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Einzelposting: A.B.I.D - Animexxler BerufsInformationsDienst


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Von:   abgemeldet 11.07.2011 12:36
Betreff: A.B.I.D - Animexxler BerufsInformationsD... [Antworten]
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Was macht ihr?

Ich studiere im 7. Semester Pharmazie. Also quasi im Endstadium. Danach will ich nach Möglichkeit meinen Doktor machen und davor noch einer Weiterbildung zur Toxikologin.

Wie seit ihr dazu gekommen?

Eigentlich wollte ich erst Medizin studieren. Hatte mich dann aber kurzfristig um entschieden. Pharmazie klang in der letzten Sekunde dann doch verlockender. Ein Medizinstudium wären aufgrund vieler anderer Faktoren doch nicht optimal für mich gewesen. Ich hatte schon immer ein Faible für naturwissenschaftliche Gebiete und hatte das Verlangen etwas Nützliches für Menschen zu tun und ihnen zu helfen. Der gesundheitlich Bereich erschien mir da optimal.

Was müsst ihr machen?

Viel. Sehr viel. Wir haben Fächer wie Chemie (Organik, physikalische Chemie, Biochemie, Anorganik, allgemeine Chemie, pharmazeutische Chemie ect.), Physik (ja die hat man auch^^), Mathematik (sehr lästig), Gesetzesgrundlagen für Pharmazeuten, Fachlatein, Physiologie, pharmazeutische Biologie, Genetik, Gentechnologie, Pharmaziegeschichte (war bei uns freiwillig, aber Schein ist Schein), klinische Pharmazie, Arzneiformelehre bzw. pharmazeutische Technologie, Arzneistoffanalytik u.s.w.
Das meiste müsste ich jetzt aufgezählt haben.
Im Hauptstudium haben wir vor allen die Grundlagenfächer abgearbeitet. Fast zu jedem Fach gibt es auch ein umfangreiches Praktikum. So haben wir in Analytik quantitativ und qualitativ Substanzen nachgewiesen oder in Bio Pflanzen mikroskopiert und bestimmt. Oder in Physik Schaltkreise aufgebaut und andere "schöne" physikalische Experimente durchgeführt. Aber auch mit komplizierteren Gerätschaften wie HPLC, Infrarot Spektroskopie Geräten haben wir gearbeitet. Was auch sehr schön war das Herstellen von Tabletten, Pulver Zäpfchen und co. Die anschließende Prüfung nach Arzneibuch war dann wieder weniger schön. Kurz um wir haben sehr viele unterschiedliches durchgearbeitet.

Das Studium gliedert sich in drei Staatsexamen. Wir sind von der Bachelor und Master welle genau wie die Mediziner verschont worden. Gott sei Dank.
Das erste Staatsexamen besteht aus Biologie, Physik, Chemie, und Analytik. Hier sollte man sich auf den Hosenboden setzen. Spicken und abgucken sind schlecht möglich. Es ist wie vieles im Grundstudium alles per Multiple Choice zu lösen. Man hat je drei Versuche, wenn man die nicht schafft kann man sich von der Pharmazie verabschieden oder in einen anderen Land weiterstudieren. Im Allgemeinen ist es aber machbar. Danach fliegt man nicht mehr so schnell aus dem Studium raus.
Das 2.te Staatsexamen ist kniffliger hier wird in 5 Fächern alles was man jemals gemacht hat abgefragt. Un zwar mündlich. Ja nach Prüfer ist es unterschiedlich schwer. Also verscherzt es euch nicht mit euren Profs^^.
Danach gehts zum Diplom wenn man mag. Wertet das Studium auf. Muss man aber nicht machen. Es empfiehlt sich das zu machen, wenn man seinen Doktor machen will, um in das wissenschaftliche Arbeiten reinzuschnuppern. Das Diplom geht ein halbes Jahr. Danach gehts ab in die Apotheke oder aber auch gleich. Entweder ein Jahr lang oder ein halbes Jahr. Hier lernt man zum zweiten Mal wie es wirklich ist in der Apotheke zu arbeiten. Und man bereitet sich auf das mündliche dritte Staatsexamen vor. Welches eher praxisbezogen ist und auch wirtschaftliche Dinge beinhaltet.
Im Grundstudium macht man 8 Wochen Famulatur in der Apotheke. Nicht wahnsinnig spannend, da man noch nicht viel machen darf, aber immerhin.

Macht es Spaß?
Manchmal ja manchmal nicht. Es ist zeitaufwendig, stressig und verdammt schwer. Man braucht manchmal ewig um den allseits bekannten Aha- Effekt zu bekommen. Der Druck ist einfach sehr hoch. Die Klausuren sind teilweise extrem knifflig. Und der Lehrstoff den man bewältigen muss, sehr viel. Wer schon in der Schule absolut faul war, wird im Pharmaziestudium schnell den kürzeren ziehen. Da im Grundstudium schön aussortiert wird. Am meisten Spass machen da noch die Praktika, obwohl auch hier der Druck einen immer hinter her rennt. Da man die Versuche zu meist bestehen sollte. Und besonders am Anfang geht so was öfter mal schief, so dass bei uns, bei labileren Student öfters mal die Tränen geflossen sind. Ich persönlich kann das Ende kaum erwarten. Wer jetzt denkt oh aber die Vorlesungsfreie Zeit ist doch schön, hat sich auch hier geschnitten. Oft ist es so, dass man eine Klausur oder auch mehrere nicht auf Anhieb bestanden hat. Dann sind die Klausuren über diese semesterfreie Zeit verteilt und man sitzt da mit einen Haufen Büchern und lernt. Wenn man aber von Anfang an sich auf den Hosenboden setzt, sollte man gut über die Runden kommen. Im Allgemeinen ist es ein sehr schönes Studium. Man sollte sich aber bewusst sein was man will.

Ist es rentabel? (Man muss auch davon leben können)

Definitiv. Auch trotz des momentan eher suboptimalen Gesundheitssystems verdienen Apotheker immer noch genug. Auch wenn sie schon mehr verdient haben. Je nach Zeit ist dann der Regeltarif von Apothekern höher. Einstiegsgehalt im ersten Berufsjahr sollte wenn mich nicht alles kreucht und fleucht bei einen normalen Apotheker bei ca 3.100 Euro brutto liegen. Man kann allerdings auch in die Forschung gehe,n wo man als Doktorand am Anfang noch für Lau zu arbeitet, bei abgeschlossenen Doktortitel kann man dann aber noch mehr Geld scheffeln. Und bei einer Professur noch mehr. In der Industrie kann man brutto zwischen 4000 bis 15000 Euro brutto verdienen. Es stehen einen aber noch viel mehr Gebiete wo man arbeiten kann offen. Pharmazeuten wird es erstmal noch lange geben und sie werden auch gebraucht. In meinen Augen ein recht krisenreicher Job da Medikamente immer gebraucht werden.

Was muss man tun um es zu werden?

Sich per ZVS (zentrale Vergabestelle von Studienplätzen) bewerben.
Man kann dies online tun oder per Post. Ich fand Post vertrauenserweckender und habe es daher per Einschreiben verschickt. Zurück kam eine Absage, da mein NC nicht allzu gut war. Man kann natürlich über die Ansammlung von Wartesemestern (Achtung ein anderes Studium gilt nicht als Wartesemester) reinkommen. Ich aber habe einen nicht ganz so bekannten Weg ,nach Kenntnis meiner Absage gewählt und eine Postkarte ausgefüllt und an die Uni geschickt. Und tada hier hatte ich Glück (sehr viel Glück) und wurde per Losverfahren angenommen. Losverfahrensgewinner sind diejenigen, die einen Studiumsplatz besetzten können, bei dem selbst jemand der durch Nachrückverfahren angenommen worden ist, dann noch abgesprungen ist. Kompliziert. Also fleißig Postkarten bei Absage schreiben, vielleicht hat man noch Glück. Mehr dazu müsste bei den Hochschulen direkt stehen, da das Losverfahren nicht mehr über ZVS läuft. Apropos es gibt auch wenn Zulassungstest wenn mich nicht alles täuscht, wie die aussehen kann ich nicht sagen, da mein NC auch hier zu schlecht war um zu einen solchen Eingangstest zugelassen zu werden.

Was braucht man dafür? (Schulabschlüsse, Qualifikation, etc.)
etc.

Abitur mit einen super NC (am besten unter 1,3) damit man direkt angenommen wird. Oder aber auch eine Ansammlung an Wartesemestern. Auch eine vorherige PTA-Ausbildung kann sich positiv auf die Anmeldung auswirken. Man solle Interesse an Naturwissenschaften haben. Besonders Chemie und Bio werden sehr groß geschrieben. Außerdem sollte man Ehrgeiz und Fleiß mitbringen. Und natürlich Durchhaltevermögen. Je nachdem ob man später in die Apotheke will sollte man auch gut mit Menschen umgehen können. Teamgeist und die Fähigkeit übergreifend zu denken sind immer vom Vorteil.

So das wars erstmal. Mehr fällt mir spontan nicht ein.

Was man vielleicht noch erwähnen sollte, ist das vieles was man im Studium gelernt hat, man später als Apotheker nicht verbraucht. Viel aufwendig bis zur Vergasung gelerntes geht also verloren.
Zuletzt geändert: 11.07.2011 12:50:14

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