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Krieg der Wölfe

von

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Kapitel 2 Rebellen

Mehr als drei Monate waren vergangen, seit die Welpen geboren worden waren. Der Sommer hatte Einzug gehalten, und die Sonne heizte das Land auf.

In der warmen Sommerluft schwirrten Bienen, Schmetterlinge, Fliegen und andere Insekten herum. Selbst die Wölfe waren faul und lagen im Schatten der Bäume.

Auch Saphir gehörte angesichts der Hitze zu den Faulenzern. Der Rüde lag in der Sonne und hatte seine Augen geschlossen. Gleichmäßig hob und senkte sich sein Brustkorb.

Plötzlich zuckte er im Schlaf und fuhr sich mit der Pfote über seine Narbe, die sich links unter seinem Auge quer über die Wange zog. Ein leises klägliches Winseln des Rüden war zu vernehmen.

“Lee…”, fiepte er leise.

Er war so tief in seinem Traum gefangen, dass er die beiden Fellbündel nicht bemerkte, die sich ihren Weg durch das hohe Gras bahnten.

“Meinst du, das ist eine gute Idee, Blue?”, flüsterte die kleine Wölfin, deren Fell genauso bläulich war wie das ihrer Freundin. “Er schläft doch.”

“Ach, keine Angst, Aya”, sagte Blue und wedelte ihrer kleinen Rute. “Er liebt es, mit uns zu spielen.”

Saphir schreckte aus seinen Traum hoch. Er schüttelte den Kopf, um die letzten dunklen Gedanken zu vertreiben.

Der Wolfsrüde blickte über das Tal und seufzte traurig. Die beiden Beobachter bemerkte er gar nicht.

“ANGRIFF!”, kläffte Blue. Zusammen mit Aya sprang sie auf ihren Onkel, und die beiden bissen ihn mit ihren kleinen scharfen Zähnchen in seine Pfoten.

“Hilfe, kleine Welpen wollen an mein Leben!”, jaulte der Rüde auf. Dann fiel er um und blieb regungslos liegen.

Aya und Blue sahen sich fragend an. Blue ging um ihn herum und setzte sich vor seinem Kopf hin. Sie stieß mit ihrer Pfote gegen seine Nase.

“Ist er kaputt?”, fragte Aya.

“Ich weiß nicht.” Blue runzelte die Stirn und stieß noch mal gegen seine Nase. “Saphir… lebst du noch?”

Blitzschnell und ohne die geringsten Vorwarnung hob Saphir seinen Kopf und stieß seine Nichte um. Diese rollte erschrocken und winselnd durch das Gras und blieb dann auf dem Rücken liegen. Verdutzt sah sie den Rüden an, der nun auf sie zugelaufen kam.

“Selbst wenn ich es wäre, so hätte ich keine Ruhe vor euch”, sagte er grinsend.

“Onkelchen, spielst du mit uns?”, fragte Blue.

“Oh ja, bitte, Saphir”, quengelte Aya.

“Ich soll mit euch spielen?”

“Oh ja! Mama sagt, das fördert die geistige Entwicklung, und so werden wir eines Tages große Jägerinnen sein!”, rief Blue und wedelte dabei fröhlich mit ihrer kleinen Rute.

“Fördert die geistige Entwicklung?!”, dachte Saphir. “Ice, du hast mir da vielleicht etwas eingebrockt!”

“Also gut”, sprach er laut und blickte zum Wald. “Wer als Erster im Wald ist, hat gewonnen.”

Der Rüde gab das Startsignal, und die beiden Welpen rannten los. Saphir jedoch drehte sich grinsend um und verzog sich wieder auf seinen Schlafplatz.

“Das war nicht nett.”, sagte eine Stimme anklagend.

Saphir drehte leicht genervt seinen Kopf zur Seite und blickte auf seinen Bruder, der dort stand. “So hat man auch seine Ruhe vor den Plagegeistern, Shadow.”

“Sei doch nicht so”, sagte der Alpha und kam näher. “Sie sind unsere Zukunft, und ohne sie gibt es kein Rudel.”

Saphir sah verbittert zu Boden, und seine Ohren hingen herab. Seine Augen waren auf einmal voller Trauer.

“Oh, verzeih, Bruder”, fiepte Shadow. “Ich habe nicht an Lee gedacht.”

“Schon gut, Shadow.” Saphir erhob sich und trabte davon. “Ich werde mit einigen anderen des Kampftrupps die Grenze ablaufen, vielleicht kommt mir ein Schattenwolf zwischen die Zähne.”

Ohne auf eine Antwort zu warten, lief er los, und Shadow blieb alleine zurück.

“Ach Saphir… tu nichts Unüberlegtes. Lee ist tot, aber du hast ja noch mich und Aviar”, sagte er leise.
 

Randur lief mit seinen Schattenwächtern durch sein Revier. Seine Augen waren wie immer eiskalt, und er war angespannt, sehr sogar. Sein Weg führte ihn zu einem der Bauten, die sehr ablegen von den Schlafplätzen der anderen Wölfe lagen.

“Bist du sicher dass er hier ist?”, knurrte er einen Wolf an.

“Ja, großer Alpha”, sagte dieser mit ängstlicher Stimme. “Seit seine Gefährtin tot ist, lebt er hier mit seinem Sohn.”

“Irrtum, er lebte hier. Wenn ich mit Chronus fertig bin, wird er nicht mehr erleben, wie der Mond aufgeht”, grinste Randur mordlustig und beschleunigte merklich seinen Schritt.
 

Der goldene Wolf, dessen Name Chronus war, lag vor seinem neuen Bau in der Sonne. Noch ahnte er nicht, wer auf dem Weg zu seinem Bau war.

Aus einem Gebüsch sprang ein Jungwolf mit einem mageren Kaninchen zwischen seinen Kiefern. Wie Chronus' Fell war auch das Fell des jungen Wolfes golden, und seine helleren, klaren grünen Augen sahen seinen Vater erwartungsvoll an.

Sachte legte er seine Beute vor seinen Vater. “Ich habe eine Nachricht von Zane an dich, Vater.”

“So…”, sagte der Wolf müde und hob seinen Kopf. “Was will er denn, Helios?”

“Er sagt, dass er und die Anderen bereit sind, in den Kampf gegen Randur zu ziehen”, antwortete der kleine Rüde und schob das Kaninchen zu seinem Vater. “Aber nur, wenn du sie führst.”

Chronus fraß das Kaninchen zur Hälfte auf und ließ den Rest für seinem Sohn übrig. “So weit ist es schon gekommen, mein Sohn. Wir müssen uns gegen unseren eigenen Alpha stellen.”

“Randur hat es nicht anders verdient! Er ist grausam und ungerecht, er verdient es nicht, sich Alpha zu nennen!”

“Helios, du musst lernen, dass in jeden Wolf ein guter Kern steckt, also auch in Randur. Man muss ihn nur freilegen.”

“Schöne Worte, Chronus. Aber das lässt mich vollkommen kalt”, zischte eine Stimme, und Randur trat auf die beiden Wölfe zu. Unbemerkt hatte er sich anschleichen können und behielt die beiden Rüden lange Zeit im Blick.

Helios spannte seine Muskeln an, und er stieß ein tiefes, dunkles Knurren zwischen seinen gefletschten Zähnen hervor.

Sein Vater hob leicht eine Pfote, und sofort verstummte das Knurren des jungen Wolfes.

“Randur, was führt dich in diese trostlose Gegend?”, sprach der Rüde, während er sich voll Mühe erhob. Seine alte Knochen knackten bei dieser Bewegung leise. “Wohl nicht die Jagd, denn hier gibt es weniger als in der Steppe.”

“Chronus, alter Jagdgefährte, ich habe ein Gerücht gehört und wollte wissen, ob es wahr ist”, säuselte Randur und schritt um die beiden Wölfe herum. Dabei ließ er den Älteren nicht aus den Augen. Dieser hiel gerade seinen Sohn davon ab, sich auf den Alpha zu stürzen. “Ich hörte, dass du mich, deinen großen Alpha, stürzen willst. Du sollst angeblich diese Rebellen anführen.”

“Und wenn es so wäre?”, fragte Chronus ruhig.

“Dann wirst du deine Gefährtin gleich wiedersehen!”, heulte Randur auf.

Chronus schloss kurz seine Augen und wandte sich dann zu seinen Sohn. “Geh, verlass' dieses Tal!”

“Aber Vater!”, fiepte Helios. “Ich kann doch jetzt nicht gehen!”

“GEH! NOCH IST DEINE ZEIT NICHT GEKOMMEN!”, rief Chronus und verpasste seinem Sohn einen kräftigen Stoß, um ihn endlich zum Gehen zu bewegen.

Schweren Herzens rannte Helios los, die Schattenwächter nahmen sofort die Verfolgung auf. Nur Randur blieb stehen und sah wütend auf sein Rudelmitglied, das, ohne Angst zu zeigen, ihm in die Augen sah.

“Bringen wir es zu Ende”, sagte Chronus ruhig.

“Ja, und dein Ende wird eine Warnung an alle Rebellen sein!”

Ohne weiter zu zögern, griff Randur Chronus an und verbiss sich in dessen Schulter. Der goldene Wolf heulte voller Schmerz auf. Blut floss aus der Wunde und tropfte auf Randurs Zunge, der sogleich seinem Biss verstärkte.

Chronus holte mit der Pfote aus und schlug in das Gesicht des Alphas. Verwirrt von den Angriff ließ dieser ihn los und sprang fort.

Der ältere Wolf sackte leicht zusammen und knurrte Randur an. Dieser ging sofort wieder auf ihn los und biss zu. Diesmal erwischte er ihn am Nacken und ließ nicht los. Chronus ließ sich nach hinten fallen und begrub Randur unter sich.

Erschöpft schleppte Chronus sich ein Stück fort und blieb dann schwer atmend stehen.

“Einen schönen Anführer haben sich diese Rebellen ausgesucht!”, rief Randur lachend. “Du kannst dich ja nicht einmal gegen mich verteidigen!”

“Ein guter Anführer muss nicht ständig seine Muskeln spielen lassen, was zählt ist das, was er im Kopf hat”, erwiderte Chronus ruhig.

“Du kannst mich nicht besiegen, Chronus, dazu bin ich zu stark”, knurrte Randur und griff erneut an.

Chronus wollte ausweichen, aber irgendwie konnte er sich nicht mehr bewegen. Wie paralysiert starrte er auf seinen Alpha, der mit aufgerissenem Maul auf ihn zurannte.

“Varie…”, murmelte der Rüde bei dem Gedanken an seine tote Gefährtin. Dann hörte man ein Knacken und das Geräusch von Blut, das auf den sandigen Boden floss.

Randur hatte Chronus die Kehle durchgebissen und warf ihn wie ein alten Knochen von sich.

Keuchend lag Chronus da, und seine Augen wurden glasig.

“Vielleicht…”, begann er zu stammeln und zuckte dabei zusammen. “Vielleicht hast du … mich jetzt besiegt. Aber Randur… eines Tages… ist auch deine Zeit… abgelaufen… du wirst meine Worte nicht vergessen.”

Mit einem tiefen Seufzer der Erlösung erschlaffte Chronus' Körper, und er lag tot vor seinem Alpha.

“Meine Herrschaft wird ewig sein, alter Narr!”, sagte dieser verächtlich und drehte sich weg.
 

Helios war in der Zwischenzeit in die Enge getrieben worden. Er stand am Rand einer Schlucht, und unter ihm tosten die Wassermassen des Flusses, der sich hier seinen Weg durch das Gestein bahnte. Erschrocken drehte sich der junge Wolf um, als die Schattenwächter auftauchten und bedrohlich auf ihn zukamen.

“Deine Reise ist zu Ende!”, zischte einer von ihnen bedrohlich.

“Genau, also mach keine Faxen und ergib dich”, sagte ein anderer.

Helios dachte an die Worte seines Vaters. Er drehte sich um und blickte in die Schlucht. Er schluckte, er wusste, dass das der einzige Weg war.

Beherzt sprang er in die Schlucht und in die Fluten des Flusses der Tränen. Sein Körper wurde sofort mitgerissen, und er wurde herumgeschleudert.

Das Letzte, das er noch spürte, war ein Schlag gegen seinen Kopf. Dann wurde alles schwarz um ihn.

Erschrocken blickten die Schattenwächter in die Schlucht. Nichts war mehr von ihrer Beute zu sehen.

“Bei Sagus, was machen wir jetzt?”, fragte einer.

“Gehen wir zu Randur”, erwiderte ein weiterer.

“Und dann?”, fragte ein dritter.

“Dann sagen wir, dass Helios tot ist. Diesen Sturz kann er nicht überlebt haben”, fügte der zweite seinem Vorschlag hinzu.

“Und wenn er die Leiche sehen will?”, fragte ein vierter verängstigt.

“Dann sagen wir, dass wir sie in den Fluß geworfen haben. Dieser Jungspund würde es ohnehin nicht mehr wagen, dieses Tal zu betreten, selbst wenn er überlebt hätte.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Snu
2007-04-28T10:44:33+00:00 28.04.2007 12:44
Kleine spielende Wölfe. Süß!!
Eine kleine Verfolgungsjagd: spnannend.
Schreib weiter! *Meganeugier*


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