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Die Diener der Dunkelheit

von

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Alte Freunde

Kapitel 7 Alte Freunde
 

Xellos brauchte einen ganzen Monat, dann war er sich sicher, dass er nichts mehr finden würde und beschloss nach Wolf Pack Island zurückzukehren.

Er war gespannt, wie sein 'Experiment' gediehen war und hoffte Filia noch in einem Stück vorzufinden.

So glitt Xellos, neugierig wie selten bei seiner Heimkehr, aus der Astral Plane hoch über Wolf Pack Island und blickte erwartungsvoll auf die schroffe Insel.

Greater Beast Zeras Palast lag fast in der Mitte des Eilands. Im Norden der Insel erhob sich ein dichter Kiefernwald bis direkt an die Küste. Nach Nordosten hin wurde der Wald von einer breiten Schneise durchbrochen, um dann wieder die ganze Länge hin weiterzugehen, doch diesmal lag hinter dem Wald ganz im Osten noch die weite Wiese mit der Wolfshöhle, deren Gräser steil zur Küste abbrachen.

Der Süden war eine weite Landschaft aus Wildgrashügeln, deren Grün gut einen Meter hoch schoss und die in sanften Wellen zur flachen Küste mit ihrem kurzen Strand ausliefen. Der Südwesten schließlich trug nur einen lichten Kiefernwald und der Nordwesten war wiederum ein weites grünes Meer.

Alles war in eine Greater Beasts Wesen wiederspiegelnde, eigene Wildheit getaucht.

Xellos suchte Zeras Präsenz auf der Astral Plane, teleportierte und fand sich auf der Dachterrasse wieder. Zeras sah ihn direkt an und er war sich sicher, dass sie ihn schon, als er noch oben in der Luft gewesen war, beobachtet hatte.

"Nun, traust du dich auch mal wieder in meine Nähe?" begrüßte sie ihn spöttisch. "Ein Monat, in dem ich nur ein paar knappe Nachrichten von dir erhalten habe. So sauer bin ich nun auch wieder nicht gewesen."

Xellos grinste sie fröhlich an.

"Entschuldigt, Meister, aber ich wollte sicher gehen, nichts zu übersehen. Leider konnte ich keine neuen Erkenntnisse erhalten."

Zeras zog kritisch die Brauen zusammen. "Das ist schlecht. Natürlich ist die ganze Sache von Anfang an auf vagen Vermutungen aufgebaut worden, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass diese Geschichte folgenlos bleibt."

"Na ja", sagte Xellos vorsichtig. "Bis jetzt ist ja eigentlich noch gar nichts passiert. Das einzige, was uns fehlt, sind Informationen."

"Und ein ganzer Haufen Mazoku", sagte Zeras düster.

Xellos zuckte die Schultern und wartete.

"Nun gut." Zeras wandte sich ab, lehnte sich an die niedrige Brüstung und betrachtete die Wälder tief unter ihr. Sie seufzte leise. "Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als zu warten bis unser Gegner den ersten Schritt macht. Aber zumindest werden wir die Augen offen halten."

Xellos trat neben sie und setzte sich im Schneidersitz auf den Mauerrand.

"Haben denn Meister Grausherra und Meisterin Dolphin auch nichts erfahren?"

"Nein, warum sollten sie, wenn selbst du auf ganzer Linie versagst?", antwortete Zeras mürrisch und Xellos ließ überrascht das Grinsen von seinem Gesicht verschwinden. Von wegen nicht mehr sauer...

"Wie dem auch sei", meinte Zeras und wandte ihm den Kopf zu. "Wir werden ein paar Diener abstellen und an Orten stationieren, die von Interesse für diese Mazoku sein könnten. Wenn sie dann auftauchen, wissen wir sofort Bescheid. Da kommt übrigens auch dein Drache ins Spiel."

Xellos öffnete überrascht die Augen.

"Filia?" Er dachte einen Moment nach, dann erhellte sich seine Miene. "Ach so, ja, das wäre gar nicht so schlecht. Aber wie geht es ihr überhaupt? Hat sie sich genug erholt?" fragte er neugierig.

"Nun, besonders glücklich scheint sie nicht zu sein", sagte Zeras, die eindeutig zufrieden mit dieser Tatsache klang. "Aber sie scheint doch mehr Rückgrat zu haben, als ich dachte. Physisch ist sie einsatzbereit und der Rest ist mir eigentlich ziemlich egal. Hör zu, ich bespreche mit dir noch die Einzelheiten und dann leitest du alles für mich in die Wege.

Wenn unser Warnnetz dann aufgebaut ist können wir uns endlich wieder anderen Dingen widmen. Die Shinzoku müssen in Schach gehalten werden und überhaupt haben wir ewig nicht mehr nach Meister Shabranigdos Seelensplittern gesucht."

Xellos betrachtete seine Meisterin besorgt. "Uns geht es im Moment wohl wirklich nicht besonders gut?"

Zeras zuckte die Schultern. "Die Ryuzoku sind auch nicht besser dran. Und so lange die Shinzoku nicht auf den Gedanken kommen, uns den Krieg zu erklären, mache ich mir keine allzu großen Sorgen. Lass uns jetzt lieber unser derzeitiges Problem in Angriff nehmen, dann sehen wir weiter."
 

***
 

Xellos fand Filia bei Askuras Rudel, dort wo er sie zuletzt verlassen hatte.

Sie zuckte zusammen, als er direkt neben ihr im Gras auftauchte und sie grinsend musterte.

"Hallo Filia. Lange nicht gesehen."

"Xellos", keuchte Filia entsetzt. "Was fällt dir ein, mich so zu erschrecken? Wo warst du überhaupt die ganze Zeit?"

"Das ist ein Geheimnis."

Ihr Blick verfinsterte sich. "Ja, schon klar. Dann sag mir lieber, warum du so plötzlich wieder hier auftauchst, nachdem du einfach abgehauen bist."

"Aber, aber", sagte Xellos fröhlich. "Hast du mich etwa vermisst? Ich bin gerührt."

"Hör auf mich auf den Arm zu nehmen!" fauchte Filia böse. "Wenn du nichts besseres zu sagen hast, kannst du auch gleich wieder gehen. Bitte, ich komme auch allein zurecht."

Xellos erwiderte nichts und sah Filia überrascht an. Sie schien unheimlich gereizt. Das war zwar nichts besonders Ungewöhnliches in seiner Gegenwart, aber trotzdem war es seltsam, dass Filia nach außen so schroff reagierte, während er bei seiner Ankunft sogar zuerst freudige Emotionen gespürt hatte. Er war sich sicher, dass sie nicht wollte, dass er ging.

"Du bist wohl sauer, weil du hier ohne mich ganz alleine warst?" fragte er und spürte mit Genugtuung, dass er mal wieder voll ins Schwarze traf.

"Nun, zumindest leisten mir die Wölfe etwas Gesellschaft", sagte Filia leise und wandte sich ab. Xellos ließ den Blick über das große Rudel streifen, das die Ohren gespannt spitzte.

"Tja, so wie es aussieht, wirst du in nächster Zeit wieder mehr Gesellschaft haben, ziemlich nervenaufreibende wahrscheinlich", sagte er und Filia sah ihn überrascht an. "Meisterin Zeras hat einen Auftrag für dich. Du sollst dich der Gruppe um Lina Inverse anschließen und uns unterrichten, sollte sie mit verdächtigen Mazoku in Kontakt kommen, vor allem wenn diese sie angreifen sollten. Dein Auftrag und deine neue Anstellung sollten dabei, wenn möglich, geheim gehalten werden."

Filia war total verblüfft. "Ich soll mit Lina zusammen reisen? Wieso, was ist mit ihr?"

"Nichts, wir wollen sie nur überwachen."

Filia sah ihn skeptisch an und Xellos war sich sicher, dass sie ihm das nicht abkaufte, aber er schwieg und grinste sie weiter provozierend an.

"Und woran erkenne ich einen verdächtigen Mazoku?"

"Daran, dass er weder Meisterin Zeras, noch Meister Grausherra, noch Meisterin Dolphin dient", sagte Xellos prompt.

Filia starrte ihn an. "Aha. Und wie soll ich das bitte erkennen. Soll ich den Mazoku etwa fragen?"

"Nun, das wäre die einfachste Möglichkeit", meinte Xellos, während ihn Filia ungläubig ansah. "Da du selbst einem Mazoku Lord dienst, müssten sie dir normalerweise Auskunft geben. Deine Dienerschaft lässt sich im Übrigen von Mazoku erkennen", fügte er hinzu und runzelte dann nachdenklich die Stirn. "Aber eigentlich dürfte es sowieso keinen Grund geben warum sich ein Diener dieser Mazoku Lords der Gruppe nähern sollte. Am Besten du benachrichtigst uns auch bei solchen Mazoku, wenn sie keine ordentliche Erklärung für ihr Erscheinen haben."

"Na gut. Und wie soll ich euch benachrichtigen?"

"Durch einen Boten", sagte Xellos und dachte einen Befehl. Sofort erhob sich auf Askuras Antwort hin ein junger Wolf aus dem Rudel und trottete zu Filia. Er hatte braunes, dichtes Fell und kluge, grüne Augen.

"Dies ist Kesharo. Er wird dich von nun an begleiten und wenn nötig als Bote dienen."

"Oh, na gut", sagte Filia, etwas eingeschüchtert aufgrund des gefährlichen Tieres. Sie streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus und Kesharo stieß kurz seine Stirn zur Begrüßung dagegen.

"Du brichst also sofort auf", sagte Xellos ruhig. "Aber vorher hab ich noch etwas für dich. Ein Geschenk."

Er begann umständlich in seiner Tragetasche zu kramen, während er Filias mühsam unterdrückte Neugier aufsteigen spürte. Sie sah ihm misstrauisch zu.

"Ich bin mir eigentlich sicher, dass ich das in nicht allzu ferner Zukunft bereuen werde, aber...", murmelte er heiter und wurde schließlich fündig. "Voilá!"

Filia blickte verdutzt auf eine Keule, die Xellos in den ausgestreckten Händen präsentierte und die ihrer alten zum verwechseln ähnlich sah. Freudig und misstrauisch zugleich nahm sie sie entgegen und wog sie bedächtig in den Händen.

"Ist da irgendein Zauber dran? Um mich zu überwachen oder so?" fragte sie düster.

"Nein", sagte Xellos schlicht. "Ich dachte nur, dass du ohne dein Mordwerkzeug nicht so ganz komplett bist und da du mich deswegen ja schon durch halb Wolf Pack Island gejagt hast..." Er zuckte die Schultern.

"Mmh", sagte Filia abwesend und wog die schwere Keule in der Hand.

Wam!

Von einem Moment zum Anderen verschaffte Filia Xellos einen Freiflug gegen die Mauer der Wolfshöhle.

Sie strahlte ihn an. "Danke, die funktioniert super! Also wollen wir jetzt aufbrechen?"
 

***
 

"Ähm, Xellos, wie kommen wir überhaupt von hier weg?" fragte Filia kurze Zeit später etwas verwirrt, während sie ratlos zu der fernen Küste und dem sich endlos dahin streckenden Meer blickte.

Sie hatte keine Erinnerung mehr daran, wie sie nach Wolf Pack Island gekommen war. Wie Mazoku reisten war ihr immer ein Rätsel geblieben. Zu Fuß gehen schied schon mal aus...

Xellos neben ihr grinste mal wieder. "Was denkst du denn, wie wir hier wegkommen werden?"

"Tja", Filia sah zweifelnd auf den Mazoku. "Irgendwie durch die Astral Plane vermutlich."

"Ganz genau", sagte Xellos fröhlich, legte seinen Arm um sie und zog sie fest zu sich.

"Was zur - " Filia wollte gerade mit einer gepfefferten Ohrfeige reagieren, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht losreißen.

"Ich empfehle, die Augen zu schließen", sagte Xellos rücksichtsvoll, dann teleportierte er sie von einem Moment zum anderen auf die Astral Side.

Ryuzokupriester benutzten die Astral Plane um mit einem sekundenschnellen Schritt auf dieser einige Meter zu teleportierten, aber Xellos riss Filia weg von der Oberfläche und komplett in das Chaos hinein.

Im Herzen der Astral Plane reisten sie weiter und Filia verlor fast sofort die Orientierung. Oben und unten waren vertauscht und Farben rauschten in einem Wirbelsturm an ihr vorbei. Filias Ohren rauschten und sie hatte das Gefühl durch ein Labyrinth zu laufen von dem sich fast alles ihrer Wahrnehmung entzog.

Hätte sie Xellos nicht festgehalten, sie wäre hoffnungslos verloren gewesen.

Ihr Körper schien ihr mit einem Mal viel zu fest und tatsächlich zu sein in dieser unwirklichen Welt, was leider nichts daran änderte, dass sich ihr Inneres verknotete und wand. Alles war reines Chaos in ihrem Kopf und wurde mit jedem Moment verrückter bis plötzlich ein Vorhang zur Seite glitt, fast unmerklich ihr Gesicht streifte und sie wieder in die Wirklichkeit entließ.

Und dann stand Filia wieder auf festem Boden in einer echten Welt, an einem sanft ansteigenden Sandstrand. Möwen kreischten in der Nähe und das Meer rauschte stürmisch.

Xellos ließ Filia los und sie taumelte ein paar Schritte vorwärts bevor ihre Knie nachgaben und sie sich in den Sand sinken ließ. In ihrem Kopf drehte sich ein Karussell und der Kartenverkäufer schrie ihr die Ohren taub. 'Nie wieder', dachte Filia bevor sie sich erbrach.

Durch ihre geschlossenen Augen und ihre pochenden Ohren hindurch hörte sie Xellos fröhliche Stimme hinter sich.

"Ich denke, wenn wir in diesem Tempo weiterreisen, sind wir vor Sonnenuntergang da."
 

***
 

Unschlüssig stand Filia in der Nähe des Wirtshauses und sah den gehetzt wirkenden Bediensteten zu, die dabei waren ganze Wagenladungen an Essen durch den Kücheneingang zu befördern. Es war sonnenklar, wer hier zu Gast war.

Kesharo neben ihr schlug unruhig mit dem Schwanz auf den Boden und sie kraulte ihm abwesend den Kopf.

Xellos hatte sie beide ein kurzes Stück von der Stadt entfernt abgesetzt. Bevor er gegangen war, hatte er sich noch mal umgedreht.

"Ach Filia, kannst du eigentlich wieder Magie gebrauchen?"

"Na ja, einfache weiße und heilige Magie funktioniert wieder einigermaßen, aber die richtige heilige Magie macht mir einige Schwierigkeiten. Was die Drachenfähigkeiten angeht, ist es wohl so wie du gesagt hast."

"Gut, dann kannst du dich ja verteidigen."

"Was hättest du denn gemacht, wenn ich es nicht gekonnt hätte?"

"Dich trotzdem hier abgesetzt."

Filia hatte ihm einen bösen Blick zugeworfen und hätte ihm am liebsten noch eins mit der Keule verpasst, aber Xellos brachte sich schon grinsend außerhalb ihrer Reichweite.

"Denk dir eine Erklärung für Kesharo aus", hatte er noch gesagt und war dann ohne ein weiteres Wort abgehauen. Typisch Namagomi eben.

Filia seufzte leise, nahm dann einen tiefen Atemzug und ihren ganzen Mut zusammen und betrat das Wirtshaus.

Ihr bot sich das übliche, Wirtsleute zur Verzweiflung treibende Bild der Futter spachtelnden Lina und Gourry und zu ihrer Überraschung und Freude sah sie auch Amelia und Zelgadis.

Amelia entdeckte sie zuerst.

"Filia!"

Freudenstrahlend rannte sie auf Filia zu und umarmte sie, während der Rest überrascht aufblickte und sie dann jeder auf seine Weise begrüßte.

"Filia, wasch maschst du den hier? Hey Gourry, dasch is mein Eschen!"

"Filiawer?"

"Gourry! Scho vergeschlich kamm man nisch schein!"

"Hallo Filia, lange nicht gesehen."

"Oh, ist das aber ein großer Hund!"

"Ich hab gesagt, das is mein Eschen. FIREBALL!"

WOMM!
 

***
 

"Also, warum bist du hier?"

Das Essen war beendet, die Rauchschwaden hatten sich verzogen und Filia und die anderen hatten es sich um einen der nicht verkohlten Tische bequem gemacht. Kesharo hatte sich friedlich zu Filias Füßen zusammengerollt, erntete aber trotzdem eine Menge misstrauischer Blicke.

Lina beobachtete Filia genau. Als diese so plötzlich in dem terrorisierten Gasthof aufgetaucht war, hatte Lina zweimal hingucken müssen um sie zu erkennen.

Ihre Kleidung war sehr abgetragen, sie war blass, wie nach einer langen Krankheit, und fiel magerer, als Lina sie in Erinnerung hatte.

"Ich habe euch gesucht", antwortete Filia gerade auf Linas Frage. "Wisst ihr, es war etwas langweilig ohne euch und ich würde wirklich gerne wieder eine Weile mit euch reisen."

Was war nur mit ihr los?

"So ist es Zel und Amelia wohl auch gegangen.", fügte die Ryuzoku unsicher hinzu als Lina sie weiterhin anstarrte.

"Kann man wohl sagen", sagte Amelia begeistert und strahlte Filia an. Sie war so froh, ihre alte Reisegefährtin wiederzusehen, dass sie deren ungewöhnliches Auftreten einfach übersah. "Im Palast gab es nichts Interessantes zu tun und ich musste einfach wieder Lina begleiten um neuen Schurken das Handwerk zu legen. Und Zelgadis müssen wir schließlich auch noch helfen."

"Ja, ja, herzlichen Dank auch", murrte Zelgadis und fuhr an Filia gewandt fort. "Glaub bloß nicht, dass ich auch freiwillig hier bin. Wir sind uns nur zufällig wieder über den Weg gelaufen und seitdem wurde ich mitgeschleift."

"Du kannst gern wieder verschwinden, wenn wir dich so nerven", sagte Lina erbost und sah nun wiederum Zelgadis finster an, den das nicht im Geringsten störte.

"Aber Lina, wir können Zelgadis doch nicht im Stich lassen", sagte Amelia entrüstet.

"Wenn ihm das lieber ist."

"Jetzt fängt diese Diskussion schon wieder an", stöhnte Zelgadis.

Filia lächelte leicht.

"Was ist eigentlich mit Valgaav?" fragte Lina plötzlich, die sich nicht ablenken lassen wollte, und würgte damit eine neuaufkommende Gerechtigkeitstirade von Seiten Amelias ab. "Kümmerst du dich etwa nicht mehr um ihn?"

"Ich... ach wisst ihr, er ist ja sowieso noch ein Ei und bei Jiras und Grabos ist er genauso gut aufgehoben, wie bei mir", sagte Filia und wurde leicht rot, während sie schuldbewusst daran dachte, dass sie im letzten Monat so gut wie gar keinen Gedanken mehr an die Drei verschwendet hatte.

Lina sah sie misstrauisch an. "Aha. Und du willst jetzt also doch lieber weiter durch die Gegend ziehen, als einen geordneten Töpferladen hochzuziehen, wie du es geplant hattest? Und hast es sogar geschafft uns hier ausfindig zu machen?"

"Ja, euch zu finden war noch nie besonders schwer. Man muss einfach nur der Spur verwüsteter Gaststätten folgen", erwiderte Filia ungerührt.

"Wo hast du dieses bemerkenswerte Haustier her?" fragte Zelgadis plötzlich, der Linas Misstrauen bemerkt hatte und Filia nun ebenfalls genauer in Augenschein nahm. "Das ist kein Hund, das ist ein Wolf."

Amelia zuckte erschrocken zurück.

"Ich hab ihn halb verhungert auf der Straße gefunden. Nachdem ich ihn geheilt hatte, ist er mir einfach gefolgt, keine Ahnung warum. Aber er ist sehr lieb und zahm." Filia war klar, dass ihr diese Geschichte höchstens Gourry und Amelia, welche schon kleine Sternchen in den Augen hatte, abkauften, aber sie war so oder so schon unglaubwürdig und solange sie nur mit der Gruppe weiterreisen konnte, war ihr das auch ziemlich egal geworden.

Leider schien sie sich mit jedem Satz nur noch tiefer in die Sache reinzureiten. Lina und Zelgadis sahen so aus, als wollten sie sie mit ihren Blicken regelrecht durchbohren. Nervös knetete Filia ihre Hände.

'Bitte, lass es mich nicht vermasseln! Ich kann doch Zeras nicht erzählen, dass ich ihrem Auftrag nicht Folge leisten kann...'

"Lieb und zahm?" fragte Lina skeptisch "Filia, jetzt mal ehrlich..."

"Geht es dir nicht gut, Filia?" meldete sich mit einem Mal Gourry zu Wort, sodass sich alle Köpfe zu ihm umwanden. Er hatte noch gar nichts gesagt, sondern nur nachdenklich auf Filia geblickt, die auch für ihn völlig anders aussah.

Freundlich blickte er sie an "Du siehst viel blasser aus als früher. Ist irgendwas passiert?"

Filia starrte ihn an. Die Frage traf sie völlig unvorbereitet und sie spürte plötzlich entsetzt, wie ihr ein dicker Kloß im Hals aufstieg. Hastig versuchte sie sich am weinen zu hindern und sah angespannt auf die Tischplatte, als wäre sie das interessanteste auf der Welt.

Die anderen waren still geworden.

"Also gut!" sagte Lina plötzlich laut und stieß enthusiastisch eine Faust in die Luft. "Willkommen zurück im Team Filia, morgen legen wir gleich wieder richtig los! Aber jetzt bin ich müde, also, gute Nacht allerseits!" Bestimmt schritt sie den Weg zu den Zimmern entlang.

Die Gruppe blickte ihr verdutzt nach, dann zuckte Zelgadis mit den Achseln, trank seinen Kaffee aus und verabschiedete sich ebenfalls. Amelia sah auf Filia, die immer noch mit sich kämpfen musste, um nicht die Fassung zu verlieren.

"Filia..." begann sie sanft.

"Nun, ich... ich werde dann auch mal gehen. Es war eine anstrengende Reise, wisst ihr...", zittrig erhob Filia sich und floh erleichtert und verzweifelt zugleich von dem Tisch.
 

***
 

Zelgadis fing Lina auf dem Flur ab und schob sie in sein Zimmer. Umsichtig versicherte er sich, dass sie nicht abgehört wurden, dann drehte er sich um, lehnte sich mit verschränkten Armen an die Tür und sah sie ernst an.

"Diese ganze Sache ist so faul, dass sie bis nach Sairaag stinkt", sagte er bestimmt.

"Das musst du mir nicht erzählen", erwiderte Lina finster. "Mir war schon von dem Moment an, da Filia vor uns aufgetaucht ist, klar, dass da was nicht stimmt. Zel, sie sieht ja völlig fertig aus!"

Lina rieb sich genervt den Kopf. Sie war aufgewühlt.

"Tut mir leid", sagte Zelgadis vorsichtig. Im Grunde war er fast genauso verwirrt wie Lina, aber es würde ganz bestimmt nichts bringen, wenn er sich das auch noch anmerken ließe. "Aber das ist einfach so seltsam. Filia verheimlicht uns etwas, sie hat einen Grund, warum sie uns gesucht hat und sie will ihn uns nicht sagen."

"Gesucht und gefunden. Wie hat sie das überhaupt geschafft? Wir sind doch nicht in einer großen Stadt, in der das irgendwie wahrscheinlich wäre, sondern in diesem nichtssagenden Kaff."

"Das wundert mich jetzt nicht, schließlich ist sie eine Ryuzoku", sagte Zelgadis und durchquerte nachdenklich das Zimmer. "Und verschreckte Gastwirte nach uns zu befragen, könnte wirklich kein so schlechter Weg sein, um dich zu finden..."

"Zel..."

"Lina, da seid ihr ja!"

Die Tür schwang auf und Amelia schritt mit Gourry im Schlepptau in den Raum. Sie wandte sich besorgt an Zelgadis. "Redet ihr über Filia?"

"Exakt", sagte dieser und lief gehetzt an ihr vorbei. "Macht gefälligst die Tür zu, sonst hören sie oder ihre liebliche Begleitung uns noch."

"Glaubst du wirklich, dass es ein Wolf ist?" fragte Amelia besorgt.

"Allerdings", sagte Zelgadis düster. "Das ist nie und nimmer ein normales Tier. Habt ihr seine Augen gesehen? Die haben geleuchtet wie Kerzen und sie waren viel zu klug. Ich wette, der versteht jedes Wort, dass wir reden."

"Um das zu groß geratene Wollknäuel mach ich mir keine sorgen, aber was Filia vorhat möchte ich wissen", mischte sich Lina energisch ein "Warum ist sie hier? Will sie uns vielleicht für irgendwas benutzen?"

"Ach Quatsch, Filia ist doch nicht Xellos", sagte Amelia entrüstet.

"Außerdem hätte sie dann doch irgendwas in der Richtung sagen müssen", warf Zelgadis nachdenklich ein. "Nein, aber warum will sie uns dann nicht sagen, warum sie hier ist. Ob irgendwas passiert ist, in das sie uns nicht mit reinziehen will?"

"Ja, genau, vielleicht will sie uns nur schützen", sagte Amelia erleichtert.

"Ja klar, sie will uns nicht in Gefahr bringen, sucht uns aber ohne jeden Grund auf. Unheimlich logisch." Sagte Lina sarkastisch.

"Vielleicht..." sagte Zelgadis nachdenklich "vielleicht liegt es gar nicht an ihr. Vielleicht hat ihr jemand gesagt, dass sie uns von etwas bestimmten nicht erzählen soll."

"Das wäre möglich, aber es erklärt trotzdem nicht warum sie hier ist."

Zel seufzte. "Tja, ich habe keine Ahnung. Ich meine, alles was wir wissen ist, dass Filia in unsere Nähe wollte ohne uns den Grund zu nennen, dass sie aussieht, als hätte ihr jemand übel mitgespielt und dass sie obendrein noch von so einem komischen Wolf begleitet wird. Also, was sollen wir tun?"

"Wieso tun?" fragte Gourry verwirrt. "Wollten wir nicht weiter nach einem Heilmittel für Zel suchen?"

"Er meint was wir wegen Filia tun sollen, Idiot", fauchte Lina gereizt. "Aber ich fürchte die Antwort ist einfach. Erst einmal gar nichts."

Die anderen sahen sie verblüfft an. Sie waren es eher gewohnt, dass Lina sofortige Pläne, um etwas in die Luft zu jagen, bekannt gab. Doch sie verschränkte nur die Arme vor der Brust, als ob ihr kalt wäre und sah besorgt in die Runde.

"Ich weiß nicht weswegen, Filia hier ist, aber was ich weiß ist, dass es ihr schlecht geht. Sie sieht schrecklich fertig aus. Wir können sie jetzt nicht im Stich lassen, egal was für eine Gefahr wir damit heraufbeschwören. Also werden wir einfach mit ihr weiterreisen und uns um sie kümmern und währenddessen versuchen von ihr zu erfahren, weswegen sie wirklich hier ist."

"Lina, das ist wirklich eine gute Idee", sagte Amelia fröhlich.

"Du hast wohl recht, sie braucht wirklich unsere Hilfe", sagte Zelgadis resigniert.

"Also bleibt doch alles beim alten und Filia reist jetzt mit uns weiter", stellte Gourry fest und war froh darüber, dass er das Wichtigste wohl mitbekommen hatte.

"Ja so sieht es aus", sagte Lina müde und wandte sich zum gehen. "Gut, jetzt wo das geklärt ist lasst uns schlafen gehen. Ich habe das Gefühl, dass wir die Ruhe noch gut gebrauchen können."



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2006-02-09T11:55:37+00:00 09.02.2006 12:55
Also erstmal ein großes Kompliment, dass du bis hierhin mit wenig Kommentaren bis hierhin durchgehalten hast!
Aber von jetzt ab gehöre ich zu den Anhängern deiner Geschichte.

Ich fand die Stelle amüsant, wo sie ihre Keule neu ausprobiert hatte. Dass sie jetzt zusammen mit Lina & Co. reisen sollte, macht die Sache spannender. Vielleicht reagieren sie ein bisschen zu misstrauisch, aber nun bin ich gespannt darauf, wie es weitergeht.

Im Klartext: Immer schön fleißig weiterschrieben...
deine Akari^^
Von: abgemeldet
2006-02-06T14:16:36+00:00 06.02.2006 15:16
Hey, ich als absoluter F/X-Fanatikerin habe dieses FF noch NICHT bemerkt??? *sich selbst schlägt*

Habe zwar im Moment keine Zeit, aber ich werde sicher demnächst ein Haufen Kommis hinterlassen;)
Von: abgemeldet
2006-02-04T22:33:08+00:00 04.02.2006 23:33
Jey! Ich will jetzt auch mal was zu deiner genialen(!!) ff was sagen! (joah ich schreib einen kommi, kanns selbst kaum fassen)
Da ich grad eh auf einem Slayers-trip bin, musst ich natürlich dieses Meisterwerk auch mal lesen. Und ich war begeistert! Nicht nur, dass du alles so schön beschreibst, man kann sich auch richtig vorstellen, wie der jeweilige Charakter handelt. Nicht so wie bei manch anderer Fanfiction bei der ich dann an meinem Pc sitze und dauernd sage: "Jaaah. Bestimmt..." (Ich rede grundsätzlich mit meinem Computer... ich denke, ich bin eigenartig...)
Ich muss sagen, dass ich fast ausschließlich mit einem Dauergrinsen im Gesicht deine Story in mich aufgesogen habe. Eigentlich ist es ja nich soo lustig, aber ich weiß nicht... manche Stätze fand ich zum Brüllen komisch... z.B >Er war gespannt, wie sein ,Experiment' gediehen war und hoffte Filia noch in einem Stück vorzufinden.< Es ist wirklich nicht besonders komisch, darüber zu rätseln, ob jemand noch an einem Stück vorhanden ist, aber..... doch... irgendwie schon... bei Xellos zumindestens... (Sagte ich schon, dass ich eigenartig bin?)
Ein weiterer psitiver Aspekt: die Geschichte ist NICHT auf Englisch! Das heißt, ich brauche nicht das dicke Wörterbuch zu benutzen, das auf meinem Schreibtisch rumliegt, seit ich nach ein paar interressanten Ficts suche. Zu meinem Leitwesen sind die meisten Slayers ffs auf Englisch. (Irgendwie nich so wunderlich) Argh! Was schreib ich eigentlich wieder?! Das interessiert doch niemanden!
Weiter im Text. Die Idee ist super, dein Schreibstil wirklich großartig und alles in allem eine riesige Freude zu lesen. Sagte ich schon, dass es genial ist?
Mal also schön schnell weiter! (denk dir noch ein 'bitte' dazu) Wir wollen meeehr! Wenn ich das mal so sagen darf...
Bis zum nächsten mal! *knuffz*
das Leser, das einen Kommi schrieb(!!)


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