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Einzelposting: USK als JuSchG abschaffen?!


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Von:    Phoenix_Feder 16.09.2009 10:24
Betreff: USK als JuSchG abschaffen?! [Antworten]
Ich glaube nicht, dass von Midnightpanter noch ne Antwort kommt.
Aber ein paar Sachen kommen mir von üblichen Methoden beim Discounter auch sehr, bekannt vor.
Arbeite ja selbst bei einem.

Also bei mir ist es im Kollegenkreis vorgekommen, dass sich der Vorgesetzte [Bezirksverkaufsleiter] drüber aufregt, insbesondere vor Inventuren, wenn wir es wieder zurücknehmen und die Retoure für den Artikel bereits aufgerufen wurde und wir das wieder verkaufen MÜSSEN, wenn wir es loshaben wollen.
Ansonsten war das bei mir auch mal so, dass eine Kundin Unterwäsche zurückbringen wollte, weil es die falsche Größe war.
Die Verpackung war offen, die Hygieneeinlage fehlte.
Mein Recht ist es, das zu verweigern, aus hygienischen Gründen. Die Wäsche hatte keinen Fehler, ist also einwandfreie Ware, war nur zu klein.
Das habe ich der Kundin auch erklärt, dass ich das aus hygienischen Gründen nicht zurücknehmen darf - hier kannst du als Jura Student ja mal einstreuen, ob das tatsächlich verboten ist, oder ob ich es nur nicht zurücknehmen muss, da bin ich mir unsicher.
Tja, die gute Frau hat eine Beschwerde geschrieben, an die Regionszentrale.
Von der hat sie eine schriftliche Entschuldigung, ein Päckchen Pralinen und einen Einkaufsgutschein im Wert von 25 € bekommen (den sie mir beim nächsten Einkauf triumphierend auf die Kasse gedonnert hat).
Ich allerdings habe von meinem Chef, der wiederum von der Zentrale angepisst wurde, eine Verwarnung bekommen und wenn das nochmal vorkommt, krieg ich eine Abmahnung.

Und ganz ehrlich - ich hänge an meinem Job. Die Arbeitssituation ist bei mir in der Umgebung nicht grade rosig.
Außerdem habe ich nicht vor, mich freiwillig in die Position eines Sozialschmarotzers zu begeben. Ich hoffe, dass jeder arbeitende Mensch da genauso denkt und sich nicht arbeitslos meldet, weil ihm die Arbeitsmethoden nicht gefallen, solange sie nicht ins extrem negative oder kriminelle gehen.
Da finde ich deinen "Lösungsvorschlag" doch sehr naiv und kurzsichtig gedacht.

Du weißt nicht, wie es im Einzelhandel ist.
Besonders nicht im knallharten Discountgeschäft.
Manchen Menschen ist es auch dort noch nicht billig genug.
Es gibt Menschen, die kommen da rein und führen sich auf, als würde ihnen der Laden gehören.
Die sind dummdreist und fordern und fordern.
Und wenn du etwas nicht erfüllen kannst, dann kommt die Keule mit "Der Kunde ist aber König, jaja, Servicewüste Deutschland. DU bist so unfähig und unqualifiziert *blabla mecker motz*
Diese Kunden kennt jeder, der im Verkauf arbeitet.
Nur mancherorts treten sie gehäuft auf, bei anderen sind es nur ein oder zwei.

Deine Situation geht meines Erachtens aber vollkommen an der Realität vorbei.
Jedenfalls an der Realität, die ich Tag für Tag erlebe.
Für mich ist das eine Utopie. Vielleicht wird deine Situation irgendwann einmal eintreten, aber dann würde ich einfach für Umstände sorgen, dass man diese Freigabe als Gesetz abschaffen kann.
Nicht erst abschaffen und dann Milliarden in die Lösung von daraus entstehenden Problemen pumpen.
Deine Situation ist ja schön und gut, bietet aber keine Diskussionsgrundlage.
Ich meine, um aus deiner Situation heraus argumentieren zu können, müsste ich sie mir vorstellen können.
Und bei den Vollidioten, die ich jeden Tag im Laden stehen habe, kann ich das nicht, tut mir leid.

Sicher ist die Situation, die Midnightpanter da beschreibt extrem überspitzt.
Nur kennst du vielleicht auch die Industriegebiete, wo du in einem Umkreis von 500 Metern einen Aldi, Lidl, Norma, Penny, Rewe und einen Edeka hast?
Je nach Lage ist in dem jeweiligen Geschäft, wo du arbeitest ohnehin schon wenig los.
Wenn jetzt aber in einer Stoßzeit mehrere Leute einen Aufstand mitbekommen - muss ja nicht mal die Geschichte mit dem FSK sein.
Reicht ja, wenn z.B. beim SB-Frischfleisch vom Personal unbemerkt die Kühlkette unterbrochen wurde, eine Mutter kauft dieses Fleisch, bereitet es nicht so ganz optimal zu, stellt es auf den Tisch, ihr kleines Kind isst davon und reagiert darauf sehr heftig, muss mit Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus.
Bitte lass jetzt einfach mal das Versagen des Personals und das der Mutter weg - JA, beide hätten bemerken können, dass mit dem Fleisch was nicht in Ordnung ist. Aber bitte glaube mir, dass du bei den Anforderungen, die in einem Discounter gestellt werden nicht alles auf Herz und Nieren überprüfen kannst.

So, die Mutter kommt völlig aufgebracht in den Laden und 5 andere Kunden bekommen das mit.
Bist du tatsächlich so naiv zu glauben, dass sie das NICHT weiter erzählen?
Sowas ist extrem rufschädigend. Und je nachdem, wie die Mentalität der Menschen in dem Gebiet/der Stadt ist, kann es durchaus sein, dass sie dann lieber die paar Meter zum nächsten Markt weiterfahren, als nochmal bei mir einzukaufen.
Oder überhaupt bei mir einzukaufen, wenn sie das von der Freundin der Mutter einer Bekannten einer Kollegin einer Freundin, die vor Ort gewesen sein will, gehört haben.

Dann kannst du diesen Laden, indem ohnehin schon wenig los war, dicht machen.

Ja, das ist ein absolutes Worst-Case-Szenario, aber ich hoffe, du kannst dir nun vorstellen, wie zwei Hanseln ein komplettes Geschäft bzw. hier eine Filiale ruinieren können.

Wie du so schön gesagt hast:
Die meisten Leute (=Kunden) haben nur ein Halbwissen über rechtliche Grundlagen.
Durfte ich bei der neuen Verordnung zum Einwegpfand zur Genüge feststellen.
Auch wenn sie keine rechtliche Grundlage haben, einen Verkäufer zu belangen - sie werden es trotzdem tun bzw. versuchen.
Oh, und man kann durchaus mit legalen Mitteln.
Ich kann dafür jetzt nicht mit Beispielen kommen, die das wunderbar belegen.
Aber mir ist die ganze Harz IV Geschichte sehr suspekt - um mal ein Stichwort zu geben.

Zu deinem Fall mit der Nähmaschine kann ich nichts sagen - ich arbeite in einem Discounter und in keinem Fachgeschäft.
Bei solchen Fällen höre ich nur raus "funktioniert nicht richtig".
Alles klar, Reklamation - 1:1 Umtausch, wenn noch was da ist und das gewünscht wird, oder Geld zurück.
Wenn da wirklich was defekt ist, macht das nichts. Die Retourenaufrufe für DEFEKTE elekrtonische Geräte kommen regelmäßig und auch tatsächlich so lange, bis die Frist der Gewährleistung abgelaufen ist.

Oh, oh, oh du vermischst da was.
Ja, der Händler hat möglicherweise "Mist" verkauft.
Aber er ist davon ausgegangen, dass er EINWANDFREIE Ware eingekauft hat und diese auch EINWANDFREI weiterverkauft.
Wenn beim Hersteller ein Produktionsfehler auftaucht, oder irgendwas anderes passiert, das die Funktionsfähigkeit und/oder die Qualität der Ware beeinträchtigt - bitte erkläre mir, wie der Einzelhändler das wissen soll.

Ja, vielleicht bin ich noch zu idealistisch, aber ich möchte zu meinen Kunden so ehrlich wie möglich sein.
Damit fahre ich bisher ganz gut.
Kaputte Sachen nehme ich ohne wenn und aber zurück.
Bei der Kulanzgeschichte entscheide ich von Fall zu Fall.
Ich versuche mein Recht geltend zu machen, und erkläre das höflich, sachlich und freundlich.
Wenn ich Glück habe, hat der Kunde ein Einsehen.
Wenn ich Pech habe, dann nehme ich es eben zurück und schreibe es ab.

>wir leben in einer fiesen, gemeinen welt, die dem menschen halt keine verantwortung mehr zukommen lässt - er ist schließlich zu dumm.

Worauf bezieht sich das?

Auf das USK-Ding?

Da haben bereits mehrere User sehr schöne Sachen über Kinder und deren Entwicklung geschrieben.
Und alle anderen sollten alt und reif genug sein, um sich selbst ein Bild machen zu können - Mittel sollte es inzwischen genug geben.

Ich begrüße es jedenfalls, wenn das USK und Jugendschutzgesetz als VORBEUGENDE Maßnahme wahrgenommen wird.
Jemand, der erfahrungsgemäß Probleme mit dem Inhalt und/oder der Materie haben kann, soll nicht aus Versehen drüber stolpern und unvorbereitet damit konfrontiert werden.
Bitte denke daran, dass nicht jeder so toll ist, wie du es als Kind warst. (Und nein, das toll ist nicht ironisch gemeint, mir fällt nur kein besseres Wort dafür ein)

Die Ausnahmen haben doch die Mittel, trotzdem da ranzukommen.
Nämlich die verantwortungsbewussten Eltern, die erkennen, dass ihr Kind mit den Sachen, die für dieses Alter empfohlen werden unterfordert ist.
Das ist dann die Verantwortung der Eltern, Material herbeizuschaffen, dass dem Entwicklungsstand ihres Kindes angemessen ist.
Pornos, Horror- und Splatterfilme gehören da trotzdem nicht dazu.

Immerhin sitzt du an der Quelle, mit genug Ehrgeiz und Ellenbogen kommst du vielleicht mal dahin, dass du die Gesetze abschaffen, ändern und erlassen kannst, die dir nicht passen, bzw. die du besser findest.




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