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Black Rain

von

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Uni?

«Da ist Toshiya» durchfuhr es Shinya. Er hatte entgegen seiner Gewohnheit in der vorletzten Reihe des Hörsaals ganz am Rand Platz genommen. Er saß extra so, dass er den Eingang gut beobachten konnte. Da stand Toshiya und blickte sich suchend um. Den Kimono ihrer letzten Begegnung hatte er gegen lässige schwarze Baggys, an der Ketten baumelten und einen weiten weißen Pulli mit dem Schriftzug einer Sportfirma eingetauscht.

Die Haare standen wieder wirr in alle Richtungen gegelt von seinem Kopf ab.
 

«Er sieht so gut aus...» Shinya musste sich wegdrehen, da im das Blut schon wieder in den Kopf stieg. "Da bist du ja schon. Rutscht du für mich einen weiter?" Toshiya ließ sich auf den Platz neben Shinya fallen. "Bist du vorgestern noch ohne größere Gefrierbeulen heimgekommen?" er warf Shinya ein entwaffnendes Lächeln zu. "Eh eeh, ja!" stotterte dieser, von Toshiyas Lächeln völlig geblendet.
 

Nach einer Kurzen Überlegung meinte Toshiya: "Magst du nach der Vorlesung mit zu mir kommen? Oder hast du schon was anderes vor?" "Nein, eigentlich... äh nicht..." überrascht schaute Shinya den Anderen an. "Heißt das, du kommst mit? Super, ich hab' gestern Ohagi* gemacht, die musst du unbedingt probieren!"
 

Shinya kam nicht mehr zu einer Antwort, denn die Vorlesung hatte begonnen und die Studenten begannen eifrig mitzuschreiben. Aber statt zuzuhören begannen seine Gedanken zu wirbeln. Ohne es zu merken, begann er, auf seinem Block Blümchen zu malen. Toshiya, dem dies nicht entgangen war, begann zu grinsen.
 

«Warum lädt er mich einfach so zu sich ein? Und er hat sich extra zu mir gesetzt... Und er kann kochen? Oh nein... da ist es wieder, dieses Kribbeln... Shinya!!! Hör auf, dich da jetzt reinzusteigern und konzentrier dich, Donnerwetter noch einmal... Ich benehme mich ja schon wie ein kleines Kind, dem man einen Lutscher vor die Nase hält... Stopp... du wirst dich jetzt zusammenreißen und konzentrieren...»
 

Shinya riss sich mühsam aus seinen Gedanken und wollte ansetzten, endlich auch mit zu schreiben, als er bemerkte, das sein Block mit lauter Kritzeleien verziert war. «Hoffentlich hat Toshiya das nicht bemerkt... ich benehme mich wirklich wie ein kleines Kind...» Vorsichtig schielte er zu diesem hinüber. Dieser saß gedankenverloren auf seinem Platz und kaute an seinem Kugelschreiber herum. Ihn beschäftigten ähnliche Gedanken.
 

«Warum hab' ich ihn eingeladen, mit zu mir zu kommen? Ich hab ihm ja nicht mal eine Wahl gelassen... Scheiße, was bin ich nur für ein Idiot... es ist bestimmt keine gute Idee, den Kleinen so zu überfallen... er hat bestimmt seine Gründe, dass er neulich bei uns im Tempel aufgetaucht ist... er sah so schrecklich fertig aus... ich sollte mal vorsichtig nachhaken... Toshimasa, reiß dich endlich zusammen, es geht dich nichts an...»
 

Erstaunt blickte Shinya auf den Zettel, den Toshiya ihm in den Block schob. <Sag mal, was machen deine Schlagzeugkünste? Kannst du schon was spielen?>

<Es geht so... meine Koordination hat sich in den letzten Tagen leicht gebessert>

<Genauer gesagt hast du nichts anderes getan, als den ganzen Tag zu üben? Treffer?>

<Ja, da könntest du Recht haben> Shinya fühlte sich durchschaut. Aber zum ersten Mal machte es ihm nichts aus. Das seltsame Kribbeln stieg wieder in ihm auf.
 

<Lust dass wir mal was zusammen spielen?> Shinya hob den Kopf und blickte den Anderen fragend an. Toshiya setzte wieder sein entwaffnendes Lächeln auf. <Naja, ich spiele nebenbei ein bisschen Bass> schrieb er auf den Zettel. Shinya nickte. < Okay, darf ich dann diese Woche mal bei dir vorbei schauen? Mit den Drums könnte es etwas umständlich werden, zu mir zu kommen, mmh?> Ein zartes Lächeln huschte über Shinyas Gesicht. Dann würde er, sobald er heute von Toshiya zurückkam wieder die ganze Nacht üben.
 

"Ich muss mich nur schnell umziehen und die Ohagi holen gehen. Gehst du schon mal vor und machst Tee?" Ohne Shinyas Antwort abzuwarten lief er in Richtung Wohnhaus.

Nach der Vorlesung waren sie gleich mit der U-Bahn zu Toshiya gefahren. Eigentlich hätte Shinya noch eine Physik - Vorlesung über sich ergehen lassen müssen und auch Toshiya hatte Informatik in den Wind geschlagen.
 

«Mmh, wie komm' ich da jetzt unfallfrei hoch?» Shinya stand wieder vor der Veranda die ihn von der kleinen Tür an der Rückseite des Tempels trennte. Dieses Mal war kein Toshiya da, der ihn auffangen könnte. Er stützte die Hände auf das blank polierte Holz und begann sich hochzustemmen, als er plötzlich zwei starke Hände an seiner Hüfte spürte, die ihn nach oben hoben.
 

Erschrocken drehte er sich um. Lächelnd stand Toshiya hinter ihm, wieder in dem Kimono, den er schon kannte. "Ich glaube, du musst noch ein bisschen üben, was?" Shinya spürte sein Herz bis zum Hals klopfen und er lief wieder rot an. "Mach dir nichts draus. Ich mach das schon, so lange ich denken kann. Und seit ich ein bisschen gewachsen bin, geht es ganz schnell."
 

Mit einem einzigen Schwung saß Toshiya neben ihm. Er stand auf und hielt Shinya die Hand hin. "Na komm." Shinya zog sich an der warmen Hand nach oben. Toshiya hob den Teller mit den Reisbällchen auf und schob die kleine Tür auf. Shinya folgte ihm.
 

Wieder war es warm in dem kleinen Raum und das kleine Feuer brannte immer noch in der Mitte. "Du, Toshiya, was ist das eigentlich für ein Raum?" Toshiya schaute Shinya mit einem undeutbaren Blick in die Augen "Eigentlich ein Meditationsraum. Aber weißt du, ich nutze ihn für mich, wenn ich meine Ruhe haben will und ein bisschen Abstand von der Welt brauche." Er seufzte. "Hier kommt sonst keiner her." fügte er noch hinzu.

Shinya lächelte nachdenklich. Ja, das konnte er verstehen. Nur, dass er immer spazieren gegangen war, zusammen mit Miko, wenn er alleine sein wollte.
 

"Hier magst du?" Toshiya hielt den Teller vor Shinya hin. "Ja, gerne" Shinya nahm ein Ohagi und biss hinein. "Die sind gut... aber warum, äh..." "... Ich kochen kann?" beendete der andere den Satz. "Naja, weißt du, meine Mutter war vor einiger Zeit mal sehr krank und wenn ich etwas Warmes zu Essen haben wollte, musste ich es mir selbst machen. Mein Vater war zu beschäftigt und mein Bruder schlichtweg zu bequem. Also hab ich mir Mamas großes Kochbuch geschnappt und drauf los probiert. Und das ist dabei herausgekommen."
 

Schweigend verspeisten die beiden gemeinsam die Reisbällchen. Shinya musterte Toshiya aus dem Augenwinkel. Der Andere saß mit nachdenklichem Gesichtsausdruck neben ihm. Auch wenn Shinya sonst kein allzu großer Verfechter von Tradition und Religion war, musste er doch feststellen, dass Toshiya auch in einem Kimono extrem gut aussah.
 

"Du siehst aus, als wolltest du mich etwas fragen" bemerkte Toshiya, dem Shinyas Blicke nicht entgangen waren. "Wunderst du dich, dass ich schon wieder in diesem Aufzug hier herumlaufe?" Shinya nickte und wunderte sich erneut, dass der Toshiya seine Gedanken immer auf den Punkt genau erfassen konnte.
 

"Naja, ich hab dir doch erzählt, dass Papa mir dafür mehr Taschengeld gibt, dass ich einen auf Mönch mache. Also das heißt, dass ich solange ich mich auf dem Schreingelände bewege, diese Klamotten anhaben muss. Im Haus ist das natürlich etwas anderes. Aber so unbequem wie die Klamotten aussehen, sind sie gar nicht und ich hab mich dran gewöhnt..."
 

"Aber kann ich dich mal was fragen? Warum warst du neulich so down? Du schienst geweint zu haben..." Shinya senkte bei Toshiyas Frage den Kopf, als er merkte, dass ihm das Wasser schon wieder in die Augen stieg. Er schämte sich, dass man ihm so deutlich angesehen hatte, dass er am Boden zerstört war. Er schämte sich, dass er die Trauer um Rika und sein Heimweh nicht knallhart nehmen konnte, so wie es doch von Männern erwartet wurde. Er wollte andere Menschen nicht mit seinen Problemen und Gefühlen belästigen.
 

"Hey, du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst oder kannst. Es tut mir leid, dass ich da womöglich wieder was aufgerissen hab." Toshiya nahm den Jüngeren, der seine Tränen nun nicht mehr zurückhalten konnte in den Arm und zog seinen Oberkörper sanft auf seinen Schoss. Shinya umklammerte Toshiyas Knie, als würden ihn diese vor dem Ertrinken bewahren. Toshiya begann beruhigend über Shinyas Nacken zu streicheln. Er tat ihm leid. Da schleppte er ein Problem mit sich herum und das schien ihn kaputt zu machen. Wenn er ihm doch nur helfen könnte.
 

Langsam ließ das Schluchzen nach. Shinya richtete sich langsam wieder auf und sah Toshiya mit seinen feuchten Augen an. "Es tut mir leid" flüsterte er. "Ich wollte dich nicht belästigen." Toshiya hob die Hand und strich sanft die Tränen aus Shinyas Gesicht. "Schon gut, du belästigst mich doch nicht. Weißt du, wenn du mal jemanden zum Reden brauchst, ich bin für dich da, ja?" er zog Shinya noch einmal kurz in seine Arme. "Danke" kam es leise geflüstert zurück.
 

<Piep piep, Piep piep> das Piepsen von Shinyas Handy ließ beide erschreckt zusammenfahren. Shinya löste sich vorsichtig aus Toshiyas Umarmung und begann in seinem Rucksack nach seinem Handy zu kramen.
 

Auch Toshiya begann in den Falten seines Kimono zu graben, als er den Vibrationsalarm spürte. "Du Toshiya, ich muss los glaube ich..." sagte Shinya, als er die SMS gelesen hatte. Sie war von Kaoru, der ihn fragte, ob er mit ihm und den Anderen in der kleinen Kneipe etwas trinken kommen würde. Da er ihn schon das letzte Mal so versetzt hatte, konnte er es unmöglich schon wieder tun.
 

"Ich auch" lächelte Toshiya, als er seine SMS gelesen hatte. "Aber warte mal, gibst du mir noch deine Adresse? Dann komm' ich bei dir vorbei und wir spielen zusammen, ja?" Shinya nickte und nannte sie ihm. Dann verbeugte er sich kurz zum Abschied und schob die kleine Tür auf und beeilte sich zu Kaoru und den Anderen zu kommen.
 

Toshiya nahm den Teller als sein Blick auf den Rucksack fiel, den Shinya wohl in der Eile hatte liegen lassen. Er würde ihn ihm dann eben nachher noch vorbeibringen müssen, denn er enthielt auch Shinyas Geldbeutel. «naja, macht ja nichts...» Er machte sich auf dem Weg ins Haus um sich umzuziehen.
 

Anmerkungen:
 

Ohagi: Süßigkeit aus Reis (innen Reis, außen Mus aus süßen roten Bohnen)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-07-12T11:49:42+00:00 12.07.2005 13:49
Oooooohhhhh Totchi ist so süß zu shinshin... ich liebe das fic einfach! schnell weiterschreiben!(tust du ja auch..^^)
liebe grüße


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