Vater und Sohn
Gebrochene Flügel 13
Vater und Sohn
Harry legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen.
"Bitte, was hat Vater damit zu tun?"
Severus wandte den Blick traurig und niedergeschlagen, in eine ganz andere Richtung. Er wusste schon jetzt, dass der Kleine ganz sicher nicht akzeptieren würde, dass er sein richtiger Vater war. Der Potter hatte das natürlich bemerkt.
"Draco, was wäre, wenn dein Vater, gar nicht dein Vater wäre?"
Der Blonde sah sichtlich verwirrt aus.
"Hä?"
Harry grinste, das war sehr geistreich gewesen.
"Wenn ich dir sage, dass Lucius nicht dein Vater ist, was würdest du dann tun?"
Nun wusste der Kleine nicht wirklich weiter. Er sah Hilfe suchend zu seinem Paten, der aber sehr unbeteiligt dasaß.
"Kleiner, schau mich an!", befahl Harry sanft.
Graue Augen blickten in sein Gesicht und wirkten total verwirrt und unsicher.
"Als erstes, du musst keine Angst haben, dir passiert nichts. Und bitte, lass Sev im Moment in Ruhe, ja? Also, jetzt sag mir, was du davon hältst."
"Ich... wieso soll ich darüber nachdenken, wenn es doch nicht so ist?!"
Der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf.
"Deine Mutter hatte eine Affäre mit einem anderen Mann, Kleiner."
Draco sah Harry ungläubig an.
"Das glaube ich nicht!"
Man konnte die Ablehnung und den puren Unglauben heraushören. Es war einfach nicht zu übersehen, dass Draco das nicht glauben wollte.
"Es ist aber so, daran ändert sich nichts."
"Heißt das, dass ich noch Geschwister habe, von denen ich nichts weiß?"
In dem Moment hätte sich Harry, bei aller Liebe für den Jungen, gerne an den Kopf geschlagen.
"Nein, Kleiner, das heißt, dass Lucius nicht dein Vater ist. Du hast das Glück, dass du vom Aussehen her, nach deiner Mutter kommst. Stell dir vor, du hättest schwarze Haare, wie dein Vater."
"Na und, selbst wenn ich schwarze Haare gehabt hätte, Mutters Vater hatte auch welche, das war eigentlich normal bei den Blacks. Mam war eine Ausnahme!"
Mittlerweile stand der Jüngste auf den Füßen und gestikulierte wild. Harry stand auf, packte den Jungen an den Armen und setzte sich wieder, Draco auf seinen Schoß ziehend und festhaltend.
"Jetzt bist du bitte mal still."
Bei dem Blick konnte der Blonde nicht anders, als zu gehorchen.
Severus hatte das Ganze aus den Augenwinkeln beobachtet. Er fragte sich, wie der Junge es aufnehmen würde, das ausgerechnet er, der beste Freund seins `Vaters´, sein Vater und somit die Affäre seiner Mutter, war.
"Also, ich mach es jetzt kurz und bündig, damit du begreifst, dass ich es todernst meine.
Lucius. Ist. Nicht. Dein. Vater. Severus ist dein leiblicher Vater!"
Stille.
Draco hatte die Luft angehalten, genauso auch Severus selbst.
"Ihr dürft weiter atmen, sollt ja nicht ersticken", meinte der Potter nebenbei und wirkte ziemlich gelassen. Der Blonde hob langsam den Blick und starrte seinen `Paten´ an. Dieser konnte sich nicht überwinden, es auch zu tun.
Schweigend saßen die drei also da und zwei davon wagten nicht, sich auch nur in die Augen zu schauen. Harry wurde das langsam zu dumm.
"Ich weiß ja, dass das heftig ist. Zumal ja keiner von euch beiden die Wahrheit kannte. Aber das ist kein Grund, sich hier wie blöd anzuschweigen. Im Ernst, ich könnte euch eine Geschichte auftischen, die wäre es wirklich wert, mich sprachlos anzustarren!"
Nun sahen die anderen ihn an.
"Guckt nicht so, das stimmt! Ich hab noch ganz andere Geheimnisse, als das, wie ich Tom Riddle besiegt habe!", erklärte er mit mysteriöser Stimme und erhobenem Zeigefinger.
Groß wurden ihre Augen.
"Und, nein, ich sage nichts! War eh schon zu viel!"
Draco schluckte und blickte seinen Vater an, der ihn anschaute.
"Das heißt also, dass... ich gar nicht ohne Familie dastehe...?"
Severus konnte nicht mehr anders, er stand auf und zog den Jungen in seine Arme. So knieten sie am Boden und klammerten sich an den jeweils anderen. Draco schniefte leise.
"Ich werde dich nie alleine lassen, Draco. Das verspreche ich dir!"
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Zufrieden mit sich, stand Harry auf und entfernte sich ein Stück von den zweien.
Sollen sie sich erst einmal aussprechen! Er schlenderte zum Quidditchfeld und setzte sich da ins Gras.
Nun war also klar, weshalb Severus immer so viel für den Slytheriprinzen getan hatte. Es war nicht der Grund gewesen, weil er sein Sohn war - das hatte er ja selbst erst gerade eben erfahren - nein, es war die Tatsache gewesen, dass er Narzissa geliebt hatte. Es vielleicht noch immer tat.
Mit geschlossenen Augen lehnte er sich zurück und stützte sich auf seine Arme. Ließ sich von der warmen Sommersonne bescheinen und wartete darauf, dass etwas geschah.
Dann tauchte plötzlich eine Person auf und warf Schatten.
"Ist aber nicht nett", stellte Harry bloß fest und behielt die Augen geschlossen.
"Soll es ja auch nicht sein!", erklärte eine Frauenstimme und man konnte das vergnügte Grinsen heraushören.
"So...? Na dann..."
"Du hast es ihnen gesagt? Wird er dir den Jungen jetzt nicht wegnehmen?"
Nun öffneten sich die Augen des Potters doch. Grün traf auf grün.
"Nun, das denke ich nicht. Schließlich hat er hier keine Zeit und Möglichkeit, sich um ihn zu kümmern. Außerdem geht in knapp einer Woche eh die Schule wieder los."
Sie nickte.
"Jedenfalls wollte ich dir sagen, dass wir diesen alten Menschen gefunden haben. Er sitzt in der Sonne, am Strand von Miami."
Harry grinste teuflisch.
"Du willst diesen Menschen immer noch töten?"
"Na ja, mal sehen. Eigentlich habe ich Fudge gesagt, dass ich ihn vor Gericht bringen will. Und leiden kann er in der Hölle noch genug. Außerdem denke ich, dass es für ihn eine viel größere Qual wäre, wenn er vor der gesamten Zaubererwelt bloß gestellt wird."
Ein helles, recht höhnisches Lachen erklang.
"Der Kerl wird sich wünschen, dich nie zum Feind gehabt zu haben!"
Harry sah sie an.
"Ich weiß."
Ihr Blick wandte sich den Personen zu, die näher kamen.
"Sie kommen her, ich verabschiede mich also dann."
Harry nickte nur und schon war sie verschwunden.
Als er sich umdrehte, war Draco nur noch wenige Meter entfernt und rannte auch den Rest noch auf ihn zu. Dann landete er auch schon in seinen Armen.
"Harry!", schniefte der Kleine an seinem Hals. Verwundert sah er Severus an.
Der zuckte die Schultern.
"Was ist denn los? Ist was Schlimmes passiert?"
Draco schüttelte den Kopf.
"Hm... was dann?"
Der Kleinere sah auf und wischte sich die Tränen weg.
"Die Frau! Sie ist da mit Feuer aufgetaucht und dann war sie auf einmal weg!! Als hätte sie sich in Luft aufgelöst!", erklärte er und sah sich noch mal um.
"Verstehe. Mach dir da aber keine Sorgen, sie würde nie auf die hirnrissige Idee kommen, mir was zu tun."
Verwirrt sah der Blonde ihn an.
"Na ja, ich kenne sie und daher weiß ich das!"
"Hm..."
Nun wandte sich Harry wieder Severus zu.
"Wie sieht es aus, alles geklärt?"
Der Mann nickte.
"Schön. Kommst du mit, oder wie steht es? Du wirst doch, denke ich, etwas Zeit mit Draco verbringen wollen."
Der Mann überlegte. Eigentlich hatte er keine Zeit, so sehr er auch wollte.
Er kannte Draco ja schon sein Leben lang und hatte ihn aufwachsen sehen, er hatte die Kindheit seines Sohnes ja nicht verpasst, auch, wenn er erst reichlich spät von seiner Vaterschaft erfahren hatte.
"Nein, ich kann nicht mitkommen, so gerne ich auch wollte. Kümmer dich um ihn und dass mit keine Klagen kommen!"
Empört sah Harry ihn an.
"Wie soll ich das denn verstehen?! Ich tu dem Kleinen doch nichts!"
Der Professor hob abwehend die Hände und grinste leicht, was man bei ihm absolut nicht gewohnt war.
"Wow, das kannst du?!", fragte der Dunkelhaarige deshalb gleich neckisch und fing sich damit einen Klaps auf den Kopf ein.
"Werden sie nicht frech, Mr. Potter!", tadelte Snape, wobei er versuchte, ein strenges Gesicht zu machen. Allerdings ging das nach hinten los, denn er musste die Muskeln anspannen und das ergab dann wirklich eine Grimasse, bei der man nur noch lachen konnte.
So stand die Gruppe am Ende da und lachte sich schlapp. Ganz besonders freuten sich die beiden Älteren darüber, dass es Draco so gut ging. So befreit hatten sie ihn schon lange nicht mehr gesehen. Und wenn Harry ehrlich zu sich war, er eigentlich noch nie. Ein solches Lachen kannte er von dem Jungen nicht. Was das für ihn bedeutete?
Nun, dass er das ab sofort öfters sehen wollte!!!
"Gut, also, Kleiner, dann sag Papa mal tschüss!"
Draco streckte ihm die Zunge raus und umarmte den Tränkelehrer.
"Pass schön auf dich auf, ja? Und hör auf den Nichtsnutz da!", sagte Severus und nickte zu dem jungen Potter rüber, der das Ganze grinsend verfolgte. Der blonde Junge nickte nur und gesellte sich dann wieder zu dem Dunkelhaarigen.
Und ehe man Quidditch hätte sagen konnte, waren sie vom Fleck weg, verschwunden.
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Die beiden kamen in der Wohnung an und wurden von Dobby begrüßt, der gleich zwei Mitteilungen für Harry hatte.
"Sir, Mr. Weasley, Sir, hat angerufen. Mr. Weasley, Sir, lässt fragen, ob sie kommen zu Feier? Am Montag, Sir, Mr. Potter, Sir."
Damit reichte er dem Schwarzhaarigen die Zettel.
"Danke, ich rufe ihn gleich mal zurück."
Mit langen Schritten verschwand Harry in einem Zimmer, das Draco noch nicht kannte.
Er folgte mit traurigen Augen und stellte nebenbei seinen Besen ab. Das unbekannte Zimmer war ein Büro, wie er dann feststellte. Harry selbst saß am Schreibtisch und hatte die Füße hochgelegt. In der einen Hand hielt er etwas, das der Blonde nicht kannte und die andere Hand spielte mit einer Schnur. Einen Moment blieb er stehen und beobachtete den anderen, dann drehte er sich um und durchquerte die Tür.
Jedenfalls wollte er das tun.
"Kleiner, komm her!"
Überrascht, doch noch Beachtung zu finden, kam er näher. Harry hatte dieses komische Ding irgendwo drauf gelegt. Aber das war unwichtig, denn er merkte gerade zwei Arme, die sich um seinen Bauch legten und ihn dann anhoben. Als er die Augen wieder öffnete, bemerkte er, dass er auf Harrys Schoß saß.
"Entschuldige, ich hab dich nicht vergessen. Möchtest du wissen, was das für ein Fest ist?"
Natürlich wollte Draco das, dementsprechend nickte er.
"Also, Hermine hatte vor einer Woche Geburtstag und die Zwillinge diese. Na, und deshalb wollten sie eine große Feier zusammen machen. Und da war ich eingeladen, beziehungsweise, bin ich eingeladen. Jetzt stellt sich die Frage, was ich machen soll? Ich will dich hier ungern alleine lassen, aber mitnehmen? Ich bin mir nicht sicher, ob du das möchtest und ob du das schon verträgst..."
Der Blonde nickte verstehend. Er wollte etwas erwidern, aber da wurde er unterbrochen. Ein seltsames Geräusch schrillte und erschrocken klammerte er sich an Harry, der beruhigend einen Arm um ihn legte und sanft seinen Rücken streichelte.
Der Potter nahm das Telefon ab und lauschte.
"Ron, nächstes Mal lässt du mich vielleicht erst mal Hallo sagen."
Wieder Stille.
"Ja, ich habe die Nachrichten bekommen und ich weiß, dass es schon lange besprochen
war!" - "Natürlich weiß ich, dass ich auch schon lange zugesagt habe." - "Nein, ich würde natürlich gerne kommen, aber da gibt es ein Problem."
Geknickt erhob sich Draco. Er war also ein Problem, das Harry behinderte...
Mit Tränen in den Augen, schlich er zur Tür und verschwand dann. Harry hatte natürlich bemerkt, was los war und musste nun schnell hinterher.
"Ron, ich rufe zurück, muss aber jetzt erst schnell was erledigen!"
Und ehe der andere noch etwas hätte sagen können, war auch nur noch ein Tuten in der Leitung.
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Der Blonde lag schluchzend auf dem Bett, den Kopf tief unter dem Kopfkissen begraben.
Er fühlte sich überflüssig und ungeliebt.
"Kleiner...", flüsterte der Dunkelhaarige und legte eine Hand auf den Rücken des Liegenden.
Der zuckte zusammen und wollte weg von der Berührung, doch Harry ließ ihn nicht.
Sanft hielt er ihn mit der anderen Hand fest, während er ihm einige Male über den Rücken streichelte, ehe er das Kissen wegnahm und dann den Jungen umdrehte und in seine Arme zog.
"Draco, was ist los?"
Noch immer flossen Tränen, aber der Kleine versuchte sie sich ständig wegzuwischen - erfolglos.
"Schau mich an", forderte Harry sanft und drehte das Kinn des anderen zu sich. Mit dem Daumen wischte er die Tränen fort, lächelte dann in die grauen Augen.
"Warum weinst du?"
"Ich... du hast doch gesagt... dass ich ein... ein Problem bin..."
Es ist mal wieder gemein, ich weiß! Aber trotzdem hör ich hier auf *lol* Pech, würde ich sagen!^^
Bye, Mitani
