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Black Rain

von

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Ketchup

«Itai» mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete sich Shinya auf und rieb sich den schmerzenden Nacken. «Wo bin ich überhaupt?» Verwirrt blickte er um sich. Er saß im Wohnzimmer auf dem Fußboden, neben seinem Drumset, an das er die ganze Nacht gelehnt geschlafen hatte.

Als sein Blick auf die Uhr fiel entschlüpfte ihm ein Seufzer, denn er hatte soeben seinen ,immer-pünktlich-anwesend'-Rekord gründlich ruiniert.

Die Vorlesung begann zwar erst in zehn Minuten, aber hatte weder gefrühstückt noch hatte er geduscht. Letzteres war nach dem vergangenen Abend allerdings dringend nötig, erfühlte sich, als hätte man ihn am ganzen Körper mit Klebstoff eingerieben.
 

Benommen torkelte er unter die Dusche, stellte das Wasser auf ,heiß' und ließ es über seine schmerzenden Glieder laufen.

Rot wie ein Krebs langte er in die Obstschale, griff nach seinem Schlüsselbund und seinem Rucksack, warf die Tür hinter sich zu und hetzte zur Uni.
 

Auf den Gängen war alles wie ausgestorben, die Vorlesungen liefen seit zehn Minuten. Shinya bemühte sich, leise, und vor allem ungesehen, in den Hörsaal zu kommen.
 

"Hey sie! Haben sie nichts Besseres zu tun als hier herumzuschleichen?" Shinya zuckte unwillkürlich zusammen, als er die wütende Stimme des Professors vernahm. «Iwamoto-sensei...ausgerechnet der...» "Und was soll das, dass sie hier mit Tomaten aufkreuzen? Wollen sie mich jetzt auch noch bewerfen dafür dass sie schon zu spät kommen? Zu viele Actionfilme gesehen, hä?" spöttelte der Andere weiter.
 

Shinya blickte ihn zuerst erstaunt und dann entsetzt seine Hand an.

Sie enthielt tatsächlich eine große rote Tomate. Beschämt senkte er den Kopf nachdem nun alle im Saal auf ihn blickten. Hochrot im Gesicht schob er sich auf einen Platz in der letzten Reihe und versuchte die schmunzelnden Blicke seiner Mitstudenten zu ignorieren.
 

Da hatte er in seiner Eile wirklich danebengegriffen. Er verfluchte seine eigene Verplantheit. Warum hatte er in der Vorfreude auf das Drumset nur die Tomaten in die Obstschale gelegt, anstatt in den Kühlschrank wo sie eigentlich hingehörten.
 

Und warum musste es ausgerechnet bei Iwamoto-sensei passieren? «Der hat mich doch sowieso schon auf dem Kieker, seit ich ihn in der einen Vorlesung letzte Woche korrigiert habe.»
 

Genauer gesagt hatte Shinya ihn unwissentlich vor seinen Studenten zutiefst blamiert, als er ihn verbessert hatte, dass nicht Newton sondern Einstein der Urheber der Relativitätstheorie war. Eigentlich ein bloßer Versprecher des Professors. Und auf die Frage hin, was Hiroshima mit Einstein zu tun hat, hatte Shinya eine halbe Vorlesung aus seiner Antwort gemacht.
 

Er hatte es nicht aus reinem Spaß an der Besserwisserei getan, es war für ihn nur eine Gelegenheit, einen Teil des angesammelten Wissens anzuwenden. Aber dass das dem Professor zuwider sein könnte, daran hatte Shinya nicht einmal gedacht.
 

Von diesem Vorfall ab hatte Iwamoto-sensei das ,hyperschlaue Küken' stets argwöhnisch beäugt. Ihm war nicht entgangen, dass er es hier nicht mit einem gewöhnlichen Studenten zu tun hatte. Aber mit den Sticheleien verschaffte er sich Luft.
 

Shinya unterdrückte ein Gähnen. Die Nacht an den Drums hatte ihn wirklich geschlaucht und die Vorlesung verdiente in seinen Augen das Prädikat ,kindergartenpädagogisch besonders wertvoll'.
 

Langsam begann er wegzudämmern und seine Gedanken begannen zu kreisen. Von Rika zu Toshiya und zurück. Einbeständiger Wechsel zwischen tiefer Niedergeschlagenheit und einer Aufregung die er sich selbst nicht erklären konnte.
 

"Willst du mich vielleicht mal durchlassen?" Shinya schreckte zusammen. "Hai... dozo." Die Vorlesung war endlich zu Ende.
 

Mit schleppenden Schritten wanderte er in Richtung Keller der Fakultät in dem sich das Labor für die Physikversuche befand. Er hatte nicht wirklich Lust dazu, jetzt irgendwelche Versuche zu machen, Daten auszuwerten. Die Ergebnisse kannte er auch ohne praktische Übungen. Aber was blieb ihm anderes übrig wenn er endlich im Hauptstudium ankommen wollte in dem er endlich etwas lernen würde.
 

<Krach, polter, schepper> Die Versuchsanordnung brach unter seinen Händen auseinander. Was genau er da nach der Anleitung zusammengebaut hatte und wofür das gut sein sollte wusste er nicht weil er immer noch an Rika dachte - und an Toshiya.
 

Wie gut das die anderen ihm so wenig Beachtung schenkten. "Was ist nur mit mir los?" murmelte Shinya, während er sich daran machte das Chaos wieder zu beseitigen.
 

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<Kommst du nachher mit ins Look? Das ist die kleine Kneipe an der Ecke vom Block. Ich stell dir dann die anderen mal vor. Treffen uns um 20 Uhr. Gruß Kaoru> zufrieden schickte Kaoru die SMS an Shinya ab.
 

Shinya saß auf seinem Sofa, eingehüllt in eine Decke und starrte aus dem Fenster. Zuvor hatte er wie irr auf die Drums eingedroschen um die düsteren Gedanken an Rika zu verdrängen, die ihrerseits die angenehme Aufregung über Toshiya verdrängt hatten.
 

«Rika...» wäre sie jetzt hier, hätte sie ihn in den Arm nehmen können. Sie hätte ihn getröstet, ihm gesagt, er solle es nicht so ernst nehmen. Und die Tomate - die hätte er ruhig werfen sollen um dem Professor ein für alle Mal die dummen Sprüche auszutreiben. Und die Panne beim Versuch - alles nicht der Rede wert. Ein bisschen Krach hatte noch keinem Physiker geschadet. So hätte sie ihn wieder aufgebaut.
 

«Rika...» Shinyas Augen begannen wieder zu brennen und er versuchte krampfhaft die Tränen zu unterdrücken.
 

<Piep piep - Piep piep>. Das laute Geräusch seines Handys zerriss die Stille. Shinya drehte sich langsam um und angelte danach. «Von Kaoru. Auch das noch. In weniger als zwei Stunden. Ausgerechnet heute...»
 

Lust mitzugehen hatte er nach diesem verpatzten Tag nicht wirklich, aber was blieb ihm anderes übrig? Kaoru würde sich sonst Sorgen machen.
 

Aber Shinya wollte niemanden sehen. Nicht heute. Und morgen schon gar nicht. Er wollte allein sein.
 

Mit einer Hand wischte er sich die Tränen ab, die jetzt über die Wangen kullerten. Aber es nützte nichts, stattdessen kamen immer mehr.

Erschöpft schlief er schließlich ein.
 

<Ding dong> Shinya fuhr erschreckt hoch. «Wer ist denn das jetzt?» Er schaute nach oben zur Uhr. Es war kurz nach neun.
 

"Shinya! Ich weiß das du da bist, also mach schon auf!" Kaorus Stimme schallte über den Gang. «Kaoru» Shinya tappte zur Tür und öffnete. Wider Erwarten stand nicht nur Kaoru in der Tür, sondern auch die beiden Anderen, die Shinya schon aus dem Bistro kannte, lehnten sich in den Türrahmen. Der kleine blonde Kyo und Die mit der unverkennbaren roten Wuschelmähne.
 

Kaoru balancierte einige aufeinander gestapelte Pappschachteln auf seinem Arm.

"Hi Shin! Dürfen wir reinkommen?" und im gleichen Atemzug: "Pfoten weg Kyo! Willst du, dass der ganze Turm hier einkracht?"
 

Shinya nickte und öffnete die Tür ein Stück weiter und die Anderen schoben sich an ihm vorbei.

Kaoru wanderte direkt in die Küche und Shinya, der ihm folgte, bemerkte, dass die Schachteln einen köstlichen Duft verströmten. Die und Kyo ließen sich währenddessen im Wohnzimmer auf die Couch fallen.
 

Hey Shin. Eigentlich wollten wir uns vor einer Woche im Bistro treffen. Aber dein Chef hat mir gesagt, dass du abgesagt hättest. Was ist denn los?" Shinya senkte den Kopf "Nichts" murmelte er leise. Kaoru verstand.
 

"Naja, jedenfalls hab ich mir deine Handynummer geben lassen. Aber ich hatte mir schon fast gedacht, dass du heute nicht kommen würdest. Also hab ich mir die anderen beiden und was zu Essen geschnappt and here we are."
 

Kaoru packte vorsichtig die Kartons aus, die Plastikschälchen mit dampfenden Nudeln und verschiedene Soßen enthielten. «Irgendwie bringt er jedes Mal was zu Essen mit... ich sollte ihn vielleicht auch mal einladen.»
 

Kaoru stellte die Schalen auf ein Tablett das Shinya ihm reichte und balancierte es in Richtung Wohnzimmer, während Shinya ihm mit Gläsern und Limoflaschen folgte.

"Mmmmmh!" kam es gleichzeitig von Kyo und Die und sofort machten sich die beiden über das Essen her.
 

"Geier..." brummte Kaoru "ach ja, Shin, das sind übrigens Die und Kyo. Kyo, Die das bedauernswerte Opfer eurer überaus vortrefflichen Manieren ist Shinya." fügte er ironisch grinsend hinzu.

"N'Abend" schmatzte Die lachend, während es Kyo vorzog, sich lieber seinem Essen zu widmen. Über Shinyas vom Weinen immer noch leicht gerötetes huschte ein hauchdünnes schüchternes Lächeln und Kaoru atmete erleichtert auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2005-07-08T15:08:58+00:00 08.07.2005 17:08
sugoi^^
die is cool...
schnell weiter schreiben hai^^ *ansporn*
baibai

p.s. kannste mich vielleicht benachrichtigen wenn das nächste kapi on is?
wär lieb XD


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