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Lost Memory

Der "verlorene" Dunkelelf
von

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Versteck der Diebesbande

Versteck der Diebesbande
 

Wie viele Stunden würde er wohl noch damit verbringen müssen, durch einen Wald zu wandern ohne genau zu wissen wohin?

Zwei Tage waren bisher vergangen ohne dass es auch nur den kleinsten Hinweis auf die flüchtigen Edelstein-Räuber gab, nicht mal Niphredil, als erfahrene Fährtenleserin konnte keine Spuren ausmachen, so irrten sie mit einem Ziel, aber ohne festen Weg durch den Wald. Nur von der Hoffnung angetrieben, nicht zu weit von dem richtigen Weg abzukommen. Auch Elaria war keine wirkliche Hilfe gewesen, denn zum Trotze ihrer teuer wirkenden Rüstung um die sie viele große Kriegerinnen sicher beneidet hätten, schien sie es nicht gewöhnt zu sein, diese nur zur Nacht abzulegen.

Ebenso klagte sie über wunde Füße und verlangte andauernd nach einer Pause, wenn Niphredil jedes mal nachgegeben, hätten sie wohl nicht einmal ein viertel der Strecke zurückgelegt und trotzdem war Silivren sich sicher nur halb so schnell voranzukommen, wie auf den Weg aus dem Wald hinaus. Was aber wohl auch zum Teil davon kam, dass sie oft von ihrem Weg abweichen mussten um irgendwelchen Hindernissen aus dem Weg zu gehen.

Zumindest blieben so wenig Gelegenheiten, bei denen Elaria ihn als das erkennen würde was er war.

Zwar ein Elf, aber ein schwarzer. Ein Dunkelelf. Ein Drow.

Immer wieder machte er sich Gedanklich klar was er war. Es war eine Art Stütze, die ihm dabei half nicht daran zu zweifeln, dass es irgendwo jemanden gab, der ihm etwas über ihn erzählen konnte. Einer Rasse anzugehören, bedeutete nicht ein Einzelstück zu sein, bedeutete, dass es noch andere wie ihn gab. Einerseits hoffte er stetig darauf einen der seinen zu finden, doch jedes Mal wenn er Nelith noch immer Misstrauischen Blick auf sich spürte, hoffte er seine Erinnerungen würden nicht irgendwann wiederkehren.

Seit dem sie die Karawane von Elarias Vater hinter sich gelassen hatte, richtete Nelith nicht einmal mehr das Wort an ihn. Nicht, dass er es vorher getan hatte, doch er hatte ihn zumindest zum Essen gerufen und der gleichen, nun erledigten das eine der Frauen, die sich nebenbei ganz gut verstanden, wenn es nicht darum ging durch Wälder zu wandern.

Aus irgendeinem Grund stimmte es den Dunkelelfen traurig, dass der Hexer ihn völlig zu ignorieren schien, nur die misstrauischen Blicke die Silivren von Zeit zu Zeit spürte, gaben ihm die Gewissheit, dass der Elf sich zumindest seiner Anwesenheit noch immer Bewusst war. Und über allem stand das Gefühl, dass er jedes mal verspürte wenn sein Blick den anderen Mann auch nur streifte und dass er stur zu unterdrücken versuchte - was ihm mehr schlecht als recht gelang.

Seit der Nacht seines seltsamen Traums - der eigentlich Teil der Realität war, doch er erinnerte sich nicht daran - sagte ihm etwas immer wieder, das Gefühle eine Schwäche wären, ein Hindernis. Trotzdem ertappter sich immer wieder dabei, wie er den Anblick des anderen suchte, wie ihm jeder abweisende Blick einen schmerzenden Stich in er Brust verursachte.

Heftig schüttelte Silivren den Kopf, um diesen frei zu bekommen. Er hatte jetzt keine Zeit sich über etwas Gedanken zu machen, er musste aufpassen, wohin er seine Füße setzte, denn der Waldboden war uneben und mit hervorstehenden Wurzeln oder Rankengeflechten übersäht.

Und er musste darauf achten, dass seien Vermummung nicht verrutschte und er versehentlich seine Identität gegenüber der blonden Halbelfe preis gab, schollt er sich selbst wegen seiner Unaufmerksamkeit und strich hastig eine schlohweiße Strähne wieder zurück unter die Kapuze und hinter sein Ohr. Dabei konnte er nicht umhin, daran zu denken, wie Neltih genau dies vor ein paar Tagen bei ihm getan hatte...
 

"Setzt die Kapuze auf. Die da vorne müssen nicht unbedingt wissen, was ihr seid. Es würde nur Probleme geben...für uns alle."

"Gut..." Er hob mit schlanken, schwarzen Fingern die Kapuze aus dem Nacken und legte sie sich über den Kopf, so dass sein Gesicht im Schatten derer verborgen war. Nelith schien aber noch nicht zufrieden zu sein, den die schmalen Hände das Elfen begann seine Kapuze zurecht zu zupfen und ein paar silbrigweiße Haarsträhnen unter den Stoff zu schieben.

Dabei berührten Nelith Finger, wohl eher aus Versehen denn aus Absicht, seine empfindlich Ohren.

Ein Schlag fuhr durch genau diese und ein Kribbeln machte sich in seinem Magen breit, nicht unangenehm, aber doch etwas seltsam.

Von diesen Empfindungen verwirrt, merkte er gar nicht wie der Elf sein Hände wieder zurück zog und sich mit einem "Kommt nun." abwendete.
 

Erneut ermahnte er sich gedanklich auf den Weg zu achten und nicht seinen Gedanken nachzuhängen und bekam gerade noch mit wie Niphredil stehen blieb und die Hand hob. Beinahe wäre er auch noch in Nelith hineingelaufen, stoppte sich aber zum Glück noch rechtzeitig. Es hätte ihm gerade noch gefehlt Nelith jetzt auch noch zu verärgern, obwohl ihm irgendetwas sagte, dass er dies schon getan hatte und nur nicht wusste wann, wo und warum.

"Was habt ihr Frau Narwain?" wagte Elaria zu Fragen, wurde aber sogleich von einer herrischen Handbewegung der Mondelfe zum schweigen gebracht.

"Scht...ich was hören..." wisperte Niphredil und Silivren strengte sein Ohren an, dann nahm auch er wahr, was die dunkelhaarige Elfe schon gehört hatte. Es war kaum von den Geräuschen des Waldes zu unterscheiden, da es so leise war, dass selbst feine Elfensinne es nur gerade eben wahrnahmen. Als er genauer hinhörte, erkannte er dass es sich um eine Art Lied handeln musste, mehr gegrölt als gesungen von rauen Männerstimmen.

"Wir scheinen wohl endlich etwas gefunden haben, nach dem wir wie ein blindes Huhn umhergeirrt sind. Wie heißt es doch so schön, auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Kannst du dem "Gesang" folgen, liebe Schwester?" stellte Nelith unnötiger Weise fest und seine Schwester nickte auf die am Ende gestellten Frage.

"Ich hinbekommen."

Silivren wusste nicht, ob erleichtert sein sollte oder sich jetzt erst recht Sorgen machen sollte. Die Räuber würden die Beute ganz sicher nicht freiwillig herausgeben. Doch hatte er weniger Angst davor in einem Kampf verletzt zu werden, mehr fürchtete er sich davor, wie bei dem Überfall auf ihr Lager in einen Kampfrausch zu verfallen und sich danach wieder nicht daran zu erinnern, was er getan hatte. Er hatte sowieso schon zu viele Gedächtnislücken, aber abgesehen davon ängstigte es ihn wohlmöglich einen seiner Reisegefährten zu verletzen, während er keine Kontrolle über sich hatte.

Mit einem knappen winkend, deutete die Waldläuferin an ihr zu folgen, dann machte sie sich schon wieder raschen, aber lautlosen Schrittes auf. Elaria folgte ihr sofort und auch Silivren setzte sich wieder in Bewegung und schritt an Nelith vorbei, zumindest wollte er das, doch eine helle Hand an seinem Arm hielt ihn zurück und er drehte sich überrascht wieder um und schaut fragend unter seiner Kapuze hervor.

"Hier, es könnte gefährlich werden und ihr habt keine Waffe." Die Stimme des Elfen klang unbeteiligt und sein Gesicht war frei von jeder Emotion, doch die Hand, die Silivren ein Langschwert entgegen hielt zitterte leicht. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem "Danke." nahm der Dunkelelf das angebotene Schwert entgegen und wollte sich schon wieder zum gehen umwenden, als ihn erneut etwas aufhielt. Dieses Mal tauchte Nelith Hand in seinem Blickfeld auf und steckte erneut weiße Haarsträhnen zurück unter die Dunkle Kapuze.

"Seit vorsichtiger und lasst euch sobald wie möglich etwas mit eurem Haar einfallen, oder denkt zumindest selber daran. Ich habe besseres zu tun, als euch ständig davor zu bewahren nicht erkannt zu werden." Damit wendete sich dieses Mal der Mondelf ab und beeilte sich wieder zu den beiden Frauen aufzuschließen. Silivren schaut ihm einen Moment lang verwundert nach, bevor er sich zur Vernunft rief und auch wieder aufschloss, bevor er die anderen verlor.

Es hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich über das eben geschehen zu wundern. Erst sprach der Hexer Tage gar nicht mit ihm, dann das.

Und wieso schien seine Haut an der Stelle in Flammen zu stehen, die Nelith Finger gestreift hatten, als er ihm - erneut - das Haar wieder an dessen richtigen Platz geschoben hatte?
 

Die Zeit, die sie jetzt noch brauchten, um ans Ziel zu gelangen - zumindest hofften alle vier, dass sie am Ziel sein würden - war kaum nennenswert, nach dem sie schon zwei Tage umhergeirrt waren. Mit jedem Schritt wurde der Gesang lauter und bald erhellte sich auch Elarias Gesicht, da sie nun auch endlich hörte was die Elfen schon längst vernommen hatte.

Hinter einer dichten Baumgruppe verborgen hielten sie schließlich an. Nur ein paar Schritte entfernt erstreckte sich eine weite Lichtung. Große Zelte waren Rundherum aufgestellt worden und in Zentrum der Lichtung wurde ausgelassen an einer reichgedeckten Tafel gefeiert.

Die feiernde Gesellschaft bestand fast ausnahmslos aus großen breitschultrigen Männern mit ungepflegtem äußeren, vereinzelt konnte Silivren auch ein paar Frauen ausmachen, doch diese unterschieden sich weder in Statur noch im benehmen von den Männern. Nur eine Person am Kopfende der langen Tafel stach aus dem Bild hervor. Nicht weil sie besonders ungehobelt war, eher im Gegenteil. Die Person saß völlig ruhig auf ihrem Platz, ein arrogantes Lächeln zur schau stellend, dass genau zeigte, wie sehr ihr die anderen Personen zu wider waren. Kurzes silberweißes Haar - den Dunkelelfen erinnerte es an sein eigenes - hing fransig um ein Gesicht, das eine ähnliche Form besaß, wie das Elarias und spitze Ohren aufwies, was Silivren auf elfisches Blut schließen ließ. Die Haut waren von einem dunklen Grauton.

"Es also tatsächlich stimmen, was man sich erzählen." Hörte Silivren Niphredil neben sich wispern und drehte den Kopf in ihre Richtung, so sah er noch wie Elaria nickte.

"Ja...leider. Aber das weiß ich schon länger, ich habe ihn gesehen, als diese Bande uns überfiel. Er hat am Waldrand gestanden und mit genau diesem kalten Grinsen zugeschaut. Das Drowpack ist schon schlimm genug, aber sie bleiben wenigstens unter der Erde wo sie hingehören." Hass triefte aus Elarias Stimme und ihr Gesicht war eine verzerrte Maske des Hasses. "Aber ihre Halbblütige Brut, meint sie könne hier an der Oberfläche tun und lassen was sie wolle."

Silivren schluckte und hoffte einmal mehr, dass Elaria ihn nicht als Drow erkennen würde, wobei er sich gleichzeitig wunderte, dass dies nicht schon längst geschehen war. Als er sich ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen ließ, fiel ihm auf, dass von "unter der Erde bleiben" gesprochen hatte und erinnerte sich daran, wie er diesen Gedanken verworfen hatte, als seine Rüstung zu Staub zerfiel. Aber er hatte wohl nicht unrecht gehabt.

Ein Schauder lief über seinen Körper, als sich vor seinen Augen plötzlich das Bild einer dunklen Höhle materialisiert.

Stalagmiten ragten in die Höhe, umgeben von Pilzwäldern und in der ferne brannten bunte Feenfeuer. Eine riesige Stadt aus dunklem Stein erstreckte sich vor seinen Augen.

Diese Vision nahm sein ganzes Denken und ließen keinen Platz mehr für die Realität. Kälte überkam den Dunkelelfen und er spürte wie er leicht zu zittern begann, dann war verschwand das Bild so schnell wie es gekommen war.

Verwirrt blinzelte Silivren, als ihm langsam wieder bewusst wurde, wo er sich befand. Es konnte nicht allzu viel Zeit vergangen sein, denn Niphredil und Elaria standen noch am selben Platz wie zuvor und auch Nelith hatte sich nicht bewegt.

Was war das gerade gewesen, ein Erinnerungsfetzen?

Silivren blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn Elaria war, trotz Niphredils und Neilth' Einwende auf einen der Bäume gestiegen, die ihnen als Versteck dienten und - Wie hätte es anders kommen sollen? - einer der Äste gab mit einem lauten knacken nach und die blonde Halbelfe landete für alle sichtbar im Gras der Lichtung. Die Banditen schienen nichts mitbekommen zu haben, da sie damit beschäftigt waren sämtlichen Verstand mit Bier zu ertränken. Nur ein paar eisig blaue Augen drehten sich Ruckartig in Elarias Richtung, die Halbelfe erstarrte vor Schreck.

Der hellhaarige Bandenführer starrte einige Zeit Elaria einfach nur an, während die blonde Halbelfe wie versteinert im Gras saß. Die Zeit schien sich zu dehnen und die drei noch immer versteckten Elfen hielten den Amten an, dann kam mit einem Mal wieder Leben in die Szene und der Halbdrow-Bandenführer schoss von seinem Platz in die Höhe.

Er knallte beide Hände auf die Tischplatte, so dass Silivren die Gläser noch bis in das Versteck hören konnte.

"RUHE, IHR VERDAMMTEN HOHLKÖPFE!" brüllte der Halbdrow und sofort wurde es still auf der Lichtung. Die einzigen Geräusche, die Silivren wahrnahmen, war der Gesang der Vögel und Nelith leises Murmel, sowie das Rascheln seiner Robe, als der Elf mit den Armen Gestikulierte. Dann verschwand erst Niphredil, dann der Hexer selber und schließlich verspürte Silivren ein seltsames Kribbeln.

Als er an sich herab sah, sah er nichts. Er war völlig verschwunden.

Dann erklang wieder Nelith gewisperte Stimme und er sich plötzlich wieder sehen, wenn auch nur etwas verschwommen.

"Ich habe uns unsichtbar gemacht und einen weiteren Zauber auf uns gelegt, so dass wir uns nicht gegenseitig aus den Augen verlieren." Silivren hob erschrocken den Kopf als er Nelith direkt vor sich hörte. Etwas verwirrt schaute er in das verschwommene, durchscheinende Gesicht des Mondelfen und nickte.

"Gut hört mir zu, Drow. Hört mir genau zu. Meine Schwester hat einen Plan. Ihr und ich werden hier warten führ den Fall, das Elaria sich nicht alleine rausreden kann. Niphredil wird ein paar Schritte hinter ihr stehen. Sollte etwas schief gehen, was es sicher wird, wartet bis ich einen Zauber gewirkt habe, dann folgt mir....und haltet das Rapier bereit, dass ich euch gab. So bald ihr angreift, verliert der Unsichtbarkeitszauber seine Wirkung, also überlegt euch vorher, wo und wann ihr angreift."

Silivren nickte nur und wendete sich dann wieder der Lichtung zu, neben sich spürte er wie Nelith das selbe tat, da dieser so dicht neben ihm stand, dass sich ihre Arme berührten.

Er fühlte, dass leichte Zittern, das von Nelith Körper besitzergriffen hatte, als sie beobachteten, wie sich die gesamte Räuberbande in einem Halbkreis um Elaria und die unsichtbare Niphredil sammelten und ihr Anführer kam mit langsamen Schritten auf die Halbelfe zu.

Niphredil hatte ihren Bogen locker in der Hand und einen Pfeil auf die Sehne gelegt.

Mit jedem Schritt, das der Halbdrow tat, um so stärker spürte Silivren das Zittern an seinem Arm und er löste seinen Blick von dem Geschehen.

"Alles in Ordnung? Du zitterst..." fragte er leise und bekam sofort einen bösen Blick aus grünen Augen zugeworfen.

"Tu ich nicht."

Der Drow seufzte lautlos. Wieso war Nelith nur so stur?

Aus einem Impuls heraus, umfasste er vorsichtig Nelith Hand und drückte sie leicht. Wieso er das tat wusste er nicht, doch es schien zu wirken, denn auch wenn der Hexer erst zusammenzuckte hörte er auf zu zittern und erwiderte nach kurzer Zeit sogar den Druck der Hand.
 

Während dessen hatte Elaria sich zusammen genommen, war aufgestanden und sogar ein paar Schritte in Richtung des Bandenführers gegangen.

"Was macht ihr hier? Moment...gehört ihr nicht zu dieser Händlerkarawane?" Ein spöttisches Grinsen zierte die Lippen des Halbdrow, als er mit langsamen, raubkatzengleichen Schritten um Elaria herum schlich.

"Seid ihr etwa gekommen um eure Steine wiederzuholen? Ganz schön mutig führ ein kleines Mädchen, wie ihr es seid. Ihr wisst doch noch nicht einmal, wie ihr mit den Dingern (er deutete auf die Krummsäbel) umgehen müsst." Er lachte auf und trat einen Schritt dichter an Elaria heran.

"Ich glaube nicht, dass ihr ausprobieren wollt, ob ich damit umgehen kann oder nicht. Und da ihr ja schon wisst was ich will..." Elaria streckte die Hand aus, mit der Handfläche nach oben.

"Na, na, na. Dummes Kind." Erneut lachte der Bandenführer. "Glaubt ihr wirklich ich mache mir die Mühe, die Steine zu stehlen, nur um sie euch wieder auszuhändigen?" Anstatt einen Beutels mit Steinen legte der Halbdrow seinen eigene, behandschuhte Hand auf Elarias. Er war sichtlich amüsiert.

"Oh nein, so wird dieses Spiel nicht gespielt, Dummchen." Mit dem Zeigefinger der freien Hand stupste er gegen Elarias Nase und seine eisblauen Augen bohrten sich in ihrer, als er ihre Hand umfasste und mit einem Ruck zu sich zog.

"Nennt mir einen Grund, warum ich euch die Steine wiedergeben sollte. Und warum ich euch nicht als Dreingabe handeln sollte." Die Hand mit der er gegen ihre Nase gestupst hatte fuhr nur sanft Elarias Gesichtskonturen entlang. Verärgert schlug diese sie weg.

"Ihr seid ein Widerling, eine verfluchte Drowbrut. Eine Schande für jede Halbelfe und für jeden Halbelfen." Sie spuckte der Bandenführer ins Gesicht.

Ein paar der Bandenmitglieder wurden unruhig, allerdings wischte sich der Halbdrow nur den Speichel von der Wange, als würde er es gar nicht richtig bemerken.

"Ein seltsamer Grund, findet ihr nicht?"

Elaria holte tief Luft und verzog das Gesicht hasserfüllt.

"Ihr habt doch gar keinen Schimmer davon, was ihr da überhaupt gestohlen habt!"

"Ich weiß mehr, als ihr denkt. Ich weiß zufälligerweise genau, was ich gestohlen habe. Genauso weiß ich um eure Freundin, die gerade ihren Bogen auf mich richtet." Die eisblauen Augen schauten an Elaria vorbei, direkt zu der noch immer unsichtbaren Niphredil, dann gab er mit einer Hand ein Zeichen zu seinen Leuten.

"Denkt gar nicht erst daran, den Pfeil loszulassen, Elfe."

Aus der Menge lösten sich vier besonders breite Kerle und kamen auf Elaria und Niphredil zu.
 

"Jetzt." Hauchte Nelith und entzog Silivren wortlos seine Hand. "Haltet euch bereit."

Dem Drow blieb gar keine Zeit um der wärme von Nelith Hand nachzutrauern, denn innerhalb von Sekunden wurde der Hexer wieder völlig sichtbar und aus seinen Fingern schoss eine Salve bläulichweiße Kugelgeschossen auf die vier Räuber zu. Noch während dies auf dem Weg waren, wirkte Nelith schon einen weiteren Zauber, der eine schwach rotschimmernde Kuppel entstehen ließ, die den Großteil der vorstürmenden Räuber aussperrte.

Dann setzte der Hexer sich in Bewegung und lief hinaus auf die Lichtung, dicht gefolgt von dem noch immer unsichtbaren Drow.

Den Halbdrow hatte das ganze restlos überrascht und er brauchte einige Zeit bevor er sich wieder gefasst hatte, dieser kurze Moment reichte Elaria um sich aus seinem Griff zu befreien und ihre Krummsäbel zu ziehen, während Niphredil ihren Pfeil auf den der vier Räuber abschoss, den Nelith Geschosshagel nicht niedergestreckt hatte.

"VERDAMMT!" fluchte der Halbdrow, während er vor Elarias gekonnten Schlägen - wenigstens etwas das sie konnte - zurückwich und nach seinem eigenem Schwert griff um die Attacken abzuwehren.

Niphredil hatte inzwischen ihren Bogen an ihren Bruder abgegeben, der rot und weißglühende magische Pfeile auf die Räuber abschoss, die es in die Barriere geschafft hatte, bevor sie sich schloss und sie selber hielt ihr langes Jagdmesser in der Hand, mit dem sie sich gleich gegen zwei Angreifer verteidigte.

Silivren stand ein Stück hinter Nelith, unschlüssig, was er tun sollte. Er wollte nicht, dass das ganze so endete, wie im Lager der beiden Elfen.

Die Entscheidung nahm ihm schließlich eine der wenigen Frauen der Räuberbande ab, die es irgeendwie geschafft hatte an Niphredil vorbei zu kommen und jedem von Nelith Pfeilen auszuweichen. Sie wirbelte eine Axt mit beiden Händen über ihrem Kopf umher und stieß einen Kampfschrei aus. Der Hexer bemerkte sie zu spät um einen weiteren Pfeil zu beschwören und folgte mit entsetztem Blick wie die Frau näher kam und mit ihrer Axt ausholte.

Gleichzeitig schoss Silivren - noch immer unsichtbar - hervor, das Rapier fest in der Hand.

Wie von Geisterhand stoppte die Frau mitten in der Bewegung und die Axt glitt ihr aus den Händen und auf ihrer Brust breitet sich ein Blutfleck aus, dann erschien Silivren flackernd vor ihr. Der Rapier steckte bis zum Anschlag in ihrem Brustkorb und war auf der anderen Seite wieder ausgetreten. Er musste die Lunge erwischt haben, denn die Frau hustete Blut und kippte dann tot hintenüber; wie von alleine glitt die blutbeschmierte Klinge aus ihr heraus.

Silivren drehte sich um, um zu sehen, ob Nelith in Ordnung war. Dieser sah erleichtert aus und er lächelte dankbar. Silivren lächelte ebenfalls.

Das dem Drow die Kapuze vom kopf gerutscht war, viel beiden im Eifer des Gefechts nicht auf.

"Nelith! Die Barriere! Sie zusammenbrechen!" ertönte Niphredils Stimme angestreng und der Augenkontakt zwischen Nelith und Silivren brach ab, als der Hexer sich abwandte, um einen neuen Zauber zu wirken. Auch Silivren brachte sich wieder in den Kampf ein und streckte jeden nieder, der es wagte ihm oder Nelith zu dicht zu kommen und verschaffte diesem Zeit zu Zaubern. Er war überrascht, dass er noch immer völlige Kontrolle über seinen Körper hatte. Während er gekonnt Schläge parierte und Konterte, während er selber nur wenig abbekam.

Die Lichtung war erfüllt von Kampfgeräuschen und surrenden Zaubern. Eiszapfen hagelten an einer Stelle aus dem nichts zu Boden, Flammengeschosse durchschnitten immer wieder die Luft und Angreifer schrieen gepeinigt auf, wenn sie mit einem der vereinzelten Säuregeschossen in Berührung kamen.

Am ende war es Nelith Zaubern zu verdanken, dass die kleine Gruppe siegte.

Die ehemaligen Gefolgsleute des Halbdrow langen entweder tot, verletzt oder besinnungslos am Boden, während Elaria ihm in dem Moment das Schwert aus der Hand schlug, als er durch einen flackernden Flammenpfeil kurzzeitig abgelenkt war. Unsanft versetzte sie ihm einen Tritt mit dem Stiefel, der ihn Rückwärts gegen einen der umstehenden Baum taumeln ließ, dann hielt sie ihm die gekreuzten Klingen ihrer Säbel an die Kehle.

"Ich sagte ja, dass ihr nicht ausprobieren wollt ob ich mit den "Dingern" umgehen kann, Abschaum!" zischte die blonde Halbelfe.

Hinter ihr kamen Nelith und Niphredil gefolgt von Silivren vorsichtig auf sie zu. Der Boden rot gefärbt war rutschig vom geflossenen Blut.

Der Drow hatte irgendwann im Kampf seinen Umhang verloren und war nun völlig unverhüllt, abgesehen von seiner roten Tunika und der schwarzen Hose.

"Ich gebe zu ihr seid gut, Kind. Aber..." der Halbdrow brach mitten in seinem Satz ab und starrte an Elaria vorbei Silivren an.

Entsetzt stellte der Drow fest, dass er seinen Umhang verloren hatte. Seine schwarze Haut und seine schlohweißen Haare waren für jeden offen sichtbar.

Plötzlich grinste der Halbdrow wieder und blickte Elaria wieder an, die ihn nicht einen Moment aus den Augen gelassen hatte.

"Ihr nennt mich Abschaum?" Er lachte wieder auf und das spöttische Grinsen von zuvor legte sich wieder auf seine Gesicht.

"Aber ihr reist mit einem Drow." Besonders das letzte Wort betonte er und Elarias Augen weiteten sich, bevor ihr Kopf herumruckte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nirinna
2005-07-23T18:59:53+00:00 23.07.2005 20:59
Hallo,
ich bins mal wieder, irgendwie habe ich das update übersehen.
Deine Geschichte gehört mittlerweile mit zu meinen Lieblingsgeschichten, ich mag deinen Schreibstil und natürlich die Charaktere.
Ich kann es immer kaum erwarten bis der nächste Teil erscheint und in diesem Sinne hoffe ich auch, dass es bald weiter geht.
Tschüß


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