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Einzelposting: Pratchett ist kein Fantasy


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Von:    AntiClimactic 13.02.2011 01:15
Betreff: Pratchett ist kein Fantasy [Antworten]
Zur "Duzen-oder-Siezen-Debatte": Das Englische benutzt immer das you, das in der Grundbedeutung "Sie" heißt. Das ist einfach so; natürlich kann es in gewissen Kontexten auch als das deutsche "du" gesehen werden, da aber die wunderbaren "thou/thy/thine"-Formen ausgestorben sind, bleibt nur noch you übrig ... und für mich hört es sich schon immer seltsam an, wenn sich die ganze Scheibenwelt kollektiv duzt, egal ob Sam Lord Vetinari, die Leute von den Telegrafen Lord V. (grade wegen Formulierungen wie "Nein, mein Lord, das siehst du falsch" ... das klingt einfach nur blöd, MERKT der Übersetzer das nicht?!); auch die wunderbar Pseudo-Schottisch redenden Wee Free Man (aka Nac Mac Feegles) wurden durch die Übersetzung gekillt, und zwar völlig. Ich lese Pratchett deswegen nur im Original; aber ich lese Englische Literatur generell im Original. Den Auschlag bei der Discworld hat für mich übrigens die Tatsache gegeben, dass The Colour Of Magic (deutsch die Farben der Magie, wo auch immer die den Plural herhaben ...) in der deutschen Übersetzung stinklangweilig ist und in englisch mit der beste Band der ganzen Serie (Yay Rincewind!).

To topic: Ob Pratchett nun Fantasy ist oder nicht, ist mir persönlich relativ egal, englische Literatur wird sowieso eher wenig unterteilt, wenn man im Buchladen steht (auch wenn der Hugendubel München eine Rubrik "Vampire" und seit neustem eine Rubrik "Zombies" hat ... wir haben offenbar einen neuen Trend ... Dracula steht übrigens bei den "Classics"); für mich sind aber Autoren wie Pratchett oder auch Gaiman (mit dem zusammen Pratchett das wunderbare Werk Good Omens geschrieben hat), wobei letzterer noch mehr als Pratchett, Autoren, die einfach nur eine Geschichte erzählen, eine Welt erschaffen, Spaß am Erzählen und (in Pratchetts Fall vor allem) Spaß an der Sprache und dem Spiel damit haben ein eigenes Genre; ein Genre, vielleicht auch ein "Club" (mein persönlicher Club, da diese Einteilung natürlich sehr sehr SEHR subjektiv ist) von nur wenigen Autoren. Das heißt nicht, dass ich nicht auch andere Dinge lesen würde (und zwar sowohl sog. "Klassiker" oder "richtige" Literatur oder wie auch immer man das nennen mag als auch "Entspannungsliteratur" bzw "Belletristik" wie es die Germanisten nennen), aber Autoren wie die genannten (Lewis Carroll würde ich hier auch einordnen und vielleicht noch Derek Landy, wobei den unter Vorbehalt) sind einfach etwas besonderes, etwas magisches und damit sprengen sie die überkommenen und mit Klischees behafteten Genregrenzen einfach und ordnen sich selbst unter "Geschichte" ein. Um Verwechslungen zu vermeiden, sie ordnen sich unter "Tale" ein. Einfach nur dieses eine Wort; grade bei Gaiman sieht das man schön (und es muss wieder Englisch sein, sorry):
"Gaiman's storys are not about something; they simply ARE." (SwornToKaos)

Dass die Cover sich ändern ist mir egal, die Corgi-Ausgabe hat normalerweise das Kidby-Cover (kostet etwas mehr, ist aber dafür auch gescheite Qualität).

Oh, noch was, Pratchett mag nicht "Fantasy" sein, aber er hat "Fantasie" und er ist "fantastisch". So, jetzt hab ich auch noch das blöde Wortspiel abgehandelt, perfekt.

Bis bald, keep on conjurin'
Rob
Pick up a row, we're the Supermonstars. We chant the Anthem of the Phantoms. Deal out the blows like a Supermonstar. We are humble to none. (Lordi)
Zuletzt geändert: 13.02.2011 01:15:29

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