Thoughtless
Thoughtless
Zwei Wochen sind nun schon vergangen, seit ich dich das letzte Mal gesehen oder von dir gehört habe. Eigentlich eine kurze Zeit, doch sie kam mir vor wie Jahre. Jeden verdammten Tag habe ich auf eine Mail von dir gewartet, doch es kam die eine. Ich war zornig, habe dir gesagt, dass du weggehen sollst und ich dich nicht mehr sehen will... Schon am nächsten Tag habe ich es bereut, denn ich vermisse deine Nähe, obwohl ich das eigentlich nicht sollte. Du hast mir immer gesagt, dass du mich liebst, aber du hast es nur getan, weil mein Bruder dich angewiesen hat es zu tun. Ich bin dir nicht wirklich wichtig, du folgst nur seinen Befehlen und dennoch will ich nicht mehr ohne dich sein. Soubi...
Ich brauche dich wie die Luft zum Atmen, nur in deiner Nähe fühle ich mich wirklich lebendig, denn niemand kann mich verletzen wenn du bei mir bist. Schon wieder sehe ich mir die Fotos an, die wir zusammen gemacht haben, sehe dein lachendes Gesicht und es wird mir schwer ums Herz. Vielleicht sollte ich einfach meinen Stolz begraben und mich bei dir melden, der Qual ein Ende bereiten...
Du bist hier, stehst vor dem offenen Fenster. Der Wind spielt leicht mit deinen Haaren und das Mondlicht lässt deine Haut wie reines Elfenbein schimmern. Ich kann nicht anders, laufe auf dich zu und stürze mich in deine Arme. Du drückst mich an dich und ich kann nicht verhindern, dass ich anfange zu weinen. Behutsam wischt du mir meine Tränen weg, küsst mich ganz sanft auf die Wange und ich weiß, dass ich schon wieder rot werde deshalb. Deine Lippen küssen auch die restlichen Tränen weg, ehe sie sich auf meine eigenen legen, sie mit einem Kuss verschließen. Dieses Mal drücke ich dich nicht weg, sondern erwidere den Kuss, denn ich will ihn auch. Ich sollte dich nicht lieben, aber ich kann einfach nichts dagegen tun, dass ich es trotz allem tue. Ich brauche dich so sehr...
Vorsichtig schiebst du nun deine Hand unter mein Shirt, liebkost mit den Fingerspitzen meine Haut und ich erschauere. Eine feine Gänsehaut überzieht meinen Rücken und ich ziehe die Luft scharf durch die Zähne ein. Deine Präsenz ist einfach überwältigend, dieser Geruch von Vanille mit etwas das unverkennbar du bist scheint mir zu Kopf zu steigen und meine Knie werden weich. Bevor ich jedoch umfallen kann, fängst du mich auf, hebst mich auf deine Arme und trägst mich hinüber zum Bett, wo du mich behutsam ablegst.
Von oben schaust du auch mich herab, versuchst wahrscheinlich in meinen Augen zu lesen, ob ich dies wirklich will. Und ob ich das tue, aber dennoch habe ich Angst davor... Es ist mir egal, wenn ich meine Ohren verlieren würde, aber ich befürchte, dass es kein zurück mehr für mich gibt nachdem ich mich dir vollkommen hingegeben habe. Du bist für mich immer noch so undurchsichtig wie an dem Tag, an dem sich unsere Wege zum allerersten Mal kreuzten. Es gibt so vieles, was ich gerne wissen möchte, aber ich traue mich einfach nicht dich zu fragen.
Zögernd hebe ich meine Hand, lege sie an deine Wange und streichle darüber, lasse sie weiter wandern zu deinen Haaren, fahre hindurch und es fühlt sich an, als ließe ich ein Seidentuch über meine Haut gleiten. Du schließt die Augen und selbst im Dunklen kann ich das Lächeln sehen, das deine Lippen sanft umspielt. Als ich die Hand wieder sinken lasse, nimmst du sie in deine, hältst sie fest und drückst mir einen Kuss auf die Handfläche.
Ganz langsam beugst du dich nun zu mir hinunter, drückst abermals deine Lippen auf meine und ich spüre etwas Nasses das über sie hinweg gleitet. Als hätte ich dies schon tausend Mal getan, öffne ich meine Lippen eine Stück und gewähre dir Einlass. Als sich unsere Zungen zum ersten Mal berühren, durchfährt es mich wie ein Blitzschlag und ich kralle meine Hände in deinen Pullover. Atemlos löst du dich von mir und auch ich schnappe nun gierig nach Luft, denn unbewusst hatte ich vergessen zu atmen. Da siehst du, was du mit mir machst... Alles andere ist für mich unwichtig geworden, es zählt nur das Hier und Jetzt, deine Nähe...
"Soubi..."
Meine Stimme klingt seltsam heiser als ich deinen Namen ausspreche und ich muss Schlucken. Dein Blick bohrt sich geradezu in meine Seele und ich kann einfach nicht anders als meine Arme um dich zu schlingen und deinen Körper an meinen zu drücken. Krampfhaft dränge ich die Tränen zurück, will nicht schon wieder vor dir weinen, dich noch einmal sehen lassen wie schwach ich bin. Ohne dich bin ich doch ein Nichts...
Seimei... Ich habe meinen Bruder immer geliebt, doch langsam, Stück für Stück fühle ich Hass für ihn in meinem Herzen aufwallen. Warum konntest du nicht für mich bestimmt sein, warum musste es mein Bruder sein? Ich weiß, dass ich nicht so denken kann, aber meine Gedanken und Ansichten sind so konfus geworden und die meisten Dinge sind so bedeutungslos neben meiner Sehnsucht nach dir.
Du scheinst bemerkt zu haben, dass ich auf einmal mit den Gedanken woanders bin, doch du sagst nichts, lässt mir meinen Freiraum. Langsam rutscht du neben mich aufs Bett, setzt dich mit dem Rücken gegen das Kopfende und ziehst mich an dich. Mein Kopf ist auf deine Brust gebettet und ich seufze wohlig auf, als du mir durch das Haar streichelst.
Ich will, dass wir 'es' tun, aber es ist einfach noch zu früh. Mein Herz ist bereit dafür, aber mein Verstand wird wohl noch eine Weile brauchen um sich vollkommen an den Gedanken zu gewöhnen. Besitzergreifend lege ich einen Arm um dich, liege nun halb auf dir, doch das scheint dich nicht im Geringsten zu stören. In deinen Armen fühle ich mich geborgen und sicher, als könnte mir niemand etwas tun wenn ich bei dir bin, was ja auch in gewisser Weise stimmt.
Schläfrig schließe ich nun die Augen, drücke mich noch näher an dich, damit du auch ja nicht auf die Idee kommst wieder zu gehen. Dein Arm ist um meine Taille geschlungen und du drückst mich an dich, als wolltest du mir bestätigen, dass du auf keinen Fall gehen wirst. Leicht muss ich lächeln und lasse mich in das leichte Delirium des beginnenden Schlafes hinab gleiten.
"Soubi, lass mich nie wieder allein..."
"Niemals."
~ ENDLESS ~