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Damons Life

Von Vergangenheit und Jetzt
von

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Flucht

Mana nutzte die Gelegenheit um Kizna etwas mehr kennen zu lernen. „Sag mal… von wo kommst du eigentlich, Kizna?“, wollte sie wissen. Kizna saß weiterhin stumm da. Ihr ging Alles Mögliche und Unmögliche durch den Kopf. „Hörst du mich?“, vergewisserte Mana sich. Kizna schreckte auf. „Ich hab dich gefragt wo du gelebt hast!“, erklärte Mana. „Ich weiß nicht so genau… In einem kleinen Dorf… An einem See… neben einem Wald… Bei meiner Großmutter… Shikall hat das Dorf immer Geda genannt.“, antwortete Kizna. „Und wie alt bist du?“, fragte Mana erneut. „14. Glaub ich zumindest.“ – „Und wie hast du Shikall kennen gelernt?“ Dies war wohl die Frage, die Mana am meisten interessierte. „Das ist etwas kompliziert zu erklären… Als unser Dorf angegriffen wurde, hat sie uns gerettet. Insbesondere mich. Ich wäre Beinahe zertrampelt worden… von diesem drachigem etwas.“, versuchte Kizna zu beantworten. Imakuro stand danach auf, ging hinaus zu Rubjin und zog hinter sich die Türe zu. Mana lächelte. „Na komm! Ich zeig dir alles!“, meinte sie. Kizna nickte und stand auf.

Mana führte sie aus der Küche hinaus in den Gang. Von dort ging es in das Zimmer, in dem Kizna geschlafen hatte nach oben zu den Zimmern der verbleibenden Leute. Gegenüber der Treppe stand ein kleiner Korb, der offensichtlich für den Hund war, der mit Mana gekommen war. Sie gingen nach oben. Auf der rechten Seite führte die erste Türe, die geschlossen war, auf der rechten Seite zu dem Zimmer, in dem Shikall war. Danach folgte eine weitere Türe durch die es in Manas Zimmer ging. Mana winkte Kizna hinter sich her, als sie hinein ging.

„Ja… Das wäre dann mal mein Zimmerchen.“, erklärte sie und zeigte ein wenig durch den Raum, „Ist nichts besonderes, aber ich bin eigentlich nur selten hier.“ Kizna sah sich um.

An der gegenüberliegenden Wand war ein relativ großes Fenster, das eher etwas weiter an der außen Seite angebracht war. Links von der Türe war ein Schrank, der groß genug war um Alles darin unterbringen zu können. Das Bett stand unter dem Fenster entlang an der äußeren Wand. Ein kleiner Tisch war im verbliebenen Eck zu sehen.

Mana führte sie weiter, hinein in die Türe gegenüber von ihrem Zimmer. „Mama schläft hier. Eigentlich genauso unspektakulär wie die anderen Zimmer.“, meinte Mana.

Es bot sich derselbe Anblick wie auch schon zu vor. Ein großes Fenster an der Außenwand, ein Bett, ein Schrank. Der einzige Unterschied war, dass hier am Fußende des Bettes ein kleiner Hocker stand und am neben dem Kopf ein sehr kleiner Tisch.

„Und das war’s, dann auch schon.“, lächelte Mana ihr entgegen, „Außer du möchtest die Vorratskammer neben der Küche in Augenschein nehmen!“ Kizna lachte. Mana ging mit ihr wieder nach unten und zur Küchentüre hinaus. Imakuro unterhielt sich gerade mit Rubjin. Mana ging ruhigen Gewissens an Beiden vorbei ohne sie zu beachten. Im vorbei gehen warf Kizna Rubjin einen kurzen Blick zu, danach ging sie wieder zu Mana und stellte sich neben sie. Mana war gerade dabei Karata aus ihrem Unterschlupf zu locken. Eingekniffenen Schwanzes kam die Hündin hervor. Ihr wurde ein ungläubiger Blick von Mana entgegen geworfen. Kizna hielt ihr die Hand hin. Vorsichtig schnupperte der Hund daran und begann anschließend sie an zu stupsen. Vorsichtig begann Kizna Karata zu streicheln.

„Wie ich sehe versteht ihr euch.“, freute sich Imakuro, als sie zu den Beiden kam. Mana warf ihrer Mutter einen kurzen Blick entgegen und verstand aus der darauf folgenden Geste, dass sie sie kurz alleine lassen sollte.

Während Mana unter dem fragendem Blick von Kizna hinein ging, spreizte Rubjin ihre Flügel und begab sich auf einen kleinen Rundflug.

„Darf ich dich etwas fragen?“, vergewisserte sich Imakuro zuerst. „Natürlich! So viel wie ich frage wäre es eine Beleidigung jetzt etwas Gegenteiliges zu sagen.“, entgegnete Kizna sofort. „Wie stehst du zu Shikall?“, kam sofort die absolut ernstgemeinste Frage. Kizna überlegte: Was soll ich denn jetzt sagen? Natürlich… Ich mag Shikall irgendwie. Nur weiß ich nicht was sie von mir denkt. Als was würde ich sie bezeichnen… Eigentlich als Freundin, aber eine Freundschaft geht von beiden Seiten aus. In dem Fall wäre es wahrscheinlich einseitig. Wie oft ich darüber schon nachgedacht habe! Die Antwort lies auf sich warten. „Ich würde sie schon als Freundin bezeichnen, aber ich weiß nicht wie es dabei von ihrer Seite aussieht.“, gab Kizna schließlich zu. Imakuro nickte. „Es tut nichts zu Sache, was Shikall von dir denkt, aber ich kann dir sagen, dass es so aussieht, als ob sie dich sehr gut leiden kann. Sonst hätte sie nie so ruhig geschlafen, als ihr gestern angekommen seid. Was das Vertrauen zu Menschen angeht ist sie schwer gebrandmarkt.“ Kizna sah fragend zu ihr. „Lass es mich erklären…“, meinte Imakuro, „Als sie damals hier ankam, war sie nicht sonderlich bei Bewusst sein. Sie ist gerade noch hier angekommen, bevor sie zusammen brach. Es wusste keiner aus dem Dorf von ihrer Existenz und umso verdutzter waren Alle als sie mich einfach als ihre Mutter bezeichnete. Auf jeden Fall hatte sie es nie leicht. Man hat sie zwar als Wesen angenommen und auch eine Reaktion gezeigt, wenn sie da war, ihr jedoch nie vertraut oder etwas Ernstes gesagt. Es hat auch schon einmal jemand versucht sie um zu bringen.“ „Ich verstehe das aber nicht ganz. Sie wirkt eigentlich nicht so. Aber man merkt schon, dass sie es nicht leicht hatte.“, sagte Kizna ihre Meinung. „Wie gesagt das Problem war nicht das, was Shikall ist, sondern wie Shikall ist.“, versuchte Imakuro verzweifelt das Ganze halbwegs verständlich zu umschreiben, „Man hat sie ja wahrgenommen, aber dadurch, dass sie sich nicht sonderlich offen und vertrauensvoll gezeigt hat, hat auch niemand den Kontakt zu ihr gesucht. So konnte sie ja auch niemand verstehen. Und darin lag das Problem und da liegt es heute auch noch… Natürlich haben wir hier auch Probleme mit Dämonen, aber wir haben auch gute Erfahrungen gemacht. Und deswegen… ach was rede ich… Ich fang schon an mich zu wiederholen. Sie ist eben nicht das Problem, sondern sie hat ein Problem.“ „Und das Problem wäre?“, wollte Kizna abschließend noch wissen. „Sie konnte sich nicht öffnen, nie sagen was sie dazu dachte, oder auch nur den Kontakt zu Leuten suchen.“, erklärte Imakuro dies noch, „Tust du mir einen kleinen Gefallen?“ „Kommt darauf an welchen!“, antwortete Kizna. „Hab Geduld mit ihr. Nachdem sie weiß wer du bist, wird sie nicht lange brauchen um sich auch dir ein stück weit zu öffnen.“ „Das hat sie schon…“, wendete Kizna ein. Imakuro sah sie fragend an. „Sie hat mir vor zwei Tagen etwas von ihrem Vater erzählt, ohne dass ich sie gefragt gehabt hätte, oder es einen Anlass gab. Sie hatte nur die Sterne gesehen und sich an etwas erinnert. Ich weiß nicht warum sie mir das erzählt hat.“, erklärte sie. „Ja, das mit den Sternen ist so eine Sache. Damals vor 14 Jahren als Shikall wieder hier her kam und Mana zu Welt kam, hat sie immer stundenlang da gesessen und stumm die Sterne angesehen. Sie haben eine Wirkung auf sie… ich weiß nur nicht was es in ihr bewegt um sie so redselig zu machen.“, meinte Imakuro, „Na komm… Lass dir von Mana einfach noch ein wenig die Gegend zeigen!“

In der zwischen Zeit hatte Mana sich zu ihrer Schwester gesellt und sah ihr ruhig zu wie sie schlief. Selbst Mana hatte ihre Sorgen was Shikall anging. Sie hatten sich lange nicht mehr gesehen, hatte jedoch das Gefühl, dass Shikall sich kaum verändert hatte. „Shikall… Ich hab dich vermisst…“, sagte sie ganz leise, kaum hörbar. „Ich dich auch…“, grummelte Shikall vor sich hin. Mana sah sie erschreckt an. „Bist du wach?“, fragte sie eben so leise. „Was sonst… du bist nicht zu überhören… Aber vermisst hab ich dich trotzdem…“, brummelte Shikall ihr entgegen. Langsam öffnete sie ihr links Auge. „Ich wollte dich nicht wecken…“; versicherte Mana ihr. „Ist schon gut. Ich hab nicht sonderlich fest geschlafen.“, seufzte Shikall. „Wo warst du überall wenn ich dich fragen darf?“, wollte Mana wissen. „Ich weiß schon warum ich Kizna mitnehmen wollte… Sie fragt genauso viel…“, stumm zog Shikall ihre Decke bis zur Nase rauf, „Hier und da… Überall und Nirgendwo…“ „Das ist keine Antwort.“ „Ja… ich war im Süden… Am südlichsten Landstück, das ans Meer grenzt und auch am östlichsten. Ich war in der magischen Stadt. Und das nicht nur einmal. Und habe unzählige Kämpfe hinter mir…“, erklärte Shikall ruhig mit brummender, verschlafener Stimme, „Im übrigen bist du ganz schön groß geworden.“ Mana sah auf den Boden. „Danke…“ Langsam streichelte sie ihre Schwester an der linken Schulter. Verträumt sahen sich beide Schwestern an. „Warum machst du das alles, Shikall?“, fragte Mana nach einiger Zeit. Shikall sah sie ratlos an. „Warum bist du so oft weg, nur um einen dummen Drachen zu verfolgen, der deinen Vater umgebracht hat?“ „Eben deswegen ja…“, antwortete Shikall, „Aber da kann ich nicht erwarten, dass du mich verstehst… Du kennst deinen Vater ja nicht einmal… Und das auch wegen mir.“ Mana sah sie verständnislos an. „Wie oft denn noch? Mir ist das egal. Lieber das, als ihn zu kennen aber nicht sehen zu können!“, wollte Mana Shikall aufheitern. „Aber das ist nicht Alles… Ich will andere vor meinem Schicksal bewahren… Aber sag es niemandem, bitte…“, stellte Shikall ihre Bitte. Mana willigte ein. „Ich geh dann mal wieder… Du kannst wieder schlafen und ich zeige Kizna den Rest von unserem Dorf.“, sagte Mana und ging ohne ein weiteres Wort ab zu warten. Shikall sah ihr hinterher. Danach drehte sie sich unter Schmerzen auf die andere Seite, sah die Wand an und entschuldigte sich ins Geheime, bei sich selbst. Ich kann es einfach nicht lassen, oder? Ich weiß genau, was Mana denkt… Ein leises Seufzen war zu hören. Vater… Nie bist du da, wenn ich dich am meisten vermisse… Ich kann es nicht verstehen! Warum ich? Warum immer ich? Ich hätte dich einfach noch gebraucht… damals… damals als du mich weg geschickt hast… als ich sah wie du sterben musstest…

Zu geben würde Shikall es nie, aber es nagte zu sehr an ihr, dass sie in diesem doch noch sehr jungem Alter gesehen hatte, wie jemand starb. Sie hatte es bis heute nicht wirklich verarbeitet, saß jeden Abend da und suchte in den Sternen eine Antwort auf ihre Fragen. Es hätte so vieles gegeben, was sie ihren Vater hätte fragen wollen, oder lieber von ihm gelernt. Alles was sie heute konnte, hatte sie sich selbst beigebracht: das Fliegen, die Verwandlung und den Umgang mit ihrem Körpereignen Waffen so wie den Anderen Waffen, wie Schwert oder Pfeil und Bogen. Wenn es eines gab, dass sie über all die Jahre vermisst hatte, dann war er ihre Familie und die Gewissheit, einen festen Platz im Leben zu haben, auch wenn ihr bewusst war, dass es ihre eigene Schuld gewesen war, das Alles nicht zu haben.

In der inzwischen vergangenen Zeit war auch Rubjin wieder zurückgekehrt und im selben Augenblick kam auch Mana wieder hinaus zu den Anderen. Sofort versteckte sich Karata wieder unter ihrem Dach. Prüfend tippte Rubjin auf Manas Schulter, als es sie anfing zu stören, dass Mana nie etwas sagte, wenn sich die beiden sahen. Mana fasste ihr an den Kopf und streichelte sie sanft. Rubjin schloss ihre Augen. „Ich weiß, dass es nicht sonderlich freundlich war, nicht dir zu reden, aber… Es ist für mich neu, ein solches Wesen um mich zu haben.“, erklärte Mana. „Ich kann es verstehen, es war auch nicht leicht sich an andere Wesen zu gewöhnen!“, antwortete Rubjin freundlich. Danach musste sie warten. Doch es kam immer noch keine Antwort.

„Mana? Kannst du nicht verstehen, was sie zu dir sagt?“, fragte Imakuro ihre Tochter. „Falls sie etwas gesagt hat, und ihr mich deswegen so komisch anseht, dann ja.“, meinte Mana. Rubjin tippte Mana sanft mit der spitze ihres Maules gegen die Stirn. Danach ging sie ein paar Schritte rückwärts und legte sich hin. Mana seufzte. „Warum kann ich das mal wieder nicht…“, jammerte sie. „Sei nicht so zu dir, Mana! Immerhin kommen die magischen Fähigkeiten bei dir erst noch! Du lernst das doch gerade erst!“, versuchte ihre Mutter sie auf zu heitern, „Das wird schon werden!“

Daraufhin erklärte Mana Kizna was sie vorhatte und verschwand anschließend mit ihr in Richtung Dorf.

Imakuro widmete sich wieder Rubjin. „Und was sagst du zu ihr?“, wollte Imakuro wissen. „Wen?“, kam ihr nur entgegen. „Ich rede von Mana.“ „Sie macht einen sehr vernünftigen Eindruck auf mich. Und sie ist schon im Ansatz ihrer Seele ein guter Mensch.“, antworte Rubjin. „Nicht um sonst hat sie die Fähigkeit der Licht Magie! Ich hoffe sie wird sie lernen können… Auch wenn die Erkenntnis dieser Fähigkeiten spät kam.“ „Du bist dir dessen bewusst, dass die Licht Magie eigentlich die schwerste ist?“, wollte Rubjin sich vergewissern. Imakuro nickte. „Ja das bin ich.“

Nach einiger Entfernung drehte Kizna sich um und sah sich das Haus von Shikall und ihrer Familie an. Erst jetzt lies sicher kenne, dass das Haus nicht nur halb auf den Anfang der Steilwand gebaut war sondern auch halb in die Wand. Das Gebäude stand in der letzten Ecke des Tals. Jetzt lies sich auch eindeutig erkennen, warum die Fenster in den Zimmern von Shikall und Mana in die Richtung der Nutzfläche hinter dem Haus zeigten und nicht in etwa in die Richtung des Dorfes. Das Dach war über der Mitte des oberen Stockwerks am höchsten und nahm gleichmäßig auf beiden Seiten ab, kam auf der, der Wand abgewendeten Seite, fast bis zum Boden.

Mana wartete bereits auf Kizna. Jetzt kam einem die Entfernung des Hauses bis zum Dorf wesentlich größer vor als am Abend zu vor. In der Richtung des Dorfes war ein ziemlich hektisches Treiben zu erkennen. „Was denn da los?“, wunderte sich Mana und ging etwas schneller auf die Menge der sich versammelnden Menschen zu. Kizna folgte ihr. Bei der Menge angekommen, wurden die beiden Mädchen sofort bemerkt. „Was ist denn passiert?“, fragte Mana drauf los ohne eine spezielle Person gefragt zu haben. „Hast du es denn gestern nicht gesehen, Mana?“, fragte jemand zurück. „Nein. Was denn?“, kam von Mana zurück. „Ein riesiger Drache.“, meinte ein anderer. „Und ein Dämon!“, ergänzte der nächste.

Eine junge Frau trat an Mana heran und schob sie von der Menge weg. Ihr schwarzes Haar schimmerte im Licht der Sonne leicht bläulich. „Und was wird das jetzt wieder?“, ärgerte sich Mana. „W-warte!“, rief Kizna und rannte Mana hinterher. Die Frau schob Mana in ein Haus und lies sich nicht davon stören, dass Kizna den Beiden gefolgt war. Mana seufzte. „Also? Was ist passiert?“, fragte sie genervt. „Gestern Abend hat man vom Dorf aus einen ziemlich großen Dämon in der Form eines Drachen gesehen. Es schien als würde er mit jemandem Kämpfen. Aber man sah nicht gegen wen…“, erklärte die Frau. Kizna wurde ein wenig ungut zu Mute. „Und wen hast du da mit gebracht?“, wollte die Frau anschließend noch wissen und lies ihren prüfenden Blick zu Kizna schweifen. „Das ist Kizna. Die Tochter von Mamas Schwester.“, erläuterte Mana, „Kizna? Wart ihr das gestern?“ Kizna nickte. „Deswegen sieht Shikall auch so aus… Also… Davon kommen ihre Verletzungen.“, meinte sie. „Shikall…“, brummte die junge Frau vor sich hin. Es schein, als ob sie nicht sonderlich gut auf das junge Halbblut zu sprechen wäre. „Dann war es mal wieder die alte Drachen Geschichte…“, jammerte Mana.

Mana setzte sich auf einen Stuhl, der an einem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes stand. Des Weiteren war nichts in diesem Raum. „Also ist sie wieder da, deine Schwester, wenn man sie als das bezeichnen kann. Wie lange hat sie sich gleich wieder nicht blicken lassen?“, die Frau war sichtlich angenervt. „Vier Jahre sind es gewesen. Und rede bitte nicht ganz so abschätzig über sie. Sie hat einen guten Kern, auch wenn sie es nicht zeigt!“, verteidigte Mana ihre ältere Schwester. Daraufhin kam erst einmal nichts mehr. „Es scheint ihr ja nicht sonderlich gut zu gehen, wenn sie das gestern war. Es ist ziemlich wild vor sich her gegangen gestern.“, sagte dann schließlich die Frau wieder, „Sag Imakuro, dass ich später kurz bei ihr vorbei schaue.“ Mana nickte, stand auf, packte Kizna an der Schulter und ging wieder nach draußen.

Die Menge an informationsgierigen Menschen hatte sich auch bereits wieder aufgelöst. „Also… Das wäre dann unser Dorf. Alles steht wild durcheinander. Es ist klein und überschaubar, aber groß genug.“, seufzte Mana vor sich hin. Sie war stehen geblieben und zeigte einmal quer über alle Häuser. Kizna ging zu ihr und legte ihre Hand auf Manas Schulter. „Na komm. Lass uns wo anders hingehen! Ich glaube nicht, dass es eine sonderlich gute Idee wäre jetzt durch das Dorf zu gehen.“, meinte Kizna und wartete auf eine Antwort von Mana. Diese drehte sich allerdings nur um, nickte und ging wieder zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren. Mit zunehmendem Abstand zum Dorf wurde auch ihre Laune wieder besser. Kizna lief ihr hinterher. Irgendwie ist sie anders, seit sie wieder nach draußen gekommen ist… Aber warum nur?, fragte sie sich. Vorsichtig näherte Kizna sich Mana an. „Stimmt etwas nicht?“, fragte sie vorsichtig. „Nein… Ist alles ok… Ich mach mir nur Sorgen um Shikall. Weißt du, ich mag sie wirklich gerne und hab sie sehr vermisst die letzten Jahre.“, versuchte Mana sich zu erklären. Kizna nickte verständnisvoll.

Als die Mädchen wieder hinter dem Haus ankamen, war niemand außer Rubjin, die unter einem argwöhnischem Hundeblick litt, zu sehen. Sie gingen näher heran. Imakuro trat aus der Türe hinaus mit einer Tasse Tee in der Hand. „Wir sind wieder da.“, kündigte Mana an. „Ging aber schnell.“, bemerkte Imakuro nur und ging samt Teetasse zu Rubjin. „Hier.“, meinte sie. Ein klägliches, leises „Danke“ drang hinter Rubjin hervor. Langsam kam Mana noch ein Stück näher und entdeckte Shikall, die es sich an Rubjins Flanke gemütlich gemacht hatte und sich mittlerweile auch nicht blutverschmierte Kleidung angezogen hatte. Die hellen gräulichen Farbe waren zunächst ungewohnt, da man Shikall meistens nur in schwarz oder einem dunklen blau herum laufen sah. Langsam nahm der Halbling einen Schluck von dem Tee und lehnte sich etwas zurück. Mana sah ihr stumm entgegen. Meine Güte… Die müssen doch vorher geredet haben die Beiden… So kenn ich sie gar nicht…, dachte sich Imakuro ihren Teil dazu. Sie seufzte. Shikall sah ihrer kleinen Schwester entgegen. „Und wie war’s? Hat man mich gestern gesehen, oder warum seid ihr so schnell wieder da?“, fragte sie bedrückt. „Ja, man hat dich gesehen… Und auch deswegen sind wir wieder da.“, gab Mana zu. Kizna stellte sich fragend vor Shikall und sah sie an. „Geht’s wieder besser?“, fragte sie sofort. „Ja, tut es. Außerdem ging es mir nicht wirklich schlecht. Ich hab mich nur ausgeruht.“, redet Shikall vor sich hin.

„Mir fällt gerade ein, ich soll dir von Zaru ausrichten, dass sie später kommt.“, fiel Mana wieder ein. Imakuro nickte zustimmend. Mana seufzte, „Mama?“, fragte sie, „Kann ich mal mit dir reden?“ Ihre Mutter verstand, was sie wollte und ging in die Küche. Mana folgte ihr. Kizna hingegen blieb bei Shikall.

„Es geht um mich, oder?“, dachte Shikall laut nach. „Ich denke schon.“, antwortete Rubjin. Kizna nickte zustimmend. „Sie macht sich große Sorgen um dich.“, ergänzte Sie. „Mama? Oder Mana?“, fragte Shikall gedankenverloren. Das war das letzte, was von Shikall zu erwarten gewesen war. Selbst am Vorabend hatte sie Imakuro lediglich „Mutter“ genannt und nicht etwa „Mama“. „Ich glaube Beide. Aber Mana wahrscheinlich mehr.“, meinte Rubjin. Shikall nickte. „Lassen wir die Beiden einfach.“, sagte Kizna. Die anderen Beiden gaben ihr Recht.

Shikall saß nachdenklich da und blickte in ihre Tasse, wie sie es immer tat, wenn sie eine Tasse Tee in der Hand hatte. Ich war wirklich zu lange nicht mehr hier… Ich muss euch beiden weh getan haben… Mama… Mana… Ich hätte nicht so weit weg gehen sollen… Ich bin wirklich zu dumm… Ich hab doch eigentlich nie etwas richtig gemacht…, sie lies während sie nachdachte den Kopf hängen, Papa… Warum musste das gerade dir passieren? Selbst Shakquia lebt doch noch, aber du nicht! Ich hätte dich gebraucht… Sogar sehr… Und ich hab es noch nicht einmal zugegeben… 14 Jahre lang sitz ich hier und warte auf bessere Zeiten… vielleicht liegen darin meine Fehler… Sie lies ihren Blick fragend in Richtung Himmel schweifen. Bist du überhaupt noch da? Oder ist das auch nur eines meiner Hirngespinste… Ich wünschte ich könnte noch ein einziges Mal mit dir reden!

„Shikall, wie wichtig ist dir deine Familie eigentlich?“, riss Kizna Shikall wieder aus ihren Gedanken. Shikall blickte ihr erstaunt entgegen. „Ich weiß nicht wirklich… Warum willst du das überhaupt wissen?“, fragte Shikall. „Na ja, weil es aussieht als ob du ihnen sehr wichtig wärst… Deswegen frage ich.“, antwortete Kizna. Shikall sah betrübt wieder in Richtung Boden. „Ich kann es wirklich nicht sagen…“, gab Shikall zu. „Und warum nicht?“, hakte Kizna nach. „Weil ich es nicht weiß.“ – „Wie kann man so etwas nicht wissen!? In der Hinsicht verstehe ich dich immer wieder nicht! Selbst wenn ich gerade dabei bin, zu denken, dass ich dich langsam verstehe!“, brüllte Kizna sie an. Shikall blieb stumm. Sie nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse. Sie seufzte. „Bitte, ich kann sehr gut hören, also brauchst du nicht so brüllen. Ich kann in diese Richtung einfach nichts eindeutiges mehr fühlen!“, versuchte Shikall ihr zu erklären.

Kizna schwieg zu erst. Na toll… und was hab ich jetzt wieder gesagt? Ich bin so ein Schussel…, gab sie an sich selbst zu und wendete sich Shikall mit einer erneuten frage wieder zu: „Und warum nicht mehr?“ „Du solltest einmal etwas erleben wie ich… In diesem Alter sein… Und danach niemandem vertrauen können… Dann könntest du es auch so verstehen…“, antwortete Shikall, stellte die ausgeleerte Tasse neben sich und vergrub den Kopf in den Armen, die auf ihren aufgestellten Knien platz gefunden hatten. Es wirkte als ob sie kurz davor wäre ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen und frei zu sagen, was sie dachte, oder meinte.

„Ich versteh´s trotzdem nicht. Ich weiß nicht einmal was damals passiert sein soll.“, meinte Kizna noch und wolle sich wegdrehen, als Shikall ihren Kopf wieder hob und sie stumm ansah. „Ich habe damals meine Familie verloren. Und seit dem… Seit dem fühle ich mich so, als könnte ich niemandem mehr glauben, niemandem trauen, niemanden mehr lieb gewinnen.“, gab sie mit weinerlicher Stimme zu. „Du kannst schon mit mir reden. Immerhin hast du das neulich doch auch getan. Als du über die Sterne geredet hast!“, versuchte Kizna sie wieder auf zu heitern. „Ich will es aber nicht erklären! Ich will es mir auch nicht von der Seele reden! Ich werde es mit mir herum schleppen, bis ich dieses Monster zur Strecke gebracht habe! Bis es endlich dort ist wo ES hingehört, und nicht mein Vater!“, brüllte Shikall zurück, ohne wirklich einen Anlass zu haben.

Sofort senkte sie ihren Kopf wieder in ihre Arme. Ach du… meine Güte?, meinte Kizna in Gedanken zu sich, Ich kann auch meine Klappe nicht halten…Was hab ich wieder getan? Ich muss einfach nur einmal meinen Mund halten!

Shikalls Schweif kräuselte sich immer wieder um ihre Beine, nur um sich sofort wieder davon zu lösen. In Gedanken hing sie wieder einmal an dem Tag, der für sie immer noch der schlimmste war.

Rubjin stupste Shikall vorsichtig am Schultergelenk. Sie reagierte nicht. „Shikall… Sag was! Wenn du es immer nur mit dir alleine herum trägst, dann kann es auch nicht besser werden! Es ist normal und auch verständlich, dass du es nicht vergessen kannst und willst! Dagegen sage ich auch gar nichts. Es ist nur so, dass ich dir helfen will. Ich bin sicher, wenn du es jemandem erzählst, dann wird es besser! Und du vergisst, dass ich überhaupt keine Familie hatte! Bis heute nicht!“, schnaubte Rubjin. „Was willst du denn schon großartig verstehen?! Es ist schlimmer, wenn man sie kennt und dann verliert, als sie nie gekannt zu haben!“, schnauzte Shikall nur zurück.

Shikall stand auf. Sie hatte einen eindeutigen Gesichtsausdruck, der zeigte, dass sie sich weder wohl, geborgen oder sicher fühlte. Langsam stieg sie die Anhöhe in Richtung des Waldes hinauf und verschwand dann.

Auch Mana kam zusammen mit ihrer Mutter wieder nach draußen. „Wo ist Shikall geblieben?“, wollte Imakuro sofort wissen. Kizna seufzte und erklärte danach: „Shikall ist gerade abgehauen, nachdem wir sie so zu sagen aus quetschen wollten… Eigentlich wollten wir ihr nur helfen…“ Ein einziges Seufzen drang durch die Runde. „Das war eindeutig die falsche Methode… Ist auch egal. Ich geh sie suchen. Ich denke ich weiß wo sie ist.“, meinte Imakuro und stieg ebenfalls den Hügel hinauf.



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