Prolog
Change of life
Prolog
Eine kleine, schmale und blasse Gestalt schleppte sich, keuchend und
mit schmerzverzerrtem Gesicht durch die nächtlich leeren Nebenstraßen
Londons. An der Mauer, der er entlang glitt, hinterließ er ein Spur
von Blut. Die schwarzen, ständig verstrubbelten Haar, standen, noch
unordentlicher als sonst, von seinem Kopf ab. Blutverkrustet. Sein
Gesicht war blass und eingefallen, bis auf die grünen und blauen
Flecken die es, wie seinen gesamten, restlichen Körper, zierte.
Getrocknetes Blut klebte auf Stirn und Wangen. Sein Blut.
Seine Augen spiegelten Angst, Schmerz und unendliches Leid wider.
Aber auch ein kleiner Hoffnungsschimmer lag in ihnen.
Er hatte es geschafft. Er war geflohen. Geflohen von dem Ort, den er
fast siebzehn Jahre sein zu Hause nennen musste, und der doch nur
Qual für ihn bedeutet hatte.
Als die Ferien vor vier Wochen begannen hatte sein Onkel, kaum das
er das Haus betreten hatte, seine ganzen Sachen an sie genommen
und sie verbrannt. Hilflos musste er mit ansehen, wie seine wenigen
Besitztümer in Flammen aufgingen. Sein geliebter Feuerblitz, das
einzige, was ihm noch von seinem Paten geblieben war. Sein Tarnum-
hang, das Geschenk seines Vaters. Und sein Zauberstab ohne den er
seinen Feinden und seinen Verwandten hilflos ausgeliefert war.
Dann hatte man ihn in einen dunklen, kahlen Raum im Keller gezerrt,
wo nur zwei dünne Wolldecken auf dem Boden lagen. Dort hatten sie
ihn vier Wochen eingesperrt. Ohne Essen. Ohne Trinken.
Täglich kam sein Onkel und prügelte ihn grün und blau. Brach seinen
Körper und langsam auch seine Seele in Stücke. Anfangs hatte er noch
an Rettung durch die Mitglieder des Ordens geglaubt. Doch bald musste
er feststellen, das niemand ihn retten kam. Das es niemanden zu
interessieren schien.
Aber er war entkommen. Er wusste nicht mehr wie. Er wusste auch nicht,
wie er nach London gekommen war. Nur, das er so weit wie möglich von
dieser Hölle weg wollte.
Sein Körper schmerzte und seine Sinne schwanden. Schwarze Punkte
tanzten vor seinen Augen. Schemenhaft nahm er eine Bewegung unweit
vor sich wahr. Ein Schatten kam auf ihn zu. Er hatte es nicht geschafft.
Sie hatten ihn gefunden und würden ihn zurück bringen.
Das waren seine letzten Gedanken, ehe die Welt um ihn herum in
Schwärze versank.