Zum Inhalt der Seite

Das Märchen vom Glück

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Märchen vom Glück
 

Es war einmal eine Hexe, die war schon so alt, dass ihr bereits Gras aus der Nase wuchs. Die meiste Zeit ihrer unzähligen Jahre hatte sie mit finsteren Plänen in einer noch finsteren Höhle verbracht. Dadurch war sie ganz schrumpelig und noch viel griesgrämiger geworden als vorher. Ihr größtes Vergnügen war es seit jeher, sich über die Menschen und ihrer Dummheit lustig zu machen. So beschloss sie, als ihr eines Tages langweilig war, sich wieder einmal einen Spaß zu machen und zur Entspannung ein paar Menschen ins Verderben zu führen. Kichernd fasste sie einen Entschluss, der sie sofort vor Begeisterung kichernd auf den Besen springen ließ. Zum Objekt ihres Streiches wurde ein kleines Dorf, in dem bisher nie etwas besonderes passiert war. Die Leute arbeiteten ganz normal, sie verbrachten ganz normale Abende mit den anderen Leuten oder kümmerten sich ganz normal um ihre Familien. In diesem Dorf landete die Hexe eines Nachts ganz heimlich und legte einen Fluch über den Brunnen, über die Häuser, über den angrenzenden Wald: kurz, über alles, was das Dorf ausmachte.

Am nächsten Tag wachten die Leute ganz normal auf und fühlten sich nicht anders als sonst. Vielleicht hatte der ein oder andere schlecht geschlafen, aber alles andere war vollkommen normal und keiner ahnte etwas von dem Fluch der Hexe. Auch am nächsten Tag und am übernächsten passierte noch nichts mit dem Dort. Doch die Leute tranken das verfluchte Wasser, sie spazierten durch den verzauberten Wald und sie wohnten in den verhexten Häusern und schritt für schritt vollzog sich ein Wandel mit ihnen. Auf den Plätzen wo sie sich früher laut und fröhlich unterhalten hatten saßen jetzt kleine Gruppen und ließen die Köpfe hängen. "Mein Leben ist so sinnlos! Ich weiß nicht wozu ich überhaupt aufstehe! Diese Monotonie macht mich krank!", klagte der Schuster eines Tages. Auch seine Frau hatte keine Antworte auf diese Frage, anscheinend ging es ihr genau so. Und nicht nur das Schusterehepaar sondern auch die meisten Dorfbewohner, die wie Trauerklöße umherschlichen, schienen ähnliche Fragen zu plagen.

Indes saß die Hexe in ihrer Höhle und beobachtet das Dorf hämisch gackernd durch ihre Kristallkugel. Es schien als ginge ihr Plan auf, denn mit der Zeit wurden immer mehr Menschen aus dem Dorf unglücklich. Der Anblick ihrer Häuser, das Grün des Waldes und das klare Wasser des Dorfbrunnens hatten ihren Glanz verloren und machten den Betrachter traurig und müde.

Nur der Fischersohn hatte ungeachtet dessen weiterhin gute Laune. Trällernd lief er am Strand entlang, schrubbte das Boot, flickte die Netze und brach zum Fischfang auf. Als sich das herumgesprochen hatte beschlossen die Bürger er solle ausziehen um die Ursache ihres Unglücks zu finden und zu beseitigen. In gewisser Weise wollten sie ihn damit ebenfalls unglücklich machen, da sie sehr neidisch waren. Schließlich war es im Dorf bekannt, dass der Fischersohn seine Arbeit liebte. Doch zu ihrer Verblüffung schien ihm die falsche Bitte der Dorfgemeinschaft nichts auszumachen. Sobald sie ihn darum baten sagte er lachend zu und versprach am nächsten Tag aufzubrechen und sein bestes zu tun um das Unglück zu vertreiben.

Auf seiner Reise traf er eine Menge betrübter Menschen. In allen Dörfern der näheren Umgebung bot sich ihm ein ähnliches Bild wie daheim, denn die Hexe hatte ihren Zauber inzwischen unter Hohngelächter ausgedehnt. Gegen Abend kam er an ein Schloss in dm ein griesgrämiger König regierte. Dieser befahl dem Fischersohn das Unglück abzuschaffen, da er ihm andernfalls den Kopf abschlagen lassen würde. Also versprach es der Fischersohn auch dem König und zog dann weiter.

Seine Reise dauerte sehr lange, denn er zog von Kontinent zu Kontinent, fuhr über die sieben Weltmeere, kletterte auf die höchsten Berge und spähte in die tiefsten Höhlen. Doch überall traf er nur noch mehr unglückliche Menschen und eines Tages begann auch er am Glück zu zweifeln. Der Fischersohn fragte sich wieso er umherzog und nichts sinnvolleres tat als dem Glück hinterher zu jagen, was er in seinem Dorf nie vermisst hatte. Durch die vielen unglücklichen Menschen um ihn herum hatte er selbst vergessen glücklich zu sein.

Aber bevor der Hokuspokus der Hexe auch von ihm Besitz ergriffen hatte traf der Fischersohn in einem verwunschenen Wald eine Fee. Sie war fast durchsichtig und sprach sehr leise und mit einer glockenhellen Stimme zu ihm. Vor lauter Gedanken über das Unglück hätte der er sie beinahe übersehen, doch dann hörte er sie sagen: "Ich bin das Glück! Normalerweise bin ich nicht so glanzlos, doch meine Macht schwindet da immer mehr Leute aufgeben und nicht mehr glücklich sind. Wenn auch du aufhörst an das Glück zu glauben, wird es aufhören zu existieren!" Der Fischersohn war verwundert über die Worte der schönen, aber sehr durchsichtigen Fee und fragte sie, was denn geschehen sei. Die Glücksfee aber schüttelte traurig ihren Kopf und sprach: "Wir haben keine Zeit für lange Gespräche! Nimm diese goldene Schachtel und vergiss nie, an das Glück zu glauben!" Dann verschwand die Fee und der Schersohn erwachte wie aus einem Traum mit der goldenen Schachtel in den Händen. Zuerst zögerte er, doch dann öffnete er neugierig den Deckel. Mit einem köstlichen Geruch nach Mandeln, Apfel und Zimt lagen da wunderbar knusprige Plätzchen vor ihm. Zuerst dachte er an einen Scherz des Märchenerzählers, da er nicht richtig wusste was er damit anfangen sollte. Aber als er vorsichtig einen Keks gekostet hatte durchströmte ihn das Glück so herzlich und warm, dass er am liebsten laut gelacht hätte und sich mit einem Luftsprung um sich selbst drehen wollte. Als er sich wieder etwas beruhigt hatte dachte er begeistert: "Das muss ich den anderen sagen!", und er rannten den ganzen Weg zurück und überall wo er traurige Leute traf verteilte er die Kekse.

Als er schließlich sein Dorf erreichte war zu guter letzt ein einziger Keks zu wenig. Verlegen erkannte der Fischersohn, dass er wahrscheinlich keinen hätte essen dürfen, da er ja nicht vollständig unglücklich gewesen war. Doch durch das ganze ausgeteilte Glück war die Fee wieder gestärkt worden. So erschien sie lächelnd und gab dem Fischersohn das Rezept. So kam es, dass er Bäcker wurde und diesen Beruf voller Freude ausführte. Das Originalrezept und die Keksdose wurden zum Wahrzeichen des Dorfes, was man fortan nur noch Glückshausen nannte. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann backen sie auch heute noch Glückskekse.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-01-07T23:13:06+00:00 08.01.2006 00:13
Ich wollte ja schon etwas länger eies deiner fics lesen und das hab ich dann auch Heute endlich gemacht ^^
Normalere lese ich ja keine Gescten,aber bei dieser muss ichzugeben, dass ich mich glatt daran gewöhnen könnte. Du hast einen wirklich interessanten Schreibstil und die Ideen sind auch echt genial ^^ Ich glaube besoners das Wort 'Normal' hat es dir angtan =)


Zurück