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Das fünfte Schuljahr - Part 1

Hogwarts
von

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Duell der Giganten

Harry Potter

Das fünfte Schuljahr
 

Part 1: Hogwarts
 

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chapter 10: Duell der Giganten
 

Die schreckliche Stunde bei Professor Spruce war schnell vergessen, als sie gutgelaunt bei Hagrid in der Hütte saßen und Tee tranken. Ein flackerndes Feuer brannte im Kamin und erwärmte die müden Knochen.
 

Fang, der langsam in die Jahre kam, lag faul vor Hagrids Füßen und döste vor sich hin. Ab und zu konnte man ein leises Schnarchen vernehmen.
 

Hagrid, versunken in einem großen Sessel, lachte laut auf, als Ron ihm von einem der Streiche seiner Brüder erzählte.
 

" ... und dann hat meine Mutter ihnen lebenslänglich Hausarrest aufgebrummt. Naja, sie hat es mittlerweile schon wieder dezimiert. Jetzt gilt es nur noch bis zu ihrem Schulabschluss."
 

Hagrid kämpfte sich aus den Tiefen seines Stuhls und beugte sich zu einer Schüssel Kekse vor. Genüsslich stopfte er sich einen in den Rachen und begann krachend darauf herumzubeißen, dass Harry schon befürchtete, seine Zähne könnten abbrechen.
 

"Auch einen", nuschelte er mit vollem Mund und hielt den anderen die Schüssel unter die Nase. Hermine schüttelte schnell den Kopf. Ron wedelte dankend mit den Händen, lehnte jedoch auch ab. Hagrids große Kulleraugen trafen Harrys. "Aber du möchtest doch sicher einen, Harry." Harry schluckte und nickte tapfer. Hagrid strahlte. Vorsichtig langte er in die Keksdose und zog sich einen besonders kleinen heraus. Dann steckte er ihn todesmutig in den Mund und begann daran zu knabbern. Er war hart wie Stein und schmeckte zu allem Überfluss auch noch nach zusammengekehrter Erde. Hermine, die das Unheil schon kommen sah, verwickelte Hagrid in ein Gespräch. "Ach, Hagrid. Zeigst du mir den letzten knallrümpfigen Kröter, den du noch hast? Ich hab gehört, er soll riesig geworden sein. Das würd ich gerne sehen. Ich überlege noch, ob ich vielleicht eine Seminararbeit über ihn schreibe. Du weißt schon, wie sie leben, wie sie aufwachsen und ähm ..." Sie schaute hilfesuchend zu Ron. Er fuhr sich mit dem Finger über die Kehle.
 

"Und wie sie in der freien Wildnis zurechtkommen." Sie warf Ron einen finsteren Blick zu und drückte Hagrid, der sich über Hermines Interesse für diese "kleinen" Monster freute, aus der Tür, damit sich Harry in Ruhe des lästigen Kekses entledigen konnte.
 

Etwa eine Viertelstunde später kamen sie wieder und die Drei verabschiedeten sich.
 

"Ich hab jetzt was bei dir gut, Harry", meinte Hermine seufzend, als sie auf dm Weg zum Schloss waren. "Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich diese Viecher hasse. Hagrid in allen Ehren, aber das er sich dieses Monstrum als Haustier hält..." Sie klopfte sich den Staub aus dem Umhang und betrachtete eine angesengte Ecke. "Das Vieh hätte mich am liebsten geröstet."
 

Sie hatten das große Portal erreicht und stiegen die mächtige Marmortreppe empor, als ihnen Jinathan entgegen kam. "Du." Er zeigte auf Harry. "Mitkommen!"
 

"Wohin", fragten die drei Freunde wie aus einem Munde.
 

"Zu dem bärtigen Oberguru", antwortete der Neue lässig.
 

Ron sprang zornig drei Stufen empor, um sich den Neuen zu schnappen, doch Hermine packte ihn am Umhang und zog ihn zurück.
 

"Kriegsrat", befahl sie und die drei zogen einen Kreis und steckten ihre Köpfe in die Mitte. "Der hat Dumbledore einen Bärtigen genannt", schnappte Ron verärgert. "Der denkt wohl, er kann sich alles erlauben?"
 

"Aber es ist doch nun mal eine Tatsache, dass Dumbledore bärtig ist", beschwichtigte ihn Hermine. "Willst du ihn jetzt verteidigen?" fragte Ron beleidigt.
 

"Leute", unterbrach Harry die beiden. "Beruhigt euch mal wieder. Ich werd jetzt einfach mit ihm gehen und dann wissen wir, was los ist."
 

"Du willst mit ihm gehen? Was ist, wenn das nur ein Trick ist? Vielleicht will er dich in ein stilles Kämmerchen locken und dir dann dein Lichtlein ausknipsen", warf Ron besorgt ein. Hermine lachte. "Du hast eindeutig zu viel Fantasie, Ron. Niemand knipst hier irgendwem ein Licht aus!" Harry nickte zustimmend. "Ich glaube, sein finsterer Blick hat dir zu viel Angst eingejagt." Ron schnaubte. "Ach Unsinn. Niemand jagt mir Angst ein. Dieser Neue schon gar nicht!"
 

"Okay, dann ist ja endlich alles geklärt und wir sind genauso weit wie vorhin", meinte Harry. "Er wird mich nicht umbringen und Ron bringt ihn nicht um. Dann sind alle glücklich." Er grinste und sprang flink die letzten Stufen empor. Jinathan wandte sich sofort wortlos um und betrat das Schloss. Harry trottete brav hinterher.
 

"Ich trau dem Kerl nicht", zischelte Ron.
 


 

Dumbledore empfing die beiden vor seinem Büro. Hinter ihm schloss sich gerade die Geheimtür, die in den Turm zu seinem Zimmer hinaufführte.
 

"Ah, Harry, da bist du ja. Ich wollte noch einmal mit dir wegen dem Duellierclub sprechen." Er lotste die beiden Jungen in einen leeren Klassenraum und bat sie sich zu setzen. Jinathan ignorierte den Big Boss und blieb stehen, während Harry der Geste folgte.
 

"Ich habe beschlossen, neben dir, auch noch Jin als Helfer im Unterricht einzusetzen", erklärte der große Bärtige. "Jin?" Harry zog die Stirn in Kraus. Dumbledore deutete auf seinen Gegenüber. "Jinathan. Er wird dir und Professor Spruce zur Hand gehen."
 

Harry stöhnte. "Professor Spruce leitet den Duellierclub?" Dumbledore nickte. "Das hab ich jedenfalls gestern verkündet." Harry senkte den Blick auf seine Füße. "Ich möchte sie ja nicht kritisieren, aber haben sie den Mann schon getestet, ob er als Lehrer geeignet ist." Dumbledore schmunzelte. "Ich hab ihn nicht ausgesucht. Das war deine Hausleiterin, Professor McGonagall. Und ich vertraue ihrem Urteil." Er zwinkerte ihm zu.
 

Dann begann er ihnen zu erklären, wie sie den Unterricht gestalten sollten.
 


 

"Was hat er gewollt", fragte Ron, als Harry ihnen entgegen kam.
 

"Es ging um den Duellierclub", erzählte Angesprochener. "Ich soll mir mit Jin einen Kampf liefern und den anderen somit demonstrieren, wie man sich bei einem Duell verhalten soll."
 

Ron reagierte wie Harry zuvor. "Jin?"
 

"Der Neue. Jinathan. Jin ist eine Abkürzung. So ne Art Spitzname."
 

"Und du musst mit ihm kämpfen?" Harry nickte. "Wir beide sollen den Club leiten." Dann fügte er leise hinzu: "Zusammen mit Professor Spruce."
 

Hermine und Ron klappten die Kiefer runter. "Ich glaub mein Schwein pfeift", würgte Hermine hervor. "Du, er und der? Na halleluja."
 

"Solltest du dich einmal mit unseren lieben Professor duellieren, dann müssen wir noch ein paar todbringende Flüche nachschlagen und üben", schlug Ron vor. "Oder Amnesie. Das hat bei Lockhardt wunderbar funktioniert."
 

"Moment mal", stoppte sie Hermine. "Heißt das, wir haben zusammen mit den Slytherin Unterricht?" Harry nickte und schüttelte gleich darauf den Kopf. "Wir haben mit allen Schülern der Klassenstufen drei bis sieben zusammen Unterricht. Deshalb wird uns auch die Große Halle zur Verfügung gestellt."
 

Ron kramte in seiner Jackentasche und zog seinen zerknüllten Stundenplan, an dem er bereits seine Wut über einen gewissen Professor mit einem ausklappbarem Garderobenständer ausgelassen hatte, heraus.
 

"Wir haben morgen in der dritten und vierten Stunde Duellierclub", berichtete er.
 

Harry nickte zur Bestätigung.
 

"Das ist aber keine sehr lange Lebensspanne mehr, Harry", meinte sein Freund ernst. "Was möchtest du in deinen letzten Stunden deines Lebens noch unternehmen? Ich erfüll dir jeden Wunsch." Er grinste und Harry boxte ihn verärgert in die Seite.
 

"Du hast eine viel zu hohe Meinung von dem Kerl, nur weil er zufällig den Nachnamen eines gefürchteten Zauberers hat."
 

"Des gefürchtetesten Zauberers überhaupt", berichtigte Ron ihn.
 

Harry zuckte mit den Schultern. "Es ist nur ein Name." Hermine kam Ron zur Hilfe. "Wir sollten trotzdem noch einmal ein paar Flüche durchgehen, die wir letztes Jahr zum Trimagischen Turnier herausgesucht haben. Es kann nicht schaden, wenn du gut vorbereitet bist." Harry nickte geschlagen. "Meinetwegen."
 


 

"Schaut euch das an!", rief Ron hinter einem Berg von Büchern hervor, die sie aus der Bibliothek bis in den Gemeinschaftsraum geschleppt hatten.
 

"Hier gibt es einen Fluch mit dem man Tote wiederbeleben kann, die erst vor wenigen Minuten verstorben sind. Oh!" Er stutzte. "Wie unangenehm!" Hermine hing schräg auf ihrem Stuhl, um Ron, an ihren Büchern vorbei, einen fragenden Blick zuzuwerfen.
 

"Was ist unangenehm?"
 

Ron räusperte sich, hob das Buch und deutete auf ein Bild. "Hab gerade entdeckt, was mit den Menschen passiert, die Leute wiederbeleben. Kein schöner Anblick. Ich sollte mir wirklich noch einmal überlegen, ob ich für Harrys Wiederbelebung meine Schönheit aufs Spiel setze."
 

Hermines Miene verdüsterte sich. Rons letzte Antwort hatte sie gar überhört. "Man sollte die Toten ruhen lassen. Ich hätte nicht sonderlich Lust zweimal zu sterben."
 

"Könntet ihr eure Begräbnisstimmung mal begraben und euch wieder meinem Leben und Überleben widmen?" fragte Harry, dessen Kopf hinter einem staubigen Buch verschwunden war. "Hermine, ich brauch deine Hilfe. Ich hab hier was gefunden, was ich gerne mal versuchen möchte. Ein Schleuder-Fluch. Kann sowohl Dinge als auch Menschen wegpusten." Hermine keuchte. "Willst du das an mir ausprobieren? Warum nimmst du nicht Ron? Der ist viel besser im Umfallen." Ron protestierte.
 

"Hermine, du sollst doch bloß ein Kissen halten", erklärte Harry. Er reichte ihr eines von Professor Trelawneys Sitzpolstern, dass er heimlich mitgehen lassen hatte. Ron schüttelte belehrend mit dem Zeigefinger. "Wenn sie das in ihrer Kristallkugel gesehen hat, gibt es Ärger. Oder vielleicht liest sie es morgen in ihrem Kaffeesatz."
 

Hermine schnappte sich das Kissen und warf Ron einem zweifelnden Blick zu. Sie hasste Wahrsagen und hatte es letztes Jahr geschmissen, da sie in diesem Fach keine Bücher auswendig lernen konnte. Außerdem besaß sie kein inneres Auge!
 

"Halt es so fest, wie du kannst", befahl Harry. "Ich muss es dir entreißen können." Hermine krallte ihre Finger in den Stoff und verlagerte ihr Gewicht, sodass sie festen Stand hatte.
 

"Panchior!" rief Harry laut. Nichts geschah. Ron grinste. "Der Zauber ist aber gefährlich. Pass auf, dass du Hermine nicht umbringst." Harry funkelte wütend. "Panchior!" rief er noch einmal. Diesmal zitterte das Kissen in Hermines Hand schon. "Panchior!" Hermine krampfte sich verzweifelt an ihren Schatz. "Panchior!" Harrys Blick schien das Kissen regelrecht zu durchbohren. Hermine lehnte sich nach vorne, denn das Sitzpolster in ihrer Hand begann kräftig zu zerren und zu drücken und drohte sie umzustoßen. Harry holte tief Luft. "Panchior!" Hermine schrie entsetzt auf, stolperte nach hinten und fiel. Das Kissen wurde heftig gegen ein Fenster geschleudert, prallte ab und landete polternd auf der Gestürzten. Ron klatschte begeistert. "Das war ja geradezu umwerfend!" Hermine rappelte sich benommen auf und schmiss Ron das Kissen gegen den Kopf. Sofort entbrannte eine stürmische Kissenschlacht. In der nächsten halben Stunde war ans Üben nicht mehr zu denken.
 


 

Am Tag des Duells konnte sich Harry die ersten beiden Unterrichtsstunden überhaupt nicht konzentrieren. Dies ließ sich nicht allein mit der Aufregung vor dem bevorstehenden Kampf begründen, denn nebenbei zerrte auch eine quälende Müdigkeit an seinen Knochen. Er hatte bis spät in die Nacht mit seinen Eltern gesprochen,
 

die ihm versprachen, ihn immer in den einsamen Stunden besuchen wollten, wenn alle anderen schliefen. Sie hatten ihm viele aufmunternde Worte zugesprochen und viel Glück gewünscht. Doch in ihren Augen war es nur ein kleiner Kampf unter Schülern zu Anschauungszwecken. Harry jedoch fühlte sich zunehmend unwohl bei dem Gedanken, an die bevorstehende "Schlacht". Dieser Jinathan hatte so eine dunkle, bedrohliche
 

Eigenart an sich, die Harry schaudern ließ.
 

Träge wandte er sich wieder Professor Flitwicks Unterricht zu. Dieser führte ihnen gerade vor, wie man in einem Buch die Buchstaben verschwinden lassen konnte, sodass ein Muggel dachte, es sei unbeschrieben. Harry musste sofort wieder an den Brief Voldemorts denken. Und zu allem Überfluss schaffte er es nur alle Vokale aus dem Text zu entfernen. In der nächsten Stunde bei Professor McGonagall sollten sie eine Kerze in eine Fackel verwandeln. Selbst Hermine war zu aufgeregt, um eine vernünftige Verwandlung hinzubekommen. Ihre Fackel bestand aus Wachs und schmolz langsam dahin, sodass sie sich auch noch die Finger verbrannte und den Rest der Stunde nur noch haltlos fluchte.
 

Dann war es soweit. Alle Klassen der Stufe drei bis sieben waren anwesend. Die Große Halle war zum Bersten gefüllt. Die großen vier Haustische waren an die Wände geräumt worden, sodass nun eine große freie Fläche als Kampfplatz zur Verfügung stand. In der Mitte wurde eine kleine Arena durch eine magische Linie abgegrenzt, um die sich die Schüler scharrten.
 

Einige, die schon von dem Duell Harry vs. Jinathan gehört hatten, hatten Banner vorbereitet, worauf Glückwünsche, Anfeuerungstexte oder, im Falle der Slytherins, auch Beschimpfungen prangten. Manche Schüler aus Gryffindor hatten sogar Flaggen mit dem Gryffindor-Löwen mitgebracht.
 

Die Menge tobte. Keiner beachtete den dezent zornig geröteten Kopf des neuen Lehrers. "Ruhe", brüllte er mit vornehmer Aussprache in den Sturm aus Stimmen. "Ich bitte um Ruhe!" Er seufzte leise und richtete seinen Zauberstab gegen die Kehle. "Sonorus!"
 

Mit magisch verstärkter Stimme verschaffte er sich endlich Gehör. "Willkommen zu euren ersten beiden Stunden Duellieren. Wer mich noch nicht kennt. Ich bin Professor Spruce. S - P - R - U - C - E", buchstabierte er langsam, damit auch jeder mitkam.
 

"Ich unterrichte in Verteidigung gegen die dunklen Künste und, wie ihr sehen könnt, auch im Duellieren. Zu meiner Linken und zu meiner Rechten stehen meine beiden Assistenten. Harry Potter..." Jubel brach aus. " ... und Jinathan Riddle", fuhr Spruce unbeirrt mit seiner dröhnenden Stimme fort, die alles hinwegwalzte.
 

"Buuuh!" schrie Ron, als Jinathan erwähnt wurde. Sofort wurde er von Dutzenden Blicken der Slytherins durchlöchert, aufgespießt und erhängt.
 

"Zur Einführung werden die beiden euch nun ein kleines, völlig harmloses Duell demonstrieren" erklärte Mr Garderobenständer weiter.
 

"Harmlos?" Ron schnaubte verächtlich. "Es geht um Leben und Tod!"
 

Hermine rollte genervt mit den Augen.
 

"Ich werde jetzt die Kampfarena verlassen und den beiden den Platz überlassen. Vorher aber noch einige einfache Regeln." Harry stöhnte.
 

"Erstens: Es wird niemand ausgelacht oder beschimpft! Zweitens: Niemand wird beworfen! Und drittens: Es wird keine Beihilfe geleistet! Außerdem verbitte ich mir unsittliche Anfeuerungsrufe." Endlich verließ er den Ring und setzte sich an den Rand, um von dort das Geschehen zu kommentieren.
 

"Fangt an", gab er das Startsignal.
 

Harry starrte Jinathan an. Er starrte zurück. Beide standen regungslos, den Zauberstab in der rechten Hand, darauf wartend, dass der Gegner sich rührte. Jinathan lächelte wie immer. Harry begann sich langsam zu fragen, ob es vielleicht angenäht war.
 

"Ähm, wie wir sehen", begann Spruce wieder zu erzählen. " ... sehen wir nichts."
 

"Das ist ein entscheidender Blickkontakt", rief Fred aus den hinteren Reihen. "Stören Sie nicht ihre Konzentration!" Harry grinste und warf dem rothaarigen Weasley einen dankbaren Blick zu. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Jinathan den Zauberstab hob. "Irritatum! Expelliarmus!" Harry sprang blitzschnell zurück. Ein starker Ruck war durch seine Hand gegangen. Verwirrt sah er herab. Seinen Zauberstab hatte er noch immer fest umklammert. Jinathan hatte zwei Zauber ausgesprochen. Aber was bewirkte der erste? Was hatte er für eine Wirkung? Und wieso hatte ihn der zweite Zauber nicht entwaffnet?
 

Auch die Zuschauer wussten nicht recht, was nun eigentlich geschehen war.
 

"Ah ja", meinte Professor Spruce. "Sehr interessante Mischung. Gut kombiniert."
 

Harry packte seinen Zauberstab noch fester und rief nun ebenfalls einen Zauber. "Stupor!" Nichts geschah. Harry stutzte. Jinathans Lächeln schien noch gemeiner als sonst. "Netter Versuch", meinte er spöttisch. Harry sah verwundert erneut auf seine Hand hinab. Da war sein Zauberstab. Oder doch nicht?
 

"Schau mal!" rief sein Gegenüber und wedelte mit etwas in der Luft hin und her. Es war ein Zauberstab. Harrys. Aber was hielt er dann in der Hand? Wieder sah er hinab. Es war bloß ein Zweig einer Pflanze den er für seinen Zauberstab gehalten hatte. Verärgert über seine Unachtsamkeit warf er ihn weg. Die Slytherins johlten begeistert und schmissen ihm Unfreundlichkeiten an den Kopf.
 

"Harry hat seinen Irrtum erkannt", kommentierte Spruce fröhlich. "Er ist Opfer des Irritatum-Fluches geworden. Nun ist er unbewaffnet. Was wird er tun?"
 

Wenn er das nur wüsste. Harry wurde wütend. Ohne Zauberstab konnte er nicht zaubern. Der Kampf konnte doch nicht schon vorüber sein. Was sollte man von ihm denken?
 

Jinathan ließ die beiden Zauberstäbe in seinen Fingern rotieren.
 

Harry schloss die Augen und konzentrierte sich. Damals hatte er doch auch schon gezaubert. Als er noch bei den Dursleys gewohnt hatte. Er hatte eine Scheibe eines Schlangenterrariums verschwinden lassen. Das war doch auch Zauberei. Er musste es nur stark genug wollen. Komm zu mir, Zauberstab, dachte Harry angestrengt. "Accio!", flüsterte er leise. Er kam sich albern vor. Wie musste das für die anderen aussehen? Harry, mit fest zusammengepressten Augen, angestrengter Miene und zu Kraus gezogener Stirn. Es musste einfach lächerlich aussehen; aber nicht halb so lächerlich, wie die fassungslosen Gesichter einiger Zuschauer, als Harrys Stab plötzlich Jinathans Hand entglitt und langsam auf Harry zu zuckelte. Erregte und überraschte Stimmen wurden laut. "Er hat ohne seinen Zauberstab gezaubert", rief Hermine begeistert. Ron pfiff laut durch seine Zähne. "Los, mach ihn fertig! Zeig es diesem Jinny-Boy!!!"
 

Hermine zog die Brauen hoch. "Jinny-Boy?" Ron zuckte mit den Schultern und grinste.
 

Harry hatte inzwischen die Augen geöffnet, war wenige Schritte vorgesprungen und hatte seinen Stab aus der Luft gegriffen. Ein Blick auf das Gesicht seines Gegners verriet ihm, dass er nicht im Mindesten überrascht war. Entweder konnte er seine Gefühle sehr gut verstecken oder er hatte mit Ähnlichem gerechnet.
 

"Oooh", meinte nun auch Spruce, der sich das Phänomenen nicht recht erklären konnte, doch mit gewichtiger Miene weiter erzählte, um seine Irritation zu überspielen.
 

"Harry hat seinem Gegner den Zauberstab wieder entwendet. Nun stehen die Chancen wieder offen."
 

"Nicht schlecht", gratulierte Jinathan, unbeeindruckt von Spruces Worten.
 

"Bist besser, als ich dachte." Harry nickte grimmig. "Du auch."
 

Dann erhoben beide wieder ihre Zauberstäbe.
 

"Impedimenta!"
 

"Kaminika!"
 

Jinathan versuchte auszuweichen, doch Harrys Lähmzauber hatte ihn schon erwischt. Harry versuchte sich inzwischen unter Jinathans Zauber hindurch zu ducken. Doch auch er wurde getroffen. Sofort spürte er, wie seine Stimme versagte. Der Fluch blockierte sie.
 

"Wie wir sehen ..." erklärte Spruce wieder gewichtig. " ... wurde Jinathan von einem Lähmzauber gestoppt. Und Harry wurde durch einen Stimmfluch am Aussprechen von Zaubern gehindert. Sehr schlau gewählt. Wer wird sich als erstes befreien können?"
 

Jinathan hatte bereits die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf einen Zauber. Leise sprach er einige Worte und kurz darauf konnte er sich wieder bewegen.
 

"Oho", gab Spruce seinen Beitrag. "Jinathan hat sich wieder losgerissen. Wirklich gut!" Harry fluchte, was man allerdings nicht hören konnte, da er keine Stimme mehr hatte. Gegen diesen Neuen war wirklich kein Kraut gewachsen. Er hoffte inständig, dass der Stimmfluch sich bald auflösen würde. Denn ohne Stimme konnte er keine Sprüche aussprechen.
 

"Mister Riddle ist nun eindeutig im Vorteil. Was wird Harry Potter tun?" laberte Spruce lächelnd weiter.
 

Jinathan grinste gehässig und verschränkte die Arme. "Ja, was wird Jinathan jetzt tun?"
 

Ron warf Spruce inzwischen einen giftigen Blick zu. "Den scheint Harrys Schicksal wohl überhaupt nicht zu stören. Armer Harry. Gleich wird er plattgemacht." Er legte die Hände wie einen Fächer an seinen Mund und schrie: "Los Harry, lass dich nicht unterkriegen. Mach den Typen endlich kalt. Wir zählen auf dich!" Hermine warf ihm einen spöttischen Blick zu. "Welch freundliche Worte. Die haben ihn bestimmt aufgebaut", meinte sie sarkastisch. Ron zuckte verwirrt die Schultern. Verstehe einer die Frauen.
 

Jinathan hob lässig seinen rechten Arm. Sein Zauberstab ruhte locker zwischen seinem Daumen und dem Zeigefinger. Wieder stahl sich ein Lächeln auf seine schmalen Lippen.
 

"Stupor", sprach er leise und ein Schockzauber rollte auf den entsetzten Harry zu. Von der Druckwelle erfasst wurde er nach hinten geworfen und prallte schwer auf den harten Stein. Benommen blieb er liegen. Schmerzen durchliefen seine Adern. Er fühlte sich an, als würde sein Blut kochen. Zitternd rappelte er sich auf und rückte seine Brille gerade. Ein Schmerzenslaut entwich seiner Kehle, als nun auch der Schmerz in seinem Kopf explodierte. Ein wohlbekannter Schmerz, den er in den letzten Schuljahren oft verspürte, wenn Voldemort in der Nähe war. Doch Voldemort konnte nicht hier sein. Aber sein Sohn war es. Langsam hob Harry seinen Kopf und starrte in die Augen seines Gegners. Sie waren finster wie die Nacht. Nicht einmal das Licht schien sich darin zu spiegeln.
 

Dieser Blickkontakt war eisig, doch Harry würde ihn nicht verlieren!
 

"Mister Potter hat seine Stimme zurück. Es scheint wieder spannend zu werden", durchbrach die lautsprecherverstärkte Stimme des Professors die Stille.
 

Die beiden Kämpfenden schwiegen. Noch immer ruhten ihre Augen auf denen des Gegenübers.
 

"Warum bist du hier?" durchbrach Harry das Duell. Er sprach leise, sodass nur Jin seine Frage hören konnte. "Hat *er* dich geschickt?"
 

Jinathan ließ seinen Arm sinken. Seine Augen verengten sich bedrohlich.
 

"Wen meinst du?"
 

Harry erhob sich wankend. "Du weißt, wen ich meine. Den Lord! Deinen Vater!"
 

Jinathan ballte seine Hände zu Fäusten. Der Zauberstab ächzte protestierend unter dem plötzlichen Druck.
 

"Er ist nicht mein Vater! Ich hasse ihn", erwiderte Jinathan zornig. Er warf Harry einen hasserfüllten Blick zu und verließ ohne ein weiteres Wort den Kampfring, drängte sich durch die verwunderten Schülermassen und verschwand schließlich aus Harrys Blickfeld.
 

Der Kampf war unentschieden ausgegangen. Doch Harry spürte, dass das letzte Wort noch nicht gesagt war. Der Kampf würde weitergehen. Nicht hier und nicht jetzt. Aber schon in naher Ferne. Und dann würde es keine Regeln geben...



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2002-08-24T19:10:36+00:00 24.08.2002 21:10
Hallo!
Ich würde mich freuen, wenn du dein Harry-Potter-FanFic auch auf dem Harry Potter FanFic Portal ( http://www.harry-potter-fanfics.de.tf ) veröffentlichen würdest.
Viele Grüße
Nico

http://www.abc-harry-potter-online.de
Von:  Fukai
2002-08-18T10:43:05+00:00 18.08.2002 12:43
Danke für den Trost *gg*
Von: abgemeldet
2002-08-17T23:36:29+00:00 18.08.2002 01:36
Lass Dich nicht zu sehr stressen und denk immer daran: Das Schlimmste kommt erst noch auf Dich zu, die Zeit nach der Schule, wenn Du Dich in die Riege der Lohnsklaven einreihen musst.
Von:  Fukai
2002-08-12T15:34:06+00:00 12.08.2002 17:34
sorry, wird wohl noch ne weile bis kapitel 13 dauern, bin grad übelst im schulstress - ich hasse 11.Klasse (von nur 12) und hab außerdem keine ideen *seufz*
Von: abgemeldet
2002-07-24T11:16:28+00:00 24.07.2002 13:16
Schreib weiter!!!!!
Hermine und Jin,kommen die zusamen???
(wäre cool *g*)

Brabulma : - )
Von: abgemeldet
2002-07-14T19:14:18+00:00 14.07.2002 21:14
Wann kommt denn der nächste teilß?????????????schreib bitte schnell weiter!
Von:  Fukai
2002-07-14T15:41:32+00:00 14.07.2002 17:41
Tja, warum er ihn sprechen will, bleibt natürlich vorerst mein Geheimnis. Beschwören kann er sie natürlich nicht, aber Jin weiss doch nicht, wie er sonst mit ihnen in Kontakt treten soll, wenn nicht über Harry. Schließlich kann man nicht einfach rufen und schon stehen sie vor der Tür. Und was Voldemort angeht, das klärt sich noch. Schließlich haben bisher alle nur spekuliert. Wer weiß, vielleicht hat er sich ja tatsächlich beim Zaubertrankbrauen in die Luft gejagt *fg*
Von: abgemeldet
2002-07-14T10:34:17+00:00 14.07.2002 12:34
Was hast du denn? Der Teil ist doch gut. Wieso will Jin bloß mit Lily und James sprechen? Kann Harry die beiden überhaupt herraufbeschwören?Ich dachte, die kämen von selbst, wenn er alleine ist? Wir werden sehn. Ist Snape bei Voldie aufgeflogen? Ich dachte, dass wäre er schon länst- is ja egal. Ich freu mich auf den nächsten Teil.


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