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Bittersweet Feelings

von

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Der Morgen danach

Autor: CatherineMiller

Titel: Bittersweet Feelings

Fandom: Weiß Kreuz

Kapitel: Der Morgen danach

Teil: 21/?

Pairings: RanxNagi; BradxKen; SchuldigxYohjixSchuldig; FarfxOmi

Warnungen: noch keine
 

So meine Lieben... nach (fast auf den Tag genau) zwei Jahren der Abstinenz melde ich mich hiermit jetzt endgültig zurück an der Schreibfront. Es geht also weiter, langsam vielleicht aber es wird auch hier mit meinem Baby wieder vorwärts gehen. Ich mache jetzt mal keine Versprechungen, wann es das nächste Kapitel gibt, aber momentan bin ich relativ schreibwütig, von daher gibt es Anlass zur Hoffnung, dass es diesmal deutlich schneller gehen wird XD
 

Eine kleine Sache am Rande: Ich habe leider (aus privaten Gründen) keine Betaleser für diese Story mehr, weswegen sich die Tippfehler wahrscheinlich häufen werden >:< Wenn jemand Interesse an dem Job hat, einfach melden, ich beiße nicht und bin auch sonst ziemlich harmlos.
 

In jedem Fall würde es mich freuen, wenn es noch ein paar Treue gibt, die BF noch nicht vergessen haben und wie immer würde ich mich über Kommis jeder Art sehr freuen ^^
 

Auch wenn das Kapitel diesmal recht kurz ausgefallen ist, wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen und Rätseln xD
 


 


 

Angenehme Wärme hüllte ihn ein wie ein schützendes Mantel. Zufrieden brummend mummelte sich Yohji tiefer in die Decke ein und krauste die Nase ein wenig. Er wollte noch nicht aufstehen, auch wenn ihm sein Gefühl sagte, dass es sicher schon kurz vor Mittag war. Doch er wollte die Ruhe, die ihn umgab nicht zerstören. Und eigentlich wollte er auch gar nicht wissen, wer sich da von hinten an ihn schmiegte und einen Arm um seine Hüfte gelegt hatte.
 

Es würde ohnehin nur wieder eine seiner üblichen Bettbekanntschaften sein, die ihn nach dem Aufwachen höflich aber bestimmt zum Gehen aufforderte. Yohji runzelte die Stirn. Warum war er eigentlich noch hier? Normalerweise verschwand er doch sofort wieder, sobald er bekommen hatte, was er wollte – entweder auf zu neuen Jagdgründen oder nach Hause in sein eigenes Bett, um seinen Rausch auszuschlafen und sich am nächsten Tag von seinem Anführer aus dem Bett werfen zu lassen. Zumindest konnte er sich daran erinnern, dass er heute frei hatte, also würde er seinen Kopf wohl behalten dürfen, obwohl es schon so spät war.
 

Immerhin spürte Yohji, dass es sich bei der anderen Person um einen Mann handeln musste, der Körper war einfach zu kräftig, zu muskulös und zu groß für eine Frau. Außerdem hatte er bei Frauen noch nie so ein sicheres Gefü... Seine Augen öffneten sich ruckartig und er konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, senkrecht im Bett zu sitzen.
 

Ein Kerl. In seinem Bett. Oder umgekehrt. Yohji unterdrückte ein hysterisches Lachen und einen akuten Anfall von Panik. Wie viel hatte er gestern um Himmels willen gesoffen?! Nicht, dass er es nicht schonmal mit einem Kerl ausprobiert hätte, aber das war ihm auch der eindeutige Beweis gewesen, dass er absolut stockhetero war. Straight. Nur auf Frauen fixiert.
 

Und ganz offensichtlich noch immer unter Drogen, denn die Hysterie, die seine Gedanken für ein paar Herzschläge durcheinandergewirbelt hatte und dafür sorgte, dass er steif wie ein Brett in dem erstaunlich bequemen Bett lag, flaute langsam wieder ab. Er zwang sich, tief durchzuatmen und die Lage zu sondieren.
 

Erst mal rausfinden wo er hier war und vor allem, mit wem er hier gelandet war. Wenn er Glück hatte, war das wenigstens nicht Frankensteins Essenträger und er, Yohji, konnte weiterhin in den Spiegel schauen, ohne sofort das große Würgen zu bekommen.
 

Vorsichtig, um seinen Bettnachbarn nicht zu wecken, tastete der Blonde unter der Decke nach hinten, traf auf die warme Haut eines flachen Bauches, der sich eng an seinen Rücken drückte. Der Blonde forschte weiter und fand ein ziemlich ansprechendes, nacktes Hinterteil.
 

Nicht, schlecht, was er sich da an Land gezogen hatte. Wenn er sich nun auch noch an das dazu gehörige Gesicht erinnern könnte, wäre er ja fast wunschlos glücklich. Und natürlich, wenn das hinter ihm kein Kerl wäre sondern eine Frau. Immerhin war er ja immer noch hetero, das bestätigte ihm seine kurz aufflackernde Panik erneut, als er intensiv in sich hineinlauschte. Allein der Gedanke, irgendwas mit einem... Mann zu tun verursachte ihm schon leichte Übelkeit und ein unangenehmes Kribbeln entlang der Wirbelsäule. Jep, definitiv hetero, das beruhigte ihn wieder ein wenig.
 

Yohji konzentrierte sich und langsam kamen die Bilder wieder, nach denen er gesucht hatte, wenn auch noch verschwommen. Er musste eine ganz Menge getrunken haben, wenn er sich bei DIESEM Hintern – und dem wohl zugehörigen MANN - nicht an mehr erinnerte als die Cocktails, die er sich hinter die Binde gekippt hatte, bevor Schuldig ihn zum Tanzen gebracht hatte und...
 

Mit einem Mal war er hellwach und saß diesmal wirklich senkrecht im Bett. Der fremde Arm glitt von seinem Körper und der zugehörige Körper drehte sich grummelnd auf die andere Seite, schien von der Aktion seines Bettnachbarn allerdings nicht wach zu werden.
 

Yohji wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte oder am Besten einfach nur auf der Stelle sterben. Er traute nicht, sich umzudrehen. Aber immerhin bestand noch die klitzekleine, winzige, verschwindend geringe Chance, dass er sich nach seinem... ähem... Tanz mit dem Orangehaarigen einfach jemanden gesucht hatte – jemanden mit einem überaus attraktiven Hinterteil und unzweifelhaft männlich - den er dann begleitet hatte. Denn soviel sagte ihm ein vorsichtiger Rundumblick: das hier war kein Hotelzimmer, das war ein geschmackvoll eingerichtetes Schlafzimmer, allerdings nicht sein eigenes.
 

Aber das hatte er auch schon vorher gewusst. Denn erstens fühlte sich sein Bett anders an, zweitens roch es bei ihm nicht so wie hier und drittens nahm er nie jemanden mit ins Koneko. Nicht unbedingt aus Rücksicht auf seine Kollegen, sondern vielmehr um sich gewaltigen Ärger mit seinem Anführer zu ersparen, der noch unleidlicher war, wenn er in seinem Nachtschlaf gestört wurde.
 

Von seinen wirren Gedanken kurzzeitig abgelenkt schüttelte Yohji den Kopf und wandte sich wieder dem aktuellen Problem zu. Er schalt sich selbst einen Feigling, schließlich konnte er ja nicht ewig hier sitzen bleiben. Spätestens wenn sein Bettpartner erwachte und es derjenige war, den er befürchtete, brannte das Eis. Er musste hier weg, so schnell wie möglich. Aber vielleicht irrte er sich ja auch...
 

Der Blonde atmete noch einmal tief durch und drehte sich dann wie in Zeitlupe um. Zunächst sah er nur einen Wust von langen, orangefarbenen Haaren, der halb unter einer dunkelblauen Decke begraben lag, aber allein das ließ seinen Adrenalinspiegel fast überkochen. Nicht einfach nur ein Kerl – damit hätte er ja noch vielleicht irgendwann normal weiterleben können! – nein, es musste ja ausgerechnet DER sein!
 

Er musste sich wirklich beherrschen um nicht augenblicklich seiner momentanen Stimmung nachzugeben und postwendend aus dem Fenster zu springen. Er hatte keine Ahnung, in welchem Stockwerk er sich befand, aber es würde schon reichen. Ganz ruhig. Alles fein, alles gut... nur nicht aufregen! Einatmen. Ausatmen. Nicht hysterisch werden. Er war ein Profi, ein Ladykiller... und anscheinend auch noch ein Gentlemankiller. Besser nicht zu viel darüber nachdenken.
 

Yohji riss sich zusammen, schloss gepeinigt die Augen und versuchte, seinen rasenden Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. Ok, dann hatte er eben eine Nacht mit Schuldig – mit Mastermind! – verbracht... na und? Sowas passierte eben, wenn man zu viel getrunken hatte, das war doch nichts Weltbewegendes.
 

Wäre da nicht diese nervige Stimme in Yohjis Innerem gewesen, die ihn irre kichernd ankreischte und giggelte, ob er denn noch bei Trost wäre, hätte er sich das auch sicher einreden können... irgendwann. Aber so tauchte er langsam wieder aus dem Schutzmechanismus auf, der ihn gerade davon abgehalten hatte aus dem Fenster zu springen und orientierte sich erst einmal.
 

Seine antrainierten Instinkte sprangen an – nachdem sie von ihrem Wochenendtrip zurückgekehrt waren – und er sucht als erstes den Ausgang, dann seine Kleidung, die er auf einem Stuhl entdeckte. Soweit so gut.
 

Millimeter für Millimeter schob er sich aus dem Bett, immer darauf bedacht, Schuldig nicht zu wecken. Was passierte, wenn der jetzt wach wurde, das wollte er sich lieber nicht ausmalen, nicht einmal in Gedanken. Er schlüpfte lautlos unter der Decke heraus, darin hatte er wenigstens Übung.
 

Schnell schlich er durch das Zimmer und schnappte sich seine Hose. Unterwäsche hatte er sowieso keine getragen und selbst wenn, wäre es ihm wohl gerade egal gewesen. Er wollte sich nur so schnell wie möglich bedenken und dann nichts wie weg hier, solange er noch lebte.
 

Es raschelte hinter Yohji und der Killer zuckte herum, alle Muskeln gespannt in Erwartung eines Angriffes von Seiten des Telepathen. Doch nichts geschah. Der Orangehaarige hatte sich lediglich auf die andere Seite gedreht, doch die Lider über den grünen Augen blieben weiterhin fest geschlossen. Die langen Strähnen hingen ihm wirr und zerzaust in die Stirn, ließen ihn jünger aussehen, wohl auch dadurch bedingt, dass nicht das übliche, sadistische Grinsen auf den Lippen lag.
 

Und Yohji hatte gestern EINDEUTIG zu viel getrunken! Er hatte ja immer noch soviel Restalkohol im Blut um absolut kranke Gedanken zu hegen. Was zum Henker war in diesen Drinks gewesen? Drogen? Halluzinogene? Tranquillizer? Jetzt fing er schon an, seinen Feind zu betrachten, anstatt zu flüchten. Ok, nach dem Pakt von Oracle und Abyssinian war der Kerl vielleicht kein richtiger Feind mehr, aber trotzdem! Keine Ahnung was der nun genau war, aber allein die Tatsache, dass der nicht WEIBLICH war... wie auch immer!
 

Der Blonde war nahe dran, seinen Kopf gegen die nächste Wand zu hämmern in der Hoffnung, dass er dadurch wieder klarer wurde. Aber das hätte den Besitzer des Zimmers eventuell geweckt, also lieber kein Risiko eingehen.
 

Kaum dass er sich sein Shirt über den Kopf gestülpt hatte, schnappte er sich seine Uhr und die Schuhe. Seine Socken vergaß er in der Eile, aber das war ihm dann auch egal. Auf Zehenspitzen schlich er aus dem Zimmer, durch den halbdunklen Flur zur Eingangstür. Die fand er zum Glück auf Anhieb und sie war auch noch unverschlossen. Das Glück war mit den Dummen.
 

Lautlos verließ Yohji die Wohnung, lehnte sich von außen erstmal gegen die Tür. Großer Gott, was hatte ihn nur geritten, dass es zu solch einer Situation gekommen war? Das hieß, IHN hatte die letzte Nacht offensichtlich gar nichts geritten, nachdem sein Hinterteil keinerlei Proteste anmeldete. Wenigstens etwas. Ansonsten hätte er wirklich gar nicht mehr in den Spiegel schauen können.
 

Warum konnte er sich bitte an nichts mehr erinnern? Er kam noch ziemlich genau bis zu der Stelle, an der ihr Tanz durch den Kuss unterbrochen worden war. Und wow! DAS war ein Kuss gewesen, das musste selbst er zugeben. Kein kleines Geknutsche oder sowas. Der hatte ihn glatt alles um sich herum vergessen lassen. Das hatte seit Jahren niemand mehr geschafft!
 

Yohji schloss gequält die Augen. Trotzdem war das keine Entschuldigung dafür, dass er mit Schuldig die Nacht verbracht hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben verfluchte er seine Neigung, nur sehr selten ein sexuelles Abenteuer abzulehnen, auch wenn ihm das mit einem Mann erst ein einziges Mal passiert war. Und das auch nur aus Neugierde.
 

Wenn das mit Mastermind rauskam, wäre die Hölle ein geschmeichelter Begriff für das, was ihm bevorstand. Von seinem eigenen Anführer mal ganz abgesehen, würde Oracle ganz sicher auch nicht gerade begeistert sein. Und wenn er aus diesem Grund ihr Abkommen kündigte, dann...
 

Yohji wurde schlecht. Besser, er dachte gar nicht erst weiter, sonst würde er noch verrückt werden. Er atmete tief durch und zwang seine Nerven dazu, sich einigermaßen zu beruhigen. Immerhin hatte er es schonmal geschafft, die Wohnung lebend zu verlassen. Jetzt musste er herausfinden, wo er sich befand und wie er am Besten wieder nach Hause kam.
 

Er schlüpfte in seine Schuhe, die er immer noch in der Hand trug und stieß sich von der Tür ab. Als erstes weg hier. Vergeblich suchte er seine Zigaretten. Scheiße.

Aya würde ihn umbringen.
 

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Er hörte das leise Klicken seiner Eingangstür und hob langsam die Lider. Ein träges, zufriedenes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit und die grünen Augen funkelten leicht, als er sich etwas aufrichtete, zum Nachttisch rüberbeugte und nach den Zigretten angelte, die dort deponiert waren.

Das Kätzchen war verwirrt. Gut so.
 

Schuldig streckte sich leicht und zündete sich eine der Zigaretten an, inhalierte genüsslich den Rauch und schloss die Augen wieder. Yohjis Geruch hing noch in seinem Bett, ein Umstand, den er nicht einmal als unangenehm empfand. Im Gegenteil. Da konnte er auch getrost das nervige Pochen in seinem Oberarm ignorieren, dass Schuldig sagte, dass der gestrige Abend keine wirklich grandiose Idee gewesen war. Die Schusswunde machte sich bemerkbar und das nicht zu knapp. Die Schmerzmittel, die er vor seinem Discobesuch eingeworfen hatte, hatten ihre Wirkung verloren. Wie lästig.
 

Zumal er schon seit fast einer Stunde wachlag und versuchte, das Ziehen und Stechen zu ignorieren, dass unter dem Verband wühlte. Nur hatte er sich irgendwie nicht recht aufraffen können, das Bett zu verlassen. Die Nähe des Kätzchens war irgendwie... angenehm gewesen.
 

Ungewohnt, aber nicht lästig wie bei den meisten, die schon in diesem Bett gelandet und auch genauso schnell wieder daraus verschwunden waren. Und der angenehme, dezente Duft, der noch immer in seinem Kissen haftete, veranlasste ihn dazu, nur an seiner Zigarette zu ziehen und den Schmerz weiterhin zu ignorieren, so gut es eben ging.
 

Allerdings wurde seine nachdenkliche Stimmung wenig später jäh unterbrochen. Mürrisch runzelte sich Schuldigs Stirn, als das Telefon auf dem Nachtkasten neben seinem Kopf klingelt. Er warf einen Blick auf die Nummer, die ihm auf dem Display angezeigt wurde und verdrehte die Augen. Na ganz klasse. Seufzend steckte er sich die Zigarette in den Mundwinkel und hob ab, um seine Standpauke entgegenzunehmen.

„Guten Morgen, liebster Brad. Was kann ich für dich tun?“, fragte er gelangweilt.
 

»Du spielst ein gefährliches Spiel«, tönte ihm die ruhige, kühle Stimme seines Anführers aus dem Hörer entgegen. Täuschte er sich oder schwang da wirklich ein Hauch von Besorgnis mit?
 

Schuldig setzte sich anständig hin, nahm sogar die Zigarette aus dem Mund, nachdem er noch einmal daran gezogen hatte. Er blies den blauen Dunst aus.
 

„Was hast du gesehen?“, fragte er ernst, aber nicht übermäßig verunsichert. Wäre es etwas Gravierendes, hätte Brad den vorigen Abend verhindert, da war er sich sicher.
 

»Nichts. Noch nicht. Es war nur...« Ein kurzes Zögern, das Schuldig erst recht aufhorchen ließ. »... ein Gefühl.« Eine kurze Pause. »Komm her, es gibt Arbeit.«
 

Der plötzliche Themenwechsel verwirrte Schuldig ebenso wie die vorangegangene Aussage. Brad und Gefühl? Moment, entweder der Mann war krank – was in dieser Art noch nicht vorgekommen war, seit sie sich kannten – oder er wusste, dass etwas passieren würde und seine Visionen ließen ihn im Stich. Wieder mal.
 

Schuldig wusste nicht, welche der beiden Varianten er nun bevorzugen sollte.

„Ok.“ Damit legte er auf und schwang die Beine aus dem Bett. Vielleicht hatte Brads Ahnung ja gar nichts mit ihm zu tun. Der Telepath fing an zu grübeln, während er ins Bad wanderte und dort die Dusche aufdrehte, nachdem er sich aus dem Spiegelschrank neben der Tür ein paar kleine, rosafarbene Tabletten gefischt hatte. Die Zigarette landete unbeachtet im Waschbecken und wurde gewässert, damit sie keinen Schaden auf dem Porzellan anrichtete.

Arbeit, das bedeutete einen Besuch bei Takatori oder etwas ähnlich Widerliches.

Wundervoller Start in den Tag. Aber wenigstens hatte er dank Yohji seine täglichen Streicheleinheiten schon bekommen.
 

Allerdings hatte er intelligenter Weise übersehen, dass sein Verband vielleicht nicht nass werden sollte. Naja, jetzt wars sowieso zu spät, da machte es auch nichts mehr, wenn er noch ein wenig seinen Gedanken nachhing, das Pochen würde sowieso früher oder später gegen den Schmerzkiller verlieren.
 

Grinsend stellte er sich ganz unter den warmen Wasserstrahl und malte sich genüsslich aus, was er mit dem Wissen, über das der Playboy offensichtlich nicht verfügte, alles anfangen konnte. Und er nutzte seine lebhafte Fantasie sehr ausgiebig.
 

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Seufzend stützte sich Brad auf dem Fensterbrett auf und betrachtete stirnrunzelnd sein übernächtigt wirkendes Gesicht, dass sich in der Glasscheibe widerspiegelte. Unter seinen Augen zeichneten sich leichte Ringe ab und der abgespannte, müde Ausdruck seiner Züge ließen ihn mindestens zehn Jahre älter wirken als er eigentlich war.
 

Er hatte nicht gut geschlafen, eigentlich gar nicht. Nur ab und an war er in einen unruhigen Dämmerzustand gefallen, der seinem Körper mehr Energie abverlangte, als dass er ihm die dringend benötigte Ruhe schenkte.
 

Brad machte sich Sorgen, das konnte er nicht leugnen. Und er fragte sich, ob er das Richtige getan hatte. Ein Zustand, den er hasste und nur schwer ertrug. Er war niemals unsicher, nie zögerlich und schon gar nicht unentschlossen. Er tat, was er tun musste, weil er die Gewissheit hatte, dass es das Richtige war. Das Richtige für sein Team, dessen einzelne Mitglieder und nicht zuletzt auch meistens für sich selbst.
 

Doch dieses Mal war es anders. Brad hatte mehrere Optionen zur Verfügung gehabt und er hatte sich für eine entschieden, dazu musste er jetzt stehen. Ob sie zum gewünschten Erfolg führen würde, wusste er noch nicht, so weit hatten ihn seine undeutlichen Visionen nicht sehen lassen.
 

Nicht zum ersten Mal in seinem Leben verfluchte der Amerikaner seine unbeständige Gabe. Sie war zu abhängig von zu vielen Faktoren, nicht zuletzt von der Berechenbarkeit seiner Umwelt. Und wie um Himmels willen sollte man etwas berechnen, das nicht berechenbar war? Takatori, Farfarello... Schuldig. Es wurden immer mehr Unbekannte in der Gleichung die sich wieder und wieder in seinem Kopf abspielte.
 

Sein Gefühl schrie ihm zu, dass er den gestrigen Abend hätte verhindern müssen, dass Schuldig sich nicht zu intensiv mit dem gegnerischen Team beschäftigen durfte, dass.... Aber sein Verstand und sein Kalkül sagten ihm, dass das genau das Richtige war.
 

Indem er Schuldigs Spieltrieb auf andere Opfer umlenkte, sorgte Brad dafür, dass der Feuerkopf Abyssinian in Ruhe ließ. Im Normalfall wäre es ihm mehr als egal gewesen, ob Schuldig den gegnerischen Leader nun in den Wahnsinn trieb oder nicht, aber diesmal stand zu viel auf dem Spiel. Nicht zuletzt Nagis Sicherheit und ihrer aller Zukunft.
 

Zum Teufel, das klang eindeutig zu pathetisch, auch wenn Brad nicht umhin kam, ein Fünkchen Wahrheit darin zu finden, wie er mit einem bitteren, zynischen Lächeln feststellen musste.
 

Das Konstrukt aus Verbindungen, Visionen und Plänen, dass er in den letzten Jahren sorgfältig aufgebaut und geschmiedet hatte, war mit dem steigenden Maß an Verrücktheit seitens Takatori gefährlich ins Wanken geraten. Nun drohte alles zu zerbrechen, worauf er hingearbeitet hatte. Und wieso? Weil er als Leader nicht die Fähigkeit einer absolut zuverlässigen Gabe besaß. Da half auch kein Schönreden etwas. Brad war in diesem Fall der Dreh- und Angelpunkt. Sein Team verließ sich auf ihn, jeder Einzelne ging davon aus, dass er wusste, was er tat. Weil es immer so gewesen war. Und weil es immer so bleiben würde.
 

Entschlossen straffte der Dunkelhaarige die breiten Schultern und der bittere Ausdruck machte seinem üblichen, überlegenen Platz. Er würde nicht versagen, niemals. Dieser Tag würde nicht kommen, weder heute, noch irgendwann. Dafür war das Risiko zu groß.
 

Brad spielte ein gefährliches Spiel und das komplizierte Gebilde, die Mischung aus berechnender Loyalität zu Takatori und gleichzeitig der Verrat an demselben würde dem Druck nicht mehr lange standhalten. Nur noch ein bisschen mehr Zeit, ein kleinwenig.

Wenigstens war Nagi vorerst in Sicherheit. Bei ihnen galt er offiziell als vermisst gemeldet, war von einem Botengang nicht mehr zurückgekehrt. Verbleib unbekannt. Und bis man ihnen einen neuen Hacker zuteilte, konnte er auch leider nicht effektiv auf die Suche nach dem verschwundenen Jungen gehen, wie schade aber auch, immerhin war der Kleine ein fähiger Mitarbeiter.
 

Brads Mundwinkel zuckten leicht, während er den Platz am Fenster verließ und sich wieder an seinen Schreibtisch setzte. Der Moment der Melancholie war verstrichen, seine Selbstsicherheit hielt wieder in ihm Einzug. In jedem Spiel musste es einen Verlierer geben und der würde ganz sicher nicht er sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Mia
2009-06-27T23:30:26+00:00 28.06.2009 01:30
Was ein Zufall
Nach ganzen Zwei Jahren habe ich beschlossen eine meiner liebsten Fanfics aus meiner absouluten Weiß-Kreuz Hype Zeit nochmal zu lesen (einfach weil es mir bei Brad und Ken im Supermarkt allein bei der Erinnerung die Lachtränen in die Augen getrieben hat) und was sehe ich, nach zwei Jahren geht die FF ja dann sogar weiter *_*

Trifft sich gut, ich verspreche, ich werde am Ball bleiben ^^
Ich hoffe du auch und ein weiteres Upload folgt.

Gruß
Hayner

PS: Ich mag deinen Schreibstil sehr gerne ^^ Damals wie heute
Von:  Drakea
2009-02-20T20:20:07+00:00 20.02.2009 21:20
Welch ein Zufall.
Da kommt man einmal in zwei Wochen auf Animexx vorbei und stolpert über eine Geschichte, die man schon lange abgeschrieben hat.
Schön das du weiterschreibst :)

Nach dieser Zeit komme ich leicht wieder in die Fanfic und das geschehen hin. Wobei ich mich nicht daran erinnern konnte, dass Schuldig angeschossen wurde. Aber ich will jetzt auch nicht die anderen Kapitel nachlesen. *Schusswunde hinnehm*

Tja, lieber Yohji. Da sieht man mal wieder - Alkohol ist nicht dein Freund. Er Dinge nur schlimmer.
Aber was mich verwirrt ist, dass du schreibst, nachdem Yohji Schuldig erkannt hat, sich immer noch bei ihm bedanken wollte. Kommt mir unsinnig vor. Einerseits hat Yohji Angst vor Schuldig und das er aufwacht und auf der anderen Seite will er Danke sagen, wo Schuldig wach sein sollte.
Das Yohji ohne ein Ton abhaut passt da besser ins Bild. Wobei ich nicht gleich vor der Wohnungstür stehen geblieben wäre.

Die anderen zwei Teile des Kapitels passen auch. Und bringen auch ihre eigene Stimmung rüber.
Der unbekümmerte Schuldig, der in seinem Bett lümmelt und genießt (und auch leidet)
und der nervlich belastete Brad, der sich "für den Nabel seiner kleinen Welt hält". Was er eigentlich auch ist.

Soweit so gut.
Hoffentlich geht es weiter. Irgendwann. Und es spielt wieder ein Zufall mit.
Von:  yinni
2009-02-19T16:53:04+00:00 19.02.2009 17:53
Yay, es geht weeeeiter!!! *freu*
Ein wunderschönes Kapitel, leider wusste ich net mehr ganz worum es in deiner FF geht... wäre ein Grund deine FF nochmal komplett durchzulesen *überleg*
Die Sicht aus Yohji hast du echt genial beschrieben. An einigen Stellen musste ich sogar schmunzeln und ich habe mich auch ein bissel wie Yohji gefühlt. Wie gesagt, ich weiß net mehr worum es geht... *schäm*
Schade, dass Schuldig net gezeigt, das er wach ist. Ich hätte gern gesehen, wie Yohji reagiert hätte x3

Mach weiter so! ^^

P.S. Ich hoffe, das nächste Kapitel braucht keine zwei Jahre xD
P.P.S. Falls du noch nen Betaleser sucht, ich würde mich anbieten ^^


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