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Hoenn Abenteuer und verzwickte Verhältnisse

von

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Micky Mouse

Zunächst registrierte ich das Klingeln des kleinen, herzchenförmigen Weckers auf dem Nachtschränkchen gar nicht. Den Kopf tief ins Kissen vergraben schlummerte ich vor mich hin, bis mich eine Hand an der Schulter packte und sanft schüttelte.

"Hey, Fiona, aufstehen" Die Stimme klang unscharf und distanziert.

Ich stöhnte leise, öffnete langsam die Augen und erblickte Brix' Kopf, der gefährlich nah an meinem Gesicht war.

Augenblicklich drehte ich mich um und richtete mich auf.

"Wie?", brachte ich verschlafen heraus, den Eindruck, dass ich ein ziemlicher Morgenmuffel war mit einem Gähnen bestätigend.

"Du solltest aufstehen, dein Vater ist bereits dabei, das Frühstück zu machen. Er ist ziemlich hyperaktiv. Bist du sicher, dass er so nichts kaputt macht?", meinte Brix belustigt und gleichzeitig etwas skeptisch und besorgt. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der diese drei Gefühlsregungen auf einmal ausdrücken konnte.

Ich rieb mir die Augen, schlug die Bettdecke beiseite und ging an Brix vorbei auf das Badezimmer zu.

"Hey, ich rede mit dir" Es klang nicht sonderlich vorwurfsvoll, sondern eher wie eine Feststellung.

"Hä? Hab' ich nicht geantwortet?", erwiderte ich verwirrt und gähnte erneut. "Sorry, morgens bin ich nie so auf der Höhe und sonderlich intelligent war ich noch nie"

Brix grinste. "Hab' ich gerade gemerkt."

"Ähm, mein Vater schrottet gerne alles mögliche an Porzellan, heißt, die Vase, die da ganz frei ohne jeden Halt rumstand, wird gleich-"

Ein lautes Klirren war zu hören.

"- einen Abgang machen", beendete ich den Satz, gähnte ein drittes Mal und verschwand im Bad.

Mein Vater war immer schon seltsam gewesen. Seit ich denken konnte. Ein Wunder, dass es nicht auf mich vererbt wurde. Gut, ich war sicher auch seltsam, aber noch lange nicht so wie mein Vater! Oder der Rest der Familie. Das schlimmste Übel hatte Brix ja noch gar nicht kennen gelernt.

"Fiona~!", rief mein Vater trällernd.

"Bin schon fertig!" Ich spülte noch kurz mein Gesicht und ging dann in die Küche, wo Brix und mein Vater schon auf mich warteten. Brix hatte wohl vorsorglich alle Porzellangegenstände in einen sicheren Abstand zum Boden gebracht, sodass mein Vater diese nicht ausversehen auch zerstörte.

"Guten Morgen, mein kleines Morgenmuffelchen!" Mein Vater war wieder einmal viel zu überdreht und hyperaktiv. Ich verdrehte die Augen.

"Morgen. Hast du die Vase weggeräumt?"

Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Ja, sicher... Das Frühstück ist fertig! Haut rein!"

Es war offensichtlich, dass mein Vater das Thema wechseln wollte. Ich war ja kein schlechter Mensch - zumindest nicht immer - also erwähnte ich es auch nicht mehr. Mir wäre es bestimmt auch peinlich gewesen.

Als ich mich neben Brix setzte, stellte mein Vater zwei Teller mit Spiegeleiern auf den Tisch.

Spiegeleier... Eier... Ei!

"Ach du...! Ich hab' das Ei total vergessen!"

"Ei?" Mein Vater sah mich äußerst verwirrt an, doch das konnte warten. Brix verstand jedoch sofort und nickte mir zu.

"Ich hole es schnell", sagte ich, lief schnell in unser Zimmer, nahm die Tasche mit dem Ei und kam mit der Tasche wieder in die Küche.

Neben Brix öffnete ich sie und atmete erleichtert auf. Das Ei war noch warm und vollkommen in Ordnung.

"Puh... Anscheinend ist das Ei hier sehr robust." Brix lehnte sich erleichtert zurück.

"Was ist das denn für ein Ei?" Mein Vater beugte sich über den Tisch, das Ei näher betrachtend.

"Das wissen wir nicht so genau, ich habe es in meinem Zimmer hinter meinem Schrank gefunden", antwortete ich ihm, während ich das Ei tiefer in den Rucksack steckte, um es warm zu halten.

"So, nun solltet ihr aber endlich essen, ich habe mich für euch extra ins Zeug gelegt!"

"Dad, Spiegeleier sind nicht sonderlich schwierig." Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Man hätte sich ja mal etwas originelleres einfallen lassen können.

"Jetzt sei nicht so! Ich kann eigentlich doch gar nicht kochen. Nur das Nötigste, um mich hier über Wasser zu halten..." Er machte den Eindruck, als würde er jeden Tag Hunger leiden. Dieser Heuchler.

Ich wechselte noch einen kurzen Blick mit Brix und fing dann an, zu essen. Abwesend beobachtete ich, wie Brix sein Spiegelei aß und mir fiel auf, dass er das Besteck anders herum hielt. Also war er entweder Linkshänder oder er hatte keine Ahnung von Benehmen.

Irgendetwas sagte mir, dass mich jemand beobachtete (mein Vater) und so wandte ich meinen Blick wieder dem Spiegelei zu. Es schmeckte wirklich gut, das musste man meinem Vater lassen.

"Norman, Sir, glauben Sie, dass Fiona schon gegen Sie antreten kann?", fragte Brix dann, obwohl er aussah, als wüsste er die Antwort bereits. Genauso wie ich es wusste.

Mein Vater sah mich an, dann zurück zu Brix und wieder zu mir.

"Hä? Äh, also, du kannst mich ruhig dutzen, Brix und... habe ich es richtig verstanden, dass meine Tochter ein Pokemon hat und Trainerin ist?"

"Ja", gab Brix vergnügt zurück. Der hatte doch irgendwas vor...!

Mein Vater wandte sich mir zu und war zu Tränen gerührt - wieder einmal.

"Ach, Fiona! Du machst mich SO glücklich! Was hast du denn für ein neues Pokemon? Hast du ihm einen Namen gegeben? Hast du schon neue Pokemon gefangen, als du hierher unterwegs warst? Weißt du, wie man den Po-"

"Dad, es reeeicht. Das sind echt zu viele Fragen auf einmal und ich esse noch, ja?", unterbrach ich ihn, bevor seine Augen quadratisch wurden - und meine noch dazu.

"Ich bin fertig. Soll ich die Fragen für dich beantworten?", meinte Brix unschuldig und sah mich abwartend an. Ich erwiderte den Blick skeptisch.

"Lieber nicht, du hast doch nur wieder was ausgeheckt, Witzkind"

Brix grinste. "Wie kommst du denn darauf? Ich hecke doch nichts aus!" Er hob abwehrend die Hände, immer noch so schelmisch grinsend.

Naja, wenigstens war er wirklich fertig. Ich aß immer etwas langsamer als alle anderen. Wahrscheinlich weil ich auch langsamer dachte und langsamer reagierte. Ich war in allem langsam. Wie ein Flegmon. Wenn das das rosa Pokemon ist, das mit seinem eigenen Schwanz fischen geht. Unfair, sowas.

Brix lächelte. "Du hast also nichts dagegen? Schön! Fiona hat ein Hydropi bekommen, von meinem Vater, sie hat auch schon ein weiteres Pokemon gefangen, ein Zigzachs. Und sie hat ihren Pokemon noch keine Namen gegeben" Er zögerte, blickte mich kurz an und schwieg dann. Er hatte das mit den Schwalbini und Team Aqua nicht erzählt, dafür war ich ihm wirklich sehr dankbar. Mein Vater würde ausflippen und wahrscheinlich auch noch darauf bestehen, einen ganzen Haufen Bodyguards hinter mir herzuschicken.

"Ah, sehr interessant! Aber ich fürchte, Fiona ist noch nicht bereit, mir gegenüberzutreten. Sie muss noch mehr Erfahrung sammeln und ihre Pokemon trainieren. Ich will ja nicht eingebildet klingen, aber ich bin stark" Mein Vater lächelte auch und ich wäre beinahe umgekippt, weil es fast genauso aussah, wie Brix' Lächeln. Waren die beiden nicht doch irgendwie verwandt?

Ich wollte eigentlich auch gar nicht gegen meinen Vater kämpfen. Er war stärker als ich und der Tag, an dem ich mal stärker sein sollte, müsste erst erfunden werden. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich meinen Vater überhaupt ernst nehmen würde. Ich nahm ihn nie ernst. Wie auch?

"Was ist mit dir, Brix? Du bist doch schon länger Trainer und dein Vater hat mir erzählt, du seist sehr stark! Wir wär's?"

Brix lächelte entschuldigend. "Nein, tut mir Leid, ich kämpfe nicht so gerne"

Das wusste ich nicht und ich hätte es auch gar nicht erwartet. Wieso hatte er denn so starke Pokemon, wenn er nicht gerne kämpfte? War das schon wieder eine von seinen Maschen? Wollte er uns etwa verarschen?

"Schade, ich hätte gerne wieder mit jemandem gekämpft. Hier kommen nicht so häufig Trainer vorbei - leider. Es ist ein wenig langweilig" Er senkte theatralisch den Kopf. Das war doch sowieso nur alles gespielt, deshalb suchte ich Augenkontakt zu Brix und schüttelte leicht den Kopf.

"Es wird schon noch jemand vorbeikommen. Schließlich braucht man alle Orden für die Liga und es machen jedes Jahr eine Menge Leute mit", sagte Brix und ich verstand wieder einmal nicht, worum es ging. Was für eine Liga bitteschön? Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen oder was?

"Fiona, ich hoffe, du wirst auch eines Tages an diesen Kämpfen teilnehmen", sagte mein Vater mit Tränen in den Augen. Er sollte bloß aufhören.

Dennoch blickte ich ihn an und überlegte, woran ich seiner Meinung nach teilnehmen sollte. Es waren auf jeden Fall Kämpfe.

"Dad, was genau soll diese komische Liga sein?"

Mein Vater war entsetzt, jedenfalls sah es so aus, und er starrte mich an, als wäre ich plötzlich mutiert. Zur Sicherheit sah ich doch einmal an mir runter. Man konnte ja nie wissen.

"Ich habe es dir doch erst letztes Jahr erzählt! Hast du das etwa vergessen?"

Irgendwie tat er mir fast ein bisschen Leid. Ich erinnerte mich daran, dass ich zu der Zeit wohl einen Kuchen gemacht habe. Leider erinnerte ich mich nicht mehr an seine Worte, da ich ihn wohl mit dem elektronischen Schneebesen abgeschnitten hatte.

Brix lehnte sich belustigt zurück, als mein Vater niedergeschlagen begann, zu erzählen.

"Die Hoenn-Liga ist eine Art Wettkampf, zu dem allerdins nur Trainer zugelassen sind, die alle acht Orden besitzen. Es gibt dann Vorrundenkämpfe, Achtel-, Viertel-, Halbfinale und das Finale selbst. Der Champion wird anschließend mit seinen Pokemon in der Ruhmeshalle verewigt."

Jetzt verstand ich wenigstens, worüber sich die beiden unterhielten.

"Natürlich sind es dutzende von Trainern, die daran teilnehmen. Und sie alle sind wirklich gut. Es ist nicht einfach, da zu gewinnen", ergänzte Brix beiläufig.

"Ich hatte auch nicht wirklich vor, so schnell daran teilzunehmen. Ich würde sowieso nicht weit kommen, bei meinem nicht vorhandenen Talent", erwiderte ich achselzuckend.

Brix und mein Vater sahen sich beide stirnrunzelnd an. "Sei doch nicht immer so pessimistisch! Mit Übung und etwas Geschick wird aus dir eine gute Trainerin", widersprach mein Vater mir.

Ja klar, und dann würde ich beste Trainerin der ganzen Welt werden. Das glaubte er doch selbst nicht. Obwohl, wir sprachen hier ja von meinem Vater...

Na schön, vielleicht war ich ja nicht so schlecht. Wie um das, was ich dachte, zu unterstreichen, nickte Brix vehement.

"Sag mal, Fiona, wie geht's eigentlich Mama? Seid ihr beide gut in Wurzelheim angekommen?", fragte mein Vater nun interessiert.

"Öh, ja, Mom geht's prima, denke ich und wir sind gut angekommen. Das Haus ist in Ordnung"

Mein Vater seufzte. "Sie hätte mich doch wenigstens anrufen und vorwarnen können. Aber wie ich sie kenne, war das wieder vollste Absicht"

Oh ja, es war Absicht. Meine Mutter war sehr gut darin, hinterhältig, listig und gemein zu sein. Tja, sie war eben so eine Person, die andere gerne Schockte und ärgerte.

"Dad, ich glaube, Brix und ich, wir sollte los. Je schneller wir vorankommen, desto schneller bin ich irgendwann wieder zu Hause" Und mir grauste es jetzt schon davor, durch ganz Hoenn wandern zu müssen - zwangsweise. Aber so schlimm war es ja dann doch nicht mehr. Auch wenn Brix nicht die optimale Begleitung war, war es immer noch besser zu zweit unterwegs zu sein als alleine.

"Schon?" Die Mundwinkel meines Vaters zuckten verdächtig in Richtung Boden.

"Schade. Na gut. Es ist schließlich eure Pflicht, wenn ihr euch schon dazu entschlossen habt. Und denkt immer dran, euer Ziel niemals aus den Augen zu lassen und nicht aufzugeben. Seid Vorsichtig und gebt auch das Ei acht und-"

Ich blickte meinen Vater mit einem mörderischen Blick an. Gut, dass ich darin immer noch so gut wie damals war. So konnte ich wenigstens meinen Vater zum Schweigen bringen, wenn er wieder zu viel redete.

"Danke für die Übernachtung und das leckere Essen", meinte Brix freundlich und machte das, was er am besten konnte: Lächeln.

Er schob den Stuhl zurück und stand auf. Ich erhob mich ebenfalls und ging um den Tisch herum zu meinem Vater. Kurz zögerte ich, weil ich es überhaupt nicht gewohnt war, umarmte ihn dann aber doch - nur ganz kurz.

"Danke, war lecker"

Bei dieser ganzen, für mich seltenen, Reaktion hatte ich allerdings das Verhalten meines Vaters nicht mit eingerechnet. Denn er quietschte wie ein besessenes Fangirl und zog mich seinerseits in eine feste Umarmung. Hieß, er zerquetschte meine Lungen schon zum xten Mal.

"Dad, es reicht, ehrlich. Ich weiß, dass du mich abgöttisch verehrst und mir am liebsten einen Altar bauen würdest."

Endlich hörte er auf mich und ließ mich, wenn auch nur widerwillig, los.

"Du machst mich nur SO glücklich! Ich wünsche euch beiden noch viel Spaß und Erfolg auf eurer Reise und denkt bitte ab und zu an mich, ja?", bat mein Vater, als er uns zur Tür begleitete.

"Klar, kein Ding" Es bereitete mir sogar fast keine Mühe, ihm ein klitzekleines Lächeln zu schenken.

"Auf wiedersehen", verabschiedete Brix sich noch von meinem Vater, der uns noch einige Verabschiedungen in allen möglichen Sprachen hinterherwarf. Ich beließ es bei einem kurzen Wink.

"Dein Vater ist wirklich witzig, ich mag ihn", meinte Brix dann ohne Hemmungen.

"Witzig? Das ist doch am ehesten noch peinlich! Du hast keine Ahnung, wie das ist, vierzehn Jahre mit ihm zu verbringen"

Nein, witzig war nicht der richtige Ausdruck dafür. Mein Vater war wirklich etwas besonderes - im positiven wie im negativen Sinne.

"Findest du? Die Atmosphäre war doch sehr relaxt und locker mit deinem Vater. Man fühlt sich in seiner Gesellschaft richtig wohl"

Für was hielt Brix meinen Vater eigentlich? Das war ja nicht mehr normal!

Aber egal, wir hatten jetzt sowieso erst einmal anderes zu erledigen. Zum Beispiel in die nächste Stadt zu kommen. Und wie ich diese Gegend hier kannte, würden wir sicherlich wieder durch einen Wald müssen. Ich hasste Wälder.

Brix erinnerte mich mittlerweile immer weniger an Kevin. Kevin war nicht so hinterhältig. Und er war nicht so... Brix eben. Und wieso kam mir gerade das in den Sinn? Ich wollte doch nicht mehr über ihn nachdenken...

Aber es hatte ja sein Gutes, dass Brix ihm doch nicht so ähnelte. So konnte ich auch den wirklichen Brix in ihm sehen und nicht Kevin.

"Fiona"

Ich blieb überrascht stehen, weil Brix es auch tat. Er deutete mir an, nach vorne zu sehen, was ich natürlich auch tat. Und ich wünschte, ich hätte es nicht getan, denn vor mir sah ich bereits den Waldrand.

Ich seufzte. Lieber hätte ich den ganzen Weg in Gedanken versunken hinter mich gebracht, als daran erinnert zu werden, wo ich mich befand.

Ich sah zurück. Wir waren erstaunlich weit gekommen, dafür, dass ich es gar nicht mitbekommen habe.

Hier waren bereits das Meer und die kleine Hütte, in der ein alter Mann lebte, den ich früher oft besucht habe.

"Keine Sorge, dieser Wald ist bestimmt harmlos", sagte Brix, als ich mich wieder zum Wald drehte.

"Ich hoffe es", meinte ich nur kritisch und war dieses Mal sogar die erste, die losging. Es passierte ja nicht in allen Wäldern das Gleiche und zur Not war Brix auch noch da, um mich rechtzeitig aus meiner Starre zu holen.

Einige Zeit später, in der wirklich nichts passiert war, kam uns ein ordentlich gekleideter Mann mit Anzug, Brille und kurzen, braunen Haaren entgegen. Er rannte und war bereits ziemlich außer Atem.

Als er uns sah, lief er mit erhelltem Gesicht auf uns zu.

"Hey, ihr seid doch Trainer, oder? Könntet ihr mir aus der Klemme helfen?", fragte er hoffnungsvoll, sich auf seinen Beinen abstützend.

Brix und ich sahen uns fragend an, doch noch bevor wir antworten oder fragen konnte, worum es ging, sahen wir sein Problem auf uns zukommen.

"Hey, du Depp da forne! Rück es endlich raus!", rief die Gestalt - ein Team-Aqua-Mitglied, was man an der blauen Kleidung und besonders an dem blauen Kopftuch erkennen konnte.

Während ich noch verwirrt in der Gegend rumstand, reagierte Brix sofort. Er nahm einen Pokeball und warf. Heraus kam sein Reptain, das sich sofort in Kampfposition stellte. Auch das Team-Aqua-Mitglied reagierte schnell darauf, indem er ein Fiffyen rief. Das Hundeding, das mich anfallen wollte, nachdem ich gerade erst aus dem Haus geschmissen worden war.

Wenn Brix es dieses Mal nicht auch besiegen konnte, dann würde ich sauer werden.

"Reptain, Rankenhieb. Halte es fest", befahl Brix vollkommen ruhig. Sein Lächeln jedoch war einem ernsten Ausdruck gewichen und er konzentrierte sich voll und ganz auf den Kampf. Er war wie in einer anderen Welt, wenn er kämpfte. Als wäre er nicht mehr ganz er selbst.

Der Rankenhieb verfehlte, da das Fiffyen in die luft sprang, aber aus Brix' plötzlichem, selbstbewusstem Grinsen schloss ich, dass er genau diese Reaktion erwartet hatte. Sein Grinsen machte mir Angst und ich wusste nicht, wieso. Als meinen Gegner hätte ich ihn nicht so gerne.

"Rasierblatt"

Reptain schoss einen Regen von grünen, messerscharfen Blättern auf das gegnerische Pokemon. Es hatte gar keine Chance, auszuweichen und wurde direkt getroffen. Mit einem dumpfen Knall landete es auf dem Erdboden, rappelte sich jedoch mit Müh' und Not wieder auf.

"Fiffyen, Tackle!", rief ihm sein Trainer zu, sichtlich zerknirscht.

Man sah, wie das Fiffyen all seine Kraft in diese Attacke steckte, doch auch das half nicht mehr. Es tat mir beinahe Leid.

Reptain wich aus und fing Fiffyen mit seinem Rankenhieb, ohne dass Brix auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt hatte. Es schleuderte Fiffyen zu dessen Trainer zurück, der von der Wucht, mit der es ihn traf, umgerissen wurde.

Hastig rappelte er sich auf, grummelte und floh ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

Ich sah Brix an, der wieder vollkommen locker und entspannt aussah. Er lächelte sein Reptain an und strich kurz über den Kopf des Pokemons, bevor er es zurück in den Ball holte.

Ich keuchte und schnappte nach Luft. Der Kampf und ganz besonders Brix Auftreten hatten mich das Atmen vergessen lassen. Ich hoffte nur, ich würde Brix nicht noch einmal so Angst einflößend sehen müssen.

"Oh, vielen, vielen Dank, junger Trainer! Ich wüsste nicht, was ich ohne dich hätte tun sollen!", schwärmte der seltsame Typ im Anzug.

"Weiterlaufen?", schlug ich desinteressiert vor. Der Typ nervte mich und ließ mich nicht einmal in Ruhe mit Brix reden. Jetzt, wo ich es ausnahmsweise mal wollte.

Ich wurde geflissen von dem Typen ignoriert.

"Das war Team Aqua, nicht?", hakte Brix nach - lächelnd, versteht sich.

"Ja..." Der Typ sah niedergeschlagen aus und ich freute mich deswegen.

"In letzter Zeit traten viele Situationen auf, in die Team Aqua involviert war, ebenso wie Team Magma. Es ist schlimmer denn je. Deshalb brauchen wir starke und verlässliche Leute, die ein Paket überbringen. Du warst wirklich spitze! Könntest du uns vielleicht diesen kleinen Gefallen tun und das Paket zur Werft von Graphitport City bringen?", fragte der Typ. Er versuchte, so überzeugend wie möglich auszusehen. Erbärmlich, alles Heuchelei. Ich würde da bestimmt nicht mitmachen.

"Ja, das ist kein Problem. Wir kommen da sowieso vorbei, wenn wir weitersegeln", erklärte Brix sich freundlich dafür bereit, dieser Bastard.

"Wirklich? Oh, vielen Dank! Ah, da fällt mir ein, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt! Mein Name ist Mick, du kannst mich ruhig dutzen." Er rückte seine Brille zurecht. "Allerdings muss ich vorher meinen Chef darüber unterrichten. Unsere Firma ist in Metaros City, da wolltest du doch bestimmt gerade hin?"

"Wir, nicht er, wir", quetschte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. Immer noch ignorierte er mich, als wäre ich gar nicht da. Brix warf mir einen mitleidvollen Blick zu.

"Ja, da wollten wir auch hin", erwiderte Brix, das Wort 'wir' etwas betonend. Dafür dankte ich ihm von ganzem Herzen, ehrlich.

Dieser Idiot von Mick konnte mich meinetwegen nicht ausstehen, oder mich am laufenden Band beleidigen (ich hatte genug Gegenbeleidigungen auf Lager), aber Ignorieren war nicht drin. Das kratzte an meinem Ego.

"Hey, sie oberschlauer Mr. Ich-bin-zu-gut-um-dich-zu-beachten. Entweder, Sie beachten mich endlich auch oder wir lassen sie links liegen und helfen ihnen nicht einmal aus diesem dämlichen Wald!" Ich war wütend, oh ja.

"Das tut mir furchtbar Leid." Tat es ihm nicht.

"War nicht beabsichtigt." War es doch.

"Kommt nicht mehr vor" Würde es bestimmt doch tun.

Brix lächelte etwas gequält. "Also, lasst uns gehen", schlug er vor. Er hatte wohl keine Lust auf unsere Todesblicke. Mir sollte es recht sein, aber dass der Typ sich zwischen mich und Brix drengte, war echt zu viel.

Bebend vor Zorn blieb ich stehen, beschloss allerdings, Micky Mouse diese Genugtuung nicht zu bereiten und plazierte mich einfach an Brix' andere Seite. Ich konnte förmlich spüren, wie Micky sich ärgerte. Pah, geschah ihm recht.

Der Wald war nicht groß und das letzte Stück passierten wir wirklich ohne Zwischenfälle.

Brix lächelte mir aufmunternd zu, bevor Micky uns zum Firmengebäude führte. Fast direkt daneben war ein Pokemoncenter.

"Wenn ihr wollt, könnt ihr im Pokemoncenter warten, ich werde euch aufsuchen, sobald die Sache mit meinem Chef besprochen ist." Micky hatte Mühe, mich nicht zu ignorieren, das konnte ich riechen. Er wusste, dass ich ernst machen würde. Tja, wenn Brix schon manchmal alleine entscheiden durfte, durfte ich es auch!

Brix nickte Micky zu, griff nach meiner Hand und zog mich zum Pokemoncenter.

"Ich kann ihn nicht leiden", sagte ich, kaum, dass wir außer Hörweite waren.

"Er ist komisch, in der Tat. Mach dir nichts draus." Brix lächelte mich aufmunternd an - das konnte er wirklich gut.

"Hast du Hunger?", fragte Brix nach, als wir das Pokemoncenter betraten.

"Nein. Ich habe das Bedürfnis, jemandem auf grausamste Art und Weise den Kopf abzureißen", fauchte ich wie eine wütende Katze.

Brix sah mich einen Moment lang überrascht an, fand aber schnell sein Lächeln wieder.

"Ich hoffe bloß, dass du mich nicht als Ersatz missbrauchst", meinte er fröhlich.

Ich schielte ihn an. "Du bist weitaus erträglicher als der Typ. Ich bin ja fast froh, dass einer wie du mitgekommen ist! Bei unserem Herrn Micky wäre ich schon längst durchgedreht"

Er lachte leise und wandte seinen Blick nach vorne. Ich folgte ihm und blieb erschrocken stehen.

"Sch... Schwester Joy! Aber wie...? Dann hast du ja wirklich die Wahrheit gesagt!"

Brix grinste. "Natürlich habe ich das"

Ich staunte immer noch. Ich meine, wie konnte das sein? Großes Mysterium.

"Dort ist ein Tisch frei", merkte Brix an und deutete nach rechts. Eine Glaswand mit Glastür trennte das Restaurante von dem Teil, in dem die Pokemon behandelt wurden.

Ich folgte Brix zu dem freien Tisch und setzte mich ihm gegenüber. Hier gab es keine Stühle, sondern Bänke und wir hatten einen Tisch am Fenster erwischt.

Fast augenblicklich nachdem wir uns gesetzt hatte, kam eine hübsche, blonde Bedienung zu uns und nahm unsere Bestellung auf.

Brix bestellte einen Schwarztee, ich wählte die Zitronenlimonade.

"Zitronenlimo? Das ist doch total sauer."

"Es hilft, wenn man frustriert oder wütend ist", erwiderte ich achselzuckend. Micky Mouse hatte mich echt aufgeregt.

Wenige Zeit später wurden uns die Drinks gebracht, die wir - oder eher nur Brix - genüsslich tranken. Ich verzog bei jedem Schluck das Gesicht - aber es wirkte.

Und dann verzog ich einfach so das Gesicht, weil ich aus dem Fenster gesehen hatte und Mickys Anzug sicher überall wiedererkennen würde. Brix bemerkte ihn nun ebenfalls.

Und schon war die Wirkung der Limo verschwunden.

Micky tänzelte an den Gästen vorbei zu unserem Tisch und setzte sich dreisterweise neben mich, mich etwas zur Seite schiebend.

"Mein Chef hat sein 'Okay' gegeben und mich gebeten, di- euch um noch etwas zu bitten, wenn es euch keine Umstände macht."

Ich lehnte mich mit vor der Brust verschränkten Armen zurück. "Was sollen wir noch alles machen? Vielleicht die Welt retten?", fragte ich. Es war eher ein Zischen.

Ohne darauf einzugehen, fuhr er fort. "Könntet ihr diesen Brief hier zu Troy in Fausauhaven bringen?"

Er schob einen Umschlag über den Tisch zu Brix. Und wo er schon dabei war, gab er Brix auch noch ein kleines Paket, das Brix sofort wegpackte.

"Ja, wir müssen da auch vorbei", erwiderte Brix interessiert. "Wer ist denn Troy? Und wo genau in Faustauhaven hält er sich auf?"

"Fragt einfach die Leute dort. Sie kennen ihn und sagen euch schon, wo er sich aufhält. Troy wird sich schon zu erkennen geben", antwortete Micky, während er nervös seine Brille richtete.

"Ich muss nun gehen, die Arbeit ruft. Auf wiedersehen", entschuldigte er sich und verschwand.

Ich hob die Hand und machte ein 'V'. "Strike, er ist weg."

Ja, meine Freude war kaum zu überhören.

Brix sah abwesend aus dem Fenster. Das war ein seltsamer Anblick und es gefiel mir nicht.

"Brix? Was ist?"

Er sah mich irritiert an. "Ach, nichts. Ich habe mich nur gefragt, wer Troy ist."

"Achso" Kluge Antwort. Wirklich.

"Die Arena ist hier ganz in der Nähe. Willst du es versuchen?" Er blickte mich fragend an und mir fiel ein, dass er selber ja gar nicht gerne kämpfte. Ich schauderte, als mir sein Blick bei dem Kampf ins Gedächtnis kam.

"Ich würde lieber etwas trainieren, bevor ich gegen einen Arenaleiter kämpfe. So zum Ausprobieren"

Brix lächelte wieder und es beruhigte mich irgendwie.

"Okay, lass uns gehen, im Norden gibt es ein kleines Gebiet, in dem oft Trainer rumlaufen und wilde Pokemon gibt es da auch", schlug er vor.

"Gehen wir."



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Takeya-kun
2007-05-24T10:30:13+00:00 24.05.2007 12:30
LOL...Dein Norman ist echt der krasse Gegensatz zu meinem. Deinen find ich aber extrem unterhaltsam, man kann sich echt schlapp lachen. Wie Rowan90 schon sagte, die Szene mit der Vase war zu geil...und schon fast berechenbar. XD
Das mit Team Aqua hast du gut wiedergegeben, genau wie im Spiel. Schön! ^_^
Ich hoffe ja, dass Fiona bald mal etwas entschlossener wird und dass es vielleicht in Metarost City bald zu einem Arenakampf kommt. Das wäre spannend. *freu*

Eine kleine Korrektur: Du hast bei 2 Städten ein "t" vergessen. Statt Metarost City hast du "Metaros City" geschrieben, und statt Faustauhaven hast du "Fausauhaven" geschrieben.
Von:  Rowan90
2007-04-16T16:23:51+00:00 16.04.2007 18:23
heyho^^
oha was les ich da? "da drängt sich jmd zwischen brix und mich", aha, da kommt die sympathie durch^^
lol, norman is echt cool, besonders komisch fand cih des mit der vase wo fiona genau saegn konnte wann sie zu bruch geht XD
und jez will sie also mal trainieren, schonmal ein guter anfang für eine trainerkarriere^^
freu mich schon aufs nächste kappi. ob sie vllt ein nuees poki dort findet??^^
hdgdal rowan90


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