger und dünner wurde, richtete er seine ganze Aufmerksamkeit nach vorne.
Verwundert runzelte Sesshomaru die Stirn.
Der Berg hatte gar nicht so hoch ausgesehen, schon längst hätte er ihn
überquert haben müssen. Doch nun ragten die Felsen immer noch unverändert vor
ihm in die Höhe. Die Spitze in den Wolken verborgen.
Er legte noch einen Zahn an Geschwindigkeit und Höhe zu, doch der Abstand
verringerte sich nicht. Langsam wurde ihm klar, dass hier Magie im Spiel war.
Egal, wohin er sich in nördlicher Richtung wendete, immer bildeten die Berge
ein unüberwindbares Hindernis.
Verärgert zog er Tokijin. Mit einem kurzen Schlag schickte er die blauen
Wirbel los, doch prallten sie an den Felsen ab, ohne eine Wirkung zu erzielen.
Gut... er hatte Naraku offensichtlich Unrecht getan. Der hatte sich doch einiges
ausgedacht um ihn aufzuhalten.
Es bedeutete eine Menge Energieraufwand, um so eine Magiebarriere zu errichten.
Zu so etwas war dieser Kerl bis vor kurzem nicht in der Lage gewesen.
Sollte das Shikon no Tama schon vollständig sein?
Das wäre auf jeden Fall eine Erklärung für diese Barriere.
Sesshomaru steckte Tokijin wieder in seinen Gürtel. Hier kam er mit Gewalt
nicht weiter.
Suchend sah er sich um.
In nicht also weiter Entfernung meinte er die flachen Ausläufer eines
Gletschers zu erkennen. Er änderte die Flugrichtung und nahm Kurs auf das
Ziel.
Es war egal, wo er anfing zu suchen. Irgendwo musste es einfach eine Passage
geben.
Immer wieder änderte er die Flughöhe und ließ dabei die schroffen Felswände,
die fast senkrecht in die Tiefe fielen, nicht aus den Augen. Die Berge
veränderten immer wieder die Höhe und glichen sich seinem Flug an. So konnte
er sie unmöglich überwinden. Es änderte sich nichts daran, bis er die breite
Gletscherzunge erreichte.
Erst glaubte Sesshomaru an eine Täuschung. Er flog noch Mals am Gletscher
vorbei und veränderte die Flughöhe. Nein, hier blieb die Höhe des Gletschers
gleich, sie veränderte sich nicht. Es blieb gleich hoch.
Er landete in einem weichen Bogen auf der weiten, eisigen Fläche.
Es knirschte unter seinen Sohlen, als er vorsichtig am ein paar Schritte
machte. Langsam ließ er den Blick über den Gletscher vor ihn gleiten.
Sanft ansteigend führte die breite, weiße Fläche den Berg hinauf und schien
sich am Horizont aufzulösen. Der Gletscher bildete einen Pass über diesen Berg.
Argwöhnisch verengte er die goldenen Augen zu schmalen Schlitzen.
Eine Falle!
Naraku würde garantiert nicht so nachlässig sein, so einen breiten Eingang
unbewacht zu lassen. Nein, da lauerte doch irgendetwas im Verborgenen.
Gleichmütig zuckte Sesshomaru kurz mit den Schultern. Es war auch egal. Hier
ging es weiter, also würde er diesen Weg nehmen und sich einfach mal
überraschen lassen, was das wohl auf ihn wartete.
Langsam machte sich der Hundeyoukai sich auf den Weg. Immer wieder musste er
breite Spalten überspringen, die sich vor ihm auftaten. Wenn er einen kurzen
Blick hinunterwarf, konnte er den Grund der Spalten nicht sehen. Das Eis
schimmerte geheimnisvoll an den steil abfallenden Wänden in einem tiefen Blau
und bildete teilweise abstrakte Figuren.
Auf dem Gletscher war es nicht still. Es knirschte und krachte immer wieder.
Wie in Zeitlupe schob das Eis sich Millimeter für Millimeter weiter talwärts.
Dabei schabten die gewaltigen Eismassen über den felsigen Grund. Es nahm
Steine mit sich und schliff tiefe Kerben in den Berg.
Manchmal tat sich mit lautem Getöse eine neue Spalte auf. Andere schlossen
sich, indem die Ränder zusammenfielen.
An einigen Stellen war tiefer Neuschnee zu finden, der sich noch nicht in
harte Eiskristalle verwandelt hatte.
Es war eine kalte und unheimliche Landschaft, die sich den Berg hochzog.
Stetig ging es aufwärts.
Sesshomaru gönnte sich keine Pause. Er wollte diesen Gletscher so schnell wie
möglich hinter sich bringen.
Eine Bewegung an der Flanke des Berggipfels zu seiner Rechten ließ ihn
innehalten. Löste sich dort eine Lawine?
Das konnte unangenehm werden.
Weiß gegen Weiß, dazu der graue, Wolken verhangene Himmel. Das Licht schien
die Konturen miteinander verschmelzen zu lassen.
Hatte er sich geirrt?
Nein... da war es wieder. Der Schnee schien sich zu bewegen, doch nicht etwa
talabwärts auf den Gletscher zu, sondern in Richtung des Berggipfels.
Das war gegen jedes Naturgesetz.
Sesshomaru kniff die Augen zusammen und seine scharfen Youkaiaugen vermochten
nun Einzelheiten erkennen. Aus dem sich bewegenden Schnee formte sich eine
große Gestalt. Riesige, lange Arme schleiften schon fast auf dem Boden. Ein
grober, kantiger Kopf saß ohne Hals auf breiten, massigen Schultern. Eisblaue
Augen fixierten nun den Inuyoukai scharf.
"Wer bist du?", die Frage wehte, wie ein eisiger Windhauch, über ihn hinweg.
"Ein Reisender", antwortete Sesshomaru knapp.
Noch stand er ganz entspannt da. Der Schneedämon hatte noch keine Anstalten
gemacht ihn anzugreifen.
"Wohin willst du?", kam die nächste Frage.
Fast hätte Sesshomaru abfällig geschnaubt.
War das nicht offensichtlich?
Anscheinend war dieser Dämon nicht besonders intelligent. Kein Wunder, wer in
dieser Gegend lebte, dem konnten auch nur die Gehirnzellen einfrieren.
Sesshomaru hob die rechte Hand und zeigte mit der scharfe Kralle des
Zeigfingers bergaufwärts. "Dort lang!"
Der Schneedämon folgte der gezeigten Richtung. Sein rechter Arm hob sich und
er kratzte sich nachdenklich am Kopf. Schnee staubte auf und fiel in kleinen
Flocken zu Boden.
"Ein Freund hat mich gebeten, keinen über diesen Pass zu lassen. Kehr um,
Reisender!"
"Hat dein Freund auch erwähnt, dass es gefährlich sein kann Reisende
aufzuhalten. Lass mich durch, oder du machst diese Erfahrung am eigenen Leib",
erwiderte Sesshomaru. Seine Hand tastete nach dem Griff von Tokijin.
Der Schneedämon richtete sich ein wenig auf. "Kehr um, oder du wirst dein
Grab in meinem Schnee finden."
Ohne auf eine Antwort zu warten, hob der Schneedämon unvermittelt die rechte
Hand und schlug zu. Ein riesiger Schneeball löste sich von seiner Handfläche
und flog mit rasender Geschwindigkeit auf Sesshomaru zu.
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Dunkle Wolken hatten sich vor die Mondsichel geschoben und legten den Wald
voller unheimlicher Schatten. Die Sterne strahlten zu schwach, als dass man
irgendetwas erkennen konnte.
Reglos stand die schlanke Gestalt am Rande der kleinen Lichtung. Rote Augen
glühten in der Dunkelheit.
Ein Fuchs hatte auf der anderen Seite die Lichtung betreten und hielt nun
inne. Witternd hob er den Kopf. Als er den großen Schatten sah und der Wind
den Geruch zu ihm trieb, duckte er sich nieder.
Seine Nackenhaare stellten sich auf und mit einem leisen Winseln kroch er
rückwärts wieder ins Gebüsch. Kaum war er unter den dichten Zweigen in
Sicherheit, wandte er sich um und rannte fort, so schnell wie ihn die Beine
trugen.
Das was er dort auf dieser Lichtung gerochen und gesehen hatte, ließ ihn froh
werden, mit dem Leben davon gekommen zu sein.
Leises Rascheln erklang in dem Gebüsch, das sich seitlich hinter der
unheimlichen Gestalt befand.
Der Kopf mit den roten Augen wandte sich um. Ein leises drohendes Knurren
entstand in ihrer Kehle und schwang als eindeutige Warnung den Ankömmlingen
entgegen. Eine Schwertklinge wurde in Position gehoben. Auf der scharfen
Schneide waren dunkle Flecken zu erkennen.
Die Zweige teilten sich und vorsichtig betrat eine ältere Frau die Lichtung.
Die spitzen Ohren wiesen sie als Dämonin aus. Neben ihr tauchte ein kleiner
Dämon auf, dessen Statue stark an eine übergroße Kröte erinnerte. Die gelben
Augen traten leicht hervor. Grüne Hände umklammerten einen Stab, auf dessen
Spitze sich zwei Köpfe befanden.
"So steht sie schon seit Stunden. Ihre Verletzungen müssen behandelt werden,
Megumi-sama. Der Herr wird nicht erfreut sein, wenn er zurückkommt", flüsterte
der grüne Dämon leise. Deutlich konnte man die Angst in seiner Stimme hören.
Die ältere Dämonin mit dem Namen Megumi ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe
bringen. Genau musterte sie die Gestalt, doch trat sie nicht einen Schritt
näher. Die Warnung, die diese bei ihrem Erscheinen ausgestoßen hatte, war
absolut unmissverständlich gewesen.
"So wie es aussieht, beginnen die Verletzungen schon zu verheilen. Ihr braucht
also darüber keine Sorge zu haben, Jaken-sama", beruhigte sie den kleinen
Dämon, nachdem sie ihre Beobachtungen abgeschlossen hatte. Ihr
Gesichtsausdruck war jedoch ernst, als sie nun den Kopf zu Jaken wandte.
"Doch ich warne Euch ernsthaft. Es wäre sehr gefährlich sich ihr nun zu nähern.
Sie befindet sich in einem Zustand, den man sehr selten bei vollwertigen
Dämonen findet. Ihre Instinkte haben vollständig die Kontrolle übernommen.
Sie wird nur noch von dem einzigen Wunsch beherrscht die ihren zu beschützen.
Jeder, der sich ihr in verdächtiger oder gar feindlicher Absicht nähert, wird
sofort angegriffen werden."
Megumi blickte wieder zu der Gestalt herüber. "Im Grunde genommen ist es auch
kein Wunder, nach allem, was sie in den letzten Stunden durchgemacht hat."
Deutlich schwang Mitgefühl in ihrer dunklen Stimme.
"Und was mache ich nun?", stellte Jaken die für ihn wichtigste Frage.
"Bleibt bei ihr. Ihr fallt, genauso wie die Kinder, offenbar unter ihren
Schutz. Sie wird Euch nichts tun."
"Und was macht Ihr?"
Der Blick der alten Dämonin glitt über die Lichtung und den dunklen Wald.
"Ich werde versuchen die übrigen zu finden. Es gibt eine Menge Verletzte durch
den Kampf. Sie brauchen meine Hilfe. Den Göttern sei Dank, haben die Angreifer
auf eine Verfolgung verzichtet. Habt Vertrauen, Jaken-sama. Der Herr wird
sicher bald kommen und dann wird alles wieder gut."
Mit einem abschließenden Nicken, das dem kleinen Dämon Mut machen sollte,
wandte sie sich ab und entfernte sich mit schnellen Schritten.
Zurück blieb ein Jaken, dem bei einem Blick auf seine Herrin ein Schauder nach
dem anderen über den Rücken lief.
Mit einem leisen Seufzer, wandte er sich ab und kehrte zu Rin und dem
neugeborenen Sohn seines Herrn zurück. Er konnte nichts anders tun, als hier
zu bleiben und auf die Rückkehr von Sesshomaru zu warten.
Jaken betete inständig darum, dass diese Rückkehr bald war...
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Ende Kapitel 8
Wie gesagt, Naraku hat nicht umsonst die Gruppe getrennt.
Sesshomaru trifft als erstes auf Schwierigkeiten in Form eines Schneedämons,
der ihn im Auftrag von Naraku aufhalten will. Sango und Miroku haben wohl die
schlechteste Wegstrecke zugeteilt bekommen. Und Inu Yasha, Shippou und Kagome
müssen einem Schneesturm trotzen.
Das nächste Mal trifft Inu Yasha’s Gruppe auf einen alten Freund. Zugegeben,
der Hanyou hätte auf ein solches Treffen ruhig verzichten können, denn nicht
nur, das er den Betreffenden im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen kann,
bringt diese Begegnung noch mehr schlechte Nachrichten.
Das nächste Mal heißt es „Wolfsblut“.
Wer so nett ist und mir einen Kommi hinterläßt, dem sage ich Bescheid, wenn das nächste Kapitel online ist.
Liebe Grüße
chaska